Isabelle Perrault (Julie Delpy) arbeitet in Berlin in einem Labor als Genetikerin. Die Erziehung ihrer über alles geliebten Tochter Zoe teilt sie sich mit ihrem Ex-Mann James Lewis (Richard Armitage), einem egozentrischen und erfolgreichen Architekten. Aufgrund ihrer Arbeit, gelegentlicher Auslandsaufenthalte, fehlender vor Ort lebender Großeltern und gegenseitiger Vorwürfe gestaltet sich das gemeinsam ausgeübte Sorgerecht schwierig. Denn jede Begegnung von Isabelle und James scheint den Graben zwischen ihnen zu vergrößern.
Aus diesem Post-Scheidungsdrama wird im zweiten Akt ein Drama um Zoes Überleben. Isabelle findet ihre Tochter reglos im Bett. Im Krankenhaus sagen ihnen die Ärzte, dass Zoe eine Hirnblutung hatte. Nach der Operation liegt Zoe im Koma und es ist unklar, ob sie bleibende Schäden haben wird. Falls sie überhaupt aufwacht.
Und aus diesem Medizindrama wird im dritten Akt etwas ganz anderes. In dem Moment taucht dann auch der schon auf dem Plakat prominent erwähnte Daniel Brühl als in Moskau arbeitender Arzt auf.
Dieser dritte Akt bricht dem schon vorher nicht besonders überzeugendem Drama „My Zoe“ endgültig das Genick. Bis dahin war es ein zäh erzähltes Scheidungsdrama, in dem die Eltern sich angiften, aus dem ein ebenso zähes Medizindrama wurde, in dem die Eltern sich gegenseitig Vorwürfe machen und besorgt am Bett ihrer im Koma liegenden Tochter sitzen. So dankbar das für die Schauspieler in langen Szenen zu spielen ist, so undankbar ist es anzusehen. Denn in den Momenten passiert wenig. Aber immerhin verhielten Isabelle, ihr Ex-Mann, ihr neuer Freund und ihr Umfeld sich bis dahin plausibel.
In Moskau und im Epilog nicht mehr.
Außerdem kommen die in Moskau spielenden Ereignisse, die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Zukunft weiterspinnen, aus heiterem Himmel. Mit dem vorher gezeigten haben sie nichts zu tun. Und dass in dem Moment klar wird, dass „My Zoe“ in der nahen Zukunft spielt, macht das Gezeigte nicht glaubwürdiger.
My Zoe (My Zoe, Frankreich/Deutschland/Portugal/Großbritannien 2019)
Regie: Julie Delpy
Drehbuch: Julie Delpy
mit Julie Delpy, Richard Armitage, Daniel Brühl, Gemma Arterton, Saleh Bakri, Sophia Ally, Lindsay Duncan, Nicolette Krebitz, Jördis Triebel, Nina Kuzendorf
Broken Flowers – Blumen für die Ex (Broken Flowers, USA/Frankreich 2005)
Regie: Jim Jarmusch
Drehbuch: Jim Jarmusch (inspiriert von einer Idee von Bill Raden und Sara Driver)
Don Johnston (Stoneface Bill Murray) lungert nur noch in seiner Wohnung herum und träumt von seinen früheren Frauen. Eines Tages erhält er einen anonymen Brief, in dem steht, dass er einen 19-jährigen Sohn habe. Don, der bislang von seinem Vaterglück nichts wusste, macht sich auf den Weg quer durch die USA zu seinen alten Freundinnen, die er seit Ewigkeiten nicht gesehen hat und von denen eine die Mutter sein muss.
Jim Jarmusch erhielt für sein lakonisches Road-Movie über verpasste Chancen den Großen Preis der Jury in Cannes, einige weitere Preise, viel Kritikerlob – und an der Kinokasse lief der Film auch gut.
Anschließend, um 21.55 Uhr, zeigt Arte die einstündige Doku „Der fantastische Mr. Murray“ (Frankreich 2019) über Bill Murray.
