Drehbuch: Earl W. Wallace, William Kelley (nach einer Geschichte von William Kelley, Pamela Wallace und Earl W. Wallace)
In Philadelphia beobachtet ein achtjähriger Amish-Junge einen Polizistenmord. Auf dem Polizeirevier kann der Junge die Mörder identifizieren: es sind Kollegen des ermittelnden Detective John Book. Book muss mit dem Zeugen und seiner Mutter bei den Amish untertauchen. Dort entdeckt er eine Welt, die absolut nichts mit seiner Welt zu tun hat.
Polizeifilmklassiker, der im Genrekostüm die Geschichte eines Culture Clash erzählt.
„Weir hat einen überaus spannenden (Kriminal-)Film geschaffen, der auf Action – mit Ausnahme der gewalttätigen Schlusssequenz, die sich aber aus der Fabel völlig motiviert – weitgehend verzichten kann, weil er von Menschen handelt, die von sich aus faszinierend genug sind.“ (Fischer Film Almanach 1986)
Das Drehbuch erhielt den Edgar Allan Poe Award, den Writers Guild of America Award (WGA Award) und den Drehbuchoscar. Peter Weir und Harrison Ford waren für Oscars nominiert und als bester Film war „Der einzige Zeuge“ ebenfalls nominiert. Die Schmonzette „Jenseits von Afrika“ erhielt dann den Oscar als bester Film.
mit Harrison Ford, Kelly McGillis, Jan Rubes, Josef Sommer, Lukas Haas, Alexander Godunov, Danny Glover, Viggo Mortensen (Debüt)
Green Book – Eine besondere Freundschaft(Green Book, USA 2018)
Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly, Nick Vallelonga, Brian Currie
Gut gemachtes, auf einer wahren Geschichte basierendes Feelgood-Movie über die sich während einer Konzerttour durch die Südstaaten in den frühen sechziger Jahren entwickelnde Freundschaft zwischen dem Konzertpianisten Don Shirley (Mahershala Ali) und seinem für diese Tournee engagiertem Fahrer und Rausschmeißer Tony ‚The Lip‘ Vallelonga (Viggo Mortensen).
Der allgemeine Jubel über den Film, die zahlreichen Preise, unter anderem der Oscar als bester Film des Jahres (Spike Lee hatte mit seinem Wutausbruch, dass jeder andere nominierte Film den Oscar mehr verdient hätte als „Green Book“, vollkommen recht), können nicht über die doch ziemlich altbackene Ideologe des Films (der weiße Mann als Retter des Schwarzen und mit etwas gutem Willen kann der Rassissmus besiegt werden) hinwegtäuschen. „Green Book“ ist halt perfektes Hollywood-Wohlfühlkino.
Mit friedlichen Protestmärschen will Dr. Martin Luther King 1965 in Selma, Alabama, für das allgemeine Wahlrecht kämpfen. Denn dort ist die Diskriminierung der Afroamerikaner besonders deutlich. Und dort eskaliert die Situation in auch von King ungeahnter Weise. Ein Diakon wird von Weißen erschlagen. Auf der Edmund Pettus Bridge werden die friedlich Demonstrierenden mit Tränengas und nackter Gewalt zurückgedrängt. Die Bilder wurden im Fernsehen ausgestrahlt. An dem Abend schlagen Klu-Klux-Klan-Mitglieder drei weiße Geistliche zusammen. Einer stirbt an den Verletzungen.
Der dritte Versuch, friedlich von Selma nach Montgomery, der Hauptstadt von Alabama, zu marschieren wird dann zwischen dem 21. und 25. März 1965 zu einem Triumphzug für die Bürgerrechtsbewegung.
Das grandiose und wichtige Drama/Biopic „Selma“ setzt King und seinen Mitkämpfern ein würdiges Denkmal. DuVernays Film wurde von der Kritik abgefeiert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
mit David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth, Cuba Gooding Jr., Alessandro Nivola, Carmen Ejogo, Lorraine Toussaint, Ophrah Winfrey, Tessa Thompson, Giovanni Ribisi, Common, Dylan Baker, Wendell Pierce, Stan Houston
Green Book – Eine besondere Freundschaft(Green Book, USA 2018)
Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly, Nick Vallelonga, Brian Currie
TV-Premiere. Gut gemachtes, auf einer wahren Geschichte basierendes Feelgood-Movie über die sich während einer Konzerttour durch die Südstaaten in den frühen sechziger Jahren entwickelnde Freundschaft zwischen dem Konzertpianisten Don Shirley (Mahershala Ali) und seinem für diese Tournee engagiertem Fahrer und Rausschmeißer Tony ‚The Lip‘ Vallelonga (Viggo Mortensen).
