Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt(Alien, Großbritannien/USA 1979)
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Dan O’Bannon (nach einer Geschichte von Dan O’Bannon und Ronald Shushett)
Buch zum Film: Alan Dean Foster: Alien, 1979 (Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt)
Ein Notruf unterbricht den Raumflug der Nostromo. Die vom Bordcomputer aus dem Tiefschlaf aufgewachte Besatzung sieht sich den Ursprung des Signals an und kämpft kurz darauf gegen ein äußerst unfreundliches außerirdisches Lebewesen. Besonders Ellen Ripley (Sigourney Weaver als role model) bereitet dem Alien Ärger.
Ein SF-Klassiker, der einige langlebige Filmkarrieren initiierte. Der legendäre Filmpitch war, so heißt es, in einem Fahrstuhl „Der weiße Hai im All“; der ebenso legendäre Werbespruch für den Film ist „In space no one can hear you scream“ und der Trailer stimmt einen auf zwei Stunden Terror ein.
mit Sigourney Weaver, Tom Skerritt, Harry Dean Stanton, John Hurt, Veronica Cartwright, Ian Holm, Yaphet Kotto
Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (Wild at Heart, USA 1990)
Regie: David Lynch
Drehbuch: David Lynch
LV: Barry Gifford: Wild at Heart: The Story of Sailor and Lula, 1984 (Die Saga von Sailor und Lula)
Sailor und Lula flüchten vor einem Detektiv und einem Killer, die beide im Auftrag von Lulas durchgeknallter Mutter reinen Tisch machen sollen. Und dann treffen sie auf den Gangster Bobby Peru und dessen Komplizin Perdita Durango.
Lynchs wildes Roadmovie, ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes, ist ein hemmungslos übertriebener Trip durch einen Alptraum namens Amerika. Ein Meisterwerk.
Barry Gifford schrieb später das Drehbuch für den Lynch-Film „Lost Highway”. Außerdem publizierte er neben seinen Romanen, wie „Perdita Durango“ (ebenfalls verfilmt), lesenswerte Sachbücher, wie „Out of the past“ über den Film Noir.
Mit Nicolas Cage, Laura Dern, Diane Ladd, Willem Dafoe, Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Crispin Glover
Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (Wild at Heart, USA 1990)
Regie: David Lynch
Drehbuch: David Lynch
LV: Barry Gifford: Wild at Heart: The Story of Sailor and Lula, 1984 (Die Saga von Sailor und Lula)
Sailor und Lula flüchten vor einem Detektiv und einem Killer, die beide im Auftrag von Lulas durchgeknallter Mutter reinen Tisch machen sollen. Und dann treffen sie auf den Gangster Bobby Peru und dessen Komplizin Perdita Durango.
Lynchs wildes Roadmovie, ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes, ist ein hemmungslos übertriebener Trip durch einen Alptraum namens Amerika. Ein Meisterwerk.
Barry Gifford schrieb später das Drehbuch für den Lynch-Film „Lost Highway”. Außerdem publizierte er neben seinen Romanen, wie „Perdita Durango“ (ebenfalls verfilmt), lesenswerte Sachbücher, wie „Out of the past“ über den Film Noir.
Mit Nicolas Cage, Laura Dern, Diane Ladd, Willem Dafoe, Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Crispin Glover
Nachdem Travis vier Jahre spurlos verschwunden war, kehrt er zurück. Sein achtjähriger Sohn Hunter ist inzwischen bei seinem Bruder in Los Angeles. Seine Frau Jane ist in Houston. Travis macht sich Hunter auf die Suche nach ihr.
In Cannes erhielt Wenders für „Paris, Texas“ die Goldene Palme. Auch an der Kinokasse war „Paris, Texas“, trotz seiner moralisch abstrusen Geschichte, ein Erfolg. In Deutschland sahen sich über eine Million Menschen den Film an.
