TV-Tipp für den 9. März: Vergiftete Wahrheit

März 8, 2023

RBB, 20.15

Vergiftete Wahrheit (Dark Waters, USA 2019)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Mario Correa, Matthew Michael Carnahan

LV: Nathaniel Rich: The Lawyer Who Became DuPont’s Worst Nightmare (New York Times Magazine, 6. Januar 2016)

Nur aus Gefälligkeit und wegen seiner Großmutter kümmert Wirtschaftsanwalt Rob Bilott („Hulk“ Mark Ruffalo; grandios!) sich um das Problem des aus ihrem Heimatort Parkersburg, West Virginia, kommenden Farmers Wilbour Tennant. Er glaubt, dass sein Vieh von DuPont vergiftet wird. Bilott sieht sich die Akten an – und wird zum schlimmsten Alptraum des Chemiegiganten. Denn DuPont stellt in der Anlage in der Nähe von Tennants Grundstück die krebserregende Chemikalie Perfluoroctansäure (PFOA) her. Sie ist ein Bestandteil der Teflonpfanne.

Grandioser Justiz- und Wirtschaftssthriller, der einen wahren David-gegen-Goliath-Kampf erzählt.

Mehr in meiner ausführlichen Kritik.

mit Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins, Bill Camp, Victor Garber, Bill Pullman, Mare Winningham, William Jackson Harper

Wiederholung: Freitag, 10. März, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Vergiftete Wahrheit“

Metacritic über „Vergiftete Wahrheit“

Rotten Tomatoes über „Vergiftete Wahrheit“

Wikipedia über „Vergiftete Wahrheit“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ „Vergiftete Wahrheit“ (Dark Waters, USA 2019) und der DVD

Eine Expertendiskussion in Hamburg während der Deutschlandpremiere des Films


TV-Tipp für den 24. Februar (und Lesetipps): Shutter Island

Februar 23, 2023

Pro7, 22.55

Shutter Island (Shutter Island, USA 2009)

Regie: Martin Scorsese

Drehbuch: Laeta Kalogridis

LV: Dennis Lehane: Shutter Island, 2003 (Shutter Island)

Shutter Island, 1954: U. S. Marshall Teddy Daniels und sein neuer Partner Chuck Aule sollen auf Shutter Island herausfinden, wie die Mehrfachmörderin und Patientin Rachel Solando aus dem streng abgesicherten Hospital entkommen konnte. Schnell ist Daniels einer größeren Verschwörung auf der Spur. Aber kann er seinen Sinnen noch trauen?

Und was kann bei dem Team Scorsese/DiCaprio schon schief gehen? Vor allem wenn sie als Spielmaterial einen spannenden Thriller von Dennis Lehane haben.

Nun, entgegen der allgemeinen Euphorie fand ich „Shutter Island“ todsterbenslangweilig und ungefähr so subtil wie Scorseses John-D.-MacDonald-Verfilmung „Kap der Angst“ (Cape Fear, USA 1991). Lehanes Roman ist dagegen grandios.

Mit Leonardo DiCaprio, Ben Kingsley, Mark Ruffalo, Max von Sydow, Michelle Williams, Emily Mortimer, Patricia Clarkson, Jackie Earle Haley, Ted Levine, John Carroll Lynch, Elias Koteas

Lesetipps

natürlich die Vorlage

Dennis Lehane: Shutter Island

(übersetzt von Steffen Jacobs)

Diogenes, 2015

432 Seiten

14 Euro

Originalausgabe

Shutter Island

William Morrow, 2003

Außerdem will ich die Gelegenheit wahrnehmen, um auf die Neuübersetzung von Dennis Lehanes Kenzie-&-Gennaro-Krimi „Kalt wie dein Herz“ hinzuweisen. Dieses Mal fragt Privatdetektiv Patrick Kenzie sich, ob er den Suizid von Karen Nichols hätte verhindern können. Einige Monate vor ihrem Tod war sie bei ihm, weil ein Stalker sie belästigte. Er übernahm lustlos den Auftrag.

Kalt wie dein Herz“ ist Lehanes fünfter Krimi mit den Privatdetektiven Patrick Kenzie und Angela Gennaro.

Ihr sechster und bislang letzter Fall „Moonlight Mile“ erschien erst elf Jahre später.

In den USA ist, nach einer sechsjährigen Pause, für Ende April sein neuer, im Sommer 1974 in Boston spielender Kriminalroman „Small Mercies“ angekündigt. Wir freuen uns schon jetzt auf die Übersetzung.

Dennis Lehane: Kalt wie dein Herz

(übersetzt von Peter Torberg)

Diogenes, 2022

512 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

Prayers for Rain

William Morris, New York, 1999

Deutsche Erstausgabe

Regenzauber

(übersetzt von Andrea Fischer)

Ullstein, 2001

Hinweise

Metacritic über „Shutter Island“

Rotten Tomatoes über „Shutter Island“

Wikipedia über „Shutter Island“ (deutsch, englisch)

The Boston Globe: Interview mit Dennis Lehane über “Shutter Island” (14. Februar 2010)

Kriminalakte über den Film „Shutter Island“

Homepage von Dennis Lehane

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „Coronado“ (Coronado, 2006)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „Moonlight Mile“ (Moonlight Mile, 2010)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „Shutter Island“ (Shutter Island, 2003)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes “In der Nacht” (Live by Night, 2012)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „The Drop“ (The Drop, 2014) (Buch und Film)

Meine Besprechung von Ben Afflecks Dennis-Lehane-Verfilmung „Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel“ (Gone Baby Gone, USA 2007)

Meine Besprechung von Ben Afflecks Dennis-Lehane-Verfilmung „Live by Night“ (Live by Night, USA 2016)

Meine Besprechung von Christian De Metters Comicversion von Dennis Lehanes „Shutter Island“ (Shutter Island, 2008 [Comic])

Dennis Lehane in der Kriminalakte

Wikipedia über Martin Scorsese (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Martin Scorseses “Hugo Cabret” (Hugo, USA 2011)

Meine Besprechung von Martin Scorseses “The Wolf of Wall Street” (The Wolf of Wall Street, USA 2013)

Meine Besprechung von Martin Scorseses „Silence“ (Silence, USA 2016)

Martin Scorsese in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 28. Dezember: Vergiftete Wahrheit

Dezember 27, 2022

ARD, 23.35

Vergiftete Wahrheit (Dark Waters, USA 2019)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Mario Correa, Matthew Michael Carnahan

LV: Nathaniel Rich: The Lawyer Who Became DuPont’s Worst Nightmare (New York Times Magazine, 6. Januar 2016)

Nur aus Gefälligkeit und wegen seiner Großmutter kümmert Wirtschaftsanwalt Rob Bilott („Hulk“ Mark Ruffalo; grandios!) sich um das Problem des aus ihrem Heimatort Parkersburg, West Virginia, kommenden Farmers Wilbour Tennant. Er glaubt, dass sein Vieh von DuPont vergiftet wird. Bilott sieht sich die Akten an – und wird zum schlimmsten Alptraum des Chemiegiganten. Denn DuPont stellt in der Anlage in der Nähe von Tennants Grundstück die krebserregende Chemikalie Perfluoroctansäure (PFOA) her. Sie ist ein Bestandteil der Teflonpfanne.

TV-Premiere zu später Stunde. Grandioser Justiz- und Wirtschaftssthriller, der einen wahren David-gegen-Goliath-Kampf erzählt.

Mehr in meiner ausführlichen Kritik.

mit Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins, Bill Camp, Victor Garber, Bill Pullman, Mare Winningham, William Jackson Harper

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Vergiftete Wahrheit“

Metacritic über „Vergiftete Wahrheit“

Rotten Tomatoes über „Vergiftete Wahrheit“

Wikipedia über „Vergiftete Wahrheit“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ „Vergiftete Wahrheit“ (Dark Waters, USA 2019) und der DVD

Eine Expertendiskussion in Hamburg während der Deutschlandpremiere des Films


TV-Tipp für den 5. Juli: Collateral

Juli 4, 2022

Kabel Eins, 20.15

Collateral (Collateral, USA 2004)

Regie: Michael Mann

Drehbuch: Stuart Beattie

Max ist ein nett-harmloser Los-Angeles-Taxifahrer, der von einem eigenen Unternehmen träumt, aber seit zwölf Jahren sein Leben als Angestellter fristet. Da steigt Vincent ein und bietet ihm 600 Dollar, wenn er ihn in den kommenden Stunden zu fünf Freunden fährt. Nach dem ersten Stopp, weiß Max, dass Vincent ein Autragkiller ist und er ihn zu den nächsten Opfern bringen soll.

„Collateral“ ist ein kleiner, ökonomisch erzählter Neo-Noir-Thriller über das tödliche Aufeinandertreffen zweier Charaktere ihrer vollkommen gegensätzlichen Lebensauffassungen; ist ein grandios besetzter Schauspielerfilm; ist eine Liebeserklärung an das nächtliche Los Angeles und wahrscheinlich der beste Film von Michael Mann.

