Neu im Kino/Filmkritik: Hooked on „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“?

Mai 4, 2023

Fertig. Nach zwei „Guardians of the Galaxy“-Spielfilmen, und einem nur im TV gezeigten Holiday Special, ist James Gunns dritter „Guardians of the Galaxy“-Film sein letzter Guardians-Film. Die Science-Fiction-Komödie ist, wie schon vorher eifrig in den Medien kolportiert wurde, außerdem der letzte Film mit dieser „Guardians“-Besatzung und der Abschluss einer Trilogie. Nicht, weil das irgendwie aus dem Werk heraus ersichtlich ist, sondern weil heute drei Filme mit rudimentären Gemeinsamkeiten einfach als Trilogie gelabelt werden.

Dieses Mal steht nicht Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt), der Anführer der Guardians, sondern Rocket, der durchgeknallte, schießwütige No-Nonsense-Waschbär. Gunn erzählt die Geschichte seiner Herkunft.

Bei einem Angriff auf Knowhere, den Rückzugsort der Guardians, wird Rocket schwer verletzt. Als seine Freunde ihn verarzten wollen, entdecken sie einen Killswitch in seinem Körper, der ihn umbringt, wenn sie ihn verarzten (Nicht drüber nachdenken, einfach akzeptieren, dass Rocket bislang nie schwer verletzt wurde).

Um Rocket zu retten, müssen Peter Quill und seine Freunde Drax (Dave Bautista), Nebula (Karen Gillan), Mantis (Pom Klemenieff), der Baum Groot, Kraglin (Sean Gunn) und Gamora (Zoe Saldana) die Person finden, die dafür verantwortlich ist. Es ist The High Evolutionary (Chukwudi Iwuji). Der Herrscher tötet und quält andere Lebewesen, um eine perfekte Welt zu erschaffen.

Und los geht die überlange und bestenfalls mäßig unterhaltsame Schnitzeljagd durch den halben Weltraum, mit Zwischenstationen in einer seltsamen Sixties-Glibber-Welt, die von Master Karja („Castle“ Nathan Fillion, wie immer gut aufgelegt) verteidigt wird, und eine alternative Erde, die von Mensch/Tier-Mischwesen bevölkert wird, die in einem Fünfziger-Jahre-Vorstadt-Amerika leben, eine unverständliche Sprache sprechen und anscheinend weitgehend harmlos sind.

Neben dem bestenfalls lässigem Storytelling, das den dritten Auftritt der Guardians auf epische hunderfünfzig Minuten auflbläht, irritiert das Verhalten der aus den vorherigen Guardians-Filmen bekannten Figuren. Sie alle verhalten sich etwas anders, als ich sie in Erinnerung habe. Es sind kleine Veränderungen, die nicht zu ihrem früheren Ich passen, aber auch nicht einfach durch ihr Alter erklärt werden können. Ihre Beziehung zueinander wirkt, immerhin habe sie in den vergangenen Jahren gemeinsam etliche Abenteuer in den „Guardians“- und anderen Marvel-Filme erlebt, nie wie eine gewachsene Beziehung, sondern wie Comedy-Routinen, in denen Figuren mit festgefügten Eigenschaften immer wieder aufeinanderprallen. Wie Stan Laurel und Oliver Hardy oder wie Tom und Jerry.

Und dann ist auch noch Gamorra dabei. Sie ist Peter Quills große Liebe. Sie starb in „Avengers: Endgame“.

Erklärt werden kann ihre, ähem, Wiedergeburt und das leicht andere Wesen der einzelnen Guardians mit der Mechanik des Multiverse, in dem die Marvel-Filme inzwischen spielen. In dem Multiverse gibt es unzählige, voneinander unabhängige Versionen einer Figur. Sie leben in verschiedenen Universen, die (normalerweise) keinen Kontakt miteinander haben. Da kann eine Figur, die in einem Zeitstrang gestorben ist, in einem anderen Universum noch lebendig sein. Da kann eine Figur, die in einer Welt ein Bösewicht ist, in einer anderen Welt ein Held sein. Erzählerisch führt dies in den Marvel-Filmen im Moment zu einem anything goes, in dem alles egal ist, weil es halt im Multiverse spielt. Wenn Gamorra in einem Universum tot ist, kann sie in einem anderen Universum lebendig sein. Und natürlich können alle Figuren in einem anderen Universum mehr oder weniger anders sein.

Der Film selbst wirkt wie die jugendfreie Ausgabe von James Gunns „The Suicide Squad“ (USA 2021), in dem die Guardians einfach noch einmal ihre alten Hits aufwärmen und lustlos runterbrettern. 

Das Filmende ist dann das schon lange vor der Premiere angekündigte Ende dieser Guardians of the Galaxy. Vor allem James Gunn ist aktuell sehr gut bei dem Konkurrenten DC Film beschäftigt. Dort ist er für alle künftigen DC-Filme verantwortlich und will auch bei einigen Regie führen. Dieses Wissen führt nie dazu, dass sich während des Films ein Gefühl des Abschied nehmens einstellt. Gunn präsentiert bis auf die letzten Minuten ein normales Guardians-Abenteuer in dem das Schicksal einer Nebenfigur im Mittelpunkt steht und mit Adam Warlock (Will Poulter) sehr pompös und zeitaufwendig eine neue Figur präsentiert wird, die für diesen Film vollkommen unwichtig ist. In späteren Filmen oder einer Streamingserie kann sie als Guter oder als Bösewicht wichtig werden. Am Ende klatscht er dann ein Ende dran, das verrät, dass diese Truppe nicht weitermachen wird. Filmisch ist das das Äquivalent zu einer schnöde mit der Post zugestellten Kündigung.

