Neu im Kino/Filmkritik: Und weiter geht’s im „The Conjuring“-Universe: „The Nun II“

September 21, 2023

Erschreckend, aber anhand der Zahlen nachvollziehbar: „The Nun“ ist der bislang erfolgreichste Film des „The Conjuring’“-Franchise. In „The Conjuring“ und den Fortsetzungen wurden Fälle der realen Geisterjäger Ed und Lorraine Warren geschildert. Sie waren in den siebziger und achtziger Jahren in den USA sehr populär. Vor allem die ersten beiden, von James Wan inszenierten „The Conjuring“-Filme sind gelungene, traditionsbewusste Gruselfilme. Sie spielen in den Siebzigern und sehen aus wie Gruselfilme aus den Siebzigern. Daneben folgten Gruselfilme ohne das Ehepaar Warren, aber mit Bezügen zu ihren Fällen. Über die Puppe „Annabelle“ und den Dämon Valak, der bevorzugt als „The Nun“ Menschen gruselt und tötet, gibt es schon Einzelfilme.

Der erste „The Nun“-Film spielte 1952 in Rumänien in dem Nonnenkloster St. Clara. Dort versetzte eine dämonische Präsenz die im Kloster und der Umgebung lebenden Menschen in Todesangst. Am Ende des Films war Valak, die dämonische Nonne, anscheinend besiegt.

Vier Jahre später wird in der südfranzösischen Kleinstadt Tarascon ein Priester in seiner Kirche getötet. Die Kirchenoberen sehen eine Spur der, ähem, Bessessenheit, die sich vom rumänischen Kloster St. Carta immer weiter Richtung Westen bewegt. Aktuell scheint sich Valak in einem Mädcheninternat aufzuhalten.

Schwester Irene, die bereits in „The Nun“ gegen den Dämon kämpfte, wird in die französische Provinz losgeschickt. Begleitet wird sie von Schwester Debra.

In der Schule trifft sie auf den ebenfalls aus „The Nun“ bekannten Frenchie. Er arbeitet an der Schule als allgemein beliebter, immer hilfsbereiter Hausmeister. Er ist verliebt in eine Lehrerin und er versteht sich gut mit deren Tochter, die von Schulkameradinnen gehänselt wird. Er ist, wie er erschrocken von Schwester Irene erfahren muss, der primäre Wirtskörper für den Dämon. Ab und an ergreift der Dämon auch Besitz von anderen Menschen oder er taucht als „The Nun“ auf.

Taissa Farminga und Jonas Bloquet spielen wieder Schwester Irene Palmer und Maurice „Frenchie“ Theriault. Frenchie hatte ihr damals im Kampf gegen Valak geholfen.

Das Drehbuch ist von Ian B. Goldberg, Richard Naing (beide „The Autopsy of Jane Doe“ und Akela Cooper („M3GAN“).

Michael Chaves übernahm die Regie. Er inszenierte bereits die „Conjuring“-Filme „Lloronas Fluch“ und „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“. Beide Filme gehören zu den schlechteren Filme des Franchise.

The Nun II“ ist auch nicht viel besser. Denn anstatt eine richtige Geschichte mit Figuren, deren Schicksal uns interessiert, zu erzählen, folgen einfach alle paar Minuten Suspense-Szenen, in denen Menschen mit schlechten Überlebensaussichten gegen aus dunklen Ecken kommende Bedrohungen kämpfen. Über die meisten dieser Dämonenopfer erfahren wir nichts. Ihre Erlebnisse haben auch keinen relevanten Einfluss auf die Geschichte. Bis zum Finale, in dem dann mit erwartbar viel Budenzauber der Dämon ausgetrieben wird, plätschert die Geschichte arg spannungs- und überraschungsfrei vor sich hin. Nur der Handlungsort und die -zeit, Frankreich in den Fünfzigern, sorgen für etwas Abwechslung. Gedreht wurde im Studio in Martigues (in der Nähe von Marseille) und an verschiedenen Orten in Aix-en-Provence und in Tarascon.

Weil „The Nun II“ sein Budget inzwischen schon mehrfach eingespielt hat, werden Valak, Schwester Irene und der nette Frenchie selbstverständlich zurückkehren. Bis dann irgendwann das Geisterjäger-Ehepaar Warren den Dämon schnappt und in ihrem Keller einsperrt. Dort befinden sich schon etliche weitere Dämonen und Andenken an ihre Fälle.

The Nun II (The Nun II, USA 2023)

Regie: Michael Chaves

Drehbuch: Ian Goldberg, Richard Naing, Akela Cooper (nach einer Geschichte von Akela Cooper)

mit Taissa Farmiga, Jonas Bloquet, Storm Reid, Anna Popplewell, Bonnie Aarons, Katelyn Rose Downey, Suzanne Bertish, Léontine D’Oncieu, Anouk Darwin

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Engllische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Nun II“

Metacritic über „The Nun II“

Rotten Tomatoes über „The Nun II“

Wikipedia über „The Nun II“ (deutsch, englisch)

Das „Conjuring“-Universum in der Kriminalakte

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring“ (The Conjuring, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring 2″ (The Conjuring 2, USA 2016)

Meine Besprechung von John R. Leonettis „Annabelle“ (Annabelle, USA 2014)

Meine Besprechung von David F. Sandbergs „Annabelle 2″ (Annabelle: Creation, USA 2017)

Meine Besprechung von Corin Hardys „The Nun“ (The Nun, USA 2018)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „Lloronas Fluch“ (The Curse of La Llorona, USA 2019)

Meine Besprechung von Gary Daubermans „Annabelle comes home“ (Annabelle comes home, USA 2019)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „ Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ (The Conjuring: The Devil made me do it, USA 2021)


Neu im Kino/Filmkritiken für den große Neustart: „Godzilla vs. Kong“, „Nomadland“, „Percy“, „Der Spion“, „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“, „Ich bin dein Mensch“, „Possessor“, „Nobody“, „Monster Hunter“

Juli 1, 2021

Einmal schnell – mit der selbstgewählten Option über einige Filme, je nach Zeit, mehr zu schreiben: die Filme, die heute starten. Auf der einen Seite der Skala ein Blockbuster für die große Leinwand („Godzilla vs. Kong“). Auf der anderen Seite der diesjährige Oscar-Gewinner („Nomadland“). Dazwischen ein deutscher Science-Fiction-Film („Ich bin dein Mensch“), Dramen und Action. Denn „Nobody“ verlässt den Raum.

Godzilla vs. Kong“ ist ein Spektakel, das für die große Leinwand gemacht ist. Die Story wurde schon vor dem Schreiben des Drehbuchs weggeworfen zugunsten einiger, teils vollkommen abstruser Szenen, die Schauspieler sind noch nicht einmal unterfordert von den anderthalb verlangten Gesichtsausdrücken, aber wenn dann King Kong und Godzilla sich kloppen und dabei Hongkong zerstören, die Boxen im Kino mit großem Wumms dröhnen, dann, ja, dann bleibt nur die Erkenntnis: KINO IST ZURÜCK! ENDLICH.

Ich gebe zu, dass ich den Film im Zoopalast in Berlins größtem Kinosaal sah, Monster auf einer Monsterleinwand überwältigend sind und es einer der ersten Filme war, die ich nach der monatelangen Pause im Kino sehen konnte. Das alles förderte meine Begeisterung.

Davon abgesehen ist „Godzilla vs. Kong“ ein dummer Sommer-Blockbuster, der genau das sein will und dessen Existenzberechtigung im Titel steht. Godzilla, King Kong und, – ähem, das wäre jetzt ein Spoiler.

Godzilla vs. Kong (Godzilla vs. Kong, USA 2021)

Regie: Adam Wingard

Drehbuch: Eric Pearson, Max Borenstein (nach einer Geschichte von Terry Rossio, Michael Dougherty und Zach Shields)

mit Alexander Skarsgård, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Kyle Chandler, Shun Oguri, Eiza González, Julian Dennison, Demián Bichir

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Metacritic über „Godzilla vs. Kong“

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Wikipedia über „Godzilla vs. Kong“ (deutsch, englisch)

Nomadland“ ist das Gegenteil. Ein kleines Indie-Drama mit einer gewohnt fantastischen Frances McDormand, die hier die Nomadin Fern spielt.

Nach dem Verlust von Mann, Job und Haus entschloss Fern sich 2011 (also während der Nachwirkungen der Finanzkrise), ihre Sachen zu packen. Seitdem lebt sie in ihrem Wohnwagen, fährt von schlechtbezahltem Job zu schlechbezahltem Job und genießt, wie viele andere Menschen, die Freiheiten des Nomadenlebens.

