Weihnachten: Sohn Ben kehrt überraschend zurück. Seine Familie ist darüber nicht besonders erfreut. Denn Ben ist drogenabhängig und in klinischer Behandlung.
Starkes Drama, das seine TV-Premiere zu einer unwürdigen Zeit erlebt.
mit Julia Roberts, Lucas Hedges, Courtney B. Vance, Kathryn Newton, Mia Fowler, Jakari Fraser, Michael Esper, David Zaldivar, Rachel Bay Jones, Alexandra Park
Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War, USA 2007)
Regie: Michael Nichols
Drehbuch: Aaron Sorkin
LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)
Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.
Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman
Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte (Erin Brockovich, USA 1999)
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Susannah Grant
Erin Brockovich ist eine wandelnde Katastrophe: keine Ausbildung, drei Kinder, alleinerziehend, quasi pleite, nicht auf den Mund gefallen und mit Kleidungsvorstellungen, die nicht eine Anwaltskanzlei passen. Dennoch hilft sie in der Kanzlei von Ed Masry aus und stößt zufällig auf einen Umweltskandal, in den sie sich verbeißt. Der Fall wird zu einem der größten Schadenersatzprozesse der USA.
Auf einem wahren Fall beruhende, märchenhafte David-gegen-Goliath-Geschichte, die Soderbergh locker-leicht inszenierte. Er landete damit einen Kassen- und Kritikererfolg.
„Soderbergh (…) gibt einem jedenfalls den Glauben an Hollywood wieder. Als ich das Kino verließ, dachte ich: It’s a wonderful life!“ (Hans Schifferle, Schnitt 2/2000)
Julia Roberts erhielt einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Außerdem war der Film in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bestes Drehbuch“ und „Bester Nebendarsteller“ (Albert Finney) nominiert.
Außerdem war Susannah Grants Drehbuch für den Edgar Allan Poe Award und den Preis der Writers Guild of America nominiert.
mit Julia Roberts, Albert Finney, Aaron Eckhart, Marg Helgenberger, Cherry Jones, Peter Coyote, Erin Brockovich (Cameo als Kellnerin)
Wenige Tage nach Weihnachten, dem Fest der Familie, kommt das an Weihnachten spielende Drama „Ben is back“ in unsere Kinos. Das ist nur auf den ersten Blick eine paradoxe Entscheidung des Verleihs. Denn „Ben is back“ ist kein fröhlicher Weihnachtsfilm, sondern ein Drama über eine Familie und ihren drogensüchtigen neunzehnjährigen Sohn Ben (Lucas Hedges). Die Burns sind eine gut situierte, in einem New Yorker Vorort lebende Familie. Bens Mutter Holly (Julia Roberts) ist in zweiter Ehe mit Neal (Courntey B. Vance) verheiratet. Sie haben zwei gemeinsame Kinder. Aus ihrer ersten Ehe hat Holly noch eine Tochter. Sie lieben alle ihre Kinder. Ihr Sorgenkind ist Ben. Nach einer Sportverletzung wurden ihm Medikamente verschrieben. Er wurde abhängig, nahm auch illegale Drogen und bestahl und betrog seine Familie. Jetzt ist er in einer Entziehungsklinik.
Als er am Heiligabend überraschend auftaucht, reagieren die Familienmitglieder vollkommen unterschiedlich darauf. Bens beiden jüngsten Geschwister freuen sich über ihren älteren Bruder. Bens Schwester ist entsetzt. Bens Stiefvater möchte, dass Ben möglichst sofort wieder in die Klinik zurückkehrt. Bens Mutter freut sich und möchte, dass ihr Sohn den Heiligabend mit der Familie verbringt. Nachdem sie vorher alle Wertsachen und Drogen versteckte.
Schon diese Szene zeigt, wie schwierig der Umgang mit Süchtigen ist. Denn sie tun letztendlich alles, um an Drogen zu gelangen. Und Holly und Neal wissen das. Deshalb testet Holly ihren Sohn auf Drogen und er muss die ganze Zeit in ihrer Nähe bleiben. So hofft sie, kontrollieren zu können, ob er nicht doch an Drogen gelangt.