Ry Cooder schrieb die spartanische Musik. Robby Müller fand die einprägsamen Americana-Bilder, in denen die USA ein Sehnsuchtsort ist und die Mutter-Kind-Zusammenführung von Travis, dem letzten Cowboy, der wortkarg seine Mission erledigt, als logisch erscheint.
Einer von Wim Wenders‘ schönsten und besten Filmen.
mit Harry Dean Stanton, Natassja Kinski, Hunter Carson, Aurore Clement, Dean Stockwell, Bernhard Wicki
Lucky ist schon neunzig Jahre und überzeugter Junggeselle, mit einem festen Tagesablauf. Trotzdem gibt es Veränderungen. Zum Beispiel dass er bei seinem morgendlichen Eiskaffee einfach so umfällt.
Wundervolle Abschiedsvorstellung von Harry Dean Stanton in einer seiner wenigen Hauptrollen. Er bevorzugte die Nebenrollen.
Drehbuch: Jerzy Kromolowski, Mary Olson-Kromolowski
LV: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman, 1957
Kamera: Chris Menges
Musik: Hans Zimmer
Ein Polizist sucht nach seiner Pensionierung – zunehmend wahnhaft – einen Kindermörder. Als Beute für den Mörder wählt er ein Kind aus.
Grandiose, ruhige Studie über Alter und Einsamkeit. Penn hielt sich bei seiner Version an Dürrenmatts Buch „Das Versprechen“. Dürrenmatt schrieb es, nachdem er mit dem optimistischen Ende von „Es geschah am hellichten Tag“ (Deutschland 1958) unzufrieden war. Sogar die notorisch schwer zu begeisternde Ponkie schrieb: „Das Vorhersehbare eines Krimiklassikers – und die Brutal-Details eines grausamen Thrillers: ein respektables, aber nicht zwingend nötiges Remake.“ (AZ, 11. 10. 2001)
Mit Jack Nicholson, Patricia Clarkson, Benicio Del Toro, Mickey Rourke, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Vanessa Redgrave, Sam Sheppard, Tom Noonan, Harry Dean Stanton, Aaron Eckhart
Die Klapperschlange (Escape from New York, USA 1981)
Regie: John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter, Nick Castle
USA, 1997: Manhattan wurde zum Gefängnis umfunktioniert, in dem Verbrecher den Ton angeben. Durch einen dummen Zufall muss das Flugzeug des US-Präsidenten in Manhattan notlanden. Da hat der Polizeichef eine geniale Idee: Er bietet dem rauhbeinigen Knacki Snake Plissken die Freiheit an, wenn er den US-Präsidenten lebendig aus Manhattan herausholt. Zur Motivationsförderung lässt er Plissken zwei Sprengkapseln implantiert.
Ein schön zynischer, dystpischer SF-Klassiker und ein John-Carpenter-Klassiker.
„einer der spannendsten Filme der letzten Jahre, sorgfältig inszeniert, wenn auch recht gewalttätig.“ (Fischer Film Almanach 1982)
mit Kurt Russell, Lee Van Cleef, Ernest Borgnine, Donald Pleasence, Isaac Hayes, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau, Tom Atkins
Lucky ist schon neunzig Jahre und überzeugter Junggeselle, mit einem festen Tagesablauf. Trotzdem gibt es Veränderungen. Zum Beispiel dass er bei seinem morgendlichen Eiskaffee einfach so umfällt.
Wundervolle Abschiedsvorstellung von Harry Dean Stanton in einer seiner wenigen Hauptrollen. Er bevorzugte die Nebenrollen.
Die Klapperschlange (Escape from New York, USA 1981)
Regie: John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter, Nick Castle
USA, 1997: Manhattan wurde zum Gefängnis umfunktioniert, in dem Verbrecher den Ton angeben. Durch einen dummen Zufall muss das Flugzeug des US-Präsidenten in Manhattan notlanden. Da hat der Polizeichef eine geniale Idee: Er bietet dem rauhbeinigen Knacki Snake Plissken die Freiheit an, wenn er den US-Präsidenten lebendig aus Manhattan herausholt. Zur Motivationsförderung lässt er Plissken zwei Sprengkapseln implantiert.
Ein schön zynischer, dystpischer SF-Klassiker und ein John-Carpenter-Klassiker.
„einer der spannendsten Filme der letzten Jahre, sorgfältig inszeniert, wenn auch recht gewalttätig.“ (Fischer Film Almanach 1982)
mit Kurt Russell, Lee Van Cleef, Ernest Borgnine, Donald Pleasence, Isaac Hayes, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau, Tom Atkins
Fool for Love – Verrückt nach Liebe (Fool for Love, USA 1985)
Regie: Robert Altman
Drehbuch: Sam Shepard (nach seinem Theaterstück)
Eddie und seine Halbschwester May, Kellnerin in einem abgewrackten Motel in New Mexico, lieben und hassen sich. Denn er möchte wieder mit ihr…
Bereits um 20.15 Uhr zeigt Arte den Robert-Altman-Klassiker „M. A. S. H.“. Weil dieser saukomische Antikriegsfilm öfter gezeigt wird, ist „Fool for Love“ der heutige Tagestipp. Die Verfilmung von Sam Shepards Theaterstück ist nicht Altmans bester Film und er entstand in einer Zeit, in der er sich von einem missglückten Film zum nächsten missglückten Film hangelte. Seine Pechsträhne endete erst 1992 mit „The Player“. Danach folgte ein beachtliches Alterswerk.
„Alles ist pseudo und bleibt pseudo: ein Pseudofilm nach einem Pseudostück über einen Pseudokonflikt von Pseudofiguren. Pseudokunst. Echt nur die Langeweile.“ (Fischer Film Almanach 1987)
Immerhin sieht der Film gut aus.
mit Kim Basinger, Sam Shepard, Harry Dean Stanton, Randy Quaid, Martha Crawford
Nachdem Travis vier Jahre spurlos verschwunden war, kehrt er zurück. Sein achtjähriger Sohn Hunter ist inzwischen bei seinem Bruder in Los Angeles. Seine Frau Jane ist in Houston. Travis macht sich Hunter auf die Suche nach ihr.
In Cannes erhielt Wenders für „Paris, Texas“ die Goldene Palme. Auch an der Kinokasse war „Paris, Texas“, trotz seiner moralisch abstrusen Geschichte, ein Erfolg. In Deutschland sahen sich über eine Million Menschen den Film an.
Ry Cooder schrieb die spartanische Musik. Robby Müller fand die einprägsamen Americana-Bilder, in denen die USA ein Sehnsuchtsort ist und die Mutter-Kind-Zusammenführung von Travis, dem letzten Cowboy, der wortkarg seine Mission erledigt, als logisch erscheint.
Einer von Wim Wenders‘ schönsten und besten Filmen.
Anschließend, um 22.35 Uhr, zeigt 3sat die fünfzigminütige Doku „Harry Dean Stanton“ (Schweiz 2014).
mit Harry Dean Stanton, Natassja Kinski, Hunter Carson, Aurore Clement, Dean Stockwell, Bernhard Wicki
Der gekaufte Tod (La Mort en Direct, Deutschland/Frankreich 1979)
Regie: Bertrand Tavernier
Drehbuch: David Rayfiel, Bertrand Tavernier
LV: D. G. Compton: The unsleeping Eye; The continuous Katherine Mortehoe, 1974 (später „Death Watch“) (Schlaflose Augen; Der gekaufte Tod; Tod live)
In naher Zukunft gibt es fast keine tödlichen Kranheiten mehr. Deshalb ist die TV-Show „Death Watch“, die voyeuristisch das Sterben der Todkranken verfolgt, ein Quotenhit. Die junge, tödlich erkrankte Schriftstellerin Kathrine Mortenhoe (Romy Schneider) soll der neue Star der Show werden. Sie ist einverstanden. Als sie mit dem erklecklichen Honorar für ihre Teilnahme an „Death Watch“ untertaucht, setzt der Produzent (Harry Dean Stanton) Roddy (Harvey Keitel) auf sie an. In seine Augen wurde eine Kamera implantiert, die alles was er sieht, in die Zentrale des TV-Senders überträgt.
Extrem selten gezeigter Science-Fiction-Film.
„Ein eher zwiespältiger Film mit schauspielerischen Qualitäten, aber viel fehlgeleiteter Medienkritik.“ (Fischer Film Almanach 1981)
„die Auseinandersetzung mit der Frage, wie wirtschaftliche und politische Machtveränderungen in der Zukunft Moralbegriffe außer Kraft setzen, lohnt auf jeden Fall.“ (Filmbeobachter)
Was vor Jahrzehnten noch eine in weiter Zukunft liegende Dystopie war, ist heute, abgesehen von den besiegten Krankheiten, gar nicht mehr so unwahrscheinlich.
mit Romy Schneider, Harvey Keitel, Harry Dean Stanton, Therese Liotard, Max von Sydow, William Russel, Vadim Glowna, Bernhard Wicki, Eva Maria Meineke, Paul Young, Robbie Coltrane, Bill Nighy (beide haben nur Kurzauftritte: Coltrane in seinem Spielfilmdebüt als Limousinenfahrer, Nighy in seinem zweiten Spielfilmauftritt als Mann in der ‚Harriet Szene‘)
auch bekannt als „Death Watch – Der gekaufte Tod“ (Kinotitel)
Der gekaufte Tod (La Mort en Direct, Deutschland/Frankreich 1979)
Regie: Bertrand Tavernier
Drehbuch: David Rayfiel, Bertrand Tavernier
LV: D. G. Compton: The unsleeping Eye; The continuous Katherine Mortehoe, 1974 (später „Death Watch“) (Schlaflose Augen; Der gekaufte Tod; Tod live)
In naher Zukunft gibt es fast keine tödlichen Kranheiten mehr. Deshalb ist die TV-Show „Death Watch“, die voyeuristisch das Sterben der Todkranken verfolgt, ein Quotenhit. Die junge, tödlich erkrankte Schriftstellerin Kathrine Mortenhoe (Romy Schneider) soll der neue Star der Show werden. Sie ist einverstanden. Als sie mit dem erklecklichen Honorar für ihre Teilnahme an „Death Watch“ untertaucht, setzt der Produzent (Harry Dean Stanton) Roddy (Harvey Keitel) auf sie an. In seine Augen wurde eine Kamera implantiert, die alles was er sieht, in die Zentrale des TV-Senders überträgt.
Der extrem selten gezeigte Science-Fiction-Film ist der gelungene Abschluss eines Bertrand-Tavernier-Abends, der um 20.15 Uhr mit seiner grandiosen Jim-Thompson-Verfilmung „Der Saustall“ beginnt.
„Ein eher zwiespältiger Film mit schauspielerischen Qualitäten, aber viel fehlgeleiteter Medienkritik.“ (Fischer Film Almanach 1981)
„die Auseinandersetzung mit der Frage, wie wirtschaftliche und politische Machtveränderungen in der Zukunft Moralbegriffe außer Kraft setzen, lohnt auf jeden Fall.“ (Filmbeobachter)
Was vor Jahrzehnten noch eine in weiter Zukunft liegende Dystopie war, ist heute, abgesehen von den besiegten Krankheiten, gar nicht mehr so unwahrscheinlich.
mit Romy Schneider, Harvey Keitel, Harry Dean Stanton, Therese Liotard, Max von Sydow, William Russel, Vadim Glowna, Bernhard Wicki, Eva Maria Meineke, Paul Young, Robbie Coltrane, Bill Nighy (beide haben nur Kurzauftritte: Coltrane in seinem Spielfilmdebüt als Limousinenfahrer, Nighy in seinem zweiten Spielfilmauftritt als Mann in der ‚Harriet Szene‘)
auch bekannt als „Death Watch – Der gekaufte Tod“ (Kinotitel)
„Il Divo“, „Cheyenne“, „La grande Bellezza“ und „Ewige Jugend“ – vier von der Kritik hochgelobte Filme, die auch bei uns im Kino liefen und Paolo Sorrentino weltbekannt machten. So erhielt „Ewige Jugend“ den Europäischen Filmpreis in den Kategorien Bester Film, Regie und Schauspieler (Michael Caine). „La grande Bellezza“ erhielt den Oscar als bester fremdsprachiger Film. „Cheyenne“ erhielt in Cannes den Preis der ökumenischen Jury. Und „Il Divo“ erhielt in Cannes den Preis der Jury. Um nur einige der zahlreichen Preise zu nennen, die diese vier Filme erhielten, die jetzt als „Paolo Sorrentino – Director’s Collection“ erschienenen.
Bei den Filmen fällt auf, wie sehr sie sich, trotz vollkommen verschiedener Geschichten und Genres, ähneln. Alle vier Filme sind geprägt von einem zutiefst melancholischen Blick auf das Leben. Alle Protagonisten verkörpern eine große Ennui, die sich auch durch den gesamten Film zieht. Sie haben schon alles gesehen. Sie wollen nichts mehr erreichen. Sie sind von ihrem Leben und den Menschen gelangweilt. Sie sind milde desinteressiert am Leben. Immer wieder flanieren sie ziellos durch die Stadt. Sie sind, auch wenn sie noch jung sind, alte Männer, die in einer Welt leben, die nur noch für Abgesänge taugt.
Mit „Il Divo“ wurde der 1970 in Neapel geborene Paolo Sorrentino international bekannt. In diesem satirischen Mix aus Polit-Thriller und Biopic porträtiert er den „Democrazia Cristiana“-Politiker Giulio Andreotti (1919 – 2013). Er war zwischen 1947 und 1992 an 33 Regierungen beteiligt, davon sieben Mal als Ministerpräsident. 1992 wurde er zum Senator auf Lebenszeit ernannt. Er wurde immer wieder beschuldigt, Verbindungen zur Mafia zu haben.
In dem vor allem in den frühen Neunziger spielenden Film ist Andreotti bereits ein alter Mann, der keine Miene verzieht und der sich durch ein Panoptikum ebenso versteinerter Gestalten bewegt. Formal knüpft „Il Divo“ sehr gekonnt an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers an. Vor allem den Filmen von Francesco Rosi. Beide scheuen sich nicht, den Zuschauer in jeder Beziehungen zu fordern und das italienische politische System bis in seine feinsten Verästelungen zu analysieren.
„Cheyenne – This must be the Place“ ist Sorrentinos Ausflug in die USA. Im Mittelpunkt steht der sich im finanziell gut gepolsterten Ruhestand befindende Gothic-Sänger Cheyenne, den anscheinend nichts aus seiner Lethargie reißen kann. Und das will schon etwas heißen bei einem Musikstil, in dem schon pubertierende Musiker eine Weltmüdigkeit und Todessehnsucht verkörpern, die auch Hundertjährige kaum erreichen. Durch die Nachricht vom nahenden Tod seines Vaters, den er seit Ewigkeiten nicht gesehen hat, wird er aus seiner Lethargie gerissen. Er reist zurück in die USA und beginnt nach der Beerdigung seines Vaters einen Roadtrip durch das Land. Er sucht den Mann, der seinen Vater im KZ folterte.
Mit „La grande Bellezza“ kehrt Sorrentino zurück nach Rom. Er porträtiert den von seinem Leben zu Tode gelangweilten Klatschkolumnisten Jep Gambardella, der seinen 65. Geburtstag feiert und sich fragt, was er aus seinem Leben gemacht hat.
In der Box erscheint der Film auf DVD (bzw. Blu-ray) in der nur hier erhältlichen dreißig Minuten längeren166-minütigen „Extended Version“ mit „neuen Szenen, Figuren, Orten und neuem Schnitt“ (Covertext). Sorrentino meint zur neuen Fassung: „Bei meiner ersten Fassung war es noch notwendig, Kompromisse einzugehen und einige Szenen zu opfern. Diese erweiterte Version liefert den Film nun aber in seiner ursprünglichen Gesamtheit, so dass alle Figuren voll zur Geltung kommen.“
Vor allem badet diese Version noch länger in Jep Gambardellas Ennui, den anscheinend nichts mehr begeistern kann, weil er schon alles gesehen hat und das rauschhafte Leben der High Society nur eine Flucht vor der eigenen Bedeutungslosigkeit ist. Die meisten Änderungen sind – wenn ich mich noch richtig an die fabelhafte Kinoversion erinnere – Verlängerungen von Szenen und eine nächtliche Begegnung von Gambardella mit Fanny Ardant, die sich selbst spielt. Das ist schön anzusehen und überzeugt auch in der längeren Fassung, aber im Gegensatz zu Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now Redux“ sind die Veränderungen nicht so gravierend und auffällig, dass man ad hoc, eindeutig eine Fassung gegenüber der anderen bevorzugt.
Diese überbordende Liebeserklärung an Rom und Federico Fellinis Werk dürfte Sorrentinos populärster Film sein.
In seinem letzten, mal wieder top besetztem Spielfilm „Ewige Jugend“ sind die Protagonisten, deren besten Jahre schon einige Jahrzehnte zurückliegen, nicht mehr vom Leben gelangweilt. Sie verbringen den Sommer in der Schweiz in einem edlen Wellness-Tempel. Sie genießen die Ereignislosigkeit. Wobei gerade der Komponist Fred Ballinger und sein Freund, der Drehbuchautor Mick Boyle wehmütig auf ihre früheren Jahre zurückblicken und milde desinteressiert die anderen Hotelgäste beobachten und sich auch manchmal mit ihnen unterhalten. Ab und an wird Ballinger, – weil es doch nicht vollkommen ohne Story geht -, von einem Gesandten der Queen gefragt wird, ob er sein bekanntestes Stück für eine Feier dirigieren möchte. Ballinger lehnt diese Unterbrechung seines Ruhestandes zunächst ab.
In „Ewige Jugend“ gibt es noch nicht einmal die Scheinaktivitäten von Sorrentinos früheren Filmen. Handlungstechnisch passiert nichts. Visuell passiert nichts. Das hat, gerade wegen der Altersweisheit der Charaktere, durchaus seinen Reiz. Wenn man für gepflegte Langeweile und Schönheit empfänglich ist.
Die jetzt von DCM veröffentlichte 4-DVD/Blue-ray-Box enthält die Filme von Sorrentino, die bei uns im Kino liefen. Seine vor „Il Divo“ inszenierten Filme wurden bislang offiziell in Deutschland noch nicht gezeigt. Insgesamt ist die Box eine gelungene Werkschau und ein tolles Weihnachtsgeschenk für Filmfans.
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Hinweis für Berliner und Berlin-Besucher: Im Rahmen einer „Hommage an Toni Servillo“ wird der Director’s Cut von „La grande Bellezza – Die große Schönheit“ am Mittwoch, den 20. Dezember, um 20.00 Uhr im Lichtblick Kino, am Freitag, den 22. Dezember, um 17.30 Uhr im Bundesplatz Kino und am Sonntag, den 24. Dezember, um 16.00 Uhr im Il Kino als OmU gezeigt.
Paolo Sorrentino – Director’s Collection
DCM
Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch, Italienisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Interviews mit Paolo Sorrentino, Interviews mit Cast & Crew, Making-of, Trailer
Länge: 513 Minuten (4 DVDs)
FSK: ab 16 Jahre
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Blu-ray identisch)
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enthält
Il Divo – Der Göttliche (Il Divo, Italien/Frankreich 2008)
Regie: Paolo Sorrentino
Drehbuch: Paolo Sorrentino
mit Toni Servillo, Anna Bonaiuto, Piera Degli Espositi, Paolo Graziosi, Giulio Bosetti, Flavio Bucci
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Cheyenne – This must be the Place (This must be the Place, Italien/Frankreich/Irland 2011)
Regie: Paolo Sorrentino
Drehbuch: Umberto Contarello, Paolo Sorrentino
mit Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch, Eve Hewson, Harry Dean Stanton, David Byrne, Kerry Condon, Joyce van Patten, Heinz Lieven
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La grande Bellezza – Die große Schönheit (La grande Bellezza, Italien/Frankreich 2013)
Regie: Paolo Sorrentino
Drehbuch: Paolo Sorrentino, Umberto Contarello
mit Toni Servillo, Carlo Verdone, Sabrina Ferilli, Carlo Buccirosso, Iaia Forte, Pamela Villoresi, Fanny Ardant
Drehbuch: Jerzy Kromolowski, Mary Olson-Kromolowski
LV: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman, 1957
Kamera: Chris Menges
Musik: Hans Zimmer
Ein Polizist sucht nach seiner Pensionierung – zunehmend wahnhaft – einen Kindermörder. Als Beute für den Mörder wählt er ein Kind aus.
Grandiose, ruhige Studie über Alter und Einsamkeit. Penn hielt sich bei seiner Version an Dürrenmatts Buch „Das Versprechen“. Dürrenmatt schrieb es, nachdem er mit dem optimistischen Ende von „Es geschah am hellichten Tag“ (Deutschland 1958) unzufrieden war. Sogar die notorisch schwer zu begeisternde Ponkie schrieb: „Das Vorhersehbare eines Krimiklassikers – und die Brutal-Details eines grausamen Thrillers: ein respektables, aber nicht zwingend nötiges Remake.“ (AZ, 11. 10. 2001)
Mit Jack Nicholson, Patricia Clarkson, Benicio Del Toro, Mickey Rourke, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Vanessa Redgrave, Sam Sheppard, Tom Noonan, Harry Dean Stanton, Aaron Eckhart
Drehbuch: Thomas McGuane, Robert Towne (ungenannt)
Montana, 1880: Ein Großrancher heuert einen Killer an, der einen Pferdedieb töten soll.
Und weil der Killer von Marlon Brando (teils in Frauenklamotten) und der Pferdedieb von Jack Nicholson gespielt wird, genießt der Western Kultstatus. Auch wenn das Schauspielerduell anders ausfällt, als man vermutet.
mit Marlon Brando, Jack Nicholson, Randy Quaid, Kathleen Lloyd, Frederic Forrest, Harry Dean Stanton
Arte, 20.15 Der Pate II (USA 1974, Regie: Francis Ford Coppola)
Drehbuch: Mario Puzo, Francis Ford Coppola
Sozusagen Pre- und Sequel zu „Der Pate“: Michael Corleone, jetzt das Familienoberhaupt, plant einen Casino-Deal auf Kuba. Und dazwischen wird der Aufstieg von Vito Corleone erzählt.
Die Fortsetzung von „Der Pate“ ist länger und mindestens genauso gut wie der erste Film. Für viele ist der zweite Pate-Film sogar noch besser (ich bin da unentschlossen). Außerdem wird „Der Pate II“ immer als Beispiel herangezogen für die These, Fortsetzungen seien besser als die Originale.
„Der Pate II“ erhielt mehrere Oscars: Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Nebendarsteller (Robert de Niro), Beste Filmmusik (Nino Rota, Carmine Coppola), beste Ausstattung.
Mit Al Pacino, Robert De Niro, Robert Duvall, Diane Keaton, Lee Strasberg (ja, der Schauspiellehrer), John Cazale, Talia Shire, James Caan, Harry Dean Stanton, Danny Aiello
Hawaii Crime Story (USA 2003, Regie: George Armitage)
Drehbuch: Sebastian Gutierrez
LV: Elmore Leonard: The big bounce, 1969 (Ein schlechter Abgang)
Jack Ryan jobbt auf Hawaii in einem Strandmotel und genießt das Leben, bis Nancy ihn zu einem Diebstahl überredet.