Mit Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Mark Ruffalo, Peter Berg (Regisseur von “Operation: Kingdom” und „Hancock“), Bruce McGill, Javier Bardem, Jason Statham (Miniauftritt auf dem Flughafen)

Wiederholung: Donnerstag, 7. Juli 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Collateral“

Wikipidia über „Collateral“ (deutsch, englisch)

IndieLondon: Interview mit Michael Mann

Sight & Sound: Interview mit Michael Mann

The Dialogue: Stuart Beattie: Tricks of the Trade (Teil eines Interview)

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont (12. September 2000) (und bereits teilweise von Michael Mann, Stand: 10. Juli 2003 – Änderung des Handlungsortes von New York nach Los Angeles)

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont und Michael Mann  (24. August 2003)

Meine Besprechung der von Michael Mann erfundenen Krimiserie “Vega$ – Staffel 1″ (Vega$, USA 1978/1979)

Meine Besprechung von Michael Manns “Blackhat” (Blackhat, USA 2014)

Michael Mann in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 19. September: Zodiac – Die Spur des Killers

September 18, 2021

Arte, 21.55

Zodiac – Die Spur des Killers (Zodiac, USA 2007)

Regie: David Fincher

Drehbuch: James Vanderbilt

LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)

Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer im ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.

Vanderbilts Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.

Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, John Carroll Lynch, John Getz, Philip Baker Hall

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Zodiac – Die Spur des Killers“

Wikipedia über „Zodiac“ (deutsch, englisch)

Zodiac Killer Facts (eine Gegenüberstellung von Film und Wirklichkeit; – keine Ahnung, wie genau die Auflistung ist)

Chasing the Frog prüft ebenfalls den Faktengehalt des Films

Meine Besprechung von David Finchers “Verblendung” (The Girl with the Dragon Tattoo, USA 2011)

Meine Besprechung von David Finchers „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (Gone Girl, USA 2014)

David Fincher in der Kriminalakte


DVD-Kritik: „Vergiftete Wahrheit“ – die Sache mit der Teflon-Pfanne

Februar 12, 2021

Zum Kinostart, der pandemiebedingt letztendlich quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, schrieb ich über diesen tollen, auf einem wahren Fall Skandal basierenden Justizthriller, der viele, viele Zuschauer verdient hat:

Die Teflonpfanne – wer keine hat, kennt sie wenigstens vom Namen. Es handelt sich um eine beschichtete Pfanne, mit der man sehr gut kochen kann.

Wenn es da nicht das kleine Problem mit der Beschichtung gäbe, das DuPont lange verschwieg. Bei der Herstellung von Teflon verwendete der Chemiekonzern DuPont Perfluoroctansäure (PFOA). Diese Säure kann unter anderem Krebs verursachen. Sie sollte daher nicht in Kontakt mit Lebensmitteln geraten.

Wie groß die Probleme sind und was sie für die Betroffenen bedeuten, zeigt Todd Haynes in seinem neuesten Film „Vergiftete Wahrheit“. Ursprünglich sollte das packende und absolut sehenswerte Drama bereits im Frühjahr anlaufen. Jetzt läuft das Thrillerdrama einige Monate später an. Aktuell und wichtig ist es immer noch.

Im Mittelpunkt des Films steht der von Mark Ruffalo überzeugend gespielte Anwalt Robert ‚Rob‘ Bilott. Er hat den Aufstieg in die oberen Etagen der renommierten in Cincinnati, Ohio, residierenden Kanzlei Taft Stettinius & Hollister geschafft. Dort ist das Spezialgebiet des Wirtschaftsanwalts die Umweltgesetzgebung. Zu den Mandanten der Kanzlei gehören große Chemiefirmen, wie DuPont.

Die Sommer, die er als Kind und Jugendlicher auf der Farm seiner Großmutter in Parkersburg, West Virginia, verbrachte, sind nur noch eine ferne Erinnerung. Über diesen Teil seines Lebens redet er nicht. Nicht weil er sich dafür schämt (obwohl er als gesellschaftlicher Aufsteiger in dieser Hinsicht einen Minderwertigkeitskomplex hat), sondern weil diese Welt mit der Welt der Kanzlei nichts zu tun hat.

Eines Tages steht im Eingangsbereich der Kanzlei ein Mann, der schon durch seine Kleidung signalisiert, dass er nicht zu den normalen Kunden der Kanzlei gehört. Wilbur Tennant ist ein Farmer aus Parkersburg. Er behauptet, dass DuPont giftige Chemikalien ins Wasser leite und damit seine Kühe vergifte. Er hofft, dass Bilott sich des Falls annimmt. Auf Bilott ist er gekommen, weil bei ihnen in der Provinz sich kein Anwalt mit DuPont anlegen will, Bilott Umweltanwalt ist und er früher öfter auf dem Nachbarhof war. Er also die Gegend und die Menschen kennt und damit vertrauenswürdig ist.

Aus Pflichtgefühl gegenüber seiner Großmutter kehrt Bilott in seine alte Heimat zurück. Eigentlich will er sich nur kurz die Kühe auf dem Hof der Brüder Wilbur und Jim Tennant ansehen und ihnen dann erklären, dass Wilbur Tennants Vermutung, dass seine Kühe von DuPont vergiftet werden, falsch ist.

Damit hätte er schnell seine Pflichten gegenüber seiner Familie erledigt und er könnte wieder in sein Leben zurückkehren.

Aber er sieht bei einem seiner ersten Besuche, wie Tennant einen wild gewordenen Stier erschießen muss. Außerdem hat Tennant auf Video degenerierte und krepierende Kühe aufgenommen. Es sind Bilder, die gut in einen Horrorfilm passen würden. Auch die Landschaft und die Menschen sehen nicht gesund aus.

Diese Beobachtungen beunruhigen ihn. Er will mehr wissen und er kann seinen Chef Tom Terp überzeugen, dass sie den Fall als einen Pro-Bono-Fall übernehmen. Solche Fälle werden von Kanzleien immer wieder übernommen, um ihr soziales Image aufzupolieren.

Bilott beginnt zu recherchieren. Er lässt sich Akten von DuPont bringen. Er klagt auf die Herausgabe von Akten. Er entdeckt eine riesige Gesetzeslücke, die auf den ersten Blick nicht besteht. Die US-Umweltschutzbehörde EPA konzentriert sich bei ihren Genehmigungen und Vorschriften auf neue Chemikalien und unter welchen Bedingungen sie wie zugelassen werden können. Mit älteren Chemikalien, wie der Perfluoroctansäure (PFOA), die seit 1951 eingesetzt wird, wird sich nicht weiter beschäftigt.

Bei seinem Aktenstudium bemerkt Bilott, dass DuPont schon länger von den von PFOA ausgehenden Gefahren wusste. Unklar ist allerdings zunächst, seit wann DuPont von den Gefahren wusste, ob sie danach weiter den mit PFOA angereicherten Schlamm auf einer Deponie lagerte, von der aus die Chemikalien in das Trinkwasser des Ortes gelangten, oder ob sie damit aufhörten.

Im Sommer 1999, ungefähr ein Jahr nach seiner ersten Begegnung mit Tennant, hat Bilott genug Material zusammen, für eine Klage gegen DuPont.

Aber damit ist Bilotts Kampf noch lange nicht vorbei. Eigentlich beginnt er erst jetzt. Denn DuPont hat, wie alle Konzerne, viel Geld und Zeit, um gegen unbequeme Kläger vorzugehen. Vor allem wenn es um hohe Forderungen geht und die Klagenden todkrank sind.

Vergiftete Wahrheit“ gehört in die ehrwürdige Reihe aufklärerischer Dramen wie Michael Manns „Insider“ (wo es um die von der Tabakindustrie geleugnete Gefährlichkeit von Nikotin geht), Steven Soderberghs „Erin Brockovich“ (wo es ebenfalls um verseuchtes Wasser geht), Alan J. Pakulas Watergate-Film „Die Unbestechlichen“, Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (über die Pentagon-Papiere und was vor Watergate geschah) und, ebenfalls mit Mark Ruffalo, Tom McCarthys „Spotlight“ (über sexuellen Missbrauch von Kindern in der römisch-katholischen Kirche in Boston).

Auch Todd Haynes und den Drehbuchautoren Mario Correa und Matthew Michael Carnahan gelingt es, einen komplexen, sich über einen längeren Zeitraum erstreckenden Fall gekonnt zu verdichten und die verschiedenen Aspekte des Falls verständlich zu präsentieren. Die traditionelle Erzählweise, die sich auf die Geschichte, die Dialoge und die Schauspieler verlässt, hilft dabei.

Für Mark Ruffalo ist der von ihm gespielte Robert Bilott, ein Mann der ohne Anzug nicht leben kann, ein weiteres Highlight seiner Schauspielerkarriere.

