Der russische Top-Spion Grégory Lioubov soll in Monaco einem Oligarchen das Handwerk legen. Er hofft, über eine eine amerikanische Finanzexpertin an die benötigten Informationen zu kommen. Dummerweise wird sie auch vom US-Geheimdienst erpresst – und schon sind wir in einem Agententhriller, in dem jeder jeden betrügt, aber die Gewissheiten des Kalten Krieges vorbei sind.
Michel Hazanavicius‘ Tragikomödie ist eine Liebeserklärung an Hollywood und an den Stummfilm. Selbstverständlich in SW und als Stummfilm.
Die ‚A Star is born‘-Schmonzettenstory – Stummfilmstar George Valentin lehnt den Tonfilm ab. Er verliebt sich in das Starlet Peppy Miller, das durch den Tonfilm zum Star aufsteigt. – dient dabei nur als Rahmen für eine mit vielen wundervollen Details verzierte Liebeserklärung an das Kino.
Zum Kinostart wurde die Komödie überall abgefeiert und mit Preisen überhäuft. Unter anderem erhielt der französische Film fünf Oscars, unter anderem den Oscar als bester Film des Jahres.
mit Jean Dujardin, Bérénce Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller, Missi Pyle, Malcolm McDowell, Uggy (Palm Dog Award Cannes 2011 als bester Hundedarsteller)
Auch wer nichts über den Fall Dreyfus weiß, weiß, dass es sich um den wahrscheinlich größten Justizskandal in der Geschichte Frankreichs handelt. 1894 wird der junge jüdische Offizier Alfred Dreyfus als Spion verurteilt. Der Landesverräter soll sein restliches Leben am anderen Ende der Welt auf der Teufelsinsel verbringen. Einige Jahre später, nachdem Émile Zola seinen legendären Brief „J’accuse“ (Ich klage an) in der Zeitung „L’Aurore“ veröffentlichte und es zahlreiche weitere Aufrufe, Proteste und Gerichtsverhandlungen gegeben hatte, wird Dreyfus freigesprochen. Die Beweise gegen ihn waren fabriziert worden, weil er ein Jude war.
Die Geschichte von diesem in Frankreich immer noch bekanntem Skandal erzählen jetzt Roman Polanski und Robert Harris in „Intrige“. Die Idee, die Geschichte noch einmal zu erzählen, äußerte Polanski gegenüber Harris Anfang 2012 in Paris bei einem Mittagessen. Davor hatte Polanski mit dem Bestsellerautor, nach seinem gleichnamigem Roman, das Drehbuch für den Polit-Thriller „Der Ghostwriter“ geschrieben. Nach diesem Mittagessen begann Harris mit den Recherchen. 2013 veröffentlichte er seinen Roman „Intrige“, in dem er aus der Sicht von Oberstleutnant Marie-Georges Picquart die Geschichte des Dreyfus-Skandals nacherzählt. Picquart ist der Mann, der nach der Verurteilung und öffentlichen Degradierung von Dreyfus zum Chef der Statistik-Abteilung (vulgo dem Geheimdienst) befördert wird und bei seiner Arbeit auf Merkwürdigkeiten im Fall Dreyfus stößt. Die Beweise die gegen Dreyfus in nicht öffentlichen Verhandlungen präsentiert wurden, sind dünn. Teilweise sind es auch keine Beweise für seine Schuld und teilweise sind sie fabriziert. Picquart zweifelt immer mehr an der Schuld von Dreyfus. Dazu trägt auch bei, dass er Hinweise auf einen weiteren deutschen Spion stößt, der wahrscheinlich die Taten, die Dreyfus vorgeworfen werden, verübte. Nur: kann er das beweisen und werden seine Vorgesetzten und die Regierung auf ihn hören?
Der mit über sechshundert Seiten etwas zu umfangreich gewordene Roman erzählt die Geschichte nah, sehr nah, an den tatsächlichen Ereignissen entlang.
