Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan, USA 1998)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Robert Rodat
1944, nach der Landung der Allierten in der Normandie, wird US-Captain Miller mit einigen Männern losgeschickt. Sie sollen den titelgebenden Soldaten James Ryan finden und nach Hause schicken. Dummerweise weiß niemand, wo er ist.
Packender Kriegsfilm von Steven Spielberg. Auch wenn er letztendlich nur die Geschichte vom tapferen Soldaten erzählt.
Der Film ist der Auftakt einer kleinen Steven-Spielberg-Reihe. Am Donnerstag, den 16. Dezember, zeigt Kabel 1 um 20.15 Uhr seine H.-G.-Wells-Verfilmung „Krieg der Welten“ (mit Tom Cruise) und um 22.40 Uhr die neue spielfilmlange Doku „Die Steven-Spielberg-Story“ (Deutschland 2021).
ZDFneo zeigt am Samstag, den 18. Dezember, um 18.40 Uhr „Die Abenteuer von Tim und Struppi“, um 20.15 Uhr „E. T. – Der Außerirdische“, um 22.00 Uhr „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und um 00.10 Uhr „Der weiße Hai“.
Mit Tom Hanks, Edward Burns, Tom Sizemore, Matt Damon, Barry Pepper, Adam Goldberg, Vin Diesel, Giovanni Ribisi, Jeremy Davis, Ted Danson, Bryan Cranston, Paul Giamatti
LV: Chesley Sullenberger/Jeffrey Zaslow: Highest Duty, 2009 (Man muss kein Held sein; Sully: Das Wunder vom Hudson)
Sehenswertes Biopic über Captain Chesley ‚Sully‘ Sullenberger, der am 15. Januar 2009 sein Passagierflugzeug kurz nach dem Start auf dem Hudson River notlanden musste. Die fast unmögliche Notladung gelang. Alle Passagiere konnten gerettet werden.
mit Tom Hanks, Aaron Eckhart, Laura Linney, Mike O’Malley, Jamey Sheridan, Anna Gunn, Holt McCallany, Chris Bauer, Jane Gabbert, Ann Cusack, Molly Hagan, Patch Darragh, Michael Rapaport
Drehbuch: Sacha Gervasi, Jeff Nathanson (nach einer Geschichte von Andrew Niccol und Sacha Gervasi)
Viktor Navorski (Tom Hanks) hat Pech bei der Einreise in die USA. Weil in seiner Heimat Krakosien geputscht wurde, ist er jetzt staatenlos. Zurückfliegen kann er nicht. Und er darf, wie ihm der leitende Grenzschutzbeamte erklärt, die USA nicht betreten. Und zurückfliegen kann er auch nicht. Also richtet er sich, ganz gesetzestreuer Bürger, im Transitbereich des JFK-Airports häuslich ein.
Herziges, sehr komödiantisches, sehr lose auf einem wahren Fall basierendes Drama im Frank-Capra-Stil mit einem über jede Kritik erhabenem Ensemble.
mit Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci, Chi McBride, Diego Luna, Barry Shabaka Henley, Kumar Pallana, Zoë Saldana, Eddie Jones, Jude Ciccolella, Michael Nouri, Benny Golson (sein, ähem, Schauspieldebüt als Benny Golson)
Das wird jetzt eine satte Portion Hollywood. Mal besser, mal schlechter erzählt. Mal mit höherem, mal mit niedrigerem Budget. Das eine ist die 140-minütige Doku „In Search of the Last Action Heroes“, einer Doku über den Hollywood-Actionfilm ab den und vor allem über die achtziger Jahren. Das andere ist die zwölfteilige, insgesamt gut neunstündige CNN/HBO-Serie „The Movies – Die Geschichte Hollywoods“ . Produziert wurde sie unter anderem von Tom Hanks. Die Interviewpartner sind hochkarätig. Neben Filmjournalisten, wie die in mehreren Episoden auftretenden Neal Gabler (Filmhistoriker), Renee Graham (The Boston Globe), Ben Mankiewicz (TCM), Amy Nicholson (Variety) und Kenneth Turan (Los Angeles Times), sind viele bekannte Regisseure und Schauspieler dabei. Unter anderem Steven Spielberg, Tom Hanks, Robert Redford, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Cameron Crowe, John Landis, Julia Roberts, Alec Baldwin, Robert De Niro und Susanna Hoffs (keine Ahnung warum die „Bangles“-Sängerin und Frau von „Austin Powers“-Regisseur Jay Roach dabei ist).
Konzentriert wird sich auf Hollywood, wobei Hollywood meistens als Ort, aber auch als Synomym für das globale Kino verwandt wird. Das öffnet die Tür, um sich mit dem Independent-Kino (das wenig mit Hollywood zu tun hat) und James Bond zu beschäftigen. Es wird auch beherzt weggelassen. Auch in neun Stunden kann einfach nicht alles vorgestellt werden.
Das ist allerdings nicht das Problem der Serie. Dass Schwerpunkte gesetzt werden, dass nicht alles besprochen wird und dass selbstverständlich der eigene Lieblingsfilm und -regisseur fehlt oder nicht genügend gewürdigt wird, ist selbstverständlich. Zum Problem wird das, wenn man sich ansieht, was weggelassen wird und wie das restliche Material aufbereitet wird. Weggelassen wird zuerst einmal der gesamte Stummfilm. Die nächsten Jahrzehnte werden im Schweinsgalopp in den ersten beiden vierzigminütigen Episoden durchgegangen. Ab der dritten Episode widmet sich dann jede Doppelfolge einem Jahrzehnt. Beginnend mit den sechziger Jahren. Die letzten zwanzig Jahre werden in einer wild zwischen den Jahren hin- und herspringenden Doppelfolge abgehandelt. Die Erklärung für das Weglassen der ersten Hälfte der Geschichte Hollywoods ist wohl, dass die heute noch lebendige Gesprächspartner früher noch nicht aktiv waren. Die prominenten Interviewpartner wie Robert Redford, Steven Spielberg, Martin Scorsese und Ridley Scott können in ihren aktuellen Statements in Erinnerungen an ihre Vergangenheit schwelgen und über ihre Einflüsse reden, die anscheinend nichts mit dem Stummfilm und nur sehr wenig mit dem frühen Hollywood-Tonfilm zu tun haben. Verstorbene Regisseure wie Alfred Hitchcock und Robert Altman haben da schlechte Karten. Und Woody Allen wird nur mal nebenbei erwähnt. Aber Allen verlässt ja fast nie Manhattan.
