Wegen dem Internatiolem Frauentag am 8. März und weil es einfach gute Filme sind, empfehle ich in den nächsten Tagen einige Filme mit starken Frauen. Beginnend mit
Tele 5, 20.15
Nichts als die Wahrheit(Nothing but the truth, USA 2008)
Regie: Rod Lurie
Drehbuch: Rod Lurie
Journalistin Rachel Armstrong veröffentlicht eine Story über die in ihrer Nachbarschaft lebende CIA-Agentin Erica Van Doren und ihr Memo, das die Begründung der US-Regierung für einen Anschlag gegen Venezuela als Lüge entlarvt. Kurz darauf lässt der von der Regierung mit der Suche nach der undichten Stelle beauftragte Staatsanwalt Dubois die Journalistin im Gerichtssaal in Beugehaft nehmen. Sie soll ihre Quelle (und damit ihre Berufsstandards) verraten.
Top besetztes und gespieltes, zum Nachdenken anregendes Drama über Pressefreiheit und Staatsmacht.
Die von Rod Lurie erfundene Geschichte ist lose inspiriert von dem wahren Fall der von der Bush-Regierung enttarnten CIA-Agentin Valerie Plame.
mit Kate Beckinsale, Matt Dillon, Angela Bassett, Alan Alda, Vera Farmiga, David Schwimmer, Courtney B. Vance
Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.
„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.
Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.
Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres
Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefiel das Buch besser). Danach kam “The Wolf of Wall Street”.
Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und Keira Knightley) ab.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin
Wiederholung: Donnerstag, 17. September, 00.20 Uhr (Taggenau! – Dann sicher auch ungekürzt. Denn der Film ist ‚frei ab 16 Jahre‘)
Colter Stevens versucht einen Anschlag auf einen fahrenden Zug zu verhindern. Nach acht Minuten ist er tot. Danach wird er wieder wach im Zug und er hat wieder acht Minuten Zeit, den Attentäter zu finden.
Die Prämisse ist eine äußerst fiese Abwandlung des Murmeltier-Tags. Das Ergebnis ist ein äußerst spannender, um nicht zu sagen bombiger Thriller.
The Commuter (The Commuter, USA/Großbritannien 2017)
Regie: Jaume Collet-Serra
Drehbuch: Byron Willinger, Philip de Blasi
Auf der Heimfahrt wird der gerade entlassene Versicherungsvertreter, Ex-Cop und Berufspendler Michael MacCauley von einer schönen, ihm unbekannten Frau angesprochen. Sie bietet ihm eine Menge Geld, wenn er im Zug eine Person aufspürt. Nachdem MacCauley eine Anzahlung eingesteckt hat, bemerkt er, dass er in eine Falle getappt ist. Denn wenn er jetzt nicht seinen Teil des Deals erfüllt, sterben Menschen.
TV-Premiere. Die vierte Zusammenarbeit von Jaume Collet-Serra und Liam Neeson (nach „Unknown Identity“, „Non-Stop“ und „Run all Night“) bietet gewohnt gut abgehangenes Thriller-Entertainment mit einer ordentlichen Portion Action, einer vertrauten Geschichte, die mit etlichen überraschenden Twists hochenergetisch präsentiert wird und einem beachtlichen, spielfreudigem Ensemble.
mit Liam Neeson, Vera Farmiga, Patrick Wilson, Sam Neill, Elizabeth McGovern, Jonathan Banks, Florence Pugh, Andy Nyman, Killian Scott, Shazad Latif, Roland Moller, Kobna Holdbrook-Smith, Colin McFarlane
Ziemlich am Anfang des Films deutet Daryle Lamont Jenkins, Gründer des One People’s Project, auf ein Bild von Bryon ‚Babs‘ Widner und sagt, dieser hundertfünfzigprozentig überzeugte Neonazi werde aus der Szene aussteigen und sie würden ihm dabei helfen. In dem Moment halten alle anderen die Prognose für ausgemachten Quatsch, der noch nicht einmal Wunschdenken genannt werden kann. Auch Widner denkt überhaupt nicht daran auszusteigen.
In dem Moment ist Widner eine treibende Kraft in der US-Skinhead-Szene, ein überzeugter Neonazi und ständig gewaltbereit. Außerdem ist sein gesamter Körper und sein Gesicht mit Tätowierungen übersät. Er ist erkennbarer als der sprichwörtliche ‚bunte Hund‘. Er ist Mitbegründer des Vinlanders Social Club, einer rassistischen Vereinigung, die 2010 vom Phoenix Police Department und der Anti-Defamation League (ADF) zerschlagen wurde. Eine besonders enge Beziehung hat Widner zu seinen Zieheltern ‚Ma‘ Sharen und ‚Pa‘ Fred Krager, die ihn als ihren Thronfolger sehen. Sie sind keine richtigen Eltern, sondern letztendlich die Führer eines Kults. Sie indoktrinieren, betreiben Gehirnwäsche und verlangen bedingungslosen Gehorsam. Widner hat damit keine Probleme.
Als er 2009 während des Nordic Fest der Neonazis die dreifache Mutter Julie Price kennenlernt und sich in sie verliebt, beginnt er über sein Leben nachzudenken.
Als der Israeli Guy Nattiv, Enkel von vier Holocaust-Überlebenden, nach seinem ersten US-Filmprojekt suchte, stieß er auf eine Reportage über Widners Ausstieg aus der Neonaziszene und der sich über 630 Tage und 612 Sitzungen hinziehenden Tattoo-Entfernung. Diese Tattoo-Entfernung, die in Ausschnitten während des gesamten Films gezeigt wird, zieht sich als Leitmotiv durch den Film.
Nach Gesprächen mit Widner, Jenkins und anderen Beteiligten schrieb und inszenierte Nattiv den Film, der nah an der Wirklichkeit bleibt und definitiv nicht zum Werbevideo für die Neonaziszene und die White Supremacy-Anhänger taugt.
Jamie Bell spielt Widner, Danielle Macdonald seine Freundin Julie, Vera Farmiga ‚Ma‘, Bill Camp ‚Pa‘ und Mike Colter den Bürgerrechtsaktivisten Jenkins. Gerade von Farmiga als Mutter, die für ihre Ziele über Leichen geht, und Colter, der Widner bei dem Ausstieg hilft, hätte man gerne mehr gesehen. Bei Farmiga wegen ihres Spiels. Bei Colter wegen seiner Rolle. So geht das ganze Ausstiegsprozedere im Film letztendlich in einem Gespräch in einem Diner über die Bühne.
