Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Sehr stilbewusste Highsmith-Verfilmung. Zu einer ziemlich unmöglichen Uhrzeit.
Als Streifenpolizistin Renee Lomito-Smith (Mary J. Blige) sich noch am Tatort das Video ansieht, auf dem zu sehen ist, wie ihr Kollege bei einer nächtlichen Routine-Verkehrskontrolle ermordet wurde, staunt sie. Denn er wurde von einem vom Himmel kommendem, nur schattenhaft erkennbarem Wesen geschnappt, durch die Luft geschleudert und regelrecht massakriert. Weil ihre Kollegen ihr nicht glauben – die Dashcam-Aufnahmen aus dem Streifenwagen und die Bodycam-Aufnahmen des Polizisten wurden gelöscht -, beginnt Renee auf eigene Faust zu ermitteln. Ihre erste Spur führt zu Taneesha Branz. Taneeshas Sohn wurde vor kurzem von einigen Polizisten getötet.
Jetzt ist die Afroamerikanerin spurlos verschwunden. Und weitere Polizisten werden im schönsten „Alien“-Stil getötet.
„Body Cam – Unsichtbares Grauen“ ist ein hübscher kleiner, sehr stilbewusster B-Horror-Copthriller. Malik Vitthal lässt die Geschichte vor allem in der Nacht spielen und die Polizisten laufen gerne mit Taschenlampen durch leere Straßen und leere Häuser. In den Momenten entwickelt der Thriller immer wieder eine ordentliche Portion Suspense. Denn natürlich wartet im Dunkeln immer wieder, wie es sich für einen Horrorfilm gehört, eine Überraschung. Wenn sie dann kommt, zuckt man auch immer wieder zusammen. Nach mehreren Minuten Stille erfüllt auch nur ein lautes Geräusch zuverlässig seinen Zweck. Und Vitthal hat ein Gespür für Stille.
Neben diesen nächtlichen Suspense-Szenen beschwören die langen Fahrten im Auto durch die Großstadtnacht eine schöne Noir-Stimmung in der bekannten „Blade Runner“-Tradition.
Bei all diesem Stilbewusstsein wird die Story nebensächlich. Die sehr langsam erzählte Mörderjagd bleibt an der dunkelblau und schwarz schimmernden Oberfläche. Vitthal erzählt die Geschichte von Renees Jagd nach dem anscheinend übernatürlichem Polizistenmörder mit einem fast schon pathetischen Ernst. Immerhin geht es um die Zustände in US-amerikanischen Städten, Rassismus, Vorurteilen und Polizeigewalt.
Gerade angesichts dieser wichtigen Themen und der Auflösung hätten „Body Cam“ mehr B-Picture-Schmutz und richtig verstandenes Trashgefühl gut getan. Denn ein Polizisten ermordendes übernatürliches Monster mit einer politischen Agenda ist eine wundervolle Idee für einen hemmungslos Blut, Ärger und Empörung spritzenden Thriller, der Moral- und Sittenwächter entsetzt aufschreien lässt, während die afroamerikanische Community die krude Rachegeschichte genießt. Gerne gewürzt mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humor. Der fehlt hier völlig.
So ist „Body Cam“ vor allem ein gut inszenierter und edel aussehender Happen für Zwischendurch für den doch etwas genügsamen Horrorfilm- und Polizeifilmfan.
Bocy Cam – Unsichtbares Grauen (Body Cam, USA 2020)
Regie: Malik Vitthal
Drehbuch: Nicholas McCarthy, Richmond Riedel (nach einer Geschichte von Richmond Riedel)
mit Mary J. Blige, Nat Wolff, David Zayas, Anika Noni Rose, David Warshofsky, Ian Casselberry, Philip Fornah, Lara Grice, Demetrius Grosse, Naima Ramos-Chapman
Vorlage: Captain Richard Phillips/Stephan Talty: A Captain’s Duty: Somali Pirates, Navy SEALS, and Dangerous Days at Sea, 2010 (Höllentage auf See – In den Händen von somalischen Piraten – gerettet von Navy Seals)
Am 8. April 2009 entern somalische Piraten die „Maersk Alabama“ und schnell beginnt ein Psychoduell zwischen Captain Richard Phillips und Muse, dem Anführer der Piraten.
mit Tom Hanks, Catherine Keener, Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman, Faysal Ahmed, Mahat M. Ali, Michael Chernus, David Warshofsky, Corey Johnson, Max Martini
Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Sehr stilbewusste Highsmith-Verfilmung. Zu einer ziemlich unmöglichen Uhrzeit.
Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Die TV-Premiere der sehr stilbewussten Highsmith-Verfilmung erfolgt arg spät. Sehenswert ist der Krimi trotzdem.
RTL, 20.15/23.40 Captain Phillips (Captain Phillips, USA 2013)
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Billy Ray
Vorlage: Captain Richard Phillips/Stephan Talty: A Captain’s Duty: Somali Pirates, Navy SEALS, and Dangerous Days at Sea, 2010 (Höllentage auf See – In den Händen von somalischen Piraten – gerettet von Navy Seals)
Am 8. April 2009 entern somalische Piraten die „Maersk Alabama“ und schnell beginnt ein Psychoduell zwischen Captain Richard Phillips und Muse, dem Anführer der Piraten. Spannendes, auf Tatsachen basierendes Geiseldrama, das auch die Seite der Piraten zeigt.
Am 11. August 2016 läuft „Jason Bourne“, der neue Film von Paul Greengrass, bei uns an.
mit Tom Hanks, Catherine Keener, Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman, Faysal Ahmed, Mahat M. Ali, Michael Chernus, David Warshofsky, Corey Johnson, Max Martini
Mit „Der Fremde im Zug“ hatte Patricia Highsmith einen glänzenden Start ihrer Karriere. Immerhin wurde ihr erster Roman von Alfred Hitchcock verfilmt. Der Film und die Vorlage, die mir besser als der Film gefällt, sind heute Klassiker. In den folgenden Jahren wurden weiterer ihrer Romane verfilmt. Besonders die Geschichten mit Tom Ripley sind bei Filmemachern beliebt. Mal wurden sie in die Gegenwart verlegt, mal nicht.
Jetzt ist mit „Die zwei Gesichter des Januars“ eine weitere Patricia-Highsmith-Verfilmung im Kino, die durchgängig vom Patina der Vergangenheit umweht ist. In Athen besucht Chester MacFarland mit seiner Frau Colette 1962 die Akropolis. Der reiche Geschäftsmann entdeckt dabei einen jungen Reiseführer, den sie kurz darauf in einem Café wieder sehen. Es ist Rydal Keener. Ebenfalls ein Amerikaner, der hier einen mehr als ausdehnten Sommer verbringt und sich als Reiseführer und mit kleineren Betrügereien sein Geld verdient. Chester engagiert ihn als ihre Begleitung für die nächsten Tage.
Das könnte eine nette kleine Urlaubsepisode bleiben, wenn Chester nicht eines Abends in seinem Hotelzimmer von einem Privatdetektiv, der ihn im Namen von einigen vermögenden Gläubigern verfolgte, zur Rede gestellt würde. Am Ende des Gesprächs ist der Detektiv, durch einen unglücklichen Unfall, tot und als Chester die Leiche verschwinden lassen will, wird er von Rydal entdeckt.
Ab jetzt ist das ungleiche Betrügertrio auf der Flucht. Denn Rydal wittert ein gutes Geschäft und er hat auch ein Auge auf Colette geworfen.
„Die zwei Gesichter des Januars“ ist das Regiedebüt von Hossein Amini, der bislang die Drehbücher für die Henry-James-Verfilmung „Die Flügel der Taube“, die A.-E.-W.-Mason-Verfilmung „Die vier Federn“, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot – Gnadenlose Jagd“, die James-Sallis-Verfilmung „Drive“, die modernisierte Schneewittchen-Variante „Snow White and the Huntsman“ und die demnächst startende John-le-Carré-Verfilmung „Our Kind of Traitor“ (Verräter wie wir) schrieb.
Sein Drehbuch sprach dann auch Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac, der zuletzt in „Inside Llewyn Davis“ als glückloser Musiker überzeugte, an. Denn es verlässt sich auf die Schauspieler und die Dynamik innerhalb des mehr als halbseidenen Trios. Vieles wird nicht gesagt. Fast immer entsprechen ihre Worte nicht ihren Absichten und Amini will überhaupt nicht alles erklären. Immerhin hat er mit Mortensen, Dunst und Isaac drei gute Schauspieler, die auch schweigend viel sagen können. Dazu kommt noch die zauberhafte Landschaft. Gedreht wurde unter anderem auf Kreta, in Athen und Istanbul an Orten, die sich in den verganenen fünfzig Jahren nicht veränderten.
Insgesamt wirkt „Die zwei Gesichter des Januars“ wie ein in den frühen Sechzigern, kurz nach „Nur die Sonne war Zeuge“, gedrehter Kriminalfilm. P. S.: 1985 entstand eine deutsche Verfilmung des Romans. Regie bei „Die zwei Gesichter des Januar“ (auf das „s“ wurde verzichtet) führte Wolfgang Storch, der zusammen mit Karl Heinz Willschrei das Drehbuch schrieb. Charles Brauer, Yolande Gilot und Thomas Schücke spielten mit und mir gefiel der Film, als ich ihn vor Jahren sah. Er müsste endlich mal wieder im TV gezeigt werden.
Und jetzt einige Worte zur Vorlage: In „Höllentage auf See“ erzählt Captain Richard Phillips seine Version der Entführung. Wir erfahren auch viel über ihn, – seine wilden Jugendjahre, wie er seine spätere Frau Andrea kennenlernte, die Ausbildung bei der Massachussetts Maritime Academy und seine Jahre auf See -, und wie Andrea sich während der Entführung fühlte. Das lässt sich, obwohl nicht besonders elegant geschrieben, flott runterlesen, hat aber – wie eigentlich alle Erlebnisberichte – den Nachteil, dass halt nur die Version des Ich-Erzählers erzählt wird, während ein Reporter auch andere Sichtweisen und Beurteilungen heranziehen würde. Wir erfahren daher fast nichts über die Hintergründe der Piraterie, die Entführer, die US-amerikanische Rettungsaktion und was sich nach der Rettung von Richard Phillips veränderte.
Insofern vermittelt der Film ein reichhaltigeres und detaillierteres Bild der Entführung.
Captain Phillips (Captain Phillips, USA 2013)
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Billy Ray
Vorlage: Captain Richard Phillips/Stephan Talty: A Captain’s Duty: Somali Pirates, Navy SEALS, and Dangerous Days at Sea, 2010 (Höllentage auf See – In den Händen von somalischen Piraten – gerettet von Navy Seals)
mit Tom Hanks, Catherine Keener, Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman, Faysal Ahmed, Mahat M. Ali, Michael Chernus, David Warshofsky, Corey Johnson, Max Martini
Länge: 134 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Die Vorlage
Captain Richard Phillips (mit Stephan Talty): Höllentage auf See – In den Händen von somalischen Piraten – gerettet von Navy Seals
Heyne, 2013
336 Seiten
14,99 Euro
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Originalausgabe
A Captain’s Duty – Somali Pirates, Navy SEALs, and Dangerous Days at Sea