Peter Hedges schrieb die Drehbücher zu „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ (auch Roman) und „About a boy“ und führte bei „Das wundersame Leben von Timothy Green“ Regie. In seinem neuesten Film „Ben is back“ beschreibt er sehr genau die Schwierigkeiten, die eine Familien im Umgang mit einem Abhängigen hat. Er konzentriert sich dabei auf das Verhältnis von Holly zu ihrem Sohn und dank der guten Schauspieler würde das schon genügen.
Jedenfalls vergeht in der ersten Hälfte so schnell die Zeit und es gibt so viele potentielle Konflikte, dass man gut auf die Wendung zum Thriller hätte verzichten können. Ben trifft bei einer Einkaufstour mit seiner Mutter seine alten Freunde, die mit ihm noch eine Rechnung offen haben. Nachdem die gesamte Familie Burns den Gottesdienst besucht hat, stellen sie fest, dass bei ihnen eingebrochen wurde und ihr Hund Ponce verschwunden ist. Ben glaubt, dass einer seiner alten Freunde dafür verantwortlich ist. Er will Ponce zurückholen und verschwindet in der Nacht.
Seine Mutter sucht ihn verzweifelt in den Ecken der Stadt, die sie vorher niemals besuchte. In den Momenten bedient „Ben is back“ zu sehr altbekannte Thriller-Topoi.
Das ist aber nur ein kleiner Einwand gegen einen Film, der sich mit einem in den USA immer größerem Problem beschäftigt. Inzwischen beginnt und endet in den USA die Drogenabhängigkeit oft mit einer Medikamentenabhängigkeit. Auch bei Ben war die Einstiegsdroge ein verschreibungspflichtiges Medikament, das er nach einem Unfall erhielt. Der Dealer war sein Arzt. Die Anbieter Arzneimittelfirmen und Apotheker.
Hedges zeigt auch sehr genau die widerstreitenden Gefühle und Dynamiken innerhalb einer Familie, wenn ein Familienmitglied zu einem potentiell die Familie zerstörendem Problem wird und man ihm nicht mehr vertrauen kann. So ist Ben zwar immer noch Hollys über alles geliebter Sohn. Aber ihre mütterliche Liebe sollte Strenge, Misstrauen und Kontrolle sein. Also alles das, was eine Mutter nicht tun möchte.
Ben wird gespielt von Lucas Hedges. Er ist der Sohn von Regisseur Peter Hedges. Aber, so das Presseheft, es war der Vorschlag und Wunsch von Julia Roberts gewesen, Lucas Hedges als ihren Sohn zu besetzen. Ihr gefiel seine Oscar-nominierte Performance in „Manchester by the Sea“. Demnächst können wir Hedges in „Der verlorene Sohn“ (ab 21. Februar) und „Mid90s“ (Berlinale und ab 7. März) im Kino sehen.
Am 24. Januar läuft mit Felix van Groeningens „Beautiful Boy“ an. Das ebenfalls sehenswerte Drama erzählt die Geschichte des renommierten Journalisten David Sheff und seines drogenabhängigen Sohns Nic. Beide schrieben Bücher darüber.
Ben is back (Ben is back, USA 2018)
Regie: Peter Hedges
Drehbuch: Peter Hedges
mit Julia Roberts, Lucas Hedges, Courtney B. Vance, Kathryn Newton, Mia Fowler, Jakari Fraser, Michael Esper, David Zaldivar, Rachel Bay Jones, Alexandra Park
Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)
Drehbuch: Aaron Sorkin
LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)
Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.
Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman
Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte (USA 1999, Regie: Steven Soderbergh)
Drehbuch: Susannah Grant
Erin Brockovich ist eine wandelnde Katastrophe: keine Ausbildung, drei Kinder, alleinerziehend, quasi pleite, nicht auf den Mund gefallen und mit Kleidungsvorstellungen, die nicht eine Anwaltskanzlei passen. Dennoch hilft sie in der Kanzlei von Ed Masry aus und stößt zufällig auf einen Umweltskandal, in den sie sich verbeißt. Der Fall wird zu einem der größten Schadenersatzprozesse der USA.