Auch über das Gedankengebäude der Suprematisten, die an die Vorherrschaft der weißen Rasse glauben, und wie sie ihre Botschaft verbreiten, erfährt man im Film wenig. Darüber, wie sie junge, elternlose Menschen beeinflussen und von sich abhängig machen, erfährt man mehr.
Nattiv konzentriert sich, mit einigen künstlerischen Freiheiten, auf Widner und seine Beziehung zu seinen Zieheltern und zu seiner neuen Freundin.
Allerdings geschieht Widners Ausstieg im Film etwas zu mühelos. Da verliebt Widner sich in eine aus einem ähnlichen Umfeld kommende Frau. Sie ziehen zusammen. Er verlässt seine alte Familie, Freunde und Lebensstil.
In der Realität spielte Widners Glaube, zu dem er durch Julie und ihre Eltern fand, eine große Rolle und die Erkenntnis, dass die Weißen doch nicht die Herrenrasse sind: „I just knew so many white people that were just such scumbags that I couldn’t say, ‚Okay, every white person is somewhat superior than every black person,‘ when, you know, I’m seeing complete opposite. Kind of realized the only thing I had achieved in my life was a bunch of scars, a legal record, and halfway cirrhosis of the liver. That’s it. I’ve achieved nothing else in life. Nothing positive. I was actually literally trying to drink myself to death. I was just looking for a way out. I was done. I had given up on life. I had given up on everything. I was just done.“
„Skin“ ist ein sehenswertes Drama. Auch wenn gerade die, die sich den Film unbedingt ansehen sollten, sich diesen Film nicht ansehen wollen. Durch seinen gelungenen Ausstieg zeigt Widner, dass ihre fundamentalen Prinzipien, vor allem der Glaube an die Unveränderbarkeit des einzelnen Menschen und die Überlegenheit der eigenen Rasse, falsch sind.
Skin (Skin, USA 2018)
Regie: Guy Nattiv
Drehbuch: Guy Nattiv
mit Jamie Bell, Danielle Macdonald, Bill Camp, Vera Farmiga, Mike Colter, Daniel Henshall, Louisa Krause, Mary Stuart Masterson
Als wir die Puppe Annabelle zum ersten Mal in einem Film sahen, saß sie auf einem Holzstuhl in einer Glasvitrine im Keller des anonymen Vorstadthaus des Dämonologenehepaares Ed und Lorraine Warren. James Wans gelungener Geisterhorrorfilm „The Conjuring“ (USA 2013) war der Auftakt zu einer Reihe von kommerziell erfolgreichen Horrorfilmen, die alle in der Welt der beiden Dämonologen spielen, die es wirklich gab. Einige Filme basieren auf wahren Fällen des Ehepaares (soweit man hier überhaupt von ‚wahren Fällen‘ sprechen kann). Andere sind frei erfunden. Wie jetzt der dritte eigenständige Annabelle-Film „Annabelle comes home“, der zeitlich zwischen dem Anfang und Ende von „The Conjuring“ spielt.
In den frühen siebziger Jahren müssen Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) für eine Nacht weg. Mary Ellen (Madison Iseman) soll als Babysitter auf ihre zehnjährige Tochter Judy (Mckenna Grace) aufpassen. Judy ist, wie ihre Mutter, seherisch begabt und, immerhin lebt sie in einem Haus, in dem Geister und Dämonen ständige Hausgäste sind, ist sie für ihr Alter schon sehr erfahren im Umgang mit diesen Wesen. Sie hat auch fast immer ein Holzkreuz in Reichweite.
Schon am Nachmittag kommt Mary Ellens Freundin Daniela (Katie Sarife) vorbei. Sie trauert noch immer um ihren bei einem Autounfall verstorbenen Vater und sie fühlt sich für seinen Tod verantwortlich. Neugierig ist sie auch. Dabei belässt sie es nicht beim Blättern in den Akten der Warrens, sondern sie schließt auch die Tür zu dem Kellerraum auf, in dem die Warrens von Dämonen besessene Gegenstände lagern. Dazu gehört auch Annabelle, die in einem Glasvitrine eingeschlossen ist, auf der steht, dass man die Tür unter keinen Umständen öffnen solle. Für Daniela ist das selbstverständlich die Anweisung die Tür zu öffnen. Und weil sie vorher alle möglichen Gegenstände in dem Keller berührt hat, hat Annabelle viele Helfer, die ihr in der Nacht in dem Vorstadthaus helfen, die drei Mädchen und Bob (Michael Cimino), den später hinzukommenden, Gitarre spielenden Verehrer von Mary Ellen, zu terrorisieren.
Für Horrorfilmfans ist das ein Best-of aller möglichen Geister. Sogar ein Werwolf ist dabei. Spätestens in dem Moment werden Erinnerungen an die beiden auf den Kinderbüchern von R. L. Stine basierenden „Gänsehaut“-Filme wach. In den beiden Filmen müssen Jugendliche gegen eine Armada höchst unterschiedlicher Geister und Monster kämpfen. Die Filme sind, wobei der erste Film besser als der zweite ist, Horrorkomödien, die sich an ein jüngeres Publikum richten. Sie sollen eine Gänsehaut verursachen. „Annabelle comes home“ ist dagegen ein erstaunlich langsam erzählter Horrorfilm, der mehr an Atmosphäre und Suspense als an Jumpscares interessiert ist. Es ist allerdings auch ein Film, in dem die titelgebende Annabelle kaum auftritt und auch die anderen Geister eher kurze Auftritte haben, die mehr die Funktion eines Zitats erfüllen. Meist stehen sie irgendwo im Bildhintergrund herum und verschwinden dann wieder geräuschlos. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt in Gary Daubermans Regiedebüt kein Geist.
Dauberman schrieb bereits die Bücher für die vorherigen „Annabelle“-Filme, „The Nun“ (ebenfalls aus dem Conjuring-Universum) und die Blockbuster-Stephen-King-Verfilmung „It“. Der zweite Teil, angekündigt für 5. September, ist ebenfalls von ihm geschrieben.
„Annabelle comes home“ ist ein gemütlicher Gang durch bekannte Geisterhorrortopoi, bei dem sich aufgrund der vielen Geister, die letztendlich austauschbar bleiben, und dem schwachen Finale, keine wirkliche Begeisterung aufkommen will. Mehr als eine leichte Gänsehaut will bei Annabelles neuestem Auftritt nicht aufkommen.
Annabelle comes home (Annabelle comes home, USA 2019)
Regie: Gary Dauberman
Drehbuch: Gary Dauberman (nach einer Geschichte von James Wan und Gary Dauberman)
mit Vera Farmiga, Patrick Wilson, Mckenna Grace, Madison Iseman, Katie Sarife, Michael Cimino, Samara Lee, Steve Coulter
Länge: 106 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Auch bekannt als „Annabelle 3“ (mehr oder weniger der Arbeitstitel und mehr oder weniger der inoffizielle Titel)
Fünf Jahre nach den Ereignissen von „Godzilla“ wissen die Menschen, dass es, ähem, sehr sehr große Tiere gibt. Wie mit diesen Titanen umgegangen werden soll, ist allerdings noch etwas unklar. Letztendlich stehen sich Wissenschaftler und Militärs gegenüber. Erstere möchten die Tiere beobachten und sind an einem friedlichen Umgang, einer Koexistenz, mit ihnen interessiert. Letztere möchten, nach bewährter Soldatentradition, die Monster am liebsten atomisieren. Bis die Politik sich entschieden hat, was getan wird, werden die bis jetzt siebzehn bekannten Riesenmonster in ihren Verstecken von der kryptozoologischen Agentur Monarch beobachtet und erforscht. Selbstverständlich ohne sie aus ihrem schon seit Ewigkeiten andauerndem Tiefschlaf zu wecken.
Als eine von Alan Jonah (Charles Dance) geführte Gruppe Ökoterroristen die Monarch-Station in China überfällt, ist das fragile Gleichgewicht gestört. Er lässt das Monster frei und entführt die Wissenschaftlerin Dr. Emma Russell (Vera Farmiga), die gerade ein Gerät entwickelt hat, mit dem man das Verhalten der Tiere beeinflussen kann, und ihre Tochter Madison („Stranger Things“ Millie Bobby Brown in ihrem Spielfilmdebüt). Die Terroristen wollen alle bis jetzt bekannten Monster auf die Menschheit loslassen. Ihre erste Station ist die Monarch-Station in der Antarktis. Im Eis schläft der dreiköpfige King Ghidorah.
Währenddessen wird Emmas Mann Mark (Kyle Chandler) von dem wichtigen Monarch-Wissenschaftler Dr. Ishiro Serizawa (Ken Watanabe) in das aus Wissenschaftlern und Soldaten bestehende Team, das die Terroristen finden soll, aufgenommen. Mark kombiniert in Sherlock-Holmes-Manier (also für Normalsterbliche ohne Erklärung nicht nachvollziehbar und Zeit für Erklärungen gibt es in „Godzilla II: King of the Monsters“ nicht), dass die Entführer seiner Frau und Tochter zu der streng geheimen Monarch-Station in der Antarktis wollen.
Dort erlebt Mark seine erste große Überraschung und über einige Umwege und Atombombenzündungen geht es in die USA in seine Heimatstadt.
Während Gareth Edwards‘ „Godzilla“ noch eine ziemlich dröge Angelegenheit war, liefert Michael Dougherty in „Godzilla II: King of the Monsters“ fast pausenlose Action. Eine richtige Fortsetzung von „Godzilla“ ist sein Film nicht. Bis auf Ken Watanabe, Sally Hawkins (die ziemlich schwuppdiwupp zwischen zwei Bildern zertrampelt wird) und David Strathairn (ungefähr eine Szene als Admiral William Stenz) ist niemand vom ersten „Godzilla“-Film dabei. Die Organisation Monarch spielt in „Godzilla“, „Godzilla II“ und „Kong: Skull Island“ eine so austauschbare Rolle, dass sie mühelos durch einen beliebigen anderen Organisationsnamen ersetzt werden könnte.
Godzilla selbst ist auch gar nicht so oft im Bild. Dafür gibt es viele andere Monster. Vor allem das dreiköpfige Wesen King Ghidorah hat eine größere Rolle. King Ghidorah ist dann auch noch ein Alien und entsprechend schwer zu besiegen.
Im Mittelpunkt des Films stehen die epischen Monsterkloppereien, die man problemlos auch ohne die Kenntnis der anderen Filme nachvollziehen kann. Meistens tragen sie sich vor einem sehr dunklen Himmel zu. Viele Soldaten dürfen als Statisten ballern und sterben, während die Monster sich gerade als rücksichtslose, Hochhäuser im Dutzend zerstörende Abrissunternehmer betätigen, Weil das alles aus dem Computer kommt, fehlt auch Doughertys Monsterfilm der Charme der alten japanischen „Godzilla“-Filme, die früher in den Bahnhofslichtspielen und dem TV-Nachmittagsprogramm liefen. Damals wurde ein Mann in ein Affenkostüm gesteckt und er stampfte durch Spielzeuglandschaften. Das war ein kindischer Spaß, der immer wieder ernste Untertöne hatte.
So etwas wie eine tiefere Botschaft sucht man in „Godzilla II: King of the Monsters“ vergebens. Falls man beim lustigen Zünden von Atombomben und einer neuen Bombe, die alles Leben im Radius von zwei Meilen vernichtet, überhaupt jemals daran denkt. Denn das Drehbuch bemüht sich nur, die einzelnen, bevorzugt in Großstädten stattfindenden Zerstörungsorgien halbwegs schlüssig miteinander zu verbinden.
Die Schauspieler – ein durchaus beeindruckender Cast gestandener Mimen – hat wenig zu tun. Schauspielerischen Leistungen werden von keinem verlangt. Sie müssen nur präsent sein und mal grimmig, mal schockiert, selten überrascht, in die Kamera starren. Das gelingt ihnen. Was sie sehen, wurde später im Computer erschaffen.
Und so ist „Godzilla II: King of the Monsters“ die Big-Budget-Ausgabe eines alten Monsterheulers, ohne den kindlich-naiven Charme des alten Monsterheulers, aber mit viel besseren Tricks und vielen, riesigen, ziemlich echt aussehenden Tieren, die sich leinwandfüllend schlagen und dabei die Tonanlage des Kinos ausreizen.
Es gibt eine Post-Credit-Szene, die, nun, die Story bzw. Godzillas Gegner in dem nächsten „Godzilla“-Film andeutet. Inwiefern diese Szene, falls überhaupt, auch mit „Godzilla vs. Kong“ zusammenhängt, erfahren wir Mitte März 2020. Dann sollen Godzilla und King Kong im Kino aufeinandertreffen.
Godzilla II: King of the Monsters (Godzilla II: King of Monsters, USA 2019)
Regie: Michael Dougherty
Drehbuch: Michael Dougherty, Zach Shields (nach einer Geschichte von Max Borenstein, Michael Dougherty und Zach Shields)
mit Kyle Chandler, Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Ken Watanabe, Ziyi Zhang, Bradley Whitford, Sally Hawkins, Charles Dance, Thomas Middleditch, Aisha Hinds, O’Shea Jackson Jr., David Strathairn, CCH Pounder
Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate, USA 2004)
Regie: Jonathan Demme
Drehbuch: Daniel Pyne, Dean Georgaris
LV: Richard Condon: The Manchurian Candidate, 1959 (Botschafter der Angst, Der Manchurian Kandidat)
Der weltumspannende Konzern “Manchurian Global” hat einer Golfkrieg-I-Einheit falsche Erinnerungen implantiert. So wollen sie den vielversprechenden Politiker Raymond Shaw ins Weiße Haus bringen. Doch Shaws ehemaliger Vorgesetzter Ben Marco zweifelt an seinen Erinnerungen und will die Wahrheit herausfinden.
Gut besetztes Remake des Kalter Krieg-Klassikers „Botschafter der Angst“. Etliche der Nebendarsteller sind aus anderen Zusammenhängen oder aus verschiedenen hochkarätigen TV-Serien und Filmen bekannt. Der Film selbst ist gut – obwohl für mich die Prämisse heute schlechter funktioniert als vor über vierzig Jahren, als Frank Sinatra die Rolle von Denzel Washington spielte. Davon abgesehen gibt es zahlreiche grandiose Szenen (ich sage nur Meryl Streep), eine beeindruckende Vision des Informationsüberschusses, überraschende Verknüpfungen von Szenen und eine träumerische Stimmung. Fast immer könnte es sein, dass Ben Marco aus einem Alptraum aufwacht.
Insgesamt ist der Polit-Thriller „Der Manchurian Kandidat“ ein gelungenes, eigenständiges Remake, das besonders beim porträtieren der Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft ein gespenstisches Bild der USA entwirft.
Mit Denzel Washington, Meryl Streep, Liev Schreiber, Jon Voight, Kimberly Elise, Jeffrey Wright, Bruno Ganz, Vera Farmiga, Robyn Hitchcock (eigentlich Musiker), Al Franken (als TV-Interviewer fast als er selbst), Paul Lazar, Roger Corman, Zeljko Ivanek, Walter Mosley (eigentlich Krimiautor), Charles Napier, Jude Ciccolella, Dean Stockwell, Ted Levine, Miguel Ferrer, Sidney Lumet
1988 war Gary Hart einer der Kandidaten der Demokraten für das Amt des US-Präsidenten. Seine Chancen standen gut, aber vor allem ein Ereignis führte dazu, dass er schon bei den Vorwahlen vollkommen scheiterte.
Jetzt kommt ein Spielfilm über diesen sehr erfolglosen Kandidaten in unsere Kinos. Denn sein Ausscheiden aus dem Rennen um die Präsidentschaft markiert einen wichtigen Wendepunkt in der öffentlichen Behandlung von Bewerbern für politische Ämter. Davor war Privates privat. Auch wenn die politischen Journalisten von außerehelichen Geliebten und Affären wussten, wurde nicht darüber berichtet. Es wurde über ihre politischen Ansichten und ihre Arbeit geschrieben. Auch bei Gary Hart war es zunächst so. Aber dann rückte eine außereheliche Affäre in den Mittelpunkt der Berichterstattung. Und erstmals führte das zum Ende der politischen Ambitionen des Kandidaten.
2014 veröffentlichte der „New York Times Magazine“-Journalist Matt Bai „All the Truth Is Out: The Week Politics Went Tabloid“, sein Buch über diese Affäre und wie aus den Politikseiten Boulevardseiten wurden.
In seinem Drama „Der Spitzenkandidat“ beleuchtet Jason Reitman, nach einem von ihm, Bai und Jay Carson (u. a. war er Pressesprecher für Hillary Clinton) geschriebenem Drehbuch, jetzt die Kandidatur des Hoffnungsträgers Hart und den Umgang der Medien mit ihm. Dabei konzentriert er sich mehr auf die Medien und Harts Umfeld als auf Hart. Der erscheint als sympathischer Senator für den Staat Colorado, der Menschen durch seine natürliche Art und jugendhafte Ausstrahlung begeistert. Politisch soll er auch sehr talentiert sein. Aber das sieht man in dem Film nicht.
Dafür sieht man, wie die Tageszeitungen mit der Konkurrenz durch das Fernsehen umgehen. Seit 1980 sendete CNN als 24-Stunden-Nachrichtensender. Im Film sind die Washington Post und der Miami Herald, die den Skandal publizierte, die beiden Tageszeitungen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob das Privatleben eines Politikers für die Politik-Seiten berichtenswert ist. Bis dahin galt die Regel, über Klatsch und Bettgeschichten wird auf den Politikseiten nicht geschrieben. Schließlich geht es um Fakten, politische Ansichten und Fähigkeiten.
Als der Miami Herald einen anonymen Tipp erhält, dass Hart eine außereheliche Affäre mit dem Model Donna Rice hat, die auf der Yacht „Monkey Business“ begann und jetzt in Washington fortgeführt werden soll, schickt die Zeitung ein kleines Team nach Washington, D. C.. Sie sollen Harts Stadthaus überwachen. Sie sehen, dass der verheiratete Kandidat Damenbesuch hat. Sie veröffentlichen das und Gary Harts sorgfältig auf politische Botschaften ausgerichtete Kampagne und sein bis dahin von der Öffentlichkeit sorgsam abgeschottetes Familienleben geraten ins Trudeln.
In seinem Polit-Drama „Der Spitzenkandidat“ pendelt Jason Reitman elegant zwischen Harts Kampagne (und den Versuchen seines Wahlkampfmanangers, die Katastrophe zu verhindern), seinem Familienleben (und den Versuchen seiner Frau, mit der in allen Medien verbreiteten Meldung vom Seitensprung ihres Mannes umzugehen) und den Medien, vor allem den politischen Journalisten und wie sie mit der grenzüberschreitenden Titelgeschichte des Miami Herald über die vermutliche Affäre eines Politikers umgehen sollen. Es ist ein Ensemblestück, das im semi-dokumentarischen New-Hollywood-Look inszeniert wurde und vor allem zwei Vorbilder hat: Michael Ritchies „Der Kandidat“ (1972) mit Robert Redford als idealistischen Anwalt, der Senator werden will, und die Ensemblefilme von Robert Altman, in denen, wie im echten Leben, wild durcheinander gesprochen wird. Reitmans Films ist auch ein Lehrstück über Menschen, die immer wieder von äußeren Umständen getrieben werden und deren Ziele und Werte miteinander kollidieren. Dass der Anlass dafür aus heutiger Sicht fast schon rührend banal ist, ändert daran nichts. Die Berichte über Harts angebliche Affäre beendete eine Karriere und veränderte, jedenfalls in den USA, die Berichterstattung über Politiker.
Weil Reitman etwas dichotomisch „Privatleben“ und „Öffentliches Leben“ bzw. „politische Berichterstattung“ und „Boulevard“/“Klatsch“ gegenüberstellt und er das Verhalten der Presse als übergriffig darstellt, umgeht er auch die Frage, wann das Private politisch ist und wie sehr das Verschweigen von Bettgeschichten auch ein Schweigekartell von weißen Männern war. Insofern spielt Reitmans gut gespielter, gut inszenierter und straff inszenierter Film nicht nur 1987, sondern er fängt auch den damaligen Zeitgeist ein.
Der Spitzenkandidat (The Front Runner, USA 2018)
Regie: Jason Reitman
Drehbuch: Matt Bai, Jay Carson, Jason Reitman
LV: Matt Bai: All the truth is out: The Week Politics went Tabloid, 2014
mit Hugh Jackman, Vera Farmiga, Alfred Molina, J. K. Simmons, Sara Paxton
LV: Walter Kirn: Up in the Air, 2001 (Mr. Bingham sammelt Meilen)
Ryan Bingham reist durch die USA und entlässt, im Auftrag verschiedener Firmen, deren Angestellte. Bindungen hat der Single keine. Sein Ziel als Vielflieger ist es die magische Zehn-Millionen-Frequent-Flyer-Meilen-Grenze zu durchbrechen. Dafür sammelt er wie besessen Bonusmeilen. Als er eine jüngere Kollegin ausbilden soll und er eine andere Vielfliegerin kennen lernt, gerät sein sorgloes Leben aus dem Takt.
Jason Reitmans feinfühliges, perfekt komponiertes und austariertes Porträt eines Arschlochs ist auch ein Gesellschaftskommentar. Außerdem übernahm George Clooney die Hauptrolle.
mit George Clooney, Vera Farmiga, Anna Kendrick, Jason Bateman, Amy Morton, Melanie Lynskey, J. K. Simmons, Sam Elliott, Danny McBride, Zach Galifianakis
Wenn es erfolgreich ist, wird weitergemacht. Und dass die bis jetzt nach und im Zusammenhang mit „Conjuring“, einem gut besetzten, altmodischen Geisterhaushorrorfilm von James Wan, entstandenen Filme erfolgreich sind, kann niemand bestreiten. Weltweit spielten die nicht besonders teuren Filme weit über eine Milliarde US-Dollar ein.
Das erste Spin-Off waren die beiden „Annabelle“-Filme über eine dämonisch besessene Puppe. Gary Daubermann schrieb die Drehbücher für die beiden „Annabelle“-Filme und für die unglaublich erfolgreiche Stephen King-Verfilmung „Es“ (It).
Mit „The Nun“, ebenfalls von Daubermann geschrieben, gibt es jetzt das nächste Spin-Off. Die Alpträume verursachende Nonne hatte ihren ersten Auftritt in „Conjuring 2“. Es war ein Kurzauftritt, der die „Conjuring“-Fans beeindruckte und für die gibt es auch kleine Rahmenhandlung, die die Verbindung zwischen den „Conjuring“-Geisterjägern Ed und Lorraine Warren und der Nonne erklärt. Die Hauptgeschichte spielt 1952 in Rumänien
In dem einsam gelegenen Kloster St. Carta begeht eine Nonne Suizid. Für Katholiken eine Todsünde. Zur Aufklärung werden ein Priester mit einschlägiger Erfahrung und eine Novizin, die Nonne werden möchte, nach Transsylvanien zum Ort des Geschehens geschickt. Dort treffen Vater Burke (Demian Bichir) und Schwester Irene (Taissa Farmiga, die jüngere Schwester von ‚Lorraine Warren‘ Vera Farmiga) Frenchie (Jonas Bloquet), der die Leiche gefunden hat.
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Kloster, das eine sehr starke und sehr böse dämonische Präsenz beherbergt, die aus ihrem Gefängnis ausbrechen möchte.
„The Hallow“-Regisseur Corin Hardy inszenierte „The Nun“ als Geisterhorrorfilm, der nichts zeigt, was nicht schon zu Roger Cormans Edgar-Allan-Poe-Zeiten gezeigt wurde und der sehr laut ist. Einige Effekte sind besser, aber es gibt nichts, was man nicht auch vor fünfzig Jahren hätte machen können. Und es wirkt immer noch. Der kurze Schrecken, wenn, mit infernalischer Begleitung auf der Tonspur, Hände aus dem Nichts auftauchen oder der lange Schrecken, wenn man lebendig begraben wird. Das passiert Vater Burke. Natürlich mitten in der Nacht auf dem Friedhof des Klosters.
Die Menschen in dem Ort bei dem Kloster leben noch wie im 18. Jahrhundert. Im Kloster scheint sich seit dem Mittelalter nichts verändert zu haben. Entsprechend leicht konnte Hardy die Atmosphäre der alten Gruselfilme wiederbeleben, als tapfere Männer und, selten, Frauen, sich in Transsylvanien mit Vampiren, Untoten, Geistern und Fledermäusen herumschlugen. In „The Nun“ kommen jetzt als Inkarnation des Bösen noch Nonnen dazu. Und so eine Gruppe Nonnen, die in Formation einen Raum betritt und sich um die tapferen Geisterjäger versammelt, wirkt schon ziemlich furchterregend. Mit und ohne Latein.
„The Nun“ ist gut abgehangener, durchaus kurzweiliger, aber auch schnell vergessener Retro-Gothic-Horror. Er ist, wie die bisherigen vier Filme aus dem „Conjuring“-Universum, für schreckhafte Geister gemacht, die solche Filme nicht schon hundertmal gesehen haben. Wobei die sich an der Atmosphäre, den Bildern, den Schauspielern und auch den gut gemachten Schock-Sequenzen in alten Gemäuern erfreuen können.
The Nun (The Nun, USA 2018)
Regie: Corin Hardy
Drehbuch: Gary Dauberman (nach einer Geschichte von James Wan und Gary Dauberman)
mit Demian Bichir, Taissa Farmiga, Jonas Bloquet, Bonnie Aarons, Ingrid Bisu, Charlotte Hope, Sandra Teles, Maria Obretin, Patrick Wilson, Vera Farmiga
LV: Walter Kirn: Up in the Air, 2001 (Mr. Bingham sammelt Meilen)
Ryan Bingham reist durch die USA und entlässt, im Auftrag verschiedener Firmen, deren Angestellte. Bindungen hat der Single keine. Sein Ziel als Vielflieger ist es die magische Zehn-Millionen-Frequent-Flyer-Meilen-Grenze zu durchbrechen. Dafür sammelt er wie besessen Bonusmeilen. Als er eine jüngere Kollegin ausbilden soll und er eine andere Vielfliegerin kennen lernt, gerät sein sorgloes Leben aus dem Takt.
Jason Reitmans feinfühliges, perfekt komponiertes und austariertes Porträt eines Arschlochs ist auch ein Gesellschaftskommentar. Außerdem übernahm George Clooney die Hauptrolle.
mit George Clooney, Vera Farmiga, Anna Kendrick, Jason Bateman, Amy Morton, Melanie Lynskey, J. K. Simmons, Sam Elliott, Danny McBride, Zach Galifianakis
In diesem Fall sagt der Spruch „Wenn Ihnen ‚Unknown Identity‘, ‚Non-Stop‘ und ‚Run all Night‘ gefallen haben, wird ihnen ‚The Commuter‘ gefallen“ alles. Denn die vierte Zusammenarbeit von Regisseur Jaume Collet-Serra und Liam Neeson liefert, wieder einmal, gut abgehangenes Thriller-Entertainment mit einer ordentlichen Portion Action, einer vertrauten Geschichte, die mit etlichen überraschenden Twists hochenergetisch präsentiert wird und einem beachtlichen, spielfreudigem Ensemble. Neben Liam Neeson sind Vera Farmiga, Patrick Wilson, Sam Neill und Elizabeth McGovern in oft kleinen, aber wichtigen Rollen dabei.
Neeson spielt Michael MacCauley, einen glücklich verheirateten Ex-Polizisten, der seit zehn Jahren in Manhattan als Versicherungsmakler arbeitet und jeden Tag aus den Suburbs in die Millionenstadt pendelt. Diese Monotonie des täglichen Pendelns zeigt Jaume Collet-Serra in den ersten Minuten in einer schönen Montage, die auch als eigener Kurzfilm funktioniert. Am Ende ist klar: MacCauley ist ein ganz gewöhnlicher, unauffälliger Mann mit ganz gewöhnlichen Problemen.
Heute erlebt er allerdings einen echten Scheißtag. Weil er nicht genug Versicherungen verkauft, wird der Sechzigjährige fristlos entlassen. Damit sind auch all seine finanziellen Pläne in Richtung Haus und Uni-Ausbildung seines Sohnes obsolet.
Auf der Heimfahrt sitzt ihm im Pendlerzug eine Frau (Vera Farmiga), die er noch nie in diesem Zug gesehen hat, gegenüber. Denn, und das wissen alle Pendler, mit den Jahren kennt man, jedenfalls vom Sehen, all die anderen Passagiere, die tagtäglich mit einem die Strecke fahren. Sie fragt ihn, was er täte, wenn er für eine kleine Gefälligkeit, die nicht ungesetzlich sei, eine große Menge Geld bekäme. Zum Beispiel die 25.000 Dollar, die im Zug-WC versteckt seien und eine Anzahlung auf die 100.000 Dollar seien, die er am Ende bekäme. Dafür müsse er nur eine Person identifizieren, die ebenfalls im Zug sitzt und an einem bestimmten Bahnhof aussteigt.
Natürlich hält MacCauley Joannas hypothetische Frage zuerst für einen Scherz.
Natürlich sucht er auf der Zug-Toilette das Geld, findet es und steckt es ein. Dass er jetzt auch die andere Seite des Deals ausführen muss und dass Joanna und ihre Hintermänner darauf bestehen, zeigen sie ziemlich schnell. Gleich als Warnung töten sie einen Menschen. Und sie sind bereit, weitere Menschen, auch MacCauleys Familie, zu töten, um MacCauley an seine Seite des Deals zu erinnern. Ein Teil des Deals ist, dass MacCauley niemand über seine Situation und seine Aufgabe informieren darf.
Notgedrungen beginn der auf sich allein gestellte MacCauley in dem Zug die unbekannte Person zu suchen. Gleichzeitig will er herausfinden, warum sie für die Verschwörer so wichtig ist und welche Rolle er in der Verschwörung spielen soll.
Während sich einige Hintergründe der Verschwörung, jedenfalls für den Genrejunkie, ziemlich schnell herauskristallisieren, rätselt man bis zuletzt, wer die Person ist, die MacCauley identifizieren soll und warum sie so wichtig ist. Denn Collet-Serra besetzte den Zug durchgehend mit unbekannten Schauspielern, die sich durch ihr Verhalten mehr oder weniger verdächtig machen. Die bekannten Schauspieler übernehmen dagegen Rollen wie Ex-Kollege und Ehefrau von MacCauley.
„The Commuter“ ist ein spannender Verschwörungsthriller mit etwas Old-School-Action, einem zugzerstörendem Finale, viel Suspense von der ersten bis zur letzten Minute und mehr als einem Hauch Hitchcock. Dabei gewinnen die Macher der bekannten Geschichte genug neue Facetten und überraschende Wendungen ab, um bis zum Ende der Zugfahrt glänzend und äußerst kurzweilig zu unterhalten. Das hohe Erzähltempo, die engagiert aufspielenden Schauspielern und die druckvolle Regie, die in hundert Minuten eine ziemlich verwickelte Geschichte erzählt, tragen dazu bei. Dass sie, vor allem natürlich die große Verschwörung, wenn man genauer darüber nachdenkt, wenig plausibel ist, stört nicht in diesem Moralstück.
Und ich werde jetzt garantiert nicht auf die Zugtoilette stürmen, um nach dem Briefumschlag mit Geld zu suchen…
The Commuter (The Commuter, USA/Großbritannien 2017)
Regie: Jaume Collet-Serra
Drehbuch: Byron Willinger, Philip de Blasi
mit Liam Neeson, Vera Farmiga, Patrick Wilson, Sam Neill, Elizabeth McGovern, Jonathan Banks, Florence Pugh, Andy Nyman, Killian Scott, Shazad Latif, Roland Moller, Kobna Holdbrook-Smith, Colin McFarlane
Der Richter – Recht oder Ehre (The Judge, USA 2014)
Regie: David Dobkin
Drehbuch: Nick Schenk, Bill Dubuque
Staranwalt Hank Palmer fliegt zur Beerdigung seiner Mutter, nach Jahren, zurück ins ländliche Indiana. Der Rückflug verzögert sich, weil sein Vater, ein Richter, verdächtigt wird, einen Mann überfahren zu haben. Hank soll ihn, gegen seinen Willen, verteidigen. Und dann gibt es noch einige weitere Probleme.
TV-Premiere von „Der Richter – Recht oder Ehre“, der im TV „Der Richter – Sein wichtigster Fall“ heißt. Warum auch immer.
Sehenswertes, dank etlicher Subplots etwas lang geratenes, weitgehend vorhersehbares, gut gespieltes Drama, das in der aktuellen Superheldenfilmographie von Robert Downey Jr. eine rare Ausnahme ist.
mit Robert Downey Jr., Robert Duvall, Vera Farmiga, Vincent D’Onofrio, Jeremy Strong, Dax Shepard, Billy Bob Thornton, Leighton Meester, Emma Tremblay, Ken Howard, David Krumholtz, Balthazar Getty
Departed – Unter Feinden (USA 2006, Regie: Martin Scorsese)
Drehbuch: William Monahan
Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.
„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.
Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.
Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres
Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefiel das Buch besser) und zuletzt war DiCaprio für Scorsese “The Wolf of Wall Street”.
Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und Keira Knightley) ab.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin
(Matt Damon – Departed, Andy Lau – Infernal Affairs; jetzt spielen sie in „The great Wall“ mit)
Pro7, 22.55
Departed – Unter Feinden (USA 2006, Regie: Martin Scorsese)
Drehbuch: William Monahan
Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.
„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.
Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.
Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres
Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefiel das Buch besser) und zuletzt war DiCaprio für Scorsese “The Wolf of Wall Street”.
Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und Keira Knightley) ab.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin
1977 in einem typischen englischen Reihenhaus im Norden Londons geschehen unheimliche Dinge. Anscheinend treibt Bill Wilkins, der Geist des Vorbesitzers, ein alter grummeliger Mann, die Familie Hodgson, eine allein erziehenden Mutter mit vier Kindern, zwei Mädchen, zwei Jungen, in den Wahnsinn. Vor allem die elfjährige Janet ist von dem Poltergeist besessen.
Das Ed und Lorraine Warren werden von der katholischen Kirche beauftragt, herauszufinden, ob es sich bei den Ereignissen in Enfield wirklich um einen Geist oder nur einen Betrug handelt.
Natürlich kennen Horrorfilmfans, mit anderen Namen und an anderen Orten, die Geschichte von „Conjuring 2“ in und auswendig. Und natürlich erzählt „Conjuring 2“ einfach die Geschichte von „Conjuring“ noch einmal. Damals war ein einsam in Harrisville, Rhode Island, gelegenes Farmhaus der Ort des Geschehens und die Geisterjäger mussten der Familie Perron helfen. Dieses Mal ist es eines dieser kleinen englischen Häuser, die es nur auf der Insel gibt. Und natürlich wird im Film wieder darauf hingewiesen, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt. Immerhin sind Ed und Lorraine Warren in den USA bekannte Dämonologen und mit einem besonders fiesen Dämonen müssen sie sich auch dieses Mal herumschlagen.
Und trotzdem ist „Conjuring 2“, wie „Conjuring“, ein in seinen selbst gesteckten Grenzen, ein enorm spannender Geisterhorrorfilm. Regisseur James Wan ist ein Genrefan, der gekonnt an der Spannungsschraube dreht, dabei die üblichen und erwartbaren Schocks liefert. Aber in der gelungenen Variante. Gleichzeitig schafft er durch seine Inszenierung und die Sets eine latent klaustrophobische Stimmung. So ist das Haus der Hodgsons grauer als es in Wirklichkeit wäre; als ob es seit den Fünfzigern musealisiert wurde und nicht als ob eine Frau mit vier Kindern in ihm leben würde. Auch die Poster der damaligen Stars in dem Mädchenzimmer wirken vergilbt. Das Haus ist immer einen Tick zu groß für ein beengtes englisches Reihenhaus und der Keller des Hauses ist riesig und düster. Ein Moloch, aber kein Keller, der, trotz der Waschmaschine, irgendeine Funktion für die Hodgsons hat. Die Ausstattung ist liebevoll in ihrer genauen Rekonstruktion der siebziger Jahre, die hier betont unglamourös daherkommen.
Die Schauspieler, wieder spielen Patrick Wilson und Vera Farmiga das Ehepaar Warren, sind gut. Sie heben den Film allein schon durch ihre Anwesenheit auf ein höheres Level.
Die Geschichte selbst folgt, wie gesagt, der bekannten Formel. Aber das klug konstruierte Drehbuch setzt die Visionen und Erscheinungen des Dämonen punktgenau und entwickelt die Geschichte konsequent hin zur finalen Konfrontation. Auf dem Weg dorthin gibt es genug überraschende Details und Suspense-Momente, um einem mit der Familie Hodgson und den Warrens mitfiebern zu lassen. Denn Lorraine befürchtet, dass ihrem Mann etwas zustoßen könnte.
„Conjuring 2“ ist gelungenes Horrorkino mit viel Zeitkolorit, wobei – und das ist eine der selbstgesteckten Grenzen – es keine Verbindung zwischen der damaligen politischen und ökonomischen Situation in Großbritannien und den Ereignissen im Haus der Hodgsons gibt.
Am Ende, nach dem Abspann, gibt es bei dem Blick auf die Uhr eine echte Überraschung: der Film dauerte über hundertdreißig Minuten. Das ist für einen Horrorfilm eine mehr als epische Länge. Trotzdem fühlte er sich während des Ansehens kürzer an und ein größeres Kompliment kann man einem in jeder Sekunde vorhersehbarem Horrorfilm nicht machen.
Conjuring 2 (The Conjuring 2, USA 2016)
Regie: James Wan
Drehbuch: Chad Hayes, Carey W. Hayes, James Wan, David Leslie Johnson (nach einer Geschichte von Chad Hayes, Carey W. Hayes und James Wan)
mit Patrick Wilson, Vera Farmiga, Madison Wolfe, Frances O’Connor, Lauren Esposito, Benjamin Haigh, Patric McAuley, Franka Potente, Steve Coulter
Weil am Donnerstag „Black Mass“ über Whitey Bulger anlief, empfehle ich heute den anderen und besseren Film über Whitey Bulger (auch wenn Frank Costello nur inspiriert von Bulger ist).
Departed – Unter Feinden (USA 2006, Regie: Martin Scorsese)
Drehbuch: William Monahan
Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.
„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.
Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.
Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres
Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefiel das Buch besser) und zuletzt war DiCaprio für Scorsese “The Wolf of Wall Street”.
Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und, umpf, Keira Knightley) ab.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin
Pünktlich zum Filmstart von „Black Mass“ erschien das von den „Boston Globe“-Journalisten geschriebene und mit dem Edgar ausgezeichnete Sachbuch „Black Mass“, das als Vorlage für den Film diente. Das Buch ist eine ungemein spannende Lektüre, die einem viel von der US-Kriminalitätsgeschichte erzählt.
– Dick Lehr/Gerard O’Neill: Black Mass – Der Pate von Boston (übersetzt von Joachim Körber) Goldmann, 2015 512 Seiten
9,99 Euro
– Originalausgabe
Black Mass: Whitey Bulger, the FBI, and a Devil’s Deal
PublicAffairs, 2000
Departed – Unter Feinden (USA 2006, Regie: Martin Scorsese)
Drehbuch: William Monahan
Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.
„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.
Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.
Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres
Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefiel das Buch besser) und zuletzt war DiCaprio für Scorsese „The Wolf of Wall Street“.
Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und, umpf, Keira Knightley) ab.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin
Wiederholung: Freitag, 24. April, 01.20 Uhr (Taggenau!)
Die letzten Jahre war Robert Downey Jr. vor allem als Iron Man (aka Tony Stark) im Marvel-Universum unterwegs. Da konnte man fast vergessen, dass er seine Karriere als Charakterdarsteller begann und für seine Darstellung von Charlie Chaplin in „Chaplin“ eine Oscar- und Golden-Globe-Nominierung als bester Hauptdarsteller erhielt.
Sein neuer, von ihm mitproduzierter Film „Der Richter – Recht oder Ehre“, inszeniert von David Dobkin (Die Hochzeits-Crasher), nach einem Drehbuch von Nick Schenk (Gran Torino) und Bill Dubuque, ist eine Rückkehr zum Drama, das von den Schauspielern getragen wird. Obwohl Robert Downeys Charakter auf den ersten Blick Tony Stark ohne Rüstung ist. Denn Großstadtanwalt Hank Palmer ist ein arrogantes Arschloch, das bedenkenlos auf den Gefühlen seiner Mitmenschen herumtrampelt, solange er damit für seine normalerweise schuldigen, immer vermögenden Mandanten ein gutes Gerichtsurteil erreichen kann. Er kommt zwar aus einer Kleinstadt, aber er will unter keinen Umständen zurück. Seine Familie besuchte er schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Mit seinem Vater, einem Kleinstadtrichter seit 42 Jahren, ist er zerstritten.
Als seine Mutter stirbt, muss er für einige Stunden zurück nach Carlinville, Indiana. Er will nach der Beerdigung das Dorf so schnell wie möglich verlassen. Als er seinen Rückflug antreten will, erfährt er, dass sein mit Gedächtnislücken kämpfender, prinzipientreuer Vater angeklagt ist, einen Mann überfahren zu haben. Die Anklage plädiert auf kaltblütigen Mord. Palmer entschließt sich, zu bleiben und seinem Vater zu helfen. Der lehnt diese Hilfe vor Gericht allerdings zunächst ab.
„Der Richter“ verknüpft Gerichtsdrama (Ist Joseph Palmer schuldig? Kann Hank einen Freispruch erwirken?) mit Familiendrama (Können Vater und Sohn ihre Differenzen überwinden?) mit Liebesdrama (Wird Hank bei seiner Jugendliebe Samantha bleiben?) auf dem Niveau eines guten TV-Zweiteilers: die einzelnen Plots sind lehrbuchhaft austariert, die Geschichten bewegen sich zügig voran, die Schauspieler sind gut, die Optik ist gediegen. Aber jeder Plot bewegt sich absolut vorhersehbar auf sein Ende zu.
Einige Subplots, vor allem die Liebesgeschichte zwischen Hank und Samantha (Vera Farmiga) hätte man problemlos streichen können. Und das sage ich als Vera-Farmiga-Fan, der ich jede Minute Screentime gönne. In dem Vater-Sohn-Drama ist sie allerdings vollkommen verschenkt als Jugendliebe, die über zwei Jahrzehnte auf die Rückkehr ihrer High-School-Romanze wartet.
Mit 141 Minuten ist „Der Richter“ für einen Spielfilm auch extrem lang geraten, was auch daran liegt, dass als weiterer Subplot noch Hanks Beziehung zu seiner siebenjährigen Tochter, die ihn in Carlinville besucht, angesprochen wird. Auch hier hätte man Hanks Tochter durch irgendein Nachbarkind ersetzen können. Denn eigentlich wollen die Macher nur zeigen, dass Hanks biestiger Vater ein liebevoller Großvater ist. Immerhin wird Hanks gerade laufende Scheidung nicht weiter thematisiert. Das ist dann Stoff für den Extended-DVD-Cut, der dann wirklich alles aus dem Kleinstadtleben der Familie Palmer erzählt.