TV-Tipp für den 28. November: The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten

November 27, 2023

Draußen eisige Temperaturen und Schnee, also ab nach Hawaii (auch wenn es nur für einige Stunden ist)

Servus TV, 20.15

The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten (The Descendants, USA 2011)

Regie: Alexander Payne

Drehbuch: Alexander Payne, Nat Faxon, Jim Rash

LV: Kaui Hart Hemmings: The Descendants, 2009 (Mit deinen Augen, Neuveröffentlichung unter „The Descendants“)

Auch im Paradies haben die Menschen alltägliche Probleme. So muss Rechtsanwalt Matt King (George Clooney) sich auf Hawaii mit der weiteren Nutzung des Landes, das seit Generationen im Familienbesitz ist und von ihm verwaltet wird, herumschlagen, seine Frau liegt nach einem Bootsunfall im Koma und er muss sich jetzt um seine beiden Töchter kümmern. Da erfährt er, dass seine Frau einen Liebhaber hatte.

Paynes Film ist eine feine, warmherzige und lebenskluge Komödie über Familien und andere alltägliche Probleme.

Alexander Paynes neuer Film „The Holdovers“ soll am 25. Januar 2024 in unseren Kinos anlaufen.

mit George Clooney, Shailene Woodley, Beau Bridges, Robert Forster, Judy Greer, Matthew Lillard, Nick Krause, Amara Miller, Mary Birdsong, Rob Huebel, Patricia Hastie

Wiederholung: Mittwoch, 29. November, 00.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The Descendants“

Wikipedia über „The Descendants“ (deutschenglisch)

The Wall Street Journal: Interview mit Kaui Hart Hemmings über “The Descendants” (23. November 2011)

Stuttgarter Zeitung: Mein Interview mit Alexander Payne über „The Descendants“

Meine Besprechung von Alexander Paynes „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ (The Descendants, USA 2011, mit George Clooney)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Nebraska“ (Nebraska, USA 2013)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Downsizing“ (Downsizing, USA 2017)

Alexander Payne in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Nat Faxon/Jim Rashs „Ganz weit hinten“ (The Way Way Back, USA 2013)


TV-Tipp für den 9. Oktober: The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten

Oktober 8, 2022

Servus TV, 20.15

The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten (The Descendants, USA 2011)

Regie: Alexander Payne

Drehbuch: Alexander Payne, Nat Faxon, Jim Rash

LV: Kaui Hart Hemmings: The Descendants, 2009 (Mit deinen Augen, Neuveröffentlichung unter „The Descendants“)

Auch im Paradies haben die Menschen alltägliche Probleme. So muss Rechtsanwalt Matt King (George Clooney) sich auf Hawaii mit der weiteren Nutzung des Landes, das seit Generationen im Familienbesitz ist und von ihm verwaltet wird, herumschlagen, seine Frau liegt nach einem Bootsunfall im Koma und er muss sich jetzt um seine beiden Töchter kümmern. Da erfährt er, dass seine Frau einen Liebhaber hatte.

Paynes Film ist eine feine, warmherzige und lebenskluge Komödie über Familien und andere alltägliche Probleme.

mit George Clooney, Shailene Woodley, Beau Bridges, Robert Forster, Judy Greer, Matthew Lillard, Nick Krause, Amara Miller, Mary Birdsong, Rob Huebel, Patricia Hastie

Wiederholung: Montag, 10. Oktober, 01.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The Descendants“

Wikipedia über „The Descendants“ (deutschenglisch)

The Wall Street Journal: Interview mit Kaui Hart Hemmings über “The Descendants” (23. November 2011)

Stuttgarter Zeitung: Mein Interview mit Alexander Payne über „The Descendants“

Meine Besprechung von Alexander Paynes „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ (The Descendants, USA 2011, mit George Clooney)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Nebraska“ (Nebraska, USA 2013)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Downsizing“ (Downsizing, USA 2017)

Alexander Payne in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Nat Faxon/Jim Rashs „Ganz weit hinten“ (The Way Way Back, USA 2013)


TV-Tipp für den 30. August: The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten

August 29, 2022

Disney Channel, 20.15

The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten (The Descendants, USA 2011)

Regie: Alexander Payne

Drehbuch: Alexander Payne, Nat Faxon, Jim Rash

LV: Kaui Hart Hemmings: The Descendants, 2009 (Mit deinen Augen, Neuveröffentlichung unter „The Descendants“)

Auch im Paradies haben die Menschen alltägliche Probleme. So muss Rechtsanwalt Matt King (George Clooney) sich auf Hawaii mit der weiteren Nutzung des Landes, das seit Generationen im Familienbesitz ist und von ihm verwaltet wird, herumschlagen, seine Frau liegt nach einem Bootsunfall im Koma und er muss sich jetzt um seine beiden Töchter kümmern. Da erfährt er, dass seine Frau einen Liebhaber hatte.

Paynes Film ist eine feine, warmherzige und lebenskluge Komödie über Familien und andere alltägliche Probleme.

mit George Clooney, Shailene Woodley, Beau Bridges, Robert Forster, Judy Greer, Matthew Lillard, Nick Krause, Amara Miller, Mary Birdsong, Rob Huebel, Patricia Hastie

Wiederholung: Sonntag, 4. September, 22.25 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The Descendants“

Wikipedia über „The Descendants“ (deutschenglisch)

The Wall Street Journal: Interview mit Kaui Hart Hemmings über “The Descendants” (23. November 2011)

Stuttgarter Zeitung: Mein Interview mit Alexander Payne über „The Descendants“

Meine Besprechung von Alexander Paynes „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ (The Descendants, USA 2011, mit George Clooney)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Nebraska“ (Nebraska, USA 2013)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Downsizing“ (Downsizing, USA 2017)

Alexander Payne in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Nat Faxon/Jim Rashs „Ganz weit hinten“ (The Way Way Back, USA 2013)


TV-Tipp für den 25. August: Jurassic World

August 24, 2022

ZDF, 20.15

Jurassic World (Jurassic World, USA 2015)

Regie: Colin Trevorrow

Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Derek Connolly, Colin Trevorrow

LV: Charaktere von Michael Crichton

Jedes Jahr besuchen Tausende die Insel Isla Nublar, um dort lebendige Dinosaurier zu bestaunen. Eines Tages ergänzen die Urviecher ihren Speiseplan um die Inselbesucher und, nun, drücken wir es mal so aus: die Urlauber erleben einen unvergesslichen Urlaub. Wenn sie ihn überleben.

Unterhaltsamer, an der Kinokasse sehr erfolgreicher Dino-Thriller, der die Geschichte von „Jurassic Park“ weiter erzählt. Die nächsten beiden „Jurassic World“-Filme sind deutlich schlechter und weil der neueste „Jurassic World“-Film „Ein neues Zeitalter“ an der Kinokasse so erfolgreich ist, wird es mit Hollywood-Sicherheit weitere Dinosaurier-Filme geben.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Ty Simpkins, Nick Robinson, Vincent D’Onofrio, Judy Greer, BD Wong, Omar Sy, Jake Johnson, Irrfan Khan, Katie McGrath

Hinweise

Moviepilot über „Jurassic World“

Metacritic über „Jurassic World“

Rotten Tomatoes über „Jurassic World“

Wikipedia über „Jurassic World“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „The Book of Henry“ (The Book of Henry, USA 2017)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (Jurassic World: Dominion, USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Halloween Kills“, aber nicht Laurie Strode und Michael Myers

Oktober 21, 2021

Nein, das ist kein Spoiler: Michael Myers überlebt diesen Film und er darf nächstes Jahr zurückkehren in „Halloween Ends“, dem Abschluss einer Trilogie, die David Gordon Green 2018 mit „Halloween“ begann. Mit dem Horrorfilm knüpfte er an John Carpenters „Halloween“ von 1978 an und ignorierte alle weiteren „Halloween“-Filme, die es seitdem gab.

Inzwischen ist Carpenters Film ein Horrorfilmklassiker, ein stilbildender Film und der Beginn eines äußerst langlebigen Franchises. John Carpenter beteiligte sich daran nur noch höchst peripher; Scream-Queen Jamie Lee Curtis, die im ersten „Halloween“-Film erfolgreich gegen den maskierten Mörder kämpfte, war mal dabei, mal nicht. Jetzt ist sie wieder dabei und jetzt ist die von ihr gespielte Laurie Strode eine von der damaligen Mordnacht, in der der Mörder Michael Myers aus Smith’s Grove Sanitarium ausbrechen und in Haddonfield mehrere Menschen ermordete, zutiefst traumatisierte Frau, deren Trauma niemals auch nur im Ansatz behandelt wurde. Stattdessen bereitete sie sich auf die Rückkehr des maskierten Mörders vor und nervte die Nachbarschaft mit Warnungen vor seiner Rückkehr. Die war dann 2018. Kritiker und Fans waren begeistert. Auch mir gefiel der Horrorfilm.

Halloween Kills“ schließt nahtlos an „Halloween“ an und schlägt in Rückblenden einen Bogen zum ersten Film, der damit endete, dass die Strode-Familie Myers in ihr Haus lockt, ihm eine Falle stellt und in den Keller des brennenden Hauses einsperrt. Die im Kampf schwer verletzte Laurie Strode wird von ihrer Tochter und Enkeltochter zum städtischen Krankenhaus gefahren.

Zu Beginn von „Halloween Kills“ wird Laurie Strode schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Michael Myers ist immer noch im Keller von Strodes brennendem Haus gefangen. Eigentlich sollte er in den nächsten Minuten verbrennen. Aber die Feuerwehr rückt an. Während sie das Haus löscht, kann er aus seinem Kellergefängnis entkommen und alle anwesenden Feuerwehrleute umbringen. Das ist der Auftakt von einem neunzigminütigem Schlachtfest in dem wahrscheinlich mehr Menschen getötet werden als in allen bisherigen „Halloween“-Filmen zusammen.

