Neu im Kino/Filmkritik: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ startet die fünfte MCU-Phase

Februar 16, 2023

Beginnen wir mit dem für Marvel-Fans wichtigem Fazit: der neue MCU-Film ist deutlich gelungener als die Filme der sogenannten vierten Phase. Außerdem hat man am Ende von „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ eine Ahnung, um was es in den kommenden Filmen gehen könnte.

Und jetzt kommen wir zu den Details. Denn „besser als die vorherigen Film“ ist noch lange nicht so gut wie die besten Marvel-Filme. „Quantumania“ ist noch nicht einmal der beste Ant-Man-Film.

Scott Lang (Paul Rudd) ist Ant-Man. Mit einem speziellem Anzug kann er seine Körpergröße verändern und sich auf die Größe einer Ameise verkleinern. Mit diesem Anzug bekämpfte er in den ersten beiden Ant-Man-Filmen und weiteren MCU-Filmen erfolgreich Bösewichter.

Jetzt, in „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ lebt Scott ein beschauliches Leben. Er hat seine Biographie veröffentlicht. Sie ist ein Bestseller. Er lebt mit Hope Van Dyne, aka The Wasp (Evangeline Lilly), seiner achtzehnjährigen Tochter Cassie Lang (Kathryn Newton), die gerne im Keller forscht, dem Erfinder Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und seiner Frau Janet Van Dyne (Michelle Pfeiffer) zusammen und eigentlich ist alles perfekt.

Janet war dreißig Jahre im Quantenreich verschwunden. Das Quantenreich ist eine subatomare Welt in unserer Welt. Mit dem von Hank Pym entdecktem Pym-Partikel, das auch für die Technik des Anzugs von Ant-Man wichtig ist, und einigen technischen Apparaten kann das Quantenreich betreten und verlassen werden.

Als durch Experimente von Cassie ein Tor zum Quantenreich geöffnet wird, werden sie in das Quantenreich gezogen und voneinander getrennt. Vor ihrer Rückkehr müssen sie sich wieder finden. Gleichzeitig werden sie in den Kampf zwischen Kang und den ihn bekämpfenden Freiheitskämpfern hineingezogen.

Für Kang, den Eroberer (Jonathan Majors), ist das Quantenreich ein Gefängnis, aus dem er ohne den Zugriff auf Pym-Partikel nicht entkommen kann. Also machte er es zu seinem Reich. Gegen sein Terrorregime kämpfen die Freiheitskämpfer. Scott, Hope, Cassie, Hank und Janet, die Kang von früher kennt, werden sofort in diesen Kampf hineingezogen.

Das mag als Inhaltsbeschreibung ausreichen. Einerseits um nichts zu spoilen, andererseits weil es wirklich nicht viel mehr Story gibt und diese sich ziemlich gradlinig auf den finalen, episch langen, anscheinend nicht enden wollenden Kampf zubewegt. Damit hat „Quantumania“, im Gegensatz zu den vorherigen MCU-Filmen, eine nachvollziehbare Story mit einem klar identifizierbarem Bösewicht, der der Bösewicht bleibt, und einem Helden, der ihn bekämpft. Auch wenn der Held hier eine ganze Patchwork-Familie ist und Janet Van Dyne im Quantenreich knallhart die Führung übernimmt, während Ant-Man und Wasp doch erst einmal auf die Zuschauerränge verbannt werden. In dieser Welt sind sie halt hilfsbedürftige Greenhorns.

Janet dagegen kennt diese Welt wie ihre Poncho-Tasche. Sie trifft auf viele alte Bekannte, die ihr mehr oder weniger wohlgesonnen sind und sie kämpft sich ähnlich kaltschnäuzig wie Han Solo durch diese Welt.

Sowieso erinnert die Story in ihrem World-Building, dem Aussehen der gesichtslosen Fußtruppen des Bösewichts und den Beziehung der Hauptfiguren zueinander (wer will, kann während des Films eine Familienaufstellung der Familie Skywalker und der Familie Lang/Van Dyne machen) immer wieder an „Krieg der Sterne“ (Star Wars). Und auch an die Inspirationen für „Star Wars“, wie „Flash Gordon“ und den von „Tarzan“-Erfinder Edgar Rice Burroughs erfundenen „John Carter vom Mars“.

Aber während die Welten in diesen Space Operas meist, wie es sein soll, strahlend hell sind, ist in „Quantumania“ das Quantenreich eine meist dunkle Welt, die fast vollständig am Computer entstanden ist. Da ist Dunkelheit ein probates Mittel, um Zeit und Geld zu sparen und um die Qualität der CGI-Effekte zu verschleiern.

Diese sind, was vor allem im Vergleich zu „Avatar: The Way of Water“ auffällt, erstaunlich schlecht. Während in James Camerons Film alles am hellichten Tag spielt, alles gut erkennbar ist und die Welt wie eine reale Welt aussieht, ist in Peyton Reeds neuem Ant-Man-Film fast nichts erkennbar. Das Quantenreich besteht aus einigen Farbtupfern und viel Dunkelheit. Von dem Quantenreich ist wenig zu sehen. Die Actionszenen wirken wie eine lieblose Wiederverwertung aus anderen SF-Filmen wirken. Die Abläufe sind kaum nachvollziehbar, weil man im Dunkeln einfach nichts sieht.

Die Fähigkeit von Ant-Man, sich auf Ameisengröße zu verkleinern und zu vergrößern ist hier nur noch ein für die Story unwichtiger Gimmick. In den Actionszenen kann Scott sich in Sekundenbruchteilen verkleinern und vergrößern und so seine Gegner überraschen und schlagen. Das ist schon bei der zweiten Schlägerei langweilig.

Etliche dieser Probleme sind Probleme, die Marvel-typisch sind. Aber immerhin ist der Film, der weitgehend als Einzelfilm konzipiert ist, deutlich unterhaltsamer als die Filme der vorherigen MCU-Phase. Und, im Gegensatz zur konfusen vierten MCU-Phase ist in „Quantumania“ der Beginn eines erzählerischen Bogens erkennbar, der für mehrere Filme tragfähig ist. Der Bösewicht Kang, der einfach nur böse sein will, bleibt länger im Gedächnis als die meisten anderen Marvel-Bösewichter. Er will diese und alle anderen möglichen Welten vernichten. Er soll der neue Thanos sein. Das war, zur Erinnerung, der Bösewicht in der drei MCU-Phasen umspannenden Infinity-Saga, die mit „Avengers: Endgame“ ihren grandiosen Abschluss fand.

