LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)
Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern.
Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.
„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones
The Wolf of Wall Street (The Wolf of Wall Street, USA 2013)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Terence Winter
LV: Jordan Belfort: The Wolf of Wall Street, 2007 (Der Wolf der Wall Street)
An seinem ersten Arbeitstag an der Wall Street crasht die Börse. Also zieht der nun arbeitslose, selbsternannte „Wolf of Wall Street“ Jordan Belfort 1987 eine Straße weiter und mit dem Verkauf von Pennystocks verdient er ein Vermögen.
Knapp gesagt: „GoodFellas“ und „Casino“ in der Finanzwelt, niemals langweilig und grandios von Martin Scorsese inszeniert.
Anschließend, um 00.50 Uhr zeigt Arte als TV-Premiere die knapp einstündige Doku „Martin Scorsese – Von Little Italy nach Hollywood“ (Frankreich 2023).
mit Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Margot Robbie, Matthew McConaughey, Kyle Chandler, Rob Reiner, Jon Favreau, Jean Dujardin, Jon Bernthal
The Wolf of Wall Street (The Wolf of Wall Street, USA 2013)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Terence Winter
LV: Jordan Belfort: The Wolf of Wall Street, 2007 (Der Wolf der Wall Street)
An seinem ersten Arbeitstag an der Wall Street crasht die Börse. Also zieht der nun arbeitslose, selbsternannte „Wolf of Wall Street“ Jordan Belfort 1987 eine Straße weiter und mit dem Verkauf von Pennystocks verdient er ein Vermögen.
Knapp gesagt: „GoodFellas“ und „Casino“ in der Finanzwelt, niemals langweilig und grandios von Martin Scorsese inszeniert.
Gangs of New York (Gangs of New York, USA/Deutschland/Italien/Großbritannien/Niedeland 2002)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Jay Cocks, Kenneth Lonergan, Steven Zaillian
LV: Herbert Asbury: The Gangs of New York, 1928 (Die Gangs von New York – Eine Geschichte der Unterwelt)
Amsterdam Vallon will den Mörder seines Vaters, den Gangsterboss William Cutting (Bill, the Butcher), töten.
Ausgehend von dieser dürftigen Geschichte entfaltet Martin Scorsese ein atemberaubendes Porträt vom Überlebenskampf, der Verflechtung zwischen Politik und Verbrechen, den Bandenkriegen und den Kämpfen zwischen den verschiedenen Ethnien in Five Points, den Slums von New York, in den Jahren zwischen 1846 bis 1863.
„Gangs of New York ist ein solches Drama der Endzeit einer Herrschaft, in der sich eine gesellschaftliche und familiäre Ordnung durch ihre eigenen Gesetze zerstört, und durch eine Rebellion der Methoden. Eine große Tragödie also, oder eine melancholische Farce; aber wieder projiziert sie Scorsese auf ein eher materialistisch dokumentiertes Stück Zeitgeschichte, mehrere Erzählweisen begegnen einander und werden umso deutlicher, je mehr sie sich zu widersprechen beginnen…Wie die meisten der (auch vom Aufwand her) großen Filme von Martin Scorsese erzählt auch Gangs of New York zunächst eine überaus einfache Geschichte, deren Bedeutung, deren eigentliches Leben sich erst in den Bildern offenbart…Gangs of New York ist auch ein großer Film übers Film-Erzählen.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Mit Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Liam Neeson, Brendan Gleeson
Und wieder verarbeitet Martin Scorsese eine wahre Geschichte zu einem Spielfilm. Bei „GoodFellas“, „Casino“, „Gangs of New York“ (seinem ersten Film mit Leonardo DiCaprio) und „The Wolf of Wall Street“ führte das zu inzwischen allgemein als Klassiker anerkannten Filmen. In seinem neuesten Film, dem 206-minütigem Epos „Killers of the Flower Moon“, geht es um die Serie von Morden an den in Oklahoma lebenden Osage. Zwischen 1918 und 1931, wobei der Höhepunkt zwischen 1921 und 1926 war, wurden in der menschenleeren Gegend über sechzig, nach neueren Forschungen sogar über hundert, Osage ermordet.