Noch problematischer als diese Konzentration auf die vergangenen sechzig Jahre, ist die Anordnung des Materials. Da folgt Filmclip auf Kurzstatement auf Filmclip auf Kurzstatement. Nach ungefähr zwei Minuten folgt der nächste Film. So werden in der Doppelepisode über die neunziger Jahre in ungefähr achtzig Minuten atemberaubende 145 Filme in teils nur sekundenlangen Ausschnitten präsentiert.
Warum bestimmte Filme in der Serie erwähnt werden und andere nicht, erschließt sich dem unbefangenem Zuschauer nicht. Eine Filmgeschichte, also eine sinnvolle Verknüpfung verschiedener Ereignisse und ein Aufzeigen von Entwicklungen, ergibt sich daraus nicht. Stattdessen folgt einfach Film auf Film auf Film nach dem Prinzip ‚drin ist ein Film, wenn der Regisseur oder ein Schauspieler dabei ist oder irgendjemand etwas über den Film sagen will‘.
Als Einführung in die Filmgeschichte taugt die Serie deshalb nicht. Es ist keine Struktur, kein Gedankengang, keine Anordnung des Materials erkennbar. Jemand, der sich über die Filmgeschichte informieren möchte, wird danach nicht schlauer als vorher sein.
Cineasten, die die Film- und Interviewschnipsel in die Filmgeschichte einordnen können, brauchen die Serie nicht. Sie können „The Movies“ höchstens als Schwelgen in Erinnerungen und als Anregung, sich mal wieder einen bestimmten Film anzusehen, gebrauchen.
Angesichts der an der Serie beteiligten Personen, des offenkundigen Budgets und des damit verbundenen Potentials ist „The Movies – Die Geschichte Hollywoods“ ein Totaldesaster, das wie ein YouTube-Autoplay-Abend wirkt.
Wobei ich da ein „Trailers from Hell“-Autoplay empfehle. Dort sprechen, während der Trailer gezeigt wird, bekannte Regisseure, wie der immer gut aufgelegte John Landis, über Filme. Meistens sind es B-Pictures, Horrorfilme, liebenswerter, manchmal kultiger Schund, äußerst obskure Filme, aber auch Klassiker. Das ist eine äußert angenehme Mischung aus Fantum und Filmbildung, die manchmal mit persönlichen Erinnerungen der Regisseure angereichert wird. Sie erzählen, wann und wo sie die Filme erstmals sahen oder sie erzählen von Erlebnissen, die sie bei den Dreharbeiten hatten oder was ihnen später von den Dreharbeiten erzählt wurde.
Obwohl mit einem deutlich geringerem Budget als „The Movies“ gedreht, ist „In Search of the Last Action Heroes“ von Oliver Harper, dem Macher des YouTube-Kanals „Oliver Harper’s Retrospectives and Reviews“, der gelungenere Dokumentarfilm. In ihm geht es vor allem um den Hollywood-Actionfilm der achtziger Jahre. Damals etablierte sich der Actionfilm als eigenständiges Genre. Vor allem die Filme mit Sylvester Stallone („Rambo“) und Arnold Schwarzenegger („Terminator“, „Commando“ [Das Phantom-Kommando]) waren bahnbrechend. Auch der zweite „Alien“-Film und die „Mad Max“-Filme werden genannt. Nachdem Stallone und Schwarzenegger an der Kinokasse überzeugten, wurden mit Bodybuildern und Kampfsportlern als Hauptdarsteller unzählige, meist billig produzierte Filme mit viel Action und wenig Handlung produziert. Teils fürs Kino, teils für den boomenden Heimvideomarkt. Mit diesen Filmen beschäftigt Oliver Harper sich ausführlicher.
Blockbuster, wie „Robocop“, die „Lethal Weapon“-Filme, „Stirb langsam“, und die damit einher gehenden Änderungen bei den Actionhelden hin zu weniger Muskeln, besseren Schauspielern, höheren Budgets und mehr Tricks werden ebenfalls angesprochen. Während in den 80-Jahre-Actionfilmen alle Kämpfe, Crashs, Explosionen und Stunts live vor der Kamera ausgeführt wurden, werden seit „Jurassic Park“ immer mehr Actionszenen in einer sicheren Studioumgebung oder gleich im Computer inszeniert. Dafür brauchte man die Actionhelden der Achtziger nicht mehr. Sie waren außerdem keine guten Schauspieler und sie wurden älter.
Mit den nur sehr kurz angesprochenen „Bourne“-, „The Raid“- und „John Wick“-Filmen zeichnete sich hier wieder eine Rückkehr zum guten alten Actionhandwerk ab.
Harper unterhielt sich ausführlich mit den Produzenten, Regisseuren, Autoren, Filmkomponisten und Schauspielern, die vor allem in den achtziger und neunziger Jahren auf dem Zenit ihrer Karriere standen. Die großen Stars wie Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone fehlen. Aber Cynthia Rothrock, Bill Duke und Eric Roberts sind dabei. Und sie alle haben etwas zu erzählen. Vielen, vor allem den Produzenten, Autoren und Regisseuren, wie Shane Black, Steven E. De Souza, Sam Firstenberg, Peter MacDonald, Paul Verhoeven und Mario Kassar, hätte ich gerne noch länger zugehört.
The Movies – Die Geschichte Hollywoods (The Movies, USA 2019)
Regie: ?
Drehbuch: ?
mit Neal Gabler, Renee Graham, Ben Mankiewicz, Amy Nicholson, Kenneth Turan, Steven Spielberg, Tom Hanks, Robert Redford, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Cameron Crowe, John Landis, Julia Roberts, Alec Baldwin, Robert De Niro, Brad Bird, Edgar Wright, Bill Hader, Holly Hunter, Julia Roberts, John Singleton, Ron Howard, Julianne Moore, Ridley Scott, Peter Bogdanovich, Tim Burton, Susanna Hoffs, Lawrence Kasdan
–
DVD/Blu-ray
Studio Hamburg Enterprises
Bild: 16:9
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: Wendecover
Länge: 540 Minuten (12 x 45 Minuten)
FSK: ab 12 Jahre
–
In Search of the Last Action Heroes (In Search of the Last Action Heroes, Großbritannien 2019)
Regie: Oliver Harper
Drehbuch: Oliver Harper, Timon Singh
mit Scott Adkins, Stuart Ashen, Shane Black, James Bruner, Stan Bush, Ronny Cox, Boaz Davidson, Steven E. de Souza, Bill Duke, Brad Fiedel, Sam Firstenberg, Mark Goldblatt, Jenette Goldstein, Jeffrey Greenstein, Matthias Hues, Mario Kassar, Al Leong, Mark L. Lester, Sheldon Lettich, Peter MacDonald, Ian Nathan, Zak Penn, Phillip Rhee, Eric Roberts, Cynthia Rothrock, Paul Verhoeven, Vernon Wells, Michael Jai White, Alex Winter, Graham Yost ..