2017 erhielt Bilott von der schwedischen Right Livelihood Foundation den Alternativen Nobelpreis. Sein Kampf ist noch lange nicht vorbei.

 

Nach der zweiten Sichtung dieser David-gegen-Goliath-Geschichte fällt (wieder) auf, wie dicht und klug die Geschichte erzählt wird. Mit einem Helden, der nicht wie Erin Brockovich eine sexy Rampensau ist, sondern ein biederer, konservativer Angestellter, für den in jeder Situation ein unauffälliger Anzug die Kleidung seiner Wahl ist.

Das Bonusmaterial, über vierzig Minuten, besteht aus einer selbstablaufenden Bildergalerie, kurzen Interviews mit Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins und Todd Haynes und mehreren kurzen Featurettes. Das sind ein Mini-Making-of, „Uncovering Dark Waters“, „The cost of being a hero“ und „The real people“. Die Werbe-Featurettes sind solide gemacht und unterscheiden sich in ihrer Mischung aus Interviewschnipsel und Bildern aus dem Film und von den Dreharbeiten nicht von den Featurettes für irgendeinen anderen Film. Die wahren Hintergründe werden nur in einem Halbsatz angesprochen. Dabei wären gerade hier über den Film hinausgehende vertiefende Informationen zu DuPont, der Teflon-Pfanne, PFOA, den Auswirkungen der benutzten Chemikalien auf Mensch, Tier und Umwelt und Robert Bilotts unermüdlichen Kampf gegen DuPont interessant gewesen.

Vergiftete Wahrheit (Dark Waters, USA 2019)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Mario Correa, Matthew Michael Carnahan

LV: Nathaniel Rich: The Lawyer Who Became DuPont’s Worst Nightmare (New York Times Magazine, 6. Januar 2016)

mit Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins, Bill Camp, Victor Garber, Bill Pullman, Mare Winningham, William Jackson Harper

DVD

Tobis Home Entertainment/Leonine

Bild: 2,40:1 (16:9 anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englischfür Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Trailer, OV-Trailer, Mini-Making-Of (deutsch), Featurettes (englisch), Interviews (englisch), Bildergalerie

Länge: 122 Minuten

FSK: ab 12 Jahre (Hauptfilm ab 6 Jahre; d. h. wegen eines Trailers FSK-12)

Die Blu-ray enthält zusätzlich einige B-Roll-Aufnahmen.

Eine Expertendiskussion in Hamburg während der Deutschlandpremiere des sehenswerten (Habe ich das schon einmal gesagt?) Justizthrillers

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Vergiftete Wahrheit“

Metacritic über „Vergiftete Wahrheit“

Rotten Tomatoes über „Vergiftete Wahrheit“

Wikipedia über „Vergiftete Wahrheit“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ „Vergiftete Wahrheit“ (Dark Waters, USA 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: „Vergiftete Wahrheit“ – ein Thriller über einen biederen Anwalt, der für DuPont zum Alptraum wurde

Oktober 9, 2020

Die Teflonpfanne – wer keine hat, kennt sie wenigstens vom Namen. Es handelt sich um eine beschichtete Pfanne, mit der man sehr gut kochen kann.

Wenn es da nicht das kleine Problem mit der Beschichtung gäbe, das DuPont lange verschwieg. Bei der Herstellung von Teflon verwendete der Chemiekonzern DuPont Perfluoroctansäure (PFOA). Diese Säure kann unter anderem Krebs verursachen. Sie sollte daher nicht in Kontakt mit Lebensmitteln geraten.

Wie groß die Probleme sind und was sie für die Betroffenen bedeuten, zeigt Todd Haynes in seinem neuesten Film „Vergiftete Wahrheit“. Ursprünglich sollte das packende und absolut sehenswerte Drama bereits im Frühjahr anlaufen. Jetzt läuft das Thrillerdrama einige Monate später an. Aktuell und wichtig ist es immer noch.

Im Mittelpunkt des Films steht der von Mark Ruffalo überzeugend gespielte Anwalt Robert ‚Rob‘ Bilott. Er hat den Aufstieg in die oberen Etagen der renommierten in Cincinnati, Ohio, residierenden Kanzlei Taft Stettinius & Hollister geschafft. Dort ist das Spezialgebiet des Wirtschaftsanwalts die Umweltgesetzgebung. Zu den Mandanten der Kanzlei gehören große Chemiefirmen, wie DuPont.

Die Sommer, die er als Kind und Jugendlicher auf der Farm seiner Großmutter in Parkersburg, West Virginia, verbrachte, sind nur noch eine ferne Erinnerung. Über diesen Teil seines Lebens redet er nicht. Nicht weil er sich dafür schämt (obwohl er als gesellschaftlicher Aufsteiger in dieser Hinsicht einen Minderwertigkeitskomplex hat), sondern weil diese Welt mit der Welt der Kanzlei nichts zu tun hat.

Eines Tages steht im Eingangsbereich der Kanzlei ein Mann, der schon durch seine Kleidung signalisiert, dass er nicht zu den normalen Kunden der Kanzlei gehört. Wilbur Tennant ist ein Farmer aus Parkersburg. Er behauptet, dass DuPont giftige Chemikalien ins Wasser leite und damit seine Kühe vergifte. Er hofft, dass Bilott sich des Falls annimmt. Auf Bilott ist er gekommen, weil bei ihnen in der Provinz sich kein Anwalt mit DuPont anlegen will, Bilott Umweltanwalt ist und er früher öfter auf dem Nachbarhof war. Er also die Gegend und die Menschen kennt und damit vertrauenswürdig ist.

Aus Pflichtgefühl gegenüber seiner Großmutter kehrt Bilott in seine alte Heimat zurück. Eigentlich will er sich nur kurz die Kühe auf dem Hof der Brüder Wilbur und Jim Tennant ansehen und ihnen dann erklären, dass Wilbur Tennants Vermutung, dass seine Kühe von DuPont vergiftet werden, falsch ist.

Damit hätte er schnell seine Pflichten gegenüber seiner Familie erledigt und er könnte wieder in sein Leben zurückkehren.

Aber er sieht bei einem seiner ersten Besuche, wie Tennant einen wild gewordenen Stier erschießen muss. Außerdem hat Tennant auf Video degenerierte und krepierende Kühe aufgenommen. Es sind Bilder, die gut in einen Horrorfilm passen würden. Auch die Landschaft und die Menschen sehen nicht gesund aus.

Diese Beobachtungen beunruhigen ihn. Er will mehr wissen und er kann seinen Chef Tom Terp überzeugen, dass sie den Fall als einen Pro-Bono-Fall übernehmen. Solche Fälle werden von Kanzleien immer wieder übernommen, um ihr soziales Image aufzupolieren.

Bilott beginnt zu recherchieren. Er lässt sich Akten von DuPont bringen. Er klagt auf die Herausgabe von Akten. Er entdeckt eine riesige Gesetzeslücke, die auf den ersten Blick nicht besteht. Die US-Umweltschutzbehörde EPA konzentriert sich bei ihren Genehmigungen und Vorschriften auf neue Chemikalien und unter welchen Bedingungen sie wie zugelassen werden können. Mit älteren Chemikalien, wie der Perfluoroctansäure (PFOA), die seit 1951 eingesetzt wird, wird sich nicht weiter beschäftigt.

Bei seinem Aktenstudium bemerkt Bilott, dass DuPont schon länger von den von PFOA ausgehenden Gefahren wusste. Unklar ist allerdings zunächst, seit wann DuPont von den Gefahren wusste, ob sie danach weiter den mit PFOA angereicherten Schlamm auf einer Deponie lagerte, von der aus die Chemikalien in das Trinkwasser des Ortes gelangten, oder ob sie damit aufhörten.

Im Sommer 1999, ungefähr ein Jahr nach seiner ersten Begegnung mit Tennant, hat Bilott genug Material zusammen, für eine Klage gegen DuPont.

Aber damit ist Bilotts Kampf noch lange nicht vorbei. Eigentlich beginnt er erst jetzt. Denn DuPont hat, wie alle Konzerne, viel Geld und Zeit, um gegen unbequeme Kläger vorzugehen. Vor allem wenn es um hohe Forderungen geht und die Klagenden todkrank sind.

Vergiftete Wahrheit“ gehört in die ehrwürdige Reihe aufklärerischer Dramen wie Michael Manns „Insider“ (wo es um die von der Tabakindustrie geleugnete Gefährlichkeit von Nikotin geht), Steven Soderberghs „Erin Brockovich“ (wo es ebenfalls um verseuchtes Wasser geht), Alan J. Pakulas Watergate-Film „Die Unbestechlichen“, Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (über die Pentagon-Papiere und was vor Watergate geschah) und, ebenfalls mit Mark Ruffalo, Tom McCarthys „Spotlight“ (über sexuellen Missbrauch von Kindern in der römisch-katholischen Kirche in Boston).