Durch den Fund von Ölquellen waren die Osage unglaublich reich geworden. Am Filmanfang werden wir belehrt, dass sie damals zu den reichsten Menschen auf der Erde gehörten. Soviel Geld zieht natürlich viele Glücksritter und Verbrecher an. Legal, illegal, halblegal, scheißegal, solange das Geld in den Taschen weißer Männer landet. Einer von ihnen ist William ‚King‘ Hale (Robert De Niro). Der Viehzüchter inszeniert sich als gütiger Patriarch und Freund der Osage. Hintenrum lässt er sie, vor allem Osage-Frauen, töten. Es gibt nämlich ein Gesetz, nach dem der Ehemann der Toten ihr Vermögen erbt. Und das sind in diesem Fall beträchtliche Einnahmen aus dem Ölgeschäft.
Deshalb fordert er seinen Neffen Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) auf, eine Osage-Frau zu heiraten. In Mollie Kyle (Lily Gladstone) findet der etwas dumme Kriegsinvalide Burkhart sogar eine ansehnliche, kluge und liebenswerte Frau. Um an ihr Vermögen zu kommen, auch wenn ihn ab und an das schlechte Gewissen plagt, muss er sie vergiften.
Zur gleichen Zeit bringen die Weißen munter Osage-Männer und -Frauen um. Einmal versuchen die Indianer in Washington Gehör zu finden. Und einige Bundesagenten suchen die Täter. Für J. Edgar Hoover und das damals noch junge FBI war die Aufklärung der Mordserie ihr erster großer Fall.
Das klingt doch nach einer Geschichte, die perfekt zu Martin Scorsese passt. Die Kritiken nach der Premiere in Cannes waren überschwänglich. Ich kann sie mir nur als eine Mischung aus Festivalbesoffenheit, Freude über das Aushalten des Films ohne mehrmalige Toilettengänge (er dauert 206 Minuten, es gibt keine Pause) und die Freude, darüber, dass ihr großes Idol Martin Scorsese weiterhin Filme inszeniert. Teure Filme. So soll „Killers of the Flower Moon“ zweihundert Millionen US-Dollar gekostet haben.
Über die Qualität eines Films sagt das Budget nichts aus. Eher schon über das Geschäftsmodell von Streamingdiensten. „Killers of the Flower Moon“ ist eine Apple-Produktion. Sie gaben Scorsese viel Geld und ließen ihn dann machen. Danach können sie den Film auf ihrer Plattform ablegen und mit dem Namen des Regisseurs werben. Das poliert ihren Ruf als Förderer der Kinokunst auf. Gleichzeitig bringt ihnen das einige neue Abonnenten. Ob sie sich den Film ansehen, ist egal. Ob der Film gut ist, ist auch egal. Außerdem ist er schneller vergessen, als die älteren Filme der bekannten Regisseure, die sich auf dieses Geschäftsmodell einließen. Oder wer erinnert sich noch an die von den Coen-Brüdern, David Fincher, Sofia Coppola und Noah Baumbach für Streamingdienste gedrehte Filme? Wenn sie im Kino gezeigt und auf DVD/Blu-ray veröffentlicht wurden, wurde immerhin etwas mehr über sie gesprochen. Aber zwei Wochen später sind sie weitgehend vergessen. Auch Scorseses vorheriger Film, die Netflix-Produktion „The Irishman“ ist inzwischen vergessen.
Und damit wären wir bei „Killers of the Flower Moon“, einem Film der ähnlich misslungen wie „The Irishman“ ist. Der Film ist zu lang, zu unfokussiert und zu langsam, teils mit sich in Endlosschleifen wiederholenden Dialogen, erzählt. Zum Glück verzichtet Scorsese dieses Mal auf das in „The Irishman“ irritierende De-Aging.
