LV: James Ellroy: Watchman/The night Watchman (Originalgeschichte)
Die Story klingt nach einem typischen Ellroy – oder dem typischen Cop-Thriller der Marke „Korrupter Cop sitzt in der Scheiße; entdeckt, (Überraschung!) dass die Polizei korrupt ist und stellt sich auf die Seite der Guten“. Denken Sie nur an die Ellroy-Verfilmung „Dark Blue“ (für die Ayer das Drehbuch schrieb), ersetzen Kurt Russell durch Keanu Reeves, lassen den Rookie Scott Speedman weg und wir haben den nächsten düsteren, bleihaltigen LA-Copthriller.
Ellroys Story ist eine nicht veröffentlichte Originalgeschichte und sollte bereits vor Jahren als „Watchman“ oder auch „The night Watchman“ verfilmt werden. David Fincher, Spike Lee und Oliver Stone waren als Regisseure im Gespräch. Für den Film wurde Ellroys Drehbuch dann von mehreren Autoren (zwei schafften es in die Credits, aber Ayer soll und John Ridley hat vor Jahren an dem Drehbuch gearbeitet) bearbeitet.
Mit Keanu Reeves, Forest Whitaker, Hugh Laurie, Chris Evans, Martha Higareda, Cedric the Entertainer, Amaury Nolasco
The Night Manager – Teil 1 (The Night Manager, Großbritannien/USA 2016)
Regie: Susanne Bier
Drehbuch: David Farr
LV: John le Carré: The Night Manager, 1993 (Der Nachtmanager)
Nachtmanager Jonathan Pine will im Auftrag des britischen Geheimdienstes den skrupellosen Waffenhändler Richard Onslow Roper überführen. Dazu muss er erst einmal dessen Vertrauen erlangen.
Gut sechstündige BBC-Verfilmung, die das ZDF als Dreiteiler zeigt. An der Qualität der überaus sehenswerten und gelungenen, inzwischen aber auch etwas überbewerteten John-le-Carré-Verfilmung ändert sich dadurch nichts.
Das ZDF zeigt den zweiten und dritten Teil an den kommenden Montagen.
„Was macht das Leben eines Schriftstellers aus? Mit dem Welterfolg „Der Spion, der aus der Kält kam“ gab es für John le Carré keinen Weg zurück. Er kündigte seine Stelle im diplomatischen Dienst, reiste zu Recherchezwecken um den halben Erdball – Afrika, Russland, Israel, USA, Deutschland –, traf die Mächtigen aus Politik- und Zeitgeschehen und ihre heimlichen Handlanger. John le Carré ist bis heute ein exzellenter und unabhängiger Beobachter, mit untrüglichem Gespür für Macht und Verrat. Aber auch für die komischen Seiten des weltpolitischen Spiels.
In seinen Memoiren blickt er zurück auf sein Leben und sein Schreiben.“
John le Carrés Roman „Der Nachtmanager“ (The Night Manager) erschien 1993 und war sein erster Roman in der nach dem Ende des Kalten Krieges spielenden Welt. Er erzählte die Geschichte eines Hotelportiers, der, vom britischen Geheimdienst rekrutiert und mit einer neuen Identität ausgestattet, in eine undurchsichtige Geschichte von Kokain- und Waffenhandel, höchst illegal, global und tödlich, verwickelt wird.
Der Roman, der mir damals gut gefiel, war ein Beleg dafür, dass der Spionageroman nach dem Ende des Kalten Krieges, der ja die Weltpolitik und das Genre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestimmte, immer noch relevant ist. Schließlich gab und gibt es weiterhin Geheimdienste und Spionage.
Über eine Verfilmung wurde seit dem Erscheinen immer wieder gesprochen, aber alle Pläne zerschlugen sich. Auch Hugh Laurie bemühte sich, wie er im Bonusmaterial von „The Night Manager“ sagt, um die Verfilmungsrechte.