Auch Todd Haynes und den Drehbuchautoren Mario Correa und Matthew Michael Carnahan gelingt es, einen komplexen, sich über einen längeren Zeitraum erstreckenden Fall gekonnt zu verdichten und die verschiedenen Aspekte des Falls verständlich zu präsentieren. Die traditionelle Erzählweise, die sich auf die Geschichte, die Dialoge und die Schauspieler verlässt, hilft dabei.

Für Mark Ruffalo ist der von ihm gespielte Robert Bilott, ein Mann der ohne Anzug nicht leben kann, ein weiteres Highlight seiner Schauspielerkarriere.

2017 erhielt Bilott von der schwedischen Right Livelihood Foundation den Alternativen Nobelpreis. Sein Kampf ist noch lange nicht vorbei.

Vergiftete Wahrheit (Dark Waters, USA 2019)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Mario Correa, Matthew Michael Carnahan

LV: Nathaniel Rich: The Lawyer Who Became DuPont’s Worst Nightmare (New York Times Magazine, 6. Januar 2016)

mit Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins, Bill Camp, Victor Garber, Bill Pullman, Mare Winningham, William Jackson Harper

Länge: 128 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Eine Expertendiskussion in Hamburg während der Deutschlandpremiere des sehenswerten (Habe ich das schon einmal gesagt?) Justizthrillers

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Vergiftete Wahrheit“

Metacritic über „Vergiftete Wahrheit“

Rotten Tomatoes über „Vergiftete Wahrheit“

Wikipedia über „Vergiftete Wahrheit“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)


TV-Tipp für den 5. Februar: Zodiac – Die Spur des Killers

Februar 4, 2020

Kabel 1, 23.10

Zodiac – Die Spur des Killers (Zodiac, USA 2007)

Regie: David Fincher

Drehbuch: James Vanderbilt

LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)

Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer im ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.

Vanderbilts Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.

Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, John Carroll Lynch, John Getz, Philip Baker Hall

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Zodiac – Die Spur des Killers“

Wikipedia über „Zodiac“ (deutsch, englisch)

Zodiac Killer Facts (eine Gegenüberstellung von Film und Wirklichkeit; – keine Ahnung, wie genau die Auflistung ist)

Chasing the Frog prüft ebenfalls den Faktengehalt des Films

Meine Besprechung von David Finchers “Verblendung” (The Girl with the Dragon Tattoo, USA 2011)

Meine Besprechung von David Finchers „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (Gone Girl, USA 2014)

David Fincher in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 11. Dezember: Collateral

Dezember 10, 2019

Kabel Eins, 22.55

Collateral (Collateral, USA 2004)

Regie: Michael Mann

Drehbuch: Stuart Beattie

Max ist ein nett-harmloser Los-Angeles-Taxifahrer, der von einem eigenen Unternehmen träumt, aber seit zwölf Jahren sein Leben als Angestellter fristet. Da steigt Vincent ein und bietet ihm 600 Dollar, wenn er ihn in den kommenden Stunden zu fünf Freunden fährt. Nach dem ersten Stopp, weiß Max, dass Vincent ein Autragkiller ist und er ihn zu den nächsten Opfern bringen soll.

„Collateral“ ist ein kleiner, ökonomisch erzählter Neo-Noir-Thriller über das tödliche Aufeinandertreffen zweier Charaktere ihrer vollkommen gegensätzlichen Lebensauffassungen; ist ein grandios besetzter Schauspielerfilm; ist eine Liebeserklärung an das nächtliche Los Angeles und wahrscheinlich der beste Film von Michael Mann.

Mit Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Mark Ruffalo, Peter Berg (Regisseur von “Operation: Kingdom” und „Hancock“), Bruce McGill, Javier Bardem, Jason Statham (Miniauftritt auf dem Flughafen)

Wiederholung: Donnerstag, 12. Dezember, 03.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Collateral“

Wikipidia über „Collateral“ (deutsch, englisch)

IndieLondon: Interview mit Michael Mann

Sight & Sound: Interview mit Michael Mann

The Dialogue: Stuart Beattie: Tricks of the Trade (Teil eines Interview)

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont (12. September 2000) (und bereits teilweise von Michael Mann, Stand: 10. Juli 2003 – Änderung des Handlungsortes von New York nach Los Angeles)

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont und Michael Mann  (24. August 2003)

Meine Besprechung der von Michael Mann erfundenen Krimiserie “Vega$ – Staffel 1″ (Vega$, USA 1978/1979)

Meine Besprechung von Michael Manns “Blackhat” (Blackhat, USA 2014)

Michael Mann in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 17. Juli: Zodiac – Die Spur des Killers

Juli 16, 2019

Gyllenhaal, Ruffalo, Downey Jr. – nein, das ist kein Marvel-Film, sondern

Kabel 1, 22.35

Zodiac – Die Spur des Killers (Zodiac, USA 2007)

Regie: David Fincher

Drehbuch: James Vanderbilt

LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)

Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer im ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.

Vanderbilts Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.

Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, John Carroll Lynch, John Getz, Philip Baker Hall

Wiederholung: Donnerstag, 18. Juli, 03.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Zodiac – Die Spur des Killers“

Wikipedia über „Zodiac“ (deutsch, englisch)

Zodiac Killer Facts (eine Gegenüberstellung von Film und Wirklichkeit; – keine Ahnung, wie genau die Auflistung ist)

Chasing the Frog prüft ebenfalls den Faktengehalt des Films

Meine Besprechung von David Finchers “Verblendung” (The Girl with the Dragon Tattoo, USA 2011)

Meine Besprechung von David Finchers „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (Gone Girl, USA 2014)

David Fincher in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Avengers: Endgame“ im Kampf um die Klunker, das Universum und den ganzen Rest

April 24, 2019

Nachdem die Fans in den vergangenen Monaten jedes Standfoto und Bild aus den verschiedenen Trailern vorwärts und rückwärts analysierten und mit wilden Vermutungen garnierten, wie denn nun das „Endgame“ der Avengers endet und die Vorverkaufszahlen astronomisch sind, läuft der Superheldenfilm jetzt in unseren Kinos an. Der US-Start ist erst am 26. April. Die Prognosen für das weltweite Einspielergebnis liegen aktuell für das Startwochenende bei 850 bis 900 Millionen US-Dollar. In den USA wird damit gerechnet, dass „Endgame“ am Startwochenende mehr einspielt als der vorherige Avengers-Film „Infinity War“. Und der spielte über 257 Millionen US-Dollar ein. Die meisten Prognosen liegen bei über 270 Millionen US-Dollar, einige sogar bei über 300 Millionen US-Dollar. Etliche US-Kinos werden den Film, um die Nachfrage zu befriedigen, mehrere Tage ohne Unterbrechung zeigen. Damit dürfte „Endgame“ „Infinity War“ in vielen Listen auf den zweiten Platz verdrängen. Schon bevor ein Zuschauer den Film gesehen hat, gehört der Film zu den erfolgreichsten Filmen. An der Kinokasse.

Der Film ist der 22. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU). Er ist der lange angekündigte und vorbereitete Höhepunkt und das Ende der bisherigen Marvel-Filme. Es begann 2008 mit „Iron Man“, der im Kino ein Überraschungserfolg und der Beginn des Marvel Cinematic Universe war. In den nächsten Filmen wurden verschiedene, aus Comics bekannte Marvel-Helden vorgestellt. Sie traten auch in anderen MCU-Filmen auf. So entstand schnell über die wiederkehrenden Figuren der Eindruck, dass die Filme miteinander zusammen hängen. Auch wenn der Auftritt manchmal nur kurz war. Im vierten MCU-Film „Thor“ wurden erstmals die Infinity-Steine erwähnt. Diese sechs Steine entstanden aus den Singularitäten, die vor der Entstehung des Universums existierten. Mit jedem Stein kann man einen grundlegenden Aspekt des Universums manipulieren. Wer alle Steine besitzt, kann das Universum vernichten. Damit das nicht geschieht, wurden sie vor Ewigkeiten an verschiedenen Orten im Universum versteckt. Thanos will sie alle haben und, weil Thanos das Universum vor der Überbevölkerung retten will, will er mit Hilfe der Steine die Hälfte allen Lebens auslöschen. Mit einem Fingerschnippen. In „Avengers: Infinity War“, dem ersten Teil des großen Finales, kämpften all die aus den vorherigen Superheldenfilmen bekannten Charaktere gegen Thanos. Sie verloren den Kampf. Thanos vernichtete die Hälfte von allem Leben – und etliche Superhelden zerfielen zu Staub.

Schon damals schrieb ich über das schockierende Ende, dass ich einige Tote seltsam fand. So starben unter anderem Dr. Strange und Spider-Man, die gerade in neuen Filmen als Superhelden etabliert wurden, während Captain America und Iron Man, die von Anfang an dabei waren, überlebten.