Die Marvel-Helden müssen Kangs Pläne durchkreuzen. Ob sie in den nächsten Filmen gegen diesen oder einen anderen Kang kämpfen – wir sind inzwischen ja im Multiversum, in dem es auch verschiedene Spider-Men gibt und kein Tod endgültig ist – ist egal.

P. S.: Es gibt zwei Abspannszenen. Eine ziemlich am Anfang, eine am Ende.

Ant-Man and the Wasp: Quantumania (Ant-Man and the Wasp: Quantumania, USA 2023)

Regie: Peyton Reed

Drehbuch: Jeff Loveness

LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby

mit Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Jonathan Majors, Kathryn Newton, David Dastmalchian, Katy O’Brian, William Jackson Harper, Bill Murray

Länge: 125 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“

Metacritic über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“

Rotten Tomatoes über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“

Wikipedia über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man“ (Ant-Man, USA 2015)

Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man and The Wasp“ (Ant-Man and The Wasp, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: „Avengers: Endgame“ im Kampf um die Klunker, das Universum und den ganzen Rest

April 24, 2019

Nachdem die Fans in den vergangenen Monaten jedes Standfoto und Bild aus den verschiedenen Trailern vorwärts und rückwärts analysierten und mit wilden Vermutungen garnierten, wie denn nun das „Endgame“ der Avengers endet und die Vorverkaufszahlen astronomisch sind, läuft der Superheldenfilm jetzt in unseren Kinos an. Der US-Start ist erst am 26. April. Die Prognosen für das weltweite Einspielergebnis liegen aktuell für das Startwochenende bei 850 bis 900 Millionen US-Dollar. In den USA wird damit gerechnet, dass „Endgame“ am Startwochenende mehr einspielt als der vorherige Avengers-Film „Infinity War“. Und der spielte über 257 Millionen US-Dollar ein. Die meisten Prognosen liegen bei über 270 Millionen US-Dollar, einige sogar bei über 300 Millionen US-Dollar. Etliche US-Kinos werden den Film, um die Nachfrage zu befriedigen, mehrere Tage ohne Unterbrechung zeigen. Damit dürfte „Endgame“ „Infinity War“ in vielen Listen auf den zweiten Platz verdrängen. Schon bevor ein Zuschauer den Film gesehen hat, gehört der Film zu den erfolgreichsten Filmen. An der Kinokasse.

Der Film ist der 22. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU). Er ist der lange angekündigte und vorbereitete Höhepunkt und das Ende der bisherigen Marvel-Filme. Es begann 2008 mit „Iron Man“, der im Kino ein Überraschungserfolg und der Beginn des Marvel Cinematic Universe war. In den nächsten Filmen wurden verschiedene, aus Comics bekannte Marvel-Helden vorgestellt. Sie traten auch in anderen MCU-Filmen auf. So entstand schnell über die wiederkehrenden Figuren der Eindruck, dass die Filme miteinander zusammen hängen. Auch wenn der Auftritt manchmal nur kurz war. Im vierten MCU-Film „Thor“ wurden erstmals die Infinity-Steine erwähnt. Diese sechs Steine entstanden aus den Singularitäten, die vor der Entstehung des Universums existierten. Mit jedem Stein kann man einen grundlegenden Aspekt des Universums manipulieren. Wer alle Steine besitzt, kann das Universum vernichten. Damit das nicht geschieht, wurden sie vor Ewigkeiten an verschiedenen Orten im Universum versteckt. Thanos will sie alle haben und, weil Thanos das Universum vor der Überbevölkerung retten will, will er mit Hilfe der Steine die Hälfte allen Lebens auslöschen. Mit einem Fingerschnippen. In „Avengers: Infinity War“, dem ersten Teil des großen Finales, kämpften all die aus den vorherigen Superheldenfilmen bekannten Charaktere gegen Thanos. Sie verloren den Kampf. Thanos vernichtete die Hälfte von allem Leben – und etliche Superhelden zerfielen zu Staub.

Schon damals schrieb ich über das schockierende Ende, dass ich einige Tote seltsam fand. So starben unter anderem Dr. Strange und Spider-Man, die gerade in neuen Filmen als Superhelden etabliert wurden, während Captain America und Iron Man, die von Anfang an dabei waren, überlebten.

Vor dem Filmstart unkte ich noch herum, wie unsere tapferen Superhelden die Welt retten und wer wirklich stirbt. Meine Vermutung lag ziemlich nah an der Filmgeschichte und daher wäre sie ein Spoiler.

Aber soviel kann verraten werden, – auch weil man es durch die Trailer, die Besetzungsliste und verschiedene Gerüchte über kommende Filme (Ja, es gibt einen weiteren „Guardians of the Galaxy“-Film und James Gunn ist wieder als Regisseur an Bord. Ja, es gibt den schon lange erwarteten „Black Widow“-Film; der soll allerdings 2005 und damit vor „Iron Man“ spielen), schon ahnt: ungefähr alle aus den bisherigen Filmen bekannten und beliebten Charaktere sind wieder dabei. Teilweise nur mit Mini-Auftritten, teilweise sogar ohne Dialog.

Die Filmgeschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende von „Infinity War“. Die überlebenden Helden treffen sich auf der Erde und sie können Thanos sogar besiegen. Dummerweise hat er die Steine vernichtet. Damit kann seine Tat nicht rückgängig gemacht werden. Bis, fünf Jahre später, Ant-Man eine verwegene Idee hat: wenn sie in der Zeit zurückreisen zu Zeitpunkten, an denen sie wussten, wo die Steine sind, können sie sie holen und Thanos‘ Tat ungeschehen machen. „Captain America“ Steve Rogers (Chris Evans), „Iron Man“ Tony Stark (Robert Downey Jr.), „Black Widow“ Natasha Romanoff (Scarlett Johansson), „Hulk“ Bruce Banner (Mark Ruffalo, jetzt als großer Teddybär), „War Hammer“ James Rhodes (Don Cheadle), Thor (Chris Hemsworth, im Lebowski-Modus, allerdings nicht so cool), Nebula (Karen Gillan), „Hawkeye“ Clint Barton (Jeremy Renner, mit gruseliger Frisur), „Ant-Man“ Scott Lang (Paul Rudd, zurück aus der subatomaren Dimension) und Rocket (im Original mit der Stimme von Bradley Cooper) machen sich auf den Weg in die Vergangenheit.

Mit dieser Zeitreiseidee können die MCU-erfahrenen Regisseure Anthony und Joe Russo alle bekannten Charaktere auftreten lassen, ohne dass die Besetzungsliste eine Spoilerliste ist. Gleichzeitig können sie wichtige Szenen aus den älteren Filmen aus einer anderen Perspektive zeigen, einige Überraschungen einbauen und das Gefühl vermitteln, dass wirklich alles von langer Hand geplant wurde. Also, dass es sich nicht um viele Einzelfilme, sondern um eine zusammenhängende Geschichte handelt, die in den vergangenen Jahren in vielen Filmen erzählt wurde.

Auch später, beim Schlusskampf, gibt es zahlreiche Momente, die das Fanherz höher schlagen lassen. In dem Moment gibt es auch reichlich Action. Der in dunklen Bildern gehaltene Schlusskampf ist zu sehr eine lustlose Wiederholung des Endkampfs von „Infinity War“, um wirklich zu begeistern. Auch die anderen Actionszenen sind mehr Pflicht als Kür.

Insgesamt ist „Endgame“ ein ruhiger, fast schon kontemplativer und meditativer Film, in dem die verbliebenen Avengers vor allem ausführlich trauern und an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifeln.

Die verbliebene Hälfte der Menschheit ist ebenfalls auch Jahre nach der Tat von Thanos immer noch in einer kollektiven Schockstarre ist. Die Welt sieht fünf Jahre nach der Katastrophe aus, als sei sie gestern gewesen.

‚Captain Marvel‘ Carol Danvers (Brie Larson), die erst vor wenigen Wochen mit ihrem eigenen Film als „mächtigste Figur im Marvel Cinematic Universe“ (Produzent Kevin Feige) etabliert wurde, ist in „Endgame“ auch dabei. Aber ihre wenigen Auftritte sind kurz und, ausgehend von der geschürten Erwartung, dass sie die mächtigste Superheldin ist und von Nick Fury (Samuel L. Jackson) gerufen wurde, um den Avengers beim Retten der Welt zu helfen, erstaunlich uninteressant. Die meiste Zeit rettet sie off-screen andere Welten.

Der Film selbst ist mit über drei Stunden der längste Marvel-Film bislang. Trotzdem vergeht die Zeit bis zum Abspann ziemlich schnell. In dem Moment geht eine Reise zu Ende. Die Verluste sind nicht so hoch, wie es zur Halbzeit aussah (Yep, nicht alle Avengers überleben) und es hat sich nicht so viel verändert, wie die Werbemaschine vorher versprach. Letztendlich ist das Universum nach dem Endgame nicht viel anders als vor dem Infinity War.

Und die nächsten Marvel-Filme sind schon, teils mit Titel und Startdatum, angekündigt.

Avengers: Endgame (Avengers: Endgame, USA 2019)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely (basierend auf den Marvel-Comics von Stan Lee und Jack Kirby und dem Comic von Jim Starlin)

mit Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Brie Larson, Paul Rudd, Don Cheadle, Lupity Nyong’o, Karen Gillan, Josh Brolin, Tessa Thompson, Evangeline Lilly, Pom Klementieff, Tom Holland, Jon Favreau, Elizabeth Olsen, Dave Bautista, Sebastian Stan, Michelle Pfeiffer, Tilda Swinton, Gwyneth Paltrow, Chadwick Boseman, Danai Gurira, Winston Duke, Frank Grillo, Benedict Wong, Michael Douglas, Robert Redford, Paul Bettany, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Zoe Saldana, Samuel L. Jackson, Bradley Cooper (Stimme im Original) (hoffe, dass ich niemand vergessen habe)

Länge: 182 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Avengers: Endgame“

Metacritic über „Avengers: Endgame“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Endgame“

Wikipedia über „Avengers: Endgame“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „Avengers: Infinity War“ (Avengers: Infinity War, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: „Ant-Man and The Wasp“ und noch einige andere Persönlichkeiten hängen lässig im Marvel-Kosmos ab

Juli 27, 2018

Als Ex-Einbrecher Scott Lang (Paul Rudd) gemütlich in seiner Badewanne vor sich hin träumt, hat er plötzlich eine Vision. Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) spielt mit ihrer Tochter Hope Verstecken. Schockiert von der lebensechten Vision – immerhin ist Janet van Dyne seit Ewigkeiten in der Quanten-Ebene verschollen – ruft er Dr. Hank Pym (Michael Douglas) auf einer geheimen Telefonnummer an.

Pym ist mit seiner Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly), die ihre Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat, untergetaucht. Er ist ein genialer Quantenphysiker, der das Pym-Partikel entdeckte. Damit kann er seine Größe verändern und er hat, wie es sich für einen Superhelden gehört, Superkräfte. Er war der erste Ant-Man. Zusammen mit seiner Frau Janet van Dyne, der originalen Wasp, kämpften sie als Ameise und Wespe gegen Bösewichter. Bei der Sabotage einer in Richtung USA fliegenden Nuklearrakete verhinderte sie die Katastrophe, indem sie in die subatomare Welt der Quanten-Ebene ging, aus der es keinen Weg zurück zur normalen Größe gibt. Seitdem sucht Pym nach einem Weg, seine Frau wieder zurückzuholen.

Scott hat nach seiner Aktion in Deutschland mit den Avengers (siehe „The First Avenger: Civil War“), die ein Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen war, einen zweijährigen Hausarrest aufgebrummt bekommen. Der läuft in einigen Tagen an. Wenn er sich gut benimmt. In seinem Haus.