Nach dem grandiosen „Halloween“ (2018) ist „Halloween Kills“ eine ziemliche Enttäuschung, die erkennbar als Mittelteil einer Trilogie konzipiert ist. Die Hauptfiguren dürfen nicht sterben. Also werden einige uninteressante Figuren, die teilweise bereits Myers‘ 1978er Mordnacht erlebten, eingeführt und schnell abgeschlachtet. Dazwischen gibt Jamie Lee Curtis als Laurie Strode den Jack Bauer. Kaum sind ihre Wunden versorgt und eigentlich sollte sie jetzt die nächsten Wochen, mit Tonnen Schmerzmittel, das Bett hüten, steht sie mit einem Ich-verstehe-keinen-Spaß-und-bin-sehr-verärgert-Gesichtsausdruck auf und zieht in ihre nächste Schlacht gegen Myers.

Dieser wird, davon ist sie überzeugt, zu ihr in Krankenhaus kommen.

In dem Krankenhaus hat sich inzwischen auch halb Haddonfield versammelt. Die einen, weil sie verletzt sind, Die anderen, weil sie Angehörige der Verletzten sind.

Die anderen Bewohner von Haddonfield beginnen mit einer von Panik getriebene Menschenjagd auf Myers. Denn diese Nacht soll der Bösewicht sterben.

Als dieser dann im Krankenhaus vermutet wird, liefert Green, wenn der Mob die Beute durch die Krankenhausgänge jagt, Bilder von panischen Menschenmassen, die an George A. Romeros „Zombie“ (Dawn of the Dead, 1978) erinnern.

Aber während bei Romero immer auch satirische und kapitalismuskritische Töne erkennbar sind, gibt es in „Halloween Kills“ nur eine platte Das-Monster-macht-uns zu Monstern-Botschaft. Im Wesentlichen wird sich in „Halloween Kills“ einfach die Zeit bis zum Abschluss der Trilogie mit sinnlosem Mord & Totschlag vertrieben. Denn Michael Myers bringt einfach jeden um, den er trifft (und er trifft viele Menschen). Dabei wird er zunehmend unbesiegbarer.

Halloween Kills“ ist eine ziemlich stupide und damit auch langweilige Angelegenheit.

Halloween Kills (Halloween Kills, USA 2021)

Regie: David Gordon Green

Drehbuch: Scott Teems, Danny McBride, David Gordon Green (basierend auf Figuren von John Carpenter und Debra Hill)

mit Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, Will Patton, Thomas Mann, Anthony Michael Hall, Robert Longstreet, Dylan Arnold, Nancy Stephens, Kyle Richards

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Halloween Kills“

Metacritic über „Halloween Kills“

Rotten Tomatoes über „Halloween Kills“

Wikipedia über „Halloween Kills“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von David Gordon Greens „Die Wahlkämpferin“ (Our Brand is Crisis, USA 2015)

Meine Besprechung von David Gordon Greens „Halloween“ (Halloween, USA 2018)

 


Neu im Kino/Filmkritik: Cate Blanchett ist „Bernadette“

November 23, 2019

Bernadette Fox (Cate Blanchett) verlässt ihr Haus in Seattle nur selten; – wobei Haus die falschen Assoziationen weckt. Es ist ein von Brombeerhecken umranktes herrschaftliches Anwesen, das inzwischen eine richtiggehende Bruchbude ist. Dort lebt die ehemalige Stararchitektin mit ihrem liebevollen Mann Elgie (Billy Crudup), einem IT-Manager bei Microsoft, und ihrer fünfzehnjährigen, sehr, sehr begabten Tochter Bee (Emma Nelson). Sie sind eine wirklich harmonische Familie, die immer auch Raum für Fantasie und etwas, fast schon britische Schrulligkeit hat. Wobei Bernadettes Schrulligkeit auch von ihrer Psyche und den Tabletten kommen kann.

Jetzt wünscht Bee sich eine gemeinsame Reise in die Antarktis. Bernadette ist entsetzt, weil sie dafür ihr sie beschützendes Haus verlassen müsste.

Ab diesem Moment wartet man auf den Beginn der Reise. Oder wenigstens wie Bernadette versucht, diese Reise zu verhindern. Stattdessen reiht Richard Linklater zunehmend redundante Szenen aus dem Leben von Bernadette, Elgie und Bee aneinander. Das ist immer witzig, genau beobachtet und gut gespielt. Vor allem Cate Blanchett kann als Bernadette brillieren.

Aber es ist ein Stillstand, in dem Bernadette sich gut eingerichtet hat. Denn nichts deutet darauf hin, dass sie ihre momentane Lebenssituation verändern möchte. Das augenfälligste Symbol dafür ist das Haus, in dem sie leben. Es ist ein Ruine, ein Schandfleck in dem noblen Viertel. Bernadette unternimmt noch nicht einmal halbherzige Versuche, es zu renovieren. Stattdessen telefoniert sie ständig mit ihrer abwesenden Sekretärin, lässt sich Pakete anliefern und fährt Bee zur Schule. Ihre Vergangenheit als große Hoffnung der Architektur hat sie hinter sich gelassen zugunsten eines privilegierten Lebens in der Provinz (Sorry, Seattle.). Der Grund für diesen Rückzug wird erst spät enthüllt und er überzeugt nicht wirklich. Oder anders gesagt: wenn das der Grund war, ist bei ihrem nächsten Architekturprojekt für einen fremden Auftraggeber die nächste Katastrophe schon vorprogrammiert.

Dieser Stillstand wird erst spät in dem Film überwunden, wenn Bernadette ohne sich von Elgie und Bee zu verabschieden in Richtung Antarktis verschwindet. Elgie und Bee verfolgen sie und auf dieser Reise scheinen sie sich immer nur um Tage und Stunden zu verpassen.

Bernadette“ ist ein Feelgood-Roadmovie, das sich viel zu spät auf die Reise begibt.

Bernadette (Where’d you go, Bernadette, USA 2019)

Regie: Richard Linklater

Drehbuch: Richard Linklater, Holly Gent Palmo, Vincent Palmo

LV: Maria Semple: Where’d you go, Bernadette, 2012 (Wo steckst du, Bernadette?)

mit Cate Blanchett, Kristen Wiig, Billy Crudup, Emma Nelson, Laurence Fishburne, Troian Bellisario, Judy Greer, Steve Zahn

Länge: 111 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Bernadette“

Metacritic über „Bernadette“

Rotten Tomatoes über „Bernadette“

Wikipedia über „Bernadette“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Richard Linklaters „Before Midnight“ (Before Midnight, USA 2013)

Meine Besprechung von Richard Linklaters „Everybody wants some!!“ (Everybody wants some!!, USA 2016)

Richard Linklater in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Halloween für Erwachsene: „Halloween“ mit bekannten Gesichtern und bekannter Geschichte

Oktober 26, 2018

1978 mordet sich in dem Horrorfilm „Halloween“ Michael Myers durch die US-Kleinstadt Haddonfield, Illinois. Der billig produzierte Film war ein unglaublicher Kassenhit, zog unzählige schlechtere Fortsetzungen nach sich und Jamie Lee Curtis war danach die Scream Queen. Inzwischen ist „Halloween“ ein Kultfilm und Horrorfilmklassiker. Und die Maske von Michael Myers ist ein Teil der Popkultur.

Vierzig Jahre später kehrt Michael Myers nach Haddonfield zurück und er tut das, was er am besten kann: grundlos Menschen umbringen.

Laurie Strode, die damals seinen Angriff überlebte, seitdem traumatisiert ist und sich in einer Festung eingrub, stellt sich ihm entgegen.

Sie wird wieder von Jamie Lee Curtis gespielt. Für den Film wurde sie zur alten, schrulligen Gewitterhexe geschminkt. Curtis sieht im Film mindestens zwanzig Jahre älter aus, als sie in Wirklichkeit ist.

David Gordon Green, dessen Filmographie bunt ist – Silberner Bär für „Prince Avalanche“, die improvisierte Kifferkomödie „Ananas Express“ mit Seth Rogen und James Franco, die arg harmlose Wahlkampfkomödie „Die Wahlkämpferin“ und, zuletzt, das Biopic „Stronger“ über einen Überlebenden des Anschlags auf den Boston Marathon 2013 -, übernahm die Regie. Er und John Carpenter, der Regisseur des ersten „Halloween“-Films und Kreativberater für den aktuellen Film, und einige weitere in den Film involvierte Männer machten dann erst einmal tabula rasa. Sie ignorierten alle „Halloween“-Filme, die nach dem ersten Film entstanden waren und erfanden eine Geschichte, die letztendlich einfach nur noch einmal die Geschichte von „Halloween“ (1978) erzählt. Mit einer älteren Protagonistin, schreienden Teenagern und blitzenden Messern.

Damit wirkt der Film wie ein Relikt aus dem Jahr 1978, oder genaugenommen 1978ff. Die einfache Geschichte, die Logiklücken, die Kamera, das Aussehen der Schauspieler, die Inszenierung des gesamten Films mit den schnellen Morden, den langen Kamerafahrten und den wenigen Schnitten ist einfach 1978. Man kann auch einfach damalige Kritiken, minimal aktualisiert, wiederholen. Weil die damaligen Kritiker nicht mehr arbeiten und jüngere Kritiker mit Horrorfilmen wie „Halloween“ groß wurden, sind die Kritiken für „Halloween“ (2018) durchgehend positiv.

Halloween“ (2018) ist auch ein Film, der nicht an aktuelle Diskurse und Befindlichkeiten anknüpft. Es geht um die Angst, plötzlich aus heiterem Himmel, auf offener Straße oder in der eigenen Wohnung angegriffen zu werden. Terror eben. Das Gefühl ist zeitlos.

Auch die Mythologie wird nicht weiter entwickelt. Michael Myers und Laurie Strode tun einfach noch einmal das, was sie 1978 taten.

Green inszenierte den deshalb durchgehend redundanten Film kompetent und mit einem Blick auf die Suspense-Momente. Das ist spannend, aber wie die x-te Version eines bekannten Blues-Songs, absolut vorhersehbar. Über das Ende und die Psychologie der Figuren sollte man nicht zu lange nachdenken.

Dem Publikum liefert Green mit seinem Horrorfilm damit genau das, was es verlangt.

Das bisherige US-Einspielergebnis – Platz 1 der Kinocharts mit 76,2 Millionen US-Dollar Einspiel, drittbestes Ergebnis für einen R-rated Horrorfilm, zweitbestes Ergebnis eines Films im Oktober, bester Kinostart eines „Halloween“-Films, bestes Ergebnis für einen Film mit einer über 55-jährigen Hauptdarstellerin und schon jetzt ist „Halloween“ (2018) der Film der Serie mit dem höchsten Umsatz – bestätigen das.

Für etwas kritischere Geister stellt sich die Frage, warum man einfach noch einmal 1978 wiederholen soll.

Halloween (Halloween, USA 2018)

Regie: David Gordon Green

Drehbuch: Jeff Fradley, Danny McBride, David Gordon Green (nach Charakteren von John Carpenter und Debra Hill)

mit Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andy Matichak, Will Patton, Haluk Bilginer, Julia Gardner, Jim Courtney, Nick Castle

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Halloween“

Metacritic über „Halloween“

Rotten Tomatoes über „Halloween“

Wikipedia über „Halloween“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von David Gordon Greens „Die Wahlkämpferin“ (Our Brand is Crisis, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „Ant-Man and The Wasp“ und noch einige andere Persönlichkeiten hängen lässig im Marvel-Kosmos ab

Juli 27, 2018

Als Ex-Einbrecher Scott Lang (Paul Rudd) gemütlich in seiner Badewanne vor sich hin träumt, hat er plötzlich eine Vision. Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) spielt mit ihrer Tochter Hope Verstecken. Schockiert von der lebensechten Vision – immerhin ist Janet van Dyne seit Ewigkeiten in der Quanten-Ebene verschollen – ruft er Dr. Hank Pym (Michael Douglas) auf einer geheimen Telefonnummer an.

Pym ist mit seiner Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly), die ihre Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat, untergetaucht. Er ist ein genialer Quantenphysiker, der das Pym-Partikel entdeckte. Damit kann er seine Größe verändern und er hat, wie es sich für einen Superhelden gehört, Superkräfte. Er war der erste Ant-Man. Zusammen mit seiner Frau Janet van Dyne, der originalen Wasp, kämpften sie als Ameise und Wespe gegen Bösewichter. Bei der Sabotage einer in Richtung USA fliegenden Nuklearrakete verhinderte sie die Katastrophe, indem sie in die subatomare Welt der Quanten-Ebene ging, aus der es keinen Weg zurück zur normalen Größe gibt. Seitdem sucht Pym nach einem Weg, seine Frau wieder zurückzuholen.

Scott hat nach seiner Aktion in Deutschland mit den Avengers (siehe „The First Avenger: Civil War“), die ein Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen war, einen zweijährigen Hausarrest aufgebrummt bekommen. Der läuft in einigen Tagen an. Wenn er sich gut benimmt. In seinem Haus.

Und genau das ist nach seinem Anruf fast unmöglich. Pym und Hope glauben, dass Scott eine besondere Verbindung zu Janet van Dyne hat, die sie zu ihr führen kann. Damit das auf der technischen Seite gelingt, müssen sie von dem Schwarzmarkthändler Sonny Burch (Walton Goggins) nur noch ein wichtiges Teil kaufen. Bei dem Kauf geht einiges schief und Ava, aka Ghost (Hannah John-Kamen) kann nach einem Kampf mit dem Teil entkommen. Notgedrungen muss Pym seinen früheren Arbeitskollegen Bill Foster (Laurence Fishburne) um Hilfe bitten.

Immerhin funktioniert der Größenwechsel inzwischen (normalerweise) so gut, dass Pym, Hope (aka The Wasp) und Scott (aka Ant-Man) sich, ihre Fahrzeuge und Pyms in einem unscheinbaren Haus untergebrachte hochmoderne Labor in Sekundenbruchteilen vergrößern und verkleinern können. Verkleinert hat der mehrstöckige Büroblock die Größe eines handelsüblichen Koffers. Diesen Größenwechsel machen sie im Film so oft und so lässig, dass man sich schnell fragt, warum sich nicht irgendjemand in San Franciso über die plötzlich auftauchenden und verschwinden Fahrzeuge und Häuser wundert.

Die Filmgeschichte selbst ist eine Entschuldigung, um zwei Stunden mit den vielen aus dem ersten „Ant-Man“-Film bekannten und einigen neuen, durchgehend netten Charakteren abzuhängen. Schon in den vorherigen Marvel-Filmen waren die Bösewichter oft der uninteressanteste Teil des Films. Man wusste kaum etwas über sie, erfuhr wenig über ihre Pläne und erinnerte sich nach dem Abspann kaum noch an sie. In „Ant-Man and The Wasp“ gibt es keine Bösewichter mehr. ‚Ghost‘ Ava ist eine getriebene Seele, die schon bei ihrem ersten Auftritt erkennbar eine gequälte, nach Erlösung suchende Frau ist. Sonny Burch ist zwar ein skrupelloser Schwarzmarkthändler, aber als Nebenfigur so überzeichnet, dass er als netter Kerl erscheint. Und Foster ist ein väterlicher Freund für Ava, der auch seinem Erzfeind Pym hilft. Eigentlich ist der Kontrollfanatiker Pym sogar die Hauptfigur des Films. Er will seine Frau retten. Für ihn geht es wirklich um etwas. Seine Tochter und Scott helfen ihm dabei. Und ihnen helfen Scotts Verbrecherkumpels, die inzwischen die Sicherheitsfirma „X-Con Security“ gegründet haben.

Wie schon der erste „Ant Man“-Film ist „Ant-Man and The Wasp“ im Marvel-Universum ein kleines Abenteuer. Einerseits weil Ameisen und Wespen normalerweise sehr kleine Tiere sind (die im Film auch riesig werden können). Andererseits weil die Zerstörungsorgie hier doch ziemlich klein ausfällt. Auch wenn etliche Autos geschrottet werden.

Es gibt, wie schon im ersten „Ant-Man“-Film, eine Menge Humor. Die Tricks sind gewohnt gut und die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt.

Obwohl Peyton Reeds zweiter „Ant-Man“-Film zum Marvel Cinematic Universe gehört, ist er ein vollständig eigenständiger Film, den man versteht, ohne irgendeinen der anderen MCU-Filme gesehen haben zu müssen. Es gibt auch keine auffälligen und erklärungsbedürftigen Verbindungen zum MCU.

Der nächste MCU-Film „Captain Marvel“ ist für März 2019 angekündigt.

Am 3. Oktober 2018 läuft „Venom“ (mit Tom Hardy) an. Der Marvel-Film gehört nicht zum MCU. An der Qualität und dem Kassenerfolg dürfte das nichts ändern.

Ant-Man and The Wasp (Ant-Man and The Wasp, USA 2018)

Regie: Peyton Reed

Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers, Paul Rudd, Andrew Barrer, Gabriel Ferrari

LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby

mit Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Michael Peña, Randall Park, Laurence Fishburne, Judy Greer, Tip ‚T. I.‘ Harris, Hannah John-Kamen, David Dastmalchian, Bobby Cannavale, Abby Ryder Fortson, Stan Lee

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Ant-Man and The Wasp“

Metacritic über „Ant-Man and The Wasp“

Rotten Tomatoes über „Ant-Man and The Wasp“

Wikipedia über „Ant-Man and The Wasp“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man“ (Ant-Man, USA 2015)


TV-Tipp für den 6. Juni: Jurassic World

Juni 6, 2018

ZDF, 20.15

Jurassic World (Jurassic World, USA 2015)

Regie: Colin Trevorrow

Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Derek Connolly, Colin Trevorrow

LV: Charaktere von Michael Crichton

Jedes Jahr besuchen Tausende die Isla Nublar, um dort lebendige Dinosaurier zu bestaunen. Eines Tages ergänzen die Urviecher ihren Speiseplan um die Inselbesucher und, nun, drücken wir es mal so aus: die Urlauber erleben einen unvergesslichen Urlaub. Wenn sie ihn überleben.

Unterhaltsamer und an der Kinokasse sehr erfolgreicher Dino-Thriller, der die Geschichte von „Jurassic Park“ weiter erzählt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

Heute startet die Fortsetzung „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Besprechung folgt) und der dritte Film, der die Trilogie abschließen soll, ist bereits in Arbeit.

mit Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Ty Simpkins, Nick Robinson, Vincent D’Onofrio, Judy Greer, BD Wong, Omar Sy, Jake Johnson, Irrfan Khan, Katie McGrath

Wiederholung: Freitag, 8. Juni, 00.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
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Film-Zeit über „Jurassic World“
Moviepilot über „Jurassic World“
Metacritic über „Jurassic World“
Rotten Tomatoes über „Jurassic World“
Wikipedia über „Jurassic World“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „The Book of Henry“ (The Book of Henry, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Planet der Affen: Survival“ für die Affen, die Menschen oder beide?

August 3, 2017

Im Original heißt der dritte und abschließende Film der aktuellen „Planet der Affen“-Trilogie „War for the Planet of the Apes“. In Deutsch: „Planet der Affen: Survival“.

Ob der Film wirklich das Ende der Vorgeschichte zu dem 1968er „Planet der Affen“-Film ist, werden wir sehen. Bislang gibt es ja schon den Roman von Pierre Boulle, einen Spielfilm von 1968, gefolgt von weiteren Spielfilmen, einer TV-Serie, inzwischen vollkommen vergessenen Romanen und Comics, ein Remake des 1968er Films und die beiden überraschend gelungenen Prequel-Filme, die zeigen, wie es dazu kommt, dass die Erde von Affen beherrscht wird.

Dabei wecken sowohl der deutsche („Survival“) als auch der Originaltitel („War“) Erwartungen, die Matt Reeves in seinem Film nicht einlösen will. Obwohl es um einen Krieg der Menschen gegen die Affen und das Überleben der Affen geht.

Survival“ spielt fünfzehn Jahre nach den Ereignissen von „Prevolution“ und zwei Jahre nach denen von „Revolution“. In „Prevolution“ wird geschildert, wie ein Experiment für ein Alzheimer-Heilmittel schief geht, die Affen gegen die Menschen revolutionieren und die Simian Flu (Affen-Influenza) ausbricht. In der Fortsetzung „Revolution“ sind Milliarden Menschen an der Simian Flu gestorben, die Affen werden intelligenter und es ist unklar, ob es ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Affen gibt.

