LV: John Grisham: The pelican brief, 1992 (Die Akte)
Politthriller über eine Jurastudentin (Julia Roberts), die einen Umweltskandal, der auch den Präsidenten belastet, aufdeckt.
Der starbesetzte Film war eine der ersten Grisham-Verfilmungen: handwerklich perfekt, grandiose Besetzung vor und hinter der Kamera, unpersönlich, mit Justiz-Grundierung und überlang. Pakula, dem wir immerhin die Klassiker „Klute“, „Zeuge einer Verschwörung“ und „Die Unbestechlichen“ verdanken, meinte, das Buch sei so aufregend wie eine Achterbahnfahrt. Das kann man von dem Film nicht behaupten.
Danach, um 22.30 Uhr, zeigt Arte das neue, gut einstündige Porträt „Denzel Washington – Spiegelbilder Amerikas“ (Frankreich 2021).
Mit Julia Roberts, Denzel Washington, Sam Shepard, Robert Culp, John Lithgow, Stanley Tucci
Einen ganz anderen Killer als in „Bullet Train“ (seit einigen Tagen im Kino) spielt Brad Pitt in
RTL II, 00.35
Killing them softly(Killing them softly, USA 2012)
Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik
LV: George V. Higgins: Cogan’s Trade, 1974 (Neuauflage als „Killing them softly“, deutsche Übersetzung als „Ich töte lieber sanft“)
Zwei Kleingangster überfallen ein illegales Pokerturnier. Dummerweise ist es von einem Mafiosi organisiert und der sinnt auf Vergeltung. Sein Troubleshooter Cogan (Brad Pitt) soll das Problem lösen.
Düsteres, top besetztes Gangsterdrama, das von seinen Dialogen lebt. Das ist nicht wirklich schlecht, aber der Roman ist besser. Denn dort stört es nicht, wenn die Geschichte vor allem über die Gespräche der Gangster erzählt wird.
Killing them softly(Killing them softly, USA 2012)
Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik
LV: George V. Higgins: Cogan’s Trade, 1974 (Neuauflage als „Killing them softly“, deutsche Übersetzung als „Ich töte lieber sanft“)
Zwei Kleingangster überfallen ein illegales Pokerturnier. Dummerweise ist es von einem Mafiosi organisiert und der sinnt auf Vergeltung. Sein Troubleshooter Cogan soll das Problem lösen.
Düsteres, top besetztes Gangsterdrama, das von seinen Dialogen lebt. Das ist nicht wirklich schlecht, aber der Roman ist besser. Denn dort stört es nicht, wenn die Geschichte vor allem über die Gespräche der Gangster erzählt wird.
FBI-Agent Ray Levoi soll einen mysteriösen Mord im Sioux-Indianerreservat aufklären. Das Halbblut Levoi muss sich während der Ermittlungen auch seinen verleugneten indianischen Wurzeln stellen – und er entdeckt, dass die Morde mit Bohrungen nach Uran zusammenhängen.
„Halbblut“ ist ein spannender Thriller mit einem politischen Anliegen. Denn die Filmgeschichte beruht auf wahren Ereignissen aus dem Pine-Ridge-Reservat in South Dakota in den 70er Jahren. Michael Apted drehte vor dem Spielfilm die Dokumentation „Zwischenfall in Oglala“ (Incident at Oglala, USA 1992) darüber.
mit Val Kilmer, Sam Shepard, Graham Greene, Fred Ward, Fred Dalton Thompson, John Trudell, Rex Linn
Im Rahmen des Thementag „Erlesene Schweiz“ zeigt 3sat heute nur Filme aus der Schweiz oder mit einem sehr starken Bezug zur Schweiz, wie diese Filme, zu denen zwei ihrer Nationaldichter die Vorlagen lieferten
3sat, 20.15
Homo Faber (Deutschland/Frankreich/Griechenland 1991)
Regie: Volker Schlöndorff
Drehbuch: Volker Schlöndorff, Rudy Wurlitzer
LV: Max Frisch: Homo Faber, 1957
Der Ingenieur Faber, der nur an Zahlen und Statistiken, aber nicht an den Zufall glaubt, begegnet der zwanzigjährigen Sabeth und er verliebt sich in die junge Frau, die ihn an seine Ex Hanna erinnert.