Und genau das ist nach seinem Anruf fast unmöglich. Pym und Hope glauben, dass Scott eine besondere Verbindung zu Janet van Dyne hat, die sie zu ihr führen kann. Damit das auf der technischen Seite gelingt, müssen sie von dem Schwarzmarkthändler Sonny Burch (Walton Goggins) nur noch ein wichtiges Teil kaufen. Bei dem Kauf geht einiges schief und Ava, aka Ghost (Hannah John-Kamen) kann nach einem Kampf mit dem Teil entkommen. Notgedrungen muss Pym seinen früheren Arbeitskollegen Bill Foster (Laurence Fishburne) um Hilfe bitten.

Immerhin funktioniert der Größenwechsel inzwischen (normalerweise) so gut, dass Pym, Hope (aka The Wasp) und Scott (aka Ant-Man) sich, ihre Fahrzeuge und Pyms in einem unscheinbaren Haus untergebrachte hochmoderne Labor in Sekundenbruchteilen vergrößern und verkleinern können. Verkleinert hat der mehrstöckige Büroblock die Größe eines handelsüblichen Koffers. Diesen Größenwechsel machen sie im Film so oft und so lässig, dass man sich schnell fragt, warum sich nicht irgendjemand in San Franciso über die plötzlich auftauchenden und verschwinden Fahrzeuge und Häuser wundert.

Die Filmgeschichte selbst ist eine Entschuldigung, um zwei Stunden mit den vielen aus dem ersten „Ant-Man“-Film bekannten und einigen neuen, durchgehend netten Charakteren abzuhängen. Schon in den vorherigen Marvel-Filmen waren die Bösewichter oft der uninteressanteste Teil des Films. Man wusste kaum etwas über sie, erfuhr wenig über ihre Pläne und erinnerte sich nach dem Abspann kaum noch an sie. In „Ant-Man and The Wasp“ gibt es keine Bösewichter mehr. ‚Ghost‘ Ava ist eine getriebene Seele, die schon bei ihrem ersten Auftritt erkennbar eine gequälte, nach Erlösung suchende Frau ist. Sonny Burch ist zwar ein skrupelloser Schwarzmarkthändler, aber als Nebenfigur so überzeichnet, dass er als netter Kerl erscheint. Und Foster ist ein väterlicher Freund für Ava, der auch seinem Erzfeind Pym hilft. Eigentlich ist der Kontrollfanatiker Pym sogar die Hauptfigur des Films. Er will seine Frau retten. Für ihn geht es wirklich um etwas. Seine Tochter und Scott helfen ihm dabei. Und ihnen helfen Scotts Verbrecherkumpels, die inzwischen die Sicherheitsfirma „X-Con Security“ gegründet haben.

Wie schon der erste „Ant Man“-Film ist „Ant-Man and The Wasp“ im Marvel-Universum ein kleines Abenteuer. Einerseits weil Ameisen und Wespen normalerweise sehr kleine Tiere sind (die im Film auch riesig werden können). Andererseits weil die Zerstörungsorgie hier doch ziemlich klein ausfällt. Auch wenn etliche Autos geschrottet werden.

Es gibt, wie schon im ersten „Ant-Man“-Film, eine Menge Humor. Die Tricks sind gewohnt gut und die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt.

Obwohl Peyton Reeds zweiter „Ant-Man“-Film zum Marvel Cinematic Universe gehört, ist er ein vollständig eigenständiger Film, den man versteht, ohne irgendeinen der anderen MCU-Filme gesehen haben zu müssen. Es gibt auch keine auffälligen und erklärungsbedürftigen Verbindungen zum MCU.

Der nächste MCU-Film „Captain Marvel“ ist für März 2019 angekündigt.

Am 3. Oktober 2018 läuft „Venom“ (mit Tom Hardy) an. Der Marvel-Film gehört nicht zum MCU. An der Qualität und dem Kassenerfolg dürfte das nichts ändern.

Ant-Man and The Wasp (Ant-Man and The Wasp, USA 2018)

Regie: Peyton Reed

Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers, Paul Rudd, Andrew Barrer, Gabriel Ferrari

LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby

mit Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Michael Peña, Randall Park, Laurence Fishburne, Judy Greer, Tip ‚T. I.‘ Harris, Hannah John-Kamen, David Dastmalchian, Bobby Cannavale, Abby Ryder Fortson, Stan Lee

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Moviepilot über „Ant-Man and The Wasp“

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Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man“ (Ant-Man, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „Sausage Party – Es geht um die Wurst“ – und Kinder müssen draußen bleiben

Oktober 6, 2016

Erinnern Sie sich noch an „Fritz the Cat“? Das war vor über vierzig Jahren ein Trickfilm, der damals mühelos eine FSK-18-Freigabe erhielt. Heute ist er zwar „frei ab 16 Jahren“, aber das ändert nichts daran, dass der Film in jeder Sekunde und in ungefähr jedem Bild, auch wenn eine Katze im Mittelpunkt steht, explizit ist.

Sausage Party – Es geht um die Wurst“, der neue Film von Seth Rogen und Evan Goldberg, ist jetzt der erste Computeranimationsfilm, der in den USA ein R-Rating erhielt, was sich vor allem aufgrund der Sprache und einer vollkommen unvermittelt kommenden Orgie am Filmende, die dem Begriff „Food Porn“ eine neue Bedeutung verleiht, erklärt.

In dem Trickfilm können Lebensmittel, also die industriell hergestellten Brötchen und Würste, die es nur in hygienisch ultrasauberen US-amerikanischen Supermärkten gibt, sprechen. Sie bandeln miteinander an, lieben und hassen sich und freuen sich, nachdem sie gekauft wurden, vor den Toren des Supermarktes in dem versprochenen Himmel miteinander vereint zu werden. Da erfahren sie von einem zurückgegebenem Lebensmittel, dass draußen nicht der Himmel, sondern die Hölle aus sie wartet. Sie werden – Überraschung! Bzw. was haben sie sich sonst unter Vereinigung vorgestellt? – beschnitten, in die Pfanne geworfen, gebrutzelt und gegessen.