Vor dem Filmstart unkte ich noch herum, wie unsere tapferen Superhelden die Welt retten und wer wirklich stirbt. Meine Vermutung lag ziemlich nah an der Filmgeschichte und daher wäre sie ein Spoiler.

Aber soviel kann verraten werden, – auch weil man es durch die Trailer, die Besetzungsliste und verschiedene Gerüchte über kommende Filme (Ja, es gibt einen weiteren „Guardians of the Galaxy“-Film und James Gunn ist wieder als Regisseur an Bord. Ja, es gibt den schon lange erwarteten „Black Widow“-Film; der soll allerdings 2005 und damit vor „Iron Man“ spielen), schon ahnt: ungefähr alle aus den bisherigen Filmen bekannten und beliebten Charaktere sind wieder dabei. Teilweise nur mit Mini-Auftritten, teilweise sogar ohne Dialog.

Die Filmgeschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende von „Infinity War“. Die überlebenden Helden treffen sich auf der Erde und sie können Thanos sogar besiegen. Dummerweise hat er die Steine vernichtet. Damit kann seine Tat nicht rückgängig gemacht werden. Bis, fünf Jahre später, Ant-Man eine verwegene Idee hat: wenn sie in der Zeit zurückreisen zu Zeitpunkten, an denen sie wussten, wo die Steine sind, können sie sie holen und Thanos‘ Tat ungeschehen machen. „Captain America“ Steve Rogers (Chris Evans), „Iron Man“ Tony Stark (Robert Downey Jr.), „Black Widow“ Natasha Romanoff (Scarlett Johansson), „Hulk“ Bruce Banner (Mark Ruffalo, jetzt als großer Teddybär), „War Hammer“ James Rhodes (Don Cheadle), Thor (Chris Hemsworth, im Lebowski-Modus, allerdings nicht so cool), Nebula (Karen Gillan), „Hawkeye“ Clint Barton (Jeremy Renner, mit gruseliger Frisur), „Ant-Man“ Scott Lang (Paul Rudd, zurück aus der subatomaren Dimension) und Rocket (im Original mit der Stimme von Bradley Cooper) machen sich auf den Weg in die Vergangenheit.

Mit dieser Zeitreiseidee können die MCU-erfahrenen Regisseure Anthony und Joe Russo alle bekannten Charaktere auftreten lassen, ohne dass die Besetzungsliste eine Spoilerliste ist. Gleichzeitig können sie wichtige Szenen aus den älteren Filmen aus einer anderen Perspektive zeigen, einige Überraschungen einbauen und das Gefühl vermitteln, dass wirklich alles von langer Hand geplant wurde. Also, dass es sich nicht um viele Einzelfilme, sondern um eine zusammenhängende Geschichte handelt, die in den vergangenen Jahren in vielen Filmen erzählt wurde.

Auch später, beim Schlusskampf, gibt es zahlreiche Momente, die das Fanherz höher schlagen lassen. In dem Moment gibt es auch reichlich Action. Der in dunklen Bildern gehaltene Schlusskampf ist zu sehr eine lustlose Wiederholung des Endkampfs von „Infinity War“, um wirklich zu begeistern. Auch die anderen Actionszenen sind mehr Pflicht als Kür.

Insgesamt ist „Endgame“ ein ruhiger, fast schon kontemplativer und meditativer Film, in dem die verbliebenen Avengers vor allem ausführlich trauern und an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifeln.

Die verbliebene Hälfte der Menschheit ist ebenfalls auch Jahre nach der Tat von Thanos immer noch in einer kollektiven Schockstarre ist. Die Welt sieht fünf Jahre nach der Katastrophe aus, als sei sie gestern gewesen.

‚Captain Marvel‘ Carol Danvers (Brie Larson), die erst vor wenigen Wochen mit ihrem eigenen Film als „mächtigste Figur im Marvel Cinematic Universe“ (Produzent Kevin Feige) etabliert wurde, ist in „Endgame“ auch dabei. Aber ihre wenigen Auftritte sind kurz und, ausgehend von der geschürten Erwartung, dass sie die mächtigste Superheldin ist und von Nick Fury (Samuel L. Jackson) gerufen wurde, um den Avengers beim Retten der Welt zu helfen, erstaunlich uninteressant. Die meiste Zeit rettet sie off-screen andere Welten.

Der Film selbst ist mit über drei Stunden der längste Marvel-Film bislang. Trotzdem vergeht die Zeit bis zum Abspann ziemlich schnell. In dem Moment geht eine Reise zu Ende. Die Verluste sind nicht so hoch, wie es zur Halbzeit aussah (Yep, nicht alle Avengers überleben) und es hat sich nicht so viel verändert, wie die Werbemaschine vorher versprach. Letztendlich ist das Universum nach dem Endgame nicht viel anders als vor dem Infinity War.

Und die nächsten Marvel-Filme sind schon, teils mit Titel und Startdatum, angekündigt.

Avengers: Endgame (Avengers: Endgame, USA 2019)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely (basierend auf den Marvel-Comics von Stan Lee und Jack Kirby und dem Comic von Jim Starlin)

mit Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Brie Larson, Paul Rudd, Don Cheadle, Lupity Nyong’o, Karen Gillan, Josh Brolin, Tessa Thompson, Evangeline Lilly, Pom Klementieff, Tom Holland, Jon Favreau, Elizabeth Olsen, Dave Bautista, Sebastian Stan, Michelle Pfeiffer, Tilda Swinton, Gwyneth Paltrow, Chadwick Boseman, Danai Gurira, Winston Duke, Frank Grillo, Benedict Wong, Michael Douglas, Robert Redford, Paul Bettany, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Zoe Saldana, Samuel L. Jackson, Bradley Cooper (Stimme im Original) (hoffe, dass ich niemand vergessen habe)

Länge: 182 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avengers: Endgame“

Metacritic über „Avengers: Endgame“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Endgame“

Wikipedia über „Avengers: Endgame“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „Avengers: Infinity War“ (Avengers: Infinity War, USA 2018)


TV-Tipp für den 11. Januar: In the Cut

Januar 11, 2019

Selten gezeigt. Und Hulk ist auch dabei

3sat, 22.25

In the Cut (In the Cut, USA/Australien/Großbritannien 2003)

Reige: Jane Campion

Drehbuch: Jane Campion, Susanna Moore, Stavros Kazantzidis (zusätzlicher Autor)

LV: Susanna Moore: In the cut, 1995 (Aufschneider)

Lehrerin Frannie Avery glaubt den Mörder einer Frau zu kennen. Trotzdem verliebt sie sich in ihn.

Ein auf einem schlechten Buch basierender Langweiler, der mit pseudophilosophischen Sprüchen, etwas nackter Haut und Gewalt aufgepeppt wird. Ohne Hauptdarstellerin Meg Ryan (Hat sie wirklich kein besseres Drehbuch für ihren ersten Nacktauftritt gefunden?) wäre der Erotikthriller „In the Cut“ ohne Umwege in der wohlverdienten Direct-to-Video-Ecke gelandet.

Mit Meg Ryan, Mark Ruffalo, Jennifer Jason Leigh, Kevin Bacon (ungenannt)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „In the Cut“

Wikipedia über „In the Cut“ (deutsch, englisch)


DVD-Kritik: „Avengers: Infinitiy War“ oder Wer hat die Steine?

September 10, 2018

Über das schockierende Ende von „Avengers: Infinity War“ reden wir später. Beginnen wir mit dem Anfang des 150-minütigen Marvel-Films, der jetzt auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray erscheint.

Thanos, der Bösewicht, will seit Jahren und vielen, vielen Marvel-Filmen die Infinity-Steine besitzen. Wenn er alle sechs Steine hat, hat er die unbegrenzte Macht über das Universum und er kann gleich einmal die Hälfte aller Lebewesen auslöschen. Einfach so. In den vergangenen Jahren wurden Thanos und die Steine in ungefähr jedem Marvel-Film angesprochen. Auch wenn es nur in einer Szene im Abspann war.

Jetzt, auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden von Asgard, gelangt Thanos, „ein Despot von intergalaktischer Bösartigkeit“ (Presseheft), an den zweiten Infinitiy-Stein. Gleichzeitig tötet er Loki, der sich mal wieder als zuverlässig opportunistischer Schleimbeutel erweist. Sein Tod ist der erste in einer Reihe überraschender Toter. Lokis Bruder Thor und „Hulk“ Bruce Banner überleben die Begegnung mit Thanos. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg zur Erde. Dort sind nämlich sind zwei der Infinity-Steine. Und die Avengers, die sie verteidigen können, sind ebenfalls auf der Erde. Wenn es sie als einheitliche und kraftvolle Schutztruppe noch gäbe.