Mit Bill Murray, Julie Delpy, Jeffrey Wright, Sharon Stone, Frances Conroy, Chloë Sevigny, Jessica Lange, Tilda Swinton
Nachdem seine letzten beiden Filme „Life during wartime“ (2009) und „Dark Horse“ (2011) bei uns überhaupt nicht gezeigt wurden und auch Todd Solondz‘ ältere Filme selten bis nie im Fernsehen laufen und auch auf DVD nicht wirklich erhältlich sind, dürfte „Wiener Dog“ für einige Zuschauer eine echte Entdeckung und für einige ältere Cineasten eine willkommene Wiederentdeckung des Regisseurs von „Willkommen im Tollhaus“ (1995) und „Happiness“ (1998) sein. Sie werden dann auch vielleicht bemerken, dass Dawn Wiener, die jetzt von Greta Gerwig gespielte Protagonistin der zweiten Geschichte von „Wiener Dog“, auch die Protagonistin von „Willkommen im Tollhaus“ war.
Dawn arbeitet jetzt in einer Tierklinik, wo sie ihr Herz an den Dackel, der eingeschläfert werden soll, verliert. Sie rettet ihn davor. Kurz darauf trifft sie in einem Supermarkt auf ihren ehemaligen Schulkameraden Brandon McCarthy (Kieran Culkin), der jetzt drogensüchtig ist und sie auf eine Reise nach Ohio einlädt. Dort gibt es Crystal Meth.
Dawn, die genug von ihrem tristen und eintönig-hoffnungslosem Leben hat, ist einverstanden. Auf ihrer Reise begegnen sie einer Mariachi-Band und Brandons Bruder, der Trisomie 21 hat, und glücklich mit einer ebenfalls behinderten Frau zusammen lebt. Dawn schenkt ihnen ihren Dackel, der danach noch zwei weitere Besitzer hat. Aber wie er zu dem Hochschullehrer Schmerz (Danny DeVito) und danach zu Nana (Ellen Burstyn) kommt, erfahren wir nicht. Es ist auch egal, weil der Dackel einfach nur ein fast beliebig austauschbares Bindeglied zwischen den vier unabhängigen Geschichten über in den Vorstädten lebende Menschen ist. Deren Leben, ihre Tristesse und ihre Lügen schildert Todd Solondz mit bitterbösem Humor, der unerbittlich jede Scheinheiligkeit und Selbsttäuschung für uns entlarvt bis die Suburbs mit ihren austauschbaren Häusern zu einer Vorhölle werden, in der es nur noch Stillstand gibt. Die porträtierten Charaktere haben sich in ihrem Leben schon lange eingerichtet.
So hat in der ersten Geschichte Dina (Julie Delpy) kein erkennbar schlechtes Gewissen, wenn sie ihren Sohn Remi (Keaton Nigel Cooke), der gerade eine Krebserkrankung überstanden hat, über den Dackel und seine Gefühle belügt. Denn Remis einziger Freund muss erzogen, sterilisiert und später, weil er einfach zu viel Arbeit verursacht, eingeschläfert werden. Aber Dina beruhigt ihren Sohn: „Es ist traurig, aber wahr. Wir sind der einzige Freund des Hundes.“
In der dritten Geschichte begegnet der Dackel in New York dem Filmprofessor Schmerz, der früher ein erfolgreicher Drehbuchautor war, seit Ewigkeiten kein Buch mehr verkauft hat, den Studenten seit Jahren die gleichen Ratschläge gibt und notorisch schlecht gelaunt ist, weil er kein Buch verkauft und unterrichten muss. Entsprechend unbeliebt ist er bei seinen Studenten und Kollegen.
In der vierten Geschichte wird die Großmutter Nana (Ellen Burstyn) nur dann von ihrer Enkelin Zoe (Zosia Mamet) besucht, wenn sie Geld braucht. Zum Beispiel für ihren gerade aktuellen Freund Fantasy (Michael Shaw; auch dieser Name ist nicht zufällig ausgewählt), der sich schon als großer Künstler sieht und eine Ausstellung plant. Auch Nana hat vor Jahrzehnten Kunst studiert.
