Der 1936 in der Bronx, New York City, geborene Don DeLillo zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen US-amerikanischen Schriftstellern. „Americana“, seinen ersten Roman, veröffentlichte er 1971. 1985 hatte er mit „Weißes Rauschen“ (White Noise) seinen Durchbruch. Zu seinen seitdem erschienenen Werken gehören „Sieben Sekunden“ (Libra, 1988), „Mao II.“ (1991), „Unterwelt“ (Underworld, 1997; allein schon wegen seines Umfangs von knapp tausend Seiten erschlagend) und „Cosmopolis“ (2003). Er gehört zu der sehr losen Gruppe der Postmodernisten – und das ist auch schon die Erklärung, warum die IMDb nur sechs Verfilmungen auflistet. Zwei sind Originaldrehbücher ohne eine literarische Vorlage. Zwei sind Kurzfilme. Eine Verfilmung ist eine französische Produktion, die bei uns anscheinend nie gezeigt wurde. Die bekannteste DeLillo-Verfilmung ist David Cronenbergs „Cosmopolis“. Sie basiert auf einem zweihundertseitigem Buch, in dem DeLillo eine ziemlich gradlinige Geschichte erzählt. Das erleichtert die Verfilmung. Denn normaleweise sind die Bücher der Postmodernisten, wozu auch Thomas Pynchon, Kurt Vonnegut, Joseph Heller und Paul Auster gehören, unverfilmbar. Aber eine grandiose Lektüre.
Der neueste Versuch einen Roman von Don DeLillo zu verfilmen, ist von Noah Baumbach. Er nahm sich „Weißes Rauschen“ vor. Netflix gab ihm das Geld und dort ist die Satire ab dem 30. Dezember zu sehen. Bis dahin kann sie im Kino angesehen werden. Das ist der Ort, für den Baumbach seinen Film inszenierte. Denn jedes Bild ist für die große Leinwand komponiert. Einige Bilder entfalten erst dort ihre volle Wirkung.
Die Story hat Baumbach von DeLillo übernommen. Im Mittelpunkt steht Jack Gladney (Adam Driver). Er ist in der Provinz im College-on-the-Hill Professor für Geschichte, Experte für Adolf Hitler, verheiratet mit Babette (Greta Gerwig) und Erzieher von vier aus unterschiedlichen Ehen stammenden Kindern. Vor allem mit seinem Kollegen Murray Siskind (Don Cheadle), Experte für Elvis Presley und Autounfälle in Filmen, redet er über alles, was gerade an tages- und gesellschaftspolitisch wichtigen Themen diskutiert werden kann.
Der Film zeigt ihn im Gespräch mit seiner Frau und seinen Kindern und mit seinen Kollegen. Am Frühstückstisch, in der Universität und im Lebensmittelgeschäft.
In der Mitte des Films ereignet sich, wie im Roman, das „Airborne Toxic Event“. Bei einem Zugunfall treten unbekannte, möglicherweise tödliche, aber vielleicht auch vollkommen harmlose Gase aus. Als die Wolke sich ihrem Ort nähert, zwingt die Regierung alle Einwohner, sofort ihre Wohnung zu verlassen. In einem Ferienlager verbringen die Gladneys mit vielen anderen Menschen, die ebenfalls vor der Giftwolke geflüchtet sind, einige Tage. Nach einem Alarm flüchten sie kopflos. Gladney will auf ihrer Flucht vor der Wolke nicht mit den anderen Menschen in einem Stau stehen. Er wählt kopflos eine andere Route, steuert sein Auto mit seiner Familie panisch durch den Wald in einen Fluss. Sie treiben etwas flussabwärts und stehen etwas später im Stau.
Seine Frau Babette betrügt ihn und nimmt Dylar, eine Droge, über die nichts bekannt ist und die erhebliche Nebenwirkungen hat. Aber sie könnte Menschen helfen, die unter Todesangst leiden. Sie könnte mit dem Wissen der Regierung ausprobiert werden; – oder nicht.
Und dann endet der Film in einer Tanzszene in einem Supermarkt.
Das ist keine Geschichte im traditionellem Sinn, sondern eine ermüdende Abfolge von Ereignissen, die auch in irgendeiner anderen Reihenfolge präsentiert werden könnten. Oft wird auf eindeutige Erklärungen zugunsten eines Potpourris alternativer Erklärungen, absurder Erklärungen, Nicht-Erklärungen oder Verschwörungstheorien verzichtet. Es gibt Konsumkritik und Kritik am ‚american way of life‘, die vor gut vierzig Jahren neu war. Heute wirkt sie wie die nostalgische Erinnerung an eine bessere und einfachere Zeit. Natürlich ist alles immer etwas absurd und, wie der Chemieunfall, eine Verkettung unglaublicher Zufälle.
Noah Baumbachs „Weißes Rauschen“ wirkt immer wie eine textnahe Inszenierung des Romans für die Fans des Romans, die sich an den Gemeinsamkeiten und Unterschieden abarbeiten können. Denn DeLillos Themen, seine Sprache und der Aufbau des Romans sind jederzeit erkennbar. Baumbach garniert das mit einigen filmischen und popkulturellen Anspielungen.
Als eigenständige Interpretation versagt diese Verfilmung dann. Einmal weil der 136-minütige Film zu nah an dem plotlosen Roman ist; einmal weil die in dieser Satire formulierte Kritik an der US-amerikanischen Gesellschaft eine Welt kritisiert, die es vor vierzig Jahren gab.
Weißes Rauschen(White Noise, USA 2022)
Regie: Noah Baumbach
Drehbuch: Noah Baumbach
LV: Don DeLillo: White Noise, 1985 (Weißes Rauschen)
mit Adam Driver, Greta Gerwig, Don Cheadle, Raffey Cassidy, Sam Nivola, May Nivola, Lars Eidinger, Andre Benjamin, Jodie Turner-Smith, Barbara Sukowa
Langsam kommen die Kinos aus der langen Corona-Pause. In einigen Bundesländern dürfen sie, mit unterschiedlichen Regeln, schon länger öffnen. Auch hier in Berlin ist eine Öffnung möglich. Aber auch hier öffnen die meisten Kinos am 1. Juli, dem von den Verleihern schon länger anvisiertem Kinoneustart.
Dann kommen viele neue Filme in die Kinos. Unter anderem “Conjuring 3: Im Bann des Teufels”, “Godzilla vs. Kong” (auch in 3D und wirklich für die wirklich große Leinwand komponiert), “Monster Hunter” (auch in 3D, aber für nichts komponiert), “Nobody” (nicht John Wick), “Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker”, “Catweazle” (mit Otto Waalkes) und der Oscar-Gewinner “Nomadland” (Sehbefehl!).
Eine Woche später geht es mit “Black Widow” weiter und schon am 15. Juli läuft “Fast & Furios 9” an. Damit dürften genug Blockbuster, Actionkracher und Horrorfilme in den Kinos laufen, um das jugendliche Publikum wieder in geschlossene, dunkle Räume zu bringen.
Schon vor dem 1. Juli, vor allem diese und vorherige Woche, sind bereits einige Filme neu gestartet, die ich bereits gesehen habe (in einem Fall schon vor einem Jahr, aber ich musste Stillschweigen darüber bewahren) und die ich jetzt kurz besprechen werde. (Naja, das war der Plan, beim Schreiben kam dann doch die Lust mehr über dieser Filme zu schreiben.)
Zu den aktuell neu im Kino laufenden Filmen gehören (alphabetisch sortiert, zuerst die aktuelle Startwoche, dann die Woche davor):
Aufgrund eines uralten Fluchs tauscht der Serienmörder ‚Blissfield Butcher‘ seinen Körper mit Millie Kessler – und schon muss der Mörder damit zurechtkommen, dass er jetzt im Körper einer 17-jährigen Schülerin steckt. Und die Schülerin muss ihre Freunde überzeugen, dass sie nicht der gefürchtete und von allen gesuchte Serienmörder, sondern Millie ist. Und dass sie den Mörder möglichst schnell aufhalten und den Körpertausch innerhalb weniger Stunden rückgängig machen müssen.