Avengers: Infinity War“ ist selbstverständlich ein Film für die zahlreichen Fans, die in den vergangenen Jahren alle Marvel-Filme gesehen und oft liebevoll bis in die letzte Verwinkelung analysiert haben. Sie kennen alle Charaktere und ihre Vorgeschichte. Die Macher, die Regisseure Joe und Anthony Russo und die ebenfalls Marvel-erfahrenen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely nehmen sich daher keine Zeit, einen Charakter zu etablieren. Sie können gleich mit der Action beginnen und der Reihe nach all die alten bekannten Superhelden und die Guardians of the Galaxy auftreten lassen. Eigentlich fehlen nur Ant-Man und Hawkeye. Die sollen aber beim zweiten Teil von „Infinity War“ dabei sein. Der Film ist in Deutschland für den 25. April 2019 und in den USA für den 3. Mai 2019 angekündigt.

Die Story von „Avengers: Infinity War“ ist vor allem eine Vorbereitung auf das große Finale des Films, das zu einem großen Teil in Wakanda stattfindet.

Bis dahin spielt die Geschichte vor allem in der „Guardians of the Galaxy“-Welt auf Raumschiffen, fernen Planeten und, ab und zu, im Weltraum. Oder anders gesagt: in der Welt von Thanos und Thanos, grandios gespielt von Josh Brolin, hat in dem Film viel Leinwandzeit und auch ein nachvollziehbares Motiv für seine vollkommen wahnsinnigen Taten. Er ist im Marvel-Universum endlich einmal ein Bösewicht, der auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis bleibt . Man erfährt auch, warum er tut, was er tut.

Am Ende des Films, der strukturell die Mitte eines großen Films ist (also Minute 45 bei einem „Tatort“) besitzt Thanos alle Infinity-Steine und er benutzt sie sofort, um die Hälfte aller Lebewesen auszulöschen. Dazu gehören auch etliche der Superhelden, die uns in den vergangenen Jahren ans Herz wuchsen. Wer von den Avengers und den anderen Marvel-Helden in einer optisch und akustisch beklemmend inszenierten Sequenz stirbt, überrascht dann schon etwas. Falls sie – immerhin kann mit dem Zeitstein, der sich im Besitz von Doctor Strange befindet, die Zeit manipuliert werden – wirklich gestorben sind. So ist man am Ende durchaus beeindruckt von der Konsequenz, mit der Thanos agiert, aber man ist nicht wirklich schockiert und die Trauer über den Tod der vielen Superhelden hält sich in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis zum nächsten Film, in dem wir erfahren, wer nun wirklich gestorben ist.

Im langen Abspann gibt es keine Szene. Nach dem Abspann treffen wir dann Nick Fury.

Das Bonusmaterial auf der Blu-ray ist auf den ersten Blick erfreulich umfangreich geraten. Es gibt einen Audiokommentar von den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeelyden und Russo-Brüdern (die außerdem eine kurze Einleitung zum Film sprechen), mehrere Featurettes, die insgesamt über dreißig Minuten dauern, zehn Minuten zusätzliche Szenen (die, wie die sehr provisorischen Spezialeffekte zeigen, schon früh gestrichen worden und eine Szene mit ‚Happy Hogan‘ Jon Favreau [der im Film nicht auftaucht]) und, just for fun, zwei Minuten mit Pannen beim Dreh. Gerade die Featurettes enttäuschen. Sie sind, auch wenn das Ende des Films erwähnt und Bilder vom Finale gezeigt werden, reine Werbe-Featurettes, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Da helfen auch die großzügig eingestreuten ‚Behind the Scenes‘-Bilder nicht.

Avengers: Infinity War (Avengers: Infinity War, USA 2018)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely

mit Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Chris Pratt, Tom Hiddleston, Gwyneth Paltrow, Benicio del Torro, Don Cheadle, Tom Holland, Zoe Saldana, Karen Gillan, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Idris Elba, Peter Dinklage, Benedict Wong, Pom Klementieff, Dave Bautista, Letitia Wright, Danai Gurira, William Hurt, Stan Lee, Samuel L. Jackson, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original)

Blu-ray

Walt Disney Studios Home Entertainment

Bild: 16:9 (1080p High Definition, 2.39:1)

Ton: Deutsch (Dolby Digital plus 7.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Französisch (Dolby Digital plus 7.1)

Untertitel: Deutsch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo, Pannen vom Dreh, Zusätzliche Szenen, Featurettes (Neue Teams, Der wahnsinnige Titan, Über die Schlacht auf Titan, Über die Schlacht in Wakanda), Audiokommentar zum Film

Länge. 149 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

4K UHD Blu-ray mit identischem Bonusmaterial; DVD ohne Bonusmaterial

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avengers: Infinity War“

Metacritic über „Avengers: Infinity War“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Infinity War“

Wikipedia über „Avengers: Infinity War“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)


TV-Tipp für den 29. Juli: Spotlight

Juli 28, 2018

Pro7, 20.15

Spotlight (Spotlight, USA 2015)

Regie: Tom McCarthy

Drehbuch: Tom McCarthy, Josh Singer

Hochspannender Thriller über die Recherchen des „Boston Globe“ über den jahrzehntelangen Missbrauch von Kindern durch katholische Priester und die ebenso lange Vertuschung durch die Erzdiözese.

2003 erhielt das „Spotlight“-Team den Pulitzer-Preis für seine Arbeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber, John Slattery, Brian D’Arcy James, Stanley Tucci, Jamey Sheridan, Billy Crudup, Elena Wohl, Gene Amoroso, Neal Huff, Paul Guilfoyle, Len Cariou

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Moviepilot über „Spotlight“
Metacritic über „Spotlight“
Rotten Tomatoes über „Spotlight“
Wikipedia über „Spotlight“ (deutsch, englisch) und sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche
History vs. Hollywood über „Spotlight“
Bishop Accountability (äußerst umfassende Seite, die Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche behandelt)

Meine Besprechung von Tom McCarthys „Win Win“ (Win Win, USA 2011)

Meine Besprechung von Tom McCarthys „Spotlight“ (Spotlight, USA 2015)


DVD-Kritik: „Thor – Tag der Entscheidung“ im Puschenkino

März 20, 2018

Von der großen Leinwand, also der wirklich großen IMAX-Leinwand, hat sich der Mann mit dem Hammer jetzt auf den Weg auf die kleinen Bildschirme gemacht. Da wirken dann einige Kloppereien nicht mehr so groß wie im Kino, aber der Spaß bleibt.

Das Marvel-Studio hat nämlich Taika Waititi mit der Regie für „Thor – Tag der Entscheidung“ beauftragt und ihm bei diesem dritten „Thor“-Einzelabenteuer freie Hand gelassen. Waititi ist ein Neuseeländer, der mit Komödien bekannt wurde. Wie die Pseudo-Doku „5 Zimmer Küche Sarg (What we do in the Shadows, Neuseeland 2014) über eine Vampir-WG im heutigen Wellington (Neuseeland) und ihre alltäglichen Probleme zwischen Hausputz (studentisch), Essgewohnheiten (blutig) und Abendgestaltung (eher einsam). Das war eine herrlich abgedrehte schwarze Komödie für Halloween. „Thor – Tag der Entscheidung“ ist dann weniger schwarzhumorig geraten.

Als nach dem Tod ihres Vaters Odin (Anthony Hopkins) die Schwester der miteinander verfeindeten Halbbrüder Thor (Chris Hemsworth), der Edle, und Loki (Tom Hiddleston), der Schlawiner, auftaucht, gibt es gleich Ärger. Denn die Todesgöttin Hela (Cate Blanchett) ist ziemlich verärgert. Als Erstgeborene will sie die ihr zustehende Macht über Asgard haben. Sofort befördert sie ihre Brüder, die bislang nichts von ihr wussten, an das letzte Ende der Galaxis auf den Schrottplaneten Sakaar. Dort regiert der Grandmaster (Jeff Goldblum). Wie es sich für einen egozentrischen Herrscher mit Klatsche gehört, erfreut er mit eratischem Gehabe. Zum Ämusement des Volkes veranstaltet er Gladiatorenkämpfe. Bei dem nächsten Kampf soll Thor gegen das unbesiegbare grüne Monster kämpfen. Also, eigentlich soll er sich von ihm töten lassen. Als Thor in der Arena steht, erkennt er das Monster sofort: Es ist sein alter Freund Bruce Banner (Mark Ruffalo), der seit längerem als Hulk lebt und extrem – – – hulkig ist.

Und das ist erst der Anfang des neuesten Thor-Abenteuers.

Waititi erzählt seine Geschichte mit vielen Abweichungen und irrwitzigen Einfällen als durchgeknallte, herrlich respektlose Nummernrevue. Mit viel Slapstick in und zwischen den Kloppereien. Und viel Witz und Situationskomik zwischen den Kloppereien.

Thor, der als hammerschwingender Sohn von Odin mit Goldlocken, schon immer etwas lächerlich war, darf hier seinen Spruch „Ich bin Thor, Sohn von Odin“ ungefähr ein Dutzend Mal voller Inbrust und mit heiligem Ernst, als sei es ein tiefschürendes Shakespeare-Zitat, aufsagen. Die Angesprochenen sind von dieser Vorstellung wenig beeindruckt. Denn Thor ist ein Trottel. In einer Trottelgeschichte. Das ist in diesem Umfang eine vollkommen neue und sehr vergnügliche Dimension im Marvel Cinematic Universe.

Die Standard-DVD hat kein Bonusmaterial.

Derzeit läuft im Kino noch sehr erfolgreich das nächste Marvel-Einzelabenteuer „Black Panther“.

Am 26. April läuft „Avengers: Infinity War“ an. Der neue Trailer des über zweieinhalbstündigen Films mit über sechzig Hauptcharakteren, so heißt es infinitiv aus dem Hause Marvel, sieht so aus:

Thor: Tag der Entscheidung (Thor: Ragnarok, USA 2018)

Regie: Taika Waititi

Drehbuch: Eric Pearson, Craig Kyle, Christopher L. Yost

LV: Charaktere von Stan Lee, Larry Lieber, Jack Kirby

mit Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Cate Blanchett, Idris Elba, Jeff Goldblum, Tessa Thompson, Karl Urban, Mark Ruffalo, Anthony Hopkins, Benedict Cumberbatch, Sam Neill, Stan Lee, Matt Damon (ungenannt)

DVD

Marvel/Walt Disney Studios Home Entertainment

Bild: 2,39:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch, Türkisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Türkisch

Bonusmaterial: –

Länge: 125 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Marvel-Facebook-Seite

Moviepilot über „Thor: Tag der Entscheidung“

Metacritic über „Thor: Tag der Entscheidung“

Rotten Tomatoes über „Thor: Tag der Entscheidung“

Wikipedia über „Thor: Tag der Entscheidung“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Taika Waititi „5 Zimmer Küche Sarg“ (What we do in the Shadows, Neuseeland 2014)


TV-Tipp für den 18. Oktober: Can a Song save your Life?

Oktober 18, 2017

Pro7, 20.15

Can a Song save your Life? (Begin again, USA 2013)

Regie: John Carney

Drehbuch: John Carney

Gretta will wieder zurück nach London. Da hört ein gerade etwas glückloser Musikproduzent sie in einem Club singen und er hört einen Hit. Er will mit ihr eine Platte produzieren.

Wunderschöne Feelgood-Musikkomödie

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Keira Knightley, Mark Ruffalo, Hailee Steinfeld, Adam Levine, James Corden, Yasiin Bey (aka Mos Def), Ceelo Green, Catherine Keener, Rob Morrow

Wiederholung: Sonntag, 22. Oktober, 10.10 Uhr

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Can a Song save your Life?“

Moviepilot über „Can a Song save your Life?“

Metacritic über „Can a Song save your Life?“

Rotten Tomatoes über „Can a Song save your Life?“

Wikipedia über „Can a Song save your Life?“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Carneys „Can a Song save your Life?“ (Begin again, USA 2013)

Meine Besprechung von John Carneys „Sing Street“ (Sing Street, Irland/USA/Großbritannien 2016) (und dem Soundtrack) und der DVD


TV-Tipp für den 1. November: Shutter Island

November 1, 2016

Pro7, 23.00

Shutter Island (USA 2009, Regie: Martin Scorsese)

Drehbuch: Laeta Kalogridis

LV: Dennis Lehane: Shutter Island, 2003 (Shutter Island)

Shutter Island, 1954: U. S. Marshall Teddy Daniels und sein neuer Partner Chuck Aule sollen auf Shutter Island herausfinden, wie die Mehrfachmörderin und Patientin Rachel Solando aus dem streng abgesicherten Hospital entkommen konnte. Schnell ist Daniels einer größeren Verschwörung auf der Spur. Aber kann er seinen Sinnen noch trauen?

Und was kann bei dem Team Scorsese/DiCaprio schon schief gehen? Vor allem wenn sie als Spielmaterial einen spannenden Thriller von Dennis Lehane haben.

Nun, entgegen der allgemeinen Euphorie fand ich „Shutter Island“ todsterbenslangweilig und ungefähr so subtil wie Scorseses John-D.-MacDonald-Verfilmung „Kap der Angst“ (Cape Fear, USA 1991). Lehanes Roman ist dagegen grandios.

Mit Leonardo DiCaprio, Ben Kingsley, Mark Ruffalo, Max von Sydow, Michelle Williams, Emily Mortimer, Patricia Clarkson, Jackie Earle Haley, Ted Levine, John Carroll Lynch, Elias Koteas

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Shutter Island“

Metacritic über „Shutter Island“

Rotten Tomatoes über „Shutter Island“

Wikipedia über „Shutter Island“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Shutter Island“ von Laeta Kalogridis

The Boston Globe: Interview mit Dennis Lehane über “Shutter Island” (14. Februar 2010)

Kriminalakte über den Film „Shutter Island“

Homepage von Dennis Lehane

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „Coronado“ (Coronado, 2006)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „Moonlight Mile“ (Moonlight Mile, 2010)

Meine Besprechung der Dennis-Lehane-Verfilmung „Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel“ (Gone Baby Gone, USA 2007)

Meine Besprechung von Christian De Metter/Dennis Lehanes Comic „Shutter Island“ (Shutter Island, 2008)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „Shutter Island“ (Shutter Island, 2003)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes “In der Nacht” (Live by Night, 2012)

Meine Besprechung von Dennis Lehanes „The Drop“ (The Drop, 2014) (Buch und Film)

Dennis Lehane in der Kriminalakte

Wikipedia über Martin Scorsese (deutsch, englisch)

Martin-Scorsese-Fanseite

Meine Besprechung von Martin Scorseses “Hugo Cabret” (Hugo, USA 2011)

Meine Besprechung von Martin Scorseses “The Wolf of Wall Street” (The Wolf of Wall Street, USA 2013)

Martin Scorsese in der Kriminalakte

Bonushinweis

Die nächste Dennis-Lehane-Verfilmung „Live by Night“ startet am 19. Januar 2017 in unseren Kinos. Regie führte Ben Affleck, der auch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm.

Und der Trailer sieht verdammt gut aus:

Wie die Geschichte von Joe Coughlin weitergeht, erfahrt ihr in „Am Ende einer Welt“: 1943 ist Coughlin ein respektierter Unternehmer. Da erfährt er, dass ein Killer auf ihn angesetzt ist – und für uns ist nach den ersten Zeilen eine schlaflose Nacht vorprogrammiert.

lehane-am-ende-einer-welt

Dennis Lehane: Am Ende einer Welt

(übersetzt von Steffen Jacobs)

Diogenes, 2015

400 Seiten

24 Euro

Originalausgabe

World Gone By

William Morrow, New York 2015


TV-Tipp für den 15. März: Collateral

März 15, 2016

Pro7 Maxx, 20.15

Collateral (USA 2004, Regie: Michael Mann)

Drehbuch: Stuart Beattie

Max ist ein nett-harmloser Los-Angeles-Taxifahrer, der von einem eigenen Unternehmen träumt, aber seit zwölf Jahren sein Leben als Angestellter fristet. Da steigt Vincent ein und bietet ihm 600 Dollar, wenn er ihn in den kommenden Stunden zu fünf Freunden fährt. Nach dem ersten Stopp, weiß Max, dass Vincent ein Autragkiller ist und er ihn zu den nächsten Opfern bringen soll.

„Collateral“ ist ein kleiner, ökonomisch erzählter Neo-Noir-Thriller über das tödliche Aufeinandertreffen zweier Charaktere ihrer vollkommen gegensätzlichen Lebensauffassungen; ist ein grandios besetzter Schauspielerfilm; ist eine Liebeserklärung an das nächtliche Los Angeles und wahrscheinlich der beste Film von Michael Mann.

