Neu im Kino/Filmkritik: „Resident Evil: The Final Chapter“ – ehrlich?

Alice (Milla Jovovich) kehrt zurück und in den ersten Minuten des neuen „Resident Evil“-Films gibt es, wie gewohnt, eine kurze Zusammenfassung der vorherigen Filme. Wobei dieses Mal einige Dinge anders erzählt werden, als wir es in der Erinnerung haben. Dr. Isaacs (Iain Glen) ist jetzt nicht mehr nur ein Gegenspieler von Alice, sondern der Chef der Umbrella Corporation und, als Firmenchef, der Verantwortliche für die Freisetzung des gefährlichen T-Virus, der die Menschheit seit dem ersten „Resident Evil“-Film vor fünfzehn Jahren ziemlich global vernichtete. Die meisten Menschen starben oder wurden zu Zombies. Die Erde wurde zu einer „Mad Max“-Endzeitwüste. Mit dem aus diesen Filmen vertrautem Kleidungsstil.

Jetzt, also in genau 48 Stunden, plant Dr. Isaacs seinen letzten Schlag mit dem er die Restmenschheit auslöschen will. Nur einige Auserwählte sollen die Katastrophe im Hive, dem unterirdischen Versteck und Riesenforschungslabor der Umbrella Corporation in Raccoon City, überleben.

Alice erfährt davon und hat zwei Tage, um nach Raccoon City zu kommen und die Katastrophe zu verhindern. Dummerweise ist das Land immer noch die „Mad Max“-Einöde der vorherigen Filme, die mit Zombies und meist höchst böswilligen Menschen bevölkert ist. Und in Raccoon City, dem Ort, an dem alles begann, wird sie bereits erwartet.

Der sechste „Resident Evil“-Film heißt „The Final Chapter“ und es soll auch wirklich das letzte Kapitel, der letzte Film sein. Obwohl von einen siebten Teil und einer TV-Serie gemunkelt wird und der Film sich, wie die vorherigen Filme, die Möglichkeit für einen weiteren Film offen hält. Dafür sprächen auch die nackten Zahlen – bis jetzt haben die „Resident Evil“-Filme weltweit eine knappe Milliarde Dollar eingespielt – und dass Milla Jovovichs Filmkarriere „Resident Evil“ ist. Warum sollte sie sie beenden?

Natürlich werden in „Resident Evil: The Final Chapter“ Fragen aus den vorherigen Filmen, die wir nicht hatten, beantwortet. Natürlich werden lose Fäden aus vorherigen Filmen zusammengeführt. Allerdings eher solala. Und Natürlich gibt es ein Ende, eine Erklärung für die bisherigen Ereignisse, für Alices bunte Biographie und ihre fehlende Erinnerung an die Zeit vor dem ersten „Resident Evil“-Film. Aber dieses Ende ist dann eher wie das Ende von „Star Wars Episode III: Die Rache der Sith“ (das ist der Film, in dem Anakin Skywalker zu Darth Vader wird): ein Ende, das ein Anfang ist.

Deshalb wirkt „The Final Chapter“ nie wie ein Abschluss, sondern von der ersten bis zur letzten Minute nur wie ein weiteres Kapitel im unendlichen Kampf von Alice gegen die Umbrella Corporation. Mit, wie immer, vielen bekannten Gesichtern aus den früheren Filmen, und einer Story, die nicht mehr als die Fassade für die Action sein will.

Das knüpft dann vor allem an Serials wie „Flash Gordon“ an und kann als Trash-Variante des Autorenkinos gesehen werden. Denn Paul W. S. Anderson ist als Regisseur, Drehbuchautor und einer der Produzenten für alles verantwortlich und es ist schon beachtlich, wie sehr er die Filme ineinander übergehen lässt (indem der nächste Film immer unmittelbar an den vorherigen anknüpft), Schauspieler immer wieder engagiert und Rückblenden zu den früheren Filmen einfügt. Da entsteht dann eine bei Spielfilmen selten gesehene Kontinuität. Vor allem wenn diese Filme über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren und unabhängig voneinander gedreht, zweimal sogar von anderen Regisseuren, werden. Mit seiner Frau Milla Jovovich setzt Anderson seine Vision kompromisslos um.

Genau wie die „Underworld“-Filme (das andere langlebige Franchise, das einer Schauspielerin viel Geld bringt) sind die „Resident Evil“-Filme dann am besten, wenn sie sich, umstellt von plakativ präsentierten filmischen Anspielungen, auf die Action konzentrieren. Diese Action ist, wie in den vorherigen „Resident Evil“-Filmen eher ein Schnipselgewitter als wirklich nachvollziehbar. Aber sie hat ihre Momente und Bilder. Und es hat schon etwas, wenn Alice in wenigen Sekunden eine halbe Armee schwerbewaffneter Männer tötet.

Damit bietet „Resident Evil: The Final Chapter“ das, was die Fans wollen: Milla Jovovich und viel Action. Der Rest ist Dekoration, bei der vor allem Iain Glen als Bösewicht gefällt. Natürlich in 3D und, wenn ihre eine vollkommen bescheuerte Entschuldigung für den nächsten Berlin-Besuch braucht, im IMAX.

Alle anderen, die schon dankend auf die vorherigen „Resident Evil“-Filme, verzichteten, können auch das letzte Kapitel ignorieren. Es unterscheidet sich höchstens graduell von den vorherigen Filmen, die als gehirnbefreites, logikfreies Popcorn-Kino ohne erkennbare Ansprüche durchaus ihre unterhaltsamen Momente hatten.

resident-evil-the-final-chapter-plakat

Resident Evil: The Final Chapter (Resident Evil: The Final Chapter, USA 2016)

Regie: Paul W. S. Anderson

Drehbuch: Paul W. S. Anderson

mit Milla Jovovich, Iain Glen, Ali Larter, Shawn Roberts, Ruby Rose, Eoin Macken, William Levy, Fraser James, Lee Joon-ki

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Resident Evil: The Final Chapter“

Metacritic über „Resident Evil: The Final Chapter“

Rotten Tomatoes über „Resident Evil: The Final Chapter“

Wikipedia über „Resident Evil: The Final Chapter“ (deutsch, englisch)

3 Responses to Neu im Kino/Filmkritik: „Resident Evil: The Final Chapter“ – ehrlich?

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