Ein Grund für die gescheiterten Verfilmungspläne war, so hieß es, dass die Handlung des gut sechshundertseitigen Romans unmöglich in einem Zwei-Stunden-Film erzählt werden könne. Entsprechend folgerichtig ist dann auch die Entscheidung, den Roman nicht als Spielfilm, sondern – wie es jetzt geschah – als sechsstündige Miniserie zu verfilmen, die ihre TV-Premiere in England im BBC als Sechsteiler hatte und die bei uns auf DVD und bei Amazon Prime als Achtteiler verfügbar ist. Die einzelnen Folgen sind in dieser Schnittfassung, wie wir es von US-Serien gewohnt sind, jeweils knapp 45 Minuten. An der Gesamtlänge ändert sich nichts. Auch nicht an der langsamen Erzählweise, die sich mehr auf psychologische Entwicklungen und Stimmungen und weniger auf Action und das zügige Abhaken von Plot-Points oder überraschender Wendungen konzentriert.
In den ersten beiden Episoden entwickelt sich die Geschichte langsam und, auch wenn sich die Geschichte konstant vorwärts bewegt, hätte man ohne Mühe viel streichen können. Denn Drehbuchautor David Farr („Spooks“, „Wer ist Hanna?“) und Regisseurin Susanne Bier, die bislang, abgesehen von einem TV-Film, ausschließlich für das Kino arbeitete, erzählen die Geschichte ziemlich detailverliebt und in dem Wissen, dass sie viel Zeit haben.
Deshalb ist die erste Episode eigentlich nur das Vorspiel für die in der Gegenwart spielende Geschichte: In Kairo im Januar 2011, während des Arabischen Frühlings, vertraut Sophie Alekan, die Geliebte des Hotelbesitzers Freddie Hamid, Spross einer reichen und mächtigen ägyptischen Familie, dem immer britisch-höflichen Nachtmanager des Nobelhotels, Jonathan Pine (Tom Hiddleston), Papiere über einen illegalen Waffenhandel zwischen Hamid und Richard Onslow Roper (Hugh Laurie) an. Der Brite Roper ist ein internationaler Waffenhändler, den der britische Geheimdienst gerne überführen würde. In Kairo laufen die Dinge so aus dem Ruder, dass Sophie Alekan am Ende tot ist.
Vier Jahre später arbeitet Pine im schweizerischen Zermatt in einem anderen Nobelhotel. Als Roper mit seinem Gefolge dort als Gast auftaucht, beginnt Pine hinter ihm her zu spionieren. Und er kontaktiert wieder den britischen Geheimdienst. Die Anti-Korruptions-Agentin Angela Burr (Olivia Colman), die Pine in Kairo vor dem Attentat auf Sophie Alekan warnte und um Hilfe bat, kann den Ex-Soldaten überzeugen, sich in einem gefährlichen Undercover-Einsatz bei Roper einzuschleichen.
Das gelingt Pine dann auch in der dritten Episode, als er bei einem Feier von Roper und seinen Freunden in einem Restaurant auf Mallorca einen vom Geheimdienst initiierten Überfall mit anschließender Geiselnahme verhindert und dafür von den Geiselnehmern übel zusammengeschlagen wird. Roper lässt ihn auf seinem Anwesen pflegen und, nach einer ausführlichen Überprüfung, nimmt er Pine in seine Entourage auf. Denn nach der Geheimdienstlegende ist Pine ein skrupelloser, international gesuchter Verbrecher und eine solche Person kann Rober immer gebrauchen.
In den folgenden Episoden taucht Pine immer tiefer in das Leben von Roper ein. Wobei er sich nie sicher sein kann, wann seine Legende auffliegt. Denn nicht jeder von Ropers Gefolgsleuten vertraut ihm und dass Ropers Geliebte sich in ihn verliebt, verkompliziert den ohnehin gefährlichen Undercover-Einsatz.
Gleichzeitig kämpft Burr, die im Roman ein Mann, im Film eine hochschwangere Frau ist (Olivia Colman war wirklich schwanger), gegen Intrigen im Geheimdienst, die ihre sowieso ungeliebte Abteilung und den ganzen, vollkommen geheim gehaltenen Einsatz von Pine gefährden könnten.