Auf einem wahren Fall beruhende, märchenhafte David-gegen-Goliath-Geschichte, die Soderbergh locker-leicht inszenierte. Er landete damit einen Kassen- und Kritikererfolg.
„Soderbergh (…) gibt einem jedenfalls den Glauben an Hollywood wieder. Als ich das Kino verließ, dachte ich: It’s a wonderful life!“ (Hans Schifferle, Schnitt 2/2000)
Julia Roberts erhielt einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Außerdem war der Film in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bestes Drehbuch“ und „Bester Nebendarsteller“ (Albert Finney) nominiert.
Außerdem war Susannah Grants Drehbuch für den Edgar Allan Poe Award und den Preis der Writers Guild of America nominiert.
mit Julia Roberts, Albert Finney, Aaron Eckhart, Marg Helgenberger, Cherry Jones, Peter Coyote, Erin Brockovich (Cameo als Kellnerin)
Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)
Drehbuch: Aaron Sorkin
LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)
Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.
Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman
Nicole Kidman, Julia Roberts, Chiwetel Ejiofor in den Hauptrollen, Alfred Molina, Michael Kelly und Dean Norris (die ja eher gesichtsbekannt sind) in Nebenrollen in dem Remake eines argentinischen Films, der 2010 den Oscar als bester ausländischer Film erhielt und mit Kritikerlob und Preisen überhäuft wurde, nach einem Drehbuch von Billy Ray, der schon bei „Enttarnt – Verrat auf höchster Ebene“ (auch Regie), „State of Play – Stand der Dinge“ und „Captain Phillips“ sein Talent für komplexe Stoffe bewies, und der auch wieder die Regie übernahm. Was kann da schief gehen?
In diesem Fall: erstaunlich viel.
Die Geschichte von der Vorlage „In ihren Augen“ (El secreto de sus ojos, Argentinien 2009, Regie: Juan José Campanella), die sich vor dem Hintergrund der argentinischen Militärdiktatur und ihrer Nachwirkungen entfaltete, wurde in die USA verlegt und den dortigen Gegebenheiten angepasst. Jetzt spielt die Geschichte in Los Angeles 2002 und in der Gegenwart.
Als Ray Kasten (Chiwetel Ejiofor) bei seinem allabendlichem Durchklicken durch die Bilder von Inhaftierten einen Mann entdeckt, den er für den Mörder von Caroline hält, bittet der Ex-Polizist die Staatsanwältin Claire Sloan (Nicole Kidman), in die er immer noch still verliebt ist, um eine Wiederaufnahme eines alten Falles.
2002 arbeitete er in der Anti-Terrorismus-Task-Force. Sie beobachteten eine Moschee, als nebenan eine junge Frau ermordet wird. Es ist die Tochter von seiner Kollegin Jess Cobb (Julia Roberts). Bei den Ermittlungen, die teilweise von seinen Vorgesetzten und Kollegen behindert werden, stößt er auf einen Verdächtigen, der gleichzeitig als Spitzel in der Moschee eine Terrorzelle infiltrieren soll. Kurz vor Verhaftung verschwindet er spurlos.
Jetzt glaubt Kasten, dass er den Fall endlich abschließen kann.
Neben der nahe liegenden Frage, ob der Verdächtige auch der Täter ist, gibt es noch eine andere Frage: ob Cobb, die trauernde Mutter, wirklich eine Verhaftung oder Rache will.
Daraus könnte ein ordentlicher Thriller entstehen, wenn die Geschichte chronologisch erzählt würde. Aber Billy Ray springt munter zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Oft ist auf den ersten Blick auch unklar, wann die Szene jetzt genau spielt. Ejiofor ist zwar in der Gegenwart etwas ergraut, aber Kidman sieht immer gleich aus. Auch Roberts sieht, nach dem Tod ihrer Tochter, immer gleich erschöpft aus. Sie hängt wie ein nasses Hemd im Film herum.
