Buch zum Film: Lee Hays: Once Upon a Time in America, 1984 (Es war einmal in Amerika)
Kamera: Tonino Delli Colli
Musik: Ennio Morricone
Ein grandioses Gangsterdrama: die Geschichte von Freundschaft und Verrat – erzählt in wunderschönen Bildern und in einer komplexen Struktur, die lose auf dem autobiographischen Buch von Harry Grey basiert. Leone meinte, im Drehbuch seien nur zehn bis zwanzig Prozent des Buches enthalten.
Mit Robert de Niro, James Woods, Joe Pesci, Treat Williams, Burt Young, Elizabeth McGovern
Antiquarischer Buchtipp: Zum Filmstart erschien im Bastei-Lübbe-Verlag das Buch zum Film mit Hays’ Roman, vielen Filmbildern (SW und Farbe), einem Sergio-Leone-Porträt von Andreas Kern und einem Text von Leone über den Film. So machen „Bücher zum Film“ Spaß.
LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)
Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern.
Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.
„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Martin Scorseses neuer Film „Killers of the Flower Moon“ soll 2023 in Cannes gezeigt werden.
Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones
LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)
Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern
Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.
„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Am 17. November feiert Martin Scorsese seinen achtzigsten Geburtstag. Deshalb zeigt Arte am Sonntagabend um 20.15 Uhr „Silence“ und am Montagabend, ebenfalls um 20.15 Uhr, „Bringing out the Dead – Nächte der Erinnerung“.
Sein neuer Film „Killers of the Flower Moon“ soll 2023 in Cannes gezeigt werden.
Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones
Wehrlos – Die Tochter des Generals (The General’s Daughter, USA 1999)
Regie: Simon West
Drehbuch: Christopher Bertolini, William Goldman, Scott Rosenberg (ungenannt)
LV: Nelson DeMille: The General´s Daughter, 1992 (Wehrlos – Die Tochter des Generals)
Auf dem Militärstützpunkt Fort MacCallum wird eine nackte Frauenleiche gefunden. Sie ist eine junge Offizierin und die Tochter des Basiskommandanten Campbell. Den Militärermittlern Brenner und Sunhill bleiben nur 36 Stunden, bis das FBI den Fall übernimmt.
Die deutsche Kritik war von diesem optisch überzeugendem 08/15-Whodunit nicht begeistert: „Politisch korrekter Schund über die Not der Frau in der Männerdomäne Armee, effekthascherisch inszeniert und von John Travolta und James Woods (zu) gut gespielt.“ (Film 11/99) oder „Einer jener Filme, die Unbehagen hinterlassen: ehrlich in Handwerk und Gesinnung, indifferent für den Zuschauer.“ (AZ, 18. 11. 1999)
Auf der Haben-Seite sind neben der Optik die Schauspieler, die teilweise wirklich gute Szenen haben. Aber die Story erreicht kaum das Niveau einer „Criminal Intent“-Folge.
Der deutsche Titel „Wehrlos“ ist, im Gegensatz zum Originaltitel, vollkommener Quatsch. Denn „Wehrlos“ ist in „The General’s Daughter“ niemand.
Und was sagt der Autor zur Verfilmung? „In the case of The General’s Daughter, the final drafts stayed true and close to the substance and intent of my novel. (…) What I can say is that the essence of my novel was captured and conveyed on the screen through excellent acting, sharp and funny dialoge, and through the use of visual settings that even the best novelist can’t convey on paper.”
Mit John Travolta, Madeleine Stowe, Timothy Hutton, James Woods, James Cromwell, Clarence Williams III
Drehbuch: Larry Gross, Paul Brickman, Stephen Schiff
LV: Andrew Klavan: True Crime, 1995 (Ein wahres Verbrechen)
Zynischer Reporter mit familiären und beruflichen Problemen will einen zum Tode Verurteilten retten.
Solider Krimi, der Hollywoods klassische Erzähltugenden mit guten Schauspielern hochhält.
Danach zeigt Kabel 1 um 22.55 Uhr „Dirty Harry“ (Nachtwiederholung um 02.50 Uhr) und um 00.55 Uhr „Dirty Harry V – Das Todesspiel“. Das nennt man wohl einen Clint-Eastwood-Abend.
