Wenn die Anfangszeiten im TV-Programm stimmen, wird eine rabiat auf 90 Minuten gekürzte Fassung des 114-minütigen Films gezeigt. Keine Ahnung warum. Denn die Kinofassung ist perfekt.
mit Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow, Felix Eitner, David Zimmerschmied, Rüdiger Klink, Cornelia Köndgen, Martin Maria Abram, Udo Schenk
Wenn die Anfangszeiten im TV-Programm stimmen, wird eine rabiat auf 90 Minuten gekürzte Fassung des 114-minütigen Films gezeigt. Keine Ahnung warum. Denn die Kinofassung ist perfekt.
mit Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow, Felix Eitner, David Zimmerschmied, Rüdiger Klink, Cornelia Köndgen, Martin Maria Abram, Udo Schenk
Five Minutes of Heaven (Five Minutes of Heaven, Großbritannien 2009)
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Guy Hibbert
1975 erschoss Alistair Little in Nordirland den etwa gleichaltrigen Jim Griffin. Jims jüngerer Bruder Joe sah die Tat. 33 Jahre später sollen sie vor laufender Kamera eine Versöhnung inszenieren. Aber Joe hat andere Pläne.
Fast unbekanntes, aber sehr sehenswertes Kammerspiel von Oliver Hirschbiegel über die Folgen des Nordirlandkonflikts für die Täter und Opfer. Angesichts der aktuellen Schlagzeilen aus Nordirland brennend aktuell.
LV: Joachim Fest: Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reiches, 2002
LV: Traudl Junge, Melissa Müller: Bis zur letzten Stunde – Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, 2002
Was geschah in den letzten Kriegstagen in Berlin im Führerbunker? Nach 150 Minuten wissen wir es.
„Der Untergang“ ist gediegen erzähltes, starbesetztes Unterhaltungskino im Hollywoodstil. Historisch akkurat und ohne eine erkennbare Haltung zum Sujet. Deshalb reiht sich eine Episode an die nächste Episode, aber eine Geschichte wird, abseits der strikt chronologischen Anordnung des Materials, nicht erkennbar.
mit Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Juliane Köhler, Heino Ferch, Christian Berkel, Matthias Habich, Thomas Kretschmann, Michael Mendl, André Hennicke, Ulrich Noethen, Birgit Minichmayr, Rolf Kanies, Justus von Dohnányi, Dieter Mann, Christian Redl, Götz Otto, Alexander Held, Bettina Redlich, Heinrich Schmieder, Anna Thalbach, Ulrike Krumbiegel, Jürgen Tonkel, Devid Striesow
Wiederholung: Freitag, 8. Mai, 02.30 Uhr (Taggenau!)
Five Minutes of Heaven (Five Minutes of Heaven, Großbritannien 2009)
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Guy Hibbert
1975 erschoss Alistair Little in Nordirland den etwa gleichaltrigen Jim Griffin. Jims jüngerer Bruder Joe sah die Tat. 33 Jahre später sollen sie vor laufender Kamera eine Versöhnung inszenieren. Aber Joe hat andere Pläne.
TV-Premiere. Fast unbekanntes, aber sehr sehenswertes Kammerspiel von Oliver Hirschbiegel über die Folgen des Nordirlandkonflikts für die Täter und Opfer.
Wenn die Anfangszeiten im TV-Programm stimmen, zeigt Arte als TV-Premiere eine rabiat auf 90 Minuten gekürzte Fassung des 114-minütigen Films.
mit Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow, Felix Eitner, David Zimmerschmied, Rüdiger Klink, Cornelia Köndgen, Martin Maria Abram, Udo Schenk
Berlin, 1974: Lars Weber (Tom Schilling) wird von der Stasi als Romeo-Agent nach West-Berlin geschickt. Er soll die vierzigjährige Alleinerziehende Lauren Faber (Sofia Helin, „Die Brücke“) verführen und wichtige Informationen über ihre Arbeit entlocken. Sie arbeitet als Analystin in der britisch-amerikanischen Abhörstation auf dem Teufelsberg.
Als sie in der Mitte der zweiten von drei Episoden einen tödlichen Schlaganfall hat, wird Webers Zielobjekt geändert. Jetzt soll er die ebenfalls auf dem Teufelsberg arbeitende US-Amerikanerin Sabine Cutter (Friederike Becht) verführen. Aber er und seine Auftraggeber ahnen nicht, wer Sabine Cutter ist.
Wir als Zuschauer haben dagegen schon ziemlich früh eine ziemlich genau Vorstellung davon und den entstehenden Konflikten, wenn Weber, Cutter und alle anderen das entdecken.
„Der gleiche Himmel“ ist eine Mischung aus Event-Produktion und Miniserie, je nach Rechnung als Dreiteiler (3 x 90 Minuten, im TV und auf DVD) oder als Sechsteiler (6 x 45 Minuten auf dem internationalen Markt und bei Netflix), deren Geschichte nach viereinhalb Stunden mitten in der Geschichte abbricht. Als habe man bei einem Agatha-Christie-Krimi nach dem Auffinden der Leiche oder eine Seite vor der Versammlung der Verdächtigen in einem Zimmer aufgehört; – oder, nein, weil „Der gleiche Himmel“ seine Geschichte sehr offen erzählt, wie ein James-Bond-Film, der nach der ersten Begegnung von James Bond mit dem Bösewicht einfach aufhört mit dem Kommentar: „Ach, eigentlich könnt ihr euch den Rest denken.“
Dieses offene Ende ist eine bodenlose Frechheit.
Der Weg bis zum Ende ist dabei gar nicht so schlecht. Oliver Hirschbiegel erzählt betulich eine Agentengeschichte mit viel Zeitkolorit und, immerhin muss die Geschichte auf 270 Minuten gestreckt werden und es werden nur die Fundamente für kommende Konflikte gelegt, vielen, vielen Nebengeschichten, die mit dem Auftrag von Lars Weber nichts zu tun haben und dessen Geschichte immer wieder in den Hintergrund verdrängen. Dafür ist Webers ganze Ostfamilie in verschiedene Geschichten verwickelt, die ein Best-of-DDR sind: es geht um Homosexualität, um den Bau eines Fluchttunnels (am Ende gibt es die Idee für eine andere Möglichkeit der Republikflucht), um eine potentielle Teilnehmerin an der Schwimmolympiade und damit verbundenes Doping, um Spitzelgeschichten, Verhöre im Stasi-Knast Hohenschönhausen und regimekonformen Schulunterricht. Alles das ist nicht uninteressant, aber für den Hauptplot überflüssig. Auch weil bis zum Ende der ersten Staffel (das ist die nicht offen ausgesprochene Idee der Macher) kein sich konflikthaft befruchtendes Verhältnis zwischen den Geschichten vorhanden ist.
Die Schauspieler holen oft Facetten aus den Rollen heraus, die die reinen Dialoge so nicht hergeben. Das gilt, zum Beispiel, für Ben Becker als Führungsoffizier von Lars Weber, der leicht zu einem kettenrauchendem Hardboiled-Proll-Klischeedetektiv hätte werden können. Er bringt auch etwas Humor in den gleichen Himmel. Oder für Jörg Schüttauf, der sein Leben lang für den Sozialismus kämpfte und dafür sein Umfeld ausspäht und ausspähen lässt. Oder für Anja Kling als vom Ehrgeiz zerfressene Mutter einer potentiellen Olympia-Teilnehmerin, die alles tun würde, damit ihre Tochter ihren Traum erfüllt – und sie die größere Wohnung bekommt.
Das wird durchgehend grundsolide präsentiert, aber mit einem Ende, das als Ende einer Miniserie in keinster Weise akzeptabel ist. Dass in der ZDF-Fassung am Ende in Schrifteinblendungen, die in der DVD-Fassung fehlen, die Geschichte weitererzählt wird, macht es nur noch schlimmer.
Das ZDF zeigt den zweiten Teil am Mittwoch, den 29. März, um 20.15 Uhr (Nachtwiederholung um 01.30 Uhr) und den dritten Teil am Donnerstag, den 30. März, ebenfalls um 20.15 Uhr (Nachtwiederholung am Samstag, den 1. April, um 02.15 Uhr [Taggenau!]) .
Polyband veröffentlicht die DVD am Freitag, den 31. März. Als Bonusmaterial gibt es ein „Making of“ (9:11 Minuten), das Featurette „Die Musik zu ‚Der gleiche Himmel’“ (4:47 Minuten), „Interviews mit den Darstellern Tom Schilling, Friederike Becht und Sofia Helin“ (7:26 Minuten) und ein „Interview mit Autorin Paula Milne“ (9:52 Minuten). Sie sind fast auch online, z. B. auf der ZDF-Homepage, verfügbar und eher oberflächlich in dem erwartbaren Promo-Rahmen. Wobei das Interview mit Paula Milne etwas aus dem Rahmen fällt, weil Drehbuchautorinnen normalerweise nicht befragt werden. Mit Oliver Hirschbiegel wurde dagegen, obwohl er im „Making of“ und dem Musik-Featurette dabei ist, anscheinend kein längeres Interview geführt.
mit Tom Schilling, Friederike Becht, Sofia Helin, Ben Becker, Claudia Michelsen, Anja Kling, Stephanie Amarell, Muriel Wimmer, Jörg Schüttauf, Godehard Giese, Jascha Rust, Hannes Wegener, Steffi Kühnert, Daniel Zillmann
Bonusmaterial: Making of, Die Musik zu „Der gleiche Himmel“, Interviews mit den Darstellern Tom Schilling, Friederike Becht und Sofia Helin, Interview mit Autorin Paula Milne
Der Film beginnt in Konstanz an einem Grenzposten zur Schweiz. Georg Elser hat in München im Bürgerbräukeller eine Bombe platziert, die Adolf Hitler töten soll. Allerdings beendet Hitler seine Rede vorzeitig und der Anschlag geht schief. Aber die Grenzbeamten halten Elser für verdächtig und eine erste Durchsuchung bestätigt ihren Verdacht, dass Elser etwas vor ihnen verbirgt. Kurz darauf beginnen Arthur Nebe, Chef der Kripo im Reichssicherheitshauptamt, und Gestapochef Heinrich Müller ihn zu verhören. Sie glauben, einen oder den Verantwortlichen für den Anschlag vom 8. November 1939 auf Hitler vor sich zu haben. Fred Breinersdorfer, der bereits das Drehbuch für „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ schrieb und „Elser“ mit seiner Tochter Léonie-Claire Breinersdorfer schrieb, entwarf „Elser“ als Gegenmodell und Variation von „Sophie Scholl“. Gerade weil beide Filme gleich aufgebaut sind (Verhaftung – Verhör mit Rückblenden – Ermordung) rückt die Frage des Widerstands gegen ein verbrecherisches Regime in den Mittelpunkt. Sophie Scholl verkörpert dabei das gesellschaftlich allgemein akzeptierte Bild des Widerstandes: jung (1921 geboren), gut aussehend (erinnert euch an die fast ikonographischen Bilder von ihr), christlich (was heute eher ignoriert wird), gewaltfrei und Teil einer ähnlich gesinnten Gruppe, deren Mitglieder weniger bekannt sind. Georg Elser ist das Gegenmodell: schon etwas älter (1903 geboren), politisch engagiert (er war Mitglied in der KPD-Kampforganisation „Roter Frontkämpferbund“), ein Lebemann, der als übergenauer Tüftler (er war Schreiner und Uhrmacher) sich irgendwann entschloss, etwas zu tun und dann, ohne mit irgendjemand darüber zu reden, einen kaltblütigen Mord, einen Tyrannenmord, plante. Die Frage, ob ein Tyrannenmord gerechtfertigt ist, steht dann auch im Zentrum von „Elser“, den Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“, aber auch „Das Experiment“, „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ und „Five Minutes of Heaven“ [mit Liam Neeson]) souverän als Polit-Thriller zum Nachdenken inszenierte. Dabei umschiffen die Breinersdorfers und Hirschbiegel Vergleiche mit Klaus-Maria Brandauers „Georg Elser – Einer aus Deutschland“ (1989) indem sie die konkreten Vorbereitungen, die in Brandauers Thriller im Mittelpunkt stehen, links liegen lassen. „Elser“ erzählt, nah an den historisch verbürgten Fakten, wie Elser sich ausgehend von seinen Beobachtungen entschloss, das Attentat gegen den Diktator zu planen und was nach seiner Verhaftung ihm geschah. Der Film zeigt auch ein anderes Bild von Georg Elser, dessen Tat für verschiedene Legenden benutz wurde, in denen er meistens mehr oder selten weniger diffamiert wurde. Im Nachkriegsdeutschland wurde er lange totgeschwiegen. Seine Familie und Verwandten distanzierten sich lange von ihm. Aber das ist ein Kapitel, das in „Elser“ nicht angesprochen wird. Elser lebte und arbeitete in den Zwanzigern am Bodensee, vor allem in Konstanz, in verschiedenen Uhrenfabriken. Seine Vorgesetzten mussten ihn immer wieder entlassen, weil die Geschäfte schlecht liefen. 1932 kehrte er zurück nach Königsbronn auf der Schwäbischen Alb. Er war ein Stenz, ein beliebter Hallodri, ein Musiker mit vielen Frauenbeziehungen, auch mit verheirateten Frauen, und der Vater von mehreren unehelichen Kindern. Er war auch ein genauer Beobachter und er zog, als einfacher Mann aus dem Volk und Hilfsarbeiter in einer Heidenheimer Armaturenfabrik, aus seinen Beobachtungen über die veränderte Stimmung im Dorf, den Nachrichten und den Kriegsvorbereitungen in der Fabrik – im Gegensatz zu fast allen Deutschen – die richtigen Schlüsse und er tat das, was er für richtig hielt. Er agierte früher und konsequenter als die anderen heute allgemein bekannten deutschen Widerstandskämpfer. Sophie Scholl, die Weiße Rose und die Soldaten um General von Stauffenberg, um nur die bekanntesten Namen zu nennen, entschlossen sich erst in den letzten Kriegsjahren zum Widerstand. Elser plante seine Tat schon ein gutes Jahr vor dem Kriegsbeginn. Am Ende des beeindruckenden Films, der auch zeigt, wie die Nazi-Ideologie sich ohne nennenswerten Widerstand in dem Dorf verbreitete, steht die Frage, ob man selbst wie Elser agiert hätte und wann ein Tyrannenmord gerechtfertigt ist. Seine Premiere erlebte „Elser“ auf der diesjährigen Berlinale und dort sicherte sich Sony Pictures Classical, unter dem Titel „13 Minutes“, sofort die Verleihrechte für Amerika.
Seitdem wurde „Elser“ für sieben Deutsche Filmpreise nominiert. Unter anderem Christian Friedel (der Georg Elser spielt) und Burghart Klaußner (der Arthur Nebe spielt) für ihr Spiel und Judith Kaufmann für die Kamera. In England lief der Film schon im Sommer an. Wann er in den USA gezeigt wird, ist noch unklar. Und bei uns gibt es inzwischen die DVD mit über hundert Minuten durchgehend informativem Bonusmaterial, das immer wieder um Elser und seine Tat kreist. Verglichen mit der Doppel-DVD „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (Deutschland 2005), bei der es auch historisches Material gab, fehlt bei „Elser“ nur das historische Material; was auch an der Materiallage liegen kann. Über Elser gibt es fast keine Dokumente und auch keine Zeitzeugen.
Es gibt ein Making of (14 Minuten); Interviews mit Christian Friedel (8 Minuten), Katharina Schüttler (10 Minuten), Burghart Klaußner (6 Minuten), Johann von Bülow (6 Minuten) und Oliver Hirschbiegel (9 Minuten); Impressionen von einer Schulvorführung, bei der auch Bundespräsident Joachim Gauck anwesend war (24 Minuten; was ungefähr die gesamte informativen Diskussion nach der Vorführung ist); eine Einführung in den Film von Oliver Hirschbiegel und den Produzenten Boris Ausserer und Oliver Schündler (12 Minuten); 10 Minuten Ausschnitte von der Berlinale-Pressekonferenz mit Statements von Autor Fred Breinersdorfer, Regisseur Oliver Hirschbiegel und Hauptdarsteller Christian Friedel; einige geschnittene Szenen (4 Minuten) und einen kurzweiligen Audiokommentar von Christian Friedel und Oliver Hirschbiegel.
Da werden zwar nicht alle Fragen beantwortet, aber es gibt einen guten Einblick in den Film und sein Anliegen, der, so Hirschbiegel, eine Mischung aus Heimatfilm, Polit-Krimi und Liebesfilm ist und in dem ein Freigeist und seine unglaubliche Tat im Mittelpunkt steht. Gerade weil alle Beteiligten ihre zwiespältigen Gefühle zu diesem geplanten Tyrannenmord äußern, Parallelen zur Gegenwart und Edward Snowden ziehen, regt auch das Bonusmaterial zum Nachdenken an.
Elser (Deutschland 2015)
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Fred Breinersdorfer, Léonie-Claire Breinersdorfer
mit Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow, Felix Eitner, David Zimmerschmied, Rüdiger Klink, Cornelia Köndgen, Martin Maria Abram, Udo Schenk
– DVD
NFP
Bild: 2,39:1 (16:9)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Making of; Interviews mit Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow und Oliver Hirschbiegel; Impressionen von einer Schulvorführung (mit Joachim Gauck); Einführung in den Film; Deleted Scenes; Berlinale-Pressekonferenz; Kinotrailer; Kinoteaser; TV-Spot; Audiokommentar von Christian Friedel und Oliver Hirschbiegel; Hörfilmfassung
Länge: 109 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Der Film beginnt in Konstanz an einem Grenzposten zur Schweiz. Georg Elser hat in München im Bürgerbräukeller eine Bombe platziert, die Adolf Hitler töten soll. Allerdings beendet Hitler seine Rede vorzeitig und der Anschlag geht schief. Aber die Grenzbeamten halten Elser für verdächtig und eine erste Durchsuchung bestätigt ihren Verdacht, dass Elser etwas vor ihnen verbirgt. Kurz darauf beginnen Arthur Nebe, Chef der Kripo im Reichssicherheitshauptamt, und Gestapochef Heinrich Müller ihn zu verhören. Sie glauben, einen oder den Verantwortlichen für den Anschlag vom 8. November 1939 auf Hitler vor sich zu haben.
Fred Breinersdorfer, der bereits das Drehbuch für „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ schrieb und „Elser“ mit seiner Tochter Léonie-Claire Breinersdorfer schrieb, entwarf „Elser“ als Gegenmodell und Variation von „Sophie Scholl“. Gerade weil beide Filme gleich aufgebaut sind (Verhaftung – Verhör mit Rückblenden – Ermordung) rückt die Frage des Widerstands gegen ein verbrecherisches Regime in den Mittelpunkt. Sophie Scholl verkörpert dabei das gesellschaftlich allgemein akzeptierte Bild des Widerstandes: jung (1921 geboren), gut aussehend (erinnert euch an die fast ikonographischen Bilder von ihr), christlich (was heute eher ignoriert wird), gewaltfrei und Teil einer ähnlich gesinnten Gruppe, deren Mitglieder weniger bekannt sind.
Georg Elser ist das Gegenmodell: schon etwas älter (1903 geboren), politisch engagiert (er war Mitglied in der KPD-Kampforganisation „Roter Frontkämpferbund“), ein Lebemann, der als übergenauer Tüftler (er war Schreiner und Uhrmacher) sich irgendwann entschloss, etwas zu tun und dann, ohne mit irgendjemand darüber zu reden, einen kaltblütigen Mord, einen Tyrannenmord, plante.
Die Frage, ob ein Tyrannenmord gerechtfertigt ist, steht dann auch im Zentrum von „Elser“, den Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“, aber auch „Das Experiment“, „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ und „Five Minutes of Heaven“ [mit Liam Neeson]) souverän als Polit-Thriller zum Nachdenken inszenierte.
Dabei umschiffen die Breinersdorfers und Hirschbiegel Vergleiche mit Klaus-Maria Brandauers „Georg Elser – Einer aus Deutschland“ (1989) indem sie die konkreten Vorbereitungen, die in Brandauers Thriller im Mittelpunkt stehen, links liegen lassen. „Elser“ erzählt, nah an den historisch verbürgten Fakten, wie Elser sich ausgehend von seinen Beobachtungen entschloss, das Attentat gegen den Diktator zu planen und was nach seiner Verhaftung ihm geschah.
Der Film zeigt auch ein anderes Bild von Georg Elser, dessen Tat für verschiedene Legenden benutz wurde, in denen er meistens mehr oder selten weniger diffamiert wurde. Im Nachkriegsdeutschland wurde er lange totgeschwiegen. Seine Familie und Verwandten distanzierten sich lange von ihm. Aber das ist ein Kapitel, das in „Elser“ nicht angesprochen wird.
Elser lebte und arbeitete in den Zwanzigern am Bodensee, vor allem in Konstanz, in verschiedenen Uhrenfabriken. Seine Vorgesetzten mussten ihn immer wieder entlassen, weil die Geschäfte schlecht liefen. 1932 kehrte er zurück nach Königsbronn auf der Schwäbischen Alb. Er war ein Stenz, ein beliebter Hallodri, ein Musiker mit vielen Frauenbeziehungen, auch mit verheirateten Frauen, und der Vater von mehreren unehelichen Kindern. Er war auch ein genauer Beobachter und er zog, als einfacher Mann aus dem Volk und Hilfsarbeiter in einer Heidenheimer Armaturenfabrik, aus seinen Beobachtungen über die veränderte Stimmung im Dorf, den Nachrichten und den Kriegsvorbereitungen in der Fabrik – im Gegensatz zu fast allen Deutschen – die richtigen Schlüsse und er tat das, was er für richtig hielt. Er agierte früher und konsequenter als die anderen heute allgemein bekannten deutschen Widerstandskämpfer. Sophie Scholl, die Weiße Rose und die Soldaten um General von Stauffenberg, um nur die bekanntesten Namen zu nennen, entschlossen sich erst in den letzten Kriegsjahren zum Widerstand. Elser plante seine Tat schon ein gutes Jahr vor dem Kriegsbeginn.
Am Ende des beeindruckenden Films, der auch zeigt, wie die Nazi-Ideologie sich ohne nennenswerten Widerstand in dem Dorf verbreitete, steht die Frage, ob man selbst wie Elser agiert hätte und wann ein Tyrannenmord gerechtfertigt ist.
Seine Premiere erlebte „Elser“ auf der diesjährigen Berlinale und dort sicherte sich Sony Pictures Classical, unter dem Titel „13 Minutes“, sofort die Verleihrechte für Amerika.
Nach der Trennung von Prinz Charles langweilt Prinzessin Diana sich im Kensington Palast, wartet auf die Scheidung und wird von Fotografen verfolgt. Da begegnet sie im Krankenhaus Hasnat Khan, einem jungen pakistanischen Herzchirurgen, der sie nicht als Berühmtheit, sondern als ganz normale Frau behandelt. Sie verliebt sich in ihn, er in sie und Oliver Hirschbiegel (Das Experiment, Der Untergang) konzentriert sich in seinem Biopic „Diana“ auf diese Liebesgeschichte, die er mit ihrem Unfalltod zu einer Geschichte über ihre letzten beiden Jahre aufplustert und ihr so wohl eine größere Bedeutung verleihen will.
Dennoch bleibt der Film reinstes, strunzdoofes Kitschkino: Das von allen verfolgte It-Girl, das in den starken Armen eines aus dem fernen Orient kommenden Arztes ihr Glück findet. Das ist der Stoff, aus dem eindimensionale Soaps gestrickt sind und genau das ist „Diana“.
Dabei hätte es durchaus viele Aspekte im Leben von Lady Di gegeben, die man in einem Biopic hätte ansprechen können. Aber das Königshaus kommt überhaupt nicht vor. Die Rolle der Medien, die Einsamkeit einer von allen verfolgten Person, die Suche nach einem Lebensinhalt, ihr Engagement gegen Landminen, ihr Verhältnis zu Männern – das alles kommt in dem Kitschfest nur in Nebensätzen vor, um noch einmal, allerdings nie den richtigen Ton treffend, die Geschichte von der Prinzessin und dem Bürgerlichen zu erzählen, während die Macher alle auch nur halbwegs interessanten Aspekte im Leben von Diana weiträumig umschiffen.
Aber dafür hätten sie auch eine Haltung zu dem Leben von Prinzessin Diana finden müssen. Sie hätten sich darüber verständigen müssen, was sie an ihrem Leben besonders fasziniert, warum sie gerade diese Geschichte erzählen wollen und was wir daraus lernen können. Kurz: wir müssten irgendetwas Neues aus dem Leben von Prinzessin Diana erfahren. Eine austauschbare Liebesgeschichte, die schon vor einem halben Jahrhundert mehr als abgenudelt war, kann es nicht sein.
Diana (Diana, GB/USA 2013)
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Stephen Jeffreys
mit Naomi Watts, Naveen Andrews, Douglas Hodge, Geraldine James, Charles Edwards, Cas Anvar, Juliet Stevenson