Le Carrés Geschichte, die für die Miniserie in die Gegenwart verlegt wurde, hat keine großen Überraschungen. Entsprechend erahnbar ist das Ende und nervenzerfetzende Spannung ist etwas, das man in anderen Filmen findet.
Aber die Besetzung ist gut und man will wissen, wie die doch recht betulich erzählte Geschichte sich weiter entwickelt und wie die Konfrontation zwischen dem Nachtmanager und dem Waffenhändler, der erst ab der dritten Episode mehr Screentime hat, endet.
Insgesamt ist „The Night Manager“ eine weitere sehenswerte John-le-Carré-Verfilmung.
Im Kino läuft schon am 7. Juli mit „Verräter wie wir“ die nächste le-Carré-Verfilmung an.
Inszeniert von Susanna White, nach einem Drehbuch von Hossein Amini, mit
Ewan McGregor, Damian Lewis, Stellan Skarsgård, Naomie Harris, Mark Stanley und Mark Gatiss.
Die „The Night Manager“-DVD und Blu-ray haben als Bonusmaterial fünfzig Minuten Interviews mit Hugh Laurie, Tom Hiddleston, Elizabeth Debicki, Olivia Colman, Alistair Petri, John le Carré, Susanne Bier, Rob Bullock (Produzent), Simon Cornwell (Produzent), Stephen Garrett (Ausführender Produzent) und Matthew Patnick (Produktionsleiter) und ein reines Werbe-Featurette von der Premiere in Berlin, in dem alle Beteiligten, auf dem roten Teppich, begeistert von der Miniserie sind.
Ach ja: Der Miniauftritt von John le Carré ist in der fünften Episode in der einundzwanzigsten Minute. Er ist der Gast in einem Nobelrestaurant, das von Roper und seinem Gefolge besucht wird.
The Night Manager (The Night Manager, Großbritannien/USA 2016)
Regie: Susanne Bier
Drehbuch: David Farr
LV: John le Carré: The Night Manager, 1993 (Der Nachtmanager)
mit Tom Hiddleston (Jonathan Pine), Hugh Laurie (Richard Onslow Roper), Olivia Colman (Angela Burr), Tom Hollander (Corcoran), Elizabeth Debicki (Jed Marshall), Michael Nardone (Frisky), Alistair Petrie (Sandy Langbourne), Hovik Keuchkerian (Tabby), Neil Morrissey (Harry Palfrey)
–
DVD
Concorde Home Entertainment
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch (DTS, Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Interviews, Featurette: Die Premiere in Berlin
Länge: 338 Minuten (3 DVDs)
FSK: ab 12 Jahre
–
Die Vorlage in der aktuellen Ausgabe
John le Carré: Der Nachtmanager
(übersetzt von Werner Schmitz)
Ullstein 2016
576 Seiten
9,99 Euro
–
Die gebundene Ausgabe erschien bei Kiepenheuer & Witsch; Taschenbuchausgaben bei Heyne und List.
John le Carrés Roman „Der Nachtmanager“ (The Night Manager) erschien 1993 und war sein erster Roman in der nach dem Ende des Kalten Krieges spielenden Welt. Er erzählte die Geschichte eines Hotelportiers, der, vom britischen Geheimdienst rekrutiert und mit einer neuen Identität ausgestattet, in eine undurchsichtige Geschichte von Kokain- und Waffenhandel, höchst illegal, global und tödlich, verwickelt wird.
Der Roman, der mir damals gut gefiel, war ein Beleg dafür, dass der Spionageroman nach dem Ende des Kalten Krieges, der ja die Weltpolitik und das Genre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestimmte, immer noch relevant ist. Schließlich gab und gibt es weiterhin Geheimdienste und Spionage.
Über eine Verfilmung wurde seit dem Erscheinen immer wieder gesprochen, aber alle Pläne zerschlugen sich.