Mit Clint Eastwood, James Woods, Isaiah Washington, Denis Leary, Lisa Gay Hamilton, Bernard Hill, Diane Venora, Mary McCormack, John Finn
Buch zum Film: Lee Hays: Once Upon a Time in America, 1984 (Es war einmal in Amerika)
Kamera: Tonino Delli Colli
Musik: Ennio Morricone
Ein grandioses Gangsterdrama: die Geschichte von Freundschaft und Verrat – erzählt in wunderschönen Bildern und in einer komplexen Struktur, die lose auf dem autobiographischen Buch von Harry Grey basiert. Leone meinte, im Drehbuch seien nur zehn bis zwanzig Prozent des Buches geblieben.
Mit Robert de Niro, James Woods, Joe Pesci, Treat Williams, Burt Young, Elizabeth McGovern
Antiquarischer Buchtipp: Zum Filmstart erschien im Bastei-Lübbe-Verlag das Buch zum Film mit Hays’ Roman, vielen Filmbildern (SW und Farbe), einem Sergio-Leone-Porträt von Andreas Kern und einem Text von Leone über den Film. So machen „Bücher zum Film“ Spaß.
Buch zum Film: Lee Hays: Once Upon a Time in America, 1984 (Es war einmal in Amerika)
Kamera: Tonino Delli Colli
Musik: Ennio Morricone
Ein grandioses Gangsterdrama: die Geschichte von Freundschaft und Verrat – erzählt in wunderschönen Bildern und in einer komplexen Struktur, die lose auf dem autobiographischen Buch von Harry Grey basiert. Leone meinte, im Drehbuch seien nur zehn bis zwanzig Prozent des Buches geblieben.
Mit Robert de Niro, James Woods, Joe Pesci, Treat Williams, Burt Young, Elizabeth McGovern
Antiquarischer Buchtipp: Zum Filmstart erschien im Bastei-Lübbe-Verlag das Buch zum Film mit Hays’ Roman, vielen Filmbildern (SW und Farbe), einem Sergio-Leone-Porträt von Andreas Kern und einem Text von Leone über den Film. So machen „Bücher zum Film“ Spaß.
Ein neuer Tag im Paradies (USA 1998, Regie: Larry Clark)
Drehbuch: Christopher B. Landon, Stephen Chin
LV: Eddie Little: Another Day in Paradise, 1998 (Ein neuer Tag im Paradies)
Empfehlenswertes, unsentimentales, hartes und schon lange nicht mehr gezeigtes Gangster-Roadmovie und Erziehungsgeschichte mit James Woods und Melanie Griffith als Ersatz-Eltern.
Eddie Little (25. August 1955 – 20. Mai 2003) verarbeitete in seinem Debütroman „Another Day in Paradise“ autobiographische Erlebnisse. Er war ein Drogensüchtiger und Krimineller.
Mit James Woods, Melanie Griffith, Vincent Kartheiser, Natasha Gregson Wagner, James Otis, Peter Sarsgaard, Lou Diamond Phillips (Cameo)
Ein neuer Tag im Paradies (USA 1998, Regie: Larry Clark)
Drehbuch: Christopher B. Landon, Stephen Chin
LV: Eddie Little: Another Day in Paradise, 1998 (Ein neuer Tag im Paradies)
Empfehlenswertes, unsentimentales, hartes und schon lange nicht mehr gezeigtes Gangster-Roadmovie und Erziehungsgeschichte mit James Woods und Melanie Griffith als Ersatz-Eltern.
Eddie Little (25. August 1955 – 20. Mai 2003) verarbeitete in seinem Debütroman „Another Day in Paradise“ autobiographische Erlebnisse. Er war ein Drogensüchtiger und Krimineller.
Mit James Woods, Melanie Griffith, Vincent Kartheiser, Natasha Gregson Wagner, James Otis, Peter Sarsgaard, Lou Diamond Phillips (Cameo)
LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)
Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern
Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.
„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones
Ein neuer Tag im Paradies (USA 1998, Regie: Larry Clark)
Drehbuch: Christopher B. Landon, Stephen Chin
LV: Eddie Little: Another Day in Paradise, 1998 (Ein neuer Tag im Paradies)
Empfehlenswertes, unsentimentales, hartes und schon lange nicht mehr gezeigtes Gangster-Roadmovie und Erziehungsgeschichte mit James Woods und Melanie Griffith als Ersatz-Eltern.