Die Geschichten sind eher Zustandsbeschreibungen und dank der präzisen Beobachtung, der punktgenauen Zuspitzung und dem jeden Satz und jedes Bild durchziehenden schwarzen Humor unglaublich unterhaltsam und witzig; ohne jeden Fremdschäm-Reflex und mit einer tiefschwarzen Weltsicht, in der es keinen Gott gibt, aber die Welt nicht gottlos ist. Denn Solondz liebt seine Charaktere und er zeigt die Welt, die er kennt. Der US-Gesellschaft hält er so einen Spiegel vor; für uns ist es sie ein Blick in eine vertraut-fremde Welt, gespickt mit vielen Anspielungen, Verweisen, Doppelungen und Spiegelungen, die man analysieren oder einfach nur genießen kann.
In den in jeder Beziehung sehr unterschiedlichen Geschichten und in der Struktur des Films. So gibt es, immerhin erzählt „Wiener Dog“ vier Geschichten, eine „Intermission“, die im Film mit Pausenschild und Pausenprogramm gefüllt wird. Dabei ist Solondz‘ Film mit knapp neunzig Minuten kürzer als die üblichen Hollywood-Blockbuster, die schon lange notorisch die Zwei-Stunden-Grenze überschreiten. Die Geschichte von Schmerz ist auch eine Lektion im Geschichtenerzählen, garniert mit Hollywood-Weisheiten, einem „What. If.“-Running-Gag und eine Abrechnung mit Hollywood, die dann doch wieder eben dieser Formel bis zum explosiven Ende folgt. Dagegen fallen dann Nanas Begegnungen mit ihren jüngeren Ichs als Flucht in surreale Fantasy-Gefilde schwach aus. Bis dahin hat Ellen Burstyn vielsagend geschwiegen und mit wenigen Sätzen ihre Nichte aus ihrer Komfortzone geholt. Genau wie Todd Solondz uns aus unserer Komfortzone holt.
Dieses Mal ohne Vergewaltigungen, Masturbationen, Kindesmissbrauch, Abtreibungen und andere Tabuthemen, mit denen man das Publikum schnell verstören kann. Vor allem, wenn man plötzlich Verständnis und Sympathie für diese Charaktere entwickelt. In dem sehr zugänglichem Tierfilm „Wiener Dog“ muss man diese Angst nicht haben. Trotzdem ist es kein Feelgood-Film.
„Ich liebe Hunde und hätte selber gerne einen. Das einzige Problem ist, dass ich nicht Gassi mit ihnen gehen will und sie nicht gerne füttere oder sie wasche oder wegen ihnen zu Hause bleiben will.“ (Todd Solondz)
Das Bonusmaterial ist mit zwei Trailern nicht existent. Wie bei Woody-Allen-DVDs..
Wiener Dog(Wiener Dog, USA 2016)
Regie: Todd Solondz
Drehbuch: Todd Solondz
mit Keaton Nigel Cooke, Tracy Letts, Julie Delpy, Greta Gerwig, Kieran Culkin, Danny DeVito, Ellen Burstyn, Zosia Mamet, Michael Shaw
–
DVD
Prokino
Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel Deutsch, Englisch (ausblendbar)
Bonusmaterial: Deutscher Kinotrailer, Original-Kinotrailer
Nachdem seine letzten beiden Filme „Life during wartime“ (2009) und „Dark Horse“ (2011) bei uns überhaupt nicht gezeigt wurden und auch Todd Solondz‘ ältere Filme selten bis nie im Fernsehen laufen und auch auf DVD nicht wirklich erhältlich sind, dürfte „Wiener Dog“ für einige Zuschauer eine echte Entdeckung und für einige ältere Cineasten eine willkommene Wiederentdeckung des Regisseurs von „Willkommen im Tollhaus“ (1995) und „Happiness“ (1998) sein. Sie werden dann auch vielleicht bemerken, dass Dawn Wiener, die jetzt von Greta Gerwig gespielte Protagonistin der zweiten Geschichte von „Wiener Dog“, auch die Protagonistin von „Willkommen im Tollhaus“ war.