Eine richtige Story hat „Sausage Party“ nicht und die Filmidee trägt höchstens über die Länge eines TV-Sketches. Da helfen dann auch die zahlreichen sexuellen Anspielungen und Anzüglichkeiten – die Wurst Frank will von dem Brötchen Brenda, ähem, umschlungen werden – nicht weiter.

Und, siehe „Fritz the Cat“, subversiv ist bei der „Sausage Party“ nichts mehr. Es ist ein Kindergeburtstag mit Zoten, Stereotypen, nerviger Musik, schlechtem Essen und ohne Alkohol.

sausage-party-plakat

Sausage Party – Es geht um die Wurst (Sausage Party, USA 2016)

Regie: Conrad Vernon, Greg Tiernan

Drehbuch: Seth Rogen, Evan Goldberg, Kyle Hunter, Ariel Shaffir (nach einer Geschichte von Seth Rogen, Evan Goldberg und Jonah Hill)

mit (im Original den Stimmen von) Seth Rogen, Jonah Hill, Michael Cera, Kristen Wiig, Salma Hayek, Danny McBride, Edward Norton, David Krumholtz, Bill Hader, Craig Robinson, Nick Krill, James Franco, Paul Rudd

Länge: 89 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

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Neu im Kino/Filmkritik: „The First Avenger: Civil War“ – mal wieder munteres Superheldengekloppe

April 28, 2016

Fast alle aus den vorherigen Avengers-Filmen bekannten Charaktere sind wieder dabei. Ergänzt um einige Neuzugänge wie Black Panther und Spider Man, die in den kommenden Jahren im Marvel Cinematic Universe, der erzählerischen Klammer der Marvel-Filme, eine größere Rolle bekommen sollen. Einzelfilme inclusive.

Die Kloppereien sind gewohnt episch und dieses Mal kämpfen sie wieder gegeneinander. Der Grund dafür ist etwas kompliziert.

Nachdem bei ihren vorherigen Aktionen einiges zu Bruch ging und es auch etliche Kollateralschäden gab, sollen in „The First Avenger: Civil War“ die freischaffend und von niemandem kontrollierten Avengers unter eine UN/US-Aufsicht gestellt werden. Ihr Handeln soll kontrolliert werden. Sie sollen Befehlsempfänger werden. Dann dürfen sie weitermachen. Falls jemand von ihnen dieses Angebot ablehnt, so erklärt ihnen ihr künftiger Chef, General Ross, soll er als Gesetzloser verfolgt werden. Einige der Avengers halten das für eine gute Idee. Einige nicht.

Und dann gibt es noch die Bedrohung durch den Winter Soldier, einer im Ostblock hochgezüchteten Kampfmaschine, die in Wirklichkeit Bucky Barnes, der Jugendfreund von Captain America Steve Rogers ist. Captain America war immer das golden glänzende patriotisch-aufrechte Herz der USA. Zunächst kämpfte der All-American-Boy gegen Nazis. Später gegen andere, nicht minder böse Bösewichter.

Bucky wird, wenn ihm eine bestimmte Abfolge von Worten gesagt wird, zu einer eiskalten Killermaschine, die sich danach nicht an ihre Taten erinnert. Weil einige seiner Taten den Weltfrieden gefährden, sollen die Avengers ihn aufhalten. Tot oder lebendig.

Steve glaubt allerdings, dass Bucky unschuldig ist.

Und dann ist da noch Baron Zemo, ein geheimnisvoller Bösewicht, der den Winter Soldier für seine Ziele einspannen will. Er hat sogar ein sehr nachvollziehbares Motiv für seine Taten. Weil wir das erst am Ende von „Civil War“ erfahren, ist er bis dahin einfach nur ein gefährlicher Bösewicht, der im Film nur die Aufgabe hat, etwas Böses zu tun, damit die Avengers sich gegenseitig verkloppen. Wie in den anderen Marvel-Filmen ist auch in „Civil War“ der Bösewicht blass. Dabei hätten die Macher dieses Mal einen einprägsamen Bösewicht schaffen könne. Aber vielleicht darf Baron Zemo in einem weiteren Marvel-Film auftreten. Dann als vollwertiger Gegner der Avengers.

Im Mittelpunkt von „Civil War“ steht nämlich der episch ausgebreitete Kampf der Avengers gegeneinander und so flott, unterhaltsam und auch witzig der über zweistündige Film ist, so unbefriedigend ist die auch in diesem Superheldenfilm geführte Diskussion über Verantwortung, die kaum das Niveau einer gepflegten Kaffeekonversation erreicht. Anstatt sich in tiefere moralphilosophische Diskussion zu wagen, den Utilitarismus zu problematisieren, die Frage zu diskutieren, ob der Zweck die Mittel heiligt, ob man durch sein Handeln erst die Probleme schafft, die dann mühselig beseitigt werden müssen und über die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln zu reden, wird einfach, wieder einmal, auf Grundschulniveau erklärt, dass man tat, was man tun musste.

Nachdem das Thema in einem Gespräch abgehandelt wurde – der Film ist sowieso sehr redselig -, teilen sich die Avengers in zwei Gruppen auf, die in ihrer Zusammensetzung nie besonders glaubwürdig wirken. Da soll auf der einen Seite der egozentrische, niemand gehorchende Milliardär und notorische Unruhestifter Tony Stark (aka Iron Man) sich plötzlich zum fügsamen Befehlsempfänger wandeln, weil er nach dem Kampf gegen Ultron über sein Handeln nachdachte. Auf der anderen Seite steht der immer folgsame Soldat Captain America. Steve Rogers. Der niemals an seinen Vorgesetzten und der US-Regierung zweifelnde Befehlsempfänger, soll jetzt den Befehl verweigern. Er will nämlich keine Befehle von einer neu gegründeten, ihn und die Avengers beaufsichtigende und auch mit Aufträgen versehenden Behörde erhalten. Die könnte sich ja irren. Deshalb will er vollkommen unkontrolliert arbeiten. Das wirkt nie besonders glaubwürdig. Auch nicht durch die nachgeschobene Erklärung, dass er eigentlich nur seinem Jugendfreund helfen will.