Natürlich ist die Idee eines Körpertausches nicht wahnsinnig neu, aber Regisseur Christopher Landon („Happy Deathday“, „Paranormal Activity“) malt sie detailliert aus und geht höchst kreativ mit den Regeln des Slasher-Films um. Insofern hat “Freaky” etwas von einem “’Scream‘ für die zwanziger Jahre”. Nur halt praktisch ohne Meta-Dialoge über die Regeln des Genres. In “Freaky” werden sie angewandt. Mit kleinen Änderungen, wie dass hier die Gewalt durchgehend von Frauen ausgeht, vorehelicher Sex kein Grund zum Sterben ist und Millie und ihre Freunde, die in einem älteren Horrorfilm zu den ersten Opfern gehört hätten, hier die besten Überlebenschancen haben.
Soweit das in einer Welt gesagt werden kann, in der innerhalb der ersten Filmminuten der ‚Blissfield Butcher‘ gleich sechs Menschen – zwei Teenagerpärchen und die wohlhabenden Eltern von einem der Opfer – bestialisch ermordet und er zügig weitermordet. Dann im Körper von Millie (Kathryn Newton), die natürlich niemand für einen furchterregenden Schlachter hält. Verfolgt wird er dann von Millie, die jetzt in seinem Körper steckt. Der gut zwei Meter große Vince Vaughn hatte sichtlich seinen Spaß daran, ein verängstigtes Mädchen zu spielen, das plötzlich viel größer und kräftiger als früher ist.
Das ist, nicht nur am ‚Freitag, den 13.‘, ein Film für die große Leinwand. Nicht wegen der Bilder, sondern weil eine Horrorkomödie mit ihrer Mischung aus Angst und Lachen einfach in der Gruppe besser funktioniert.
Freaky(Freaky, USA 2020)
Regie: Christopher Landon
Drehbuch: Christopher Landon, Michael Kennedy
mit Vince Vaughn, Kathryn Newton, Celeste O’Connor, Misha Osherovich, Katie Finneran, Dana Drori, Uriah Shelton, Alan Ruck
Nachdem Walter Creason (Zach Braff) zufällig bei Dreharbeiten den Tod des von ihm bewunderten Stars verursacht und der Produzent des Films dafür eine horrend hohe Schadenersatzsumme erhält, hat Creasons Geschäftspartner, der glücklose Hollywood-Filmproduzent Max Barber (Robert De Niro), eine grandiose Idee: bei seinem nächsten Film wird er schon am ersten Drehtag für den Tod des für eine unglaublich hohe Summe versicherten Stars sorgen und so ein Vermögen machen. Geld mit dem er seine Schulden bei dem filmbegeisterten Gangster Reggie Fontaine (Morgan Freeman) bezahlen kann. Barber kann Reggie sogar überzeugen, Geld in seinen neuen Film zu investieren. Als Hauptdarsteller engagiert er den suizidgefährdeten Western-Altstar Duke Montana (Tommy Lee Jones).
“Kings of Hollywood”, ein 1974 spielendes Remake von Harry Hurwitz‘ fast unbekannter und ziemlich obskurer Komödie “The Comeback Trail” (USA 1982), gehört zu den Komödien, die sich über Hollywood lustig machen. In diesem Fall auch mit einem Blick auf eine aus heutiger Sicht sehr wilde und unbefangene Zeit, als mit wenig Geld, zwielichtigem Geschäftsgebaren (auf Produzentenseite), Enthusiasmus (wenn es sich um junge Filmfans handelte) und, damals immer gut für Aufmerksamkeit, etwas nackter Haut Filme gedreht wurden. Das sind auch die Filme, die Barber und Creason mit ihrer Produktionsfirma Miracle Motion Pictures auf den Markt werfen.
Und damit ist „Kings of Hollywood“ eine mit viel Hollywood-Nostalgie veredelte Parodie auf das Low-Budget-Filmgeschäft. Da sitzt nicht jeder Gag und die Story plätschert oft vor sich hin. Aber die spielfreudigen Stars machen das wett. Sie erinnern sich wahrscheinlich auch an einige damalige Dreharbeiten und Kinoabende, als das Plakat einen viel aufregenderen Film versprach als dann gezeigt wurde – und man das auch schon vorher ahnte.
Das ist nicht so gelungen, wie „Once upon a Time in Hollywood“ oder „Get Shorty“, aber absolut okay für einen verregneten Sommerabend.
Kings of Hollywood (The Comeback Trail, USA 2020)
Regie: George Gallo
Drehbuch: George Gallo, Josh Posner
mit Robert De Niro, Tommy Lee Jones, Morgan Freeman, Zach Braff, Emile Hirsch, Kate Katzman, Eddie Griffin
Mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Brendan Fraser, Amy Seimetz, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Frankie Shaw, Bill Duke und Matt Damon ist auch Steven Soderberghs neuer Film, der Noir „No sudden move“ grandios besetzt. Und er dürfte jetzt viel zu sang- und klanglos untergehen.
Die Geschichte spielt 1954 in Detroit. Curt Goynes (Don Cheadle) und einige weitere Kleingangster werden für einen scheinbar kinderleichten Diebstahl engagiert. Der geht dann doch sehr schnell schief und plötzlich sind sie in einer Geschichte, in der, wie in „Der Malteser-Falke“, viele Menschen mit höchst unlauteren Motiven unbedingt ein äußerst wertvolles Dokument haben wollen. Jeder umgebracht werden kann. Und selbstverständlich alle, also die Verbrecher, die Polizisten, die Beklauten, die Auftraggeber, zahlreiche mit den Männern amourös verbandelte Frauen, und damit ungefähr die halbe Autostadt, in meist höchst halbseidenen Beziehungen zueinander stehen, sich betrügen und ermorden.
Drehbuchautor Ed Solomon hat so etwas, allerdings wesentlich humorvoller, schon in den beiden „Now you see me“-Filmen, erzählt.
Hier, in „No sudden move“, stehen alle Zeichen auf Noir mit einer kleinen Prise Coen-Brothers. Für Genrejunkies also ein Fest, das, so meine Befürchtung, viel zu kurz im Kino laufen wird.
Aber vielleicht wird „No sudden move“, wie Soderberghs letzter Detroit-Film, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Out of sight“, mit der Zeit ein immer wieder gern gesehener Klassiker. Beim wiederholten Sehen versteht man vielleicht auch die Handlung besser. Oder, um schnell noch einen anderen Noir-Klassiker zu nennen, man lässt sich, wie in „Tote schlafen fest“, einfach durch die Geschichte treiben.
No sudden move (No sudden move, USA 2021
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Ed Solomon
mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Amy Seimetz, Brendan Fraser, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Julia Fox, Frankie Shaw, Bill Duke, Matt Damon
Sarah Loreau (Eva Green) erhält die Zusage, dass sie für die einjährige Weltraummission Proxima ausgewählt wurde. Wenn sie die Vorbereitungen für den Flug erfolgreich absolviert, wäre sie die erste Frau, die den Mars erforscht. Damit ginge für sie ein Traum in Erfüllung.
Alice Winocour beschreibt in ihrem neuen Film „Proxima: Die Astronautin“ diese Vorbereitungen auf den Weltraumflug. Zuerst bei der ESA in Köln. Später, in dem einsam gelegenem Ausbildungsstützpunkt Star City in der Nähe von Moskau, lernt sie beim gemeinsamen Training die Männer kennen, die mit ihr in den Weltraum fliegen sollen.
Allerdings hat Sarah ein Problem, das ihre Kollegen nicht haben. Sie ist eine geschiedene Mutter und sie hadert damit, ihre kleine Tochter Stella zurückzulassen.
Damit steht die Frage, wie Sarah sich entscheidet im Mittelpunkt. Also ob sie ihren größten Wunsch, die erste Frau auf dem Mars zu sein, weiter verfolgt oder ob sie bei ihrer Tochter bleibt. Es ist eine Entscheidung, vor der ihre männlichen Kollegen, wie Mike Shanon (Matt Dillon), nicht stehen. Sie lassen ihre Kinder einfach bei ihren Frauen zurück.
Diesen Konflikt dramatisiert Winocour nur in wenigen Szenen. Stattdessen steht das minutiös geschilderte, vor Ort gedrehte Training für den Flug im Vordergrund. Dieses Training wird von wenigen Begegnungen mit ihrer Tochter und ihrem Ex-Mann in Star City und, später, am Raketenstartplatz in Baikonur unterbrochen.
Dann verhält Sarah sich immer wieder erschreckend unprofessionell. Sie bricht Regeln. Sie gefährdet damit ihren Flug und, im schlimmsten Fall, sogar die gesamte Mission. In diesen Momenten wird der Film zu einem fast schon „Herzino“-würdigem Drama über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Das wäre Neil Armstrong, wie wir in Damien Chazelles Biopic „Aufbruch zum Mond (First Man, USA 2018) gesehen haben, nicht passiert.
Ryūichi Sakamoto schrieb die Musik.
Proxima: Die Astronautin(Proxima, Frankreich/Deutschland 2020)
Regie: Alice Winocour
Drehbuch: Alice Winocour, Jean-Stéphane Bron
mit Eva Green, Lars Eidinger, Matt Dillon, Sandra Hüller, Zélie Boulant-Lemesle, Aleksey Fateev
Wir erinnern uns: 2018 kam ein kleiner Sci-Fi-Horrorfilm in die Kinos, der es schaffte, dass es in den Kinos totenstill wurde. Der Film über die Aliens, die schonungslos alles töten, was Geräusche verursacht, und die auf einer Farm lebende Familie Abbott, die versucht zu überleben indem sie still, also wirklich richtig still, ist, war an der Kinokasse ein Überraschungshit.
John Krasinski, der ursprünglich überhaupt nicht an eine Fortsetzung gedacht hat, war dann doch schnell von einer Fortsetzung überzeugt und es soll weitere Filme geben. In den USA, wo „A quiet Place 2“ schon seit einigen Tagen läuft, ist der Film ein Hit. Aktuell sind ein dritter „A quiet Place“-Film von Krasinski, der dann der Abschluss einer Trilogie wäre, und ein Spin-off-Film von Jeff Nichols („Loving“) geplant.
In „A quiet Place 2“, der ursprünglich schon vor über einem Jahr, am 19. März 2020, anlaufen sollte, erzählt Krasinski dann, was vor und nach „A quiet Place“ pasiert. Kurz schildert er wie die Alien-Invasion während eines Baseball-Spiels an einem sonnigen Nachmittag in der Provinz beginnt. Im Mittelpunkt steht hier eine äußerst beeindruckend inszenierte Szene von dem Alien-Angriff. Der längere Teil des Films beschäftigt sich mit den Ereignissen nach dem Tod von Lee Abbott (John Krasinski). Seine Frau Evelyn (Emily Blunt) verlässt mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und ihrem Baby die Farm. Sie suchen andere Überlebende und einen sicheren Ort.
Damit ist „A quiet Place 2“ eine Reiseerzählung, deren primäres Ziel es ist, seine Figuren von einem Ort zu einem anderen Ort zu bewegen. Das tut er äußerst spannend; – auch wenn die Prämisse eine dieser Prämissen ist, über die nicht zu genau nachgedacht werden sollte und ich Emily Blunt bewunderte, die barfuß durch die Wildnis schleicht. Ich hätte da schon nach fünf Minuten einen wahren Veitstanz aufgeführt – und wäre Alienfutter geworden.
A quiet Place 2(A Quiet Place: Part II, USA 2021)
Regie: John Krasinski
Drehbuch: John Krasinski
mit Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cillian Murphy, Wayne Duvall, Djimon Hounsou, John Krasinski
Im Jahr 2257 wird eine Sonde auf den Planeten New World geschickt, zu dem vor einigen Jahren der Kontakt abgebrochen ist. Niemand weiß, was seitdem auf New World passiert ist.
Auf dem Planeten etablierte sich eine Wild-West-Zivilisation mit einigen wenigen modernen Gegenständen und der Besonderheit, dass Männer die Gedanken von anderen Männern, den sogenannten „Lärm“, lesen können. Frauen gibt es nicht mehr. Sie wurden, so wird gesagt, von den einer auf dem Planeten lebenden Alien-Spezies, den Spackle, getötet.
Beim Eintritt in den Orbit wird die Sonde zerstört. Nur Viola (Daisy Ridley) überlebt die Bruchlandung. Sie wird von Todd Hewitt (Tom Holland) entdeckt. Der Junge lebt bei den Farmern Ben und Cillian. Über das Gebiet herrscht Mayor Prentiss, ein typischer Wild-West-Despot. Er nimmt Viola gefangen. Aber sie kann schnell flüchten und gemeinsam mit Todd, der in sie verliebt ist und die Gegend kennt, macht sie sich auf den Weg nach Farbranch. Dabei werden sie von dem Mayor und seinen Schergen gejagt.
Als der Film 2017 gedreht wurde, war er sicher als Start einer weiteren Young-Adult-Dystopie im Fahrwasser der kommerziell sehr erfolgreichen “Tribute von Panem” gedacht. Auch “Chaos Walking” basiert auf einer erfolgreichen, auch ins Deutsche übersetzten Romantrilogie. Patrick Ness hat sie geschrieben.
Mit Doug Liman wurde ein Regisseur gefunden, der mit „Die Bourne Identität“ und „Edge of Tomorrow“ bereits sein Talent für Action und Science-Fiction bewies. Und trotzdem ging genug schief, um einen 15 Millionen teuren Nachdreh mit einem anderen Regisseur zu rechtfertigen. „Don’t Breathe“-Regiseur Fede Álvarez übernahm die Aufgabe. Danach kam es, auch wegen der Coronavirus-Pandemie, zu mehreren Verschiebungen des Starttermins. Inzwischen ist die Zeit der Young-Adult-Filmdystopien vorbei und auch „Chaos Walking“ wird daran nichts ändern.
Limans Science-Fiction-Abenteuerfilm für Jugendliche funktioniert am Besten, wenn man die Geschichte einfach als altbekannte Westerngeschichte goutiert mit weißen Siedlern, einem verbrecherischem Bürgermeister, bösen Angreifern (ob gesichtslose Aliens oder Indianer ist einerlei) und einer Hatz durch die Wildnis. Zuerst zur geheimnisumwitterten Siedlung Farbranch, dann zu einer Sendeanlage, von der aus Viola die Menschen, die sie auf die gefährliche Mission schickten, über die Situation auf New World informieren kann.
Die Spielerei mit den hör- und als Wolke sichtbaren Gedanken, dem ‚Lärm‘, bringt die Geschichte nicht wirklich voran. Stattdessen nervt der banale Gedankenstrom von Todd Hewitt. Meistens wiederholt er immer wieder seinen Namen. So kann er seine wahren Gedanken verbergen. Mal handelt es sich dabei um Violas Versteck, das er dem Mayor und seinen Schergen nicht verraten will. Mal um seine höchst eindeutigen Gedanken gegenüber Viola (Na, was glaubt ihr, an was ein junger Mann denkt, wenn er eine junge, gutaussehende Frau sieht? Mein Name ist…).
Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist, wie in anderen Young-Adult-Dystopien, nicht wirklich überzeugend. So wird nie erklärt, warum Raumfahrer und Siedler in der Zukunft schwuppdiwupp in die Wild-West-Vergangenheit (oder noch etwas weiter in die Vergangenheit) zurückfallen. Es wird auch nicht erklärt, warum die Männer so sorglos vor sich hin das Land bestellen. Denn ohne Frauen oder moderne Technik ist ziemlich offensichtlich, wann die Menschheit auf New World ihr Ende findet. Und es wird in einem Satz erklärt, warum vor einigen Jahren die Frauen sterben mussten. Besonders überzeugend ist die Erklärung nicht. Das alles erklärt Patrick Ness vielleicht in den nächsten beiden „Chaos Walking“-Büchern. Im Film wird nichts davon erklärt und auch keines der angesprochenen Themen vertieft. Es geht halt nur darum dass Todd und Viola, beide mit möglichst ausdruckslosem Gesicht, durch die Wälder gehen. Und wir erfahren, dass Viola gut Motorrad fahren kann. Warum wissen wir nicht. Wir wissen am Ende des Films auch nicht, warum sie für diese Mission ausgewählt wurde.
Als Film ist “Chaos Walking” ein weiteres Young-Adult-Franchise, das Dead on arrival ist. Sogar fanatische Daisy-Ridley- und Tom-Holland-Fans dürften enttäuscht sein.
Chaos Walking (Chaos Walking, USA 2021)
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Patrick Ness, Christopher Ford
LV: Patrick Ness: The Knife of Never Letting Go, 2008 (New World – Die Flucht)
mit Tom Holland, Daisy Ridley, Mads Mikkelsen, Nick Jonas, Demián Bichir, David Oyelowo, Kurt Sutter, Cynthia Erivo, Bethany Anne Lind
Zum Abschluss meines kleinen Überblicks (Das war der grandios gescheiterte Plan.): ein weiterer Horrorfillm. Dieses Mal aus Spanien und beruhend auf wahren Begenheiten.
1976, in den letzten Tagen der Franco-Diktatur, ziehen die Olmedos aus der Provinz nach Madrid. Die Familie hofft, dass ihnen hier ein Neustart gelingt. Candela, die Mutter der Kinder, und Manolo, ihr Schwager, hoffen, dass ihre Beziehung in der Großstadt besser als auf dem Dorf akzeptiert wird.
Kaum sind sie in die große Wohnung eingezogen, erfahren sie, dass in dem Haus seltsame Dinge vor sich gehen. Es ist, als ob ein Dämon sie töten wolle. Besonders abgesehen hat er es auf Amparo, die fast erwachsene Tochter der Olmedos.
Albert Pintós Horrorfilm „Malasaña 32 – Haus des Bösen“ ist ein weiterer Geisterhorrorfilm, der seine Geschichte gelungen mit einer bestimmten Zeit und einem Ort verknüpft. Franco-Diktatur und Katholizismus mögen hier als Stichworte genügen. Weil Pintó sich mehr auf Suspense als auf Jumpscares konzentriert, entfaltet sich der Schrecken langsam. Die Schreckmomente für ein schreckhaftes Publikum entstehen dann vor allem über die Tonspur.
Malasaña 32 – Haus des Bösen(Malasaña 32, Spanien 2020)
Regie: Albert Pintó
Drehbuch: Ramón Campos, Gema R. Neira, David Orea, Salvador S. Molina
mit Begoña Vargas, Sergio Castellanos, Bea Segura, Concha Velasco, Iván Marcos, María Ballesteros, Javier Botet,Jose Luis de Madariaga
Der Teufel in Blau (Devil in a blue dress, USA 1995)
Regie: Carl Franklin
Drehbuch: Carl Franklin
LV: Walter Mosley: Devil in a blue dress, 1990 (Teufel in Blau)
Los Angeles, 1948: Amateurdetektiv Easy Rawlins soll Daphne finden. Aber Daphne hat es faustdick hinter den Ohren.
Franklins gelungene Verfilmung von Mosley Debütroman. „Teufel in Blau“ ist ein Film Noir, der seine Vorbilder aus der Schwarzen Serie immer deutlich zitiert und damit immer zum gut gemachten, aber auch langweiligem Ausstattungskino tendiert.
Während Mosley in den USA regelmäßig neue Romane (auch mit Easy Rawlins) veröffentlich, sind die deutschen Verlage wieder ausgestiegen.
Am 8. Juli 2021 läuft Denzel Washingstons neuer Film, der Neo-Noir-Serienkillerthriller „The little Things“ (Regie: John Lee Hancock, nach seinem Drehbuch), bei uns an.
Mit Denzel Washington, Tom Sizemore, Jennifer Beals, Don Cheadle
Inzwischen wohl schon ein historischer Film über ein immer noch aktuelles Problem
Arte, 21.45
Traffic – Macht des Kartells(Traffic, USA 2000)
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Stephen Gaghan (basierend auf der Miniserie „Traffik“ [GB 1989] von Simon Moore)
Der Kampf der USA gegen die aus Südamerika hereinkommenden Drogen, erzählt in drei parallelen Handlungssträngen.
Ein fantastischer, nah an der Realität entlang erzählter Drogenthriller
mit Michael Douglas, Benicio Del Toro, Catherine Zeta-Jones, Don Cheadle, Luis Guzman, Dennis Quaid, Stephen Bauer, Miguel Ferrer, Topher Grace, Rena Sofer, Albert Finney, Steven Bauer, James Brolin, Viola Davis, Benjamin Bratt
LV: Elmore Leonard: Out of sight, 1996 (Zuckerschnute, Out of sight)
Auf der Flucht verbringt Jack Foley im Kofferraum einige Zeit mit Debputy U. S. Marshal Karen Sisco. Zwischen ihnen funkt es gewaltig. Als Jack in Detroit seinen letzten Coup plant, erscheint auch Karen auf der Bildfläche.
Hochgelobte und uneingeschränkt empfehlenswerte Elmore-Leonard-Verfilmung mit George Clooney, Jennifer Lopez, Ving Rhames, Don Cheadle, Dennis Farina, Luis Guzman
Von Elmore Leonards Homepage: “Out of Sight, like Get Shorty, was a totally happy film experience for Elmore. The Get Shorty production team and writer: Danny DeVitos Jersey Films and screenwriter Scott Frank, once again collaborated on an Elmore Leonard project. Jersey signed Steven Soderbergh to direct and he cast George Clooney and Jennifer Lopez in the lead roles. (…) Clooney and Lopez added considerable sizzle to Out of Sight. Steve Zahn is hilarious as a stoner car thief; Ving Rhames, Don Cheadle and Isaiah Washington are all deadly and cool. Albert Brooks was a pleasant surprise. He makes the most out of the Ripley character. It was Scott Frank who took Ripley, off-stage in the book, and made him a key character. After Scott finished his screenplay, Elmore disagreed with the Ripley move and the ´happy´ movie ending, but admitted he was right after seeing the finished film. Out of Sight has a great look thanks to Steven Soderberghís masterful direction and Scott Frank’s savvy script. The film was a critical success but a box office so-so because of an unfortunate summer release date.”
Drehbuch: Stephen Gaghan (basierend auf der Miniserie „Traffik“ [GB 1989] von Simon Moore)
Der Kampf der USA gegen die aus Südamerika hereinkommenden Drogen, erzählt in drei parallelen Handlungssträngen.
Ein fantastischer, nah an der Realität entlang erzählter Drogenthriller
mit Michael Douglas, Benicio Del Toro, Catherine Zeta-Jones, Don Cheadle, Luis Guzman, Dennis Quaid, Stephen Bauer, Miguel Ferrer, Topher Grace, Rena Sofer, Albert Finney, Steven Bauer, James Brolin, Viola Davis, Benjamin Bratt
Der Teufel in Blau (Devil in a blue dress, USA 1995)
Regie: Carl Franklin
Drehbuch: Carl Franklin
LV: Walter Mosley: Devil in a blue dress, 1990 (Teufel in Blau)
Los Angeles, 1948: Amateurdetektiv Easy Rawlins soll Daphne finden. Aber Daphne hat es faustdick hinter den Ohren.