Dawn arbeitet jetzt in einer Tierklinik, wo sie ihr Herz an den Dackel, der eingeschläfert werden soll, verliert. Sie rettet ihn davor. Kurz darauf trifft sie in einem Supermarkt auf ihren ehemaligen Schulkameraden Brandon McCarthy (Kieran Culkin), der jetzt drogensüchtig ist und sie auf eine Reise nach Ohio einlädt. Dort gibt es Crystal Meth.
Dawn, die genug von ihrem tristen und eintönig-hoffnungslosem Leben hat, ist einverstanden. Auf ihrer Reise begegnen sie einer Mariachi-Band und Brandons Bruder, der Trisomie 21 hat, und glücklich mit einer ebenfalls behinderten Frau zusammen lebt. Dawn schenkt ihnen ihren Dackel, der danach noch zwei weitere Besitzer hat. Aber wie er zu dem Hochschullehrer Schmerz (Danny DeVito) und danach zu Nana (Ellen Burstyn) kommt, erfahren wir nicht. Es ist auch egal, weil der Dackel einfach nur ein fast beliebig austauschbares Bindeglied zwischen den vier unabhängigen Geschichten über in den Vorstädten lebende Menschen ist. Deren Leben, ihre Tristesse und ihre Lügen schildert Todd Solondz mit bitterbösem Humor, der unerbittlich jede Scheinheiligkeit und Selbsttäuschung für uns entlarvt bis die Suburbs mit ihren austauschbaren Häusern zu einer Vorhölle werden, in der es nur noch Stillstand gibt. Die porträtierten Charaktere haben sich in ihrem Leben schon lange eingerichtet.
So hat in der ersten Geschichte Dina (Julie Delpy) kein erkennbar schlechtes Gewissen, wenn sie ihren Sohn Remi (Keaton Nigel Cooke), der gerade eine Krebserkrankung überstanden hat, über den Dackel und seine Gefühle belügt. Denn Remis einziger Freund muss erzogen, sterilisiert und später, weil er einfach zu viel Arbeit verursacht, eingeschläfert werden. Aber Dina beruhigt ihren Sohn: „Es ist traurig, aber wahr. Wir sind der einzige Freund des Hundes.“
In der dritten Geschichte begegnet der Dackel in New York dem Filmprofessor Schmerz, der früher ein erfolgreicher Drehbuchautor war, seit Ewigkeiten kein Buch mehr verkauft hat, den Studenten seit Jahren die gleichen Ratschläge gibt und notorisch schlecht gelaunt ist, weil er kein Buch verkauft und unterrichten muss. Entsprechend unbeliebt ist er bei seinen Studenten und Kollegen.
In der vierten Geschichte wird die Großmutter Nana (Ellen Burstyn) nur dann von ihrer Enkelin Zoe (Zosia Mamet) besucht, wenn sie Geld braucht. Zum Beispiel für ihren gerade aktuellen Freund Fantasy (Michael Shaw; auch dieser Name ist nicht zufällig ausgewählt), der sich schon als großer Künstler sieht und eine Ausstellung plant. Auch Nana hat vor Jahrzehnten Kunst studiert.
Die Geschichten sind eher Zustandsbeschreibungen und dank der präzisen Beobachtung, der punktgenauen Zuspitzung und dem jeden Satz und jedes Bild durchziehenden schwarzen Humor unglaublich unterhaltsam und witzig; ohne jeden Fremdschäm-Reflex und mit einer tiefschwarzen Weltsicht, in der es keinen Gott gibt, aber die Welt nicht gottlos ist. Denn Solondz liebt seine Charaktere und er zeigt die Welt, die er kennt. Der US-Gesellschaft hält er so einen Spiegel vor; für uns ist es sie ein Blick in eine vertraut-fremde Welt, gespickt mit vielen Anspielungen, Verweisen, Doppelungen und Spiegelungen, die man analysieren oder einfach nur genießen kann.