Schon während des Mittagessens planten Polanski und Harris eine Verfilmung. Der jetzt nach einem Drehbuch von Harris und Polanski entstandene Film folgt dem Roman und, mit einigen Straffungen und einer Konzentration auf Picquart, den historisch verbürgten Ereignissen.
Polanski erzählt Picquarts Geschichte arg gediegen. Sehr ruhig breitet er den sich für Picquart in seiner ganzen Dimension erst langsam erschließenden Skandal aus. Dabei dauert es einige Zeit, bis Picquart sich in seiner neuen Arbeit eingelebt hat und auf die ersten Spuren stößt, die ihn veranlassen, den eigentlich schon abgeschlossenen Fall Dreyfus wieder aufzurollen.
Am Ende wirkt Polanskis Polit-Thriller wie ein bebilderter Wikipedia-Artikel. Die Fakten stimmen. Die Empörung über die Verurteilung von Dreyfus und die anschließende Vertuschung durch die Regierung stellt sich dagegen im Film nicht so sehr ein wie im Roman, wo der damals allgegenwärtige Judenhass auf jeder Seite spürbar ist. Es ist ein Hass, der den gesamten Staatsapparat beherrscht. Für die Militärs, Geheimdienstler und Politiker ist Dreyfus aufgrund seiner Herkunft der ideale Täter. Er ist so ideal, dass sie später skrupellos den wahren Spion beschützen.
Damit ist „Intrige“ nicht nur eine historische Lehrstunde, sondern ein zeitlos aktueller Aufruf zur Zivilcourage und eine Anklage gegen den wieder zu alltäglich werdenden Antisemitismus.
Intrige (J’accuse, Frankreich/Italien 2019)
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Robert Harris, Roman Polanski
LV: Robert Harris: An Officer and a Spy, 2013 (Intrige)
mit Jean Dujardin, Louis Garrel, Emmanuelle Seigner, Grégory Gadebois, Hervé Pierre, Wladimir Yordanoff, Didier Sandre, Melvil Poupaud, Eric Ruf, Mathieu Amalric, Laurent Stocker, Vincent Perez, Michel Vuillermoz
The Wolf of Wall Street (The Wolf of Wall Street, USA 2013)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Terence Winter
LV: Jordan Belfort: The Wolf of Wall Street, 2007 (Der Wolf der Wall Street)
An seinem ersten Arbeitstag an der Wall Street crasht die Börse. Also zieht der nun arbeitslose, selbsternannte „Wolf of Wall Street“ Jordan Belfort 1987 eine Straße weiter und mit dem Verkauf von Pennystocks verdient er ein Vermögen.
Knapp gesagt: „GoodFellas“ und „Casino“ in der Finanzwelt, niemals langweilig und grandios von Martin Scorsese inszeniert.
Michel Hazanavicius‘ Tragikomödie ist eine Liebeserklärung an Hollywood und an den Stummfilm. Selbstverständlich in SW und als Stummfilm.
Die ‚A Star is born‘-Schmonzettenstory – Stummfilmstar George Valentin lehnt den Tonfilm ab. Er verliebt sich in das Starlet Peppy Miller, das durch den Tonfilm zum Star aufsteigt. – dient dabei nur als Rahmen für eine mit vielen wundervollen Details verzierte Liebeserklärung an das Kino.
Zum Kinostart wurde die Komödie überall abgefeiert und mit Preisen überhäuft. Unter anderem erhielt der französische Film fünf Oscars, unter anderem den Oscar als bester Film des Jahres.
mit Jean Dujardin, Bérénce Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller, Missi Pyle, Malcolm McDowell, Uggy (Palm Dog Award Cannes 2011 als bester Hundedarsteller)
Unglaublich, aber wahr: Heute ist die TV-Premiere von „The Artist“, den Film, den damals alle liebten und der damals mit Preisen überhäuft wurde. Unter anderem erhielt der französische Film fünf Oscars, unter anderem den Oscar als bester Film des Jahres.
