Neu im Kino/Filmkritik: “Black Panther: Wakanda forever” and ever

November 9, 2022

„Black Panther: Wakanda forever“ beginnt mit der episch zelebrierten Trauerfeier für T’Challa mit bunten Bildern aus Wakanda, Trommeln, Tänzen und Slow-Motion. Den Abschluss bildet das ihm zu Ehren geändertem Marvel-Logo.

Der Grund dafür ist der Tod von T’Challa-Darsteller Chadwick Boseman. Er starb am 28. August 2020. 2018 spielte er den schwarzen Helden in dem bei der Kritik und dem Publikum sehr erfolgreichem Superheldenfilm „Black Panther“. Danach war Boseman Black Panther. Nach seinem Tod entschlossen die Macher sich, die Rolle nicht einfach kommentarlos mit einem anderem Schauspieler neu zu besetzen (Remember „Hulk“?), sondern die Geschichte weiter zu erzählen und dieses Mal T’Challas jüngere Schwester Shuri in den Mittelpunkt zu stellen.

Dummerweise hat Letitia Wright nie die Präsenz von Chadwick Boseman. Schmerzhaft deutlich wird das am Ende des Films, wenn Regisseur Ryan Coogler wieder einige Bilder von Boseman als T’Challa zeigt. In diesen nur sekundenlangen Ausschnitten überzeugt er als charismatischer Held. Shuri wirkt dagegen, auch wenn sie in den vorherigen zweieinhalb Stunden etliche Abenteuer überstanden hat, wie der Ersatzmann, der die Position nicht ausfüllen kann.

Das kann teilweise an ihr liegen. Zu einem größeren Teil liegt das an ihrer Figur und am Drehbuch. Sie ist die kleine Schwester von T’Challa. Sie ist ein Wissenschafts-Nerd, der sich gerne im Labor vergräbt und von ihrer Kleidung und ihrem Gehabe immer noch in der Pubertät steckt. Sie mag vielleicht das Mädchen sein, mit dem man Pferde stiehlt, aber sie ist nicht die Herrscherin über ein Volk und sie ist keine Kriegerin. Ersteres wird von ihrer Mutter, Königin Ramonda (Angela Bassett), letzteres von Okoye (Danai Gurira), der Anführerin der Elite-Kriegerinnen Dora Milaje, überzeugend erledigt.

Das Drehbuch ist eine beliebige Ansammlung von Szenen. Während des gut dreistündigen Films fragte ich mich öfters, um was zur Hölle es denn jetzt eigentlich geht, was die Motive der Bösewichter sind, sofern sie überhaupt die Bösewichter sind, und was ich von der präsentierten Gesellschaft halten soll.

Wakanda ist, für alle, die „Black Panther“ nicht gesehen oder wieder vergessen haben, ein in Afrika liegendes Königreich, das sich Ewigkeiten von der Welt abschirmte. Niemand wusste von seiner Existenz. Inzwischen ist es als Staat anerkannt.

In Wakanda wird eine merkwürdige Mischung aus Tradition und Moderne gepflegt. Die Tradition ist viel afrikanische Folklore und ein im Mittelalter stecken gebliebenes Gesellschaftssystem von Königen, Kriegern und Fußvolk. Es ist auch das Gesellschaftssystem, das wir aus unzähligen Fantasy- und schlechten Science-Fiction-Filmen kennen. Gleichzeitig hat diese Erbmonarchie, die sich Jahrhunderte mit einem Schutzschild vor dem Rest der Welt verborgen hielt, Waffen und Fortbewegungsmittel, die wir sonst nur aus Science-Fiction-Filmen kennen. Außerdem verfügt Wakanda über das Metall Vibranium, das für viele friedliche und kriegerische Zwecke eingesetzt werden kann.

Ein Jahr nach dem Tod von T’Challa, streiten Wakanda und die anderen Staaten sich darüber, wer Vibranium besitzen darf und wie der Besitz und die Verwendung kontrolliert werden können. Die anderen Staaten hätten gerne ein Kontrollregime. Wakanda hält von dieser grundvernünftigen Forderung nichts und behauptet, ganz in der Tradition größenwahnsinniger Diktatoren, dass nur in ihren Händen Vibranium sicher sei und die Menschheit ihnen vertrauen solle.