„‘Homo Faber’ ist einer der leisesten und subtilsten Filme Volker Schlöndorffs. Ganz ohne Zweifel ist es sein persönlichster, womöglich gar der einzige, in dem er der Emotionalität des Personals und deren Geschichte kompromisslos nachgeht, ohne Wenn und Aber.“ (Thilo Wydra: Volker Schlöndorff und seine Filme, 1998)
In Deutschland sahen 1,5 Millionen Menschen den Film im Kino.
Eine echte Begeisterung für den kühlen Zahlenmenschen und seine Probleme kam bei mir damals im Kino nicht auf.
mit Sam Shepard, Julie Delpy, Barbara Sukowa, Dieter Kirchlechner, Tracy Lind, Deborah-Lee Furness, August Zirner, Thomas Heinze
Drehbuch: Jerzy Kromolowski, Mary Olson-Kromolowski
LV: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman, 1957
Kamera: Chris Menges
Musik: Hans Zimmer
Ein Polizist sucht nach seiner Pensionierung – zunehmend wahnhaft – einen Kindermörder. Als Beute für den Mörder wählt er ein Kind aus.
Grandiose, ruhige Studie über Alter und Einsamkeit. Penn hielt sich bei seiner Version an Dürrenmatts Buch „Das Versprechen“. Dürrenmatt schrieb es, nachdem er mit dem optimistischen Ende von „Es geschah am hellichten Tag“ (Deutschland 1958) unzufrieden war. Sogar die notorisch schwer zu begeisternde Ponkie schrieb: „Das Vorhersehbare eines Krimiklassikers – und die Brutal-Details eines grausamen Thrillers: ein respektables, aber nicht zwingend nötiges Remake.“ (AZ, 11. 10. 2001)
Mit Jack Nicholson, Patricia Clarkson, Benicio Del Toro, Mickey Rourke, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Vanessa Redgrave, Sam Sheppard, Tom Noonan, Harry Dean Stanton, Aaron Eckhart
Nachdem Travis vier Jahre spurlos verschwunden war, kehrt er zurück. Sein achtjähriger Sohn Hunter ist inzwischen bei seinem Bruder in Los Angeles. Seine Frau Jane ist in Houston. Travis macht sich Hunter auf die Suche nach ihr.
In Cannes erhielt Wenders für „Paris, Texas“ die Goldene Palme. Auch an der Kinokasse war „Paris, Texas“, trotz seiner moralisch abstrusen Geschichte, ein Erfolg. In Deutschland sahen sich über eine Million Menschen den Film an.
Ry Cooder schrieb die spartanische Musik. Robby Müller fand die einprägsamen Americana-Bilder, in denen die USA ein Sehnsuchtsort ist und die Mutter-Kind-Zusammenführung von Travis, dem letzten Cowboy, der wortkarg seine Mission erledigt, als logisch erscheint.
Einer von Wim Wenders‘ schönsten und besten Filmen.
mit Harry Dean Stanton, Natassja Kinski, Hunter Carson, Aurore Clement, Dean Stockwell, Bernhard Wicki
LV: Joe R. Lansdale: Cold in July, 1989 (Kalt brennt die Sonne über Texas, Die Kälte im Juli)
Osttexas, 1989: Mitten in der Nacht überrascht und erschießt der glücklich verheiratete Vater Richard Dane einen Einbrecher. Kurz darauf möchte Ben Russell, der Vater des erschossenen Einbrechers, seinen Sohn rächen. Als die Polizei Russell auf die Bahngleise legt, rettet Dane ihn vor dem sicheren Tod. Und das ist noch nicht die letzte überraschende Wendung.