Eddie Little (25. August 1955 – 20. Mai 2003) verarbeitete in seinem Debütroman „Another Day in Paradise“ autobiographische Erlebnisse. Er war ein Drogensüchtiger und Krimineller.
Mit James Woods, Melanie Griffith, Vincent Kartheiser, Natasha Gregson Wagner, James Otis, Peter Sarsgaard, Lou Diamond Phillips (Cameo)
Mit „White House Down“ und „Olympus has fallen“ starteten innerhalb weniger Wochen zwei Spielfilme, die von bekannten Regisseuren mit einem hochkarätigem Ensemble inszeniert wurden und letztendlich, mit minimalen Variationen die gleiche Geschichte erzählen. Denn beide Male wird das Weiße Haus von Terroristen besetzt und ein Mann erledigt die Terroristen im Alleingang. Das ist „Stirb langsam“ im Weißen Haus. Nur unwahrscheinlicher. Beide Male, wenn man die Prämisse akzeptiert, unterhaltsam und welche Version einem besser gefällt, ist eine Frage der persönlichen Vorlieben. Also welche Schauspieler einem besser gefallen, ob man es lieber etwas kürzer und blutig („Olympus has fallen“) oder etwas länger und jugendfrei hat („White House Down“).
Wobei dies ein Problem von Roland Emmerichs Film ist. Denn obwohl in „White House Down“ wild um sich geschossen wird und das Mobiliar fotogen zerstört wird, treffen die Bösewichter nur die Couch, aber nicht den sich dahinter versteckenden Mann und Blut fließt bei diesem Massaker auch nicht.
Channing Tatum spielt in „White House Down“ John Cale (nicht zu verwechseln mit dem Musiker, eher schon mit John McClane), der unbedingt Leibwächter des US-Präsidenten James Sawyer (Jamie Foxx als James Stewart meets Tom Sawyer) werden möchte. Dummerweise entspricht sein Lebenslauf nicht den Anforderungen des Secret Service, wie ihm Carol Finnerty (Maggie Gyllenhaal) im Vorstellungsgespräch unmissverständlich sagt. Sie ist auch eine Ex-Freundin von ihm – und hier zeigt sich, dass Cale sich wohl arg schlampig auf das Gespräch vorbereitet hat.
Während der geschiedene Vater Cale anschließend mit seiner naseweisen Tochter Emily (Joey King), ein wahrer Polit-Junkie, eine Führung durch das Weiße Haus mitmacht, wird das Gebäude von Terroristen besetzt. Angeführt werden sie von Emil Stenz (Jason Clarke) und Secret-Service-Chef Martin Walker (James Woods), der seinen letzten Arbeitstag denkwürdig gestalten will.
Cale versucht jetzt, streng nach „Stirb langsam“-Drehbuch, aber ohne Schimpfworte, die Geisel, seine Tochter und den Präsidenten zu retten.
Als erstes fällt bei James Vanderbilts Drehbuch, der Mann schrieb immerhin das Buch für David Finchers „Zodiac“, auf, dass mit den länglichen, formelhaften und dialoglastigen Einführungen der Charaktere viel zu viel Zeit vergeht, bis die Terroristen nach einer halben Stunde das Weiße Haus besetzten. Da hätte man ruhig einiges kürzen können.
Während der Geiselnahme fällt immer wieder auf, dass Vanderbilt fast schon ängstlich wirkliche Konflikte vermeidet. Cale trifft zwar immer wieder auf die Bösewichter. Es gibt Kämpfe. Es gibt Action. Es gibt Spannung. Aber es ist immer nur die oberflächliche Spannung von Guten, die gegen die Bösen mit Fäusten und Schusswaffen kämpfen. Als in einer Szene der Anführer der Terroristen die Tochter von Cale erschießen will, wenn Cale ihm nicht den Präsidenten übergibt, ergibt dieser sich sofort freiwillig – und Cale muss sich nicht entscheiden, ob ihm seine Tochter oder der Präsident wichtiger ist. Er muss keine Idee haben, um die Situation zu entschärfen. Hier wurde ohne Not eine potentiell grandiose Szene verschenkt, in der sich sein Charakter hätte zeigen können.