Bevor dieser durchaus interessante Konflikt zwischen Wakanda und dem Rest der Welt vertieft werden kann, versucht eine zunächst unbekannte, aber gut ausgestattete Gruppe (es ist, wie wir später erfahren, die CIA) unter Wasser an dort liegendes Vibranium zu kommen. Sie werden von Namor (Tenoch Huerta Mejia), dem König des Unterwasserreiches Talokan, und seinen Männern umgebracht.

Talokan ist die Marvel-Variante des aus „Aquaman“ bekannten DC-Unterwasserreiches Atlantis. Nur dass hier alles eine Spur dunkler ausfällt. Die Talokaner haben normalerweise eine blaue Hautfarbe, die sofort an die aus „Avatar“ bekannten Na’vi erinnert.

Nachdem Namor verhindern konnte, dass das Vibranium in die falschen Hände fällt, schlägt er Königin Ramonda, die bislang nichts von Talokan wusste, eine Zusammenarbeit gegen den unbekannte Feind vor.

Kurz nach dem positiven Start ihrer Zusammenarbeit zerstreiten sie sich über die neunzehnjährige geniale Erfinderin Riri Williams (Dominique Thorne). Shuri und Okoye retteten sie vor einer Hundertschaft schießwütiger Polizisten und FBI-Agenten. Diese Actionszene findet, wie die meisten Actionszenen in „Black Panther: Wakanda forever“, weitgehend im Dunkeln statt. Sie unterscheidet sich kaum von den aus anderen Superheldenfilmen.

Nachdem sie die Neunzehnjährige retten konnten, möchte Shuri mit Riri in Wakanda in ihrem High-Tech-Labor forschen. Namor will Riri töten. Er hält sie für eine Bedrohung.

Fortan steht, unterbrochen von familiären Anwandlungen und der anderen Bedrohung, der eskalierende Krieg zwischen Wakanda und Talokan im Mittelpunkt des Films.

Unentschlossen und ohne jemals einen klaren Fokus zu finden, pendelt „Black Panther: Wakanda forever“ zwischen den einzelnen Plotideen hin und her. Garniert wird das mit einer Best-of-Africa-Klischeeparade, austauschbaren Actionszenen und ärgerlich fehlgeleiteten Vorstellungen von Herrschaft und Politik.

Insgesamt reiht „Black Panther: Wakanda forever“ sich nahtlos in die aktuelle, enttäuschende Phase des Marvel-Cinematic-Universe-Phase ein. Wenn der Film an der Kinokasse nicht so erfolgreich wie andere MCU-Filme ist, ist zu befürchten, dass danach wieder behauptet wird, Frauen könnten keine Superheldenfilme stemmen. Dabei liegt es nicht am Geschlecht und der Hautfarbe der Hauptfigur, sondern an dem schlechten Drehbuch und der schlechten Ausführung.

Wie es besser geht, zeigte vor wenigen Wochen Gina Prince-Bythewood in „The Woman King“.

Black Panther: Wakanda forever (Black Panther: Wakanda forever, USA 2022)

Regie: Ryan Coogler

Drehbuch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole

LV: Charakter von Stan Lee und Jack Kirby

mit Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Winston Duke, Florence Kasumba, Dominique Thorne, Michaela Coel, Mabel Cadena, Alex Livinalli, Tenoch Huerta, Martin Freeman, Angela Bassett, Tenoch Huerta Mejia, Alex Livinalli, Mabel Cadena, Dominique Thorne

Länge: 162 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite von Marvel

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Black Panther: Wakanda forever“

Metacritic über „Black Panther: Wakanda forever“

Rotten Tomatoes über „Black Panther: Wakanda forever“

Wikipedia über „Black Panther: Wakanda forever“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ryan Cooglers „Creed“ (Creed, USA 2015)

Meine Besprechung von Ryan Cooglers „Black Panther“ (Black Panther, USA 2018)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Kenneth Branagh ist wieder Hercule Poirot in Agatha Christies „Tod auf dem Nil“