Franklins gelungene Verfilmung von Mosley Debütroman. „Teufel in Blau“ ist ein Film Noir, der seine Vorbilder aus der Schwarzen Serie immer deutlich zitiert und damit immer zum gut gemachten, aber auch langweiligem Ausstattungskino tendiert.
Während Mosley in den USA regelmäßig neue Romane (auch mit Easy Rawlins) veröffentlich, sind die deutschen Verlage wieder ausgestiegen.
Mit Denzel Washington, Tom Sizemore, Jennifer Beals, Don Cheadle
Nachdem die Fans in den vergangenen Monaten jedes Standfoto und Bild aus den verschiedenen Trailern vorwärts und rückwärts analysierten und mit wilden Vermutungen garnierten, wie denn nun das „Endgame“ der Avengers endet und die Vorverkaufszahlen astronomisch sind, läuft der Superheldenfilm jetzt in unseren Kinos an. Der US-Start ist erst am 26. April. Die Prognosen für das weltweite Einspielergebnis liegen aktuell für das Startwochenende bei 850 bis 900 Millionen US-Dollar. In den USA wird damit gerechnet, dass „Endgame“ am Startwochenende mehr einspielt als der vorherige Avengers-Film „Infinity War“. Und der spielte über 257 Millionen US-Dollar ein. Die meisten Prognosen liegen bei über 270 Millionen US-Dollar, einige sogar bei über 300 Millionen US-Dollar. Etliche US-Kinos werden den Film, um die Nachfrage zu befriedigen, mehrere Tage ohne Unterbrechung zeigen. Damit dürfte „Endgame“ „Infinity War“ in vielen Listen auf den zweiten Platz verdrängen. Schon bevor ein Zuschauer den Film gesehen hat, gehört der Film zu den erfolgreichsten Filmen. An der Kinokasse.
Der Film ist der 22. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU). Er ist der lange angekündigte und vorbereitete Höhepunkt und das Ende der bisherigen Marvel-Filme. Es begann 2008 mit „Iron Man“, der im Kino ein Überraschungserfolg und der Beginn des Marvel Cinematic Universe war. In den nächsten Filmen wurden verschiedene, aus Comics bekannte Marvel-Helden vorgestellt. Sie traten auch in anderen MCU-Filmen auf. So entstand schnell über die wiederkehrenden Figuren der Eindruck, dass die Filme miteinander zusammen hängen. Auch wenn der Auftritt manchmal nur kurz war. Im vierten MCU-Film „Thor“ wurden erstmals die Infinity-Steine erwähnt. Diese sechs Steine entstanden aus den Singularitäten, die vor der Entstehung des Universums existierten. Mit jedem Stein kann man einen grundlegenden Aspekt des Universums manipulieren. Wer alle Steine besitzt, kann das Universum vernichten. Damit das nicht geschieht, wurden sie vor Ewigkeiten an verschiedenen Orten im Universum versteckt. Thanos will sie alle haben und, weil Thanos das Universum vor der Überbevölkerung retten will, will er mit Hilfe der Steine die Hälfte allen Lebens auslöschen. Mit einem Fingerschnippen. In „Avengers: Infinity War“, dem ersten Teil des großen Finales, kämpften all die aus den vorherigen Superheldenfilmen bekannten Charaktere gegen Thanos. Sie verloren den Kampf. Thanos vernichtete die Hälfte von allem Leben – und etliche Superhelden zerfielen zu Staub.
Schon damals schrieb ich über das schockierende Ende, dass ich einige Tote seltsam fand. So starben unter anderem Dr. Strange und Spider-Man, die gerade in neuen Filmen als Superhelden etabliert wurden, während Captain America und Iron Man, die von Anfang an dabei waren, überlebten.
Vor dem Filmstart unkte ich noch herum, wie unsere tapferen Superhelden die Welt retten und wer wirklich stirbt. Meine Vermutung lag ziemlich nah an der Filmgeschichte und daher wäre sie ein Spoiler.
Aber soviel kann verraten werden, – auch weil man es durch die Trailer, die Besetzungsliste und verschiedene Gerüchte über kommende Filme (Ja, es gibt einen weiteren „Guardians of the Galaxy“-Film und James Gunn ist wieder als Regisseur an Bord. Ja, es gibt den schon lange erwarteten „Black Widow“-Film; der soll allerdings 2005 und damit vor „Iron Man“ spielen), schon ahnt: ungefähr alle aus den bisherigen Filmen bekannten und beliebten Charaktere sind wieder dabei. Teilweise nur mit Mini-Auftritten, teilweise sogar ohne Dialog.
Die Filmgeschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende von „Infinity War“. Die überlebenden Helden treffen sich auf der Erde und sie können Thanos sogar besiegen. Dummerweise hat er die Steine vernichtet. Damit kann seine Tat nicht rückgängig gemacht werden. Bis, fünf Jahre später, Ant-Man eine verwegene Idee hat: wenn sie in der Zeit zurückreisen zu Zeitpunkten, an denen sie wussten, wo die Steine sind, können sie sie holen und Thanos‘ Tat ungeschehen machen. „Captain America“ Steve Rogers (Chris Evans), „Iron Man“ Tony Stark (Robert Downey Jr.), „Black Widow“ Natasha Romanoff (Scarlett Johansson), „Hulk“ Bruce Banner (Mark Ruffalo, jetzt als großer Teddybär), „War Hammer“ James Rhodes (Don Cheadle), Thor (Chris Hemsworth, im Lebowski-Modus, allerdings nicht so cool), Nebula (Karen Gillan), „Hawkeye“ Clint Barton (Jeremy Renner, mit gruseliger Frisur), „Ant-Man“ Scott Lang (Paul Rudd, zurück aus der subatomaren Dimension) und Rocket (im Original mit der Stimme von Bradley Cooper) machen sich auf den Weg in die Vergangenheit.
Mit dieser Zeitreiseidee können die MCU-erfahrenen Regisseure Anthony und Joe Russo alle bekannten Charaktere auftreten lassen, ohne dass die Besetzungsliste eine Spoilerliste ist. Gleichzeitig können sie wichtige Szenen aus den älteren Filmen aus einer anderen Perspektive zeigen, einige Überraschungen einbauen und das Gefühl vermitteln, dass wirklich alles von langer Hand geplant wurde. Also, dass es sich nicht um viele Einzelfilme, sondern um eine zusammenhängende Geschichte handelt, die in den vergangenen Jahren in vielen Filmen erzählt wurde.
Auch später, beim Schlusskampf, gibt es zahlreiche Momente, die das Fanherz höher schlagen lassen. In dem Moment gibt es auch reichlich Action. Der in dunklen Bildern gehaltene Schlusskampf ist zu sehr eine lustlose Wiederholung des Endkampfs von „Infinity War“, um wirklich zu begeistern. Auch die anderen Actionszenen sind mehr Pflicht als Kür.
Insgesamt ist „Endgame“ ein ruhiger, fast schon kontemplativer und meditativer Film, in dem die verbliebenen Avengers vor allem ausführlich trauern und an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifeln.
Die verbliebene Hälfte der Menschheit ist ebenfalls auch Jahre nach der Tat von Thanos immer noch in einer kollektiven Schockstarre ist. Die Welt sieht fünf Jahre nach der Katastrophe aus, als sei sie gestern gewesen.
