Die Gerüchte über einen dritten Sherlock-Holmes-Film von Guy Ritchie mit Robert Downey jr. als Sherlock Holmes und Jude Law als Dr. Watson halten sich hartnäckig.
mit Robert Downey jr., Jude Law, Jared Harris, Noomi Rapace, Stephen Fry, Eddie Marsan, Rachel McAdams, Kelly Reilly, Geraldine James, Paul Anderson, Thierry Neuvic
Wiederholung: Freitag, 12. Mai, 01.15 Uhr (Taggenau!)
Vor sechs Jahren war Tim Burtons Version von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ an der Kinokasse so unglaublich erfolgreich, dass eine Fortsetzung nur eine Frage der Zeit war. Außerdem hatte Carroll mit „Through the Looking-Glass“ quasi eine Fortsetzung geschrieben, von der man den Titel verwenden konnte. Denn, so Produzentin Suzanne Todd: „’Alice hinter den Spiegeln‘ ist im Grunde eine Ansammlung beliebiger und bizarrer Episoden aus Carrolls Leben, die eigentlich in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Linda Woolverton hatte eine völlig neue Geschichte geschrieben, die von dem Buch inspiriert war und all den Figuren folgt, die wir im ersten Film liebgewonnen haben. Wir erleben, was mit ihnen seit dem ersten Film passiert ist. Und wir folgen ihnen in ihre Vergangenheit und erfahren noch mehr über sie. Alle waren begeistert.“
Trotzdem dauerte es sechs Jahre, bis mit „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ die Fortsetzung fertig war. Linda Woolverton schrieb wieder das Drehbuch, in dem sie die Geschichte von Alice weitererzählt. Die Regie übernahm James Bobin („Muppets most wanted“). Etliche Schauspieler, die bei „Alice im Wunderland“ mitspielten, sind wieder dabei und der poppig-künstliche Zuckerschock-Stil wurde beibehalten.
Am Ende von „Alice im Wunderland“ brach Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) als Seefahrerin in Richtung China auf.
Am Anfang von „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ kann sie, drei Jahre später, mit einem waghalsigen Manöver in sturmumtoster See einigen Piraten entkommen. Zurück in England erfährt Alice, dass ihre Mutter kurz davor steht, die Reederei zu verkaufen. An den Schnösel Hamish Ascot, der sie schon vor Jahren nicht heiraten wollte, und eine Gruppe alter Männer, die sich Frauen nur als Hausfrauen vorstellen können.
Alice tritt durch einen Spiegel ins Unterland, das sie in den vergangenen Jahren nicht besuchte. Erschrocken sieht sie, was sich aller veränderte. Vor allem der Verrückte Hutmacher Tarrant Hightopp (Johnny Depp) ist nicht mehr er selbst. Er ist, nachdem er eine Spur von seinen verstorbenen Eltern entdeckte, todunglücklich. Er bittet Alice um Hilfe. Aber wie sollen Tode wieder ins Leben zurückkehren?
Trotzdem versucht Alice ihren Freund zu retten und während ihrer Rettungsmission erfahren wir auch viel über das Wunderland und seine Bewohner in früheren Jahren. Insofern ist „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ ein Sequel und ein Prequel, wobei gerade dieser Teil der alleruninteressanteste ist. Denn wollen wir wirklich wissen, wie und warum Mirana, die Weiße Königin (Anne Hathaway), und Iracebeth, die Rote Königin (Helena Bonham Carter) sich zerstritten und Iracebeth so böse wurde? Hat sie uns nicht gerade wegen ihrer nicht erklärten Bösartigkeit im ersten Film so gut gefallen? Und wollen wir wirklich alles über die Eltern und Kindheit vom Verrückten Hutmacher erfahren? Nicht wirklich.
Auch Alices Rettungsmission im Unterland, die natürlich von Ereignissen in der realen Welt inspiriert ist und auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit etwas hin und her springt, und es um den Besitz der Chronosphäre, die von der Zeit (Sacha Baron Cohen) beherrscht und gepflegt wird, wird eher lustlos präsentiert. Mit einer gehören Portion Unglaubwürdigkeit. Denn die taffe Seefahrerin soll jetzt, immerhin spiegeln ihre Abenteuer im Unterland ihre aktuellen Probleme in der realen Welt, an sich zweifeln und sich ernsthaft überlegen, ob sie nicht doch zum Heimchen am Herd wird.
Da helfen dann auch nicht mehr die Auftritte der alten Bekannten aus dem ersten Film und die bunten, hauptsächlich aus dem Computer generierten Bilder. Wobei jetzt das Zusammenspiel von Schauspielern und CGI-Figuren besser funktioniert als im ersten Teil.
Eine riesige Enttäuschung ist dagegen die erschreckend beliebig vor sich hin plätschernde Musik von Danny Elfman; – wobei: zur Lektüre von Carrolls Alice-Geschichten könnte sie eine gute Geräuschkulisse sein.
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (Alice through the looking glass, USA 2016
Regie: James Bobin
Drehbuch: Linda Woolverton
LV: Lewis Carroll: Through the Looking-Glass, 1871 (Alice hinter den Spiegeln)
mit Johnny Depp, Mia Wasikowska, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway, Sacha Baron Cohen, Rhys Ifans, Matt Lucas, Lindsay Duncan, Leo Bill, Geraldine James, Andrew Scott, Richard Armitage, Ed Speleers, Alan Rickman (Stimme), Timothy Spall (Stimme), Paul Whitehouse (Stimme), Stephen Fry (Stimme), Barbara Windsor (Stimme), Michael Sheen (Stimme)
Auf der Berlinale ging der Darstellerpreis an Charlotte Rampling und Tom Courtenay, die in „45 Years“ ein seit den titelgebenden 45 Jahren verheiratetes, kinderloses Ehepaar spielen und sie spielen dieses Ehepaar auch fantastisch in den kleinen Gesten, die Vertrauen und dann auch Verunsicherung ausdrücken. Denn kurz vor dem Hochzeitstag, der mit einer großen Party gefeiert werden soll, erhält Geoff Mercer einen Brief aus der Schweiz. Seine Jugendliebe Katya, die 1962 während eines Wanderurlaubs in eine Schlucht stürzte und deren Leiche erst jetzt, ein halbes Jahrhundert später, entdeckt wurde, hatte ihn als ihren nächsten Angehörigen genannt. Sie waren damals ein Liebespaar. Geoff erinnert sich jetzt wieder an sie und er gesteht seiner Frau Kate, einer pensionierten Lehrerin, die er erst danach kennen lernte, dass er, wenn er nicht sie geheiratet hätte, Katya geheiratet hätte.
„45 Years“ ist ein stilles, von den beiden Hauptdarstellern getragenes Drama in dem die Verunsicherung von Geoff und Kate über den Brief und seine Folgen nur angedeutet wird. Geoff beginnt zunehmend in Erinnerungen zu schwelgen. Kate fragt sich, ob sie nicht gegenüber der Verstorbenen nur die zweite Wahl war. Das wird von Andrew Haigh, nach einer knapp zwölfseitigen, lesenswerten Kurzgeschichte von David Constantine, äußerst langsam, in jeder Beziehung sehr reduziert und intim und mit der Konzentration auf einen Ort, das Haus der Mercers und einige Ausflüge in das nahe gelegene Dorf, erzählt. Fast so, als passe er sein Erzähltempo dem Schritttempo von Pensionären an, die nicht langsam genug gehen können, bis sie ans Ziel gelangen, was in „45 Years“ die Hochzeitsfeier ist, auf der wir ein reinigendes Gewitter erwarten.
Bis dahin stehen vor allem die immer stärker werdende Verunsicherung von Kate über ihre Ehe im Mittelpunkt, die mir, nachdem Kate fast fünfzig Jahre mit Geoff verheiratet ist und als zupackend-patente Ex-Lehrerin geschildert wird, dann doch zu weit hergeholt ist.
Allerdings richtet sich „45 Years“ auch an die Generation 50+, naja, 60+, naja Pensionäre, die seit Jahrzehnten miteinander verheiratet sind. Die sehen die Geschichte und das äußerst geruhsame Erzähltempo wahrscheinlich anders.
Nach der Trennung von Prinz Charles langweilt Prinzessin Diana sich im Kensington Palast, wartet auf die Scheidung und wird von Fotografen verfolgt. Da begegnet sie im Krankenhaus Hasnat Khan, einem jungen pakistanischen Herzchirurgen, der sie nicht als Berühmtheit, sondern als ganz normale Frau behandelt. Sie verliebt sich in ihn, er in sie und Oliver Hirschbiegel (Das Experiment, Der Untergang) konzentriert sich in seinem Biopic „Diana“ auf diese Liebesgeschichte, die er mit ihrem Unfalltod zu einer Geschichte über ihre letzten beiden Jahre aufplustert und ihr so wohl eine größere Bedeutung verleihen will.
Dennoch bleibt der Film reinstes, strunzdoofes Kitschkino: Das von allen verfolgte It-Girl, das in den starken Armen eines aus dem fernen Orient kommenden Arztes ihr Glück findet. Das ist der Stoff, aus dem eindimensionale Soaps gestrickt sind und genau das ist „Diana“.
Dabei hätte es durchaus viele Aspekte im Leben von Lady Di gegeben, die man in einem Biopic hätte ansprechen können. Aber das Königshaus kommt überhaupt nicht vor. Die Rolle der Medien, die Einsamkeit einer von allen verfolgten Person, die Suche nach einem Lebensinhalt, ihr Engagement gegen Landminen, ihr Verhältnis zu Männern – das alles kommt in dem Kitschfest nur in Nebensätzen vor, um noch einmal, allerdings nie den richtigen Ton treffend, die Geschichte von der Prinzessin und dem Bürgerlichen zu erzählen, während die Macher alle auch nur halbwegs interessanten Aspekte im Leben von Diana weiträumig umschiffen.
Aber dafür hätten sie auch eine Haltung zu dem Leben von Prinzessin Diana finden müssen. Sie hätten sich darüber verständigen müssen, was sie an ihrem Leben besonders fasziniert, warum sie gerade diese Geschichte erzählen wollen und was wir daraus lernen können. Kurz: wir müssten irgendetwas Neues aus dem Leben von Prinzessin Diana erfahren. Eine austauschbare Liebesgeschichte, die schon vor einem halben Jahrhundert mehr als abgenudelt war, kann es nicht sein.
Diana (Diana, GB/USA 2013)
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Stephen Jeffreys
mit Naomi Watts, Naveen Andrews, Douglas Hodge, Geraldine James, Charles Edwards, Cas Anvar, Juliet Stevenson