In „Survival“ (Warum nicht „Evolution“?) kämpfen sie immer noch gegeneinander. Die Affen (also jedenfalls die Affen-Gruppe, die wir aus den vorherigen Filmen kennen und deren Schicksal wir verfolgen) haben sich in die Wälder zurückgezogen. Die Menschen bekämpfen sie mit militärischen Mitteln. Inzwischen scheint es nur noch Soldaten zu geben und die Idee eines friedlichen Zusammenlebens zwischen Affe und Mensch hat man endgültig in die Geschichtsbücher verbannt.

Als die Lage für die Affen immer schwieriger wird, entschließt ihr Anführer Caesar sich zum Aufbruch an einen sicheren Ort. Während er die Affenhorde in die Richtung dieses sicheren Ortes schickt, reitet er in eine andere Richtung, um sich an den Soldaten, die seine Familie ermordeten, zu rächen, und die Filmgeschichte wird über weite Strecken zu einer leidlich unterhaltsamen, weil humorfreien Variation von „Der Texaner“. Denn Caesar muss auf seiner Reise immer mehr Gefährten, – Affen und Menschen -, aufnehmen.

Gegen Ende kommt es, wie man schon im Trailer sieht, dann zu dem epischen Gefecht auf einer in den verschneiten Bergen liegenden Militärbasis. Sie ist auch ein von dem Colonel (kein weiterer Name) geführtes Gefangenenlager irgendwo zwischen KZ und Gulag für Affen. Vor dieser Gefangenenbefreiung fragt man sich, wie sehr der von Woody Harrelson gespielte Colonel schon zu einem Nachfolger von „Apocalypse Now“-Colonel Walter E. Kurtz wurde.

Die Anspielungen auf andere Filme und Westerntopoi sind nicht das Problem von Matt Reeves Film. Sie sind für den Cineasten sogar ein Teil des Vergnügens. Das Problem ist die von Mark Bomback, der auch einer der Autoren des vorherigen „Planet des Affen“-Films ist, und Matt Reeves, der den Film inszenierte, erfundene Geschichte. Niemals vermittelt sie ein Gefühl von einer finalen Schlacht zwischen Affen und Menschen und dem endgültigem Beginn der von den Affen beherrschten „Planet der Affen“-Welt.

Reeves‘ Film, der in jedem Bild, in jedem Konflikt und in jedem Charakter unübersehbar vom Western inspiriert ist, wirkt wie zwei voneinander unabhängige Episoden plus Epilog einer langen „Der große Treck“-TV-Serie. Nur dass dieses Mal nicht die Siedler, sondern die Affen die Protagonisten sind.

Die friedlich in und mit der Natur lebenden Affen sind, auch das ist unübersehbar, die neuen Indianer. Aber dieses Mal geht die Geschichte für sie positiver aus. Die in „Planet der Affen: Survival“ gezeigten Gefechte mit den Menschen sind trotzdem eher Scharmützel, wie wir sie von unzähligen Indianer-Western kennen. Das liegt auch daran, dass der Gegner der von Caesar angeführten Affen „eine abtrünnige Spezialeinheit unter dem Kommando eines machtbesessenen Oberst“ (Presseheft) ist. Das liest sich nicht wie ‚Das letzte Gefecht‘.

Trotz der langsamen Bewegungen durch majestätische Breitbildlandschaften (ein Pferd ist halt kein Rennwagen) hat der Film dieses Mal einen sehr schmalen Fokus. Außerhalb der Filmgeschichte gibt es keine Welt. Es gibt nur Caesar, seine Affenhorde auf der einen und den Colonel und seine durchgehend austauschbaren Soldaten auf der anderen Seite.

Ein weiteres Problem neben der doch sehr einfachen Geschichte ist das oft erschreckend zähe Erzähltempo. Um den Film auf 140 Minuten zu bringen, dürfen wir oft minutenlang schweigende und bewegungslose Affen bewundern. Weil wir in diesen Momenten Caesar Gedanken nicht lesen können, ist das nicht so wahnsinnig spannend.

Immerhin können wir in diesen Minuten ungestört die immer realistischer werdende Arbeit der CGI- und der „Motion Capture“-Abteilung, die dieses Mal auch in die Actionszenen involviert war, bewundern. Die Performance Capture ist noch besser als in den vorherigen „Planet der Affen“-Filmen. Die Affen-Massenszenen wirken absolut realistisch. Die Gefühle, die man in den Gesichtern der Affen sieht, die in diesem Film auch viel sprechen, wirken ebenso authentisch. Andy Serkis, der wieder Caesar spielt und der der bekannteste Performance-Capture-Schauspieler ist, sagt: „Meiner Ansicht nach gibt es absolut keinen Unterschied mehr, ob man seine Rolle in einem ‚Performance Capture‘-Anzug oder in einem normalen Kostüm mit normalem Make-up spielt.“

Naja, einen Unterschied gibt es schon: obwohl Serkis ein Star ist, der in zahlreichen Blockbustern wichtige Rollen hatte und oft im Fernsehen auftritt, dürfte er immer noch ziemlich unerkannt einkaufen gehen können.

Planet der Affen: Survival (War for the Planet of the Apes, USA 2017)

Regie: Matt Reeves

Drehbuch: Mark Bomback, Matt Reeves

mit Andy Serkis, Woody Harrelson, Amiah Miller, Steve Zahn, Toby Kebbel, Karin Konoval, Aleks Paunovic, Terry Notary, Michael Adamthwaite, Ty Olsson, Judy Greer

Länge: 140 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Planet der Affen: Survival“

Metacritic über „Planet der Affen: Survival“

Rotten Tomatoes über „Planet der Affen: Survival“

Wikipedia über „Planet der Affen: Survival“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Pierre Boulles „Planet der Affen“ (La Planète des Singes, 1963)

Meine Besprechung von Greg Keyes‘ „Planet der Affen – Revolution: Feuersturm“ (Dawn of the Planet of the Apes: Firestorm, 2014)

Meine Besprechung von Matt Reeves‘ „Planet der Affen: Revolution“ (Dawn of the Planet of the Apes, USA 2014)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „Ant-Man“ – Marvels kleinster Held

Juli 23, 2015

Das ist wohl die Marvel-Version von einem kleinem Film. Und das liegt nicht an der Größe des Superhelden, der mit einem Anzug auf die Größer einer Ameise (daher auch der Titel „Ant-Man“) schrumpfen kann, sondern an der, nach dem Riesen-“Avengers: Age of Ultron“-Remidemmi kleinen und überschaubaren Geschichte.
Scott Lang (Paul Rudd) will nach einem Gefängnisaufenthalt nur noch ein ehrliches Leben führen und sich mit seiner Frau Maggie (Judy Greer) und seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) aussöhnen. Maggie hat dummerweise einen neuen Liebhaber: den Polizisten Jim Paxton (Bobby Cannavale). Mit der Arbeit funktioniert es auch nicht wie geplant. Seine Einbrechertalente sind auf dem freien Arbeitsmarkt nicht gefragt und wenn seine Chefs erfahren, was er früher getan hat, ist er den Job los. Die Jobs, die ihm sein Freund Luis (Michael Peña, mal wieder grandios) anbietet, sind vor allem illegal. Trotzdem erklärt Lang sich bereit, bei einem Einbruch mitzumachen.
Kurz darauf wird er vom Hausherrn geschnappt. Es ist Dr. Hank Pym (Michael Douglas). Der Erfinder will Lang als neuen Ant-Man haben. Denn Pym hat sich mit seinem früheren Schützling Darren Cross (Corey Stoll) überworfen und Cross hat ihn aus seiner Firma Pym Technologies rausgedrängt. Jetzt steht Cross kurz vor dem Durchbruch bei seinen Forschungen für einen Ant-Man-Anzug: das Yellowjacket. Pym möchte das verhindern. Auch weil er weiß, welche seelischen Schäden das Verändern der Körpergröße hervorrufen kann. Also soll Lang das Yellowjacket aus der gut gesicherten Firmenzentrale von Pym Technologies klauen. Lang, Luis und ihre Freunde (nicht gerade Leuchten in ihrem Job) planen also, während einer Präsentation, den Anzug zu stehlen.
Marvel nennt „Ant-Man“ ihren Heist-Film. Aber letztendlich ist es ein Marvel-Film mit den typischen Vor- und Nachteilen, wie einem blassen Bösewicht (obwohl Corey Stoll sehr gehässig grinsen kann), einer teilweise arg plätschernden Story, einem gut aufgelegtem Cast und überzeugenden Action-Szenen. Es gibt einige Querverweise zu den anderen Marvel-Filmen, die – bis auf eine Kampfszene, die am Ende wieder aufgenommen wird – dieses Mal so nebenbei formuliert werden, dass sie auch als Scherz durchgehen können. Und es gibt in der schon erwähnten Kampfszene auch einen größeren Auftritt von einem aus den vorherigen Marvel-Filmen (ohne die „Guardians of the Galaxy“) bekannten Charakter. Damit werden, wie gewohnt, die anderen Geschichten etwas weiter erzählt und es wird gezeigt, dass auch dieser Film zu einem größeren Ganzen gehört. Und es gibt die bekannten Abspann-Sequenzen.
Dieses Mal gibt es sogar eine ordentliche Portion Humor. Allein schon die Idee eines auf Ameisengröße schrumpfenden Mannes und sein Training sind gut genug für einige Lacher in diesem immer bescheiden, um nicht zu sagen klein auftretenden Film.
Aber ein Heist-Film, auch wenn hier mehrmals eingebrochen wird, ist „Ant-Man“ nicht. Jedenfalls nicht mehr als ein James-Bond-Film. In einem klassischen Einbruchsfilm dreht sich alles um den Einbruch. Das Herzstück des Films ist die genaue Schilderung der Durchführung des Einbruchs. Die bekanntesten Heist-Filme sieht man sich wegen des Einbruchs an. In „Ant-Man“ sind die Einbrüche flott vorbei. Eigentlich wird nur der erste genauer geschildert, während die anderen Einbrüche sich vor allem auf die Action konzentrieren und wir kaum erfahren, was warum wie geklaut wird.
Die Action ist gewohnt spektakulär und gewinnt hier allein schon durch die Größe der Kämpfenden neue Dimensionen. So findet, weil die Kämpfenden auf Ameisengröße geschrumpft sind, ein Teil des Schlusskampfes in einem Kinderzimmer auf einer Modelleisenbahn statt. Die Zerstörung ist entsprechend überschaubar.
Seinen ersten Auftritt hatte Ant-Man Hank Pym 1962 in Band 27 der Comicreihe „Tales to Astonisch“ und er ist ein Mitglied der ursprünglichen Avengers. Pym hatte, so seine ursprüngliche Geschichte, eine Substanz entdeckt (das Pym-Partikel), die es ihm ermöglichte, seine Größe beliebig zu verändern und übermenschliche Kräfte zu haben, was in einem Gefecht vorteilhaft sein kann. Denn eine Ameise kann im Gefecht unverletzt hinter feindliche Linien gelangen und auch Gebäude infiltrieren. Das ist eine durchaus faszinierende Idee, über die man allerdings nicht zu lange nachdenken sollte, weil sie dann immer idiotischer wird. Und das würde einem den Spaß an diesem Film verderben.