‚Captain Marvel‘ Carol Danvers (Brie Larson), die erst vor wenigen Wochen mit ihrem eigenen Film als „mächtigste Figur im Marvel Cinematic Universe“ (Produzent Kevin Feige) etabliert wurde, ist in „Endgame“ auch dabei. Aber ihre wenigen Auftritte sind kurz und, ausgehend von der geschürten Erwartung, dass sie die mächtigste Superheldin ist und von Nick Fury (Samuel L. Jackson) gerufen wurde, um den Avengers beim Retten der Welt zu helfen, erstaunlich uninteressant. Die meiste Zeit rettet sie off-screen andere Welten.
Der Film selbst ist mit über drei Stunden der längste Marvel-Film bislang. Trotzdem vergeht die Zeit bis zum Abspann ziemlich schnell. In dem Moment geht eine Reise zu Ende. Die Verluste sind nicht so hoch, wie es zur Halbzeit aussah (Yep, nicht alle Avengers überleben) und es hat sich nicht so viel verändert, wie die Werbemaschine vorher versprach. Letztendlich ist das Universum nach dem Endgame nicht viel anders als vor dem Infinity War.
Und die nächsten Marvel-Filme sind schon, teils mit Titel und Startdatum, angekündigt.
Avengers: Endgame (Avengers: Endgame, USA 2019)
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely (basierend auf den Marvel-Comics von Stan Lee und Jack Kirby und dem Comic von Jim Starlin)
mit Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Brie Larson, Paul Rudd, Don Cheadle, Lupity Nyong’o, Karen Gillan, Josh Brolin, Tessa Thompson, Evangeline Lilly, Pom Klementieff, Tom Holland, Jon Favreau, Elizabeth Olsen, Dave Bautista, Sebastian Stan, Michelle Pfeiffer, Tilda Swinton, Gwyneth Paltrow, Chadwick Boseman, Danai Gurira, Winston Duke, Frank Grillo, Benedict Wong, Michael Douglas, Robert Redford, Paul Bettany, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Zoe Saldana, Samuel L. Jackson, Bradley Cooper (Stimme im Original) (hoffe, dass ich niemand vergessen habe)
Der Teufel in Blau (Devil in a blue dress, USA 1995)
Regie: Carl Franklin
Drehbuch: Carl Franklin
LV: Walter Mosley: Devil in a blue dress, 1990 (Teufel in Blau)
Los Angeles, 1948: Amateurdetektiv Easy Rawlins soll Daphne finden. Aber Daphne hat es faustdick hinter den Ohren.
Franklins gelungene Verfilmung von Mosley Debütroman. „Teufel in Blau“ ist ein Film Noir, der seine Vorbilder aus der Schwarzen Serie immer deutlich zitiert und damit immer zum gut gemachten, aber auch langweiligem Ausstattungskino tendiert.
Während Mosley in den USA regelmäßig neue Romane (auch mit Easy Rawlins) veröffentlich, sind die deutschen Verlage wieder ausgestiegen.
Mit Denzel Washington, Tom Sizemore, Jennifer Beals, Don Cheadle
LV: Elmore Leonard: Out of sight, 1996 (Zuckerschnute, Out of sight)
Auf der Flucht verbringt Jack Foley im Kofferraum einige Zeit mit Debputy U. S. Marshal Karen Sisco. Zwischen ihnen funkt es gewaltig. Als Jack in Detroit seinen letzten Coup plant, erscheint auch Karen auf der Bildfläche.
Hochgelobte und uneingeschränkt empfehlenswerte Elmore-Leonard-Verfilmung mit George Clooney, Jennifer Lopez, Ving Rhames, Don Cheadle, Dennis Farina, Luis Guzman
Von Elmore Leonards Homepage: “Out of Sight, like Get Shorty, was a totally happy film experience for Elmore. The Get Shorty production team and writer: Danny DeVitos Jersey Films and screenwriter Scott Frank, once again collaborated on an Elmore Leonard project. Jersey signed Steven Soderbergh to direct and he cast George Clooney and Jennifer Lopez in the lead roles. (…) Clooney and Lopez added considerable sizzle to Out of Sight. Steve Zahn is hilarious as a stoner car thief; Ving Rhames, Don Cheadle and Isaiah Washington are all deadly and cool. Albert Brooks was a pleasant surprise. He makes the most out of the Ripley character. It was Scott Frank who took Ripley, off-stage in the book, and made him a key character. After Scott finished his screenplay, Elmore disagreed with the Ripley move and the ´happy´ movie ending, but admitted he was right after seeing the finished film. Out of Sight has a great look thanks to Steven Soderberghís masterful direction and Scott Frank’s savvy script. The film was a critical success but a box office so-so because of an unfortunate summer release date.”
Über das schockierende Ende von „Avengers: Infinity War“ reden wir später. Beginnen wir mit dem Anfang des 150-minütigen Marvel-Films, der jetzt auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray erscheint.
Thanos, der Bösewicht, will seit Jahren und vielen, vielen Marvel-Filmen die Infinity-Steine besitzen. Wenn er alle sechs Steine hat, hat er die unbegrenzte Macht über das Universum und er kann gleich einmal die Hälfte aller Lebewesen auslöschen. Einfach so. In den vergangenen Jahren wurden Thanos und die Steine in ungefähr jedem Marvel-Film angesprochen. Auch wenn es nur in einer Szene im Abspann war.
Jetzt, auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden von Asgard, gelangt Thanos, „ein Despot von intergalaktischer Bösartigkeit“ (Presseheft), an den zweiten Infinitiy-Stein. Gleichzeitig tötet er Loki, der sich mal wieder als zuverlässig opportunistischer Schleimbeutel erweist. Sein Tod ist der erste in einer Reihe überraschender Toter. Lokis Bruder Thor und „Hulk“ Bruce Banner überleben die Begegnung mit Thanos. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg zur Erde. Dort sind nämlich sind zwei der Infinity-Steine. Und die Avengers, die sie verteidigen können, sind ebenfalls auf der Erde. Wenn es sie als einheitliche und kraftvolle Schutztruppe noch gäbe.
„Avengers: Infinity War“ ist selbstverständlich ein Film für die zahlreichen Fans, die in den vergangenen Jahren alle Marvel-Filme gesehen und oft liebevoll bis in die letzte Verwinkelung analysiert haben. Sie kennen alle Charaktere und ihre Vorgeschichte. Die Macher, die Regisseure Joe und Anthony Russo und die ebenfalls Marvel-erfahrenen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely nehmen sich daher keine Zeit, einen Charakter zu etablieren. Sie können gleich mit der Action beginnen und der Reihe nach all die alten bekannten Superhelden und die Guardians of the Galaxy auftreten lassen. Eigentlich fehlen nur Ant-Man und Hawkeye. Die sollen aber beim zweiten Teil von „Infinity War“ dabei sein. Der Film ist in Deutschland für den 25. April 2019 und in den USA für den 3. Mai 2019 angekündigt.
Die Story von „Avengers: Infinity War“ ist vor allem eine Vorbereitung auf das große Finale des Films, das zu einem großen Teil in Wakanda stattfindet.
Bis dahin spielt die Geschichte vor allem in der „Guardians of the Galaxy“-Welt auf Raumschiffen, fernen Planeten und, ab und zu, im Weltraum. Oder anders gesagt: in der Welt von Thanos und Thanos, grandios gespielt von Josh Brolin, hat in dem Film viel Leinwandzeit und auch ein nachvollziehbares Motiv für seine vollkommen wahnsinnigen Taten. Er ist im Marvel-Universum endlich einmal ein Bösewicht, der auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis bleibt . Man erfährt auch, warum er tut, was er tut.