Ein Grund war, so hieß es, dass die Handlung des gut sechshundertseitigen Romans unmöglich in einem Zwei-Stunden-Film erzählt werden könne. Entsprechend folgerichtig ist dann auch die Entscheidung, den Roman nicht als Spielfilm, sondern – wie es jetzt geschah – als sechsstündige Miniserie zu verfilmen, die ihre TV-Premiere in England im BBC als Sechsteiler hatte und die jetzt bei Amazon Prime als Achtteiler in der deutschen und englischen Fassung online ist. Die einzelnen Folgen sind in dieser Schnittfassung, wie wir es von US-Serien gewohnt sind, jeweils knapp 45 Minuten.
Die DVD und Blu-ray erscheint am 21. April bei Concorde. Angekündigt sind fünfzig Minuten Bonusmaterial (u. a. Interviews mit den Darstellern und der Regisseurin, Featurette von der Premiere in Berlin, Trailer).
In den ersten beiden Episoden der Amazon-Schnittfassung, die ich sehen konnte, entwickelt sich die Geschichte langsam und, auch wenn sich die Geschichte konstant vorwärts bewegt, hätte man ohne Mühe viel streichen können. Denn Drehbuchautor David Farr („Spooks“, „Wer ist Hanna?“) und Regisseurin Susanne Bier, die bislang, abgesehen von einem TV-Film, ausschließlich für das Kino arbeitete, erzählen die Geschichte ziemlich detailverliebt und in dem Wissen, dass sie viel Zeit haben.
Die erste Episode ist eigentlich nur das Vorspiel für die in der Gegenwart spielende Geschichte: In Kairo im Januar 2011, während des Arabischen Frühlings, vertraut Sophie Alekan, die Geliebte des Hotelbesitzers Freddie Hamid, Spross einer reichen und mächtigen ägyptischen Familie, dem immer britisch-höflichen Nachtmanager des Nobelhotels, Jonathan Pine (Tom Hiddleston), Papiere über einen illegalen Waffenhandel zwischen Hamid und Richard Onslow Roper (Hugh Laurie) an. Der Brite Roper ist ein internationaler Waffenhändler, den der britische Geheimdienst gerne überführen würde. In Kairo laufen die Dinge so aus dem Ruder, dass Sophie Alekan am Ende tot ist.
Vier Jahre später arbeitet Pine im schweizerischen Zermatt in einem anderen Nobelhotel. Als Roper mit seinem Gefolge dort als Gast auftaucht, beginnt Pine hinter ihm her zu spionieren. Und er kontaktiert wieder den britischen Geheimdienst. Die Anti-Korruptions-Agentin Angela Burr (Olivia Colman), die Pine in Kairo vor dem Attentat auf Sophie Alekan warnte und um Hilfe bat, kann den Ex-Soldaten überzeugen, sich in einem gefährlichen Undercover-Einsatz bei Roper einzuschleichen.
Viel mehr passiert in den ersten neunzig Minuten nicht.
Aber die Besetzung ist gut und man will schon wissen, wie die Geschichte sich weiter entwickelt und die Konfrontation zwischen dem Nachtmanager und dem Waffenhändler, der bis jetzt nur einige kurze Auftritte hatte, endet.
The Night Manager (The Night Manager, Großbritannien/USA 2016)
Regie: Susanne Bier
Drehbuch: David Farr
LV: John le Carré: The Night Manager, 1993 (Der Nachtmanager)
mit Tom Hiddleston (Jonathan Pine), Hugh Laurie (Richard Onslow Roper), Olivia Colman (Angela Burr), Tom Hollander (Corcoran), Elizabeth Debicki (Jed Marshall), Michael Nardone (Frisky), Alistair Petrie (Sandy Langbourne), Hovik Keuchkerian (Tabby), Neil Morrissey (Harry Palfrey)
–
Die Vorlage in der aktuellen Ausgabe
John le Carré: Der Nachtmanager
(übersetzt von Werner Schmitz)
Ullstein 2016
576 Seiten
9,99 Euro
–
Die gebundene Ausgabe erschien bei Kiepenheuer & Witsch; Taschenbuchausgaben bei Heyne und List.