Eine Comicversion

Pünktlich zum Filmstart erschien bei Panini Comics auch Robert Kirkmans („The Walking Dead“) „Ant-Man“-Version, die in den USA bereits 2007 erschien. Hier ist Ant-Man Eric O’Grady, ein kleiner S.H.I.E.L.D.-Soldat der unzuverlässigen Sorte. Zusammen mit seinem Freund Chris McCarthy soll er auf einem S.H.I.E.L.D.-Helicarrier (ein in der Luft schwebender Flugzeugträger) eine Tür bewachen. Weil sie allerdings nicht wissen, ob sie Leute am verlassen oder betreten des Raums hindern sollen, schlagen sie Dr. Hank Pym, der den Raum verlassen will, ohnmächtig, betreten den Raum und McCarthy probiert den Ant-Man-Anzug aus, was dazu führt, dass er auf Ameisengröße schrumpft und erst einmal tagelang durch die Station irrt. Bei einem Angriff von Hydra (den Bösewichtern) stirbt McCarthy und O’Grady schnappt sich den Anzug, den er fortan zum Beobachten von duschenden Frauen benutzt. Weil Shield befürchtet, dass der Anzug in die falschen Hände fällt (als sei er bei O’Grady in den richtigen), wird Mitch Carson, der auch ein guter Terminator wäre, beauftragt, O’Grady zu finden.
Robert Kirkmans Ant-Man ist eigentlich ein selbstbezogener Teenager, der außer Sex wenig im Kopf hat. Das ist im Superheldengenre ein witziger und respektloser Ansatz. Trotzdem sehen wir mehr seitenfüllende Kloppereien als nackte Frauen und O’Grady wird am Ende – und da verrate ich wohl kein großes Geheimnis – doch zu einem guten und ziemlich verantwortungsbewussten S.H.I.E.L.D.-Agenten. Kirkman erzählt in „Ant-Man“ eine ziemlich klassische Entwicklungsgeschichte, die, – für die Marvel-Fans -, vor und nach dem Civil War spielt.

Ant-Man - Plakat

Ant-Man (Ant-Man, USA 2015)
Regie: Peyton Reed
Drehbuch: Edgar Wright, Joe Cornish, Adam McKay, Paul Rudd (nach einer Geschichte von Edgar Wright und Joe Cornish)
LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber, Jack Kirby
mit Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Corey Stoll, Bobby Cannavale, Michael Peña, T. I., Wood Harris, Judy Greer, Abby Ryder Fortson, David Dastmalchian, Anthony Mackie, Hayley Atwell, John Slattery, Martin Donovan, Stan Lee
Länge: 117 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Kirkman - Ant-Man
Robert Kirkman (Autor)/Phil Hester/Cory Walker/Khary Randolph (Zeichner): Ant-Man Megaband
(übersetzt von Harald Gantzberg)
Panini, 2015
292 Seiten
28 Euro

Originalausgabe
The Irredeemable Ant-Man
Marvel, 2006/2007

enthält
Civil War: Choosing Sides (Dezember 2006)
The Irredeemable Ant-Man # 1 – 12 (Dezember 2006 – November 2007)
Amazing Fantasy (2004) 15 (Januar 2006)

Hinweise
Deutsche Facebook-Seite von Marvel
Englische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Ant-Man“
Moviepilot über „Ant-Man“
Metacritic über „Ant-Man“
Rotten Tomatoes über „Ant-Man“
Wikipedia über „Ant-Man“ (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Meine Gesamtbesprechung der ersten zehn „The Walking Dead“-Bände

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 11: Jäger und Gejagte“ (The Walking Dead Vol. 11: Fear the hunters)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 12: Schöne neue Welt“ (The Walking Dead Vol. 12: Life among them)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 13: Kein Zurück“ (The Walking Dead Vol. 13: Too far gone, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 14: In der Falle“ (The Walking Dead Vol. 14: No way out, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns “The Walking Dead 15: Dein Wille geschehe” (The Walking Dead Vol. 15: We find ourselves, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Eine größere Welt (Band 16)“ (The Walking Dead, Vol. 16: A larger world, 2012)

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Fürchte dich nicht (Band 17)“ (The Walking Dead, Vol. 17: Something to Fear, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Grenzen (Band 18)“ (The Walking Dead, Vol. 18: What comes after, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Auf dem Kriegspfad (Band 19)“ (The Walking Dead, Vol. 19: March to War, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Stefano Gaudiano/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Krieg – Teil 1 (Band 20)“ (The Walking Dead, Vol. 20: All Out War, Part One, 2014)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Tony Moore/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead – Die Cover, Volume 1“ (The Walking Dead: The Covers, Vol. 1, 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 1“ (USA 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 2“ (USA 2011/2012)

Meine Besprechung der TV-Serie “The Walking Dead – Staffel 3″ (USA 2013)

Kriminalakte: das Comic-Con-Panel zur TV-Serie

“The Walking Dead” in der Kriminalakte 

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Ryan Ottley (Zeichner)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 1“ (Haunt, Vol 1 – 5, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 2“ (Haunt, Vol. 6 – 12, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) “Haunt – Band 3″ (Haunt, Vol. 13 – 18, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Nick Spencer (Autoren)/Shawn Martinbroughs (Zeichner) „Dieb der Diebe: „Ich steige aus“ (Band 1)“ (Thief of Thieves # 1 – 7, 2012)

 


Neu im Kino/Filmkritik: Herzlich willkommen in der „Jurassic World“

Juni 11, 2015

In „Jurassic Park“ hatte Dr. John Hammond die Vision eines gewaltigen Themenparks, in dem wir uns echte Dinosaurier ansehen können. Er zeigte einigen Wissenschaftlern seine Vision – und die Dinos jagten auf der Insel die Menschen.
Der Film, inszeniert von Steven Spielberg, nach einem Bestseller von Michael Crichton, war 1993 ein Welterfolg. Es folgte „Vergessene Welt: Jurassic Park“, in dem Dinos auf der Insel Menschen jagten und ein Dino sogar – Erinnert ich euch an King Kong? – halb San Diego zertrampeln durfte. In „Jurassic Park III“ jagten die Dinos dann wieder nur auf einer Insel Menschen und, wie schon in den vorherigen Teilen, mussten Erwachsene einige Kinder vor den gefräßigen Tieren retten.
In „Jurassic World“ gibt es jetzt den von Hammond erträumten Themenpark, der auch von Menschenmassen besucht wird. Der zweite und dritte „Jurassic Park“-Film fanden anscheinend in einer anderen Galaxis statt. Denn dass jemand einen Vergnügungspark einrichtet mit Tieren, die Vorstädte verwüsten und die auf einer militärisch abgeschotteten Insel leben, ist, auch wenn wir den Menschen jede Blödigkeit zutrauen, unvorstellbar. Immerhin sind in „Jurassic World“ die Menschen, also vor allem der Genetiker Dr. Henry Wu (BD Wong, bekannt aus dem ersten Film), munter dabei, in der Dinosaurier-DNA herumzupfuschen. Ihre neueste Züchtung ist ein Indominus Rex, eine Kreuzung aus T. Rex, Carnotaurus, Majungasaurus, Rugops, Gigantosaurus undsoweiter; – halt alles, was für Menschen gefährlich und tödlich ist. Er ist besonders stark, blutrünstig und intelligent. Die Macher glauben, dass er bald eine große Attraktion im Dino-Themenpark wird.
Er bricht aus seinem Gehege aus und macht sich auf den Weg zur Vergnügungsmeile des Themenparks. Dabei tötet er alles, was ihm über den Weg läuft.
Der Verhaltensforscher und Ex-Soldat Owen (Chris Pratt), sozusagen der Dino-verstehende Jäger, der es geschafft hat, als Alphatier einiger Velociraptoren anerkannt zu werden, und Claire (Bryce Dallas Howard), eine anfangs ziemlich zickige, nur auf Zahlen fixierte Managerin, jagen ihm hinterher. Denn der Indominus Rex verfolgt Claires Neffen Zach (Nick Robinson) und Gray (Ty Simkins), die nur ein schönes Wochenende auf der Insel verbringen sollten.
Während Masrani (Irrfan Khan), ein Milliardär und Besitzer des Themenparks, die Sache gerne unauffällig bereinigen möchte, sieht InGen-Vertreter Vic Hoskins (Vincent D’Onofrio) die Chance für eine militärische Leistungsschau, inclusive intelligenter, von Owen im Kampf angeführter Dinos.
Und die Themenpark-Besucher dürfen schreiend vor den Dinos davonlaufen.
Gut, wegen der besonders tiefschürenden Geschichte geht niemand in einen „Jurassic Park“-Film. Sondern wegen der Tricks. Und die sind, wieder einmal, beeindruckend.
Auch die Geschichte ist, für einen Blockbusterfilm, gut. Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut und am Anfang nehmen die Macher sich viel Zeit, um in die Welt des Themenparks einzuführen und die wichtigen Charaktere vorzustellen. Diese sind durchweg sparsam skizzierte Klischeefiguren: der Tierversteher mit leichter Macho-Attitüde, der egozentrische Kapitalist, der skrupellose Forscher, der das Recht des Stärkeren propagierende Privat-Militär, der sarkastische Witzbold (yeah, die Jeff-Goldblum-Rolle). Die wenigen Frauenrollen sind besonders sparsam skizziert. Eigentlich hat nur Claire eine etwas größere Rolle, die sich letztendlich darauf beschränkt, den strammen Naturburschen Owen zu bewundern und ihrem Chef hinterherzulaufen und ihm Ideen zur Steigerung der Rendite zu präsentieren. Aber dank der guten Schauspieler werden aus ihnen glaubwürdige Charaktere, wobei gerade die beiden Hauptdarsteller Chris Pratt und Bryce Dallas Howard wenig aus ihren Charakteren herausholen können.
Es werden auch – nicht besonders tiefschürend, aber immerhin – einige ethische Fragen gestellt. Es geht um den Kapitalismus (immerhin muss der Vergnügungspark jedes Jahr neue Attraktionen haben, um sein Publikum zu halten und einen größeren Gewinn abzuwerfen), den Machbarkeitswahn des Menschen, den ungeplanten Folgen von Eingriffen in das Erbgut und dem Umgang mit Tieren.
Es gibt viele Hinweise auf „Jurassic Park“ und, auch wenn der Film von Colin Trevorrow (Journey of Love – Das wahre Abenteuer ist die Liebe) inszeniert wurde, steht überall Steven Spielberg. In jedem Charakter, vor allem den Kindern, der Kameraführung, der Musik, der Inszenierung und natürlich der Suche nach der heilen Welt, verstanden als die funktionierende Kernfamilie aus beiden Eltern und ihren Kindern. Claire hat am Filmanfang noch keine Mann. Zach und Gray befürchten am Anfang, dass ihre Eltern sich scheiden lassen.
„Jurassic World“ ist gelungenes, angenehm altmodisches und storyzentriertes Blockbuster-Kino, das für Ältere selbstverständlich „Westworld“ mit Dinos ist. Michael Crichton, der Autor des Romans, der die Grundlage für den ersten „Jurassic Park“-Film (ja, und den zweiten „Jurassic Park“-Film „Vergessene Welt“) war, erfand auch „Westworld“; ein Themenpark, in dem menschenähnliche Roboter entgegen ihrer Programmierung Menschen töteten.
P. S.: Ich habe den Film in 3D im IMAX gesehen – und dieses Mal lohnt es sich wirklich.
Hier in Berlin wird der Film, so die Planung, bis zum 9. Juli, dem Start des neuen „Terminator“-Films „Terminator: Genisys“, im IMAX gezeigt.