In den Szenen aus der Vergangenheit springt Ray dann weiter munter in der Chronologie hin und her und verschenkt dabei jegliches dramatische und emotionale Potential. Zum Beispiel entdeckt Kasten am Filmanfang in einem Müllcontainer etwas schreckliches. Er ist schockiert. Fassungslos. Wir wissen nicht warum. Er versucht Cobb davon abzuhalten, in den Müllcontainer zu blicken. Wir wissen nicht warum. Erst etwas später erfahren wir, dass sie eine Tochter hat und dass ihre Tochter in dem Müllcontainer liegt. Welche Beziehungen sie zueinander hatten, wissen wir nicht. Noch später, in einer in dem Moment vollkommen zusammenhanglosen Szene, sehen wir sie zusammen einen Abend verbringen. Jetzt können wir uns denken, welche Beziehung Kasten, Cobb und Caroline zueinander hatten. In dem Moment ist allerdings die mögliche emotionale Wirkung von Carolines Tod auf uns vollkommen verpufft.
Dieses Prinzip, die Szenen zu präsentieren, als sei der Film vor dem Abspielen durch einen Zufallsgenerator gejagt worden, führt dazu, dass man mehr damit beschäftigt ist, die Chronologie zu ordnen, als sich emotional auf den Film und seine letztendlich nicht sonderlich komplexe Geschichte einzulassen.
Dazu kommen Dialoge, die zum Haare ausraufen sind. Der Höhepunkt der Peinlichkeit wird in einem Verhör erreicht, wenn die bis dahin ruhige Staatsanwältin plötzlich den Verdächtigen mit einer hirnrissigen Rede über Penisgrößen und Blicke auf Busen aus der Ruhe bringen und zu einem unbedachten Geständnis bewegen will. Immerhin kriegt der Verdächtige bei dieser in jeder Beziehung deplatzierten Ansprache keinen Lachkrampf.
Falsch klingen auch etliche Dialoge über den Anti-Terror-Kampf und Folter. Zwar wurde auch in den USA heftig darüber diskutiert, aber dass schon 2002, wenige Monate nach 9/11, Polizisten einer Anti-Terror-Einheit über die Nachteile von Folter sinnieren, klingt schon im Film einfach falsch. Und klingt nach einem Blick auf die öffentliche Diskussion, die erst mit der Aufdeckung der Folter in Abu-Ghraib im Mai 2004 begann, noch falscher, weil es Sätze sind, die unser heutiges Wissen und die Meinung des Drehbuchautoren, aber nicht die der Charaktere reflektieren.
Die unnötig verschachtelte Erzählweise führt auch zu einer gewissen Langeweile, weil während des gesamten Films zahlreiche Szenen sind, die 2002 spielen, und egal, was Kasten, Cobb und Sloan damals unternommen haben: es führte nicht zur Verhaftung des Täters. Das soll ja erst 2015 geschehen.
Es gab auch in der Vergangenheit kein Komplott, das jetzt vielleicht aufgeklärt werden könnte. Kasten bittet Sloan am Filmanfang, die Ermittlungen wieder regulär aufzunehmen. In dem Moment ist klar, dass der Tatverdächtige ein ganz gewöhnlicher Verbrecher ist.
„Vor ihren Augen“ ist ein schlechter Film. Um das zu wissen, muss man das Original, das manchmal im Fernsehen läuft, nicht kennen.