Und so ist in „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“ alles drin, was man von einem Guardians-Abenteuer erwartet, auch wenn die bekannten Figuren sich etwas seltsam verhalten und der Spaß der vorherigen Guardians-Abenteuer der Routine gewichen ist. Die gab es vor gut zehn Jahren, beim ersten Guardians-Abenteuer, nicht. Die Komödie war ein frischer Wind in der Superhelden/Science-Fiction-Landschaft. Die Guardians wurden sofort von allen geliebt. Jetzt wird das damals neue Rezept einfach nochmal aufgewärmt.

Gurdians of the Galaxy: Vol. 3 (Guardians of the Galaxy Vol. 3, USA 2023)

Regie: James Gunn

Drehbuch: James Gunn

LV: Figuren von Dan Abnett und Andy Lanning

mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original), Karen Gillan, Pom Klementieff, Elizabeth Debicki, Sean Gunn, Sylvester Stallone, Will Poulter, Chukwudi Iwuji, Daniela Melchior, Michael Rosenbaum, Maria Bakalova, Nico Santos, Nathan Fillion

Länge: 151 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“

Metacritic über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“

Rotten Tomatoes über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“

Wikipedia über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Gunns „Guardians of the Galaxy“ (Guardians of the Galaxy, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von James Gunns „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ (Guardians of the Galaxy Vol. 2, USA 2017)

Meine Besprechung von James Gunns „The Suicide Squad“ (The Suicide Squad, USA 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: „Thor: Love and Thunder“ – lärmig und hohl wie eine schlechte Heavy-Metal-Platte

Juli 6, 2022

Thor: Love and Thunder“ ist der sechste Film der aktuellen vierten Phase im MCU, der vierte Solo-Film mit dem Donnergott Thor und der zweite von Taika Waititi inszenierte „Thor“-Film. Sein erster „Thor“-Film „Tag der Entscheidung“ war 2017 ein Vergnügen. Er gab den doch oft arg pathetisch auftretenden Thor endgültig der Lächerlichkeit preis und präsentierte ein cooles Feuerwerk aus Slapstick, Gags und Overacting. Gleichzeitig räumte er jeden Pathosverdacht innerhalb der ersten Minuten ab.

Waititis zweiter „Thor“-Film wird mit viel Slapstick und sattsam bekannter Rockmusik aus der Zeit beworben, als Männer breitbeinig ihre Gitarren bearbeiteten und ihr Haar mit Haarspray aufhübschten. Versprochen wird ein Werk, das nahtlos an den ersten Film anschließt.

Die Story ist, wie immer bei Marvel, geheimnisumwittert. Die Kritiker werden, wie immer, gebeten, nichts über die Handlung und überraschende Gastauftritte zu verraten. Also: offiziell geht es darum, dass Gorr (Christian Bale) alle Götter umbringen will. Bevor er zum Götterkiller wurde, war er ein friedfertiger Mann, der an das Gute in den Göttern glaubte. Nachdem ein arroganter Gott seinen Sohn qualvoll sterben lässt, startet er, desillusioniert, einen Rachefeldzug. Wenn die Götter nur Hohn und Spott für die Menschen übrig haben, sind sie als Wächter und Beschützer der Menschen überflüssig.

Weil Thor ein Gott ist, steht er ebenfalls auf Gorrs Liste. Zusammen mit King Valkyrie (Tessa Thompson), Korg (Taika Waititi mit Hilfe von Motion-Capture) und seiner Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman), die inzwischen lässig seinen magischen Hammer Mjölnir schwingen kann, zieht er in den Kampf gegen Gorr.

Dieser Kampf wird unter einem Berg von Gags und einer Liebesgeschichte begraben. Denn Thor ist immer noch unsterblich in Jane Foster verliebt.

Dummerweise fällt Waititi zum Thema „Liebe“ nichts ein. Zwar umwirbt Thor Jane ständig, aber sie hat nur noch ein freundschaftliches Interesse an ihm. Die Astrophysikerin ist todkrank, ihre Suche nach einem Gegenmittel ist bislang erfolglos und sie kommt, wie die anderen Frauen im Film, gut ohne einen Mann klar.

Männer sind in „Love and Thunder“ nämlich nur noch teils großspurige, teils größenwahnsinnige Agenten des Chaos und, manchmal, eher selten, eigentlich nie, irgendwie begehrenswerte Sexobjekte. Diese Umkehrung der traditionellen Geschlechterrollen ist durchaus vergnüglich. Auch weil Waititi so die gesamte Machokultur durch den Kakao ziehen kann. Die Chaotentruppe Guardians of the Galaxy, die am Filmanfang mit Thor einen Planeten retten will, und Thor zerstören bei ihren Aktionen oft mehr als der Bösewicht. Thor und der aus dem Trailer bekannte Zeus sind Meister darin, alles, was ihr positives Selbstbild beeinträchtigen könnte, auszublenden. Gleichzeitig fehlt ihnen die toxische Männlichkeit, die in den 80ern in Actionfilmen gepflegt wurde und die Waititi hier parodiert. Seine Männer sind fast knuddelige Haustiere oder Kinder, die von den Frauen regelmäßig in ihre Schranken verwiesen werden. Chris Hemsworth überzeugt hier wieder einmal als Schönling und ichbezogener, kindischer Trottel, dem jede Bösartigkeit abgeht. Er überblickt halt einfach nicht die Folgen seiner Taten.

Der einzige gefährliche Mann ist der Bösewicht Gorr. Er ist ein blasses asexuelles Wesen. Er will einfach nur Böse sein und Götter umbringen.

Die Frauen sind nicht mehr auf den sie aus höchster Not rettenden Mann angewiesen. Sie betrachten Männer als eher lästige, aber nicht weiter erwähnenswerte Hindernisse bei ihrem Kampf gegen den Bösewicht.

Das ist ein anderer, durchaus sympathischer und, angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung, überfälliger Ton im bislang von Männern bestimmten Superheldengenre. Den Film retten tut er nicht. „Love and Thunder“ setzt nahtlos die enttäuschende aktuelle MCU-Phase fort. Wieder einmal fehlt dem Film jeder erzählerische Fokus und, damit verbunden, jede mögliche thematische Vertiefung. Waititi wiederholt in „Love and Thunder“ das bereits in „Tag der Entscheidung“ erprobte Programm, baut die Rolle der Frauen aus und hangelt sich von Gag zu Gag. Das Ergebnis ist eine schnell ermüdende Nummernrevue, die nichts von der Brillanz seiner vorherigen Filme hat.

Immer noch ist vollkommen unklar, wie die Marvel-Filme in der aktuellen Phase miteinander verknüpft sind und wo das alles hinführen soll. Es gibt nämlich immer noch keine über mehrere Filme aufgebaute Bedrohung. Stattdessen stehen die Filme weitgehend unverbunden nebeneinander. Es gibt einige Auftritte bekannter Figuren, wie hier den Guardians of the Galaxy, und viele neue Figuren, die bislang noch keine Gastauftritte in anderen Filmen absolvieren durften. Welche Rolle sie in den nächsten Filmen bekommen könnten, falls sie überhaupt einen weiteren Leinwandauftritt haben, ist vollkommen unklar.

Ach ja: es gibt im und nach dem Abspann jeweils eine Szene. Beide sind unerheblich. Eine Szene betont sogar die absolute Folgenlosigkeit jeder Handlung im MCU. Denn eine Person, die vorher gestorben ist, lebt noch. Auch ohne Multiverse.

Thor: Love and Thunder (Thor: Love and Thunder, USA 2022)

Regie: Taika Waititi

Drehbuch: Taika Waititi, Jennifer Kaytin Robinson (nach einer Geschichte von Taika Waititi, basierend auf den von Stan Lee und Jason Aaron erfundenen Marvel-Figuren)

mit Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tessa Thompson, Christian Bale, Taika Waititi, Russell Crowe, Chris Pratt, Karen Gillan, Pom Klementieff, Dave Bautista, Bradley Cooper (Stimme von Rocket im Original), Vin Diesel (Stimme von Groot im Original) (und einige weitere ‚überraschende‘ Cameos)

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Thor: Love and Thunder“

Metacritic über „Thor: Love and Thunder“

Rotten Tomatoes über „Thor: Love and Thunder“

Wikipedia über „Thor: Love and Thunder“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Taika Waititi „5 Zimmer Küche Sarg“ (What we do in the Shadows, Neuseeland 2014)

Meine Besprechung von Taika Waititis „Thor: Tag der Entscheidung“ (Thor: Ragnarok, USA 2017)

Meine Besprechung von Taika Waititis „Jojo Rabbit“ (Jojo Rabbit, USA 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: „Avengers: Endgame“ im Kampf um die Klunker, das Universum und den ganzen Rest

April 24, 2019

Nachdem die Fans in den vergangenen Monaten jedes Standfoto und Bild aus den verschiedenen Trailern vorwärts und rückwärts analysierten und mit wilden Vermutungen garnierten, wie denn nun das „Endgame“ der Avengers endet und die Vorverkaufszahlen astronomisch sind, läuft der Superheldenfilm jetzt in unseren Kinos an. Der US-Start ist erst am 26. April. Die Prognosen für das weltweite Einspielergebnis liegen aktuell für das Startwochenende bei 850 bis 900 Millionen US-Dollar. In den USA wird damit gerechnet, dass „Endgame“ am Startwochenende mehr einspielt als der vorherige Avengers-Film „Infinity War“. Und der spielte über 257 Millionen US-Dollar ein. Die meisten Prognosen liegen bei über 270 Millionen US-Dollar, einige sogar bei über 300 Millionen US-Dollar. Etliche US-Kinos werden den Film, um die Nachfrage zu befriedigen, mehrere Tage ohne Unterbrechung zeigen. Damit dürfte „Endgame“ „Infinity War“ in vielen Listen auf den zweiten Platz verdrängen. Schon bevor ein Zuschauer den Film gesehen hat, gehört der Film zu den erfolgreichsten Filmen. An der Kinokasse.

Der Film ist der 22. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU). Er ist der lange angekündigte und vorbereitete Höhepunkt und das Ende der bisherigen Marvel-Filme. Es begann 2008 mit „Iron Man“, der im Kino ein Überraschungserfolg und der Beginn des Marvel Cinematic Universe war. In den nächsten Filmen wurden verschiedene, aus Comics bekannte Marvel-Helden vorgestellt. Sie traten auch in anderen MCU-Filmen auf. So entstand schnell über die wiederkehrenden Figuren der Eindruck, dass die Filme miteinander zusammen hängen. Auch wenn der Auftritt manchmal nur kurz war. Im vierten MCU-Film „Thor“ wurden erstmals die Infinity-Steine erwähnt. Diese sechs Steine entstanden aus den Singularitäten, die vor der Entstehung des Universums existierten. Mit jedem Stein kann man einen grundlegenden Aspekt des Universums manipulieren. Wer alle Steine besitzt, kann das Universum vernichten. Damit das nicht geschieht, wurden sie vor Ewigkeiten an verschiedenen Orten im Universum versteckt. Thanos will sie alle haben und, weil Thanos das Universum vor der Überbevölkerung retten will, will er mit Hilfe der Steine die Hälfte allen Lebens auslöschen. Mit einem Fingerschnippen. In „Avengers: Infinity War“, dem ersten Teil des großen Finales, kämpften all die aus den vorherigen Superheldenfilmen bekannten Charaktere gegen Thanos. Sie verloren den Kampf. Thanos vernichtete die Hälfte von allem Leben – und etliche Superhelden zerfielen zu Staub.

Schon damals schrieb ich über das schockierende Ende, dass ich einige Tote seltsam fand. So starben unter anderem Dr. Strange und Spider-Man, die gerade in neuen Filmen als Superhelden etabliert wurden, während Captain America und Iron Man, die von Anfang an dabei waren, überlebten.

Vor dem Filmstart unkte ich noch herum, wie unsere tapferen Superhelden die Welt retten und wer wirklich stirbt. Meine Vermutung lag ziemlich nah an der Filmgeschichte und daher wäre sie ein Spoiler.

Aber soviel kann verraten werden, – auch weil man es durch die Trailer, die Besetzungsliste und verschiedene Gerüchte über kommende Filme (Ja, es gibt einen weiteren „Guardians of the Galaxy“-Film und James Gunn ist wieder als Regisseur an Bord. Ja, es gibt den schon lange erwarteten „Black Widow“-Film; der soll allerdings 2005 und damit vor „Iron Man“ spielen), schon ahnt: ungefähr alle aus den bisherigen Filmen bekannten und beliebten Charaktere sind wieder dabei. Teilweise nur mit Mini-Auftritten, teilweise sogar ohne Dialog.

Die Filmgeschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende von „Infinity War“. Die überlebenden Helden treffen sich auf der Erde und sie können Thanos sogar besiegen. Dummerweise hat er die Steine vernichtet. Damit kann seine Tat nicht rückgängig gemacht werden. Bis, fünf Jahre später, Ant-Man eine verwegene Idee hat: wenn sie in der Zeit zurückreisen zu Zeitpunkten, an denen sie wussten, wo die Steine sind, können sie sie holen und Thanos‘ Tat ungeschehen machen. „Captain America“ Steve Rogers (Chris Evans), „Iron Man“ Tony Stark (Robert Downey Jr.), „Black Widow“ Natasha Romanoff (Scarlett Johansson), „Hulk“ Bruce Banner (Mark Ruffalo, jetzt als großer Teddybär), „War Hammer“ James Rhodes (Don Cheadle), Thor (Chris Hemsworth, im Lebowski-Modus, allerdings nicht so cool), Nebula (Karen Gillan), „Hawkeye“ Clint Barton (Jeremy Renner, mit gruseliger Frisur), „Ant-Man“ Scott Lang (Paul Rudd, zurück aus der subatomaren Dimension) und Rocket (im Original mit der Stimme von Bradley Cooper) machen sich auf den Weg in die Vergangenheit.

Mit dieser Zeitreiseidee können die MCU-erfahrenen Regisseure Anthony und Joe Russo alle bekannten Charaktere auftreten lassen, ohne dass die Besetzungsliste eine Spoilerliste ist. Gleichzeitig können sie wichtige Szenen aus den älteren Filmen aus einer anderen Perspektive zeigen, einige Überraschungen einbauen und das Gefühl vermitteln, dass wirklich alles von langer Hand geplant wurde. Also, dass es sich nicht um viele Einzelfilme, sondern um eine zusammenhängende Geschichte handelt, die in den vergangenen Jahren in vielen Filmen erzählt wurde.

Auch später, beim Schlusskampf, gibt es zahlreiche Momente, die das Fanherz höher schlagen lassen. In dem Moment gibt es auch reichlich Action. Der in dunklen Bildern gehaltene Schlusskampf ist zu sehr eine lustlose Wiederholung des Endkampfs von „Infinity War“, um wirklich zu begeistern. Auch die anderen Actionszenen sind mehr Pflicht als Kür.

Insgesamt ist „Endgame“ ein ruhiger, fast schon kontemplativer und meditativer Film, in dem die verbliebenen Avengers vor allem ausführlich trauern und an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifeln.

Die verbliebene Hälfte der Menschheit ist ebenfalls auch Jahre nach der Tat von Thanos immer noch in einer kollektiven Schockstarre ist. Die Welt sieht fünf Jahre nach der Katastrophe aus, als sei sie gestern gewesen.

‚Captain Marvel‘ Carol Danvers (Brie Larson), die erst vor wenigen Wochen mit ihrem eigenen Film als „mächtigste Figur im Marvel Cinematic Universe“ (Produzent Kevin Feige) etabliert wurde, ist in „Endgame“ auch dabei. Aber ihre wenigen Auftritte sind kurz und, ausgehend von der geschürten Erwartung, dass sie die mächtigste Superheldin ist und von Nick Fury (Samuel L. Jackson) gerufen wurde, um den Avengers beim Retten der Welt zu helfen, erstaunlich uninteressant. Die meiste Zeit rettet sie off-screen andere Welten.

Der Film selbst ist mit über drei Stunden der längste Marvel-Film bislang. Trotzdem vergeht die Zeit bis zum Abspann ziemlich schnell. In dem Moment geht eine Reise zu Ende. Die Verluste sind nicht so hoch, wie es zur Halbzeit aussah (Yep, nicht alle Avengers überleben) und es hat sich nicht so viel verändert, wie die Werbemaschine vorher versprach. Letztendlich ist das Universum nach dem Endgame nicht viel anders als vor dem Infinity War.

Und die nächsten Marvel-Filme sind schon, teils mit Titel und Startdatum, angekündigt.

Avengers: Endgame (Avengers: Endgame, USA 2019)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely (basierend auf den Marvel-Comics von Stan Lee und Jack Kirby und dem Comic von Jim Starlin)

mit Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Brie Larson, Paul Rudd, Don Cheadle, Lupity Nyong’o, Karen Gillan, Josh Brolin, Tessa Thompson, Evangeline Lilly, Pom Klementieff, Tom Holland, Jon Favreau, Elizabeth Olsen, Dave Bautista, Sebastian Stan, Michelle Pfeiffer, Tilda Swinton, Gwyneth Paltrow, Chadwick Boseman, Danai Gurira, Winston Duke, Frank Grillo, Benedict Wong, Michael Douglas, Robert Redford, Paul Bettany, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Zoe Saldana, Samuel L. Jackson, Bradley Cooper (Stimme im Original) (hoffe, dass ich niemand vergessen habe)

Länge: 182 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Avengers: Endgame“

Metacritic über „Avengers: Endgame“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Endgame“

Wikipedia über „Avengers: Endgame“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „Avengers: Infinity War“ (Avengers: Infinity War, USA 2018)


DVD-Kritik: „Avengers: Infinitiy War“ oder Wer hat die Steine?

September 10, 2018

Über das schockierende Ende von „Avengers: Infinity War“ reden wir später. Beginnen wir mit dem Anfang des 150-minütigen Marvel-Films, der jetzt auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray erscheint.

Thanos, der Bösewicht, will seit Jahren und vielen, vielen Marvel-Filmen die Infinity-Steine besitzen. Wenn er alle sechs Steine hat, hat er die unbegrenzte Macht über das Universum und er kann gleich einmal die Hälfte aller Lebewesen auslöschen. Einfach so. In den vergangenen Jahren wurden Thanos und die Steine in ungefähr jedem Marvel-Film angesprochen. Auch wenn es nur in einer Szene im Abspann war.

Jetzt, auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden von Asgard, gelangt Thanos, „ein Despot von intergalaktischer Bösartigkeit“ (Presseheft), an den zweiten Infinitiy-Stein. Gleichzeitig tötet er Loki, der sich mal wieder als zuverlässig opportunistischer Schleimbeutel erweist. Sein Tod ist der erste in einer Reihe überraschender Toter. Lokis Bruder Thor und „Hulk“ Bruce Banner überleben die Begegnung mit Thanos. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg zur Erde. Dort sind nämlich sind zwei der Infinity-Steine. Und die Avengers, die sie verteidigen können, sind ebenfalls auf der Erde. Wenn es sie als einheitliche und kraftvolle Schutztruppe noch gäbe.

Avengers: Infinity War“ ist selbstverständlich ein Film für die zahlreichen Fans, die in den vergangenen Jahren alle Marvel-Filme gesehen und oft liebevoll bis in die letzte Verwinkelung analysiert haben. Sie kennen alle Charaktere und ihre Vorgeschichte. Die Macher, die Regisseure Joe und Anthony Russo und die ebenfalls Marvel-erfahrenen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely nehmen sich daher keine Zeit, einen Charakter zu etablieren. Sie können gleich mit der Action beginnen und der Reihe nach all die alten bekannten Superhelden und die Guardians of the Galaxy auftreten lassen. Eigentlich fehlen nur Ant-Man und Hawkeye. Die sollen aber beim zweiten Teil von „Infinity War“ dabei sein. Der Film ist in Deutschland für den 25. April 2019 und in den USA für den 3. Mai 2019 angekündigt.

Die Story von „Avengers: Infinity War“ ist vor allem eine Vorbereitung auf das große Finale des Films, das zu einem großen Teil in Wakanda stattfindet.

Bis dahin spielt die Geschichte vor allem in der „Guardians of the Galaxy“-Welt auf Raumschiffen, fernen Planeten und, ab und zu, im Weltraum. Oder anders gesagt: in der Welt von Thanos und Thanos, grandios gespielt von Josh Brolin, hat in dem Film viel Leinwandzeit und auch ein nachvollziehbares Motiv für seine vollkommen wahnsinnigen Taten. Er ist im Marvel-Universum endlich einmal ein Bösewicht, der auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis bleibt . Man erfährt auch, warum er tut, was er tut.

Am Ende des Films, der strukturell die Mitte eines großen Films ist (also Minute 45 bei einem „Tatort“) besitzt Thanos alle Infinity-Steine und er benutzt sie sofort, um die Hälfte aller Lebewesen auszulöschen. Dazu gehören auch etliche der Superhelden, die uns in den vergangenen Jahren ans Herz wuchsen. Wer von den Avengers und den anderen Marvel-Helden in einer optisch und akustisch beklemmend inszenierten Sequenz stirbt, überrascht dann schon etwas. Falls sie – immerhin kann mit dem Zeitstein, der sich im Besitz von Doctor Strange befindet, die Zeit manipuliert werden – wirklich gestorben sind. So ist man am Ende durchaus beeindruckt von der Konsequenz, mit der Thanos agiert, aber man ist nicht wirklich schockiert und die Trauer über den Tod der vielen Superhelden hält sich in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis zum nächsten Film, in dem wir erfahren, wer nun wirklich gestorben ist.

Im langen Abspann gibt es keine Szene. Nach dem Abspann treffen wir dann Nick Fury.

Das Bonusmaterial auf der Blu-ray ist auf den ersten Blick erfreulich umfangreich geraten. Es gibt einen Audiokommentar von den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeelyden und Russo-Brüdern (die außerdem eine kurze Einleitung zum Film sprechen), mehrere Featurettes, die insgesamt über dreißig Minuten dauern, zehn Minuten zusätzliche Szenen (die, wie die sehr provisorischen Spezialeffekte zeigen, schon früh gestrichen worden und eine Szene mit ‚Happy Hogan‘ Jon Favreau [der im Film nicht auftaucht]) und, just for fun, zwei Minuten mit Pannen beim Dreh. Gerade die Featurettes enttäuschen. Sie sind, auch wenn das Ende des Films erwähnt und Bilder vom Finale gezeigt werden, reine Werbe-Featurettes, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Da helfen auch die großzügig eingestreuten ‚Behind the Scenes‘-Bilder nicht.

Avengers: Infinity War (Avengers: Infinity War, USA 2018)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely

mit Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Chris Pratt, Tom Hiddleston, Gwyneth Paltrow, Benicio del Torro, Don Cheadle, Tom Holland, Zoe Saldana, Karen Gillan, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Idris Elba, Peter Dinklage, Benedict Wong, Pom Klementieff, Dave Bautista, Letitia Wright, Danai Gurira, William Hurt, Stan Lee, Samuel L. Jackson, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original)

Blu-ray

Walt Disney Studios Home Entertainment

Bild: 16:9 (1080p High Definition, 2.39:1)

Ton: Deutsch (Dolby Digital plus 7.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Französisch (Dolby Digital plus 7.1)

Untertitel: Deutsch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo, Pannen vom Dreh, Zusätzliche Szenen, Featurettes (Neue Teams, Der wahnsinnige Titan, Über die Schlacht auf Titan, Über die Schlacht in Wakanda), Audiokommentar zum Film

Länge. 149 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

4K UHD Blu-ray mit identischem Bonusmaterial; DVD ohne Bonusmaterial

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Metacritic über „Avengers: Infinity War“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Infinity War“

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Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Filmtitel, Teil ?: „Guardians of the Galaxy Vol. 2“

April 27, 2017

Vor drei Jahren waren die Guardians of the Galaxy eine willkommene Abwechslung im Einerlei von Dystopien und Superheldenfilmen, die von Einzelfilmen immer mehr zu zeitintensiven Universen werden. Jedenfalls wenn man alle Spielfilme (okay, kein Problem), etwaige verlängerte Schnittfassungen und alle mehr oder weniger dazu gehörende TV-Serien und Comics genießen will. Da brachte „Guardians of the Galaxy“ mit ihrer kindlichen Neugierde auf fremde Welten, den ungewöhnlichen Figuren und dem spielerischen Umgang mit ihnen wieder den Zauber und die Naivität alter Science-Fiction-Filme ins Kino. Das war ein Mix, der auch in einem „Krieg der Sterne“-Film gut aufgehoben wäre. Wenn die selbsternannten Guardians of the Galaxy nicht eine Rasselbande latent unzurechnungsfähiger Outsider mit Hang zum Verbrechertum wären; – ach, eigentlich war „Guardians of the Galaxy“ der Han-Solo-Film, den wir nie sehen werden.

Das gefiel. Vor allem wie diese Gruppe höchst unterschiedlicher Charaktere in einem mehrere Welten ziemlich demolierendem Abenteuer zusammenfand und zu einer Patchwork-Familie wurde.

Der Film war auch an der Kinokasse enorm erfolgreich. Denn die Guardians of the Galaxy sind eine eher obskure Gruppe im Marvel-Universum, die bis dahin nur die Hardcore-Fans kannten.

Jetzt sind Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Drax (Dave Bautista), Waschbär Rocket (im Original Bradley Cooper) und, als Ersatz für Groot, Baby Groot (im Original Vin Diesel) zurück. Weil Rocket bei der endgültigen Vertragsabwicklung bei ihren Auftraggebern einige Batterien klaut, sind sie quer durch den Weltraum auf der Flucht. Nach einer Bruchlandung auf einem Planeten treffen sie Peter Quills biologischen Vater, der sie zu seinem Planeten mitnimmt.

Er nennt sich Ego (was schon misstrauisch machen sollte), benimmt sich wie ein von seiner eigenen Lehre erleuchteter Guru und er sieht zwar aus wie Kurt Russell, aber in Wirklichkeit ist er ein Planet. Quill und seine Freunde stehen gerade auf ihm. Wenn ihr jetzt schon verwirrt seid, werdet ihr am Schlusskampf verzweifeln, der, ähem, gegen Ego, auf und in dem Planeten Ego stattfindet und der, nun, eine Kombination aus frei flottierendem Luft- und Raumkampf und Wirtshausschlägerei in einer sich ständig verändernden Wirtschaft ist. Das ergibt, wenn man die Kampfchoreographie wirklich nachverfolgen will, wahrscheinlich absolut keinen Sinn, ist aber schön bunt mit all seinen CGI-Explosionen und Katastrophen.

Davor plätschert die Geschichte, nach dem furiosen ersten Akt, auf Egos Planeten vor sich hin. In diesen Minuten ist „Guardians of the Galaxy Vol. 2“, um noch einmal auf „Krieg der Sterne“ zurückzukommen, der Han-Solo-Film, vor dem wir uns fürchten. Quill verschwindet fast aus der Geschichte. Der von der Erde verschleppte Erdenjunge und Weltraumpirat wird zu einem seinen verloren geglaubten Vater abgöttisch bewundernden Sohn. Außerdem ist er, immerhin ist er der Anführer der Guardians, während des gesamten Films erstaunlich passiv. Dafür dürfen wir Drax bei seinen Liebeständeleien mit Mantis (Pom Klementieff), Egos telepathisch begabter Dienerin und Assistentin, beobachten. Gleichzeitig behandelt Gamora die Beziehungsprobleme mit ihrer Schwester Nebula (Karen Gillan), die sie umbringen will.

Und, immerhin geht es in dem Film um echte und falsche Familien, Quills Adoptivvater Yondu (Michael Rooker) hat auch eine wichtige Rolle in dem ganzen Beziehungsgeflecht, das sich doch eher auf dem Niveau einer Teenie-Soap bewegt. Auch wenn die Geschichte auf fremden Planeten spielt.

Am Ende ist „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ ein buntes, zu lang geratenes, leicht zerfasertes Science-Fiction-Abenteuer, das sich zu sehr auf vernachlässigbare Beziehungsgeschichten konzentriert. Es gibt wieder eine ordentliche Portion Humor. Auch wenn Baby Groot noch lange nicht die Statur von Groot hat und Rocket etwas sanfter erscheint. Es gibt epische Raumschlachten und Kämpfe. Es gibt neue Planeten und Rassen; wenn auch nicht so viele, wie in „Guardians of the Galaxy“.

Immer noch sind die Guardians-Filme – und das ist gut so – nicht verknüpft mit dem Marvel-Kosmos. D. h. es gibt keine Gastauftritte von irgendwelchen Avengers und es wird auch keine Avengers-Handlung weitererzählt. Dafür hat Stan Lee zwei Auftritte.

Und, erstmals im Marvel Cinematic Universe, gibt es mit Ego eine Bösewicht, der länger als der Abspann im Gedächtnis bleibt. Das liegt allerdings weniger an ihm als Charakter (seine Motivation ist doch eher rätselhaft), sondern an Kurt Russell. Er verleiht ihm als größenwahnsinniger Vater – ich meine, welcher Vater nennt sich schon Ego? – eine imposante Statur und er genießt sichtbar seine Rolle als abgespacter Guru und Planetenerschaffer, der sich jetzt endlich um seinen Sohn kümmern will. Außerdem wird der Bösewicht dieses Mal nicht von einem CGI-Effekt, sondern von einem Menschen, der immer mühelos als Mensch erkennbar bleibt, gespielt.

Schon vor dem Kinostart wurde bekannt, dass James Gunn auch den dritten „Guardians of the Galaxy“-Film schreiben und inszenieren wird. Natürlich wieder mit vielen gut abgehangenen Rock- und Popsongs, die, so der Plan, ab 2020 die Kinos beschallen werden.

Guardians of the Galaxy Vol. 2 (Guardians of the Galaxy Vol. 2, USA 2017)

Regie: James Gunn

Drehbuch: James Gunn

mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel (Stimme, im Original), Bradley Cooper (Stimme, im Original), Kurt Russell, Michael Rooker, Karen Gillan, Pom Klementieff, Elizabeth Debicki, Chis Sullivan, Sean Gunn, Tommy Flanagan, Laura Haddock, Sylvester Stallone (mehr Cameo als Rolle), Rob Zombie, Gregg Henry, Stan Lee

Länge: 136 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Rotten Tomatoes über „Guardians of the Galaxy Vol. 2“

Wikipedia über „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Gunns „Guardians of the Galaxy“ (Guardians of the Galaxy, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von mehreren „Guardians of the Galaxy“-Comics

Bonushinweis

Wer sich auf intellektuellem Niveau dem ganzen Marvel Cinematic Universe nähern will, sollte einen Blick in dieses (von mir noch nicht gelesene und daher blind empfohlene) Buch werfen, in dem Peter Vignold die expandierenden Serienuniversen mit dem Konzept der multilinearen Hyperserie analytisch fassen will.