Eine gelungene Lansdale-Verfilmung mit lakonischen Dialogen, lakonischen Schauspielern und ordentlichen Portionen Suspense und Gewalt. Heute läuft der düstere Thriller als Mitternachtsfilm.
mit Michael C. Hall, Don Johnson, Sam Shepard, Vanessa Shaw, Nick Damici, Wyatt Russell
Fool for Love – Verrückt nach Liebe (Fool for Love, USA 1985)
Regie: Robert Altman
Drehbuch: Sam Shepard (nach seinem Theaterstück)
Eddie und seine Halbschwester May, Kellnerin in einem abgewrackten Motel in New Mexico, lieben und hassen sich. Denn er möchte wieder mit ihr…
Bereits um 20.15 Uhr zeigt Arte den Robert-Altman-Klassiker „M. A. S. H.“. Weil dieser saukomische Antikriegsfilm öfter gezeigt wird, ist „Fool for Love“ der heutige Tagestipp. Die Verfilmung von Sam Shepards Theaterstück ist nicht Altmans bester Film und er entstand in einer Zeit, in der er sich von einem missglückten Film zum nächsten missglückten Film hangelte. Seine Pechsträhne endete erst 1992 mit „The Player“. Danach folgte ein beachtliches Alterswerk.
„Alles ist pseudo und bleibt pseudo: ein Pseudofilm nach einem Pseudostück über einen Pseudokonflikt von Pseudofiguren. Pseudokunst. Echt nur die Langeweile.“ (Fischer Film Almanach 1987)
Immerhin sieht der Film gut aus.
mit Kim Basinger, Sam Shepard, Harry Dean Stanton, Randy Quaid, Martha Crawford
In Texas sind zwei Männer mit einem Jungen, der eine Schutzbrille trägt, auf dem Weg zu einem geheimnisvollen Treffpunkt. Wenn sie nicht vorher von ihren Häschern geschnappt werden.
Ein Film mit einer geheimnisvollen Atmosphäre, texanischen Sonnenauf- und Untergängen, guten Schauspielern und einer „Twilight Zone“-würdigen Prämisse. Trotzdem war ich letztendlich enttäuscht.
Nachdem Travis vier Jahre spurlos verschwunden war, kehrt er zurück. Sein achtjähriger Sohn Hunter ist inzwischen bei seinem Bruder in Los Angeles. Seine Frau Jane ist in Houston. Travis macht sich Hunter auf die Suche nach ihr.
In Cannes erhielt Wenders für „Paris, Texas“ die Goldene Palme. Auch an der Kinokasse war „Paris, Texas“, trotz seiner moralisch abstrusen Geschichte, ein Erfolg. In Deutschland sahen sich über eine Million Menschen den Film an.
Ry Cooder schrieb die spartanische Musik. Robby Müller fand die einprägsamen Americana-Bilder, in denen die USA ein Sehnsuchtsort ist und die Mutter-Kind-Zusammenführung von Travis, dem letzten Cowboy, der wortkarg seine Mission erledigt, als logisch erscheint.
Einer von Wim Wenders‘ schönsten und besten Filmen.
Anschließend, um 22.35 Uhr, zeigt 3sat die fünfzigminütige Doku „Harry Dean Stanton“ (Schweiz 2014).
mit Harry Dean Stanton, Natassja Kinski, Hunter Carson, Aurore Clement, Dean Stockwell, Bernhard Wicki
USA 1916: Nach einem tödlichen Streit in einer Fabrik fliehen Bill und seine Freundin Abby aus Chicago in den Süden. Dort verliebt sich der reiche, todkranke Farmbesitzer in Abby und Bill wittert das Geschäft seines Lebens.
Selten gezeigtes, beeindruckend gefilmtes Südstaatendrama von Terrence Malick, der bereits mit seinem Debüt „Badlands“ einen Klassiker schuf und nach „In der Glut des Südens“ sich zwanzig Jahre aus Hollywood zurückzog. Mit dem poetischen Kriegsfilm „The Thin Red Line“ (ein starbesetztes Stück Kino, das man entweder liebt oder todsterbenslangweilig findet) kehrte er 1998 zurück.
Kameramann Nestor Almendros erhielt für seine Bilder einen Oscar.