Der Grund für die Besetzung des Weißen Hauses und der damit kolportierte politische Hintergrund (es geht um irgendwelche multilateralen Friedensverhandlungen und einen im Auslandseinsatz gefallenen Sohn) ist nicht mehr als ein MacGuffin, der noch nicht einmal besonders originell ist. Denn während die „White House Macher“ teilweise fast schon stolz darauf hinweisen, dass bei ihnen die Bösewichter keine Asiaten oder Islamisten, sondern weiße Amerikaner sind, die nicht mit der Politik des Präsidenten einverstanden sind, ist das für Fans der TV-Serie „24“ ein verdächtig vertrauter Topoi, inclusive der Verbindung mit dem Militärisch-Industriellen Komplex. Und spätestens seit „The Sentinel – Wem kannst du trauen?“ (USA 2006, R.: Clark Johnson, nach dem Roman von Gerald Petievich) wissen wir auch, dass man den Leibwächtern des Präsidenten nicht immer trauen kann.
Auch afroamerikanische Präsidenten sind spätestens seit „24“ kein Aufreger mehr. Dennis Haysbert war, neben Morgan Freeman, der in „Olympus has fallen“ den Ersatzpräsidenten spielt, eine überzeugende Verkörperung eines Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Das waren – dank der Drehbuchautoren – kluge Männer.
In „White House Down“ tritt Jamie Foxx in ihre Fußstapfen und sie sind zu groß für ihn. Denn hier wird der Präsident zu einer Lachnummer mit verquältem Buddy-Humor.
Einen solchen Buddy-Humor hätte sich „Olympus has fallen“-Präsident Aaron Eckhart verbeten.
Auch Maggie Gyllenhaal und Richard Jenkins, der in der Krisensituation das Amt des Präsidenten übernehmen muss, sind blasser als ihre „Olympus has fallen“-Verkörperungen. Jenkins hat einfach das schlechtere Drehbuchmaterial als Morgan Freeman. Und Maggie Gyllenhaal hat dann doch nicht die Statur von Angela Bassett als Chef des Secret Service.
Die Tricks bei der Zerstörung des Weißen Hauses und umliegender Gebäude sind in „White House Down“ nicht besser als in „Olympus has fallen“. Dabei hat Emmerichs Film das deutlich größere Budget.
Patriotisch sind beide Filme. Aber das kommt jetzt nicht wirklich überraschend.
Trotzdem habe ich mich auch bei „White House Down“ nicht gelangweilt. „Olympus has fallen“ hat mir etwas besser gefallen, weil die Schauspieler präsenter sind, es keinen falschen Buddy-Humor gibt und er etwas kraftvoller ist. Aber „White House Down“ ist ordentliches Blockbuster-Kino mit Action, Humor, einer, nach Blockbuster-Standard, schlüssigen Geschichte und Jason Clarke und James Woods als Bösewichter. Das ist viel mehr als einige andere Blockbuster in diesem Sommer hatten.
White House Down (White House Down, USA 2013)
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: James Vanderbilt
mit Channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie Gyllenhaal, Jason Clarke, Richard Jenkins, James Woods, Joey King
Als während der siebziger Jahre reihenweise Flugzeuge entführt wurden, war auch Hollywood nicht weit, um mehr oder weniger dokumentarische Filme über die Entführungen zu machen. Auch „…die keine Gnade kennen“ basiert auf einer wahren Entführung: Am 27. Juni 1976 entführte die Volksfront zur Befreiung Palästinas, angeführt von Wilfried Böse, eine „Air France“-Maschine mit überwiegend israelischen Passagieren nach Uganda. Dort wurden die Passagiere, während der Diktator Idi Amin sich im Rampenlicht der Scheinwerfer sonnte, sukzessive freigelassen bis nur noch die jüdischen Passagiere, die vorher von den Entführern von den anderen Passagieren getrennt wurden, übrig blieben. In der Nacht vom 3. zum 4. Juli 1976 wurden sie von einem israelischen Kommando befreit.