Februar 10, 2022

Als Hercule Poirot in Ägypten vor einer Pyramide meditiert, wird er von einem alten Bekannten gestört. Der bringt den belgischen Privatdetektiv mit der sehr reichen, sehr schönen und überaus jungen Erbin Linnet Ridgeway zusammen. Sie ist, mit ihrer Entourage, unzähligen Koffern und einer Tanzband gerade auf ihrer mondänen Hochzeitsreise. Alles könnte perfekt sein, wenn sie und ihr Mann Simon Doyle nicht von Jacqueline De Bellefort, der vorherigen Freundin ihres Ehemannes, verfolgt würden. De Bellefort machte sie miteinander bekannt. Jetzt ist sie eine vom Hass auf das glückliche Paar zerfressene Stalkerin.

Linnet Ridgeway (bzw. nach der Heirat Doyle) lädt den berühmten Detektiv Poirot ein, sie und ihre Hochzeitsgesellschaft auf den von ihr gemieteten Luxus-Schaufelraddampfer S. S. Karnak zu begleiten. Die Millionenerbin hofft, dass sie so De Bellefort entkommen kann.

Aber kurz darauf ist De Bellefort trotzdem auf dem Dampfer. Etwas später liegt Linnet Ridgeway erschossen in ihrer Kabine im Bett.

Hercule Poirot beginnt den Täter zu suchen. Denn er ist noch auf dem Schiff und er mordet munter weiter; – was natürlich auch eine Methode ist, um die Zahl der Tatverdächtigen zu verkleinern. Denn jeder Schiffspassagier hat ein gutes Mordmotiv.

Angekündigt wurde diese Nilfahrt bereits 2017 am Ende von „Mord im Orientexpress“, dem ersten Auftritt von Kenneth Branagh als Hercule Poirot. Sein zweiter Auftritt sollte bereits im Oktober 2020 im Kino starten. Ein dritter Film ist bereits geplant. Seit dem ursprünglich geplantem Kinostart sorgte die Coronavirus-Pandemie und andere Probleme für mehrere Verschiebungen des Starttermins. Doch jetzt ist es soweit.

Michael Green schrieb wieder das Drehbuch. Kenneth Branagh übernahm wieder die Regie und er spielt wieder Hercule Poirot. Dieses Mal allerdings mit einem deutlich gestutztem Oberlippenbart. In einem vollkommen überflüssigem Prolog wird erzählt, wie er zu seinem Bart kam. Danach soll der Oberlippenbart eine hässliche Kriegsverletzung auf seiner rechten Gesichtshälfte verdecken. Das würde mit diesem Bart allerdings nicht gehen. Und bis jetzt hat wohl kein Poirot-Fan darüber gerätselt, warum Poirot einen Bart hat. Denn der belgische Ermittler hat einfach einen Oberlippenbart. Er hat, wie es damals üblich war, auch keine nennenswerte Vergangenheit, keine ausformulierte Biographie und damit auch kein eindeutig bestimmbares Alter. So hielt Agatha Christie ihn bei seinem ersten Auftritt 1920 schon für eine älteren Mann. 1975 erschien ihre letzte Poirot-Geschichte. Insgesamt ließ sie ihn in 33 Romanen, über fünfzig Kurzgeschichten und zwei Theatestücken ermitteln. Seit 2014 schrieb Sophie Hannah, im Auftrag der Erben von Agatha Christie, vier Poirot-Romane. Für seinen dritten Poirot-Film könnte Branagh also mühelos eine Geschichte verfilmen, die, im Gegensatz zu seinen ersten beiden Poirot-Filmen, noch nicht für das Kino verfilmt wurden.

Das Opfer und die Verdächtigen werden, wie schon in „Mord im Orientexpress“, von bekannten Schauspielern gespielt. Gal Gadot spielt Linnet Ridgeway (bzw. in dem Moment, wegen der Heirat, Doyle), Armie Hammer spielt ihren Mann Simon Doyle und Emma Mackey spielt Jacqueline De Bellefort als Doyles frühere Freundin. Außerdem spielen, in keiner bestimmten Ordnung, Annette Beining, Tom Bateman, Russell Brand, Ali Fazal, Rose Leslie, Jennifr Saunders, Dawn French, Sophie Okonedo und Letitia Wright mit.