Vor ihren Augen (Secret in their Eyes, USA 2015)
Regie: Billy Ray
Drehbuch: Billy Ray (basierend auf „El secreto de sus ojos“ von Juan José Campanella und Eduardo Sacheri)
mit Nicole Kidman, Julia Roberts, Chiwetel Ejiofor, Alfred Molina, Dean Norris, Joe Cole, Michael Kelly, Zoe Graham
Lee Gates (George Clooney) präsentiert im Fernsehen eine Finanzshow, die vor allem eine Show ist. Laut, schrill, mit Gags und Tanzeinlagen, die zwar unterhaltsam sind, aber nicht in das Umfeld einer seriösen Show gehören. Auch die Fachkompetenz von Lee Gates scheint vor allem im Entertainment zu liegen. Trotzdem ist die Sendung beliebt und Zuschauer vertrauen seinen Aktientipps. So auch Kyle Budwell (Jack O’Connell), ein einfacher Arbeiter, der sein gesamtes Vermögen in Ibis Clear Capital investierte, weil Gates es eine bombensichere Geldanlage nannte. Dummerweise verlor die Aktie aufgrund eines unerklärlichen Computerfehlers, so die offizielle Erklärung, rapide an Wert.
Budwell ist ruiniert, aber er will Antworten haben. Denn er hat doch immer das Richtige getan. Während einer Live-Sendung nimmt er Gates als Geisel.
Mit dieser Geiselnahme beginnt Jodie Fosters neuer Film „Money Monster“ und in den folgenden neunzig Minuten entfaltet sich die hochenergetisch erzählte Geschichte ungefähr in Echtzeit, vor allem im Fernsehstudio und vor laufender Kamera. Zunächst versucht Gates den Geiselnehmer zur Aufgabe zu bewegen. Er tut also, was er am besten kann: er redet. Als das nicht hilft und er bemerkt, dass die Erklärung von Ibis Clear Capital für den Aktieneinbruch nicht stimmig ist, will er Antworten haben.
Dabei hilft ihm sein Team, angeführt von seiner langjährigen Produzentin Patty Fenn (Julia Roberts), die innerhalb weniger Minuten herausfinden, was weder die Börsenaufsicht, noch die echten Journalisten herausfinden, die natürlich auch alle wissen wollen, warum die Aktie implodierte. Dieser auch aus der Not geborene Gesinnungswandel kommt etwas plötzlich. Immerhin sagte Fenn am Anfang des Thrillers: „Wir sind noch nicht einmal echte Journalisten.“
Ihnen zur Seite springt Diane Lester (Caitriona Balfe), die PR-Dame von Ibis Clear Capital, die sich fragt, warum der CEO Walt Camby (Dominic West) spurlos verschwunden ist und während der größten Krise der Firma sprichwörtlich über den Wolken schwebt in einem Flugzeug, das telefonisch nicht erreichbar ist.
Währenddessen wird die Polizei auf die Zuschauerränge verbannt.
Wenn man sich nicht an dem Aufklärungstempo von Fenns Team und der Erklärung für den Kurseinbruch der Aktie stört, sondern sich von dem Film mitreisen lässt, bekommt man einen hochspannenden Thriller, der konsequent auf Nebenstränge verzichtet. Jede Szene, jeder Satz, jedes Bild treibt die Handlung voran oder komplettiert das Bild einer von Gier und Geld geprägten Gesellschaft. So läuft „Money Monster“ anfangs im Restaurant als Hintergrundprogramm zur Mittagspause, bis die Zuschauer bemerken, dass sie gerade eine echte Geiselnahme sehen und schon erwacht ihr Interesse; die Sensationsgier. Etliche aus anderen Filmen bekannte Situationen enden vollkommen anders als gewohnt. Es gibt grandiose Einzeiler und Pointen. Sowieso ist der Film arg schwarzhumorig geraten.
Dabei vermittelt er keine wahnsinnig neuen Einsichten. Über das Funktionieren der Börse erfährt man auch nichts und im Gegensatz zu „The Big Short“, wo gezeigt wurde, wie das System funktioniert und es deshalb keine individuellen Schuldigen gab, die man einfach anklagen konnte, gibt es in „Money Monster“ am Ende einen Schuldigen, den man für seine Verbrechen vor Gericht anklagen und verurteilen kann.