Am Ende des Films, der strukturell die Mitte eines großen Films ist (also Minute 45 bei einem „Tatort“) besitzt Thanos alle Infinity-Steine und er benutzt sie sofort, um die Hälfte aller Lebewesen auszulöschen. Dazu gehören auch etliche der Superhelden, die uns in den vergangenen Jahren ans Herz wuchsen. Wer von den Avengers und den anderen Marvel-Helden in einer optisch und akustisch beklemmend inszenierten Sequenz stirbt, überrascht dann schon etwas. Falls sie – immerhin kann mit dem Zeitstein, der sich im Besitz von Doctor Strange befindet, die Zeit manipuliert werden – wirklich gestorben sind. So ist man am Ende durchaus beeindruckt von der Konsequenz, mit der Thanos agiert, aber man ist nicht wirklich schockiert und die Trauer über den Tod der vielen Superhelden hält sich in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis zum nächsten Film, in dem wir erfahren, wer nun wirklich gestorben ist.
Im langen Abspann gibt es keine Szene. Nach dem Abspann treffen wir dann Nick Fury.
Das Bonusmaterial auf der Blu-ray ist auf den ersten Blick erfreulich umfangreich geraten. Es gibt einen Audiokommentar von den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeelyden und Russo-Brüdern (die außerdem eine kurze Einleitung zum Film sprechen), mehrere Featurettes, die insgesamt über dreißig Minuten dauern, zehn Minuten zusätzliche Szenen (die, wie die sehr provisorischen Spezialeffekte zeigen, schon früh gestrichen worden und eine Szene mit ‚Happy Hogan‘ Jon Favreau [der im Film nicht auftaucht]) und, just for fun, zwei Minuten mit Pannen beim Dreh. Gerade die Featurettes enttäuschen. Sie sind, auch wenn das Ende des Films erwähnt und Bilder vom Finale gezeigt werden, reine Werbe-Featurettes, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Da helfen auch die großzügig eingestreuten ‚Behind the Scenes‘-Bilder nicht.
Avengers: Infinity War (Avengers: Infinity War, USA 2018)
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely
mit Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Chris Pratt, Tom Hiddleston, Gwyneth Paltrow, Benicio del Torro, Don Cheadle, Tom Holland, Zoe Saldana, Karen Gillan, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Idris Elba, Peter Dinklage, Benedict Wong, Pom Klementieff, Dave Bautista, Letitia Wright, Danai Gurira, William Hurt, Stan Lee, Samuel L. Jackson, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original)
–
Blu-ray
Walt Disney Studios Home Entertainment
Bild: 16:9 (1080p High Definition, 2.39:1)
Ton: Deutsch (Dolby Digital plus 7.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Französisch (Dolby Digital plus 7.1)
Bonusmaterial: Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo, Pannen vom Dreh, Zusätzliche Szenen, Featurettes (Neue Teams, Der wahnsinnige Titan, Über die Schlacht auf Titan, Über die Schlacht in Wakanda), Audiokommentar zum Film
Länge. 149 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
4K UHD Blu-ray mit identischem Bonusmaterial; DVD ohne Bonusmaterial
LV: Elmore Leonard: Out of sight, 1996 (Zuckerschnute, Out of sight)
Auf der Flucht verbringt Jack Foley im Kofferraum einige Zeit mit Debputy U. S. Marshal Karen Sisco. Zwischen ihnen funkt es gewaltig. Als Jack in Detroit seinen letzten Coup plant, erscheint auch Karen auf der Bildfläche.
Hochgelobte und uneingeschränkt empfehlenswerte Leonard-Verfilmung mit George Clooney, Jennifer Lopez, Ving Rhames, Don Cheadle, Dennis Farina, Luis Guzman
Von Elmore Leonards Homepage: “Out of Sight, like Get Shorty, was a totally happy film experience for Elmore. The Get Shorty production team and writer: Danny DeVitos Jersey Films and screenwriter Scott Frank, once again collaborated on an Elmore Leonard project. Jersey signed Steven Soderbergh to direct and he cast George Clooney and Jennifer Lopez in the lead roles. (…) Clooney and Lopez added considerable sizzle to Out of Sight. Steve Zahn is hilarious as a stoner car thief; Ving Rhames, Don Cheadle and Isaiah Washington are all deadly and cool. Albert Brooks was a pleasant surprise. He makes the most out of the Ripley character. It was Scott Frank who took Ripley, off-stage in the book, and made him a key character. After Scott finished his screenplay, Elmore disagreed with the Ripley move and the ´happy´ movie ending, but admitted he was right after seeing the finished film. Out of Sight has a great look thanks to Steven Soderberghís masterful direction and Scott Frank’s savvy script. The film was a critical success but a box office so-so because of an unfortunate summer release date.”
Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (USA 2009, Regie: Antoine Fuqua)
Drehbuch: Michael C. Martin
Hochkarätig besetzter Ensemblefilm über drei Polizisten, die versuchen in Brooklyn ihren Weg zu gehen: der eine wartet nur noch auf seine Pensionierung, der andere will einen Undercover-Einsatz beenden und muss dafür einen Freund verraten, der dritte will Geld für seine Familie besorgen und geht dafür über Leichen.
Die Geschichten mögen etwas zu sehr die bekannten Cop-Film-Klischees bedienen, aber insgesamt ist „Brooklyn’s Finest“ ein sehenswerter, vor Ort gedrehter Cop-Film und damit auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft.
mit Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Will Patton, Lili Taylor, Ellen Barkin, Brían F. O’Byrne, Michael K. Williams
Oscarprämiertes Episodendrama über die zufälligen Begegnungen von Menschen verschiedener Ethnien und Schichten in Los Angeles. Das alles zusammenhaltende Thema ist Rassismus.
2005 war das Jahr für Paul Haggis. Nachdem er jahrelang in Hollywood arbeitete, hatte er endlich seinen großen Durchbruch. Zuerst verfilmte Clint Eastwood sein Oscar-nominiertes Drehbuch „Million Dollar Baby“. Danach schrieb Haggis, wieder für Clint Eastwood, das ebenfalls Oscar-nominierte Drehbuch für „Letters from Iwo Jima“ und „Flags of our Fathers“, leistete gutbezahlte Arbeit an den Drehbüchern der beiden Daniel-Craig-Bond-Filme und erhielt für „L. A. Crash“ unter anderem den Oscar für das beste Original-Drehbuch und den besten Film. Auch sein zweiter Spielfilm „Im Tal von Elah“ überzeugte – jedenfalls die wenigen Menschen, die ihn im Kino gesehen haben.
Mit Sandra Bullock, Don Cheadle, Matt Dillon, Jennifer Esposito, Brandan Fraser, Terrence Howard, Chris „Ludacris“ Bridges, Thandia Newton, Ryan Phillippe, Larenz Tate, Michael Pena, William Fichtner
Wiederholung: Montag, 17. April, 01.15 Uhr (Taggenau!)
Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (USA 2009, Regie: Antoine Fuqua)
Drehbuch: Michael C. Martin
Hochkarätig besetzter Ensemblefilm über drei Polizisten, die versuchen in Brooklyn ihren Weg zu gehen: der eine wartet nur noch auf seine Pensionierung, der andere will einen Undercover-Einsatz beenden und muss dafür einen Freund verraten, der dritte will Geld für seine Familie besorgen und geht dafür über Leichen.
Die Geschichten mögen etwas zu sehr die bekannten Cop-Film-Klischees bedienen, aber insgesamt ist „Brooklyn’s Finest“ ein sehenswerter, vor Ort gedrehter Cop-Film und damit auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft.
mit Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Will Patton, Lili Taylor, Ellen Barkin, Brían F. O’Byrne, Michael K. Williams
Pilot Whip Whitaker rettet mit einem waghalsigen Manöver die Passagiere seiner Linienmaschine. Er wird als Held gefeiert. Aber bei der Untersuchung des Unglücks könnte auch herauskommen, dass Whip alkoholisiert flog.
„Flight“ ist in erster Linie ein zu lang geratenes, gut gespieltes, konventionelles Alkoholikerdrama, das mit einer spektakulären Bruchlandung garniert wird.