Die Pyramiden, das Schiff und die Kostüme sind überaus fotogen. Wobei die meisten Aufnahmen von den Pyramiden, dem Hotel, dem Dampfer und somit Ägypten im Studio entstanden.

Das folgt dem Rezept der bekannten Agatha-Christie-Kinoverfilmungen, in denen viele bekannte Schauspieler an einem fotogenem Ort versammelt werden und jeder Schauspieler irgendwann seinen großen Auftritt als Verdächtiger hat. Das Erzähltempo ist betulich und alles ist beruhigend altmodisch.

In diesem Fall ist auch die Geschichte bekannt. Agatha Christie veröffentlichte den Poirot-Roman „Der Tod auf dem Nil“ 1937. Er wurde seitdem mehrmals verfilmt. Die bekannteste Verfilmung ist John Guillermins Verfilmung von 1978 mit Peter Ustinov als Hercule Poirot. Sie läuft regelmäßig im Fernsehen und sie wurde vor wenigen Tagen wieder im Kino gezeigt.

Genau wie Guillermins Verfilmung ist Branaghs Verfilmung kulinarisches Kino, verschwenderisch in seiner Pracht, schön anzusehen und in Nostalgie badend. Wie der Roman und wie eigentlich alle Rätselkrimis spielt die Geschichte in einer Parallelwelt, in der der Mord als intellektuelles Puzzle betrachtet wird und in dem aktuelle politische Probleme ignoriert werden. So ist in dem Roman nichts vom heraufziehenden Zweiten Weltkrieg zu spüren. Der Kolonialismus ist auch kein Problem. Ägypten ist einfach nur die austauschbare Kulisse. Eine Fototapete eben, vor der weiße, vermögende Engländer sich gegenseitig umbringen. Die Einheimischen kommen höchstens als namenlose Kofferträger vor. Die Tanzband ist im Film eine großzügig gezeigte Jazzband mit zwei schwarzen Sängerinnen. Aber ob der Film 1937 oder dreißig Jahre früher oder später spielt, ist egal.

Somit ist alles angerichtet für einen traditionellen Rätselkrimi.

Allerdings haben Drehbuchautor Michael Green und Branagh erstaunliche Probleme, die Geschichte zu erzählen. „Tod auf dem Nil“ ist, wie gesagt, ein Rätselkrimi mit den entsprechenden Konventionen. So geschieht der Mord ungefähr in der Filmmitte. Bis dahin macht sich jeder der Passagiere hinreichend verdächtig. Und De Bellefort ist von Anfang an schon so verdächtig, dass sie als Mörderin ausscheidet; – wenn das nicht eine von ihr gelegte falsche Spur ist. Nach dem Mord beginnt Poirot mit seinen Ermittlungen, in denen jedes Mitglied der Reisegruppe noch verdächtiger wird. Sie haben selbstverständlich bombenfeste Alibis, die sich wenige Minuten später als Lügengebilde herausstellen. Und am Ende, das normalerweise ungefähr das letzte Viertel bis Drittel der Geschichte einnimmt, versammelt der Detektiv alle in einem Raum und erklärt ihnen nacheinander, welches Motiv jeder von ihnen gehabt hätte, wie er den Mord hätte begehen können und warum er doch nicht der Täter ist. Es werden also mehrere mögliche Tatabläufe präsentiert, ehe am Ende der Täter enttarnt wird.

Diesem Plot folgt Branagh auch. Aber es gelingt ihm nie, Poirots Ermittlungen nachvollziehbar zu gestalten. Dafür bleiben alle Tatverdächtigen und ihre Motive viel zu diffus. Keiner von ihnen wird zu einer erinnerungswürdigen Figur. Die meisten haben noch nicht einmal erinnerungswürdige Auftritte.

Das Finale, die groß angelegte Enttarnung des Bösewichts, ist eine hastig hingeschluderte Enttarnung, die kaum im Gedächtnis bleibt. Dabei sollte sie der mit vielen Wendungen und Einzeilern gestaltete Höhepunkt des Rätselkrimis sein.

So ist „Tod auf dem Nil“, auch in den engen Konventionen des Rätselkrimis betrachtet, ein enttäuschendes und oft langweiliges Werk. Darüber kann der ins Leere laufende Bombast der Inszenierung nicht hinwegtäuschen.