Jurassic World - Plakat

Jurassic World (Jurassic World, USA 2015)
Regie: Colin Trevorrow
Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Derek Connolly, Colin Trevorrow
LV: Charaktere von Michael Crichton
mit Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Ty Simpkins, Nick Robinson, Vincent D’Onofrio, Judy Greer, BD Wong, Omar Sy, Jake Johnson, Irrfan Khan, Katie McGrath
Länge: 123 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Andere deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Jurassic World“
Moviepilot über „Jurassic World“
Metacritic über „Jurassic World“
Rotten Tomatoes über „Jurassic World“
Wikipedia über „Jurassic World“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „A world beyond“ im Tomorrowland hier und da

Mai 22, 2015

Der Anfang von Brad Birds neuem Film „A world beyond“ (er war zuerst als „Projekt: Neuland“ angekündigt) ist eine schöne Einführung in verschiedene Weltsichten und auch ein kleiner Ulk auf Kosten des Produzenten: George Clooney wendet sich direkt an uns und sagt, dass man die nun folgende Geschichte in die richtige Perspektive setzen müsse. Nämlich die Negative, mit Kriegen und von Menschen verursachte Umweltzerstörung und Katastrophen, die die Welt zerstören. Eine Stimme unterbricht ihn und fordert eine postivere Perspektive. Für Kinder ist diese Szene sicher nur ein gelungener Witz, für Filmkundige eine liebevolle Auseinandersetzung mit der immer positiven Disney-Welt und der ganz anderen Realität, die natürlich im weiteren Film nur noch eine Nebenrolle spielt. Immerhin ist der retrofuturistische Science-Fiction-Abenteuerfilm „A world beyond“ ein Disney-Film, der sich in erster Linie an das typische Disney-Publikum, also Kinder, richtet, ohne dass Erwachsene schreiend den Saal verlassen müssen. Für die gibt es genug Subtexte, Anspielungen und filmische Zitate, um sie kurzweilig zu unterhalten, während die Geschichte auf der logischen Ebene wenig bis keinen Sinn ergibt. Dafür stimmt die emotionale Reise, auf die uns Regisseur und Drehbuchautor Brad Bird (Ratatouille, Mission: Impossible – Phantom Protokoll) und Mit-Drehbuchautor Damon Lindelof (Lost, World War Z) mitnehmen umso mehr.

Casey Newton (Britt Robertson) ist als Teenager ein echter Wildfang, die sich, wenn sie nicht gerade um ihren jüngeren Bruder kümmert, die Abrissbagger an einer Raketenabschussrampe in Cape Canaveral sabotiert (sie will den Abriss und die damit drohende Arbeitslosigkeit ihres Vaters verhindern). Sie ist superschlau, von der Technik begeistert und gnadenlos fortschrittsgläubig. Die Optimistin glaubt, dass mit Erfindungen eine bessere Welt möglich ist. Sie ist die große Schwester, die wir als Zehnjährige gerne gehabt hätten.

Als sie nach einem ihrer nächtlichen Streifzüge inhaftiert wird, erhält sie bei ihrer Entlassung einen Button mit einem „T“, der sie, als sie ihn anfasst, in eine andere Welt versetzt. Es ist das Tomorrowland, dessen Silhoutte dem bekannten Disney-Logo ähnelt und in Disneyworld gab es bereits 1955 den ersten „Tomorrowland“-Themenpark, der den naiven, an seine technische Machbarkeit glaubenden Fortschrittsglauben der fünfziger Jahre huldigte und der sich auch bruchlos im Film wiederfindet.

Als forschungsbegeisterte Jugendliche will Casey natürlich mehr über diese fantastische, saubere und perfekte Zukunftswelt erfahren und sie begibt sich auf eine gefahrvolle Reise, auf der sie auch Frank Walker (George Clooney) begegnet. Vor Jahrzehnten war er, wie sie, ein an eine wundervolle Zukunft voller wundervoller technischer Spielereien und Gadgets glaubender Jugendlicher. Für die Weltausstellung 1964 hat der damals Zehnjährige einen Raketen-Rucksack erfunden, der noch nicht perfekt funktionierte. Anstatt nach oben bewegte er sich seitwärts. Damals gab die gleichaltrige Athena (Raffey Cassidy) ihm ebenfalls einen „T“-Button und er konnte das Tomorrowland, ein Ort, in dem die besten Erfinder der Welt abgeschieden von der normalen Welt, an Erfindungen, die die Welt zu einem besseren Ort machen sollen, arbeiten.

Doch dieser Traum wurde irgendwann zu einem Alptraum, der auch unsere Welt bedroht.

Als letzte Chance für eine Rettung beider Welten hat die immer noch jugendliche Athena Casey den letzten „T“-Button gegeben.

Aber bis wir erfahren, wer Tomorrowland und die Welt zerstören will und Casey und Frank auf den erstaunlich blassen Bösewicht treffen, muss sie in der Gegenwart (im SF-Andenkenladen „Blast from the Past“ und mit vielen menschenähnlichen Robotern) und in der Vergangenheit (die etwas mit dem Eiffelturm zu tun hat) viele Abenteuer erleben, die alle in sich vergnüglich sind, aber, genau wie ein Kindergeburtstag, nicht viel Sinn ergeben. Außer natürlich, dass man eine gute Zeit hat.

A World Beyond - Plakat

 

A world beyond (Tomorrowland, USA 2015)

Regie: Brad Bird

Drehbuch: Brad Bird, Damon Lindelof (nach einer Geschichte von Damon Lindelof, Brad Bird und Jeff Jensen)

mit George Clooney, Britt Robertson, Hugh Laurie, Raffey Cassidy, Tim McGraw, Keegan-Michael Key, Kathryn Hahn, Thomas Robinson, Judy Greer

Länge: 130 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „A world beyond“

Moviepilot über „A world beyond“

Metacritic über „A world beyond“

Rotten Tomatoes über „A world beyond“

Wikipedia über „A world beyond“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Ghost Protocol, USA 2011)


Neu im Kino/Filmkritik: „#Zeitgeist – Von digitaler Nähe und analoger Entfremdung“ erzählt von Männern, Frauen und ihren Kindern