Das Hauptproblem bei „Killers of the Flower Moon“ ist das von Eric Roth und Martin Scorsese geschriebene Drehbuch. Sie verzichten auf ein Voice-Over; – dabei ist Martin Scorsese ein Meister des Voice-Overs und ein gutes Voice-Over kann einer epischen Geschichte in jeder Beziehung den nötigen Fokus verleihen. Hier breiten Scorsese und Roth in epischer Bräsigkeit über dreieinhalb Stunden eine Geschichte aus, bei der nie klar ist, wer der Protagonist ist. Also mit welcher Figur wir uns identifizieren sollen. Am ehesten bietet sich der von Leonardo DiCaprio mit vorgestrecktem Kinn, nach unten gezogenen Mundwinkeln und starrem Blick als gutmütig-tumben Trottel gespielten Ernest Burkhart an. Er treibt passiv durch die Geschichte und verhält sich mal so, mal so, aber nie konsistent. Entsprechend unbeeindruckt verfolgt man sein Schicksal. William ‚King‘ Hale (De Niro) ist da eine wesentlich stimmigere Figur, die allerdings blasser als nötig bleibt. Alle anderen Figuren sind in dem an allen Ecken und Enden in jeder Beziehung ausfransendem Ensemblestück Nebenfiguren ohne besondere Eigenschaften. Das gilt auch für Burkharts Frau Mollie (Lily Gladstone), die als eine viel zu intelligente Frau eingeführt wird, um sich dann willenlos von ihrem Mann vergiften zu lassen.
Die teils arg elliptisch erzählte Story plätschert ähnlich unentschlossen zwischen verschiedenen Plots und Ereignissen vor sich hin. Natürlich gibt es immer wieder gute Szenen, aber eigentlich alles, was in den ersten Minuten etabliert wird, ist später höchstens ein Hintergrundrauschen. Öltürme (zur Erinnerung: die Osage wurden durch Öl reich und jeder will ein Stück von diesem Ölkuchen abhaben) sehen wir am Anfang. Dann nie wieder. Die Osage verschwinden schnell, abgesehen von den Osage-Frauen, aus der Filmgeschichte. Erst gegen Ende treten sie wieder auf, ohne einen entscheidenden Einfluss auf die Handlung zu haben. Während der Gerichtsverhandlung am Filmende dürfen sie dann als Publikum stumm die Verhandlung verfolgen.
Am Ende, wenn die Übeltäter angeklagt werden, ist unklar, wen oder was Scorsese für die Morde verantwortlich macht. Das ist die alte Frage, ob das Individuum für seine Taten oder die Gesellschaft, genauer die Strukturen einer Gesellschaft und die Umstände, unter denen der Täter lebt, für die Taten des Einzelnen verantwortlich sind. Also ob es sich bei den Morden an den Osage um die Taten von einem bösen Patriarchen und einiger gieriger und dummer Männer oder um gesellschaftliche Strukturen handelt. Strukturen, die zu diesen Morden führten und die von der herrschenden Klasse letztendllich auch gewollt waren. Diese These wird im Film nicht weiterverfolgt.
Denn im Gegensatz zu seinen anderen Filmen scheint Scorsese hier die Verantwortung bei den Tätern zu sehen. Vor allem bei ‚King‘ Hale, der einfach nur ein böser Mensch war und der die anderen Männer zu den Morden anstiftete. Zum Glück kam dann irgendwann das FBI und überführte ihn.
In dem Moment ist schon sehr viel Filmzeit vergangen. Entsprechend schnell werden die Ermittlungen von Tom White (Jesse Plemons) und seinen Männern als Pflichtprogramm vor der Gerichtsverhandlung abgehandelt.
„Killers of the Flower Moon“ gehört zu Martin Scorseses schlechteren Filmen. Dabei hätte aus der Geschichte mit einem Voice-Over, das die Geschichte der Morde an den Osage aus einer Perspektive erzählt, und, damit einhergehend, herzhaft um eine halbe Stunde oder, besser noch, eine Stunde gekürzt, ein guter Film werden können.