Vorlage: Captain Richard Phillips/Stephan Talty: A Captain’s Duty: Somali Pirates, Navy SEALS, and Dangerous Days at Sea, 2010 (Höllentage auf See – In den Händen von somalischen Piraten – gerettet von Navy Seals)
Am 8. April 2009 entern somalische Piraten die „Maersk Alabama“ und schnell beginnt ein Psychoduell zwischen Captain Richard Phillips und Muse, dem Anführer der Piraten.
mit Tom Hanks, Catherine Keener, Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman, Faysal Ahmed, Mahat M. Ali, Michael Chernus, David Warshofsky, Corey Johnson, Max Martini
Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War, USA 2007)
Regie: Michael Nichols
Drehbuch: Aaron Sorkin
LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)
Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.
Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman
Vorlage: Captain Richard Phillips/Stephan Talty: A Captain’s Duty: Somali Pirates, Navy SEALS, and Dangerous Days at Sea, 2010 (Höllentage auf See – In den Händen von somalischen Piraten – gerettet von Navy Seals)
Am 8. April 2009 entern somalische Piraten die „Maersk Alabama“ und schnell beginnt ein Psychoduell zwischen Captain Richard Phillips und Muse, dem Anführer der Piraten.
mit Tom Hanks, Catherine Keener, Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman, Faysal Ahmed, Mahat M. Ali, Michael Chernus, David Warshofsky, Corey Johnson, Max Martini
LV: Chesley Sullenberger/Jeffrey Zaslow: Highest Duty, 2009 (Man muss kein Held sein; Sully: Das Wunder vom Hudson)
Sehenswertes Biopic über Captain Chesley ‚Sully‘ Sullenberger, der am 15. Januar 2009 sein Passagierflugzeug kurz nach dem Start auf dem Hudson River notlanden musste. Die fast unmögliche Notladung gelang. Alle Passagiere konnten gerettet werden.
Anschließend zeigt Sat.1 um 22.05 Uhr einen weiteren sehenswerten Tom-Hanks-Film: Steven Spielbergs ebenfalls auf Tatsachen basierender Thriller „Bridge of Spies: Der Unterhändler“ (USA 2015)
mit Tom Hanks, Aaron Eckhart, Laura Linney, Mike O’Malley, Jamey Sheridan, Anna Gunn, Holt McCallany, Chris Bauer, Jane Gabbert, Ann Cusack, Molly Hagan, Patch Darragh, Michael Rapaport
Als Harvard-Symbologe Robert Langdon (Tom Hanks) in Florenz in einem Krankenhaus erwacht, kann er sich an nichts erinnern. Als kurz darauf Heerscharen bewaffneter Bösewichter ihn umbringen wollen, flüchtet er. Schnell kombiniert er, dass das alles etwas mit Dantes Prophezeiung von einem weltvernichtenden Inferno zu tun hat. Langdon hat nur keine Ahnung, ob er mit seinem Wissen die Prophezeiung verhindern kann oder erfüllen wird.
Ron Howards dritte Dan-Brown-Verfilmung ist eine flotte, ziemlich durchgeknallte Räuberpistole voller Schauwerte, die in der richtigen Stimmung ein herrlicher Spaß ist. Die in „The Da Vinci Code“ und „Illuminati“ so länglichen Geschichtsstunden werden in „Inferno“ im Sauseschritt oder gleich in einer Actionszene abgehandelt.
Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)
Drehbuch: Aaron Sorkin
LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)
Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.
Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman
Saving Mr. Banks (Saving Mr. Banks, USA/Großbritannien/Australien 2013)
Regie: John Lee Hancock
Drehbuch: Kelly Marcel, Sue Smith
Walt Disney will das Kinderbuch „Mary Poppins“ verfilmen. Dafür braucht er nur das Einverständnis der Autorin P. L. Travers. Die Engländerin hasst ungefähr alles abgrundtief, was Walt Disney verkörpert und mit ihrem Buch machen will.
Das sehr, sehr gelungene und sehr kurzweilige Making of zu dem Klassiker „Mary Poppins“.
mit Emma Thompson, Tom Hanks, Colin Farrell, Paul Giamatti, Jason Schwartzman, Bradley Whitford, Ruth Wilson, B. J. Novak, Rachel Griffiths, Kathy Baker
Catch me if you can (Catch me if you can, USA 2002)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Jeff Nathanson
LV: Frank Abagnale (mit Stan Redding): Catch me if you can: The Amazing True Story of the Youngest and Most Daring Con Man in the History of Fun and Profit, 1980 (Mein Leben auf der Flucht, Catch me if you can)
Spielberg erzählt kurzweilig die wahre Geschichte des Hochstaplers Frank Abagnale. Der Film „ist eine swingende, schwerelose Krimikomödie, die durch Tempo, Charme und Verspieltheit überzeugt.“ (Berliner Zeitung, 30. Januar 2003)
Mit Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Christopher Walken, Martin Sheen, Nathalie Baye, James Brolin, Jennifer Garner
Bridge of Spies – Der Unterhändler(Bridge of Spies, USA 2015)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Matt Charman, Ethan Coen, Joel Coen
Eher widerwillig übernimmt Versicherungsanwalt James B. Donovan 1957 ein Pflichtmandat: die Verteidigung des Sowjetspions Rudolf Abel. Er kann die Todesstrafe für Abel verhindern und als, Jahre später, über Russland ein CIA-Spion abgeschossen wird, soll Donovan mit den Sowjets über einen Gefangenenaustausch verhandeln.
Spielberg erzählt in seinem hochspannenden Thriller, immer nah an den Fakten, die Geschichte des ersten Gefangenenaustauschs auf der Glienicker Brücke.
Es gibt inzwischen mehrere Sachbücher, die sich mit diesem Agentenaustausch beschäftigen. Spielbergs Film basiert explizit auf keiner Vorlage.
Dennoch wird die zum Filmstart erschienene Neuausgabe von James B. Donovans „Strangers on a Bridge – Der Fall des Oberst Abel“ vom Goldmann- Verlag als die Hintergrundgeschichte zum Film beworben, was durchaus zutreffend ist. Immerhin verteidigte Donovan Abel und er verhandelte den Agentenaustausch.
Wer also tiefer in die damalige Zeit eintauchen möchte, sollte sich diesen spannenden Erlebnisbericht eines Zeitzeugen, geschrieben mit dem damaligen Wissen, zulegen.
– James B. Donovan: Strangers on a Bridge – Der Fall des Oberst Abel (übersetzt von Eva Bornemann und Michael Molitor; mit einem neuen Vorwort von Jason Matthews) Goldmann, 2015 560 Seiten
9,99 Euro
– Originalausgabe
Strangers on a Bridge – The Case of Colonel Abel
Atheneum House, Inc., 1964
– Frühere deutsche Ausgabe
Der Fall des Oberst Abel
Scheffler-Verlag, 1965
Am 5. April läuft Steven Spielbergs neuester Film „Ready Player One“ an. Seine Verfilmung von Ernest Clines SF-Roman ist buntes Abenteuer für Jugendliche (und Nerds), das all die Momente hat, die man bei einem Film des Regisseurs von „E. T.“ erwartet und vollgestopft mit popkulturellen Anspielungen ist. Zum Kinostart gibt es die Filmkritik. Bis dahin:
Als Katharine Graham nach dem Tod ihres Mannes 1963 die Leitung der „Washington Post“ übernahm, war sie die Tochter des Inhabers der „Washington Post“ (ihr Vater hielt sie für ungeeignet, die Zeitung zu führen, sie dachte das auch und hatte daher nichts gegen die Entscheidung ihres Vaters, ihren Ehemann zum Chef zu machen), eine ehemalige Journalistin und Mutter von vier Kindern, die sich, wie es dem damaligen Gesellschaftsbild entsprach, um Haushalt, Kindererziehung und das Gesellschaftsleben kümmerte. Sie war, so ihr Sohn Don Graham, „die Welthauptstadt der Selbstzweifel“.
Plötzlich stand sie, ohne echte Erfahrung im Zeitungsgeschäft und nur aus dem Gefühl einer Verpflichtung gegenüber dem Familienvermächtnis und ihren Kindern, als erste Frau an der Spitze eines großen Wirtschaftsunternehmen. Die Männer akzeptierten sie in ihren Männerzirkeln, den Clubs, Hinterzimmern und Vorstandszimmern nur, weil sie die Frau, die durch eine Erbschaft ihre aktuelle Position erhalten hatte, akzeptieren mussten. Aber eigentlich gehörte sie in das Damenzimmer, wo nicht über Politik, sondern über Frisuren geredet wurde.
Das Unternehmen, die „Washington Post“, war damals eine Tageszeitung mit finanziellen Problemen, deren größtes Problem – so sagt Steven Spielbergs neuer Film „Die Verlegerin“ – der Zugang zu verschiedenen Privatfeiern von US-Präsident Richard Nixon war. Zur Sanierung war ein Börsengang geplant, der möglichst störungsfrei verlaufen sollte. Skandalträchtige Geschichten und damit verknüpfte juristische Kalamitäten sollten in dem Moment unbedingt vermieden werden.
In diesem Moment schlug ihr ihr Chefredakteur Ben Bradlee eine Super-Story vor. Er war seit 1965 bei der „Washington Post“. Zwischen Bradlee und Graham herrschte eine vertrauenvolle Freundschaft. Die gegensätzlichen Charaktere hatten nämlich ein Ziel: aus der „Washington Post“ eine wichtige Tagezeitung zu machen. Sein Vorschlag war, nachdem die konkurrierende „New York Times“ am 13. Juni 1971 mit der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere begonnen hatte und kurz darauf, auf Antrag der Nixon-Regierung, eine einstweilige Verfügung erhielt, die ihr weitere Veröffentlichungen aus den Pentagon-Papieren untersagte, sich die Papiere zu besorgen und zu drucken.
Dabei handelte es sich um eine siebentausend Seiten umfassende Studie des einflussreichen Think-Tanks RAND Corporation mit dem prosaischen Titel „Geschichte US-amerikanischer Entscheidungsfindungen in Vietnam, 1945 – 1966“ (United States – Vietnam Relations, 1945–1967: A Study Prepared by the Department of Defense). Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass mehrere US-Präsidenten die Öffentlichkeit über ihr Vorgehen in Vietnam belogen hatten. Daniel Ellsberg, einer der Autoren der Studie, hatte die siebentausend Seiten der Studie in mühevoller Kleinarbeit aus dem RAND-Büro geschmuggelt und fotokopiert. Er wollte, dass in der Öffentlichkeit darüber gesprochen wird.
Dass die Regierung über eine weitere Veröffentlichung nicht erfreut wäre, war in dem Moment klar. Denn damals kämpften in Vietnam US-Soldaten, während in den USA gegen den Krieg protestiert wurde.
Graham wusste, dass sie mit einer falschen Entscheidung die Zukunft der Zeitung ruinieren könnte. Sie wusste auch, dass es um die Freiheit der Presse ging, die im wichtigen Ersten Zusatzartikel zur Verfassung erklärt wird. Und sie war, als Teil der High Society von Washington, mit einigen der Männer, die in den Pentagon-Papieren erwähnt werden, eng befreundet.
Spielberg erzählt, nach einem konzentrierten Drehbuch von Liz Hannah und Josh Singer („Spotlight“), die Geschichte von Katherine Graham. Aber, wie der Originaltitel „The Post“ andeutet, auch die Geschichte der „Washington Post“, vor allem natürlich der Reporter, die sich als investigative Journalisten hinter die Story klemmen, und die Geschichte von ihrem Informanten Daniel Ellsberg, der später als Landesverräter angeklagt wurde. Am 11. Mai 1973 erklärte der zuständige Richter das Verfahren aufgrund eines schweren Fehlverhaltens der Regierung (sie hatte den Auftrag erteilt, Ellsbergs Psychiater auszuspionieren) für ungültig. Die Vorwürfe gegen Ellsberg und seinen RAND-Kollegen Anthony Russo wurden fallengelassen.
Spielbergs „Die Verlegerin“ ist, im besten Sinn, packendes quasidokumentarisches bildungsbürgerliches Kino, in dem liberale Werte, Traditionen und die Verfassung hochgehalten werden. Vor allem natürlich der Wert einer freien Presse. Denn am 18. Juni 1971 druckte die „Washington Post“ ihren ersten Artikel über die Pentagon-Papiere und weil ein Bundesrichter die vom Justizminsterium beantragte einstweilige und dauerhafte Verfügung gegen die Zeitung ablehnte, begann auch andere Zeitungen Berichte über die Pentagon-Papiere zu drucken.
Aber in dem Moment war der Weg durch die Gerichte noch nicht ausgeschöpft.
„Die Verlegerin“ zeigt, wie die „Washington Post“ durch die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere und die gerichtlichen Auseinandersetzungen von einer unbedeutenden Lokalzeitung zu einer vielfach preisgekrönten und geachteten investigativen Tageszeitung wurde, wie eine Verlegerin sich emanzipiert und wie wichtig eine freie Presse ist bei der Aufdeckung von Skandalen.
Das Drama ist auch eine Liebeserklärung an die gute alte Tageszeitung. Es ist eine Zeit, als es in Redaktionen noch laut hämmernde Schreibmaschinen und einen festen Redaktionsschluss gab, Druckvorlagen von Hand erstellt wurden, Zeitungen gedruckt, verteilt und beim Frühstück oder dem Weg zur Arbeit gelesen wurden. Sie waren dann Tagesgespräch. Heute stehen die Artikel zuerst auf der Homepage der Zeitung und erst danach in der gedruckten Ausgabe.
Der Film endet mit dem Einbruch in das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate-Hotel am 17. Juni 1972. Diese Geschichte, die durch die Recherche der „Washington Post“-Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward zum Rücktritt von Nixon führte, erzählt Alan J. Pakula 1976 in seinem Filmklassiker „Die Unbestechlichen“, den man sich nach „Die Verlegerin“ wieder ansehen kann. Beide Filme erzählen von Ereignissen und Konflikten, die heute wieder erschreckend aktuell sind.
Die Verlegerin (The Post, USA 2017)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Liz Hannah, Josh Singer
mit Meryl Streep, Tom Hanks, Sarah Paulson, Bob Odenkirk, Tracy Lettts, Bradley Whitford, Bruce Greenwood, Matthew Rhys, Alison Brie, Michael Stuhlbarg
Vor vier Jahren war Dave Eggers‘ Anti-Utopie „Der Circle“ in den Feuilletons und den Bestsellerlisten das Buch der Stunde. Denn er schrieb eine seitenstarke Anklage gegen Facebook und Konsorten, er warnte vor dem Überwachungswahn von Internetfirmen und der freiwilligen Preisgabe intimster Details.
Er reihte sich damit, wenigstens im Werbesprech, ein in die Reihe großer SF-Romane wie Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ (Brave new World, 1932), George Orwells „1984“ (Nineteen Eighty-Four, 1949) und Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ (1953).
Dass Eggers‘ Dystopie für Science-Fiction-Fans spätestens seit Cyberpunk ein alter Hut ist, dass Eggers‘ Dystopie deutlich länger und oberflächlicher als die eben genannten Klassiker ist; – geschenkt, solange das Werk auf ein aktuelles Problem aufmerksam machen kann und eine breite Diskussion darüber anstößt.
Außerdem zeigt er schön die subtilen Methoden, mit denen Arbeitgeber ihre Angestellten und Kunden beeinflussen. Sie müssen keinen Druck ausüben, weil, wie in einer Sekte, alle Circle-Mitarbeiter sich freiwillig dem Gebot der Transparenz unterwerfen, intimste Details miteinander teilen und sich gegenseitig über den grünen Klee loben.
Jetzt läuft bei uns James Ponsoldts Verfilmung von Dave Eggers‘ Roman an und es könnte der hochkarätig besetzte Film zur Stunde sein. Emma Watson, Tom Hanks, John Boyega (bekannt aus „Star Wars: Das Erwachen der Macht“) und Allzweckwaffe Patton Oswalt sind dabei. Darren-Aronofsky-Stammkameramann Matthew Libatique übernahm die Kamera. Tim-Burton-Hauskomponist Danny Elfman schrieb die Musik.
Aber in den USA waren die Kritiken verheerend und an der Kinokasse blieb der Film weit hinter den Erwartungen zurück.
Ob das in Deutschland anders ist, wage ich zu bezweifeln. Denn „The Circle“ ist ein schlechter Film, der aber nicht mit dem Remmidemmi eines hirnlosen Blockbusters für sich werben kann.
Im Mittelpunkt des Buches und des Films steht die 24-jährige Mae Holland. Sie erhält, protegiert von ihrer Universitätsfreundin Annie Allerton, eine Stelle bei der Internetfirma „Circle“. Das ist, kurz gesagt, ein das Internet beherrschendes Konglomerat aller verfügbaren Dienste. So eine Art Super-Facebook-Amazon-YouTube-Twitter-Instagram-undwasessonstnochgibt, bei dem fast jeder Mensch ein persönlich verifiziertes TruYou-Konto hat. Ihre Arbeit beginnt Mae in der Kundenbetreuung. In den ersten Tagen erkundet sie die riesige Firmenzentrale. Sie ist ein Campus mit kostenlosen Mahlzeiten (teils von Spitzenköchen zubereitet), Apartments (bei Bedarf) und Endlospartys mit bekannten Künstlern. Im Film tritt Beck auf. Im Buch nennt Eggers keine Namen, aber Mae ist immer wieder begeistert, dass sie gerade den angesagten Musiker sehen kann. Denn die Firmenchefs wollen, dass es ihren Angestellten gut geht. Deshalb gibt es auch eine kostenlose Gesundheitsvorsorge; bei Bedarf auch für die Eltern. Und weil Maes Vater MS hat, ist das eine tolle Sache.
Circle-Firmengründer Eamon Bailey stellt mit SeeChange ein neues Projekt vor. Mit Minikameras, die überall auf der Welt verteilt werden, kann er vor dem Surfen sehen, ob die Wellen gut sind, ob seine Mutter in ihrer Wohnung nicht gestürzt ist (er hat die Kameras ohne ihr Wissen angebracht) und ob irgendwo in der Welt gerade etwas Schlimmes passiert, ein übergriffiger Polizist oder ein Aufstand. Die Kameras schaffen Transparenz für die gute Sache und sie führen zu einer besseren Welt. Meint Bailey.
Als Mae bei einer nächtlichen Kajakfahrt fast ertrinkt und nur durch die SeeChange-Kamera, die dafür sorgt, dass Rettungskräfte informiert werden, gerettet werden kann, ist sie von Baileys neuer Vision restlos überzeugt. Sie beschließt, vollkommen transparent zu werden.
Ab jetzt hat sie eine Kamera dabei, die ständig ins Internet überträgt, was sie tut. Sie will, dass alle Menschen ihrem Beispiel folgen. Denn, so ihr Spruch, der gleich vom Circle übernommen wurde: „Geheimnisse sind Lügen – Teilen ist Heilen – Alles Private ist Diebstahl“.
Während der Roman diese Geschichte (keine Panik, sie geht noch weiter) stringent als Verführungs- und bescheidene Aufstiegsgeschichte erzählt, geht der Film einen anderen Weg. Dass dafür einige Details verändert werden und dass aus zwei im Roman wichtigen Personen im Film eine wird, ist für das Scheitern des sich insgesamt sehr nah am Roman bewegenden Films letztendlich egal.
Wenn dabei allerdings die Motivation der Charaktere für ihr Handeln verändert wird, hat es Auswirkungen auf unseren Blick auf die Person und ihr Handeln.
So wird, um nur ein Beispiel zu nennen, Mae im Film transparent, weil sie in der Bucht bei einem nächtlichen Kajakausflug fast ertrunken wäre und nur durch SeeChange-Kameras gerettet werden konnte. Im Roman wird sie durch die SeeChange-Kameras bei dem Diebstahl des Kajaks erwischt und kann nur durch die Intervention der Besitzerin des Bootsverleihs, die für ihre Stammkundin Mae lügt, einer Verhaftung entgehen. Anschließend redet Bailey mit ihr darüber und wie unfair es sei, dass sie ihren nächtlichen Bootsausflug für sich behalten wollte und fragt sie, ob sie das Boot auch dann gestohlen hätte, wenn sie gewusst hätte, dass sie bei dem Diebstahl gefilmt werde.
In diesem und in vielen anderen Momenten, zeigt Eggers, wie Mae manipuliert wird. Ständig wird ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet. Sie verändert ihr Verhalten, passt sich klaglos den Circle-Regeln an und wird immer mehr zu einer überzeugten Circle-Jüngerin, weil sie so ein besserer Mensch wird.
Trotzdem gibt es im Roman, auch nachdem Mae ihr gesamtes Leben in das Internet überträgt, immer wieder Brechungen. Denn Mae und ihre Gesprächspartnerinnen verändern bewusst ihr Verhalten, wenn sie ihr begegnen. Sie wissen in dem Moment, dass sie sich vor einem Millionenpublikum unterhalten. Mae schauspielert und sie weiß das. Eine Intimsphäre hat sie nur noch in wenigen Momenten ihres Lebens. Wenn sie schläft, nimmt sie die Kamera ab. Wenn sie auf die Toilette geht, wird die Kamera für drei Minuten stumm gestellt.
Doch auch hier geht ihre Entwicklung weiter. Sie wird zu einer immer lautstärkeren Verfechterin der Circle-Philosophie und sie möchte, dass der Kreis sich schließt. Auch wenn sie in dem Moment keine Ahnung, was das Schließen des Circle-Kreises sein wird.
Im Film, und das ist das größte Problem der Verfilmung, enthüllt Regisseur und Drehbuchautor James Ponsoldt die Motive des Circle und die damit verbundenen Gefahren für unser Zusammenleben schon sehr früh. Danach weiß Mae, dass ihr Arbeitgeber nicht so edel ist, wie er behauptet, aber als die nächste App auf ihrem Computer installiert wird, denkt sie nicht mehr daran. Es ist ihr egal. Es hat keine Auswirkung auf ihr Handeln. Es gibt keine Entwicklung, sondern nur eine durchgehend naive Protagonistin, die jedes Mal, wenn ihr ein für sie besonders wichtiger Circle-App präsentiert wird, skeptisch die Stirn runzelt (nein, das kann Emma Watson nicht besonders gut), nickt und sofort die App begeistert und vollkommen kritiklos anwendet .
Deshalb ist das Filmende, das sich vom Romanende unterscheidet, ärgerlich. Das Romanende ergibt sich aus der vorherigen Geschichte. Im Film ist man dagegen von Maes Handlung überrascht, weil sie dramaturgisch nicht vorbereitet wurde. Es ist das Ende eines Films, der unter seiner glänzenden Oberfläche das Potential seiner Geschichte niemals auch nur im Ansatz ausschöpft, weil er durchgehend viel zu nah am schwachen Romantext bleib. Die wenigen Veränderungen schwächen die Geschichte eher, als dass sie sie stärken.
Und jetzt habe ich noch nichts über die vollkommen verschenkten politischen Subplots gesagt.
The Circle (The Circle, USA/UAE 2017)
Regie: James Ponsoldt
Drehbuch: James Ponsoldt
LV: Dave Eggers: The Circle, 2013 (Der Circle)
mit Emma Watson, Tom Hanks, John Boyega, Karen Gillan, Ellar Coltrane, Patton Oswalt, Glenne Headly, Bill Paxton, Jimmy Wong, Judy Reyes, Beck (als Beck)
Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)
Drehbuch: Aaron Sorkin
LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)
Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.
Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman
Cloud Atlas – Der Wolkenatlas (USA/Deutschland 2012, Regie: Lana & Andy Wachowski, Tom Tykwer)
Drehbuch: Lana & Andy Wachowski, Tom Tykwer
LV: David Mitchell: Cloud Atlas, 2004 (Der Wolkenatlas)
„Cloud Atlas“ ist ein dreistündiger, auf sechs Zeitebenen zwischen 1849 und 2346 spielender Trip, bei dem sechs miteinander verwobene Geschichten, die auch alle unterschiedliche Genres bedienen, zu einer Vision verbunden werden, die auch den Eindruck von viel Lärm um Nichts hinterlässt. Aber die Wachowski-Geschwister und Tom Tykwer liefern einen kurzweiligen, immer interessanten und sehenswerten Film ab, bei dem die Stars, teils kaum erkennbar, in verschiedenen Rollen auftreten.
mit Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Doona Bae, Ben Whishaw, James D’Arcy, Zhou Xun, Keith David, Susan Sarandon, Hugh Grant, David Gyasi, Martin Wuttke, Götz Otto, David Mitchell (Cameo als Spion)
Catch me if you can (USA 2002, Regie: Steven Spielberg)
Drehbuch: Jeff Nathanson
LV: Frank Abagnale (mit Stan Redding): Catch me if you can: The Amazing True Story of the Youngest and Most Daring Con Man in the History of Fun and Profit, 1980 (Mein Leben auf der Flucht, Catch me if you can)
Spielberg erzählt kurzweilig die wahre Geschichte des Hochstaplers Frank Abagnale. Der Film „ist eine swingende, schwerelose Krimikomödie, die durch Tempo, Charme und Verspieltheit überzeugt.“ (Berliner Zeitung, 30. Januar 2003)
Mit Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Christopher Walken, Martin Sheen, Nathalie Baye, James Brolin, Jennifer Garner
Am 18. Dezember wird Steven Spielberg siebzig Jahre. Für die TV-Sender ist das natürlich ein hochwillkommener Anlass, wieder einmal, eine Auswahl seiner bekannten Filme zu zeigen, wie „A. I. – Künstliche Intelligenz“ (Kabel 1, 8. Dezember, 20.15 Uhr), „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ (Kabel 1, 12. Dezember, 20.15 Uhr), „Der Soldat James Ryan“ (Kabel 1, 12. Dezember, 22.35 Uhr), „Minority Report“ (Kabel 1, 14. Dezember, 20.15 Uhr), „Die Farbe Lila“ (Kabel 1, 15. Dezember, 20.15 Uhr), „Sugarland Express“ (ZDF, 18. Dezember, 01.45 Uhr) und „Terminal“ (Kabel 1, 21. Dezember, 20.15 Uhr).