Chloé Zhao („The Rider“) zeigt quasi-dokumentarisch das Leben dieser Nomaden und ihrer Gemeinschaft. Wieder drehte sie mit Laien, die sich selbst spielen. Und wieder ist da kein falscher Ton zu spüren.

Bei den diesjährigen Oscars wurde ihre Charakterstudie „Nomadland“ als bester Film, für die beste Regie und die beste Hauptrolle ausgezeichnet. Golden Globes gab es als bester Film und für die beste Regie. Um nur die bekanntesten Preise zu nennen. Insgesamt erhielt der Film, laut IMDB, über 230 Preise.

Zhaos karge Charakterstudie ist großes großartiges Kino mit Bildern, die für die große Leinwand komponiert sind. In diesem Fall (und, Ich verspreche!, in den folgenden Zeilen werde ich nicht mehr erwähnen, wo ich die Filme gesehen habe) musste ich den Film am Computer sehen und ich dachte die ganze Zeit nur „ich will den Film im Kino sehen“.

Nomadland (Nomadland, USA 2020)

Regie: Chloé Zhao

Drehbuch: Chloé Zhao

LV: Jessica Bruder: Nomadland: Surviving America in the Twenty-First Century, 2017 (Nomaden der Arbeit, Sachbuch)

mit Frances McDormand, David Strathairn, Linda May, Swankie, Bob Wells

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

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Wikipedia über „Nomadland“ (deutsch, englisch)

Percy“ erzählt nah an den Fakten und angenehm altmodisch die Geschichte von Percy Schmeiser. Der Kanadier ist ein Farmer der alten Schule, der die besten Samen der vorherigen Ernte aufbewahrt und nächstes Jahr wieder aussät. Genau so haben Bauern seit Jahrhunderten gearbeitet. Bis Konzerne Firmen wie Monsanto genmanipulierte Saatgut anboten. Diese sind resistent gegen bestimmte Unkrautvernichtungsmittel, was für die Bauern natürlich eine Arbeitserleichterung ist. Für Monsanto sind sie ein großes Geschäft. Denn sie haben Patente dafür erworben und die Bauern müssen jedes Jahr bei ihnen neue Samen kaufen. Ein Monokulturen förderndes Riesengeschäft, das von Umwelt- und Dritte-Welt-Bewegungen seit Jahrzehnten kritisiert wird.

Percy hatte damit nichts zu tun, bis Monsanto 1997 auf seinen Feldern Spuren von ihren Samen nachwies und ihn verklagte. Im Gegensatz zu anderen Farmern zog Percy Schmeiser vor Gericht.

Clark Johnson erzählt in seinem Justizdrama „Percy“ jetzt die Geschichte von Percy Schmeiser und seinem Kampf gegen Monsanto nach. Das tut er, indem er sich auf das Drehbuch und die Schauspieler – Christopher Walken als Percy Schmeiser, Zach Braff als sein Anwalt, Christina Ricci als Aktivistin – verlässt. Eine kluge Entscheidung.

Percy (Percy, Kanada 2020)

Regie: Clark Johnson

Drehbuch: Garfield Lindsay Miller, Hilary Pryor

mit Christopher Walken, Christina Ricci, Zach Braff, Luke Kirby, Roberta Maxwell, Adam Beach, Martin Donovan

Länge: 100 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

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Auch „Der Spion“ beeindruckt nicht durch Spektakel (das hatten wir schon in „Godzilla vs. Kong“), sondern mit seinen Schauspielern. Die Geschichte basiert ebenfalls auf Tatsachen. Jedenfalls soweit man das weiß, wenn es um Geheimagenten und ihre Arbeit geht.

Der britische Geheimdienst MI6 und der amerikanische Geheimdienst CIA engagieren im November 1960 den harmlosen, leicht schmierigen Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch), der immer wieder mit Ostblockstaaten Geschäfte macht. Er soll den Kontakt zu dem hochrangigen Sowjetoffizier Oleg Penkowski (Merab Ninidze) herstellen. Penkowski möchte nämlich den Westmächten geheime Informationen zuspielen.

MI6 und CIA sind sich sicher, dass der KGB keinen Verdacht schöpfen wird, wenn Wynne sich mit Penkowski trifft. Womit sie nicht rechneten, ist, dass die beiden gegensätzlichen Männer sich befreunden. Als Penkowski aufzufliegen droht und der MI6 nichts für ihn unternehmen will, will Wynne seinen Freund retten.

Der Spion“ ist unauffälliges Schauspielerkino mit viel frühsechzigerjahre Patina. Fans des Genres denken bei der Geschichte von Wynne, der über seine Erlebnisse als Spion zwei Bücher mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt schrieb, natürlich sofort an John le Carrés „Das Russland-Haus“ und die grandiose Verfilmung von Fred Schepisi mit Sean Connery.

Das ist nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt ein Film, den man sich im Kino ansehen muss.

Der Spion (The Courier, Großbritannien 2020)

Regie: Dominic Cooke

Drehbuch: Tom O’Connor

mit Benedict Cumberbatch, Merab Ninidze, Rachel Brosnahan, Jessie Buckley, Angus Wright, James Schofield, Anton Lesser

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Wikipedia über „Der Spion“ (deutsch, englisch)

Der neueste Film aus dem „Conjuring“-Universum ist, nach Spin-offs und Vorgeschichten, „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ und damit ein Film aus der Hauptreihe. Wieder wird ein wahrer Fall der Geisterjäger Ed und Lorraine Warren erzählt. Dieses Mal ist es der Brookfield Demon Murder Case.

Am 16. Februar 1981 ermordet der junge Arne Cheyenne Johnson seinen Freund bestialisch. Sein Verteidiger würde auf irgendeine Form von verminderter Zurechnungsfähigkeit plädieren. Aber die Warrens sind schon vor Ort und sie wissen, dass Johnson von einem besonders fiesem Dämonen besessen ist und genau darauf soll die Verteidigung aufbauen. Die nötigen Beweise wollen sie beschaffen.

Der neueste „Conjuring“-Film läuft für meinen Geschmack zu sehr in den Bahnen eines gewöhnlichen Justizkrimis ab, in dem die tapferen Ermittler während der Verhandlung die Beweise für die Unschuld des Angeklagten suchen und in letzter Sekunde finden. Da ist es wirklich einerlei, ob der Angeklagte unschuldig ist, nicht zurechnungsfähig (beispielsweise wegen Opioid-Gebrauch) oder gerade von einem Dämonen besessen war. Das ist eine Frage der Fakten und der Verteidigungsstrategie.

Weil „Conjuring 3“ ein Horrorfilm ist, interessiert sich Regisseur Michael Chaves weniger für rechtstechnische Details und Verteidigungsstrategien, sondern für Geister, Dämonen und Teufelsaustreibungen mit Hilfe der katholischen Kirche.

James Wan, der Regisseur der vorherigen „Conjuring“-Filme ist dieses Mal nur als Autor und Produzent involviert.

Conjuring 3: Im Bann des Teufels (The Conjuring: The Devil made me do it, USA 2021)

Regie: Michael Chaves

Drehbuch: David Leslie Johnson-McGoldrick (nach einer Geschichte von James Wan und David Leslie Johnson-McGoldrick)

mit Patrick Wilson, Vera Farmiga, Ruairi O’Connor, Sarah Catherine Hook, Julian Hilliard

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

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Wikipedia über „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ (deutsch, englisch)

Das „Conjuring“-Universum in der Kriminalakte

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring“ (The Conjuring, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring 2″ (The Conjuring 2, USA 2016)

Meine Besprechung von John R. Leonettis „Annabelle“ (Annabelle, USA 2014)

Meine Besprechung von David F. Sandbergs „Annabelle 2″ (Annabelle: Creation, USA 2017)

Meine Besprechung von Corin Hardys „The Nun“ (The Nun, USA 2018)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „Lloronas Fluch“ (The Curse of La Llorona, USA 2019)

Meine Besprechung von Gary Daubermans „Annabelle comes home“ (Annabelle comes home, USA 2019)

Mit einer anderen Sorte von Nicht-Mensch muss Alma sich in „Ich bin dein Mensch“ auseinandersetzen.

Alma soll für drei Wochen einen menschenähnlichen Roboter testen und danach ein Gutachten schreiben. Es geht um die Frage, ob Ehen zwischen Mensch und Maschine erlaubt werden sollen. Dafür wird ihr Tom zugeteilt. Er wurde extra für sie konfiguriert, nachdem in umfangreichen Test Almas Wünsche und Sehnsüchte erforscht wurden. Der Android ist dann auch das Inbild eines Traummanns: gutaussehend, höflich, umsorgend, perfekt im Haushalt und allwissend. Nur seine Bewegungen, Mimik und, selten, Sprachrhythmus verraten, dass Tom kein Mensch ist.

In ihrem neuen Film „Ich bin dein Mensch“ beschäftigt Maria Schrader („Vor der Morgenröte“) sich mit der Frage, was Androiden von Menschen unterscheidet, was Gefühle sind und damit auch und vor allem, was das Menschsein und die menschliche Gesellschaft ausmacht. Das erzählt sie mit Hilfe eines immer wieder überraschend humorvollen Drehbuchs, guten Schauspielern und einer eleganten Kamera und Bildgestaltung (Benedict Neuenfels).

Ich bin dein Mensch“ ist ein feiner, auf der Berlinale abgefeierter, zum Nachdenken anregender Film und einer der besten deutschen Filme des Jahres.

Maren Eggert erhielt einen Silbernen Bären für ihre schauspielerische Leistung.

Ich bin dein Mensch (Deutschland 2021)

Regie: Maria Schrader

Drehbuch: Jan Schomburg, Maria Schrader

LV: Emma Braslavsky: Ich bin dein Mensch, 2019 (Kurzgeschichte, in „2029 – Geschichten von Morgen“)

mit Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller, Hans Löw, Wolfgang Hübsch, Annika Meier, Falilou Seck, Jürgen Tarrach, Henriette Richter-Röhl, Monika Oschek

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Filmportal über „Ich bin dein Mensch“

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Wikipedia über „Ich bin dein Mensch“ (deutsch, englisch)

‚Wie der Vater, so der Sohn‘ ist ein dummer Spruch, der in diesem Fall zutrifft. Denn Brandon Cronenbergs „Possessor“ sieht wie ein Horrorfilm seines Vaters David Cronenberg aus den Siebzigern aus. Auch die Geschichte könnte von David Cronenberg stammen.

Eine geheimnisumwitterte Firma hat eine Technik entwickelt, mit der man in fremde Gehirne eindringen und diese Menschen dann zu bestimmten Handlungen bewegen kann. Die Firma bietet dabei vor allem eine Dienstleistung an: Mord. Und zwar Morde, die sonst nicht durchführbar wären. Jedenfalls nicht so.

Eine ihrer Agentinnen ist Vos. Sie hadert zunehmend mit den Folgen der Aufträge für ihre Psyche. Immer weniger kann sie zwischen ihrer Arbeit in fremden Köpfen und ihrem Privatleben mit ihrer Familie unterscheiden.

Brandon Cronenberg inszenierte seinen Horrorfilm „Possessor“ als Hommage an die frühen Bodyhorrorfilme von David Cronenberg. Die Farbgebung, die Erzählgeschwindigkeit, die Kamerabewegungen, der Ton, die Tricks (bei den Morden wird nach der Methode „zuviel rotes Blut kann es nicht geben“ vorgegangen), die minimalistischen, futuristisch aussehenden Sets und die von der Firma verwandten Technik erinnern alle an David Cronenbergs Frühwerk.

Allerdings fehlt in „Possessor“ die damalige Gesellschaftskritik und das Ende, das sich um eine Antwort auf die wichtigen im Film gestellten Fragen drückt, ist äußerst unbefriedigend.

Possessor“ ist primär L’Art pour l’art, die einen, wegen dem was zu sehen ist und dem was nicht zu sehen ist, mit einem gewaltigen Gefühl des Unwohlseins über das Eindringen in fremde Körper zurücklässt.

Und gerade das macht diesen Horrorfilm sehenswert.

Posessor (Possessor, Kanada/Großbritannien 2020)

Regie: Brandon Cronenberg

Drehbuch: Brandon Cronenberg

mit Andrea Riseborough, Christopher Abbott, Rossif Sutherland, Sean Bean, Jennifer Jason Leigh

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

alternativer Titel: „Possessor: Uncut“

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Hutch Mansell (Bob Odenkirk) ist auf den ersten Blick ein ganz gewöhnlicher Mann, der ein ganz gewöhnliches Leben lebt mit einem langweiligen Job, Frau und Kindern. Er ist ein richtiger Nobody. Als zwei Einbrecher bei ihnen einbrechen, überwältigt er sie, als er die Chance hat, nicht. Stattdessen legt er den Golfschläger zur Seite und lässt sie mit der Beute ziehen. Seine Kinder halten ihn für ein Weichei. Dass der Revolver, den die Einbrecherin in der Hand hielt, nicht geladen war und er deshalb nicht zuschlug, sagt er ihnen nicht.