„Money Monster“ ist halt einfach nur ein spannender Thriller, der einige wichtige Themen unterhaltsam anspricht, der Gesellschaft einen Spiegel vorhält und auch zum Nachdenken anregt.
Money Monster (Money Monster, USA 2016)
Regie: Jodie Foster
Drehbuch: Jamie Linden, Alan DiFiore, Jim Kouf (nach einer Geschichte von Alan DiFiore und Jim Kouf)
mit George Clooney, Julia Roberts, Jack O’Connell, Dominic West, Caitriona Balfe, Giancarlo Esposito, Christopher Denham, Lenny Venito, Chris Bauer, Dennis Boutsikaris, Emily Meade, Condola Rashad
Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)
Drehbuch: Aaron Sorkin
LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)
Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.
Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman
Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte (USA 1999, R.: Steven Soderbergh)
Drehbuch: Susannah Grant
Erin Brockovich ist eine wandelnde Katastrophe: keine Ausbildung, drei Kinder, alleinerziehend, quasi pleite, nicht auf den Mund gefallen und mit Kleidungsvorstellungen, die nicht eine Anwaltskanzlei passen. Dennoch hilft sie in der Kanzlei von Ed Masry aus und stößt zufällig auf einen Umweltskandal, in den sie sich verbeißt. Der Fall wird zu einem der größten Schadenersatzprozesse der USA.
Auf einem wahren Fall beruhende, märchenhafte David-gegen-Goliath-Geschichte, die Soderbergh locker-leicht inszenierte. Er landete damit einen Kassen- und Kritikererfolg.
„Soderbergh (…) gibt einem jedenfalls den Glauben an Hollywood wieder. Als ich das Kino verließ, dachte ich: It’s a wonderful life!“ (Hans Schifferle, Schnitt 2/2000)
Julia Roberts erhielt einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Außerdem war der Film in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bestes Drehbuch“ und „Bester Nebendarsteller“ (Albert Finney) nominiert.
Außerdem war Susannah Grants Drehbuch für den Edgar Allan Poe Award und den Preis der Writers Guild of America nominiert.
mit Julia Roberts, Albert Finney, Aaron Eckhart, Marg Helgenberger, Cherry Jones, Peter Coyote, Erin Brockovich (Cameo als Kellnerin)
Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind (USA 2002, R.: George Clooney)
Drehbuch: Charlie Kaufman
LV: Chuck Barris: Confessions of a Dangerous Mind: An Unauthorized Autobiography, 1984
Fulminantes Regiedebüt von George Clooney über Chuck Barris, einen in den USA legendären TV-Produzenten (u. a. The Dating Game/Herzblatt), der in seiner Biographie behauptete, dass er in den Sechzigern und Siebzigern auch ein Auftragskiller für die CIA war.
Ob das stimmt, wissen wir nicht, aber das ist, jedenfalls für diesen angenehm durchgeknallten Film, auch ziemlich egal.
mit Sam Rockwell, Drew Barrymore, George Clooney, Julia Roberts, Rutger Hauer, Maggie Gyllenhaal, Kristen Wilson, Brad Pitt, Matt Damon
Duplicity – Gemeinsame Geheimsache (USA 2009, R.: Tony Gilroy)
Drehbuch: Tony Gilroy
Nach Agententhriller (die “Bourne”-Serie) und Politthriller (“Michael Clayton”) ist er jetzt bei der romantischen Thriller-Komödie mit Screwball-Elementen angelangt: zwei Industriespione, die eine Liebe-Hass-Beziehung (ersteres persönlich, letzteres beruflich) pflegen, beschließen, ihre Bosse um einige Millionen zu erleichtern. Aber können sie sich trauen? Und können sie mit dem Geld entkommen?
Die Kritiken tendieren zu einem leichten „ich hätte mehr erwartet“, aber zwei Stunden gepflegte Unterhaltung sind garantiert. „Mit viel doppelbödigem Charme und herausragendem Ensemble macht Tony Gilroy aus der Agentenromanze einen wunderbaren Film.“ (Thomas Klein, tip 10/2009)