Fast alle aus den vorherigen Avengers-Filmen bekannten Charaktere sind wieder dabei. Ergänzt um einige Neuzugänge wie Black Panther und Spider Man, die in den kommenden Jahren im Marvel Cinematic Universe, der erzählerischen Klammer der Marvel-Filme, eine größere Rolle bekommen sollen. Einzelfilme inclusive.
Die Kloppereien sind gewohnt episch und dieses Mal kämpfen sie wieder gegeneinander. Der Grund dafür ist etwas kompliziert.
Nachdem bei ihren vorherigen Aktionen einiges zu Bruch ging und es auch etliche Kollateralschäden gab, sollen in „The First Avenger: Civil War“ die freischaffend und von niemandem kontrollierten Avengers unter eine UN/US-Aufsicht gestellt werden. Ihr Handeln soll kontrolliert werden. Sie sollen Befehlsempfänger werden. Dann dürfen sie weitermachen. Falls jemand von ihnen dieses Angebot ablehnt, so erklärt ihnen ihr künftiger Chef, General Ross, soll er als Gesetzloser verfolgt werden. Einige der Avengers halten das für eine gute Idee. Einige nicht.
Und dann gibt es noch die Bedrohung durch den Winter Soldier, einer im Ostblock hochgezüchteten Kampfmaschine, die in Wirklichkeit Bucky Barnes, der Jugendfreund von Captain America Steve Rogers ist. Captain America war immer das golden glänzende patriotisch-aufrechte Herz der USA. Zunächst kämpfte der All-American-Boy gegen Nazis. Später gegen andere, nicht minder böse Bösewichter.
Bucky wird, wenn ihm eine bestimmte Abfolge von Worten gesagt wird, zu einer eiskalten Killermaschine, die sich danach nicht an ihre Taten erinnert. Weil einige seiner Taten den Weltfrieden gefährden, sollen die Avengers ihn aufhalten. Tot oder lebendig.
Steve glaubt allerdings, dass Bucky unschuldig ist.
Und dann ist da noch Baron Zemo, ein geheimnisvoller Bösewicht, der den Winter Soldier für seine Ziele einspannen will. Er hat sogar ein sehr nachvollziehbares Motiv für seine Taten. Weil wir das erst am Ende von „Civil War“ erfahren, ist er bis dahin einfach nur ein gefährlicher Bösewicht, der im Film nur die Aufgabe hat, etwas Böses zu tun, damit die Avengers sich gegenseitig verkloppen. Wie in den anderen Marvel-Filmen ist auch in „Civil War“ der Bösewicht blass. Dabei hätten die Macher dieses Mal einen einprägsamen Bösewicht schaffen könne. Aber vielleicht darf Baron Zemo in einem weiteren Marvel-Film auftreten. Dann als vollwertiger Gegner der Avengers.
Im Mittelpunkt von „Civil War“ steht nämlich der episch ausgebreitete Kampf der Avengers gegeneinander und so flott, unterhaltsam und auch witzig der über zweistündige Film ist, so unbefriedigend ist die auch in diesem Superheldenfilm geführte Diskussion über Verantwortung, die kaum das Niveau einer gepflegten Kaffeekonversation erreicht. Anstatt sich in tiefere moralphilosophische Diskussion zu wagen, den Utilitarismus zu problematisieren, die Frage zu diskutieren, ob der Zweck die Mittel heiligt, ob man durch sein Handeln erst die Probleme schafft, die dann mühselig beseitigt werden müssen und über die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln zu reden, wird einfach, wieder einmal, auf Grundschulniveau erklärt, dass man tat, was man tun musste.
Nachdem das Thema in einem Gespräch abgehandelt wurde – der Film ist sowieso sehr redselig -, teilen sich die Avengers in zwei Gruppen auf, die in ihrer Zusammensetzung nie besonders glaubwürdig wirken. Da soll auf der einen Seite der egozentrische, niemand gehorchende Milliardär und notorische Unruhestifter Tony Stark (aka Iron Man) sich plötzlich zum fügsamen Befehlsempfänger wandeln, weil er nach dem Kampf gegen Ultron über sein Handeln nachdachte. Auf der anderen Seite steht der immer folgsame Soldat Captain America. Steve Rogers. Der niemals an seinen Vorgesetzten und der US-Regierung zweifelnde Befehlsempfänger, soll jetzt den Befehl verweigern. Er will nämlich keine Befehle von einer neu gegründeten, ihn und die Avengers beaufsichtigende und auch mit Aufträgen versehenden Behörde erhalten. Die könnte sich ja irren. Deshalb will er vollkommen unkontrolliert arbeiten. Das wirkt nie besonders glaubwürdig. Auch nicht durch die nachgeschobene Erklärung, dass er eigentlich nur seinem Jugendfreund helfen will.
Genauso bemüht wie die Begründung für die Teilung der Avengers in zwei sich bekämpfende Gruppen, ist dann der sich zwischen ihnen entwickelnde Kampf, der an ihrer Intelligenz und über mehrere Filme und gemeinsame Kämpfe gegen etliche Bösewichter gewachsene Freundschaft zweifeln lässt. Anstatt miteinander zu reden, wird sich gekloppt in einer niemals auch nur halbwegs glaubwürdigen, dafür unnötig verkomplizierten Geschichte, die eher pointillistisch nach ihren Schauwerten zusammengefügt ist. Wegen des Humors und dem durchgehend spielfreudigem Ensemble fällt das dann gar nicht so sehr auf.
Und als Berliner freut man sich über die zahlreichen Berlin-Aufnahmen, in denen die Gegend um das ICC und den Bundestag ausführlich und auch gut erkennbar gezeigt werden.
The First Avenger: Civil War(Captain America: Civil War, USA 2016)
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely
mit Chris Evans, Robert Downey Jr., Anthony Mackie, Sebastian Stan, Paul Rudd, Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Scarlett Johannsson, Don Cheadle, Chadwick Boseman, Paul Bettany, Emily VanCamp, Tom Holland, Daniel Brühl, Frank Grillo, William Hurt, Martin Freeman, Marisa Tomei, Stan Lee (selbstverständlich)
Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (USA 2009, Regie: Antoine Fuqua)
Drehbuch: Michael C. Martin
Hochkarätig besetzter Ensemblefilm über drei Polizisten, die versuchen in Brooklyn ihren Weg zu gehen: der eine wartet nur noch auf seine Pensionierung, der andere will einen Undercover-Einsatz beenden und muss dafür einen Freund verraten, der dritte will Geld für seine Familie besorgen und geht dafür über Leichen.
Die Geschichten mögen etwas zu sehr die bekannten Cop-Film-Klischees bedienen, aber insgesamt ist „Brooklyn’s Finest“ ein sehenswerter, vor Ort gedrehter Cop-Film und damit auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft.
mit Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Will Patton, Lili Taylor, Ellen Barkin, Brían F. O’Byrne, Michael K. Williams
Arte, 20.15 Hotel Ruanda (Südafrika/Großbritannien/Italien/Kanada 2004, Regie: Terry George)
Drehbuch: Keir Pearson, Terry George
Ruanda, 1994: Mitten während des Völkermordes der Hutu an den Tutsi versucht Paul Rusesabagina, Manager des in der Hauptstadt gelegenen 113-Zimmer Vier-Sterne-Luxushotels Les Milles Collines, den Hotelbetrieb aufrecht zu erhalten. Seine Gäste: Über 1200 Hutu und Tutsi, die um ihr Leben fürchten.
Starkes, auf wahren Ereignissen basierendes Drama.
„Ein überzeugender Film, dem der Balanceakt zwischen historischer Rekonstruktion und bewegender Erzählung souverän gelingt.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Don Cheadle, Sophie Okonedo, Nick Nolte, Joaquin Phoenix, Desmond Dube, David O’Hara Wiederholung: Freitag, 2. Oktober, 00.40 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „Hotel Ruanda“
Wikipedia über „Hotel Ruanda“ (deutsch, englisch)