Der allgemeine Jubel über den Film, die zahlreichen Preise, unter anderem der Oscar als bester Film des Jahres (Spike Lee hatte mit seinem Wutausbruch, dass jeder andere nominierte Film den Oscar mehr verdient hätte als „Green Book“, vollkommen recht), können nicht über die doch ziemlich altbackene Ideologe des Films (der weiße Mann als Retter des Schwarzen und mit etwas gutem Willen kann der Rassissmus besiegt werden) hinwegtäuschen. „Green Book“ ist halt perfektes Hollywood-Wohlfühlkino.
Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück(Captain Fantastic, USA 2016)
Regie: Matt Ross
Drehbuch: Matt Ross
Ben lebt mit seiner Frau Leslie und ihren sechs Kindern im Nordwesten der USA mitten in der Wildnis ein von der Gesellschaft abgekoppeltes autarkes Leben. Nach Leslies Suizid, bricht Ben mit seinen Kindern zu ihrer Beerdigung nach New Mexiko auf. Dort wollen sie ihren letzten Wunsch erfüllen.
Grundsympathischer Feelgood-Film ist, der ein großes Herz für gesellschaftliche Außenseiter hat.
mit Viggo Mortensen, Steve Zahn, Frank Langella, Missy Pyle, Kathryn Hahn, George McKay, Samantha Isler, Annalie Basso, Nicholas Hamilton, Shree Crocks, Charlie Shotwell, Ann Dowd, Erin Moriarty
Den Menschen so fern (Loin des Hommes, Frankreich 2014)
Regie: David Oelhoffen
Drehbuch: David Oelhoffen
LV (frei nach): Albert Camus: L’Hôte, 1957 (Der Gast, Erzählung)
Algerien, 1954: Der Ex-Soldat und Lehrer Daru soll den des Mordes angeklagten Bauern Mohamed in die nächste Stadt bringen, wo er zum Tod verurteilt wird. Während Daru ihn nicht dorthin bringen will, will Mohamed unbedingt dorthin
Tolles existenzialistisches Drama vor einer menschenleeren Western-Kulisse, musikalisch spärlich untermalt von Nick Cave und Warren Ellis.
Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Sehr stilbewusste Highsmith-Verfilmung. Zu einer ziemlich unmöglichen Uhrzeit.
Den Menschen so fern (Loin des Hommes, Frankreich 2014)
Regie: David Oelhoffen
Drehbuch: David Oelhoffen
LV (frei nach): Albert Camus: L’Hôte, 1957 (Der Gast, Erzählung)
Algerien, 1954: Der Ex-Soldat und Lehrer Daru soll den des Mordes angeklagten Bauern Mohamed in die nächste Stadt bringen, wo er zum Tod verurteilt wird. Während Daru ihn nicht dorthin bringen will, will Mohamed unbedingt dorthin
Tolles existenzialistisches Drama vor einer menschenleeren Western-Kulisse, musikalisch spärlich untermalt von Nick Cave und Warren Ellis.
Das „Negro Motorist Green Book“ war ein Reiseratgeber, der Tony ‚The Lip‘ Vallelonga (Viggo Mortensen) am Anfang seiner Tätigkeit als Fahrer, Bodyguard und Problemlöser für Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) in die Hand gedrückt wird. In dem Buch sind die Hotels und Gaststätten aufgeführt, in denen Afroamerikaner in den Südstaaten bedient werden. Das war 1962 und Dr. Don Shirley war damals ein anerkannter klassischer Pianist, der in New York in einem riesigen Apartment über der Carnegie Hall wohnte. Jetzt hat er sich entschlossen, mit seinem Trio eine mehrwöchige, an Weihnachten endende Tour durch die Südstaaten zu machen. Dafür braucht der distinguierte Schwarze einen Fahrer, der auch mal zulangen kann.
Vallelonga ist Rausschmeißer im legendären Nachtclub „Copacabana“. Als Shirley sich nach einem geeigneten Fahrer umhörte, empfahlen ihm mehrere Personen Vallelonga. Weil das „Copacabana“ gerade für mehrere Monate geschlossen ist, hat der Italo-Amerikaner Zeit. Das Geld kann er auch gut gebrauchen. Vor allem, weil er keine Jobs für Mafiosi erledigen will.
Vallelonga ist vor allem streetsmart (Bauernschlau beschwört das falsche Bild herauf). Er ist ungebildet und ein Rassist. So wirft er in der eigenen Wohnung die Gläser, aus denen die schwarzen Handwerker getrunken haben, in den Müll (und seine Frau holt sie wieder heraus). Aber er hat letztendlich das Herz auf dem rechten Fleck und er sieht den einzelnen Menschen, der anständig behandelt werden soll.
Denn während er auf der Tour in ordentlichen Hotels übernachtet, muss Shirley mit Absteigen vorlieb nehmen. Vor einem Konzert in einer Villa soll Shirley die im Gebüsch stehende Holzlatrine benutzen und selbstverständlich darf er in einem Nobelhotel, in dem er auftritt, nicht mit den weißen Gästen zu Abend essen.
Der New Yorker Vallelonga beobachtet das zunächst befremdet. Auch dass Shirley all die offenen und versteckten Diskriminierungen geduldig erträgt.
Bekannt wurde Peter Farrelly mit den Komödien „Dumm und Dümmer“ und Verrückt nach Mary“. Sein neuer, aus Vallelongas Perspektive erzählter Film „Green Book“ passt überhaupt nicht zu seinem bisherigen Werk. Denn „Green Book“ ist ein Feelgood-Movie, das sich entlang vertrauter Pfade und Konflikte bewegt und immer wieder eindrückliche Bilder für die damals alltägliche Diskriminierung von Schwarzen findet. Die Inszenierung ist punktgenau. Die Schauspieler überzeugen. Viggo Mortensen und Mahershala Ali wurden für zahlreiche Preise, aktuell die Oscars, nominiert und sie erhielten auch schon etliche Preise. Wobei Mahershala Ali als Dr. Don Shirley und als Vector in dem am 14. Februar startendem Science-Fiction-Film „Alita: Battle Angel“ etwas zu sehr die Rolle des leicht hochnäsigen, extrem beherrschten Schwarzen kultiviert.
Seit seiner Premiere beim Toronto International Film Festival erhielt „Green Book“, neben Kritikerlob, zahlreiche Preise und Nominierungen. Zuletzt die Golden Globes als Bester Film (in der Kategorie „Comedy/Musical“ [beides ist der Film nicht – und „Bohemian Rhapsody“ erhielt den Golden Globe als Bester Film]), Bester Nebendarsteller (Mahershala Ali) und Bestes Drehbuch. Er ist für fünf Oscar nominiert. Nämlich in den Kategorien Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Viggo Mortensen), Bester Nebendarsteller (Mahershala Ali), Bestes Filmdrehbuch (Nick Vallelonga, Brian Currie, Peter Farrelly) und Bester Schnitt (Patrick J. Don Vito).
Green Book – Eine besondere Freundschaft (Green Book, USA 2018
Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly, Nick Vallelonga, Brian Currie
mit Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini, Sebastian Maniscalco, Dimiter D. Marinov, P. J. Byrne
Innerhalb einer klassischen Genre-Geschichte (ein Cop jagt den Mörder seines Partners) präsentiert Harris eine melancholische und desillusionierte Charakterstudie über Männer, deren gescheiterte Beziehungen und großspurigen Pläne. Dabei laufen die Geschichten weitgehend unverbunden nebeneinander. Kein Klassiker, aber ein unterschätzter Film, der im Trailer zu Unrecht als Action-Film verkauft wird und viel zu wenig von Dennis Hopper zeigt. Aber Wesley Snipes war damals mit den erfolgreichen Filmen „New Jack City“, „Weiße Jungs bringen’s nicht“ und „Passagier 57“ der aufstrebende Star. „Demolition Man“ und „Die Wiege der Sonne“ starteten kurz darauf und festigten seinen Status; – auch wenn das angesichts der letzten Filme von Wesley Snipes heute schwer vorstellbar ist.
James B. Harris produzierte die frühen Kubrick-Filme, wie “Die Rechnung ging nicht auf” und “Lolita”.
Mit Wesley Snipes, Dennis Hopper, Viggo Mortensen, Lolita Davidovich, Seymour Cassel, Tony Lo Bianco, Tobin Bell, Dan Hedaya, Paul Gleason
Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Sehr stilbewusste Highsmith-Verfilmung. Zu einer ziemlich unmöglichen Uhrzeit.
Die Gesetzeshüter Virgil Cole und Everett Hitch sollen in Appaloosa für Recht und Ordnung sorgen. Denn Farmer Bragg terrorisiert die Einwohner und er hat auch den vorherigen Marshall erschossen.
Gelungene, werkgetreue Verfilmung eines Westerns von Robert B. Parker, dem Autor der Spenser- und Jesse-Stone-Kriminalromane, der seine bekannten Themen von Freundschaft, Loyalität, Recht und Gesetz in einem anderen Setting ausprobiert.
„Appaloosa“ erhielt beim Boston Film Festival den Preis für den besten Film und das beste Drehbuch.
Den Menschen so fern (Loin des Hommes, Frankreich 2014)
Regie: David Oelhoffen
Drehbuch: David Oelhoffen
LV (frei nach): Albert Camus: L’Hôte, 1957 (Der Gast, Erzählung)
Algerien, 1954: Der Ex-Soldat und Lehrer Daru soll den des Mordes angeklagten Bauern Mohamed in die nächste Stadt bringen, wo er zum Tod verurteilt wird. Während Daru ihn nicht dorthin bringen will, will Mohamed unbedingt dorthin
TV-Premiere eines tollen existenzialistischem Dramas vor einer menschenleeren Western-Kulisse, musikalisch spärlich untermalt von Nick Cave und Warren Ellis.
Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Die TV-Premiere der sehr stilbewussten Highsmith-Verfilmung erfolgt arg spät. Sehenswert ist der Krimi trotzdem.
3sat, 23.30 Eine dunkle Begierde (A dangereous method, Deutschland/Kanada/Großbritannien/Schweiz 2011)
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: Christopher Hampton (nach dem Roman „A dangerous method“ von John Kerr und dem Theaterstück „The talking cure“ von Christopher Hampton)
Auf Tatsachen basierender Film über die Beziehung zwischen C. G. Jung, seiner Patientin Sabina Spielrein (die später eine geachtete Psychologin wird) und Sigmund Freud. Ein toller Schauspielerfilm, der aber mehr wie eine besonders gute Arte-Produktion und weniger wie ein David-Cronenberg-Film wirkt.
mit Viggo Mortensen, Keira Knightley, Michael Fassbender, Vincent Cassel, Sarah Gadon, André Hennicke, Arndt Schwerin-Sohnrey, Anna Thalbach Hinweise
Der Traum vom unabhängigen Leben in der Wildnis. Ben Cash hat ihn mit minimalem Kontakt zur kapitalistischen Konsumgesellschaft verwirklicht. Aber nicht als einsam in einer Blockhütte lebender Einzelgänger, sondern mit seiner Frau Leslie und seinen sechs, teilweise fast erwachsenen Kindern. In den vergangenen zehn Jahren erhielten die Kinder in den Blockhütten und im Wald eine vollumfängliche Ausbildung. Sie können nicht nur allein in der Wildnis überleben, sie kennen sich auch in Mathematik, logischem Denken, Geschichte und Literatur aus. Er bringt ihnen bei, sich selbstständig eine Meinung zu bilden und diese argumentativ zu verteidigen. Bevorzugt aus der marxistisch-linken Perspektive. Die Schulmedizin und die Gesellschaft lehnen sie ab. Sie sind der Prototyp einer glücklichen, funktionierenden Familie, die Weihnachten zugunsten des Noam-Chomsky-Tages abgeschafft hat.
Als die manisch-depressive Leslie in einem Krankenhaus Suizid begeht und ihr Vater sie kirchlich beerdigen will, brechen Ben Cash und seine Kinder auf. Mit ihrem Hippie-Bus fahren sie vom Nordwesten der USA zur Beerdigung nach Albuquerque, New Mexiko. Allerdings nicht, um mit den Eltern, Freunden und Bekannten während des Gottesdienstes zu trauern, sondern um die Leiche ihrer über alles geliebte Mutter zu stehlen. Leslie lehnte die Kirche ab und wollte daher auch keine kirchliche Beerdigung. Ben und seine Kinder wollen ihr die Beerdigung zu geben, die sie sich wünschte.
Im Mittelpunkt von „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“ steht die Fahrt der Cashs quer durch die USA zur Beerdigung. Dabei müssen sie selbstverständlich ihre eingefahrenen Routinen und ihren Lebensstil überprüfen.
Diese Geschichte erzählt Schauspieler Matt Ross in seinem zweiten Langfilm, der dieses Jahr in Cannes in der Sektion „Un Certain Regard“ den Regiepreis erhielt, humorvoll mit einem Blick für die Landschaft und die Beziehungen der Familie untereinander. Es ist eine Familie, die von Leslie, die wir nur in einigen kurzen Rückblenden sehen, zusammen gehalten wurde. Deshalb muss Ben sich jetzt auch an die Mutterrolle gewöhnen, während vor allem seine älteren Kinder sich fragen, ob sie das abgeschiedene Leben in der Wildnis weiter leben oder die Welt erkunden wollen. Denn, auch wenn Ben positiv gezeichnet wird, er seine Kinder liebt und ihnen die bestmögliche Erziehung und Bildung geben will und Viggo Mortensen ihn als sympathischen Patriarchen spielt, ist er mit seinen starken antikapitalistischen Überzeugungen ein Sektenführer (auch wenn die Sekte klein ist), der totalitär über seine Untergebenen herrscht. Und es ist eine Frage, wie lange Ross ihn nicht als Tyrannen und Durchgeknallten zeichnet.
Denn Ben ist, das merken wir schnell, kein schlechter Vater. Aber ist er auch ein gute Vater?
Im dritten Akt, wenn Ben und seine Kinder bei Leslies Vater ankommen und es um die Frage geht, ob die Kinder weiter bei Ben bleiben dürfen oder sie zu Leslies Eltern kommen sollen, verheddert sich Ross ein wenig zwischen den möglichen Enden und einiges wird plakativer als nötig angesprochen.
Aber auch das ändert nichts daran, dass „Captain Fantastic“ ein grundsympathischer Feelgood-Film ist, der ein großes Herz für gesellschaftliche Außenseiter hat.
Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück (Captain Fantastic, USA 2016)
Regie: Matt Ross
Drehbuch: Matt Ross
mit Viggo Mortensen, Steve Zahn, Frank Langella, Missy Pyle, Kathryn Hahn, George McKay, Samantha Isler, Annalie Basso, Nicholas Hamilton, Shree Crocks, Charlie Shotwell, Ann Dowd, Erin Moriarty
Drehbuch: Earl W. Wallace, William Kelley (nach einer Geschichte von William Kelley, Pamela Wallace und Earl W. Wallace)
In Philadelphia beobachtet ein achtjähriger Amish-Junge einen Polizistenmord. Auf dem Polizeirevier kann der Junge die Mörder identifizieren: es sind Kollegen des ermittelnden Detective John Book. Book muss mit dem Zeugen und seiner Mutter bei den Amish untertauchen. Dort entdeckt er eine Welt, die das Gegenteil seiner Eigenen ist.
Polizeifilmklassiker, der im Genrekostüm die Geschichte eines Culture Clash erzählt.
„Weir hat einen überaus spannenden (Kriminal-)Film geschaffen, der auf Action – mit Ausnahme der gewalttätigen Schlusssequenz, die sich aber aus der Fabel völlig motiviert – weitgehend verzichten kann, weil er von Menschen handelt, die von sich aus faszinierend genug sind.“ (Fischer Film Almanach 1986)
Das Drehbuch erhielt den Edgar Allan Poe Award, den Writers Guild of America Award (WGA Award) und den Drehbuchoscar. Peter Weir und Harrison Ford waren für Oscars nominiert und als bester Film war „Der einzige Zeuge“ ebenfalls nominiert. Die Schmonzette „Jenseits von Afrika“ erhielt dann den Oscar als bester Film.
mit Harrison Ford, Kelly McGillis, Jan Rubes, Josef Sommer, Lukas Haas, Alexander Godunov, Danny Glover, Viggo Mortensen (Debüt)
Tödliche Versprechen – Eastern Promises (Großbritannien/USA/Kanada 2007, Regie: David Cronenberg)
Drehbuch: Steven Knight
Eine Hebamme gerät zwischen die Fronten der Russenmafia. Denn sie besitzt ein Tagebuch, das einige Verbrecher belastet. Ein Killer soll sie umbringen.
Hartes, in London spielendes, top besetztes Gangsterdrama von David Cronenberg.
Steven Knight schrieb unter anderem das Oscar- und BAFTA-nominierte und mit dem Edgar Allan Poe-Preis ausgezeichnete Drehbuch zum Stephen Frears-Film „Kleine schmutzige Tricks“ (Dirty Pretty Things, GB 2002).
„Eastern Promises“, wurde, oft in den Kategorien, bester Film, beste Regie, beste Hauptrolle und bestes Drehbuch, für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch einige. Knights Drehbuch war für den Edgar nominiert.
mit Viggo Mortensen, Naomi Watts, Armin Müller-Stahl, Vincent Cassel
Wiederholung: Donnerstag, 9. Dezember, Eins Plus, 22.15 Uhr
1954 unterrichtet Ex-Soldat Daru (Viggo Mortensen) in Algerien in einem abgelegenem Tal eine Gruppe Kinder. Es sind die ersten Tage des Algerienkrieges, der bis 1962 dauerte, unzählige Leben forderte und mit der Unabhängigkeit des Landes von den französischen Kolonialherren endete.
Eines Tages wird Daru von den örtlichen Machthabern gezwungen, den Bauern Mohamed (Reda Kaleb) in die nächste Stadt zu bringen. Er soll ein Mitglied einer anderen Familie getötet haben. In der Stadt erwartet ihn, nach einer Gerichtsverhandlung nach französischem Recht, der sichere Tod. Trotzdem will Mohammed unbedingt dorthin. Nur so könne der Kreislauf der Blutrache durchbrochen werden.
Auf der gefährlichen Reise durch das Gebirge – immerhin tobt im Land gerade ein Bürgerkrieg und sie werden von auf Blutrache sinnenden Reitern verfolgt – lernen sie sich näher kennen. Außerdem versucht Daru Mohamed zu überzeugen, nicht in den sicheren Tod zu gehen.
Aber welche andere Möglichkeit hat er?
Der Hinweis, dass David Oelhoffens grandioser und stilbewusster Western „Den Menschen so fern“ auf einer Geschichte des Philosophen Albert Camus basiert, könnte vielleicht einige Menschen abhalten. Was Schade wäre. Denn sie würden dann einen glänzend gespieltes Drama vor der prächtigen Kulisse des Atlasgebirges (gedreht wurde in Marokko, die Geschichte spielt im benachbarten Algerien) verpassen, musikalisch stimmig unterlegt von Nick Cave und Warren Ellis, die hier eine ähnlich reduzierte Musik abliefern wie Ry Cooder zu Wim Wenders „Paris, Texas“. Oelhoffen inszenierte nach seinem Drehbuch einen Western, der sich immer noch aktuellen philosophischen Fragen widmet und der auf die Kraft seiner Bilder und dem reduzierten Spiel der beiden Hauptdarsteller vertraut. Da können sich die Dialoge, vor allem die Gespräche zwischen Daru und Mohamed, auf das Notwendigste beschränken.
A History of Violence (USA/Kanada 2005, Regie: David Cronenberg)
Drehbuch: Josh Olson
LV: John Wagner/Vince Locke: A History of Violence, 1997 (Graphic Novel)
Tom Stall ist ein gewöhnlicher Schnellrestaurantbesitzer irgendwo in Indiana. Als zwei Killer sein Restaurant ausrauben wollen, tötet er sie im Affekt. Danach ist er der Held des Tages und zwei Mafiosi aus Philadelphia tauchen auf. Sie behaupten, Tom von früher zu kennen. Damals war er ein Mafiakiller und der Philly-Mob habe noch eine Rechnung mit ihm offen.
Ein eiskaltes, klar strukturiertes Noir-Drama von Cronenberg, der hier eine altbekannte Genregeschichte und gleichzeitig viel mehr erzählt.
Das Drehbuch von Josh Olson war für den Edgar-Allan-Poe-Preis als bestes Drehbuch nominiert. „Syriana“ erhielt die Trophäe.
David Cronenbergs neuester Film „Maps to the Stars“ erscheint am 23. Februar (Verleih) und am 3. März (Kauf) auf DVD und Blu-ray mit, unter anderem, etlichen Interviews mit den Hauptdarstellern, Autor Bruce Wagner und David Cronenberg .
Mit Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt