TV-Tipp für den 27. Oktober: Midsommar

Oktober 26, 2022

Servus TV, 22.00

Midsommar (Midsommar, USA 2019)

Regie: Ari Aster

Drehbuch: Ari Aster

Der in den USA studierende Pelle lädt seine Mitstudierenden ein, an dem nur alle neunzig Jahre stattfindendem Mittsommerfest seiner Gemeinde teilzunehmen. Sie begeben sich in die schwedische Einöde und erleben dort freundliche Eingeborene, drogengeschwängerten Freigeist und mittelalterliche Mystik. Dass es sich dabei um ein Opferritual handelt, ignorieren sie.

Extrem langsam, in wunderschönen Bildern erzählter Mix aus Folk Horror und Ingmar Bergman. Das ist, in der richtigen Stimmung genossen, ein beeindruckender Horrorfilm der anderen Art. In der falschen Stimmung ist dann sogar das Beobachten trocknender Farben spannender.

Servus TV zeigt anscheinend die 150-minütige Kinofassung. Auf DVD/Blu-ray erschien eine ebenfalls vom Regisseur abgesegnete dreistündige Fassung des Films.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Florence Pugh, Jack Reynor, William Jackson Harper, Will Poulter, Vilhelm Blomgren, Gunnel Fred, Ellora Torchia, Archie Madekwe

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Facebook-Seite zum Film

Moviepilot über „Midsommar“

Metacritic über „Midsommar“

Rotten Tomatoes über „Midsommar“

Wikipedia über „Midsommar“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ari Asters „Hereditary – Das Vermächtnis“ (Hereditary, USA 2018)

Meine Besprechung von Ari Asters „Midsommar“ (Midsommar, USA 2019)


TV-Tipp für den 6. August: Sing Street

August 5, 2021

Arte, 20.15

Sing Street (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016)

Regie: John Carney

Drehbuch: John Carney

Dublin in den Achtzigern: Der schüchterne 15-jährige Conor verliebt sich in überirdisch schöne und unerreichbar coole Raphina. Um sie zu beeindrucken, bietet er ihr sofort eine Rolle in einem Musicclip seiner Band an. Dummerweise hat er noch keine Band und auch noch keine Freunde an der neuen Schule. Conor will alle diese Probleme lösen. Außerdem stehen seine Chancen bei Raphina gar nicht so schlecht. Denn ihr Freund hört Phil Collins.

Wunderschöner Coming-of-Age-Film, Musikfilm, Bandbiopic (einer fiktiven Schülerband), eine halbe Kulturgeschichte (vor allem die Rock- und Popmusik der achtziger Jahre) und Liebesfilm.

Mehr Begeisterung in meiner ausführlichen Besprechung.

Danach zeigt Arte eine Doku über die Beatles (um 21.55 Uhr), eine über Countrysänger Townes Van Zandt (um 23.45 Uhr) und ein Konzert von Nick Cave (um 01.55 Uhr).

mit Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Jack Reynor, Maria Doyle Kennedy, Aiden Gillen, Kelly Thornton, Ben Carolan, Mark McKenna, Percy Chamburuka

Hinweise

Moviepilot über „Sing Street“

Metacritic über „Sing Street“

Rotten Tomatoes über „Sing Street“

Wikipedia über „Sing Street“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Carneys „Can a Song save your Life?“ (Begin again, USA 2013)

Meine Besprechung von John Carneys „Sing Street“ (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016) (und dem Soundtrack) und der DVD


TV-Tipp für den 26. Juni: Midsommar

Juni 25, 2021

3sat, 22.25

Midsommar (Midsommar, USA 2019)

Regie: Ari Aster

Drehbuch: Ari Aster

Der in den USA studierende Pelle lädt seine Mitstudierenden ein, an dem nur alle neunzig Jahre stattfindendem Mittsommerfest seiner Gemeinde teilzunehmen. Sie begeben sich in die schwedische Einöde und erleben dort freundliche Eingeborene, drogengeschwängerten Freigeist und mittelalterliche Mystik. Dass es sich dabei um ein Opferritual handelt, ignorieren sie.

TV-Premiere. Extrem langsam, in wunderschönen Bildern erzählter Mix aus Folk Horror und Ingmar Bergman. Das ist, in der richtigen Stimmung genossen, ein beeindruckender Horrorfilm der anderen Art. In der falschen Stimmung ist dann sogar das Beobachten trocknender Farben spannender.

3sat zeigt die 150-minütige Kinofassung. Auf DVD/Blu-ray erschien eine ebenfalls vom Regisseur abgesegnete dreistündige Fassung des Films.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Florence Pugh, Jack Reynor, William Jackson Harper, Will Poulter, Vilhelm Blomgren, Gunnel Fred, Ellora Torchia, Archie Madekwe

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Facebook-Seite zum Film

Moviepilot über „Midsommar“

Metacritic über „Midsommar“

Rotten Tomatoes über „Midsommar“

Wikipedia über „Midsommar“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ari Asters „Hereditary – Das Vermächtnis“ (Hereditary, USA 2018)

Meine Besprechung von Ari Asters „Midsommar“ (Midsommar, USA 2019)


TV-Tipp für den 6. Juni: Sing Street

Juni 5, 2021

Sixx, 20.15

Sing Street (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016)

Regie: John Carney

Drehbuch: John Carney

Dublin in den Achtzigern: Der schüchterne 15-jährige Conor verliebt sich in überirdisch schöne und unerreichbar coole Raphina. Um sie zu beeindrucken, bietet er ihr sofort eine Rolle in einem Musicclip seiner Band an. Dummerweise hat er noch keine Band und auch noch keine Freunde an der neuen Schule. Conor will alle diese Probleme lösen. Außerdem stehen seine Chancen bei Raphina gar nicht so schlecht. Denn ihr Freund hört Phil Collins.

TV-Premiere. Wunderschöner Coming-of-Age-Film, Musikfilm, Bandbiopic (einer fiktiven Schülerband), eine halbe Kulturgeschichte (vor allem die Rock- und Popmusik der achtziger Jahre) und Liebesfilm.

Mehr Begeisterung in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Jack Reynor, Maria Doyle Kennedy, Aiden Gillen, Kelly Thornton, Ben Carolan, Mark McKenna, Percy Chamburuka

Wiederholung: Montag, 7. Juni, 00.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Sing Street“

Metacritic über „Sing Street“

Rotten Tomatoes über „Sing Street“

Wikipedia über „Sing Street“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Carneys „Can a Song save your Life?“ (Begin again, USA 2013)

Meine Besprechung von John Carneys „Sing Street“ (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016) (und dem Soundtrack) und der DVD


TV-Tipp für den 30. Januar: Free Fire

Januar 29, 2021

Tele 5, 22.05

Free Fire (Free Fire, Großbritannien/Frankreich 2016)

Regie: Ben Wheatley

Drehbuch: Ben Wheatley, Amy Jump

Boston, siebziger Jahre: in einer Lagerhalle wollen einige IRA-Mitglieder Waffen kaufen. Als es bei dem Geschäft ein Problem gibt, ersetzen Kugeln Argumente.

TV-Premiere. Epische Ballerorgie. Ein Fest für Actionfans; auch wenn ich von Ben Wheatley mehr erwartet hätte.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Armie Hammer, Brie Larson, Cillian Murphy, Sam Riley, Sharlto Copley, Jack Reynor, Babou Ceesay, Enzo Cilenti, Michael Smiley, Noah Taylor, Patrick Bergin, Mark Monero

Wiederholung: Montag, 1. Februar, 23.55 Uhr

Hinweise

Moviepilot über „Free Fire“

Metacritic über „Free Fire“

Rotten Tomatoes über „Free Fire“

Wikipedia über „Free Fire“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ben Wheatleys „Sightseers“ (Sightseers, Großbritannien 2012)

Meine Besprechung von Ben Wheatleys „High-Rise“ (High-Rise, Großbritannien 2015) und der DVD

Meine Besprechung von Ben Wheatleys „Free Fire“ (Free Fire, Großbritannien/Frankreich 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: Nur eine kleine „Midsommar“-Feier

September 27, 2019

Letztes Jahr begeisterte Ari Aster mit seinem Debütfilm „Hereditary – Das Vermächtnis“ (Hereditary, USA 2018), einem Horrorfilm, der sich nicht für das Teenie-Slasher-Kreisch-Publikum interessierte. Sein neuer Film „Midsommar“ ist wieder ein Horrorfilm, der sich wieder nicht an das eben erwähnte Publikum richtet und wieder etwas Sitzfleisch verlangt. Mit gut hundertfünfzig Minuten fällt „Midsommar“ ziemlich episch aus und, obwohl jetzt im Kino die vom Regisseur gewünschte Uncut-Kinofassung läuft, hat er schon einen längeren Director’s Cut angekündigt, der vielleicht einige der kleinen Lücken klärt, die entstehen wenn eine Figur plötzlich aus dem Film verschwindet oder ein Ereignis später nicht wieder aufgenommen wird. Diese 25 Minuten längere Fassung soll in Deutschland am 7. Februar 2020 als DVD und Blu-ray mit umfangreichem Bonusmaterial erscheinen.

Bis dahin gibt es die faszinierende Kinofassung, die in epischer Breite und beunruhigender Langsamkeit die Geschichte einiger US-Studierender erzählt, die einen Ausflug nach Schweden machen. Ihr Studienkollege Pelle hat sie zum so nur alle neunzig Jahre stattfinden Mittsommerfest seines Dorfes eingeladen. Christian und Mark wollen vor allem eine schöne Zeit verbringen. Josh will, wenn er dazu kommt, seine Abschlussarbeit über heidnische Kulte schreiben. Und Dani fährt wegen ihres Freundes Christian mit. Weil sie immer noch einen traumatisches Ereignis in ihrer Familie verarbeitet und entsprechend labil und anhänglich ist, ist keiner der Jungs von ihrer Anwesenheit begeistert. Aber nachdem Christian ihr von der Fahrt erzählte und sie seine pro-forma-Einladung akzeptierte, kann sie nicht mehr ausgeladen werden. .

In der Einöde werden sie und das britische Pärchen, das sie auf dem Weg zum Dorf aufgabelten, freundlich empfangen. Zuerst wird etwas geraucht. Danach wundern sie sich über die nicht untergehende Sonne und probieren auch andere lokale Rauschmittel aus, während sie die Gemeinschaft in ihrem an ein Ferienlager erinnerndes Hüttendorf in ihren altmodischen Kleidern bei den einzelnen Schritten des Rituals beobachten und auch daran teilnehmen. Die jungen Gäste genießen diese Mischung aus drogengeschwängertem Freigeist und mittelalterlichem Ritual. Dass es sich um ein Opferritual handelt, ignorieren die Studierenden. Dabei zeigen augenfällig platzierte Malereien ihnen schon früh den gesamten Ablauf des ausführlich gezeigten heidnischen Rituals.

Und Dani ist erfreut, dass nicht die Jungs, sondern sie im Mittelpunkt steht und vergöttert wird.

Ari Aster erzählt diese am helllichten Tag spielende Geschichte suggestiv, mit einprägsamen Bildern und Anordnungen von Menschen und Gegenständen, die an kunstvolle Zeichnungen erinnern. Weil die Geschichte in ihren groben Zügen absolut voraussehbar ist, kann und sollte man vor allem die Stimmung genießen. Es ist eine alptraumhafte Stimmung, die man als Folk Horror trifft Ingmar Bergman beschreiben kann. Und schon bei Bergman lag der wahre Horror in der Psyche und in den Beziehungen der Menschen zueinander.

Ich nahm mir auch die Zeit, mich zu fragen, wann und wie die Dorfbewohner die Zeit gefunden hatten, auf der Wiese immer wieder die Tische und Bänke so perfekt anzuordnen. Denn man sieht nie, wie sie die Tische auf den zentralen Festplatz tragen und später wegtragen.

Dafür sieht man sie bei ihren kultischen Handlungen, die ein munteres Mashup verschiedenster nordischer, englischer und deutscher Folklore-Traditionen, heidnischer Bräuche und US-amerikanischer Vorurteile über die alte Welt sind.

Midsommar“ ist wie ein langsames Musikstück, das durch seine Atmosphäre in seinen Bann zieht. Dafür muss man in der richtigen Stimmung sein. 

Midsommar (Midsommar, USA 2019)

Regie: Ari Aster

Drehbuch: Ari Aster

mit Florence Pugh, Jack Reynor, William Jackson Harper, Will Poulter, Vilhelm Blomgren, Gunnel Fred, Ellora Torchia, Archie Madekwe

Länge: 148 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

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Meine Besprechung von Ari Asters „Hereditary – Das Vermächtnis“ (Hereditary, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: „Die Berufung“ der Ruth Bader Ginsburg

März 7, 2019

Sie war 1956 nicht die einzige Frau, die in der Austin Hall der Universität Harvard von Dekan Erwin Griswold als neue Studierende begrüßt wurden. Neben ihr waren noch acht weitere Frauen im Saal. Und fünfhundert Männer.

Das hinderte Ruth Bader Ginsburg nicht daran, ihr Studium als Jahrgangsbeste abzuschließen. Wäre sie ein Mann gewesen, hätten nach diesem Abschluss alle renommierten Kanzleien sich um sie gerissen. Stattdessen sammelt Bader Ginsburg Absagen und muss unterrichten.

Erst 1970 erhält sie ihre große Chance. Ihr Mann Martin Ginsburg ist Steueranwalt. Während seiner Arbeit stieß er auf den Fall von Charles Moritz. Der alleinstehende Moritz kümmert sich um seine kranke Mutter. Allerdings erhält er keine steuerliche Vergünstigungen, weil die Pflege von Angehörigen eine Aufgabe für Frauen ist. Es geht um eine Steuerrückzahlung von 296 Dollar.

Auf den ersten Blick ist das nur eine kleine Ungerechtigkeit im Steuersystem. Eine vernachlässigbare Absurdität, wie es viele weitere in den Steuergesetzen gibt und über die Steueranwälte stundenlang reden können.

Bader Ginsburg sieht allerdings das große Bild. Denn die verweigerte Steuerrückzahlung an Moritz ist eine Diskriminierung ‚on the basis of sex‘ (so der Originaltitel des Films). Bader Ginsburg, die bislang erfolglos versuchte, gegen gesetzliche Diskriminierungen wegen des Geschlechts vorzugehen, sieht ihre Chance. Es ist ein glasklarer Fall von Diskriminierungen. Nur ist dieses Mal keine Frau, sondern ein Mann diskriminiert. Bader Ginsburg will einen Präzedenzfall schaffen.

Mimi Leder kehrt mit dem Biopic „Die Berufung“ über Ruth Bader Ginsburg wieder zurück ins Kino. Sie inszenierte einige Kinofilme wie „Projekt: Peacemaker“ und „Deep Impact“ und unzählige Filme für das Fernsehen und Episoden für TV-Serien, wie „Emergency Room“, „Shameless“ und „The Leftovers“. Diese Erfahrung im schnörkellosen Inszenieren einer Geschichte bemerkt man auch in „Die Berufung“.

Die Filmgeschichte basiert auf einem Drehbuch von Daniel Stiepleman. Er ist ein Neffe von Ruth Bader Ginsburg und er konnte sich beim Schreiben des Buches intensiv mit ihr austauschen. Bader Ginsburg war dabei wichtig, dass die juristischen Feinheiten genau dargestellt wurden.

Leder inszenierte die Geschichte von Bader Ginsburgs Ausbildung und ihrem ersten großen Fall als klassisches Hollywood-Erzählkino. In ihrem Biopic zeigt sie Bader Ginsburg, gespielt von Felicity Jones, bei der Arbeit und mit ihrer Familie. Ihren Mann Martin Ginsburg, gespielt von Zwei-Meter-All-American-Boy Armie Hammer, heiratete sie bereits 1954. 1955 kam ihre Tochter Jane zur Welt. Während ihres Studiums wurde Ginsburg wegen Hodenkrebs behandelt und sie besuchte auch seine Universitätskurse. 1965 bekamen sie ihr zweites Kind. Der 2010 verstorbene Ginsberg unterstützte seine Frau während ihrer gesamten Ehe bedingungslos.

1993 ernannte Präsident Bill Clinton Bader Ginsburg zur Richterin am Obersten Gerichtshof. Heute ist die Vorkämpferin für die Gleichberechtigung immer noch Richterin am Obersten Gerichtshof und eine Ikone der Liberalen.

Der Film setzt ihr zu Lebzeiten ein gelungenes Denkmal. Gelungen wechselt Leder in ihrem Bader-Ginsburg-Biopic zwischen Privatleben und klassischem Gerichtsdrama. Das ist lehrreich, gut gespielt und inszeniert in der Tradition des klassischen Hollywood-Erzählkinos.

Wer nach dem Film mehr über Ruth Bader Ginsburg erfahren will, sollte die aktuelle, Oscar-nominierte Doku „RBG“ ansehen. Im Kino läuft sie seit dem 13. Dezember 2018. Die DVD-Ausgabe ist für den 25. April 2019 angekündigt.

Die Berufung (On the Basis of Sex, USA 2018)

Regie: Mimi Leder

Drehbuch: Daniel Stiepleman

mit Felicity Jones, Armie Hammer, Justin Theroux, Kathy Bates, Sam Waterston, Stephen Root, Jack Reynor, Cailee Spaeny, Chris Mulkey, Ruth Bader Ginsburg (Cameo)

Länge: 121 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

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Neu im Kino/Filmkritik: „Kin“ – etwas Science-Fiction-Action, viel Sozialdrama

September 14, 2018

Der vierzehnjährige Eli (Myles Truitt) entdeckt in Detroit in einer Ruine beim Schrott sammeln eine futuristische Waffe. Er nimmt sie mit, benutzt sie zufällig und bringt so die außerirdischen Waffenbesitzer auf seine Fährte. Sie wollen selbstverständlich ihr Eigentum zurück haben. Zwei Cleaner verfolgen ihn quer durch die USA.

Das ahnt Eli allerdings nicht. Denn schnell wird die Waffe und damit der Science-Fiction-Plot vollkommen nebensächlich. Im Mittelpunkt des Films steht die Geschichte zweier Brüder und ihrer mit Straftaten gepflasterten Reise durch das Hinterland der USA.

Eli ist der Adoptivsohn von Hal Solinski (Dennis Quaid). Der Witwer ist ein strenger und sehr prinzipientreuer Erzieher, der an harte, ehrliche Arbeit glaubt. Seinen leiblichen Sohn Jimmy (Jack Reynor), der gerade eine Haftstrafe abgesessen hat, hat er quasi verstoßen. Er erlaubt Jimmy für einige Tage im Haus zu übernachten. Aber Arbeit soll er sich gefälligst selbst besorgen und er denkt auch nicht daran, ihm beim Bezahlen von Schulden bei dem Gangsterboss Taylor Balik (James Franco mit spürbarer Lust am Bad-Boy-Gangster-Overacting) zu helfen. Also hat Jimmy die bescheuerte Idee, den gut gefüllten Safe in Hals Firma auszurauben. Als Hal sie stört, kommt es zu einem Schusswechsel, bei dem Hal stirbt und Taylor schwer verletzt wird. Jimmy schnappt sich das Geld und verlässt den Tatort.

Weil Jimmy weiß, dass Taylor ihn und seinen Bruder Eli umbringen will, flüchten sie aus Detroit in Richtung Hinterland. Eli hat keine Ahnung, warum sie mitten in der Nacht Detroit verlassen mussten. Aber Jimmy, der typische geistig beschränkte Kleingangster, der von einer misslichen Situation in die nächste stolpert, versucht Eli in einem Schnellkurs all die Dinge beizubringen, die zum Erwachsenwerden dazu gehören. Wie Drogenkonsum.

Zum Glück gabeln sie auf ihrer Fahrt auch Milly (Zoë Kravitz), die sprichwörtliche Nutte mit dem goldenen Herzen, auf. Sie hat auch gleich eine Idee, was man mit der Alien-Wunderwaffe tun kann; – wobei man diesen Überfall auf eine Pokerrunde auch mit handelsüblichen Schusswaffen hätte erledigen können.

Kin“ ist das Spielfilmdebüt der Zwillingsbrüder Jonathan und Josh Baker, die bis jetzt vor allem Werbung und den Kurzfilm „Bag Man“, der auch die Inspiration für „Kin“ war, drehten. Ihr Spielfilm ist vor allem eine Sozialstudie, ein Coming-of-Age-Drama und ein Raod-Movie, bei dem die Beziehung zwischen den beiden Brüdern nie besonders interessant ist. Dafür ist die Geschichte zu eindimensional und es gibt zu viele Klischees. Der Science-Fiction-Plot ist nur am Anfang und Ende wichtig und auch da könnte er mühelos gestrichen werden. Obwohl dann eine Polizeistation nicht „Terminator“-mäßig zerlegt würde und es nicht ein hemmungslos auf weitere Filme spekulierendes Ende gäbe.

So hat „Kin“ für die Science-Fiction-Fans zu wenig Science-Fiction, für die Actionfans zu wenig Action (über diese beiden Punkte wird der Film verkauft) und für die Fans von Sozialdramen zu wenig Sozialdrama. Und alle haben den Eindruck, das alles schon mindestens einmal gesehen zu haben. Das ist nicht wirklich schlecht, mehr so ‚meh‘.

Kin (Kin, USA 2018)

Regie: Jonathan Baker, Josh Baker

Drehbuch: Daniel Casey

mit Myles Truitt, Jack Reynor, Zoë Kravitz, James Franco, Carrie Coon, Dennis Quaid, Michael B. Jordan (Cameo)

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Neu im Kino/Filmkritik: „Free Fire“ oder eine wenig intelligente Art der Konfliktlösung

April 7, 2017

Eine Nacht in Boston in den siebziger Jahren: in einer Lagerhalle im Hafen wollen einige Iren von einigen Amerikanern Schusswaffen kaufen. Natürlich illegal, weil die Waffen in Irland gegen die verhassten Briten eingesetzt werden sollen. Doch bevor der Handel abgeschlossen wird, gibt es ein kleines Missverständnis, etwas gekränkte Eitelkeit und die Waffen werden exzessiv in der verlassenen, abgelegenen Lagerhalle ausprobiert.

Nach der SF-Sozialsatire „High-Rise“ ist Ben Wheatleys neuer Film „Free Fire“ eine mit Einzeilern garnierte Ballerorgie ohne Sinn und Verstand, in der die Schauspieler – immerhin bekannte Namen und gestandene Schauspieler wie Brie Larson (die einzige Frau unter Jungs), Armie Hammer, Cillian Murphy, Sam Riley, Jack Reynor, Michael Smiley und Patrick Bergin – die meiste Zeit auf dem Boden liegen und durch den Dreck kriechen –, etwas eingeschränkt von diversen Schussverletzungen, die sie nicht daran hindern, munter weiter in Richtung Feind zu ballern. Und alle beweisen eine erstaunliche Überlebensfähigkeit.

Das ist durchaus vergnüglich, aber auch etwas blutleer geraten. Denn abgesehen von dem reichlich vorhandenen zeit- und popkulturellen Anspielungen (Die Kleider. Die Frisuren. Die herzliche Abneigung zwischen den verschiedenen Gruppen.) ist „Free Fire“ vor allem eine selbstgenügsame Übung im Schusswaffengebrauch. Auch wenn später noch andere, ähem, Waffen zum Einsatz kommen, ändert sich nichts an dem gnadenlos bis zur letzten Minute durchgezogenen Prinzip des gegenseitigen Tötens.

Die nicht besonders intelligenten Schießbudenfiguren stehen sich während des gesamten Films in zwei klar abgegrenzten Gruppen unversöhnlich gegenüber. Wechselnde Koalitionen oder Loyalitäten, vulgo Überraschungen, gibt es nicht. Nur kurz, als plötzlich eine dritte Partei sie erschießen will, arbeiten sie zusammen. Um die Störung zu beseitigen.

Da waren, weil „Free Fire“ sicher öfter mit Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ verglichen wird, die Charaktere in „Reservoir Dogs“ deutlich vielschichtiger. Tarantinos mehr redselige als bleihaltige Geschichte ebenso. Die Charaktere hatten keine Einzeiler, sondern Monologe und durch die zahlreichen Rückblenden wurde auch die Einheit von Handlungsort und -zeit aufgebrochen. In „Free Fire“ spielt die gesamte Geschichte in der Lagerhalle, es gibt keine Rückblende, es gibt keinen Versuch, den Charakteren eine größere Tiefe zu verteilen und Einzeiler haben eine begrenzte Halbwertzeit. Vor allem wenn die Loyalitäten betonhart feststehen.

Free Fire“ ist eine hirnlose Retro-Ballerorgie, die nur aus einer Idee besteht. Das ist okay, aber bei Ben Wheatley, dem Regisseur von „Sightseers“, „A Field in England“ und „High-Rise“, hätte ich noch eine zweite Ebene, einen Subtext, erwartet. Der geht hier im Kugelhagel unter.

Free Fire (Free Fire, Großbritannien/Frankreich 2016)

Regie: Ben Wheatley

Drehbuch: Ben Wheatley, Amy Jump

mit Armie Hammer, Brie Larson, Cillian Murphy, Sam Riley, Sharlto Copley, Jack Reynor, Babou Ceesay, Enzo Cilenti, Michael Smiley, Noah Taylor, Patrick Bergin, Mark Monero

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

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Rotten Tomatoes über „Free Fire“

Wikipedia über „Free Fire“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ben Wheatleys „Sightseers“ (Sightseers, Großbritannien 2012)

Meine Besprechung von Ben Wheatleys „High-Rise“ (High-Rise, Großbritannien 2015) und der DVD


DVD-Kritik: „Sing Street“ – eine Band, eine Liebe, ein Film von John Carney

Oktober 11, 2016

Zum Kinostart schrieb ich über den Film:

Von der Musik kommt John Carney nicht weg. Nach den Musikfilmen „Once“ und „Can a Song save your Life?“ drehte der 1972 geborene Dubliner jetzt mit „Sing Street“ eine sehr autobiographisch inspirierte Geschichte über eine Band in den Achtzigern in Dublin.

Der fünfzehnjährige Conor (Ferdia Walsh-Peela) muss die Schule wechseln und landet, weil das Geld nicht für mehr reicht, auf einer öffentlichen, entsprechend gruseligen Schule in der Synge Street. Das beginnt schon mit Regeln für die richtigen Schuhe und endet bei den Benimmregeln, die heute noch altmodischer sind als damals, als im katholischen Irland Scheidungen verboten waren. Und selbstverständlich sind seine proletarischen Klassenkameraden nicht von dem Neuling, der von einer Privatschule kommt, begeistert. Kurz: Conor will nur möglichst schnell weg.

Als er auf einer Treppe, gegenüber der Schule, eine gut aussehende junge Frau entdeckt, verliebt er sich Hals über Kopf in sie. Er spricht sie an, indem er behauptet, Musiker zu sein und sie in ihrem Video auftreten solle. Die etwas ältere Raphina (Lucy Boynton) gibt sich kühl distanziert und sagt, sie sei ein Model, was dann auch die Inspiration für Conors Song „The Riddle of the Model“ ist.

Weil Conor kein Instrument spielen kann und, was noch schlimmer ist, keine Band hat, beginnt er schnell mit seinem ersten Freund an der neuen Schule, Darren (Ben Carolan), eine Band zusammen zu stellen. Sie üben gemeinsam, schreiben Songs, drehen Videos mit klobigen Kameras und sie bereiten sich auf ihren ersten Auftritt vor.

Nebenbei entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen Conor und Raphina. Sie ist seine erste große Teenager-Liebe.

Dass John Carney ein Gefühl für Musik hat und sie inszenieren kann, wissen wir. Auch in „Sing Street“ sind die Auftritte der Band und wie sie sich, unter der Anleitung von Conors Bruder Brendan (Jack Reynor), entwickeln, ein Genuss für den Musikfan. Brendan ist ein typischer LP-Nerd, der jeden Ton seiner großen Schallplattensammlung kennt und der in jedem Zustand stundenlang darüber philosophieren kann. Auch wenn man seine Liebe zu „Duran Duran“, einer auch durch MTV in den Achtzigern enorm erfolgreichen, bei den Musikkritikern ungeliebten New Romantic/Synthpop-Band, bei der Stil wichtiger als Substanz war, durchaus an seinem Urteil zweifeln lässt. Aber damals waren Teenager von der Band, ihren Pop-Songs, ihrem Stil und ihren provokanten Videos, die auf dem damals neuen Musikkanal MTV (bei uns gab es als wöchentliche Video-Dosis die Musiksendung „Formel 1“) verbreitet wurden, begeistert.

Nach diesem Vorbild werden die Auftritte von „Sing Street“ zunehmend professioneller. Ihre Kleidung und ihre Frisuren ändern sich. Und die Songs der Band sind nicht schlecht.

Carney verknüpft die Geschichte der Band mit einer gewohnt feinfühlig erzählten Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der damaligen katastrophalen ökonomischen und politischen Situation in Irland. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass alle nur möglichst schnell weg wollen nach London, wo man seine Träume verwirklichen kann.

Nur wir wollen möglichst lange in der „Sing Street“ bleiben.

 

Diese Gelegenheit ist jetzt mit der DVD und Blu-ray vorhanden. Immerhin können wir sie, wie eine LP, immer wieder auflegen und beim wiederholten anhören (also in diesem Fall natürlich ansehen) neue Feinheiten entdecken. Beispielsweise mit wie wenigen Bildern und Sätzen John Carney einen ganzen Kosmos schafft und wie fein er die einzelnen Songs der Schülerband „Sing Street“ vorbereitet und wie kunstvoll er sie in Szene setzt. Und natürlich, welche Bands den neuen Song gerade beeinflussen.

Das Bonusmaterial ist auf den ersten Blick äußerst umfangreich. Allerdings besteht es fast nur aus kurzen, meist drei- bis vierminütigen Featurettes (Making of, John Carney und Adam Levine [Sänger] über ‚Sing Street‘, Der Cast, Die Story, Die Musik, Der Regisseur, Making of ‚Go Now‘), eines davon exclusiv für den deutschen Markt eingesprochen. In ihnen wiederholt sich vieles, weil sie als Werbeclips und nicht als mehrteiliges Making-of gedacht sind. Dazu gibt es noch zwei Musikvideos (Drive it like you stole it; Go now) und den Trailer. Da wäre mehr drin gewesen.

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Sing Street (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016)

Regie: John Carney

Drehbuch: John Carney

mit Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Jack Reynor, Maria Doyle Kennedy, Aiden Gillen, Kelly Thornton, Ben Carolan, Mark McKenna, Percy Chamburuka

DVD

Studiocanal

Bild: 2,35:1 anamorph

Ton: Deutsch, Englisch (5.1 Dolby Digital)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Making of, Featurettes, Interviews, 2 Musikvideos, Trailer

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Sing Street“

Metacritic über „Sing Street“

Rotten Tomatoes über „Sing Street“

Wikipedia über „Sing Street“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Carneys „Can a Song save your Life?“ (Begin again, USA 2013)

Meine Besprechung von John Carneys „Sing Street“ (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016) (und dem Soundtrack)


Neu im Kino/Filmkritik: Verwirkliche deine Träume in der „Sing Street“

Mai 26, 2016

Von der Musik kommt John Carney nicht weg. Nach den Musikfilmen „Once“ und „Can a Song save your Life?“ drehte der 1972 geborene Dubliner jetzt mit „Sing Street“ eine sehr autobiographisch inspirierte Geschichte über eine Band in den Achtzigern in Dublin.

Der fünfzehnjährige Conor (Ferdia Walsh-Peela) muss die Schule wechseln und landet, weil das Geld nicht für mehr reicht, auf einer öffentlichen, entsprechend gruseligen Schule in der Synge Street. Das beginnt schon mit Regeln für die richtigen Schuhe und endet bei den Benimmregeln, die heute noch altmodischer sind als damals, als im katholischen Irland Scheidungen verboten waren. Und selbstverständlich sind seine proletarischen Klassenkameraden nicht von dem Neuling, der von einer Privatschule kommt, begeistert. Kurz: Conor will nur möglichst schnell weg.

Als er auf einer Treppe, gegenüber der Schule, eine gut aussehende junge Frau entdeckt, verliebt er sich Hals über Kopf in sie. Er spricht sie an, indem er behauptet, Musiker zu sein und sie in ihrem Video auftreten solle. Die etwas ältere Raphina (Lucy Boynton) gibt sich kühl distanziert und sagt, sie sei ein Model, was dann auch die Inspiration für Conors Song „The Riddle of the Model“ ist.

Weil Conor kein Instrument spielen kann und, was noch schlimmer ist, keine Band hat, beginnt er schnell mit seinem ersten Freund an der neuen Schule, Darren (Ben Carolan), eine Band zusammen zu stellen. Sie üben gemeinsam, schreiben Songs, drehen Videos mit klobigen Kameras und sie bereiten sich auf ihren ersten Auftritt vor.

Nebenbei entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen Conor und Raphina. Sie ist seine erste große Teenager-Liebe.

Dass John Carney ein Gefühl für Musik hat und sie inszenieren kann, wissen wir. Auch in „Sing Street“ sind die Auftritte der Band und wie sie sich, unter der Anleitung von Conors Bruder Brendan (Jack Reynor), entwickeln, ein Genuss für den Musikfan. Brendan ist ein typischer LP-Nerd, der jeden Ton seiner großen Schallplattensammlung kennt und der in jedem Zustand stundenlang darüber philosophieren kann. Auch wenn man seine Liebe zu „Duran Duran“, einer auch durch MTV in den Achtzigern enorm erfolgreichen, bei den Musikkritikern ungeliebten New Romantic/Synthpop-Band, bei der Stil wichtiger als Substanz war, durchaus an seinem Urteil zweifeln lässt. Aber damals waren Teenager von der Band, ihren Pop-Songs, ihrem Stil und ihren provokanten Videos, die auf dem damals neuen Musikkanal MTV (bei uns gab es als wöchentliche Video-Dosis die Musiksendung „Formel 1“) verbreitet wurden, begeistert.

Nach diesem Vorbild werden die Auftritte von „Sing Street“ zunehmend professioneller. Ihre Kleidung und ihre Frisuren ändern sich. Und die Songs der Band sind nicht schlecht.

Carney verknüpft die Geschichte der Band mit einer gewohnt feinfühlig erzählten Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der damaligen katastrophalen ökonomischen und politischen Situation in Irland. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass alle nur möglichst schnell weg wollen nach London, wo man seine Träume verwirklichen kann.

Nur wir wollen möglichst lange in der „Sing Street“ bleiben.

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Sing Street (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016)

Regie: John Carney

Drehbuch: John Carney

mit Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Jack Reynor, Maria Doyle Kennedy, Aiden Gillen, Kelly Thornton, Ben Carolan, Mark McKenna, Percy Chamburuka

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

 

Der Soundtrack

Sing Street - CD-Cover

Auf der Soundtrack-CD sind neben den acht seltsam vertrauten Songs der Filmband „Sing Street“ (bestehend aus John Carney, Gary Clark, Graham Henderson, Carl Papenfus, Ken Papenfus und Zamo Riffman), die herrlich eingängig sind und ein angenehmes Retro-Gefühl haben, auch jeweils ein bekannter Song von Duran Duran („Rio“), The Jam („Town called Malice“), The Cure („Inbetween Days“), Hall & Oates („Maneater“), Joe Jackson („Stepping Out“), M („Pop Muzik“), Motörhead („Stay Clean“) und, als weiterer neuer Song, Adam Levines „Go Now“ enthalten. Der „Maroon 5“-Sänger war auch in John Carneys vorherigen Film „Can a Song save your Life?“ musikalisch und schauspielerisch involviert.

Die Songs für „Sing Street“ schrieb, teils mit Co-Autoren, Gary Clark, der in den Achtzigern Frontman von „Danny Wilson“ war.

Eine schöne CD – auch für die nächste 80er-Jahre-Disco.

Sing Street – Original Motion Picture Soundtrack

Decca/Universal Music, 2016

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Sing Street“

Metacritic über „Sing Street“

Rotten Tomatoes über „Sing Street“

Wikipedia über „Sing Street“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Carneys „Can a Song save your Life?“ (Begin again, USA 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: Michael Fassbender ist „Macbeth“

Oktober 29, 2015

Die Frage, ob wir wirklich noch eine weitere Shakespeare-Verfilmung brauchen, ist etwas akademisch. Es gibt sie einfach. Jedes Jahr mehrere, die mehr oder weniger werkgetreu Shakespeares Werke interpretieren. Seit einigen Jahren werden sie gerne in die Gegenwart verlegt, was mindestens interessant ist und eine gewisse Aufmerksamkeit garantiert.
Justin Kurzel („Die Morde von Snowtown“) verlegte die Geschichte von Macbeth nicht in die Gegenwart, sondern an seinen schottischen Originalschauplatz, wo der Film gedreht wurde.
Die Geschichte von Macbeth dürfte bekannt sein: Macbeth (Michael Fassbender) ist der Anführer des königlichen Heeres. Nachdem er in einer blutigen Schlacht den Rebellenführer Macdonwald tötete, prophezeien ihm und seinem Kampfgefährten Banquo (Paddy Considine) drei mysteriöse Frauen (aka Hexen), dass er bald Than von Cawdor und König von Schottland sein werde. Banquo werde der Vater künftiger Könige sein.
Kurz darauf wird Macbeth von einem Boten zum Than von Cawdor ernannt.
Als er nach Inverness zurückkehrt, erfährt seine Frau, Lady Macbeth (Marion Cotillard), von der Prophezeiung und sie stachelt ihren Mann an, den König zu töten. Was Macbeth auch tut.
Jetzt ist er König, aber die Hexen tauchen wieder auf, er wird immer mehr zum Tyrannen, Schuldgefühle plagen ihn, er wird zunehmend wahnsinnig und er muss, gegen viele Widersacher, um seinen Thron kämpfen.
Es ist gut, wenn man die Geschichte von Macbeth präsent hat, wenn man sich „Macbeth“ ansieht. Denn die Shakespearschen Verse sind weit entfernt von unserer Sprache, die Geschichte besticht nicht gerade durch erzählerische Stringenz (jedenfalls nach den Hollywood-Erzählkonventionen), die Namen sind eher gewöhnungsbedürftig und die vollbärtigen Krieger und Herrscher sehen sich arg ähnlich. Außerdem hat Macbeth nach seiner Rückkehr aus dem Kampf Probleme mit der Realität und er sieht Geister. Posttraumatische Belastungsstörung heißt die aktuelle Diagnose. Früher hat man ihn einfach für verrückt erklärt.
Kurzel bemühte sich einerseits um eine möglichst werkgetreue Interpretation mit dem originalen Shakespeare-Text, die er vor Ort in Schottland drehte, und andererseits inszenierte er vor allem die Kampfszenen in äußerst abstrakten Bildern, die eine gespenstische Schönheit haben und in ihrem Wahnsinn eher an die Kriegsbilder aus „Apocalypse Now“ erinnern.
So grandios diese Schlachtgemälde sind, so enttäuschend sind dann die Innenaufnahmen, in denen man die alten Gemäuer, die karge, aber durchaus ansehnliche Innenausstattung und die Kostüme kaum zur Geltung kommen, denn die Bilder sind so dunkel, dass man außer den Schauspielern kaum etwas erkennen kann.
Das ist deutlich von Orson Welles‘ „Macbeth“ (1947) inspiriert. Welles musste, weil er nur ein kleines Budget hatte, in spartanischen Kulissen drehen. Dafür setzte er auf eine expressionistische Lichtsetzung und eine extreme Stilisierung.
Kurzels „Macbeth“ hat eine in sich geschlossene Vision, gute Schauspieler, eine prächtige Ausstattung und den Text von William Shakespeare. Das ist sehr düster, sehr dunkel, kalkuliert wahnsinnig und, bei den Außenaufnahmen, äußerst bildgewaltig. Aber so richtig begeistern will diese Neuinterpretation dann doch nicht. Es bleibt ein eher intellektuelles Vergnügen.

Macbeth - Plakat

Macbeth (Macbeth, Großbritannien 2015)
Regie: Justin Kurzel
Drehbuch: Jacob Koskoff, Todd Louiso, Michael Lesslie
LV: William Shakespeare: Macbeth, 1611/1623 (ursprünglich „The Tragedy of Macbeth“) (Macbeth)
mit Michael Fassbender, Marion Cotillard, David Thewlis, Jack Reynor, Paddy Considine, Hilton McRae, Sean Harris, David Hayman, James Harkness, Elizabeth Debicki
Länge: 113 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (wahrscheinlich Kulturbonus)

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Macbeth“
Moviepilot über „Macbeth“
Metacritic über „Macbeth“
Rotten Tomatoes über „Macbeth“
Wikipedia über „Macbeth“ und das Theaterstück „Macbeth“
Meine Besprechung von Justin Kurzels „Die Morde von Snowtown“ (Snowtown, Australien 2011)


Neu im Kino/Filmkritik: „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ für die Queen

Oktober 2, 2015

Natürlich basiert „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ auf einer wahren Begebenheit, die für den Film, weil man von dieser wahren Begebenheit eigentlich nichts weiß, kräftig ausgeschmückt wurde bis von der wahren Begebenheit nur noch die Inspiration für einen Film blieb, der auch ohne die wahre Begebenheit funktioniert. Also: am 8. Mai 1945, dem Tag der deutschen Kapitulation und der entsprechenden Siegesfeiern, verließen Prinzessin Elizabeth (seit Jahrzehnten bekannt als Königin Elizabeth II) und Prinzessin Margaret, damals neunzehn und vierzehn Jahre alt, den Buckingham Palast. Sie gingen, begleitet von einem kleinen Hofstaat, zu einem Tanz in das Hotel Ritz und waren kurz nach Mitternacht wieder zu hause.
In „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ verlassen die supervernünftige Elizabeth (Sarah Gadon) und die hemmungslos vergnügungssüchtige Margaret (Bel Powley) durch einige dumme Zufälligkeiten das Ritz. Elizabeth sucht nun, mitten in Londons feiernden Massen ihre jüngere Schwester. Dabei trifft sie auf den Soldaten Jack (Jack Reynor), der Elizabeth selbstlos hilft. Denn sie hat kein Geld und sie kennt sich in London nicht aus. Vor allem nicht im London der kleinen Leute. Jack erkennt die künftige Königin nicht.
Julian Jarrold, der neben historischen Filmen, wie „Wiedersehen mit Brideshead“, „Geliebte Jane“ und „Great Expectations“, auch die grandiose David-Peace-Verfilmung „Red Riding: Yorkshire Killer 1974“ inszenierte, orientiert sich in seinem neuen Film an den Screwball-Komödien der fünfziger Jahre und selbstverständlich war „Ein Herz und eine Krone“ (Roman Holiday, USA 1953) eine der Inspirationen für „A Royal Night“, der ein rundum harmloser und geschmackvoller Spaß für queentreue Royalisten ist.
Das hat durchaus gelungene Momente, aber letztendlich handelt es sich um eine unbedeutende historische Episode, die höchstens weiter zur Legendenbildung beiträgt. Denn Prinzessin Elizabeth taumelt als besorgte und überragend vernünftige große Schwester, ohne sich jemals von der Feierlaune anstecken zu lassen, durch die Stadt und alle Menschen sind in diesem Kulissenlondon furchtbar nett.

A Royal Night - Plakat

A Royal Night – Ein königliches Vergnügen (A Royal Night Out, Großbritannien 2015)
Regie: Julian Jarrold
Drehbuch: Trevor de Silva, Kevin Hood
mit Sarah Gadon, Bel Powley, Rupert Everett, Emily Watson, Jack Reynor, Jack Laskey, Jack Gordon
Länge: 98 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „A Royal Night“
Moviepilot über „A Royal Night“
Rotten Tomatoes über „A Royal Night“
Wikipedia über „A Royal Night“
Meine Besprechung von Julian Jarrolds „Red Riding: Yorkshire Killer 1974“ (Yorkshire Killer 1974, Großbritannien 2009)


Neu im Kino/Filmkritik: Nicht gut wäre gelogen: das Bay-Fest „Transformers: Ära des Untergangs“

Juli 16, 2014

Nach drei „Transformers“-Filmen von Michael Bay sind die Eckpunkte gesetzt und es wäre schon arg scheinheilig über diese Eckpunkte zu meckern, als ob sie einen überraschen würden. Denn selbstverständlich ist auch Michael Bays vierter „Transformers“-Film ein überlanges, überlautes und alogisches Effektspektakel, bei dem Roboter wegen irgendeines wichtigen Dingsbumms munter aufeinander einschlagen, dabei mindestens eine Metropole verwüsten und einige bekannte Schauspieler durch das Bild laufen. Ihre Dialoge beschränken sich auf Varianten von „Oh, nein. Nein, oh, nein.“. Auch die Dialoge der Roboter erreichen gerade mal so das Niveau einer schlechten Kinderserie. Die Handlung macht ungefähr null Sinn. Dafür sind die Tricks gut und in die Transformers steckten die Programmierer deutlich mehr Liebe als die Macher in das Drehbuch. Das ist bekannt und trifft auch auf den vierten „Transformers“-Film „Transformers: Ära des Untergangs“ zu,
Dieses Mal empfiehlt Michael Bay, den Film in 3D in einem IMAX zu genießen. Da würde er sein volles Potential entfalten – und auch den höchsten Eintritt kosten.
Diese zusätzliche Ausgabe – falls überhaupt ein IMAX in Ihrer Nähe ist – lohnt sich allerdings absolut nicht. Denn in 3D im IMAX sah der ungefähr 210 Millionen Dollar teure Film erschreckend schlecht aus und hörte sich furchtbar an.
Die wichtigste Meldung bei „Transformers: Ära des Untergangs“ ist, dass Bay seinen kompletten menschlichen Cast auswechselte. Jetzt sind Mark Wahlberg (blass), Stanley Tucci (unterfordert), Kelsey Grammer, Titus Welliver (beide ebenfalls verschwendet), Nicola Peitz (nicht wirksames Eye-Candy), Bingbing Li, Sophia Myles und Jack Reynor dabei. Auch storytechnisch wurde ein Neustart versprochen. Der beschränkt sich darauf, dass Mark Wahlberg einen armen, aber ehrlichen, in Texas auf dem Land lebenden Bastler spielt, der zufällig den guten Autobots-Anführer Optimus Prime in der Inkarnation eines alten Lasters findet. In einem alten Kino; – vielleicht wollte Optimus sich ein, zwei Filmklassiker ansehen. Der Bastler hat auch eine schöne Tochter, die er wie seinen Augapfel hütet. Sie hat einen Freund, den der Witwer natürlich ablehnt. Aber ehe zu lang Familienprobleme gewälzt werden (und sie werden viel zu lang gewälzt), taucht der Geheimdienst auf und die Endlosklopperei beginnt. Zuerst zwischen Mensch und Maschine im schönen Texas, wo immer die Sonne fotogen untergeht. Dann in Chicago (wieder einmal) kloppen die Maschinen, also die guten Autobots und die bösen Deceptions, auch, wieder einmal, aufeinander ein und im laaaangen Finale in Hongkong und Peking (Bitte kommt mir jetzt nicht mit Geographie!) verkloppen sich die guten und bösen Transformers. Es tauchen auch Dinobots (also Transformers, die wie Dinosaurier aussehen) auf. Optimus Prime darf auf so einem Dinobots reiten und wir dürfen auch einen Blick in das Raumschiff der Transformers werfen. Es sieht wie ein verlassenes „Alien“-Set aus.
Dazwischen läuft Stanley Tucci als Unternehmer, der Transformers herstellen will, durchs Bild. Irgendwie gehört er zuerst zu den Bösen, aber nach einem Gespräch mit Daddy Wahlberg besinnt er sich seiner Erfindergene und er wird zu einem der Guten.
Wie schon in den vorherigen „Transformers“-Filmen ist die Story unlogischer Mumpitz, der kaum seine Funktion als Entschuldigung für die Action erfüllt. Aber bei „Transformers: Ära des Untergangs“ fehlt der Humor der vorherigen Filme.
Auch die deutlich erkennbaren politischen Anspielungen und der durchaus vorhandene politische Subtext, der in den vorherigen Filmen vorhanden war und sich von Film zu Film änderte, fehlt hier vollständig. Was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Es gibt nur noch einen Geheimdienstler, der unterschiedslos alle Transformers umbringen will, weil sie böse sind – und ihre Meinungsverschiedenheiten bevorzugt in belebten Großstädten austragen. Und Transformers, die sich gegenseitig eins auf die Hauptplatine geben.
Die Drehorte, vor allem Hongkong und China, bleiben austauschbar. Während man in den vorherigen „Transformers“-Filmen noch die Landschaft, wie die Pyramiden in Ägypten, bewundern konnte, ist dieses Mal der Dreh vor Ort komplett verschenkt. Außer einigen austauschbaren Postkartenansichten wird Hongkong auf einen Hinterhof (der immerhin sehr unamerikanisch aussieht) und Kämpfe in austauschbaren Straßenschluchten reduziert. Nur das Product Placement ist überbordend und die Actionszenen sind gewohnt konfus inszeniert.
Die Special-Effects sind allerdings erstaunlich schlecht. Da war Michael Bay in den vorherigen Filmen schon weiter.
Die Bilder – was auch teilweise an dem IMAX-Format liegt, das dem TV-Bild gleicht – sind schlecht. Der Bildaufbau lässt jede Finesse vermissen. Michael Bays Marotte, fast jedes Bild mit Lens Flares zu verschönern, weil J. J. Abrams das in „Star Trek“ und „Super 8“ ja auch gemacht hat, nervt. Und oft gibt es im Bildhintergrund Unschärfen und irritierende Doppelbelichtungen, die aussehen, als ob man sich einen 3D-Film ohne 3D-Brille ansieht.
Der Ton ist vor allem laut. Sehr laut. Was natürlich auch daran liegt, dass die meiste Zeit gute gegen böse Transformers kämpfen, Soldaten rumballern, vieles in die Luft geht und Gebäude einstürzen. Da darf es schon etwas rummsen und scheppern. Aber hier rummst und scheppert es wie in einem schlecht abgemischtem Heavy-Metal-Konzert. Es sind keine Differenzen zu hören. Vom der Leinwand kommt eine einzige Soundwand, während die anderen Boxen meistens pausieren.
„Transformers: Ära des Untergangs“ ist ein 166 Minuten langer Film, der sich viel länger anfühlte und schlechter als die vorherigen „Transformers“-Filme ist, die auch nicht gut waren. Immerhin weiß man nach diesem humorlosen Desaster, wie gut die Schauspieler der ersten drei „Transformers“-Filme waren und wie viel Shia LaBeouf im Gegensatz zu Mark Wahlberg aus der vollkommen undankbaren Heldenrolle heraus holte.

Transformers 4 - Hauptplakat - 4

Transformers: Ära des Untergangs (Transformers: Age of Extinction, USA 2014)
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Ehren Kruger
mit Mark Wahlberg, Stanley Tucci, Kelsey Grammer, Jack Reynor, Nicola Peltz, T. J. Miller, Titus Welliver, Sophia Myles, Bingbing Li
Länge: 166 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
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Film-Zeit über „Transformers: Ära des Untergangs“
Moviepilot über „Transformers: Ära des Untergangs“
Metacritic über „Transformers: Ära des Untergangs“
Rotten Tomatoes über „Transformers: Ära des Untergangs“
Wikipedia über „Transformers: Ära des Untergangs“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Michael Bays „Pain & Gain“ (Pain & Gain, USA 2013, ebenfalls mit Mark Wahlberg)


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