Dezember 11, 2014

„#Zeitgeist“ ist kein wirklich schlechter Film. Immerhin ist er von Jason Reitman, der mit „Thank you for Smoking“, „Juno“, „Up in the Air“ und „Young Adult“ einige äußerst gelungene satirische Komödien inszenierte. Und auch „Labor Day“ war kein vollkommener Reinfall. Es war nur eine äußerst kitschige und unglaubwürdige Schmonzette, gewohnt feinfühlig, aber auch todernst und bieder bis zum Abwinken erzählt. Sein neuester Film „#Zeitgeist“ soll nun eine Bestandsaufnahme der Gegenwart sein, indem er anhand von sieben WASP-Familien, die in einer Vorstadt von Austin, Texas, leben, über die Beziehungen von Eltern zu ihren Kindern, von Männern zu Frauen und welche Rolle dabei die modernen Medien, also Computer und Facebook, spielen, erzählt.
Es geht um einen fremdgehenden Vater, der auf dem Computer seines Sohnes Porno-Seiten entdeckt. Seine Frau sucht ebenfalls amouröse Abenteuer. Es geht um eine ehrgeizige Mutter und ihre noch ehrgeizigere Tochter, die unbedingt berühmt werden möchte; was heißt „im Fernsehen sein“. Egal wie. Es geht um einen alleinerziehenden Football-begeisterten Vater, der den Kontakt zu seinem Sohn verliert. Denn dieser vermisst seine Mutter, die sie vor kurzem verließ. Seitdem spielt der gute Sportler nicht mehr in der Football-Mannschaft mit, sondern spielt das Multiplayer-Onlinespiel „Guild Wars“. Es geht um einen magersüchtigen Teenager. Es geht um eine kontrollsüchtige Mutter, die die NSA in den Schatten stellt.
Es geht immer um Beziehungen. Zwischen den Erwachsenen. Zwischen den die gleiche Schule besuchenden Jugendlichen. Zwischen den Eltern und ihren Kindern.
Das alles ist durchaus feinfühlig erzählt, die Schauspieler sind gut, aber über den Einfluss der modernen Kommunikation auf das Zusammenleben von Eltern und ihren Kindern erfahren wir, auch weil in dem Ensemblefilm keine Geschichte besonders überzeugend ist, nichts Substantielles. Vieles wirkt auch einfach ausgedacht und übertrieben. So ist, jedenfalls aus deutscher Sicht, die von Jennifer Garner gespielte Gluckenmutter, die mit missionarische Eifer vor den Gefahren das Internets warnt und dafür auch einen Selbsthilfe-Gesprächskreis hat, ein Cartoon-Charakter der langweiligen Sorte. Und die Panik an der Schule, als ein Junge nicht mehr Football spielen will, geht grotesk an den Problemen vorbei. Der Schulpsychiater will, dass er wieder in der Mannschaft mitspielt. Dass er gerade von seiner Mutter verlassen wurde und er jetzt von seinem Vater erzogen wird, wird dagegen in dem Gespräch nicht angesprochen. Die Internet-Pornoseite und das Computerspiel sind einfach nur austauschbare Gimmicks, die vor dreißig Jahren ein Porno-Magazin und irgendeine zeitintensive, aber schulferne Freizeitbeschäftigung (wie das Kiffen in einer Band) waren. Und dass auch die besten Ehen, irgendwann ihre Probleme haben, ist nichts neues. Immerhin darf Dennis Haysbert („24“, „The Unit“) als Liebhaber auftreten und Adam Sandler spielt ungewohnt zurückhaltend einen Vater und Ehemann.
Aber keine dieser Geschichten hat eine wirkliche emotionale Schlagkraft oder eine überraschende Wendung. Immer ist ein Malen-nach-Zahlen-Gefühl und das Wissen, dass man das alles schon besser gesehen hat, vorhanden.
Zu dem stockbiederen Erzählduktus, der die Geschichten parallel, aber, auch auf der visuellen Ebene, ohne Überraschungen erzählt, kommt noch die bescheuerte Idee, Bilder aus dem Weltall zu zeigen und im Original Emma Thompson als Erzählerin Carl Sagan zitieren und über die Botschaft der 1977 von der NASA losgeschickten Weltraumsonde Voyager an Außerirdische, die Kleinheit des Menschen im Universum und die Gedanken der Filmcharaktere philosphieren zu lassen. Das ist dann so New Agig, dass auch der gutwilligste Zuschauer sich fragt, was diese pathetische Botschaft aus den Siebzigern über den heutigen Zeitgeist aussagen soll.
Im Vergleich mit Henry-Alex Rubins Episodendrama „Disconnect“, das im Januar bei uns in einigen Kinos lief, fällt die Enttäuschung über Jason Reitmans „#Zeitgeist“ noch größer aus. Denn „Disconnect“ erzählt mit viel stärkeren Geschichten und einem viel diverserem Cast viel eindrucksvoller über die Veränderungen der sozialen Beziehungen durch moderne Kommunikationsmittel und auch wie sehr sie nur eine neue Schicht sind, die sich über elementare Dramen und Gefühle legt. In Rubins Film ist alles das vorhanden, was in Reitmans Schul- und Familiendrama fehlt.

#Zeitgeist - Neues_Plakat

#Zeitgeist – Von digitaler Nähe und analoger Entfremdung (Men, Women, and Children, USA 2014)
Regie: Jason Reitman
Drehbuch: Jason Reitman, Erin Cressida Wilson
LV: Chad Kultgen: Men, Women, and Children, 2011
mit Timothee Chalamet, Olivia Crocicchia, Kaitlyn Dever, Rosemarie DeWitt, Ansel Elgort, Jennifer Garner, Judy Greer, Dennis Haysbert, Katherine Hughes, Elena Kampouris, Shane Lynch, Dean Norris, Will Peltz, Adam Sandler, J. K. Simmons, Travis Tope, Emma Thompson (Erzählerin im Original)
Länge: 120 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
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Film-Zeit über „#Zeitgeist“
Moviepilot über „#Zeitgeist“
Metacritic über „#Zeitgeist“
Rotten Tomatoes über „#Zeitgeist“
Wikipedia über „#Zeitgeist“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jason Reitmans „Young Adult“ (Young Adult, USA 2011)

Meine Besprechung von Jason Reitmans „Labor Day“ (Labor Day, USA 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: Die Affen rasen durch den Wald in „Planet der Affen: Revolution“

August 6, 2014

Als Charlton Heston am Ende von „Planet der Affen“ entdeckte, dass der fremde Planet, auf dem er nach einem ewig langem Flug durch das Weltall gelandet war und auf dem Affen Menschen bestenfalls als Haustiere betrachten, die Erde war, war der Anblick der Freiheitsstatue ein Schock und eines der ikonischen Filmenden. In den nächsten Jahren gab es etliche Fortsetzungen, ehe die Begeisterung für menschliche Affen nachließ.

Als vor drei Jahren mit „Planet der Affen: Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) die Vorgeschichte, natürlich im Reboot-Modus, zum „Planet der Affen“ erzählt wurde, war Rupert Wyatts Film ein Publikums- und Kritikererfolg. Erzählt wurde die Geschichte des Forschers Will Rodman (James Franco), der nach einem Mittel gegen Alzheimer sucht, das an Tieren ausprobiert, auch an seinem Hausaffen Caesar (Andy Serkis), und dabei ein Mittel findet, das Alzheimer aufhalten kann und das Caesar intelligenter macht. Das Mittel wird dann in der Biotech-Firma GenSys an anderen Affen ausprobiert. Der Affe kann sogar sprechen! Die Versuche haben fatale Nebenwirkungen und am Ende brechen die Affen mit der Hilfe von Caesar aus. Es kommt zu einer Schlacht mit der Polizei auf der Golden-Gate-Brücke und die Affen verschwinden im Redwood-Nationalpark

So gelungen „Planet der Affen: Prevolution“ auch war, es war immer nur die Vorgeschichte zu einer größeren Erzählung mit bekanntem Ausgang. Ein Prolog eben, der jetzt in „Planet der Affen: Revolution“ das erste Kapitel einer größeren Geschichte erzählt. Denn obwohl „Planet der Affen: Revolution“ mit über zwei Stunden ziemlich lang geraten ist, ist es eigentlich nur eine zu lang geratene Episode einer TV-Serie, in der es neben der Geschichte der Woche auch etliche episodenübergreifende Handlungsstränge gibt.

Matt Reeves‘ Film beginnt zehn Jahre nach „Planet der Affen: Prevolution“. Mit dem Ausbruch der Affen aus dem Forschungslabor wurde auch ein Virus, die Simianische Grippe, freigesetzt, der die meisten Menschen tötete. Es gibt weltweit nur noch vereinzelte Enklaven. In San Francisco gibt es eine, die von Dreyfus (Gary Oldman) angeführt wird. Der Ex-Polizeipräsident und Kurzzeitbürgermeister von San Francisco ist ihr ruhig und überlegt handelnder Anführer. Ihm zur Seite steht der besonnene Malcolm (Jason Clarke), der jetzt mit einer handvoll Gefährten den Staudamm im Wald, der ihnen Strom liefern soll, wieder in Betrieb setzen soll.

Dabei treffen sie auf Caesar – und wenn wir uns jetzt an die abertausend Western erinnern, in denen Siedler auf Indianer trafen und sie zu fragilen Abkommen kamen, dann können wir uns den weiteren Plot von „Planet der Affen: Revolution“ in bester Malen-nach-Zahlen-Manier ausmalen. Dass die Dialoge der Affen, ihre Handlungen und natürlich ihre Fortbewegung (wobei ein Affe mit Gewehr auf einem Pferd natürlich cool aussieht) dabei direkt aus dem letzten Western geklaut wurde, verstärkt den Eindruck, eine in die nahe Zukunft verlegte Geschichte von einer gut abgehangenen Endlos-TV-Serie wie „Tausend Meilen Staub“ (Rawhide) oder Filmen wie „Der große Treck“ (The big Trail), in denen Siedler auf ihrem Weg durch den Wilden Westen unzählige Abenteuer erleben, sehen.

Allerdings bleibt diese Indianer-Analogie trotz ihres Potentials für die Geschichte und auch die damit verbundene Frage, wie Affen und Menschen miteinander umgehen, an der Oberfläche. Es ist bestenfalls auf dem Niveau der ersten Indianerwestern aus den Fünfzigern, in denen die Botschaft war, dass Indianer auch Menschen und keine Wilden sind, die von dem tapferen weißen Mann dutzendweise abgeknallt werden. Hier sehen wir sogar die ersten Ursprünge einer sich entwickelnden Affengesellschaft.

In diesen Momenten bleibt die Filmgeschichtesträflich unter ihren Möglichkeiten. Statt den Rassenkonflikts intelligent zu thematiseren und auf die Gegenwart zu beziehen (wie es zum Beispiel die neue Version von „Battlestar Galactica“ tat), bleibt es bei einer rein illustrativen Verwendung, bei der wir zwar Affen und Menschen sehen, es sich aber genausogut um Nachbarn handeln könnte, die ein Wasserproblem mit einigen wenigen Verhandlungen lösen, während in beiden Familien die Söhne etwas Randale machen.

Immerhin wissen wir, wie die Geschichte auf lange Sicht endet; – wenn es nicht dank der Änderung des Ursprungs der Affenherrschaft von einem Atomkrieg in dem Original-Planet-der-Affen-Film zu einer Seuche in diesem Film und des damit verbundenen Reboots, der dann auch, wie in „Star Trek“, auf einer anderen Zeitlinie spielt, in den kommenden Filmen zu einer friedlichen Koexistenz zwischen Affen und Menschen kommt, was immerhin für die Menschen (vulgo: die weißen Siedler) eine gute Nachricht wäre.

Die Tricks sind gelungen, obwohl die Affen sich in den Massenszenen immer noch merkwürdig synchron bewegen, die Proportionen in der 3D-Version öfter falsch sind und einige Bewegungen unnatürlich erscheinen. Aber insgesamt gelingt die Verbindung von realen Drehorten, oft mitten im Wald, und Spezialeffekten. Auch der Sound, der alle Boxen des Kinos, vor allem in den im Dorf der Affen spielenden Szenen, sinnvoll und differenziert ausnutzt gefällt.

Insgesamt ist „Planet der Affen: Revolution“ gelungenes Blockbuster-Kino, bei dem man sein Gehirn nicht am Eingang abgeben muss. Im Gegenteil!

Planet der Affen - Revolution - Plakat

 

Planet der Affen: Revolution (Dawn of the Planet of the Apes, USA 2014)

Regie: Matt Reeves

Drehbuch: Mark Bomback, Rick Jaffa, Amanda Silver

mit Andy Serkis, Jason Clarke, Keri Russell, Gary Oldman, Judy Greer, Toby Kebbell, Kodi Smit-McPhee

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Affen zum Lesen (und meine Gedanken zu diesen Werken)

Boulle - Planet der Affen - CrossCult

Pierre Boulle: Planet der Affen

(übersetzt von Merle Taeger)

Cross Cult, 2014

272 Seiten

12,80 Euro

Originalausgabe

La Planète des Singes

Editions Julliard, Paris, 1963

Der Roman erschien schon in einer anderen Übersetzung in mehreren Ausgaben.

Keyes - Planet der Affen - Feuersturm

Greg Keyes: Planet der Affen – Revolution: Feuersturm

(übersetzt von Susanne Döpke)

Cross Cult, 2014

384 Seiten

12,80 Euro

Originalausgabe

Dawn of the Planet of the Apes: Firestorm

Titan Books, 2014

Hinweise

Wikipedia über Pierre Boulle (deutsch, englisch, französisch) und  Greg Keyes (deutsch, englisch)

Amerikanische Homepage zum Film „Planet der Affen: Revolution“

Deutsche Facebook-Seite zum Film „Planet der Affen: Revolution“

Film-Zeit über „Planet der Affen: Revolution“

Moviepilot über „Planet der Affen: Revolution“

Metacritic über „Planet der Affen: Revolution“

Rotten Tomatoes über „Planet der Affen: Revolution“

Wikipedia über „Planet der Affen: Revolution“ (deutsch, englisch)

“Planet der Affen”-Wiki

 

Meine Besprechung von Pierre Boulles „Planet der Affen“ (La Planète des Singes, 1963)

Meine Besprechung von Greg Keyes‘ „Planet der Affen – Revolution: Feuersturm“ (Dawn of the Planet of the Apes: Firestorm, 2014)


TV-Tipp für den 2. März: The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten

März 2, 2014

Pro 7, 20.15

The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten (USA 2011, Regie: Alexander Payne)

Drehbuch: Alexander Payne, Nat Faxon, Jim Rash

LV: Kaui Hart Hemmings: The Descendants, 2009 (Mit deinen Augen, Neuveröffentlichung unter „The Descendants“)

Auch im Paradies haben die Menschen alltägliche Probleme. So muss Rechtsanwalt Matt King (George Clooney) sich auf Hawaii mit der weiteren Nutzung des Landes, das seit Generationen im Familienbesitz ist und von ihm verwaltet wird, herumschlagen, seine Frau liegt nach einem Bootsunfall im Koma und er muss sich jetzt um seine beiden Töchter kümmern. Da erfährt er, dass seine Frau einen Liebhaber hatte.

Paynes Film ist eine feine, warmherzige und lebenskluge Komödie über Familien und andere alltägliche Probleme. Sein neuester Film „Nebraska“ läuft gerade im Kino.

mit George Clooney, Shailene Woodley, Beau Bridges, Robert Forster, Judy Greer, Matthew Lillard, Nick Krause, Amara Miller, Mary Birdsong, Rob Huebel, Patricia Hastie

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The Descendants“

Rotten Tomatoes über „The Descendants“

Wikipedia über „The Descendants“ (deutschenglisch)

The Wall Street Journal: Interview mit Kaui Hart Hemmings über “The Descendants” (23. November 2011)

Stuttgarter Zeitung: Mein Interview mit Alexander Payne über „The Descendants“

Meine Besprechung von Alexander Paynes „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ (The Descendants, USA 2011, mit George Clooney)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Nebraska“ (Nebraska, USA 2013)

Alexander Payne in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Nat Faxon/Jim Rashs „Ganz weit hinten“ (The Way Way Back, USA 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: Stephen Kings „Carrie“ – die neue Verfilmung

Dezember 5, 2013

 

Und noch ein Remake von einem Klassiker, das allein schon deshalb besonders genau seziert wird. Und weil Kimberly Peirce die Geschichte von Carrie White wiedererzählt, muss sie gegen Stephen Kings Roman „Carrie“ und Brian de Palmas legendäre Verfilmung ankämpfen. Denn während unserer Pubertät lasen oder sahen wir erstmals diese Geschichte eines von allen unterdrückten Mädchens und sie jagte uns einen höllischen Schrecken ein. Denn Carrie ist die Außenseiterin an der Schule, die von allen verspottet wird. Vor allem, nachdem sie in der Schuldusche ihre erste Blutung und eine Panikattacke hat. Ihre religiös-fanatische Mutter drangsaliert sie mit Gebetsstunden, ständigen Warnungen vor der bösen Welt, hält sie für vom Teufel besessen und möchte sie am liebsten Tag und Nacht einsperren.

Nach dem Ereignis in der Schuldusche hat eine ihrer Mitschülerinnen Mitleid mit ihr. Sie überredet ihren Freund, Carrie auf den Schulball zu begleiten. Er tut es und mitten während der Feierlichkeiten wird ein Eimer mit Schweineblut über ihr ausgeschüttet. Carrie dreht durch und bringt mit ihren telekinetischen Fähigkeiten alle, die in der Schulaula sind, um. Danach macht sie sich auf den Heimweg – und wir hatten Angst, dass es auch in unserer Klasse eine Carrie gibt.

Diesen Eindruck, den damals De Palmas Film auf uns Teenager machte, macht Peirces Film nicht. Immerhin sind wir keine Teenager mehr. Dabei ist Peirces Film auch im direkten Vergleich gar nicht so schlecht.

Peirce hält sich an die aus Buch und Film bekannte Geschichte und auch an die Struktur von De Palmas Film. Es gibt zwar noch eine 2002er-TV-Verfilmung von David Carson, die der Pilotfilm für eine TV-Serie sein sollte. Aber weil die fast niemand kennt und man auch nichts Gutes über sie hört, können wir sie ignorieren. Julianne Moore als Fanatikerin und Carries Mutter ist grandios. Sie strahlt wirklich diese beängstigende Ruhe von religiös überzeugten Menschen aus, die sich durch nichts in ihrem Irrglauben beirren lassen und jede Bestrafung für angemessen halten. Chloë Grace Moretz ist zwar im richtigen Alter (Sissy Spacek war bereits 27 Jahre alt, als sie Carrie spielte), aber als Hit-Girl hinterließ sie in den beiden „Kick-Ass“-Filmen einen so starken Eindruck, dass ich nie daran zweifelte, dass sie ihren vergnügungssüchtigen Mitschülern kräftig in den Arsch treten wird.

Die Ausstattung, vor allem Carries Wohnhaus, ist zeitlos, hat oft sogar ein Siebziger-Jahre-Retro-Feeling, das den Film, auch weil er insgesamt kaum aktualisiert wurde, etwas aus der Zeit herausgefallen sein lässt. Computer und Handys kommen kaum vor.

Er ist aber deutlich prüder geraten: während bei De Palma in der legendären Duschszene nackte Mädchen durch das Bild laufen und Carrie, als sie von ihren Mitschülern mit Tampons beworfen wird, nackt in einer Ecke der Dusche kauert, verhüllt sie in dem Remake züchtig mit einem weißen Handtuch ihren Körper, während sie von einer Mitschülerin gefilmt und von den anderen mit Tampons beworfen wird.

Carrie“ hat mich zwar nie wirklich gepackt oder in Angst und Schrecken versetzt. Dafür gab es dann doch zu viele Computereffekte bei Carries Zerstörungsorgie in der Kleinstadt und ich bin schon zu lange aus der Schule. Aber ich habe mich auch nicht, obwohl ich die Geschichte kenne, gelangweilt. Es ist ein ordentlicher, brav gefilmter Horrorfilm, der das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter weniger hysterisch gestaltet als Brian De Palma, aber es nicht wagte, die Geschichte konsequent in die Gegenwart zu übertragen.

Carrie - Plakat

Carrie (Carrie, USA 2013)

Regie: Kimberly Peirce

Drehbuch: Lawrence D. Cohen, Roberto Aguirre-Sacasa

LV: Stephen King: Carrie, 1974 (Carrie)

mit Chloë Grace Moretz, Julianne Moore, Gabriella Wilde, Portia Doubleday, Alex Russell, Zoë Belkin, Ansel Elgort, Samantha Weinstein, Karissa Strain, Judy Greer, Katie Strain, Barry Shabaka Henley

Länge: 100 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage

King - Carrie - Neuausgabe 2013 - 4

Stephen King: Carrie

(übersetzt von Wolfgang Neuhaus)

Bastei-Lübbe, 2013

320 Seiten

9,99 Euro

Originalausgabe

Carrie

Doubleday, 1974

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Carrie“

Moviepilot übe „Carrie“

Metacritic über „Carrie“

Rotten Tomatoes über „Carrie“

Wikipedia über „Carrie“ 

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour