Neu im Kino/Filmkritik: Über Guy Ritchies „Operation Fortune“

Orson Fortune (Jason Statham) ist der beste Geheimagent seiner Majestät, wobei er genaugenommen freiberuflich tätig ist. Seine Einsätze sind aus verschiedenen Gründen – einer ist sein exzessiver Konsum hochpreisiger Weine – sehr kostspielig. Außerdem hat er, im Gegensatz zu James Bond, mit einigen Phobien zu kämpfen. Flugangst ist eine.

Als aus einer geheimen, hoch gesicherten Versuchsanlage mit brutaler Gewalt eine unbekannte Gruppe eine sehr wertvolle „Waffe“ klaut, die im Film nur den Codenamen „Handle“ hat und früher MacGuffin hieß, beauftragt Fortunes Chef den besten Agenten, den es gibt, mit der Suche nach der Waffe.

Fortune stellt ein Team von Spezialisten zusammen und er hat einen Plan. Über den reichen, skrupellosen und gut vernetzten Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant) wollen sie an die gestohlenen Gegenstände kommen und gleichzeitig herausfinden, wer sie gestohlen hat. Denn Simmonds, so haben sie erfahren, will das Handle kaufen.

Um an den Waffenhändler heranzukommen, erpressen sie den Hollywood-Stars Danny Francesco (Josh Hartnett). Denn Simmonds ist ein großer Fan des Schauspielers.

Die erste Kontaktaufnahme soll während einer Party auf Simmonds‘ riesiger Yacht stattfinden.

Nachdem Guy Ritchies vorheriger Film „Cash Truck“ (Wrath of Man, 2021) ein eiskalter, absolut humorfreier Noir-Gangsterfilm war, ist „Operation Fortune“ wieder in Ritchies bekannter Wohlfühlzone, in der er Action mit eher rüdem Humor mixt. Dieses Mal, wie bei seinem vorherigem Agentenfilm „Codename U. N. C. L. E.“ (The Man from U.N.C.L.E., 2015), der ein durchaus charmantes Retro-Fest für die gleichnamige Sechziger-Jahre-Agentenserie und den damaligen Agentenfilm (ich sage nur James Bond) ist, ist „Operation Fortune“ so etwas wie ein in die Gegenwart verlegtes Update des Sechziger-Jahre-Agentenfilms. Denn natürlich ist der globetrottende Orson Fortune ein geistiger Bruder von James Bond. Nur dass Fortune einige Phobien hat und im Team arbeitet.

Allerdings ist „Operation Fortune“ kein gelungenes Update. Zu viel ist bereits aus anderen Filmen bekannt. In der Melissa-McCarthy-Komödie „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, 2015) spielte Jason Statham bereits – gelungener – eine ähnlich Figur wie Orson Fortune. Die Idee, dass die Gesetzeshüter mit der Hilfe eines Hollywood-Stars einen Waffenhändler überführen wollen, wurde vor wenigen Monaten mit Nicolas Cage als Nicolas Cage in „Massive Talent“ (The Unbearable Weight of Massive Talent, 2022) durchgespielt. Ebenfalls besser. Und die James-Bond-Filme, vor allem die aus der Prä-Daniel-Craig-Ära, parodieren sich mehr oder weniger selbst. Deshalb ist es so schwer, eine gelungene Parodie auf James Bond zu inszenieren.

Aber dieses Mal findet Guy Ritchie niemals den richtigen Ton und Rhythmus. Stattdessen setzt die in einem monotonem Stakkato geschnittene Agentenfilmparodie sich unglücklich zwischen die Stühle. Für eine Komödie ist „Operation Fortune“ nicht witzig genug. Für einen Actionfilm gibt es zu wenig Action. Vor allem zu wenig gut gemachte und interessante Action. Für einen Agentenfilm ist die mit den sattsam bekannten Klischees erzählte Stoy zu banal. Auch für einen pulpigen, sich in James-Bond-Gefilden bewegenden Agentenfilm. Es vergeht nämlich viel Zeit, bis das Team sich zusammengefunden hat, bis der Hollywood-Star überzeugt ist und alle Spieler sich erstmals auf dem Schiff des Bösewichts treffen. Dort geht es dann eher überraschungsfrei mit vielen Faustkämpfen weiter.

Für die gesamte Familie ist der Film deswegen zu brutal. Für einen Guy-Ritchie-Film ist er allerdings zu brav geraten.

Am Ende des Spionageabenteuers ist immer noch unklar, ob Fortune eine Parodie auf globetrottende, eskapistischen Agentenfilme mit mühelos die Welt rettenden Geheimagenten oder ein ernst gemeintes Update dieser Agententhriller für die Gegenwart sein soll.

Operation Fortune (Operation Fortune: Ruse de guerre, USA 2022)

Regie: Guy Ritchie

Drehbuch: Ivan Atkinson, Marn Davies, Guy Ritchie

mit Jason Statham, Aubrey Plaza, Cary Elwes, Hugh Grant, Josh Hartnett, Bugzy Malone, Eddie Marsan

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Opertation Fortune“

Metacritic über „Operation Fortune“

Rotten Tomatoes über „Operation Fortune“

Wikipedia über „Operation Fortune“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „King Arthur: Legend of the Sword“ (King Arthur: Legend of the Sword, USA/Australien 2017)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Aladdin“ (Aladdin, USA 2019)

Meine Bepsrechung von Guy Ritchies „The Gentlemen“ (The Gentlemen, Großbritannien/USA 2019)

Meine Kurzbesprechung von Guy Ritchies „Cash Truck“ (Wrath of Man, USA 2021)

Meine ausführliche Besprechung von Guy Ritchies „Cash Truck“ (Wrath of Man, USA 2021)

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