Tod auf dem Nil (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022)

Regie: Kenneth Branagh

Drehbuch: Michael Green

LV: Agatha Christie: Death on the Nile, 1937 (Der Tod auf dem Nil)

mit Kenneth Branagh, Gal Gadot, Armie Hammer, Rose Leslie, Emma Mackey, Letitia Wright, Annette Bening, Russell Brand, Tom Bateman, Jennifer Saunders, Dawn French, Ali Fazal, Sophie Okonedo

Länge: 127 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage (zum Kinostart mit neuem Cover – in der Übersetzung von Pieke Biermann liest sich die Geschichte überaus flott mit einem angenehm humorvollem Unterton. So hatte ich den „Tod auf dem Nil“ nicht in Erinnerung.)

Agatha Christíe: Der Tod auf dem Nil – Ein Fall für Poirot

(übersetzt von Pieke Biermann)

Atlantik Verlag, 2022

320 Seiten

12 Euro

Originalausgabe

Death on the Nile

HarperCollins, London 1937

Zahlreiche frühere Übersetzungen und Ausgaben.

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Tod auf dem Nil“ (2022)

Metacritic über „Tod auf dem Nil“ (2022)

Rotten Tomatoes über „Tod auf dem Nil“ (2022)

Wikipedia über „Tod auf dem Nil“ (2022) (deutsch, engllisch)

Thrilling Detective über Hercule Poirot

Homepage von Agatha Christie

Krimi-Couch über Agatha Christie

Meine Besprechung von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, 1934)

Meine Besprechung von John Guillermins Agatha-Christie-Verfilmung “Tod auf dem Nil” (Death on the Nile, Großbritannien 1978)

Meine Besprechung von Michael Winners Agatha-Christie-Verfilmung „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, USA 1988)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Meine Besprechung von Gilles Paquet-Brenner Agatha-Christie-Verfilmung „Das krumme Haus“ (Crooked House, USA 2017) (und Buchbesprechung)


DVD-Kritik: „Avengers: Infinitiy War“ oder Wer hat die Steine?

September 10, 2018

Über das schockierende Ende von „Avengers: Infinity War“ reden wir später. Beginnen wir mit dem Anfang des 150-minütigen Marvel-Films, der jetzt auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray erscheint.

Thanos, der Bösewicht, will seit Jahren und vielen, vielen Marvel-Filmen die Infinity-Steine besitzen. Wenn er alle sechs Steine hat, hat er die unbegrenzte Macht über das Universum und er kann gleich einmal die Hälfte aller Lebewesen auslöschen. Einfach so. In den vergangenen Jahren wurden Thanos und die Steine in ungefähr jedem Marvel-Film angesprochen. Auch wenn es nur in einer Szene im Abspann war.

Jetzt, auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden von Asgard, gelangt Thanos, „ein Despot von intergalaktischer Bösartigkeit“ (Presseheft), an den zweiten Infinitiy-Stein. Gleichzeitig tötet er Loki, der sich mal wieder als zuverlässig opportunistischer Schleimbeutel erweist. Sein Tod ist der erste in einer Reihe überraschender Toter. Lokis Bruder Thor und „Hulk“ Bruce Banner überleben die Begegnung mit Thanos. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg zur Erde. Dort sind nämlich sind zwei der Infinity-Steine. Und die Avengers, die sie verteidigen können, sind ebenfalls auf der Erde. Wenn es sie als einheitliche und kraftvolle Schutztruppe noch gäbe.

Avengers: Infinity War“ ist selbstverständlich ein Film für die zahlreichen Fans, die in den vergangenen Jahren alle Marvel-Filme gesehen und oft liebevoll bis in die letzte Verwinkelung analysiert haben. Sie kennen alle Charaktere und ihre Vorgeschichte. Die Macher, die Regisseure Joe und Anthony Russo und die ebenfalls Marvel-erfahrenen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely nehmen sich daher keine Zeit, einen Charakter zu etablieren. Sie können gleich mit der Action beginnen und der Reihe nach all die alten bekannten Superhelden und die Guardians of the Galaxy auftreten lassen. Eigentlich fehlen nur Ant-Man und Hawkeye. Die sollen aber beim zweiten Teil von „Infinity War“ dabei sein. Der Film ist in Deutschland für den 25. April 2019 und in den USA für den 3. Mai 2019 angekündigt.