Mit Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Mark Ruffalo, Peter Berg (Regisseur von “Operation: Kingdom” und „Hancock“), Bruce McGill, Javier Bardem, Jason Statham (Miniauftritt auf dem Flughafen)

Wiederholung: Mittwoch, 16. März, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

IndieLondon: Interview mit Michael Mann

Sight & Sound: Interview mit Michael Mann

The Dialogue: Stuart Beattie: Tricks of the Trade (Teil eines Interview)

Wikipidia (englisch) über „Collateral“

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont (12. September 2000) (und bereits teilweise von Michael Mann, Stand: 10. Juli 2003 – Änderung des Handlungsortes von New York nach Los Angeles)

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont und Michael Mann  (24. August 2003)

Meine Besprechung der von Michael Mann erfundenen Krimiserie “Vega$ – Staffel 1″ (Vega$, USA 1978/1979)

Meine Besprechung von Michael Manns “Blackhat” (Blackhat, USA 2014)

Michael Mann in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Spotlight“ deckt auf

Februar 25, 2016

Als die Journalisten des „Spotlight“-Teams der traditionsreichen Tageszeitung „The Boston Globe“ mit ihren Recherchen für ihr neues Thema begannen, wussten sie, wer ihr Gegner sein wird, aber sie wussten nicht, wie groß der Skandal war, den sie aufdecken würden und welche Auswirkungen ihre Reportagen auch über die Stadtgrenze hinaus haben würden. Denn es hat immer wieder Fälle von pädophilen Priestern gegeben. In Boston und auch in anderen Orten. Aber das waren, so sagte die katholische Kirche, Einzelfälle und sie habe sich um diese Geistlichen gekümmert. Künftig würden sie sich nicht mehr an Minderjährigen vergreifen. Das war die offizielle Version, die auch die Mitglieder der Erzdiözese von Boston glaubten.
Aber Walter „Robby“ Robinson (Michael Keaton) und seine ihm untergebenen Kollegen Mike Rezendes (Mark Rufallo), Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams [meine Besprechung von „True Detective – Staffel 2“ gibt es demnächst]), Matt Carroll (Brian D’Arcy James) und Ben Bradlee Jr. (John Slattery) beginnen 2001 tiefer zu graben. Sie sind das „Spotlight“-Team und damit das Team für investigative Recherchen, die manchmal im Sand verlaufen und oft handfeste Skandale aufdecken. Über den Kindesmissbrauch und den Umgang der in Boston enorm mächtigen katholischen Kirche, die dort ihre größte Erzdiözese in den USA hat, werden sie von dem neuen Chefredakteur Marty Baron (Liev Schreiber) angesetzt. Er kommt aus Florida vom Miami Herald. Ihm eilt ein Ruf als eiskalter Kosteneinsparer voraus. Außerdem kommt er nicht aus Boston, hat daher keinen Stallgeruch und wird entsprechend skeptisch von den alteingesessenen Journalisten erwartet. Baron meint, dass diese Missbrauchsgeschichte ein Thema für das „Spotlight“-Team und für die „Boston Globe“-Leser sei. Denn über die Hälfte der Leser sind Katholiken.
Wie die Geschichte der Recherche, die mit einer kleinen Notiz auf der Lokalseite begann, endete und welche Auswirkungen sie hatte, haben wir auch hier in Deutschland mitbekommen.
Der „Boston Globe“ veröffentlichte, nachdem wegen 9/11 die Veröffentlichung zunächst verschoben hatte, im Januar 2002 die ersten Rechercheergebnisse. Und damit endet das grandiose Drama „Spotlight“. Noch im gleichen Jahr erschienen im „Boston Globe“ fast 600 Artikel über sexuellen Missbrauch an Tausenden von Kindern durch Hunderte von Priestern in Boston und auf der ganzen Welt. Im Dezember 2002 trat Kardinal Law von seinem Amt in der Erzdiözese Boston zurück. Fast 250 Priester dieser Erzdiözese wurden öffentlich des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. In den USA wurden über 6400 Priester wegen sexueller Übergriffe angeklagt – und angesichts dieser Zahlen frage ich mich, warum in Deutschland bis jetzt so wenige Priester wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt wurden.
2003 erhielt das Spotlight-Team den renommierten Pulitzer-Preis für seine investigative Berichterstattung.
Das ist natürlich auch eine Geschichte für einen Film. Regisseur und Drehbuchautor Tom McCarthy („Station Agent“, „Win Win“) und Co-Drehbuchautor Josh Singer („The West Wing“, „Inside Wikileaks“) gelingt es in „Spotlight“ diese Geschichte spannend, pointiert und ohne überflüssige Dramatisierungen zu erzählen. Sie konzentrieren sich nämlich einfach auf die reale Geschichte in all ihren unterschiedlichen Facetten und das ist schon, wie wir mit den recherchierenden Journalisten erfahren, skandalös genug. Im Mittelpunkt stehen nämlich die Journalisten, ihre Arbeit, was diese Recherchen bei ihnen auslösen, in welchem Geflecht unterschiedlicher Interessen sie sich bewegen und mit welchem mächtigen Gegner sie sich anlegen. Denn sie recherchierten nicht über einzelne pädophile Priester, sondern über die konsequente und planmäßige Vertuschung dieser Fälle durch die Vorgesetzten, also die Leitung der Erzdiözese (und vielleicht noch höher in der Hierarchie der katholischen Kirche), über Jahre und, wie man im Lauf des Films mit den Journalisten erfährt, Jahrzehnte.
McCarthy erzählt seine Geschichte in der Tradition großer Journalistenfilme, wie „Die Unbestechlichen“ (über die Recherchen von Bob Woodward und Carl Bernstein und den Watergate-Skandal, der zum Rücktritt von Präsident Nixon führte), und des aufklärerischen Kino eines Sidney Lumet, das auf ein gutes Drehbuch, gute Schauspieler und eine unauffällige Kamera setzt. Dass die Sets exakt nachgebildet waren und die Schauspieler sich für die Recherche vorher mit den von ihnen porträtierten Journalisten trafen half. Diesen gefiel, wie sie und ihre Geschichte dargestellt werden.
„Spotlight“ wurde für sechs Oscars nominiert, erhielt bislang fast einhundert Preise und wurde für über einhundert weitere Preise nominiert; was allein schon etwas über die Qualität dieses grandiosen Ensemblestückes aussagt, das auch ein Hohelied auf die alltägliche journalistische Arbeit und auf den investigativen Journalismus ist, der schon immer gelobt, aber wenig geliebt wurde und seitdem in den USA und auch in anderen Ländern (in Deutschland wegen der Kultur des Zeitungsabonnements weniger) viele Tageszeitungen wegen des Internets um ihr Überleben kämpfen und teilweise ihr Erscheinen schon eingestellt haben. „Spotlight“ zeigt, was guter Journalismus leisten kann. Dass es auch ein in jeder Beziehung guter Film ist, hilft natürlich.

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Spotlight (Spotlight, USA 2015)
Regie: Tom McCarthy
Drehbuch: Tom McCarthy, Josh Singer
mit Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber, John Slattery, Brian D’Arcy James, Stanley Tucci, Jamey Sheridan, Billy Crudup, Elena Wohl, Gene Amoroso, Neal Huff, Paul Guilfoyle, Len Cariou
Länge: 129 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Englische Homepage zum Film
Moviepilot über „Spotlight“
Metacritic über „Spotlight“
Rotten Tomatoes über „Spotlight“
Wikipedia über „Spotlight“ (deutsch, englisch) und sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche
History vs. Hollywood über „Spotlight“
Bishop Accountability (äußerst umfassende Seite, die Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche behandelt)


TV-Tipp für den 4. Januar: Die Unfassbaren – Now You See Me

Januar 4, 2016

ZDF, 22.15
Die Unfassbaren – Now you see me (Now you see me, USA 2013)
Regie: Louis Leterrier
Drehbuch: Ed Solomon, Boaz Yakin, Edward Ricourt
Vier Illusionskünstler beginnen, im Auftrag eines Unbekannten, als „Die vier Reiter“ (The four Horsemen) verbrecherische Zauberkunststücke mit Robin-Hood-Touch auszuführen. Schnell werden sie vom FBI und einem Ex-Magier verfolgt.
Der Überraschungserfolg „Die Unfassbaren – Now you see me“ ist ein locker-lässiger Popcorn-Film, ein vergnüglicher Comic-Crime-Caper, der Spaß macht, solange man nicht zu genau über die Geschichte nachdenkt und das nach einem fulminanten ersten Trick zunehmend konventioneller wird. Denn ein Las-Vegas-Paris-Bankraub ist viel eindrucksvoller, als ein Geldtransfer von einem Konto zu anderen Konten; auch wenn dies während einer Show geschieht und sich dabei – dank unsichtbarer Schrift – der Kontostand auf den Papieren der Anwesenden verändert.
Die eigentlich überflüssige Fortsetzung (aber ich lasse mich gern überraschen) soll am 18. August in unseren Kinos starten.
mit Jesse Eisenberg, Isla Fisher, Woody Harrelson, Dave Franco, Mark Ruffalo, Mélanie Laurent, Morgan Freeman, Michael Caine, Common, Michael J. Kelly

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Die Unfassbaren – Now you see me“

Metacritic über „Die Unfassbaren – Now you see me“

Rotten Tomatoes über „Die Unfassbaren – Now you see me“

Wikipedia über „Die Unfassbaren – Now you see me“ (deutsch, englisch)

The Wrap: Interview mit den Drehbuchautoren Ed Solomon und Edward Ricourt (31. Mai 2013)

Schnittberichte: Vergleich der Kinofassung und der Extended Edition

Meine Besprechung von Louis Letteriers „Die Unfassbaren – Now you see me“ (Now you see me, USA 2013) und der DVD

Meine Besprechung von Boaz Yakins „Todsicher“ (Safe, USA 2012)

Meine Besprechung von Boaz Yakins „Max“ (Max, USA 2015)


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