Als seine Tochter kurz darauf ihr heißgeliebtes Kitty-Cat-Armband vermisst, beginnt Hutch die Einbrecher zu suchen. Das ist der Auftakt für eine ungeahnte Gewaltorgie. Denn Hutch war nicht immer der harmlose Vorstadtdaddy.

Nobody“ ist ein B-Picture-Actionkracher mit viel Gewalt, trockenem Humor und gut(gelaunt)en Schauspielern. Erfunden wurde die Geschichte von Derek Kolstadt (Drehbuch, Produktion) und David Leitch (Produktion), die auch in die „John Wick“-Filme involviert sind und die Geschichte von Hutch Mansell ähnelt der von John Wick. Denn der Unterschied zwischen einem Kinderarmband und einem Hund als Anlass für eine besinnunglose Gewaltorgie ist letztendlich minimal. Auch die Ausbildung von Hutch Mansell und John Wick ähnelt sich. Wobei Hutch Mansell früher für eine andere Institution als John Wick arbeitete und er am Ende mit der Hilfe von seinem Vater und einigen alten Freunden gegen die Bösewichter kämpft.

Das ist ein großer Spaß für kleine Jungs. Eine Fortsetzung ist nicht nötig. Obwohl Derek Kolstadt anscheinend schon an einer arbeitet und sie angesichts des bisherigen Einspiels unvermeindlich erscheint. Ein Crossover mit John Wick ist, weil die Filme von verschiedenen Studios produziert wurden, unwahrscheinlich und für mein Empfinden auch vollkommen unnötig.

Nobody (Nobody, USA 2021)

Regie: Ilya Naishuller

Drehbuch: Derek Kolstad

mit Bob Odenkirk, Connie Nielsen, RZA, Aleksey Serebryakov, Christopher Lloyd, Michael Ironside, Billy MacLellan, Gage Munroe

Länge: 92 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

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Meine Besprechung von Ilya Naishullers „Hardcore“ (Hardcore Henry, Russland/USA 2016)

Unnötig beschreibt „Monster Hunter“ treffend. Dieses Mal schickt Paul W. S. Anderson seine Frau Milla Jovovich in die Wüste.

Jovovich spielt Captain Artemis. Zusammen mit ihrem Team geraten sie während eines gefährlichen Militäreinsatzes in der Wüste in einen Sandsturm, der sie in ein Paralleluniversum schleudert, in dem es noch mehr Sand und viele, riesige und sehr gefährliche Monster gibt.

Monster Hunter“ ist, wie die ebenfalls von Anderson mit Jovovich inszenierten „Resident Evil“-Filme, eine Computerspielverfilmung. Und es ist keine gute Verfilmung; wobei ich, weil ich das Spiel nicht kenne, genaugenommen sagen müsste: kein guter Film. Die Dialoge wirken wie Restbestände aus einem Trailer eines militaristischen 80er-Jahre-B-Pictures. Die Story folgt der alten Computerspieldramaturgie von Herausforderung, Lösung suchen, Feind vernichten. Und weil Jovovich als Heldin all die Angriffe überlebt, ist auch klar, dass sie immer die richtige Lösung findet.

Ein Langweiler. Ach wie spaßig waren da die „Resident Evil“-Filme.

Monster Hunter (Monster Hunter, Deutschland/Kanada/China/Japan 2020)

Regie: Paul W. S . Anderson

Drehbuch: Paul W. S. Anderson

mit Milla Jovovich, Tony Jaa, Tip ‘T.I.’ Harris, Meagan Good, Diego Boneta, Josh Helman, Jin Au-Yeung, Ron Perlman, Jannik Schümann

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

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Meine Besprechung von Paul W. S. Andersons „Resident Evil: The Final Chapter“ (Resident Evil: The Final Chapter, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: „Lloronas Fluch“ verbreitet vertrauten Geisterhorror

April 19, 2019

Los Angeles, 1973: Die Sozialarbeiterin Anna Tate Garcia (Linda Cardellini) befreit zwei Kinder aus einem Kleiderschrank. Offensichtlich wurden sie von ihrer Mutter dort eingesperrt. Sie behauptet, ihre verängstigten Kinder so vor irgendeinem gefährlichen Geist zu beschützen.

Wenige Stunden später sind die Kinder tot. Ertrunken in einem der die Millionenstadt durchziehenden Wasserkanäle. Und wir wissen, dass „Lloronas Fluch“ jetzt ein Problem für Tate Garcia ist.

Llorona, oder La Llorona, ist eine in der lateinamerikanischen Folklore bekannte Schreckensfigur. Sie ist eine Frau, die um ihre Kinder weint, die sie in einem Bach ertränkte. Wie bei allen Legenden wird die Geschichte in verschiedenen Variationen erzählt und die Ursprünge sind unklar. In dem Horrorfilm wird die Geschichte so erzählt, dass La Llorona (Die Weinende) eine im siebzehnten Jahrhundert in Mexiko lebende wunderschöne Mexikanerin ist, die, nachdem sie von der Untreue ihres Mannes erfuhr, ihre gemeinsamen Kinder in einem Bach ertränkte. Seit ihrem Tod streift ihr furchterregend aussehender Geist umher. Sie sucht nach Erlösung, beklagt lautstark kreischend den Verlust ihrer Kinder und tötet weitere Kinder. Sie ist ein sehr mächtiger und böser Geist, der jetzt die beiden Kinder von Tate Garcia töten will.

Tate Garcia ist eine alleinerziehende Mutter. Ihr Mann, ein Polizist, starb im Dienst. Für die Filmgeschichte ist das egal. Es erklärt nur, warum Tate Garcia alleinerziehend ist und arbeitet.

Weil La Llorona ihr tödliches Werk innerhalb weniger Tage vollbringt, kann Tate Garcia sich nicht an die katholische Kirche wenden und einen regelkonformen Exorzismus durchführen lassen. Die Mühlen der kirchlichen Verwaltung mahlen dafür zu langsam. Aber Rafael Olvera (Raymond Cruz), ein ehemaliger Priester, der jetzt außerhalb der strengen Regeln der Kirche gegen böse Geister kämpft, ist vor Ort.

Das liest sich jetzt sicher wie Geisterhorror nach bekanntestem Muster, garniert mit einer höchst unplausiblen Mythologie. Und so ist es auch. „Lloronas Fluch“ bietet nichts, was der Horrorfilmfan nicht schon tausendmal gesehen hat. Michael Chaves hangelt sich in seinem mit viel Retro-Feeling inszeniertem Spielfilmdebüt an der bekannten Geschichte entlang. Da überrascht nichts. Thematisch vertieft wird auch nichts. Die Geschichte soll nur die vertrauten Spannungsmomente und Jump Scares auf dem kürzesten Weg miteinander verbinden. Dazwischen gibt es einige schöne Bildkompositionen aus einem dauerverregnetem Los Angeles.

Letztendlich ist „Lloronas Fluch“ nur ein weiterer professionell inszenierter Horrorfilm, der auf der technischen Ebene überzeugt, auf der inhaltlichen Ebene vertraute Storyelemente mechanisch aneinanderreiht, niemals erschreckt, aber einige Male gekonnt an der Suspense-Schraube dreht.

Lloronas Fluch“ ist lose mit dem von James Wan gestarteten, enorm erfolgreichen und expandierendem „Conjuring“-Universum verbunden. Die einzige Verbindung zum „Conjuring“-Universum ist ein Bild der Puppe Annabelle, das in eine Erzählung von Father Perez (Tony Amendola) eingeblendet wird. Dieses Bild von Annabelle verrät uns, dass Amendola, der nur einen Kurzauftritt hat, hier wieder eine aus einem anderen Film bekannte Rolle spielt. Denn nur weil ein Schauspieler in einem anderen Film ebenfalls einen Geistlichen spielte, bedeutet das nicht, dass beide Filme miteinander verbunden sind.

Lloronas Fluch (The Curse of La Llorona, USA 2019)

Regie: Michael Chaves

Drehbuch: Mikki Daughtry, Tobias Iaconis

mit Linda Cardellim, Raymond Cruz, Patricia Velasquez, Marisol Ramirez, Sean Patrick Thomas, Jaynee-Lynne Kinchen, Roman Christou, Tony Amendola

Länge: 94 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Facebook-Seite zum Film

Moviepilot über „Lloronas Fluch“

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Rotten Tomatoes über „Lloronas Fluch“

Wikipedia über „Lloronas Fluch“ (deutsch, englisch)