Der Anfang von Brad Birds neuem Film „A world beyond“ (er war zuerst als „Projekt: Neuland“ angekündigt) ist eine schöne Einführung in verschiedene Weltsichten und auch ein kleiner Ulk auf Kosten des Produzenten: George Clooney wendet sich direkt an uns und sagt, dass man die nun folgende Geschichte in die richtige Perspektive setzen müsse. Nämlich die Negative, mit Kriegen und von Menschen verursachte Umweltzerstörung und Katastrophen, die die Welt zerstören. Eine Stimme unterbricht ihn und fordert eine postivere Perspektive. Für Kinder ist diese Szene sicher nur ein gelungener Witz, für Filmkundige eine liebevolle Auseinandersetzung mit der immer positiven Disney-Welt und der ganz anderen Realität, die natürlich im weiteren Film nur noch eine Nebenrolle spielt. Immerhin ist der retrofuturistische Science-Fiction-Abenteuerfilm „A world beyond“ ein Disney-Film, der sich in erster Linie an das typische Disney-Publikum, also Kinder, richtet, ohne dass Erwachsene schreiend den Saal verlassen müssen. Für die gibt es genug Subtexte, Anspielungen und filmische Zitate, um sie kurzweilig zu unterhalten, während die Geschichte auf der logischen Ebene wenig bis keinen Sinn ergibt. Dafür stimmt die emotionale Reise, auf die uns Regisseur und Drehbuchautor Brad Bird (Ratatouille, Mission: Impossible – Phantom Protokoll) und Mit-Drehbuchautor Damon Lindelof (Lost, World War Z) mitnehmen umso mehr.
Casey Newton (Britt Robertson) ist als Teenager ein echter Wildfang, die sich, wenn sie nicht gerade um ihren jüngeren Bruder kümmert, die Abrissbagger an einer Raketenabschussrampe in Cape Canaveral sabotiert (sie will den Abriss und die damit drohende Arbeitslosigkeit ihres Vaters verhindern). Sie ist superschlau, von der Technik begeistert und gnadenlos fortschrittsgläubig. Die Optimistin glaubt, dass mit Erfindungen eine bessere Welt möglich ist. Sie ist die große Schwester, die wir als Zehnjährige gerne gehabt hätten.
Als sie nach einem ihrer nächtlichen Streifzüge inhaftiert wird, erhält sie bei ihrer Entlassung einen Button mit einem „T“, der sie, als sie ihn anfasst, in eine andere Welt versetzt. Es ist das Tomorrowland, dessen Silhoutte dem bekannten Disney-Logo ähnelt und in Disneyworld gab es bereits 1955 den ersten „Tomorrowland“-Themenpark, der den naiven, an seine technische Machbarkeit glaubenden Fortschrittsglauben der fünfziger Jahre huldigte und der sich auch bruchlos im Film wiederfindet.
Als forschungsbegeisterte Jugendliche will Casey natürlich mehr über diese fantastische, saubere und perfekte Zukunftswelt erfahren und sie begibt sich auf eine gefahrvolle Reise, auf der sie auch Frank Walker (George Clooney) begegnet. Vor Jahrzehnten war er, wie sie, ein an eine wundervolle Zukunft voller wundervoller technischer Spielereien und Gadgets glaubender Jugendlicher. Für die Weltausstellung 1964 hat der damals Zehnjährige einen Raketen-Rucksack erfunden, der noch nicht perfekt funktionierte. Anstatt nach oben bewegte er sich seitwärts. Damals gab die gleichaltrige Athena (Raffey Cassidy) ihm ebenfalls einen „T“-Button und er konnte das Tomorrowland, ein Ort, in dem die besten Erfinder der Welt abgeschieden von der normalen Welt, an Erfindungen, die die Welt zu einem besseren Ort machen sollen, arbeiten.
Doch dieser Traum wurde irgendwann zu einem Alptraum, der auch unsere Welt bedroht.
Als letzte Chance für eine Rettung beider Welten hat die immer noch jugendliche Athena Casey den letzten „T“-Button gegeben.