Peter Vignold: Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie

(Marburger Schriften zur Medienforschung)

Schüren, 2017

176 Seiten

19,90 Euro


Neu im Kino/Filmkritik: Zu Spike Lees Version von „Oldboy“

Dezember 5, 2013

Als ich den Trailer sah, fragte auch ich mich, warum Hollywood ein Remake von „Oldboy“, Park Chan-wooks 2004 von der Kritik abgefeiertem Racheepos, macht. Zu sehr sahen die Bilder nach einem überflüssigem Eins-zu-eins-Remake eines Kultfilms aus.

Aber dass Spike Lee, der mit „Inside Man“ ja zeigte, dass er auch Thriller kann, die Regie übernahm, weckte dann schon mein Interesse. Immerhin war auch Martin Scorseses „Departed – Unter Feinden“ kein schlechtes Remake von „Internal Affairs“; – wobei die schwächsten Teile die mehr oder weniger direkten Übernahmen aus dem Original waren.

Nun also Spike Lees Version von „Oldboy“: Josh Brolin spielt Joe Doucett, einen drogensüchtigen, egozentrischen, sich auf dem absteigendem Ast befindendem Werbeprofi, der am 8. Oktober 1993 entführt wird. Er lebt zwanzig Jahre als Gefangener in einem hermetisch abgeschlossenem Hotelzimmer, verfolgt via TV das Weltgeschehen, dass seine Frau ermordet wird und er ihr Mörder sein soll. Er erfährt aber nicht, warum und von wem er gefangen gehalten wird. Eines Tages wird er freigelassen: er erwacht auf einer Wiese in einem Reisekoffer. Doucett will herausfinden wer ihm zwanzig Jahre seines Lebens und seine Existenz raubte – und er will sich dafür rächen.

Spike Lee inszenierte einen kleinen, schlanken Thriller mit einer stimmigeren Auflösung als Park Chan-wook und etlichen Unwahrscheinlichkeiten. So wird die Krankenschwester, der Doucett unmittelbar nach seiner Gefangenschaft begegnet und in die er sich verliebt, später in der Geschichte noch wichtig, weil sie für Doucetts Geiselnehmer eine besondere Bedeutung hat. Aber in diesem Moment baut der Geiselnehmer seinen komplizierten Racheplan auf ein Ereignis auf, das er nicht beeinflussen kann. Das sogar eher zufällig stattfindet. Das ist nicht besonders intelligent.

Später sucht Doucett den Ort, an dem er gefangen gehalten wurde. Seine einzige Spur sind die asiatischen Mahlzeiten, die er während seiner Gefangenschaft erhielt. Er isst sich also durch die Nudelküchen der anonymen Großstadt, wird fündig und verfolgt einen Mann, der mehrere Mahlzeiten abholt. Nur: woher weiß Doucett, dass er den richtigen Mann verfolgt? Spike Lee erklärt das nie, aber kurz darauf dürfen wir seine Version der legendären „Oldboy“-Szene sehen: bei Park Chan-wook fand der minutenlange, ungeschnittene Kampf zwischen Dae-su und seinen Angreifern in einem Gang statt, auf dem er sie tötete. Bei Spike Lee ist es ein über drei Etagen geführter dreieinhalbminütiger ungeschnittener Kampf, in dem Doucett seine Angreifer vernichtend schlägt. Beide Szenen sind beeindruckend, aber Spike Lees Version gefällt mir besser. Sie ist dynamischer und wirkt realistischer als der nur auf einem Gang stattfindende Kampf.

Auch die Lösung, also warum Doucett zwanzig Jahre gefangen gehalten wurde, ist in Spike Lees Version überzeugender gestaltet.

Während Park Chan-wooks „Oldboy“ ein südkoreanischer Thriller mit erkennbar intellektuellem Anspruch war, den ich okay, aber auch überbewertet fand, ist Spike Lees „Oldboy“ ein sehr amerikanischer, düsterer Thriller mit einem großartigem Josh Brolin, der mich nie wehmütig an das Original, das ich vor einigen Jahren sah, denken ließ. Und das ist viel mehr, als ich über etliche andere Remakes sagen kann.

Oldboy - Plakat 2013

Oldboy (Oldboy, USA 2013)

Regie: Spike Lee

Drehbuch: Mark Protosevich

mit Josh Brolin, Elizabeth Olsen, Charlto Copley, Michael Imperioli, Linda Emond, James Ransome, Pom Klementieff, Samuel L. Jackson

Länge: 104 Minuten

FSK: ?

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Oldboy“

Moviepilot über „Oldboy“

Metacritic über „Oldboy“

Rotten Tomatoes über „Oldboy“

Wikipedia über „Oldboy“ 

Meine Besprechung von Spike Lees „Buffalo Solders ’44 – Das Wunder von St. Anna“ (Miracle at St. Anna, USA/I 2008)


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