Genauso bemüht wie die Begründung für die Teilung der Avengers in zwei sich bekämpfende Gruppen, ist dann der sich zwischen ihnen entwickelnde Kampf, der an ihrer Intelligenz und über mehrere Filme und gemeinsame Kämpfe gegen etliche Bösewichter gewachsene Freundschaft zweifeln lässt. Anstatt miteinander zu reden, wird sich gekloppt in einer niemals auch nur halbwegs glaubwürdigen, dafür unnötig verkomplizierten Geschichte, die eher pointillistisch nach ihren Schauwerten zusammengefügt ist. Wegen des Humors und dem durchgehend spielfreudigem Ensemble fällt das dann gar nicht so sehr auf.

Und als Berliner freut man sich über die zahlreichen Berlin-Aufnahmen, in denen die Gegend um das ICC und den Bundestag ausführlich und auch gut erkennbar gezeigt werden.

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The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War, USA 2016)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely

mit Chris Evans, Robert Downey Jr., Anthony Mackie, Sebastian Stan, Paul Rudd, Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Scarlett Johannsson, Don Cheadle, Chadwick Boseman, Paul Bettany, Emily VanCamp, Tom Holland, Daniel Brühl, Frank Grillo, William Hurt, Martin Freeman, Marisa Tomei, Stan Lee (selbstverständlich)

Länge: 148 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „The First Avenger: Civil War“

Metacritic über „The First Avenger: Civil War“

Rotten Tomatoes über „The First Avenger: Civil War“

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Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Die europäische Pressekonferenz mit dem Avengers-Team, Kevin Feige, Anthony und Joe Russo


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „Ant-Man“ – Marvels kleinster Held

Juli 23, 2015

Das ist wohl die Marvel-Version von einem kleinem Film. Und das liegt nicht an der Größe des Superhelden, der mit einem Anzug auf die Größer einer Ameise (daher auch der Titel „Ant-Man“) schrumpfen kann, sondern an der, nach dem Riesen-“Avengers: Age of Ultron“-Remidemmi kleinen und überschaubaren Geschichte.
Scott Lang (Paul Rudd) will nach einem Gefängnisaufenthalt nur noch ein ehrliches Leben führen und sich mit seiner Frau Maggie (Judy Greer) und seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) aussöhnen. Maggie hat dummerweise einen neuen Liebhaber: den Polizisten Jim Paxton (Bobby Cannavale). Mit der Arbeit funktioniert es auch nicht wie geplant. Seine Einbrechertalente sind auf dem freien Arbeitsmarkt nicht gefragt und wenn seine Chefs erfahren, was er früher getan hat, ist er den Job los. Die Jobs, die ihm sein Freund Luis (Michael Peña, mal wieder grandios) anbietet, sind vor allem illegal. Trotzdem erklärt Lang sich bereit, bei einem Einbruch mitzumachen.
Kurz darauf wird er vom Hausherrn geschnappt. Es ist Dr. Hank Pym (Michael Douglas). Der Erfinder will Lang als neuen Ant-Man haben. Denn Pym hat sich mit seinem früheren Schützling Darren Cross (Corey Stoll) überworfen und Cross hat ihn aus seiner Firma Pym Technologies rausgedrängt. Jetzt steht Cross kurz vor dem Durchbruch bei seinen Forschungen für einen Ant-Man-Anzug: das Yellowjacket. Pym möchte das verhindern. Auch weil er weiß, welche seelischen Schäden das Verändern der Körpergröße hervorrufen kann. Also soll Lang das Yellowjacket aus der gut gesicherten Firmenzentrale von Pym Technologies klauen. Lang, Luis und ihre Freunde (nicht gerade Leuchten in ihrem Job) planen also, während einer Präsentation, den Anzug zu stehlen.
Marvel nennt „Ant-Man“ ihren Heist-Film. Aber letztendlich ist es ein Marvel-Film mit den typischen Vor- und Nachteilen, wie einem blassen Bösewicht (obwohl Corey Stoll sehr gehässig grinsen kann), einer teilweise arg plätschernden Story, einem gut aufgelegtem Cast und überzeugenden Action-Szenen. Es gibt einige Querverweise zu den anderen Marvel-Filmen, die – bis auf eine Kampfszene, die am Ende wieder aufgenommen wird – dieses Mal so nebenbei formuliert werden, dass sie auch als Scherz durchgehen können. Und es gibt in der schon erwähnten Kampfszene auch einen größeren Auftritt von einem aus den vorherigen Marvel-Filmen (ohne die „Guardians of the Galaxy“) bekannten Charakter. Damit werden, wie gewohnt, die anderen Geschichten etwas weiter erzählt und es wird gezeigt, dass auch dieser Film zu einem größeren Ganzen gehört. Und es gibt die bekannten Abspann-Sequenzen.
Dieses Mal gibt es sogar eine ordentliche Portion Humor. Allein schon die Idee eines auf Ameisengröße schrumpfenden Mannes und sein Training sind gut genug für einige Lacher in diesem immer bescheiden, um nicht zu sagen klein auftretenden Film.
Aber ein Heist-Film, auch wenn hier mehrmals eingebrochen wird, ist „Ant-Man“ nicht. Jedenfalls nicht mehr als ein James-Bond-Film. In einem klassischen Einbruchsfilm dreht sich alles um den Einbruch. Das Herzstück des Films ist die genaue Schilderung der Durchführung des Einbruchs. Die bekanntesten Heist-Filme sieht man sich wegen des Einbruchs an. In „Ant-Man“ sind die Einbrüche flott vorbei. Eigentlich wird nur der erste genauer geschildert, während die anderen Einbrüche sich vor allem auf die Action konzentrieren und wir kaum erfahren, was warum wie geklaut wird.
Die Action ist gewohnt spektakulär und gewinnt hier allein schon durch die Größe der Kämpfenden neue Dimensionen. So findet, weil die Kämpfenden auf Ameisengröße geschrumpft sind, ein Teil des Schlusskampfes in einem Kinderzimmer auf einer Modelleisenbahn statt. Die Zerstörung ist entsprechend überschaubar.
Seinen ersten Auftritt hatte Ant-Man Hank Pym 1962 in Band 27 der Comicreihe „Tales to Astonisch“ und er ist ein Mitglied der ursprünglichen Avengers. Pym hatte, so seine ursprüngliche Geschichte, eine Substanz entdeckt (das Pym-Partikel), die es ihm ermöglichte, seine Größe beliebig zu verändern und übermenschliche Kräfte zu haben, was in einem Gefecht vorteilhaft sein kann. Denn eine Ameise kann im Gefecht unverletzt hinter feindliche Linien gelangen und auch Gebäude infiltrieren. Das ist eine durchaus faszinierende Idee, über die man allerdings nicht zu lange nachdenken sollte, weil sie dann immer idiotischer wird. Und das würde einem den Spaß an diesem Film verderben.

Eine Comicversion

Pünktlich zum Filmstart erschien bei Panini Comics auch Robert Kirkmans („The Walking Dead“) „Ant-Man“-Version, die in den USA bereits 2007 erschien. Hier ist Ant-Man Eric O’Grady, ein kleiner S.H.I.E.L.D.-Soldat der unzuverlässigen Sorte. Zusammen mit seinem Freund Chris McCarthy soll er auf einem S.H.I.E.L.D.-Helicarrier (ein in der Luft schwebender Flugzeugträger) eine Tür bewachen. Weil sie allerdings nicht wissen, ob sie Leute am verlassen oder betreten des Raums hindern sollen, schlagen sie Dr. Hank Pym, der den Raum verlassen will, ohnmächtig, betreten den Raum und McCarthy probiert den Ant-Man-Anzug aus, was dazu führt, dass er auf Ameisengröße schrumpft und erst einmal tagelang durch die Station irrt. Bei einem Angriff von Hydra (den Bösewichtern) stirbt McCarthy und O’Grady schnappt sich den Anzug, den er fortan zum Beobachten von duschenden Frauen benutzt. Weil Shield befürchtet, dass der Anzug in die falschen Hände fällt (als sei er bei O’Grady in den richtigen), wird Mitch Carson, der auch ein guter Terminator wäre, beauftragt, O’Grady zu finden.
Robert Kirkmans Ant-Man ist eigentlich ein selbstbezogener Teenager, der außer Sex wenig im Kopf hat. Das ist im Superheldengenre ein witziger und respektloser Ansatz. Trotzdem sehen wir mehr seitenfüllende Kloppereien als nackte Frauen und O’Grady wird am Ende – und da verrate ich wohl kein großes Geheimnis – doch zu einem guten und ziemlich verantwortungsbewussten S.H.I.E.L.D.-Agenten. Kirkman erzählt in „Ant-Man“ eine ziemlich klassische Entwicklungsgeschichte, die, – für die Marvel-Fans -, vor und nach dem Civil War spielt.

Ant-Man - Plakat

Ant-Man (Ant-Man, USA 2015)
Regie: Peyton Reed
Drehbuch: Edgar Wright, Joe Cornish, Adam McKay, Paul Rudd (nach einer Geschichte von Edgar Wright und Joe Cornish)
LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber, Jack Kirby
mit Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Corey Stoll, Bobby Cannavale, Michael Peña, T. I., Wood Harris, Judy Greer, Abby Ryder Fortson, David Dastmalchian, Anthony Mackie, Hayley Atwell, John Slattery, Martin Donovan, Stan Lee
Länge: 117 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Kirkman - Ant-Man
Robert Kirkman (Autor)/Phil Hester/Cory Walker/Khary Randolph (Zeichner): Ant-Man Megaband
(übersetzt von Harald Gantzberg)
Panini, 2015
292 Seiten
28 Euro

Originalausgabe
The Irredeemable Ant-Man
Marvel, 2006/2007

enthält
Civil War: Choosing Sides (Dezember 2006)
The Irredeemable Ant-Man # 1 – 12 (Dezember 2006 – November 2007)
Amazing Fantasy (2004) 15 (Januar 2006)

Hinweise
Deutsche Facebook-Seite von Marvel
Englische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Ant-Man“
Moviepilot über „Ant-Man“
Metacritic über „Ant-Man“
Rotten Tomatoes über „Ant-Man“
Wikipedia über „Ant-Man“ (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Meine Gesamtbesprechung der ersten zehn „The Walking Dead“-Bände

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 11: Jäger und Gejagte“ (The Walking Dead Vol. 11: Fear the hunters)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 12: Schöne neue Welt“ (The Walking Dead Vol. 12: Life among them)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 13: Kein Zurück“ (The Walking Dead Vol. 13: Too far gone, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 14: In der Falle“ (The Walking Dead Vol. 14: No way out, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns “The Walking Dead 15: Dein Wille geschehe” (The Walking Dead Vol. 15: We find ourselves, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Eine größere Welt (Band 16)“ (The Walking Dead, Vol. 16: A larger world, 2012)

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Fürchte dich nicht (Band 17)“ (The Walking Dead, Vol. 17: Something to Fear, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Grenzen (Band 18)“ (The Walking Dead, Vol. 18: What comes after, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Auf dem Kriegspfad (Band 19)“ (The Walking Dead, Vol. 19: March to War, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Stefano Gaudiano/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Krieg – Teil 1 (Band 20)“ (The Walking Dead, Vol. 20: All Out War, Part One, 2014)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Tony Moore/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead – Die Cover, Volume 1“ (The Walking Dead: The Covers, Vol. 1, 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 1“ (USA 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 2“ (USA 2011/2012)

Meine Besprechung der TV-Serie “The Walking Dead – Staffel 3″ (USA 2013)

Kriminalakte: das Comic-Con-Panel zur TV-Serie

“The Walking Dead” in der Kriminalakte 

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Ryan Ottley (Zeichner)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 1“ (Haunt, Vol 1 – 5, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 2“ (Haunt, Vol. 6 – 12, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) “Haunt – Band 3″ (Haunt, Vol. 13 – 18, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Nick Spencer (Autoren)/Shawn Martinbroughs (Zeichner) „Dieb der Diebe: „Ich steige aus“ (Band 1)“ (Thief of Thieves # 1 – 7, 2012)

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“ und revolutioniert das Nachrichtenfernsehen zum Boulevard

Januar 30, 2014

Damit hat niemand gerechnet. Ron Burgundy ist zurück. Einige dürften ihn noch von seinem ersten Spielfilmauftritt „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ kennen. Da war er der Nachrichtensprecher eines Lokalsenders in San Diego und der ungekrönte König der Stadt, bis die junge Reporterin Veronica Corningstone kam, die nicht nur Ambitionen auf seinen Sprecherposten hatte, sondern ihm auch intellektuell haushoch überlegen war. Der tumbe Macho Burgundy und seine ebenso dummen Mitarbeiter kämpften mit allen Mitteln gegen sie, aber letztendlich konnten sie den Fortschritt nicht aufhalten und am Ende hatten sie sogar gelernt, dass auch Frauen Nachrichtensprecherinnen und echte Journalistinnen sein können. Außerdem verliebten Burgundy und Corningstone sich ineinander. Mit dem Filmende der liebevollen und kurzweiligen, aber auch sehr nachlässig erzählten Siebziger-Jahre-Gagparade war die Geschichte von Burgundy, Corningstone und dem „Action-4-News-Team“ zu Ende erzählt. Fortsetzung überflüssig.

Nun, irgendwie doch nicht. In den USA scheint der von Will Ferrell gespielte Charakter sehr beliebt zu sein. Also wurde nach einem Jahrzehnt die alte Bande wieder zusammengerufen, etliche Stars absolvieren einen Kurzauftritt und eine weitere Ron-Burgundy-Geschichte wird erzählt. Wir haben jetzt 1980. Burgundy und seine Frau Veronica Corningstone sind in New York und präsentieren gemeinsam eine Nachrichtensendung, bis Burgundy wegen erwiesener Unfähigkeit gefeuert wird und seine Frau aufsteigt. Mitten in seiner Depri-Phase (wir erinnern uns an den ersten „Anchorman“-Film) erhält er ein Angebot, das er nicht absagen kann: Kench Allenby (ein Klon aus Ted Turner, Rupert Murdoch und viel Richard Branson) baut den neuen Fernsehsender GNN auf, der 24 Stunden Nachrichten ausstrahlen soll. Eine bescheuerte Idee, findet jeder, aber Burgundy und seine alte Gang, das „Action-4-News-Team“, sind dabei und zielsicher steuert er die No-Gos an, die sich als zukunftsweisend entpuppen sollen. Bei ihm gibt es keine Berichte über Politik und wichtige Ereignisse, sondern substanzloses Geplauder über die schönen und alltäglichen Seiten des amerikanischen Alltags oder eine mehrstündige Live-Schaltung zu einer Autoverfolgungsjagd oder sie probieren vor laufender Kamera die angesagte Droge Crack aus. Kurz: Dinge, die keine Nachrichten sind, werden als Nachrichten verkauft und Burgundy erfindet das heutige Fernsehen.

Genau in diesem Moment wird „Anchorman 2“ zu einem Film, der immer wieder an seiner eigenen Haltungslosigkeit scheitert. Im ersten Film wurde auch erzählt, wie Frauen in eine Macho-Bastion einbrechen und am Ende hat Burgundy (und seine Freunde) gelernt, dass auch Frauen in ihrem Beruf ihre Berechtigung haben. Der Macho, das hirnlose Alpha-Männchen, wird zu einem besseren Mann – und wir konnten, mit den Schauspielern, über die damalige Zeit lachen. Das war ein schöner, nostalgischer Trip, der auch durchaus gelungen damalige Filme parodierte.

In „Anchorman 2“ erfindet eben dieser Trottel das heutige Nachrichtenfernsehen, in dem Boulevard-Meldungen und Pseudo-Nachrichten wichtiger sind als Aufklärung und klassischer Journalismus – und wir sollen es gut finden. Während „Anchorman“ noch eine durchaus fortschrittliche Botschaft hatte, ist „Anchorman 2“ durch und durch konservativ bis reaktionär. Denn wir sollen, im Gegensatz zum ersten „Anchorman“, einen Haufen Idioten bewundern und ihre Leistungen für das Nachrichtenwesen gut finden. Sogar Veronica Corningstone, die immer eine echte Journalistin werden wollte, ergibt sich dem Charme der Nicht-Nachrichten. Sie verrät alles, wofür sie bisher stand und was ihr wichtig war, während aus dem Trottel Burgundy der unumstrittene Held und Prophet wird, der niemals kritisch hinterfragt wird. Von Demontage, wie im ersten „Anchorman“-Film, wollen wir überhaupt nicht reden. Genau dieser – von den Machern vielleicht nicht beabsichtigte – Subtext vermieste mir den ganzen Film.

Da helfen dann auch nicht mehr die hübsch geschmacklosen Klamotten, etliche gelungen Gags (aber es gibt auch misslungene Gags und Leerlauf) und Reminiszensen an den ersten Film, der auch in erster Linie als Gagparade funktionierte.

Anchorman 2 - Teaser

Anchorman – Die Legende kehrt zurück (Anchorman 2: The Legend continues, USA 2013)

Regie: Adam McKay

Drehbuch: Adam McKay, Will Ferrell

mit Will Ferrell, Steve Carell, Paul Rudd, David Koechner, Christina Applegate, Meagan Good, James Marsden, Josh Lawson, Kristen Wiig, Dylan Baker, Judah Nelson, Greg Kinnear, Harrison Ford, Sacha Baron Cohen, Marion Cotillard, Will Smith, Kirsten Dunst, Jim Carrey, Steve Coulter, Tina Fey, Liam Neeson, John C. Reilly, Vince Vaughn, Kanye West (das meiste sind Cameos und sicher hab ich einige vergessen)

Länge: 119 Minuten

FSK: ?

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“

Moviepilot über „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“

Metacritic über „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“

Rotten Tomatoes über „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“

Wikipedia über „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“ (deutsch, englisch)


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