Killers of the Flower Moon (Killers of the Flower Moon, USA 2023
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Eric Roth, Martin Scorsese
LV: David Grann: Killers of the Flower Moon: The Osage Murders and the Birth of the FBI, 2017 (Das Verbrechen)
mit Leonardo DiCaprio, Robert De Niro, Jesse Plemons, Lily Gladstone, Tantoo Cardinal, John Lithgow, Brendan Fraser, Cara Jade Myers, JaNae Collins, Jillian Dion, William Belleau, Louis Cancelmi, Tatanka Means, Michael Abbot Jr., Pat Healy, Scott Shepard, Jason Isbell, Sturgill Simpson
Länge: 206 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (und wenn die Eltern dabei sind, ist der Film ab 6 Jahre erlaubt)
–
LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)
Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern.
Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.
„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Martin Scorseses neuer Film „Killers of the Flower Moon“ startet am 19. Oktober in unseren Kinos.
Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones
Biopic über den Multimillionär Howard Hughes und sein Leben in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Gut gespielt, liebevoll ausgestattet, straff erzählt mit einem Blick auf die dunklen Seiten des Porträtierten, aber von Scorsese erwarte ich mehr.
Denn letztendlich ist „Aviator“ Ausstattungskino.
Danach, um 22.55 Uhr, zeigt Arte die gut einstündige Doku „Leonardo DiCaprio: Most Wanted!“ (Frankreich/Deutschland 2020).
Die neueste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio, „Killers of the Flower Moon“, soll ab dem 19. Oktober in unseren Kinos laufen.
Mit Leonardo DiCaprio, Cate Blancett, Kate Beckinsale, John C. Reilly, Alan Alda, Jude Law, Alec Baldwin, Alan Alda, Ian Holm, Danny Huston, Gwen Stefani, Willem Dafoe
Shutter Island, 1954: U. S. Marshall Teddy Daniels und sein neuer Partner Chuck Aule sollen auf Shutter Island herausfinden, wie die Mehrfachmörderin und Patientin Rachel Solando aus dem streng abgesicherten Hospital entkommen konnte. Schnell ist Daniels einer größeren Verschwörung auf der Spur. Aber kann er seinen Sinnen noch trauen?
Und was kann bei dem Team Scorsese/DiCaprio schon schief gehen? Vor allem wenn sie als Spielmaterial einen spannenden Thriller von Dennis Lehane haben.
Nun, entgegen der allgemeinen Euphorie fand ich „Shutter Island“ todsterbenslangweilig und ungefähr so subtil wie Scorseses John-D.-MacDonald-Verfilmung „Kap der Angst“ (Cape Fear, USA 1991). Lehanes Roman ist dagegen grandios.
Mit Leonardo DiCaprio, Ben Kingsley, Mark Ruffalo, Max von Sydow, Michelle Williams, Emily Mortimer, Patricia Clarkson, Jackie Earle Haley, Ted Levine, John Carroll Lynch, Elias Koteas
–
Lesetipps
natürlich die Vorlage
Dennis Lehane: Shutter Island
(übersetzt von Steffen Jacobs)
Diogenes, 2015
432 Seiten
14 Euro
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Originalausgabe
Shutter Island
William Morrow, 2003
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Außerdem will ich die Gelegenheit wahrnehmen, um auf die Neuübersetzung von Dennis Lehanes Kenzie-&-Gennaro-Krimi „Kalt wie dein Herz“ hinzuweisen. Dieses Mal fragt Privatdetektiv Patrick Kenzie sich, ob er den Suizid von Karen Nichols hätte verhindern können. Einige Monate vor ihrem Tod war sie bei ihm, weil ein Stalker sie belästigte. Er übernahm lustlos den Auftrag.
„Kalt wie dein Herz“ ist Lehanes fünfter Krimi mit den Privatdetektiven Patrick Kenzie und Angela Gennaro.
Ihr sechster und bislang letzter Fall „Moonlight Mile“ erschien erst elf Jahre später.
In den USA ist, nach einer sechsjährigen Pause, für Ende April sein neuer, im Sommer 1974 in Boston spielender Kriminalroman „Small Mercies“ angekündigt. Wir freuen uns schon jetzt auf die Übersetzung.
LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)
Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern.
Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.
„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Martin Scorseses neuer Film „Killers of the Flower Moon“ soll 2023 in Cannes gezeigt werden.
Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones
Bringing out the dead – Nächte der Erinnerung (Bringing out the Dead, USA 1999)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Paul Schrader
LV: Joe Connelly: Bringing out the dead, 1998 (Bringing out the dead – Nächte der Erinnerung)
Verfilmung des biographischen Romans von Joe Connelly über einen Notarztwagenfahrer, der in Hell’s Kitchen zu Beginn der neunziger Jahre zunehmend an seiner Arbeit und dem Sinn des Lebens zweifelt. Da werden, nicht nur weil das Team Martin Scorsese/Paul Schrader wieder zusammen ist, Erinnerungen an „Taxi Driver“ wach.
Eine feine, etwas unterschätzte Tour de force
mit Nicolas Cage, Patricia Arquette, John Goodman, Ving Rhames, Tom Sizemore, Marc Anthony, Nestor Serrano
1648: Zwei Jesuitenpater reisen in das gottlose Japan. Dort soll ihr Mentor Gott abgeschworen haben.
Alle paar Jahre dreht Martin Scorsese einen seiner religiösen Filme. „Silence“ ist, trotz beeindruckender Bilder, sein schwächster dieser Filme. Das Drama ist ein religiöses Erbauungstraktat, das mit gut drei Stunden Laufzeit auch die Geduld des langmütigsten Zuschauer über Gebühr strapaziert.
LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)
Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern
Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.
„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Am 17. November feiert Martin Scorsese seinen achtzigsten Geburtstag. Deshalb zeigt Arte am Sonntagabend um 20.15 Uhr „Silence“ und am Montagabend, ebenfalls um 20.15 Uhr, „Bringing out the Dead – Nächte der Erinnerung“.
Sein neuer Film „Killers of the Flower Moon“ soll 2023 in Cannes gezeigt werden.
Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones
Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.
„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.
Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.
Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres
Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefällt das Buch besser). Danach kam “The Wolf of Wall Street”.
Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und Keira Knightley), ab.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin
Wiederholung: Samstag, 25. Juni, 03.15 Uhr (Taggenau! – Dann sicher auch ungekürzt. Denn der Film ist ‚frei ab 16 Jahre‘)
Taxifahrer Travis Bickle nimmt das Gesetz in die eigene Hand.
Das bekannteste Werk des Teams Scorsese/Schrader, einer von De Niros bekanntesten Filmen und die letzte Arbeit von Hitchcock-Komponist Bernard Herrmann. „Taxi Driver“ ist die eindrucksvolle Studie eines soziopathischen Einzelgängers und eine Liebeserklärung an New York. Ein unumstrittener Klassiker
mit Robert De Niro, Jodie Foster, Cybill Shepherd, Peter Boyle, Harvey Keitel, Leonard Harris, Albert Brooks, Martin Scorsese (Mann im Taxi am Filmende)
Gangs of New York (Gangs of New York, USA/Deutschland/Italien/Großbritannien/Niedeland 2002)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Jay Cocks, Kenneth Lonergan, Steven Zaillian
LV: Herbert Asbury: The Gangs of New York, 1928 (Die Gangs von New York – Eine Geschichte der Unterwelt)
Amsterdam Vallon will den Mörder seines Vaters, den Gangsterboss William Cutting (Bill, the Butcher), töten.
Ausgehend von dieser dürftigen Geschichte entfaltet Martin Scorsese ein atemberaubendes Porträt vom Überlebenskampf, der Verflechtung zwischen Politik und Verbrechen, den Bandenkriegen und den Kämpfen zwischen den verschiedenen Ethnien in Five Points, den Slums von New York, in den Jahren zwischen 1846 bis 1863.
„Gangs of New York ist ein solches Drama der Endzeit einer Herrschaft, in der sich eine gesellschaftliche und familiäre Ordnung durch ihre eigenen Gesetze zerstört, und durch eine Rebellion der Methoden. Eine große Tragödie also, oder eine melancholische Farce; aber wieder projiziert sie Scorsese auf ein eher materialistisch dokumentiertes Stück Zeitgeschichte, mehrere Erzählweisen begegnen einander und werden umso deutlicher, je mehr sie sich zu widersprechen beginnen…Wie die meisten der (auch vom Aufwand her) großen Filme von Martin Scorsese erzählt auch Gangs of New York zunächst eine überaus einfache Geschichte, deren Bedeutung, deren eigentliches Leben sich erst in den Bildern offenbart…Gangs of New York ist auch ein großer Film übers Film-Erzählen.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Mit Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Liam Neeson, Brendan Gleeson
Das wird jetzt eine satte Portion Hollywood. Mal besser, mal schlechter erzählt. Mal mit höherem, mal mit niedrigerem Budget. Das eine ist die 140-minütige Doku „In Search of the Last Action Heroes“, einer Doku über den Hollywood-Actionfilm ab den und vor allem über die achtziger Jahren. Das andere ist die zwölfteilige, insgesamt gut neunstündige CNN/HBO-Serie „The Movies – Die Geschichte Hollywoods“ . Produziert wurde sie unter anderem von Tom Hanks. Die Interviewpartner sind hochkarätig. Neben Filmjournalisten, wie die in mehreren Episoden auftretenden Neal Gabler (Filmhistoriker), Renee Graham (The Boston Globe), Ben Mankiewicz (TCM), Amy Nicholson (Variety) und Kenneth Turan (Los Angeles Times), sind viele bekannte Regisseure und Schauspieler dabei. Unter anderem Steven Spielberg, Tom Hanks, Robert Redford, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Cameron Crowe, John Landis, Julia Roberts, Alec Baldwin, Robert De Niro und Susanna Hoffs (keine Ahnung warum die „Bangles“-Sängerin und Frau von „Austin Powers“-Regisseur Jay Roach dabei ist).
Konzentriert wird sich auf Hollywood, wobei Hollywood meistens als Ort, aber auch als Synomym für das globale Kino verwandt wird. Das öffnet die Tür, um sich mit dem Independent-Kino (das wenig mit Hollywood zu tun hat) und James Bond zu beschäftigen. Es wird auch beherzt weggelassen. Auch in neun Stunden kann einfach nicht alles vorgestellt werden.
Das ist allerdings nicht das Problem der Serie. Dass Schwerpunkte gesetzt werden, dass nicht alles besprochen wird und dass selbstverständlich der eigene Lieblingsfilm und -regisseur fehlt oder nicht genügend gewürdigt wird, ist selbstverständlich. Zum Problem wird das, wenn man sich ansieht, was weggelassen wird und wie das restliche Material aufbereitet wird. Weggelassen wird zuerst einmal der gesamte Stummfilm. Die nächsten Jahrzehnte werden im Schweinsgalopp in den ersten beiden vierzigminütigen Episoden durchgegangen. Ab der dritten Episode widmet sich dann jede Doppelfolge einem Jahrzehnt. Beginnend mit den sechziger Jahren. Die letzten zwanzig Jahre werden in einer wild zwischen den Jahren hin- und herspringenden Doppelfolge abgehandelt. Die Erklärung für das Weglassen der ersten Hälfte der Geschichte Hollywoods ist wohl, dass die heute noch lebendige Gesprächspartner früher noch nicht aktiv waren. Die prominenten Interviewpartner wie Robert Redford, Steven Spielberg, Martin Scorsese und Ridley Scott können in ihren aktuellen Statements in Erinnerungen an ihre Vergangenheit schwelgen und über ihre Einflüsse reden, die anscheinend nichts mit dem Stummfilm und nur sehr wenig mit dem frühen Hollywood-Tonfilm zu tun haben. Verstorbene Regisseure wie Alfred Hitchcock und Robert Altman haben da schlechte Karten. Und Woody Allen wird nur mal nebenbei erwähnt. Aber Allen verlässt ja fast nie Manhattan.
Noch problematischer als diese Konzentration auf die vergangenen sechzig Jahre, ist die Anordnung des Materials. Da folgt Filmclip auf Kurzstatement auf Filmclip auf Kurzstatement. Nach ungefähr zwei Minuten folgt der nächste Film. So werden in der Doppelepisode über die neunziger Jahre in ungefähr achtzig Minuten atemberaubende 145 Filme in teils nur sekundenlangen Ausschnitten präsentiert.
Warum bestimmte Filme in der Serie erwähnt werden und andere nicht, erschließt sich dem unbefangenem Zuschauer nicht. Eine Filmgeschichte, also eine sinnvolle Verknüpfung verschiedener Ereignisse und ein Aufzeigen von Entwicklungen, ergibt sich daraus nicht. Stattdessen folgt einfach Film auf Film auf Film nach dem Prinzip ‚drin ist ein Film, wenn der Regisseur oder ein Schauspieler dabei ist oder irgendjemand etwas über den Film sagen will‘.
Als Einführung in die Filmgeschichte taugt die Serie deshalb nicht. Es ist keine Struktur, kein Gedankengang, keine Anordnung des Materials erkennbar. Jemand, der sich über die Filmgeschichte informieren möchte, wird danach nicht schlauer als vorher sein.
Cineasten, die die Film- und Interviewschnipsel in die Filmgeschichte einordnen können, brauchen die Serie nicht. Sie können „The Movies“ höchstens als Schwelgen in Erinnerungen und als Anregung, sich mal wieder einen bestimmten Film anzusehen, gebrauchen.
Angesichts der an der Serie beteiligten Personen, des offenkundigen Budgets und des damit verbundenen Potentials ist „The Movies – Die Geschichte Hollywoods“ ein Totaldesaster, das wie ein YouTube-Autoplay-Abend wirkt.
Wobei ich da ein „Trailers from Hell“-Autoplay empfehle. Dort sprechen, während der Trailer gezeigt wird, bekannte Regisseure, wie der immer gut aufgelegte John Landis, über Filme. Meistens sind es B-Pictures, Horrorfilme, liebenswerter, manchmal kultiger Schund, äußerst obskure Filme, aber auch Klassiker. Das ist eine äußert angenehme Mischung aus Fantum und Filmbildung, die manchmal mit persönlichen Erinnerungen der Regisseure angereichert wird. Sie erzählen, wann und wo sie die Filme erstmals sahen oder sie erzählen von Erlebnissen, die sie bei den Dreharbeiten hatten oder was ihnen später von den Dreharbeiten erzählt wurde.
Obwohl mit einem deutlich geringerem Budget als „The Movies“ gedreht, ist „In Search of the Last Action Heroes“ von Oliver Harper, dem Macher des YouTube-Kanals „Oliver Harper’s Retrospectives and Reviews“, der gelungenere Dokumentarfilm. In ihm geht es vor allem um den Hollywood-Actionfilm der achtziger Jahre. Damals etablierte sich der Actionfilm als eigenständiges Genre. Vor allem die Filme mit Sylvester Stallone („Rambo“) und Arnold Schwarzenegger („Terminator“, „Commando“ [Das Phantom-Kommando]) waren bahnbrechend. Auch der zweite „Alien“-Film und die „Mad Max“-Filme werden genannt. Nachdem Stallone und Schwarzenegger an der Kinokasse überzeugten, wurden mit Bodybuildern und Kampfsportlern als Hauptdarsteller unzählige, meist billig produzierte Filme mit viel Action und wenig Handlung produziert. Teils fürs Kino, teils für den boomenden Heimvideomarkt. Mit diesen Filmen beschäftigt Oliver Harper sich ausführlicher.
Blockbuster, wie „Robocop“, die „Lethal Weapon“-Filme, „Stirb langsam“, und die damit einher gehenden Änderungen bei den Actionhelden hin zu weniger Muskeln, besseren Schauspielern, höheren Budgets und mehr Tricks werden ebenfalls angesprochen. Während in den 80-Jahre-Actionfilmen alle Kämpfe, Crashs, Explosionen und Stunts live vor der Kamera ausgeführt wurden, werden seit „Jurassic Park“ immer mehr Actionszenen in einer sicheren Studioumgebung oder gleich im Computer inszeniert. Dafür brauchte man die Actionhelden der Achtziger nicht mehr. Sie waren außerdem keine guten Schauspieler und sie wurden älter.