Michel Hazanavicius‘ Tragikomödie ist eine Liebeserklärung an Hollywood und an den Stummfilm. Selbstverständlich in SW und als Stummfilm.
Die ‚A Star is born‘-Schmonzettenstory – Stummfilmstar George Valentin lehnt den Tonfilm ab. Er verliebt sich in das Starlet Peppy Miller, das durch den Tonfilm zum Star aufsteigt. – dient dabei nur als Rahmen für eine mit vielen wundervollen Details verzierte Liebeserklärung an das Kino.
mit Jean Dujardin, Bérénce Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller, Missi Pyle, Malcolm McDowell, Uggy (Palm Dog Award Cannes 2011 als bester Hundedarsteller)
The Wolf of Wall Street (The Wolf of Wall Street, USA 2013)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Terence Winter
LV: Jordan Belfort: The Wolf of Wall Street, 2007 (Der Wolf der Wall Street)
An seinem ersten Arbeitstag an der Wall Street crasht die Börse. Also zieht der nun arbeitslose, selbsternannte „Wolf of Wall Street“ Jordan Belfort 1987 eine Straße weiter und mit dem Verkauf von Pennystocks verdient er ein Vermögen.
Knapp gesagt: „GoodFellas“ und „Casino“ in der Finanzwelt, niemals langweilig und grandios von Martin Scorsese inszeniert.
Und gleich schon wieder Drogen.
Aber dieses Mal, nach dem Thriller „Sicario“ und dem Dokumentarfilm „Cartel Land“, geht es in die Vergangenheit und ins benachbarte Frankreich. Die „French Connection“ (die wir ja immer noch aus den beiden grandiosen US-Spielfilmen kennen) ist in den sechziger und siebziger Jahren für einen großen Teil des Drogenschmuggels in die USA verantwortlich. Verschifft werden die Drogen in Marseille.
1975 wird der Jugendrichter Pierre Michel (Jean Dujardin) zum Richter für Organisierte Kriminalität befördert. Er beginnt mit den ermittelnden Polizisten den Kampf gegen Gaetano Zampa (Gilles Lellouche), den Anführer der im Film immer „La French“ genannten Verbrecherbande und damit dem Kopf des illegalen Drogenhandels.
Cédric Jimenez erzählt in „Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille“ den sechsjährigen Kampf von Michel gegen Zampa als sattes Gangsterdrama, das dank seines hohen Budgets (laut IMDB 26 Millionen US-Dollar), mit prächtiger Siebziger-Jahre-Ausstattung punktet. Das und die packende Geschichte, die natürlich auch die bekannten Klischees, Topoi und Bilder bedient, erinnert immer wieder an die damaligen Gangster- und Polizeifilme aus Frankreich und auch Italien. Und wie in den besten dieser Filme sind die Grenzen zwischen Gut und Böse durchlässig, die Politik spielt auch eine Rolle und es gibt, vor der fotogenen südfranzösischen Kulisse, immer wieder knallharte Actionszenen.
Am Ende des über zweistündigen, äußerst kurzweiligen Trips bleibt nur eine Frage: Warum lief diese grandiose Geschichtsstunde nur während des Fantasy Filmfests in unseren Kinos?
Das Bonusmaterial ist zwar quantitativ umfangreich, aber qualitativ enttäuschend. Es gibt eine handvoll geschnittener Szenen und ein fünfzigminütiges Making-of, das vor allem ausführlich die Dreharbeiten beobachtet; was nicht so wahnsinnig interessant ist. Die wenigen, willkürlich eingestreuten Statements vom Regisseur und den Hauptdarstellern sind zwar informativ, aber eigentlich hätte man gerne auch etwas über die wahren Hintergründe von „Der Unbestechliche“ erfahren. Darüber haben die Macher allerdings das Gebot des Schweigens gelegt.
Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille (La French, Frankreich/Belgien 2014)
Regie: Cédric Jimenez
Drehbuch: Audrey Diwan, Cédric Jimenez
mit Jean Dujardin, Gilles Lellouche, Céline Sallette, Mélanie Doutey, Benoît Magimel, Guillaume Gouix, Bruno Todeschini, Féodor Atkine, Moussa Maaskri
lief 2015 auf dem Fantasy Filmfest als „The Connection“
– DVD
Koch Media
Bild: 2.35:1 (16:9)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1, DTS 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Making of, Geschnittene Szenen, Originaltrailer, Deutscher Trailer
Länge: 130 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
– Hinweise AlloCiné über „Der Unbestechliche“ Rotten Tomatoes über „Der Unbestechliche“
Wikipedia über „Der Unbestechliche“ (englisch, französisch)
Servus TV, 23.55 Die Möbius-Affäre(Möbius, Frankreich 2013)
Regie: Éric Rochant
Drehbuch: Éric Rochant
Der russische Top-Spion Grégory Lioubov soll in Monaco einem Oligarchen das Handwerk legen. Er hofft, über eine eine amerikanische Finanzexpertin an die benötigten Informationen zu kommen. Dummerweise wird sie auch vom US-Geheimdienst erpresst – und schon sind wir in einem Agententhriller, in dem jeder jeden betrügt, aber die Gewissheiten des Kalten Krieges vorbei sind.
„Die Möbius-Affäre“ ist ein altmodischer, elegant erzählter Spionagethriller, der, wie ein Finanzderivat, etwas zu sehr im luftleeren Raum hängt. Warum sage ich in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Jean Dujardin, Cécile de France, Tim Roth, Émilie Dequenne, Wendell Pierce, Aleksey Gorbunov
Allein schon die Besetzung des Ensemblestücks „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“ lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen: George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Jean Dujardin, Bob Balaban, Hugh Bonneville und Cate Blanchett.
Und dann die auf Fakten basierende Filmgeschichte: während der letzten Tage des II. Weltkriegs versucht eine kleine Gruppe Männer, die allein schon wegen ihres Alters untauglich für den Dienst an der Waffe ist, Kunst vor der Zerstörung zu retten. Und es ist – immerhin sehen wir täglich, was sie alles retten konnten – schon erstaunlich, was diesen „Monuments Men“, die Kurzform von „Monuments, Fine Arts and Archives (MFAA)“, mitten im Schlachtgetümmel und ohne Befehlsgewalt gelang. Die Sektion bestand aus Männern und Frauen aus dreizehn Ländern, die sich freiwillig dazu gemeldet hatten, oft schon anerkannte Künstler und Wissenschaftler waren, teils verheiratet waren und auch Kinder hatten.
2010 setzten Robert M. Edsel und Bret Witter diesen Menschen in ihrem Sachbuch „Monuments Men – Die Jagd nach Hitlers Raubkunst“ ein Denkmal. Sie erzählten die Abenteuer einiger dieser Männer, die auf oft getrennten Wegen von der Normandie durch Frankreich, Belgien, Deutschland bis nach Österreich in den Ort Altaussee die Spur der von Adolf Hitler geklauten Kunstwerke verfolgten, sie teilweise an absurden Orten, wie Minen und in Neuschwanstein, entdeckten. Gerade während der letzten Kriegstage befürchteten sie, dass ihre Arbeit weitgehend vergeblich gewesen sein könnte. Denn Adolf Hitler hatte seinen Soldaten den Nero-Befehl, der die Vernichtung der gesamten Beutekunst befahl, erteilt.
Das ist eine Geschichte ganz nach dem Geschmack Hollywoods. Auch wenn für die Verfilmung die Namen der Monuments Men geändert wurden und, wie es sich für eine ordentliche Hollywood-Bearbeitung gehört, großzügig mit den Fakten umgegangen wird.
George Clooney erzählt die Geschichte dieser Männer in seinem neuen Film „Monuments Men“, der zu großen Teilen in Deutschland und Babelsberg gedreht wurde (deshalb laufen auch einige deutsche Schauspieler durchs Bild), als launiges Kriegsabenteuer mit Starbesetzung, etwas Action, Drama, Witz, pathetischen Ansprachen und einer kleinen Dosis Liebe. Das erinnert zunächst an Kriegsfilmklassiker wie „Gesprengte Ketten“ und „Das dreckige Dutzend“, schlägt in den ersten Minuten, wenn George Clooney seine Monuments Men rekrutiert, auch einen „Ocean’s Eleven“-Ton an. Aber treffender ist der Vergleich mit Blake Edwards‘ kaum bekannter, ziemlich missglückter Kriegsklamotte „ Was hast du denn im Krieg gemacht, Pappi?“ (What did you do in the War, Daddy?).
Denn „Monuments Men“ plätschert vor sich hin, während die Stars ihre Solo-Autritte absolvieren und sich auf getrennten Pfaden durch einen eklektischen Plot, mit den sattsam bekannten Kriegsfilmsituationen, kämpfen und ab und an George Clooney lauschen, der ihnen über das problemlos und rauschfrei funktionierende Funkgerät pathetische Ansprachen über die Bedeutung ihrer Aufgabe hält.
So gelungen jede einzelne Szene auch ist, so enttäuschend ist dann das Gesamtwerk. Denn es bleibt als sich selbst genügendes Starkino immer Stückwerk. Auch das Ende, wenn die Männer am Kriegsende in Altaussee einige Kunstwerke, an denen sie besonders interessiert sind, entdecken, ist nur durch die historischen Umstände (der Krieg war halt vorbei), aber nicht durch die Dramaturgie der Filmgeschichte, die eh nur eine Abfolge von Episoden ist, bestimmt.
„Monuments Men“ ist kein wirklich schlechter Film, es ist nur ein extrem nachlässig erzählter Film, der weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Auch wenn ich mich beim Ansehen amüsierte und nichts gegen die Botschaft über die Wichtigkeit von Kunst für das Gedächtnis einer Gesellschaft habe.
Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (The Monuments Men, USA/Deutschland 2013)
Regie: George Clooney
Drehbuch: George Clooney, Grant Heslov
LV: Robert M. Edsel/Bret Witter: The Monuments Men, 2010 (Monuments Men)
mit George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Jean Dujardin, Bob Balaban, Hugh Bonneville, Cate Blanchett, Dimitri Leonidas, Justus von Dohnányi, Michael Brandner, Alexandre Desplat, Serge Hazanavicius, Grant Heslov, Nick Clooney (Vater von George Clooney; er tritt in der letzten Szene auf)
Länge: 118 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Die Vorlage
Auf über fünfhundert engbedruckten Seiten erzählt die Vorlage die wahre Geschichte der Monuments Men. Denn der Film nahm sich einige Freiheiten, wozu auch gehörte, dass die Namen geändert wurden.
Robert M. Edsel (mit Bret Witter) Monuments Men – Die Jagd nach Hitlers Raubkunst
(übersetzt von Hans Freundl)
Heyne, 2014
560 Seiten
9,99 Euro
–
Deutsche Erstausgabe
Residenz Verlag, St. Pölten, 2013
–
Originalausgabe
The Monuments Men – Allied Heroes, Nazi Thieves, and the greatest Treasure Hunt in History
Cash – Abgerechnet wird zum Schluss (Frankreich 2008, R.: Eric Besnard)
Drehbuch: Eric Besnard
Trickbetrüger Cash bestiehlt besonders gerne Verbrecher. Jetzt will der Gentleman-Gauner Maxime bestehlen. Dummerweise interessiert sich auch eine Europol-Polizistin für Maxime.
Es muss nicht immer „Ocean’s Eleven“, „Die Unfassbaren“, „Der Clou“ oder „Ihr Auftritt, Al Mundy!“ (It takes a Thief) sein für einen vergnüglichen Abend mit sich gegenseitig bestehlenden, betrügenden und belügenden Gaunern.