Die Story von „Avengers: Infinity War“ ist vor allem eine Vorbereitung auf das große Finale des Films, das zu einem großen Teil in Wakanda stattfindet.

Bis dahin spielt die Geschichte vor allem in der „Guardians of the Galaxy“-Welt auf Raumschiffen, fernen Planeten und, ab und zu, im Weltraum. Oder anders gesagt: in der Welt von Thanos und Thanos, grandios gespielt von Josh Brolin, hat in dem Film viel Leinwandzeit und auch ein nachvollziehbares Motiv für seine vollkommen wahnsinnigen Taten. Er ist im Marvel-Universum endlich einmal ein Bösewicht, der auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis bleibt . Man erfährt auch, warum er tut, was er tut.

Am Ende des Films, der strukturell die Mitte eines großen Films ist (also Minute 45 bei einem „Tatort“) besitzt Thanos alle Infinity-Steine und er benutzt sie sofort, um die Hälfte aller Lebewesen auszulöschen. Dazu gehören auch etliche der Superhelden, die uns in den vergangenen Jahren ans Herz wuchsen. Wer von den Avengers und den anderen Marvel-Helden in einer optisch und akustisch beklemmend inszenierten Sequenz stirbt, überrascht dann schon etwas. Falls sie – immerhin kann mit dem Zeitstein, der sich im Besitz von Doctor Strange befindet, die Zeit manipuliert werden – wirklich gestorben sind. So ist man am Ende durchaus beeindruckt von der Konsequenz, mit der Thanos agiert, aber man ist nicht wirklich schockiert und die Trauer über den Tod der vielen Superhelden hält sich in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis zum nächsten Film, in dem wir erfahren, wer nun wirklich gestorben ist.

Im langen Abspann gibt es keine Szene. Nach dem Abspann treffen wir dann Nick Fury.

Das Bonusmaterial auf der Blu-ray ist auf den ersten Blick erfreulich umfangreich geraten. Es gibt einen Audiokommentar von den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeelyden und Russo-Brüdern (die außerdem eine kurze Einleitung zum Film sprechen), mehrere Featurettes, die insgesamt über dreißig Minuten dauern, zehn Minuten zusätzliche Szenen (die, wie die sehr provisorischen Spezialeffekte zeigen, schon früh gestrichen worden und eine Szene mit ‚Happy Hogan‘ Jon Favreau [der im Film nicht auftaucht]) und, just for fun, zwei Minuten mit Pannen beim Dreh. Gerade die Featurettes enttäuschen. Sie sind, auch wenn das Ende des Films erwähnt und Bilder vom Finale gezeigt werden, reine Werbe-Featurettes, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Da helfen auch die großzügig eingestreuten ‚Behind the Scenes‘-Bilder nicht.

Avengers: Infinity War (Avengers: Infinity War, USA 2018)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely

mit Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Chris Pratt, Tom Hiddleston, Gwyneth Paltrow, Benicio del Torro, Don Cheadle, Tom Holland, Zoe Saldana, Karen Gillan, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Idris Elba, Peter Dinklage, Benedict Wong, Pom Klementieff, Dave Bautista, Letitia Wright, Danai Gurira, William Hurt, Stan Lee, Samuel L. Jackson, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original)

Blu-ray

Walt Disney Studios Home Entertainment

Bild: 16:9 (1080p High Definition, 2.39:1)

Ton: Deutsch (Dolby Digital plus 7.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Französisch (Dolby Digital plus 7.1)

Untertitel: Deutsch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo, Pannen vom Dreh, Zusätzliche Szenen, Featurettes (Neue Teams, Der wahnsinnige Titan, Über die Schlacht auf Titan, Über die Schlacht in Wakanda), Audiokommentar zum Film

Länge. 149 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

4K UHD Blu-ray mit identischem Bonusmaterial; DVD ohne Bonusmaterial

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avengers: Infinity War“

Metacritic über „Avengers: Infinity War“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Infinity War“

Wikipedia über „Avengers: Infinity War“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)


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