Den Filmgenuss kann und sollte man mit Georg Seeßlens „Steven Spielberg und seine Filme“ vervollständigen. In der brandaktuellen Neuauflage seines Buches beschäftigt er sich, gewohnt wortgewaltig, gewohnt kundig, auf gut dreihundert, mit einigen Fotos illustrierten, engbedruckten Seiten mit all seinen Filmen von den Anfängen beim Fernsehen bis hin zum „Big Friendly Giant“. Er ordnet sie ein, stellt Querverbindungen her und lädt zum wiederholten Sehen der Filme ein.
Während Woody Allen jedes Jahr einen neuen Woody-Allen-Film dreht, der sich nicht sonderlich von seinen vorherigen Filmen unterscheidet, und Ken Loach das Genre des Ken-Loach-Films erfunden hat, überrascht ihr ähnlich produktiver, einige Jahre älterer Altersgenosse Clint Eastwood mit jedem neuen Film, weil es nicht den Clint-Eastwood-Film gibt. Es gibt Themen und Charaktertypen, zu denen er immer wieder zurückkehrt. Nachdem er zuletzt in dem Kriegsfilm „American Sniper“ einen Heckenschützen idealisierte, mit „Jersey Boys“ ein Quasi-Musical ablieferte, in „J. Edgar“ ein Jahrzehnte umspannendes Biopic über FBI-Chef J. Edgar Hoover drehte und sich in „Hereafter – Das Leben danach“ in mehreren Episoden mit dem Tod beschäftigte, drehte er jetzt mit „Sully“ einen kurzen Film über den erfahrenen Captain Chesley ‚Sully‘ Sullenberger, der am 15. Januar 2009 einige Minuten nach dem Start vom New Yorker Flughafen LaGuardia auf dem Hudson River notlanden musste, weil durch einen Vogelschwarm beide Triebwerke ausgefallen waren.
Die Bilder von der Airbus A320 auf dem Hudson gingen um die Welt. Bei der Notlandung, die nach dem Lehrbuch fast unmöglich ist und in keinem Training gelehrt wird, überlebten alle 155 Menschen, 150 Passagiere und 5 Crew-Mitglieder, die an Bord waren. Einige wurden leicht verletzt.
Nach dieser Landung gab es selbstverständlich eine Untersuchung des National Transportation Safety Board (NTSB), auf die sich Todd Komarnickis Drehbuch und Clint Eastwoods Film konzentriert. Sie legen sie zeitlich näher an die Notlandung, als die Gespräche und die Anhörung in Wirklichkeit waren und sie spitzen den Konflikt zu, indem sie die NTSB-Ermittler zu den Bösewichtern machen, die herausfinden wollen, warum Sullenberger ein so teures Flugzeug zerstörte und sie wollen ihn dafür bezahlen lassen. Das ist aus dramaturgischer Perspektive nachvollziehbar, ist aber auch in seiner Schwarz-Weiß-Zeichnung die große Schwäche des Films. Dieser Konflikt entbehrt, wenn man nachrecherchiert, in dieser Zuspitzung jeder Grundlage. Deshalb sind die NTSB-Ermittler auch alle fiktionale Charaktere, während der restliche Film nah bei den Fakten bleibt und bei der Rettungsaktion auf dem Hudson viele der damaligen Helfer sich selbst spielten.
Mit diesem gehyptem Konflikt wird auch eine seltsam verquere Weltsicht mitgeliefert, die sich kritische Nachfragen an einem Helden verbittet und die letztendlich Selbstgerechtigkeit fördert. Dabei ist eine gründliche Untersuchung notwendiger Teil einer funktionierenden Fehlerkultur. Sie ist die Grundlage für jeden individuellen und kollektiven Lernprozess. In „Sully“ wird ihr zugunsten einer blinden Heldenverehrung eine Absage erteilt.
Das wird am Ende, wenn Sullenberger von allen Vorwürfen vollständig freigesprochen wird, überdeutlich. Da ist er ein reinerer, größerer und fehlerfreierer Held als Jesus. Ein alles überstrahlender Held, von dem wir nichts lernen, den wir nur blind bewundern können.
Zum Glück ist das nur der äußere Konflikt. „Sully“ funktioniert aber über den inneren Konflikt von Sullenberger. Seine Selbstzweifel sind das emotionale Band zwischen Sullenberger, die ihn zu einem Menschen machen, und dem Zuschauer.
Tom Hanks spielt Sullenberger als einen erfahrenen Flugkapitän, der während der Untersuchung von Alpträumen geplagt wird. Er fragt sich, ob er wirklich das richtige getan hat. Oder hätte er zum Flughafen LaGuardia zurückfliegen und dort wesentlich gefahrloser landen können? In seinen Alpträumen wird er von schlecht getricksten Katastrophen gequält, in denen er nicht rechtzeitig landen kann und, einige Jahre nach 9/11, mitten in Manhattan in Wolkenkratzer fliegt.
Aaron Eckhart spielt die undankbare Rolle des stichwortgebenden Co-Piloten Jeff Skiles mit herrlichem Understatement; als habe er gerade die Cowboykluft gegen die Pilotenuniform getauscht. Auch wenn es so wirkt, als würden Sullenberger und Skiles sich schon seit Ewigkeiten kennen, kannten sie sich erst seit wenigen Tagen. Im Cockpit arbeiteten sie dann perfekt zusammen.
Und Clint Eastwood inszeniert diese Heldengeschichte, die auch die Wunde von 9/11 schließen soll, mit seinem Stammkameramann Tom Stern gewohnt unprätentiös die üblichen Kitsch- und Pathosfallen vermeidend. Das macht „Sully“, trotz bekannter Geschichte, sehenswert.
Sully(Sully, USA 2016)
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Todd Komarnicki
LV: Chesley Sullenberger/Jeffrey Zaslow: Highest Duty, 2009 (Man muss kein Held sein; Sully: Das Wunder vom Hudson)
mit Tom Hanks, Aaron Eckhart, Laura Linney, Mike O’Malley, Jamey Sheridan, Anna Gunn, Holt McCallany, Chris Bauer, Jane Gabbert, Ann Cusack, Molly Hagan, Patch Darragh, Michael Rapaport
Zum Filmstart erschien Chesley B. Sullenbergers Biographie mit einem neuen Titel und neuem Cover in dem in Deutschland neuen Penguin-Verlag (Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass das bekannte Verlagslogo auch auf deutschen Büchern ist).
Chesley B. Sullenberger/Jeffrey Zaslow: Sully – Das Wunder vom Hudson
(übersetzt von Michael Bayer, Norbert Juraschitz und Henning Dedekind)
Penguin Verlag, 2016
352 Seiten
10 Euro
–
Deutsche Erstausgabe als „Man muss kein Held sein – Auf welche Werte es im Leben ankommt“.
Harvard-Professor Robert Langdon wacht in Florenz in einem Krankenhauszimmer auf. Der Symbologe kann sich an nichts erinnert. Auch nicht, wie er nach Italien gekommen ist. Als kurz darauf eine wild um sich schießende Polizistin auftaucht, weiß er, dass er flüchten sollte. Dabei hilft ihm seine Ärztin Sienna Brooks (Felicity Jones) – und ungefähr jetzt muss man sich als Zuschauer entscheiden, ob man die dritte Dan-Brown-Verfilmung „Inferno“ rational-kritisch begleiten möchte (und, ja, man wird seine helle Freude am Kritisieren haben) oder ob man „Inferno“ in erster Linie als eine Achter- und Geisterbahnfahrt genießen möchte. Denn selbstverständlich gibt es überhaupt keinen in diesem Moment nachvollziehbaren Grund, warum die hübsche Ärztin den verletzten und vollkommen erschöpften Patienten, nachdem sie ihn vor der schießwütigen Polizistin rettete, aus dem Krankenhaus in ihre Wohnung schleppt.
Dort kann Langdon in einen Anzug von ihrem Ex-Freund schlüpfen und schon tauchen Heerscharen bewaffneter Bösewichter und die schon aus dem Krankenhaus bekannte Polizistin auf. Sie gehören zu mehreren, eher verfeindeten und mächtigen Organisationen, die alle über eine gut gefüllte Kriegskasse verfügen. Anscheinend wollen sie alle Langdon mehr oder weniger schnell töten. Anscheinend verfügt Langdon über Informationen, die irgendetwas mit Dantes Prophezeiung zu tun haben und die die Menschheit vernichten könnten. Unklar ist nur, ob Langdons Wissen das titelgebende Inferno verhindern oder befördern soll.
Langdon reagiert rein instinktiv, während er mit Brooks eine sportliche Sightseeing-Tour durch die historischen Schönheiten von Florenz, Venedig und Istanbul veranstaltet, als sei er eine jugendliche Ausgabe von Jack Bauer. Dabei vermitteln sie uns, wahrscheinlich brav aus der Romanvorlage übernommen, in hölzernen Erklärungen zwischen Fremdenführerlatein, Proseminar und Lexikonartikel das nötige historische Wissen zum Verständnis der Geschichte.
Und wie Jack Bauer nur von Kiefer Sutherland gespielt werden kann, kann Robert Langdon, der Indiana Jones im Anzug, nur von Tom Hanks gespielt werden. Er übernahm, nach „The Da Vinci Code“ (USA 2006) und „Illuminati“ (Angels & Demons, USA 2009) zum dritten Mal die Rolle des Professors, der Dank seines Wissens über alte Symbole, Geheimbünde und Verschwörungen die Welt vor großem Unheil bewahren kann. Ron Howard übernahm wieder die Regie und David Koepp, der bei „Illuminati“ nur Co-Autor war, ist jetzt der einzige Drehbuchautor. Koepp schrieb auch die Bücher für „Jurassic Park“, „Mission: Impossible“, „Spiel auf Zeit“, „Panic Room“, „Spider-Man“ und „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“. Auch das Drehbuch für den nächsten Indiana-Jones-Film hat er geschrieben. Massentaugliche Action mit Hirn kann er. Auch wenn bei „Inferno“ das Hirn aus der Vorlage, dem gut siebenhundertseitigem Schmöker von Dan Brown stammt.
Mit seinem zweiten Langdon-Roman „Sakrileg“ (The Da Vinci Code) landete Brown 2003 einen internationalen Bestseller, der eine Geschichtsstunde mit viel Verschwörungstheorie, – mit sehr viel Verschwörungstheorie -, und Action verband. Ein Erfolgsrezept, das Dan Brown auch nicht für „Inferno“, seinen vierten Langdon-Roman, änderte. Sein nächster Langdon-Roman „Origin“, der für den 26. September 2017 angekündigt ist, wird sicher ebenfalls dem bewährtem Rezept folgen. Der Thriller erscheint gleichzeitig in den USA und in Deutschland. Natürlich wieder bei Bastei Lübbe.
Da bleibt Koepp, wie es sich heutzutage für eine Bestsellerverfilmung gehört, nur noch die Aufgabe, den Wälzer in ein Drehbuch zu übersetzen ohne allzu viel von der Romangeschichte zu ändern. Das gelang ihm, in dem er sich auf die Action konzentriert, die Erklärungen knapp hält, etwas dringend notwendigen Humor integriert und mit knapp zwei Stunden (ohne Abspann) die kürzeste Brown-Verfilmung ablieferte. Angesichts der abstrusen Geschichte, die mehr Wendungen als zwei Sebastian-Fitzek-Romane hat, eine kluge Entscheidung. Denn im Gegensatz zu den Auflösungen in den Fitzek-Romanen ist in „Inferno“ der Plan des Bösewichts größenwahnsinnig, unglaublich kompliziert und vollkommen bescheuert. Er trägt das eigene Scheitern schon in seiner DNA.
„Inferno“ ist eine durchgeknallte, aber auch, wenn man in der richtigen Stimmung ist, äußerst unterhaltsame Räuberpistole, die mit den Schauwerten der historischen Gebäude und Gärten, guten Schauspielern, etwas Humor und einem flotten Erzähltempo punkten kann. Es ist auch die bislang beste Dan-Brown-Verfilmung. Allerdings waren „The Da Vinci Code“ und „Illuminati“ überlange, vor Ehrfurcht gegenüber der Vorlage erstarrte, betuliche Verfilmungen, in denen sich viel zu viel Zeit für die Erklärungen der historischen Hintergründe genommen wurde.
Inferno (Inferno, USA 2016)
Regie: Ron Howard
Drehbuch: David Koepp
LV: Dan Brown: Inferno, 2013 (Inferno)
mit Tom Hanks, Felicity Jones, Irrfan Khan, Omar Sy, Ben Foster, Sidse Babett Knudsen, Anna Ularu