„Unterhaltsame Kriminalkomödie voller überraschender Charaden.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Jean Dujardin, Jean Reno, Valeria Golino, Alice Taglioni, Francois Berléand, Ciarán Hinds
Was soll nach einem Kinderfilm, einer Liebeserklärung an das Kino, kommen? Martin Scorsese entschied sich für eine Rückkehr zu seinen Wurzeln: nach über zehn Jahren spielt die Geschichte, die er erzählt, wieder in New York, ein Charakter steht im Mittelpunkt und es wird ein Milieu porträtiert, das die meisten Menschen wahrscheinlich nur aus der Zeitung kennen. Dieses Mal ist es der titelgebende „The Wolf of Wall Street“, wie sich Jordan Belfort gänzlich unbescheiden selbst nennt und wie er folgerichtig seine Autobiographie betitelte, und das Milieu der Börsenspekulanten, die Millionen verdienen und die bürgerliche Moralvorstellungen ungefähr so sehr beachten, wie Mafiosi, die sich aber auch gegenseitig umbringen.
„The Wolf of Wall Street“ schließt auch stilistisch und erzählerisch an „GoodFellas“ und „Casino“, zwei frühere Scorsese-Klassiker, an. Nur das dieses Mal die Gangster keine Mörder, sondern Weiße-Kragen-Kriminelle sind.
Jordan Belfort kommt 1987 an die Wall Street und wird kurz darauf beim Börsencrash entlassen. Er eröffnet, abseits der Wall Street, Stratton Oakmont, eine Firma, die mit den Pennystocks ein Vermögen macht und mit immer mehr Angestellten in immer größere Büros expandiert. Belfort faszinierte bei den Pennystocks, Aktien von prinzipiell wertlosen Unternehmen, die nicht an der regulären Börse gehandelt werden und oft nur ein Betrug sind, dass er eine wesentlich höhere Provision als bei sonstigen Verkäufen erhält.
Belfort und seine engsten Freunde, eine erschreckend hohe Zahl von Schulabbrechern und Kleingangstern und in jedem Fall von Menschen, die keinerlei ökonomisches Wissen haben, aber gut das von Belfort geschriebene Verkaufsskript vorlesen können, verdienen mit ihrer aggressiven Verkaufsstrategie schnell unglaublich viel Geld und geben es ebenso schnell, maßlos und hemmungslos für Frauen, Drogen und ihre pubertären Träume aus.
Gleichzeitig sind sie Betrüger und Steuerhinterzieher im großen Stil, die – wie Gangster – Tonnen von Geld über die Grenze schmuggeln.
„The Wolf of Wall Street“ zeichnet, nach einem Drehbuch von „The Sopranos“- und „Boardwalk Empire“-Autor Terence Winter, in einem atemlosem, dreistündigen Strudel von Voice-Over, Ansprachen, grellen Bildern und absurden Geschichten das Leben der Yuppies, die glauben über dem Gesetz zu stehen, nach – und wir finden sie durchaus sympathisch. Fast wie große Jungs, die ihren Spaß haben und nicht fassen können, dass sie Geld wie Heu verdienen.
Das liegt auch daran, dass die Gegenseite von dem humorlosen FBI-Agenten Patrick Denham verkörpert wird, der Belfort anscheinend nur verfolgt, weil er ihm sein Geld nicht gönnt; weil die Opfer von Belforts Spekulationen, die kleinen Menschen, die ihr mühsam Erspartes in wertlosen Aktien anlegen, nie vorkommen und weil, auch wenn Belfort am Ende vor Gericht steht, die Verhandlung auf einen kurzen Gag zusammengestrichen wird. Da fragt man sich dann doch, was Belfort, außer etwas Steuerhinterziehung, so schlimmes getan hat. Aber das fragte man sich auch bei Tony Soprano.
Beim Drehbuch merkt man, dass Terence Winter vom Fernsehen kommt. Denn es gibt viele, für Kino-Verhältnisse, unglaublich lange Szenen, in denen wenige Schauspieler in einem Raum sitzen und reden – und wir fasziniert zuhören, weil die Schauspieler und die von Winter geschriebenen Dialoge, Monologe und das fast pausenlose Voice-Over grandios sind. Wenn Wall-Street-Broker Mark Hanna dem jungen Jordan Belfort, der an seinen Lippen hängt, erzählt, wie die Wall Street funktioniert, dann darf Matthew McConaughey in wenigen Minuten einen vollkommen wahnsinnigen Menschen porträtiert, dem Andere ihr Geld anvertrauen. Oder wenn Leonardo DiCaprio als Jordan Belfort eine seiner zahlreichen Ansprachen vor seinen Angestellten hält oder er einen massiven Quaaludes-Drogenrausch hat. Oder wenn er in der Schweiz sein Schwarzgeld anlegen will und an einen von Jean Dujardin hübsch skrupellosen, aber sehr charmanten Banker gerät.
Langweilig ist Martin Scorseses Film nie. Trotzdem ist „The Wolf of Wall Street“ mit drei Stunden, je nach Sichtweise, entweder zu lang geraten, weil man wirklich nicht die fünfte Belfort-Ansprache braucht, weil die Geschichte eher ein unfokussierter, eklektischer Reigen von grellen und absurden Episoden ist, oder zu kurz, weil es trotzdem nie langweilig wirkt und man gerne noch etwas mehr über Belfort und sein maßloses Leben in einem ebenso maßlosem Film erfahren hätte.
Kein Mord bleibt ungesühnt (F 2006, R.: Franck Mancuso)
Drehbuch: Franck Mancuso
LV: Lawrence Block: Like a bone in the throat (Kurzgeschichte, abgedruckt in “Enough Rope”)
Ein Sexualstraftäter ermordet die neunjährige Tochter des Polizisten Malinowski. Der kurz darauf als Täter verurteilte Eckman beteuert in Briefen gegenüber Malinowski seine Unschuld. Als Malinowski deshalb auf eigene Faust mit Ermittlungen beginnt, beginnt er immer mehr an Eckmans Unschuld zu glauben.
Regiedebütant Mancuso schrieb vorher unter anderem das Drehbuch für den Noir-Polizeithriller „36 – Tödliche Rivalen“. „Kein Mord bleibt ungesühnt“ erhielt ebenfalls gute Kritiken und (erlebte) ebenfalls seine Deutschlandpremiere auf DVD. Das scheint inzwischen bei französischen Kriminalfilmen so üblich zu sein.
Denn „Kein Mord bleibt ungesühnt“ ist ein kleiner, feiner Krimi mit einem gelungenen Ende.
Mit Jean Dujardin, Laurent Lucas, Agnès Blanchot, Jean-Pierre Cassel
Auch bekannt als „Counter Investigation – Kein Mord bleibt ungesühnt“
Er war „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“. Er war, Oscar-prämiert, George Valentin, „The Artist“. Jetzt ist Jean Dujardin Grégory Lioubov in Éric Rochants ziemlich gelungenem, romantischen Polit-Thriller „Die Möbius-Affäre“.
Der russische Top-Spion Lioubov soll in Monaco mit seinem undercover operierendem Team den Oligarchen Ivan Rostovski (Tim Roth) überführen. Dieser hat sein Vermögen wohl irgendwie mit krummen Geschäften erzielt und ist immer noch in mehr oder weniger illegale Geschäfte verwickelt. So genau wird das in dem Film nie erklärt.
Lioubov will über die US-amerikanische Finanzexpertin Alice Redmond (Cécile de France) an Rostovski herankommen. Er weiß allerdings nicht, dass Alice auch vom US-amerikanischen Geheimdienst erpresst wird, weil dieser ebenfalls an Rostovski heran will. Und, als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, spielt sie ihr eigenes Spiel, Rostovski lässt sie sein Wohlwollen spüren und Lioubov verliebt sich in sie und sie in ihn, den sie unter falscher Identität kennen lernt.
„Die Möbius-Affäre“ ist ein eleganter, vor prächtiger Kulisse spielender Agententhriller, in dem alle Charaktere immer auch eine zweite Agenda verfolgen, es daher immer unklar ist, wie echt ihre Gefühle sind und ob sie zu den Guten oder zu den Bösen gehören. Es ist auch ein Liebesfilm. Regisseur und Drehbuchautor Rochant nennt Alfred Hitchcocks „Berüchtigt“/“Weißes Gift“ (Notorious, 1946) als Vorbild. Das ist nachvollziehbar und, auch wenn „Berüchtigt“ ein Hitchcock-Klassiker ist, hat er mir nie so richtig gefallen. Die Geschichte entwickelte sich zu langsam und die Liebesgeschichte verdrängte die verbrecherischen Geschäfte des Bösewichts, was man auch daran sieht, dass Claude Rains im Original einen Nazi, der andere Nazis in Brasilien versteckt, und in der ursprünglichen deutschen Synchronfassung (die als „Weißes Gift“ in die Kinos kam) einen Drogenhändler spielte. In dieser Fassung wurden auch alle Anspielungen auf Deutschland und die bösen Nazis entfernt.
Außerdem ist „Die Möbius-Affäre“ auch ein Finanzthriller. Oder will es sein. Denn genau wie in dem romantischen Thriller „Berüchtigt“ bleiben die verbrecherischen Geschäfte des Bösewichts im Ungefähren. Es hat irgendwie etwas mit Geld zu tun. Über Geldwäsche, spekulative Investitionen und den internationalen Finanzmarkt erfahren wir nichts, was nicht über einen MacGuffin hinausgeht. Das kann funktionieren, wenn die restliche Geschichte sich flott entwickelt. Es genug Action gibt, die von lästigen Fragen ablenkt. Und die Charaktere farbig und der Bösewicht hübsch dämonisch gezeichnet wurden. Hitchcock hat das verstanden und deshalb waren uns die mehr oder weniger elaborierten Geheimdienstplots egal, weil sie, wie in „39 Stufen“, „Der Mann, der zuviel wusste“ oder „Der unsichtbare Dritte“ nur dazu dienten, die Handlung in Gang zu setzen.
Doch gerade an Tempo mangelt es Rochants Film und die Geheimdienstintrigen werden, wie bei John le Carré, immer komplizierter und es wird immer deutlicher, dass die sich im Hintergrund befindenden Spieler, vulgo die Geheimdienstchefs in den USA und Russland, alle anderen, wie Spielfiguren, über ihr Schachbrett bewegen. Aber die alten Gewissheiten des Kalten Krieges sind vorbei und in „Die Möbius-Affäre“ befinden sich alle Charaktere in moralischen Graubereichen, in denen unklar ist, wer die Guten und wer die Bösen sind.
Das hat einen durchaus intellektuellen Reiz, aber ich hatte bei dem Film auch immer das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre. Denn im Gegensatz zur guten alten Zeit des Spionagefilms, in der man mit dem einfachen Hinweis, dass der Bösewicht ein Kommunist sei, alles erklärte, muss jetzt doch etwas mehr Energie in die Etablierung des Bösewichts gesteckt werden und wenn es um schmutzige Finanzgeschäfte geht, sollten die auch etwas genauer erklärt werden.
Aber so bleibt nur ein altmodischer, elegant erzählter Spionagethriller übrig, der, wie ein Finanzderivat, etwas zu sehr im luftleeren Raum hängt.
Die Möbius-Affäre (Möbius, Frankreich 2013)
Regie: Éric Rochant
Drehbuch: Éric Rochant
mit Jean Dujardin, Cécile de France, Tim Roth, Émilie Dequenne, Wendell Pierce, Aleksey Gorbunov