In den in jeder Beziehung sehr unterschiedlichen Geschichten und in der Struktur des Films. So gibt es, immerhin erzählt „Wiener Dog“ vier Geschichten, eine „Intermission“, die im Film mit Pausenschild und Pausenprogramm gefüllt wird. Dabei ist Solondz‘ Film mit knapp neunzig Minuten kürzer als die üblichen Hollywood-Blockbuster, die schon lange notorisch die Zwei-Stunden-Grenze überschreiten. Die Geschichte von Schmerz ist auch eine Lektion im Geschichtenerzählen, garniert mit Hollywood-Weisheiten, einem „What. If.“-Running-Gag und eine Abrechnung mit Hollywood, die dann doch wieder eben dieser Formel bis zum explosiven Ende folgt. Dagegen fallen dann Nanas Begegnungen mit ihren jüngeren Ichs als Flucht in surreale Fantasy-Gefilde schwach aus. Bis dahin hat Ellen Burstyn vielsagend geschwiegen und mit wenigen Sätzen ihre Nichte aus ihrer Komfortzone geholt. Genau wie Todd Solondz uns aus unserer Komfortzone holt.
Dieses Mal ohne Vergewaltigungen, Masturbationen, Kindesmissbrauch, Abtreibungen und andere Tabuthemen, mit denen man das Publikum schnell verstören kann. Vor allem, wenn man plötzlich Verständnis und Sympathie für diese Charaktere entwickelt. In dem sehr zugänglichem Tierfilm „Wiener Dog“ muss man diese Angst nicht haben. Trotzdem ist es kein Feelgood-Film.
„Ich liebe Hunde und hätte selber gerne einen. Das einzige Problem ist, dass ich nicht Gassi mit ihnen gehen will und sie nicht gerne füttere oder sie wasche oder wegen ihnen zu Hause bleiben will.“ (Todd Solondz)
Wiener Dog (Wiener Dog, USA 2016)
Regie: Todd Solondz
Drehbuch: Todd Solondz
mit Keaton Nigel Cooke, Tracy Letts, Julie Delpy, Greta Gerwig, Kieran Culkin, Danny DeVito, Ellen Burstyn, Zosia Mamet, Michael Shaw
Homo Faber (Deutschland/Frankreich/Griechenland 1991, Regie: Volker Schlöndorff)
Drehbuch: Volker Schlöndorff, Rudy Wurlitzer
LV: Max Frisch: Homo Faber, 1957
Der Ingenieur Faber, der nur an Zahlen und Statistiken, aber nicht an den Zufall glaubt, begegnet der zwanzigjährigen Sabeth und er verliebt sich in die junge Frau, die ihn an seine Ex Hanna erinnert.
„‘Homo Faber’ ist einer der leisesten und subtilsten Filme Volker Schlöndorffs. Ganz ohne Zweifel ist es sein persönlichster, womöglich gar der einzige, in dem er der Emotionalität des Personals und deren Geschichte kompromisslos nachgeht, ohne Wenn und Aber.“ (Thilo Wydra: Volker Schlöndorff und seine Filme, 1998)
In Deutschland sahen 1,5 Millionen Menschen den Film im Kino.
Eine echte Begeisterung für den kühlen Zahlenmenschen und seine Probleme kam bei mir damals im Kino nicht auf.
mit Sam Shepard, Julie Delpy, Barbara Sukowa, Dieter Kirchlechner, Tracy Lind, Deborah-Lee Furness, August Zirner, Thomas Heinze
Broken Flowers – Blumen für die Ex (USA/Frankreich 2005, Regie: Jim Jarmusch)
Drehbuch: Jim Jarmusch (inspiriert von einer Idee von Bill Raden und Sara Driver)
Don Johnston (Stoneface Bill Murray) lungert nur noch in seiner Wohnung herum und träumt von seinen früheren Frauen. Eines Tages erhält er einen anonymen Brief, in dem steht, dass er einen 19-jährigen Sohn habe. Don, der bislang von seinem Vaterglück nichts wusste, macht sich auf den Weg quer durch die USA zu seinen alten Freundinnen, die er seit Ewigkeiten nicht gesehen hat und von denen eine die Mutter sein muss.
Jim Jarmusch erhielt für sein lakonisches Road-Movie über verpasste Chancen den Großen Preis der Jury in Cannes, einige weitere Preise, viel Kritikerlob – und an der Kinokasse lief der Film auch gut.
Mit Bill Murray, Julie Delpy, Jeffrey Wright, Sharon Stone, Frances Conroy, Chloë Sevigny, Jessica Lange, Tilda Swinton
Wir haben
Chris Evans als Steve Rogers/Captain America (der hier erstaunlich blasse Anführer der Truppe)
Robert Downey Jr. als Tony Stark/Iron Man (der großmäulige, verantwortungslose Finanzier der Gruppe)
Chris Hemsworth als Thor (aus der anderen Galaxis)
Mark Ruffalo als Bruce Banner/Hulk (aus dem Forschungslabor)
Scarlett Johansson als Natasha Romanoff/Black Widow
Jeremy Renner als Clint Barton/Hawkeye
James Spader als Ultron (Stimme im Original)
Aaron Taylor-Johnson als Pietro Maximoff/Quicksilver (im letzten X-Men-Film „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ wurde er von Evan Peters gespielt, aber der wurde von einem anderen Studio produziert)
Elizabeth Olsen als Wanda Maximoff/Scarlet Witch
Paul Bettany als Jarvis/Vision (und mit einem Körper)
Samuel L. Jackson als Nick Fury
Don Cheadle als James Rhodes/War Machine
Cobie Smulders als Maria Hill
Anthony Mackie als Sam Wilson/The Falcon
Hayley Atwell als Peggy Carter
Idris Elba als Heimdall (ungefähr zwei Sätze)
Stellan Skarsgård als Erik Selvig (ungefähr kein Satz)
Claudia Kim als Dr. Helen Cho
Thomas Kretschmann als Baron Strucker
Andy Serkis als Ulysses Klaue (naja)
Julie Delpy als Madame B (sorry, hab ich in dem Starrummel übersehen)
Stan Lee als Stan Lee (obligatorischer Kurzauftritt)
Wir haben Action bis zum Abwinken.
Es beginnt mit einer großen Schlacht in dem osteuropäischen Fantasieland Sokovia. Danach geht die Reise um die halbe Welt und in New York, Seoul, Johannesburg und Sokovia geht dabei, mit der Hilfe von viel CGI, einiges zu Bruch.
Dabei werden dieses Mal erstaunlich oft ganz normale Menschen als Opfer und schreiend weglaufende Menschenmasse gezeigt. Das ist, nachdem man in früheren Marvel-Filmen den Eindruck gewinnen konnte, dass die Großstädte, in denen die Superhelden die Bösewichter verkloppen und regelmäßig eine sanierungsbedürftige Innenstadt hinterlassen, ein Novum. Denn bislang sah es so aus, als sei vor dem Kampf der Superhelden gegen die Superschurken die Kampfzone von magischen Kräften evakuiert worden. Aber dieses Mal verlang die Filmgeschichte nach vielen Menschen, die fotogen von den Avengers beschützt werden. Vor allem beim viel zu langen und ziemlich konfusen Schlußkampf in Sokovia.
Wir haben zu viel Beiwerk für eine sinnvolle Story. Die ist nur Klammer für die Auftritte und Kabbeleien der aus mehreren Filmen bekannten Superhelden. In „Avengers: Age of Ultron“ geht es um den Konflikt zwischen Gut und Böse und wie die Guten das Böse schaffen, das dann zuerst die Avengers und später die Welt vernichten will. Denn die von Tony Stark gestartete Friedensmaschine, der sehr lernfähige Roboter Ultron, begreift schnell, dass die Avengers bei ihren Friedensmissionen viel Leid verursachen. Deshalb will er, seinem Programm folgend, alle Bedrohungen für eine friedliche Welt beseitigen. Aber diese Idee, dass unser Handeln unbeabsichtigte Folgen hat und dass Gut und Böse miteinander verflochten sind, wird nur oberflächlich behandelt. Überhaupt nicht behandelt wird der grundlegende Fehler in Ultrons Programm. Denn hätte Tony Stark sich beim Programmieren an Isaac Asimovs Robotergesetze gehalten, wäre das alles nicht passiert.
