Jason, Kimberly, Billy, Trini und Zack sind fünf Jugendliche in der verschlafenen All-American-Kleinstadt Angel Grove. Teils waren sie schon immer die Außenseiter. Teils haben sie es sich dank unüberlegter Aktionen so in der Schule verscherzt, dass sie jetzt zu den Außenseitern gehören und gemeinsam Nachsitzen müssen.
In einem stillgelegten Bergwerk entdecken sie fünf leuchtende Münzen, die ihnen übermenschliche Kräfte verleihen. Kräfte die sie, wie ihnen Zordon (Bryan Cranston als körperloses Bewusstsein in der Matrix des Raumschiffes) und der Cyborg Alpha 5 (der Sidekick des Films) erklären, zum Wohl der Menschheit einsetzen müssen.
Als erstes müssen sie gegen Rita Repulsa (Elizabeth Banks) kämpfen, die die Erde vernichten will.
Bevor die Power Rangers sich mit ihr kloppen und dabei Angel Grove einer Grundsanierung unterziehen, müssen sie unter der Führung des weißen Jason zu einer schlagkräftigen Truppe werden.
„Powers Rangers“ ist der neue Kinofilm mit den bekannten Seriencharakteren, die 1993 bei Fox Kids ihren ersten Auftritt hatten und seitdem, bei verschiedenen Sendern, im Kino, als Game und als Spielzeug, eine wahre Geldquelle für ihren Erfinder Haim Saban sind. Die Kinderserie läuft immer noch im TV. In Deutschland lief die Serie zuerst bei RTL und Super RTL und inzwischen bei Nickelodeon.
Der Kinofilm, der ebenfalls ein jüngeres, eher vorpubertäres Publikum anvisiert, soll jetzt der Auftakt zu einer von der TV-Serie unabhängigen Serie von Kinofilmen sein.
Regisseur Dean Israelite („Project Almanac“) erzählt in seinem zweiten Spielfilm die Origin-Geschichte der Power Rangers recht flott, ohne spürbaren Längen und Überraschungen, aber mit einem humoristischen Unterton, der einem verrät, dass niemand den SF-Trashfilm hundertprozentig ernst nimmt. Besonders Elizabeth Banks hatte erkennbar ihren Spaß als Rita Repulsa. Sie ist eine egomanische Over-the-Top-Bösewichtin, die aus irgendeiner fernen Sagenwelt (oder dem letzten „Flash Gordon“-Film) stammt und die vor allem kleine Kinder als spärlich bekleidete böse Hexe etwas erschrecken will.
Die Power Rangers selbst sind eine bunte Truppe, die keine gesellschaftliche Gruppe vernachlässigt und die sogar – das muss gesagt werden, weil die Macher die Szene in Interviews schon betonen, Malaysia sich (wie schon bei „Die Schöne und das Biest“ [läuft jetzt ungekürzt]) überlegt, wie sie mit dieser Szene umgehen können und man sie leicht überhören kann – eine lesbische Superheldin haben. Das ist für einen Major-Superheldenfilm eine Sensation, die sich darin äußert, dass bei einem Lagerfeuergespräch Yellow Ranger Trini gefragt wird, ob sie nicht „boyfriend problems“ sondern „girlfriend problems“ habe.
So lobenswert es ist, Jugendlichen zu erklären, dass sie sich nicht für ihre Gefühle während der Pubertät schämen müssen, so klein ist dann der Halbsatz, dem man schnell überhören und nicht in seiner ganzen Bedeutung erfassen kann. Die anderen Power Ranger fragen akzeptieren ihre Antwort ohne Nachfragen oder Irritationen. Für den restlichen Film ist Trinis Antwort ebenfalls unwichtig.
Abgesehen von dieser Bemerkung bleibt im Superheldenkosmos dann doch alles beim alten. Immer noch wird die Gruppe von einem weißen Jungen, dem Star des Football Teams, angeführt. Seine Befehle werden von den anderen ohne Diskussion befolgt. Es gibt den Nerd, die Schulschönheit, den Draufgänger und die Beobachterin. Das unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung und Gruppendynamik dann kaum von der ebenso bunt zusammengesetzte Besatzung der Original-“Raumschiff Enterprise“-Serie aus den sechziger Jahren.
Fünfzig Jahre später könnte sich auch im Superheldengenre endlich einmal eine Superheldengruppe unter der Führung eines Nicht-Weißen, vielleicht sogar einer Frau, vielleicht sogar einer Lesbe, zusammenfinden. Das wäre dann einmal etwas wirklich Neues.
Das große Finale, bei dem Angel Grove zerstört wird, Blech auf Blech prallt, das wolkenkratzergroße Goldmonster Goldar und seine Herrin Rita Repulsa dazwischen stehen und die Power Rangers und ihre Zords (Mischwesen aus prähistorischen Tieren und Maschine) sie angreifen, sieht dann wie ein herzhaftes Verwenden der Reste und Storyboards aus dem letzten „Transformers“-Film aus.
Produzent Haim Saban hat mit „Power Rangers“ ähnlich langlebige Pläne. Im „Variety“ hat er schon fünf Fortsetzungen angekündigt, die dann bis ungefähr 2030 im Kino gezeigt werden. Es gäbe nämlich einen sechs Filme umspannenden Handlungsbogen.
Ob es dazu kommt, wird sich demnächst an der Kinokasse entscheiden.
Power Rangers (Power Rangers; Saban’s Power Rangers, USA 2017)
Regie: Dean Israelite
Drehbuch: John Gatins (nach einer Geschichte von Matt Sazama, Burk Sharpless, Michele Mulroney und Kieran Mulroney)
mit Dacre Montgomery, Naomi Scott, RJ Cyler, Becky G, Ludi Lin, Bill Hader, Bryan Cranston, Elizabeth Banks
Länge: 124 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „Power Rangers“
Metacritic über „Power Rangers“