Kurz danach entstanden gleich drei Filme, die sich mit der Befreiungsaktion befassten: der Schnellschuss „Unternehmen Entebbe“ (Victory at Entebbe, USA 1976, Regie: Marvin J. Chomsky, mit Anthony Hopkins, Burt Lancaster, Elizabeth Taylor, Richard Dreyfuss und Kirk Douglas), der mit Unterstützung der israelischen Regierung und des Militärs gedrehten „ Operation Thunderbolt“ (Mivtsa Yonatan, Israel 1977, Regie: Menahan Golan, mit Klaus Kinski und Sybill Danning; Golan drehte 1986 mit dem Chuck-Norris-Action-Vehikel „The Delta Force“ ein Quasi-Remake) und „Raid on Entebbe“, einem am 9. Januar 1977 erstmals gezeigten TV-Film, der in einer auf 124 Minuten gekürzten Fassung am 29. April 1977 bei uns als „…die keine Gnade kennen“ im Kino anlief, in den USA den Golden Globe als bester TV-Film des Jahres und zwei Emmys erhielt und für acht weitere Emmys nominiert war und mit einer ziemlich beeindruckenden Besetzung aus damaligen Stars, Altstars und, nun, aus heutiger Sicht, künftigen Stars aufwarten kann. Peter Finch (in seiner letzten Filmrolle), Martin Balsam, Yaphet Kotto (grandios als Idi Amin), Charles Bronson, Horst Buchholz, John Saxon, Jack Warden, Sylvia Sidney, Robert Loggia. Eddie Constantine und James Woods.
Der Film selbst folgt den historischen Ereignissen, wobei in der ersten Hälfte die Passagiere und ihr Leid, in der zweiten Hälfte die Befreiung im Mittelpunkt stehen und immer wieder Yitzhak Rabin (Peter Finch), sein Gewissenskonflikt und die Diskussionen am Kabinettstisch gezeigt werden; – wobei diese Diskussionen eher Schreiereien sind, die sich in einem länglichen pro und contra des Verhandelns mit Terroristen und ob eine solche Militäraktion am Sabbat durchgeführt werden dürfe, ergehen.
Das ist dann aus heutiger Sicht als historisches Dokument interessant, recht flott erzählt und verschenkt die hochkarätige Besetzung ziemlich. Denn wir erfahren nichts über die Terroristen, wenig über die Passagiere und kaum etwas über die politischen Hintergründe der Täter und den Verhandlungen Israels mit Uganda. Im Gegensatz zur GSG-9-Befreiungsaktion der Lufthansa-Maschine „Landshut“ 1977 in Mogadischu, bei der die somalische Regierung der Befreiungsaktion zustimmte, war die Befreiungsaktion in Entebbe eine militärische Aktion, die sich nicht um das Völkerrecht scherte (wobei gesagt werden muss, dass Diktator Idi Amin die Terroristen unterstützte) und die israelischen Soldaten auch, je nach Quelle, zwischen 25 und 45 ugandische Soldaten erschossen.
Diese Frage wird ignoriert zugunsten einer direkt von den Schlagzeilen und Interviews mit Beteiligten übernommenen Geschichte, die sich auf die menschlichen Probleme konzentriert.
„…die keine Gnade kennen“, kompetent inszeniert von Irvin Kershner (Die Augen der Laura Mars, Das Imperium schlägt zurück, Sag niemals nie), ist ein gutes Dokudrama, das sich auf die Entführung und die Befreiung konzentriert und alle weiteren Hintergründe, die damals bekannt waren, ausblendet. Aber gerade diese Unmittelbarkeit macht auch, aus heutiger Sicht, den Reiz des Films, der in Deutschland jetzt erstmals in der ungekürzten Fassung veröffentlicht wurde, aus.
…die keine Gnade kennen (Raid on Entebbe, USA 1977)
Regie: Irvin Kershner
Drehbuch: Barry Beckerman
mit Peter Finch, Martin Balsam, Yaphet Kotto, Charles Bronson, Horst Buchholz, John Saxon, Jack Warden, Sylvia Sidney, Robert Loggia. Eddie Constantine, James Woods
–
DVD
Ascot-Elite
Bild: 1,33:1 (4:3)
Ton: Deutsch (DTS 2.0 Mono/Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Untertitel: –
Bonusmaterial: Wendecover
Länge: 139 Minuten (Langfassung, teilweise im Originalton mit deutschen Untertiteln)