Wir haben das filmische Äquivalent zu diesen maßlosen Benefiz-Rockkonzerten aus den Achtzigern, als sich alle bekannten Musiker für die gute Sache in einem Stadion versammelten und gegen die Apartheid, den Hunger und gegen die Kernkraft ansangen.
Denn dummerweise ist „Avengers: Age of Ultron“ genau wie diese Konzerte, die beim ersten Mal Spaß machen, aber beim zweiten Mal nerven. Es gibt zu viele Häuptlinge, aber keine Indianer und keine Struktur. Jeder versucht sich nur möglichst groß in Szene zu setzen und aus einer eigentlich guten Idee wird ein an allen Ecken und Enden ausufernde Starparade, die zeigt, dass ihre Soloauftritte besser sind.
Die Nacht ist jung (Frankreich 1986, Regie: Leos Carax)
Drehbuch: Leos Carax
Paris im Zeichen des Halleyschen Kometen: ein Virus tötet alle, die ohne Liebe Sex haben. Ein verliebter, aber auch infizierter Bauchredner will aus einem Hochhaus das Impfserum stehlen.
Ziemlich unbekanntes, selten gezeigtes und bei uns nicht auf DVD (es gibt eine französische DVD) erhältliches Frühwerk von Leos Carax, der danach „Die Liebenden von Pont-Neuf“ (läuft um 20.15 Uhr), „Pola X“ und „Holy Motors“ inszenierte.
„eine brillante Stilübung zu den Archetypen und Mythen des französischen und amerikanischen film noir. (…) Ein spröder, glechzeitig aber gefühl- und humorvoller Film, der Godard soviel wie den Klassikern des Genres verdankt.“ (Fischer Film Almanach 1989)
mit Michel Piccoli, Juliette Binoche, Denis Lavant, Hans Meyer, Julie Delpy, Serge Reggiani
Broken Flowers – Blumen für die Ex (USA/Frankreich 2005, R.: Jim Jarmusch)
Drehbuch: Jim Jarmusch (inspiriert von einer Idee von Bill Raden und Sara Driver)
Don Johnston (Stoneface Bill Murray) lungert nur noch in seiner Wohnung herum und träumt von seinen früheren Frauen. Eines Tages erhält er einen anonymen Brief, in dem steht, dass er einen 19-jährigen Sohn habe. Don, der bislang von seinem Vaterglück nichts wusste, macht sich auf den Weg quer durch die USA zu seinen alten Freundinnen, die er seit Ewigkeiten nicht gesehen hat und von denen eine die Mutter sein muss.
Jim Jarmusch erhielt für sein lakonisches Road-Movie über verpasste Chancen den Großen Preis der Jury in Cannes, einige weitere Preise, viel Kritikerlob – und an der Kinokasse lief der Film auch gut.
Mit Bill Murray, Julie Delpy, Jeffrey Wright, Sharon Stone, Frances Conroy, Chloë Sevigny, Jessica Lange, Tilda Swinton
Wir erinnern uns: in „Before Sunrise“ trifft der US-Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) in Wien die Französin Celine (Julie Delpy). Sie verbringen eine wundervolle Nacht miteinander, indem sie durch die Stadt schlendern und miteinander reden. Der Film wurde ein Indie-Hit.
Neun Jahre später treffen sie sich „Before Sunset“ in Paris. Jesse hat ein Buch über diese Nacht geschrieben und stellt es in Paris vor. Sie kommt zur Lesung und weil er bis zu seinem Abflug noch etwas Zeit hat, schlendern sie durch Paris und reden miteinander über die vergangenen Jahre, ihr Leben und die Zukunft. Am Ende verpasst Jesse sein Flugzeug in die USA.
Wieder neun Jahre später sind Jesse und Celine mit ihren Kindern in Griechenland und „Before Midnight“ reden sie mit ihren künstlerisch interessierten Gastgebern, schlendern über die Insel, reden über die vergangenen Jahre, wie sehr ihre Wünsche sich erfüllten und tragen einen veritablen Ehekrach aus, denn Jesse will zurück in die USA zu seinem Sohn, den er nur in den Ferien sieht, und Celine will in Paris einen Job annehmen.