Mit den nur sehr kurz angesprochenen „Bourne“-, „The Raid“- und „John Wick“-Filmen zeichnete sich hier wieder eine Rückkehr zum guten alten Actionhandwerk ab.
Harper unterhielt sich ausführlich mit den Produzenten, Regisseuren, Autoren, Filmkomponisten und Schauspielern, die vor allem in den achtziger und neunziger Jahren auf dem Zenit ihrer Karriere standen. Die großen Stars wie Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone fehlen. Aber Cynthia Rothrock, Bill Duke und Eric Roberts sind dabei. Und sie alle haben etwas zu erzählen. Vielen, vor allem den Produzenten, Autoren und Regisseuren, wie Shane Black, Steven E. De Souza, Sam Firstenberg, Peter MacDonald, Paul Verhoeven und Mario Kassar, hätte ich gerne noch länger zugehört.
The Movies – Die Geschichte Hollywoods (The Movies, USA 2019)
Regie: ?
Drehbuch: ?
mit Neal Gabler, Renee Graham, Ben Mankiewicz, Amy Nicholson, Kenneth Turan, Steven Spielberg, Tom Hanks, Robert Redford, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Cameron Crowe, John Landis, Julia Roberts, Alec Baldwin, Robert De Niro, Brad Bird, Edgar Wright, Bill Hader, Holly Hunter, Julia Roberts, John Singleton, Ron Howard, Julianne Moore, Ridley Scott, Peter Bogdanovich, Tim Burton, Susanna Hoffs, Lawrence Kasdan
–
DVD/Blu-ray
Studio Hamburg Enterprises
Bild: 16:9
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: Wendecover
Länge: 540 Minuten (12 x 45 Minuten)
FSK: ab 12 Jahre
–
In Search of the Last Action Heroes (In Search of the Last Action Heroes, Großbritannien 2019)
Regie: Oliver Harper
Drehbuch: Oliver Harper, Timon Singh
mit Scott Adkins, Stuart Ashen, Shane Black, James Bruner, Stan Bush, Ronny Cox, Boaz Davidson, Steven E. de Souza, Bill Duke, Brad Fiedel, Sam Firstenberg, Mark Goldblatt, Jenette Goldstein, Jeffrey Greenstein, Matthias Hues, Mario Kassar, Al Leong, Mark L. Lester, Sheldon Lettich, Peter MacDonald, Ian Nathan, Zak Penn, Phillip Rhee, Eric Roberts, Cynthia Rothrock, Paul Verhoeven, Vernon Wells, Michael Jai White, Alex Winter, Graham Yost ..
1648: Zwei Jesuitenpater reisen in das gottlose Japan. Dort soll ihr Mentor Gott abgeschworen haben.
Alle paar Jahre dreht Martin Scorsese einen seiner religiösen Filme. „Silence“ ist, trotz beeindruckender Bilder, sein schwächster dieser Filme. Das Drama ist ein religiöses Erbauungstraktat, das mit gut drei Stunden Laufzeit auch die Geduld des langmütigsten Zuschauer über Gebühr strapaziert.
LV: Jake La Motta mit Joseph Carter und Peter Savage: Raging Bull: My Story, 1970
Düsteres Biopic über den Boxer Jake La Motta. Scorsese drehte die zwischen 1941 und 1964 spielende Geschichte eines schnellen Aufstiegs und tiefen Falls stilbewusst in Schwarzweiß und Hauptdarsteller Robert De Niro ging vollständig in seiner Rolle auf. Dafür erhielt er einen Oscar und einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller.
Mit Robert De Niro, Cathy Moriarty, Joe Pesci, Frank Vincent
Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.
„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.
Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.
Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres
Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefiel das Buch besser). Danach kam “The Wolf of Wall Street”.
Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und Keira Knightley) ab.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin
Wiederholung: Donnerstag, 17. September, 00.20 Uhr (Taggenau! – Dann sicher auch ungekürzt. Denn der Film ist ‚frei ab 16 Jahre‘)