Ennio Morricone schrieb die Musik.
mit Richard Gere, Brooke Adams, Sam Shepard, Linda Manz, Stuart Margolin
Der Stoff, aus dem die Helden sind (USA 1983, Regie: Philip Kaufman)
Drehbuch: Philip Kaufman
LV: Tom Wolfe: The Right Stuff, 1979 (Die Helden der Nation)
Das ist einer der Filme, der trotz der zahlreichen Nominierungen und Preise, nie den Ruhm erhalten hat, den er verdient. „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ war für den Oscar als bester Film nominiert. „Zeit der Zärtlichkeit“ (Wer erinnert sich noch an den Film?) erhielt die Trophäe. Sam Shepard war für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. Jack Nicholson erhielt ihn für seine Rolle in „Zeit der Zärtlichkeit“. Als Trost gab es vier Oscars in Nebenkategorien. Beim Directors Guild of America Award und Golden Globe verlor der Film wieder gegen „Zeit der Zärtlichkeit“. Im Rennen um den SF-Preis HUGO ging der Preis für den besten Film wieder nicht an „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ sondern an den dritten „Krieg der Sterne“-Film „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“.
Dabei ist das dreistündige Epos über das gefährliche Testpilotenleben zwischen dem Durchbrechen der Schallmauer (Chuck Yeager tat’s 1947) und dem ersten bemannten Flug in den Weltraum „patriotisches Kino ohne Scheuklappen und mit gelegentlichen Anzeichen von Ironie und Selbstkritik“ (Fischer Film Almanach 1985). „Ein sowohl von spöttischer Ironie als auch von ehrlicher Bewunderung für diese ‚Helden der Nation‘ geprägter Film, der dank der mitreisenden Darstellung der extremen Flüge bis zum Schluss spannend bleibt.“ (Lexikon des internationalen Films) Das ist dann auch das Dilemma das Films: für die Rechten nicht patriotisch genug, für die Linken zu patriotisch. Dass Besetzung und Ausstattung erlesen sind, dass die Bilder nach der großen Leinwand rufen, dass die Vergangenheit lebendig wird, das ist dann unerheblich.
Tom Wolfes gewohnt detaillierte und glänzend geschriebene Reportage „The Right Stuff“ war in den USA ein Bestseller . Wenn Sie das Buch irgendwo finden, kaufen Sie es. Es ist eine faszinierende Lektüre, über Männer, die bereit waren, sich in die Spitze einer Rakete zu setzen, in die Luft schießen zu lassen und dabei vielleicht zu sterben (Tom Wolfe entdeckte 1970 einen Artikel, in dem die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls für einen Navy-Piloten mit 23 Prozent angegeben wurde. Dazu kam noch der Tod im Gefecht. Wahrscheinlich gab es keinen gefährlicheren Beruf.) und ihren Frauen.
mit Sam Shepard, Barbara Hershey, Charles Frank, Ed Harris, Scott Glenn, Dennis Quaid, Lance Henriksen, Fred Ward, Kim Stanley, Veronica Cartwright, Jeff Goldblum, Chuck Yeager (als Bartender Fred)
Homo Faber (Deutschland/Frankreich/Griechenland 1991, Regie: Volker Schlöndorff)
Drehbuch: Volker Schlöndorff, Rudy Wurlitzer
LV: Max Frisch: Homo Faber, 1957
Der Ingenieur Faber, der nur an Zahlen und Statistiken, aber nicht an den Zufall glaubt, begegnet der zwanzigjährigen Sabeth und er verliebt sich in die junge Frau, die ihn an seine Ex Hanna erinnert.
„‘Homo Faber’ ist einer der leisesten und subtilsten Filme Volker Schlöndorffs. Ganz ohne Zweifel ist es sein persönlichster, womöglich gar der einzige, in dem er der Emotionalität des Personals und deren Geschichte kompromisslos nachgeht, ohne Wenn und Aber.“ (Thilo Wydra: Volker Schlöndorff und seine Filme, 1998)
In Deutschland sahen 1,5 Millionen Menschen den Film im Kino.
Eine echte Begeisterung für den kühlen Zahlenmenschen und seine Probleme kam bei mir damals im Kino nicht auf.
mit Sam Shepard, Julie Delpy, Barbara Sukowa, Dieter Kirchlechner, Tracy Lind, Deborah-Lee Furness, August Zirner, Thomas Heinze
„Midnight Special“ – ein Titel wie ein Joe-R.-Lansdale-Roman oder für eine Anthologie im Geist von „The Twilight Zone“ oder für einen herrlich abgeranzten Südstaaten-Blues voller Sex und Gewalt.
Nun, das ist Jeff Nichols‘ neuer Film nicht. Auch wenn er in den Südstaaten spielt. Zwei schwerbewaffnete Männer fahren mit einem Kind durch Texas, das gewohnt fotogen mit Sonnenauf- und -untergängen in Szene gesetzt wird. Sie werden verfolgt. Von einer Sekte und von der Polizei, die sie sogar über eine öffentliche Fahndung im Fernsehen im Fernsehen sucht. Die beiden Männer wollen den Jungen zu einem Ort bringen, an dem es in wenigen Tagen zu einem wichtigen Ereignis kommen soll. Sie glauben, dass es der Tag des Jüngsten Gerichts ist und der Junge irgendetwas damit zu tun hat.
Aus dieser Ausgangssituation entfaltet Nichols („Take Shelter“, „Mud“) über lange Zeit eine beträchtliche Spannung. Denn nur langsam enthüllen sich für den Zuschauer die Hintergründe und damit auch die Handlungsmotive der verschiedenen Figuren. Der Junge ist ein Medium, das Signale und Botschaften empfängt, und der übernatürliche Fähigkeiten hat, die auch schon einmal ein halbes Haus zerstören können. Oder mehr. Das ist so sehr Stephen-King-Land, dass es erstaunt, dass „Midnight Special“ nicht auf einer seiner Geschichten basiert, sondern eine Originalgeschichte von Nichols ist. Eine andere, ebenso offensichtliche, Inspiration ist natürlich Steven Spielbergs freundlicher Alien-Begegnungs-Science-Fiction-Film „Unheimliche Begegnung der dritten Art“.
Begleitet wird der Junge Alton (Jaeden Lieberher) von seinem Vater Roy (Michael Shannon), der ihn aus der Sekte entführte, und Lucas (Joel Edgerton), einem Schulfreund von Roy, der inzwischen ein State Trooper mit besonderen Fähigkeiten ist. Er hilft ihnen, weil er gesehen hat, wozu Alton fähig ist. Dafür übertritt er auch einige Gesetze und schießt auf Polizisten.
Verfolgt werden die drei von zwei Handlangern der Sekte, die den Jungen zurückbringen sollen, weil er für ihre Gemeinde wichtig ist. Er ist, nun, ihr Heiland. Ihr Jesus-Kind.
Und dann gibt es noch den gesamten Staatsapparat, der Roy, Lucas und Alton, der die meiste Zeit unbeeindruckt „Superman“-Comics liest, einträchtig und ohne irgendein Kompetenzgerangel verfolgt. Die Polizei, das FBI, das helfende Militär und die NSA setzen alles ein, was sie haben. Die wichtigste Person der Verfolger ist der sehr nerdige und schusselige NSA-Analyst Sevier (Adam Driver), der herausfinden will, wie es Alton gelang, an die geheimen, nur über verschlüsselte Leitungen gesendete Informationen zu kommen. Oh, diese Informationen, Koordinaten meist, bildeten den Grundstock der Sekten-Gottesdienste; was ihnen, bis sie vom FBI gestört werden, einen besonderen Touch verleiht.
Das klingt ziemlich krude. Ist es auch. Aber die Geschichte wird von Nichols mit viel Sinn für Atmosphäre und einem Hang zum Siebziger-Jahre-Kino (was uns mit dem Anblick vieler Charakterköpfe und älterer Schauspieler belohnt) konsequent entschleunigt erzählt bis hin zu einem ziemlich hirnrissigen „A world beyond“-Finale. Dabei leben solche Geschichten, in denen sich mehrere Gruppen, mehr oder weniger unabhängig voneinander, auf den Weg zu einem bestimmten Ort, an dem sie zu einem bestimmten Zeitpunkt ein besonderes Ereignis erwarten, ohne zu wissen was sie dort erwartet, von ihrer Auflösung. Also ob die Enthüllung des vorher immer wieder beschworenen Mysteriums so gut ist, wie die davor erzeugten Erwartungen. In „Midnight Special“ werden sie enttäuscht.
Weil Nichols seine Geschichte so unglaublich langsam erzählt und sie sich absolut gradlinig auf ihr Finale hin entwickelt, bleibt schon beim Ansehen des Films viel Zeit, sich mehr oder weniger wichtige Fragen zu stellen, die alle dazu führen, dass die Geschichte insgesamt immer unglaubwürdiger wird.
Letztendlich ist „Midnight Special“ eine große Enttäuschung. Da helfen auch nicht die engagiert spielenden Schauspieler, die Bilder, die über weite Strecken des Films vorhandene latente Spannung, die lässig eingestreuten Witze (vor allem Adam Driver hat die besten Dialogzeilen und Sam Shepard überzeugt in seinem kurzen Auftritt als Sektenführer) und die Anspielungen auf andere Werke.
Stephen King und Joe R. Lansdale hätten aus der Grundidee von „Midnight Special“ ein echtes Midnight Special für die nächste Mitternachtsvorstellung gemacht. Bei Jeff Nichols endet der Ausflug ins Hinterland, in religiösen Wahn, Paranoia und kaputte Familien im strahlenden Sonnenlicht in einer deplatzierten, nichts sinnvoll erklärenden Special-Effects-Orgie.
LV: Joseph Wilson: The Politics of Truth: : A Diplomat’s Memoir – Inside the Lies That Led to War and Betrayed My Wife’s CIA Identity; Valerie Plame: Fair Game: My Life as a Spy, My Betrayal by the White House, 2007
Valerie Plame war CIA-Agentin. Ihr Mann, der Exbotschafter und Bill-Clinton-Berater Joseph Wilson, wurde von George W. Bush beauftragt, in Niger die Beweise für den Irak-Krieg zu liefern. Er fand keine. Die Regierung behauptete das Gegenteil. Wilson ging an die Öffentlichkeit – und die Regierung Bush startete eine Schmutzkampagne gegen Wilson und seine Frau, die dabei als CIA-Agentin enttarnt wurde.
Ein weiterer Polit-Thriller, der mit der Regierung Bush und dem „war on terror“ abrechnet. Doch während der unterschätzte „Green Zone“ (inszeniert von Paul Greengrass, der zwei „Bourne“-Film inszenierte), basierend auf einem Sachbuch, eine Geschichte erfand, nahm „Bourne“-Regisseur Liman als Grundlage für seinen international abgefeierten Film eine Interpretation der wahren Ereignisse, die auch „Plamegate“ (nach „Watergate“) genannt wurde . Die deutschen Kritiker sind dagegen negativer.
Jedenfalls ist es schön, dass der Polit-Thriller der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine so gelungene Renaissance erlebt.
mit Sean Penn, Naomi Watts, Sam Shepard, Noah Emmerich, Michael Kelly, Bruce McGill
3sat, 22.35 Paris, Texas(Deutschland/Frankreich 1984, Regie: Wim Wenders)
Drehbuch: Sam Shepard
Nachdem Travis vier Jahre spurlos verschwunden war, kehrt er zurück. Sein achtjähriger Sohn Hunter ist inzwischen bei seinem Bruder in Los Angeles. Seine Frau Jane ist in Houston. Travis macht sich Hunter auf die Suche nach ihr.
In Cannes erhielt Wenders für „Paris, Texas“ die Goldene Palme. Auch an der Kinokasse war „Paris, Texas“, trotz seiner moralisch abstrusen Geschichte, ein Erfolg. In Deutschland sahen sich über eine Million Menschen den Film an.
Ry Cooder schrieb die spartanische Musik. Robby Müller fand die einprägsamen Americana-Bilder, in denen die USA ein Sehnsuchtsort ist und die Mutter-Kind-Zusammenführung von Travis, dem letzten Cowboy, der wortkarg seine Mission erledigt, als logisch erscheint.
Einer von Wim Wenders‘ schönsten und besten Filmen.
mit Harry Dean Stanton, Natassja Kinski, Hunter Carson, Aurore Clement, Dean Stockwell, Bernhard Wicki Hinweise Filmportal über „Paris, Texas“ Rotten Tomatoes über „Paris, Texas“
Wikipedia über „Paris, Texas“ (deutsch, englisch)
LV: Joseph Wilson: The Politics of Truth: : A Diplomat’s Memoir – Inside the Lies That Led to War and Betrayed My Wife’s CIA Identity; Valerie Plame: Fair Game: My Life as a Spy, My Betrayal by the White House, 2007
Valerie Plame war CIA-Agentin. Ihr Mann, der Exbotschafter und Bill-Clinton-Berater Joseph Wilson, wurde von George W. Bush beauftragt, in Niger die Beweise für den Irak-Krieg zu liefern. Er fand keine. Die Regierung behauptete das Gegenteil. Wilson ging an die Öffentlichkeit – und die Regierung Bush startete eine Schmutzkampagne gegen Wilson und seine Frau, die dabei als CIA-Agentin enttarnt wurde.
Ein weiterer Polit-Thriller, der mit der Regierung Bush und dem „war on terror“ abrechnet. Doch während der unterschätzte „Green Zone“ (inszeniert von Paul Greengrass, der zwei „Bourne“-Film inszenierte), basierend auf einem Sachbuch, eine Geschichte erfand, nahm „Bourne“-Regisseur Liman als Grundlage für seinen international abgefeierten Film eine Interpretation der wahren Ereignisse, die auch „Plamegate“ (nach „Watergate“) genannt wurde . Die deutschen Kritiker sind dagegen negativer.
Jedenfalls ist es schön, dass der Polit-Thriller der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine so gelungene Renaissance erlebt.
mit Sean Penn, Naomi Watts, Sam Shepard, Noah Emmerich, Michael Kelly, Bruce McGill
Der deutsche Titel „Auge um Auge“ klingt alttestamentarisch martialisch, während der Originaltitel „Out of the furnace“, wie der Film, nachdenklicher ist. Denn auch wenn es in „Auge um Auge“ eine Rachegeschichte gibt, beginnt sie extrem spät, irgendwann nach der Filmmitte, und sie steuert dann so gradlinig auf diese letzte Konfrontation zwischen Russell Baze (Christian Bale) und Harlan DeGroat (Woody Harrelson) zu, dass offensichtlich ist, dass sie wirklich nicht im Zentrum des Interesses von Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper steht.
Im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen den beiden gegensätzlichen, durch ihre Hölle gehenden Brüdern Russell und Rodney Baze Jr. (Casey Affleck), der als Soldat viermal im Irak war, jetzt seine Zeit in Wettbüros verbringt, dort meistens verliert, und sich mit illegalen Faustkämpfen Geld verdient, um seine Schulden zu bezahlen. Russell ist das vernünftige Gegenteil: er arbeitet in Braddock, Pennsylvania, wie schon sein Vater, im Stahlwerk, schiebt Doppelschichten und will mit der Kindergärtnerin Lena Taylor (Zoe Saldana) eine Familie gründen. Er ist vielleicht nicht wirklich zufrieden mit seinem Leben, aber er weiß, was er erreichen kann und eine Anstellung im Stahlwerk ist ja nicht das schlechteste. Er versucht auch seinen Bruder Rodney vor dem Hinterzimmer-Geldverleiher John Petty (Willem Dafoe) zu schützen.
Das gelingt ihm auch ziemlich gut, bis Rodney in den Wäldern von New Jersey kämpfen will. Dort soll um das wirklich große Geld gekämpft werden und er könnte mit einem Kampf schuldenfrei sein. Soweit die Theorie. Die Wirklichkeit endet mit seinem Tod und der besonnene Russell will den psychopathischen Gangsterboss Harlan DeGroat, der auch die Kämpfe veranstaltet, zur Rechenschaft ziehen.
Das ist wahrlich keine neue Geschichte, aber sie gewinnt durch den präzisen Blick auf das Milieu der kleinen Leute und ihrer Sorgen – auch wenn sie alle von Hollywood-Stars gespielt werden.
„Auge um Auge“ ist ein Noir, wie er von Daniel Woodrell geschrieben sein könnte, und es ist der Versuch, die filmische Version des großen amerikanischen Romans zu erzählen, mit Reminiszenzen an „Die durch die Hölle gehen“ (The Deer Hunter, USA 1978), und der als Epos gerade keine Thriller-Spannung entfalten will. Deshalb gibt es in der ersten Hälfte auch einen längeren Gefängnisaufenthalt von Russell, der betrunken für einen Autounfall mit zwei Toten verantwortlich war. Nach dem Gefängnis hat Lena ihn verlassen, sein Vater ist gestorben, für die Beerdigung hat er keinen Freigang erhalten und natürlich wurde er als Stahlwerker entlassen. Die Stelle erhält er wieder.
Cooper erzählt trotz der Länge – und der für die Rachegeschichte verzichtbaren Gefängnisepisode, – oft elliptisch. So gibt es zwischen dem tödlichen Autounfall und Russells erstem Bild aus dem Gefängnis (das zuerst nur erkennbar an dem Schriftzug auf seiner Kleidung ist) keine verbindenden Szenen. Dass Russells Vater gestorben ist, erfahren wir auch auch erst, nachdem er nach seinem längeren Gefängnisaufenthalt (wie lange, erfahren wir nicht) das Grab besucht. In diesen Momenten hinterlässt Coopers elliptische Erzählweise das Gefühl, dass einige verbindende Szenen wenig elegant herausgeschnitten wurden, damit der Film nicht zu lang wird. Auch die Rolle von Forest Whitaker als Lenas neuer Freund und Ortssheriff ist für so einen bekannten und guten Schauspieler sehr klein ausgefallen.
Letztendlich hat „Auge um Auge“ vieles, was für ihn spricht, ohne wirklich hundertprozentig zu überzeugen, was auch an der extrem vorhersehbaren Geschichte, die eigentlich erst nach einer Stunde beginnt, liegt.
In der in seinem Blick auf die Schattenseite des amerikanischen Traums ähnlich düsteren Daniel-Woodrell-Verfilmung „Winter’s Bone“ beginnt die Hauptgeschichte viel früher und der Film ist auch viel kraftvoller als „Auge um Auge“. Aber Woodrell und Debra Granik, die den Roman verfilmte, wollten auch nur eine Geschichte erzählen, während Cooper eindeutig nach Höherem strebt.
Homo Faber (Deutschland/Frankreich/Griechenland 1991, R.: Volker Schlöndorff)
Drehbuch: Volker Schlöndorff, Rudy Wurlitzer
LV: Max Frisch: Homo Faber, 1957
Der Ingenieur Faber, der nur an Zahlen und Statistiken, aber nicht an den Zufall glaubt, begegnet der zwanzigjährigen Sabeth und er verliebt sich in die junge Frau, die ihn an seine Ex Hanna erinnert.
„‚Homo Faber‘ ist einer der leisesten und subtilsten Filme Volker Schlöndorffs. Ganz ohne Zweifel ist es sein persönlichster, womöglich gar der einzige, in dem er der Emotionalität des Personals und deren Geschichte kompromisslos nachgeht, ohne Wenn und Aber.“ (Thilo Wydra: Volker Schlöndorff und seine Filme, 1998)
In Deutschland sahen 1,5 Millionen Menschen den Film im Kino.
Eine echte Begeisterung für den kühlen Zahlenmenschen und seine Probleme kam bei mir damals im Kino nicht auf.
mit Sam Shepard, Julie Delpy, Barbara Sukowa, Dieter Kirchlechner, Tracy Lind, Deborah-Lee Furness, August Zirner, Thomas Heinze