Aber bis wir erfahren, wer Tomorrowland und die Welt zerstören will und Casey und Frank auf den erstaunlich blassen Bösewicht treffen, muss sie in der Gegenwart (im SF-Andenkenladen „Blast from the Past“ und mit vielen menschenähnlichen Robotern) und in der Vergangenheit (die etwas mit dem Eiffelturm zu tun hat) viele Abenteuer erleben, die alle in sich vergnüglich sind, aber, genau wie ein Kindergeburtstag, nicht viel Sinn ergeben. Außer natürlich, dass man eine gute Zeit hat.
A world beyond(Tomorrowland, USA 2015)
Regie: Brad Bird
Drehbuch: Brad Bird, Damon Lindelof (nach einer Geschichte von Damon Lindelof, Brad Bird und Jeff Jensen)
mit George Clooney, Britt Robertson, Hugh Laurie, Raffey Cassidy, Tim McGraw, Keegan-Michael Key, Kathryn Hahn, Thomas Robinson, Judy Greer
LV: James Ellroy: Watchman/The night Watchman (Originalgeschichte)
Die Story klingt nach einem typischen Ellroy – oder dem typischen Cop-Thriller der Marke „Korrupter Cop sitzt in der Scheiße; entdeckt, (Überraschung!) dass die Polizei korrupt ist und stellt sich auf die Seite der Guten“. Denken Sie nur an die Ellroy-Verfilmung „Dark Blue“ (für die Ayer das Drehbuch schrieb), ersetzen Kurt Russell durch Keanu Reeves, lassen den Rookie Scott Speedman weg und wir haben den nächsten düsteren, bleihaltigen LA-Copthriller.
Ellroys Story ist eine nicht veröffentlichte Originalgeschichte und sollte bereits vor Jahren als „Watchman“ oder auch „The night Watchman“ verfilmt werden. David Fincher, Spike Lee und Oliver Stone waren als Regisseure im Gespräch. Für den Film wurde Ellroys Drehbuch dann von mehreren Autoren (zwei schafften es in die Credits, aber Ayer soll und John Ridley hat vor Jahren an dem Drehbuch gearbeitet) bearbeitet.
Mit Keanu Reeves, Forest Whitaker, Hugh Laurie, Chris Evans, Martha Higareda, Cedric the Entertainer, Amaury Nolasco
Druckfrisch und schwer in der Hand liegend: die deutsche Übersetzung von „Perfidia“, dem neuen Opus von James Ellroy, das der Auftakt zu einem neuen „L. A. Quartett“ ist, das zeitlich vor seinen bereits in Los Angeles spielenden Romanen, wie „Die schwarze Dahlie“, „Blutschatten“, „L. A. Confidential“ und „White Jazz“ spielt.
James Ellroy sagt zu seinem neuen Werk: „Besessenheit steht mir gut. Die Liebe zur Sprache definiert mich. Diesbezüglich fordere ich andauernd mein Geburtsrecht ein. Ich bin ein in Los Angeles geborener Amerikaner. Die Geschichte hat mich einmal mehr an meinen Schreibtisch gerufen. Mein Roman heißt “Perfidia“. Der Titel bedeutet auf Spanisch “Verrat“ und verweist auf ein klagendes Lied der späten Dreißigerjahre. Der Roman ist 960 Seiten lang und in jeder Hinsicht groß angelegt. Die Geschichte erstreckt sich vom 6. bis zum 29. Dezember 1941. Männer und Frauen mit großen Seelen geraten in Los Angeles im Monat von Pearl Harbor aneinander. Sie hab en große Überzeugungen, große Träume und ein tief gestörtes Pflichtbewusstsein. Sie arbeiten mit- und gegeneinander, um ein großes Verbrechen aufzuklären , und streben groß und ruchlos nach Liebe. “Perfidia“ ist die Quintessenz dessen, was ich über die Kunst und das Handwerk des Geschichtenerzählens, was ich über Geschichte, über Männer und Frauen weiß, und über die immer wieder drängende Frage, warum Menschen tun , was sie tun. Ich bin in die Vergangenheit hinabgestiegen und mit einem Geschenk für Sie zurückgekehrt. Das ich mit meinen allerbesten Wünschen anzunehmen bitte.“
Auf meiner Leseliste für die nächsten Tage steht das gut tausendseitige Werk.