George Armitage inszenierte vor der „Hawaii Crime Story“ (der Originaltitel ist „The big bounce“) die Charles-Willeford-Verfilmung „Miami Blues“ und „Ein Mann, ein Mord“ (Grosse Pointe Blank), zwei herrlich gemeine schwarze Komödien und entsprechend hoch waren die Erwartungen. Sebastian Gutierrez schrieb davor das Buch für den bestenfalls halbgaren Thriller „Gothika“ und danach „Snakes on a Plane“.
Elmore Leonards erster Kriminalroman „The big bounce“ (nach mehreren Western) wurde bereits in den späten Sechzigern verfilmt und Leonard mag beide Verfilmungen nicht.
Denn auch die zweite Verfilmung von „The big bounce“ ist, nun ja, eine Gaunerkomödie, „die nie recht in Gang kommt“ (Lexikon des internationalen Films)
„Trotz prominenter Vorlage und ebensolcher Besetzung bleibt diese gemütliche Krimikomödie ein wenig fade.“ (Lothar R. Just: Filmjahrbuch 2005)
Extrem selten gezeigte Leonard-Verfilmung, die vor der Premiere heftig umgeschnitten wurde, in den USA floppte und bei uns nur auf DVD veröffentlicht wurde.
mit Owen Wilson, Morgan Freeman, Sara Foster, Charlie Sheen, Vinnie Jones, Gregory Sporleder, Butch Helemano, Willie Nelson, Gary Sinise, Harry Dean Stanton
3sat, 22.35 Paris, Texas(Deutschland/Frankreich 1984, Regie: Wim Wenders)
Drehbuch: Sam Shepard
Nachdem Travis vier Jahre spurlos verschwunden war, kehrt er zurück. Sein achtjähriger Sohn Hunter ist inzwischen bei seinem Bruder in Los Angeles. Seine Frau Jane ist in Houston. Travis macht sich Hunter auf die Suche nach ihr.
In Cannes erhielt Wenders für „Paris, Texas“ die Goldene Palme. Auch an der Kinokasse war „Paris, Texas“, trotz seiner moralisch abstrusen Geschichte, ein Erfolg. In Deutschland sahen sich über eine Million Menschen den Film an.
Ry Cooder schrieb die spartanische Musik. Robby Müller fand die einprägsamen Americana-Bilder, in denen die USA ein Sehnsuchtsort ist und die Mutter-Kind-Zusammenführung von Travis, dem letzten Cowboy, der wortkarg seine Mission erledigt, als logisch erscheint.
Einer von Wim Wenders‘ schönsten und besten Filmen.
mit Harry Dean Stanton, Natassja Kinski, Hunter Carson, Aurore Clement, Dean Stockwell, Bernhard Wicki Hinweise Filmportal über „Paris, Texas“ Rotten Tomatoes über „Paris, Texas“
Wikipedia über „Paris, Texas“ (deutsch, englisch)
Drehbuch: Jerzy Kromolowski, Mary Olson-Kromolowski
LV: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman, 1957
Kamera: Chris Menges
Musik: Hans Zimmer
Ein Polizist sucht nach seiner Pensionierung – zunehmend wahnhaft – einen Kindermörder. Als Beute für den Mörder wählt er ein Kind aus.
Grandiose, ruhige Studie über Alter und Einsamkeit. Penn hielt sich bei seiner Version an Dürrenmatts Buch „Das Versprechen“. Dürrenmatt schrieb es, nachdem er mit dem optimistischen Ende von „Es geschah am hellichten Tag“ (D 1958) unzufrieden war. Sogar die notorisch schwer zu begeisternde Ponkie schrieb: „Das Vorhersehbare eines Krimiklassikers – und die Brutal-Details eines grausamen Thrillers: ein respektables, aber nicht zwingend nötiges Remake.“ (AZ, 11. 10. 2001)
Mit Jack Nicholson, Patricia Clarkson, Benicio Del Toro, Mickey Rourke, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Vanessa Redgrave, Sam Sheppard, Tom Noonan, Harry Dean Stanton, Aaron Eckhart