Im Duktus unterscheidet sich „Before Midnight“ kaum von den beiden vorherigen Filmen. Es ist wie ein Besuch bei guten alten Bekannten, bei denen sich über die Jahre wenig ändert. Richard Linklater inszeniert wieder, indem er Ethan Hawke und Julie Delphy, die auch beim Drehbuch mitarbeiteten, fast ungeschnitten in scheinbar improvisierten Endlosdialogen miteinander reden, streiten und sich versöhnen lässt.
Das erinnert inzwischen als filmisches Langzeitprojekt an die Antoine-Doinel-Filme von Francois Truffaut. Aber während Jean-Pierre Leaud untrennbar mit dem Charakter verschmolz, sind Hawke und Delphy auch für andere Rollen bekannt und, im Gegensatz zu dem Träumer Doinel, der zunehmend von seiner Vergangenheit eingekreist war, sind Jesse und Celine zwei überaus normale Menschen, die, trotz aller Erinnerungen, im Hier und Jetzt leben. Sie als politische Aktivistin mehr als er, der Schriftsteller.
„Before Midngiht“ ist die Bestandsaufnahme von zwei Mittvierzigern – und damit auch ein Porträt dieser Generation. Die Zeit der Jugend und der Träume ist vorbei. Sie beginnen eine erste Bilanz über ihr Leben zu ziehen und, nach den hoffnungsvollen ersten beiden Filmen, wird es jetzt etwas melancholischer. Die Mühen des Alltags und Erziehungsfragen bestimmen im Moment das Leben von Jesse und Celine.
Deshalb muss es in einigen Jahren, vielleicht wenn die Kinder erwachsen sind, einen weiteren Film mit den beiden Liebenden geben. Der heißt dann vielleicht „Before High Noon“ – und wir freuen uns schon jetzt auf diese Begegnung.
Before Midnight (Before Midnight, USA 2013)
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater, Julie Delpy, Ethan Hawke
mit Ethan Hawke, Julie Delpy, Seamus Davey-Fitzpatrick, Jennifer Prior, Charlotte Prior, Walter Lasally, Xenia Kalogeropoulou, Athina Rachel Tsangari, Panos Koronis, Ariane Labed, Yannis Papadopoulos
–
DVD
Prokino Home Entertainment/EuroVideo
Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel (angekündigt): Deutsch, Englisch
Bonusmaterial (angekündigt): Audiokommentar mit Ethan Hawke, Julie Delpy und Richard Linklater, Wiedersehen mit Celine und Jesse (Behind the Scenes), Deutscher und Original-Kinotrailer
Homo Faber (Deutschland/Frankreich/Griechenland 1991, R.: Volker Schlöndorff)
Drehbuch: Volker Schlöndorff, Rudy Wurlitzer
LV: Max Frisch: Homo Faber, 1957
Der Ingenieur Faber, der nur an Zahlen und Statistiken, aber nicht an den Zufall glaubt, begegnet der zwanzigjährigen Sabeth und er verliebt sich in die junge Frau, die ihn an seine Ex Hanna erinnert.
„‚Homo Faber‘ ist einer der leisesten und subtilsten Filme Volker Schlöndorffs. Ganz ohne Zweifel ist es sein persönlichster, womöglich gar der einzige, in dem er der Emotionalität des Personals und deren Geschichte kompromisslos nachgeht, ohne Wenn und Aber.“ (Thilo Wydra: Volker Schlöndorff und seine Filme, 1998)
In Deutschland sahen 1,5 Millionen Menschen den Film im Kino.
Eine echte Begeisterung für den kühlen Zahlenmenschen und seine Probleme kam bei mir damals im Kino nicht auf.
mit Sam Shepard, Julie Delpy, Barbara Sukowa, Dieter Kirchlechner, Tracy Lind, Deborah-Lee Furness, August Zirner, Thomas Heinze