Neu im Kino/Filmkritik: „Aquaman“ Arthur Curry sucht einen Dreizack

Dezember 20, 2018

Neben Marvel ist DC Comics das andere große Unternehmen, das mit seinen Superheldencomics seit Jahrzehnten unendlich viele Kinder zum Lesen verführte. Bei den Filmen hat Marvel seit Jahren die Nase vorn. Die Kritiken sind gut. Die Einspielergebnisse fantastisch. Die Fans begeistert. Bei DC Comics kann man sich dagegen nur so halbwegs über die Einspielergebnisse des DC Extended Universe freuen. „Man of Steel“ (2013), „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (2016), „Suicide Squad“ (2016) und „Justice League“ (2017) waren mehr oder weniger missratene Geduldsproben. Nur „Wonder Woman“ (2017) überzeugte.

Aquaman“ ist wieder eine Geduldsprobe. Gut aussehend, mit viel Action und durchaus sympathischen Darstellern, aber mit einem konfusem Nichts an Story.

Arthur Curry (Jason Momoa), der titelgebende Aquaman, Sohn von Atlanna (Nicole Kidman), Königin von Atlantis, und dem Leuchtturmwächter Tom Curry (Temuera Morrison), kann mühelos im Wasser und auf der Erde leben. Als erster Sohn von Königin Atlanna könnte er den Thron von Atlantis für sich beanspruchen. Aber der Einzelgänger ist daran nicht interessiert. Viel lieber lebt er das Leben eines ungebundenen Drifters, der ab und an selbstlos einigen Menschen hilft.

Als er erfährt, dass sein machtgieriger Halbbruder Orm (Patrick Wilson) alle Ozean-Königreiche vereinigen und gegen die Landbewohner in den Krieg ziehen will, beschließt Arthur um den Thron zu kämpfen. Denn er möchte nicht, dass die Landbewohner getötet werden. Auch wenn sie seit Jahrzehnten die Ozeane verschmutzen. Orm benutzt diese Umweltsünden als Rechtfertigung für seinen Krieg gegen die Menschen.

Bevor Arthur die Königswürde zugestanden wird, muss er den verlorenen Dreizack von Atlan findet und sich so als legitimer Herrscher des Meeres erweisen. Weil niemand weiß, wo der Dreizack ist, muss Curry mit Mera (Amber Heard), der Prinzessin des Meereskönigreichs Xebel, um die halbe Welt reisen. Von einem Abenteuer zum nächsten.

Diese Story ist die Entschuldigung für eine Abfolge viel zu lang geratener Actionszenen, die auch in einem „Fast & Furious“-Film nicht auffielen (naja, bis auf die Unterwasser-Action), langweiligen Erklärdialogen und Szenen, die anscheinend aus einem anderen Film stammen. Oder wie will man sonst damit umgehen, dass zwischen zwei Actionszenen Aquaman und Mera auf Sizilien Zeit haben, gemütlich wie ein frisch verliebtes Paar über den Markt zu schlendern, während ein bekannter Song die Boxen des Kinos austestet? Immerhin wird nach dem Song die Harmonie von einer wilden Hatz über die Dächer des Dorfes abgelöst. Oder dass, als sie auf ihrer globalen Schnitzeljagd in der Wüste die nächste Spur zum Ziel suchen, er sich wie ein pubertierender Teenager, der keine Lust auf eine Wanderung hat, benimmt? Das sind Szenen, die von ihrer Tonalität in einen vollkommen anderen Film gehören und die auch einen vollkommen anderen Arthur Curry zeichnen. Das ist, als ob James Bond plötzlich Mr. Bean würde.

In dem Moment hat man schon lange alle Fragen von Logik, storyinterner Stimmigkeit und Plausibilität ad acta gelegt. Da können Meeresbewohner mal mühelos Luft atmen, mal nicht. Da wird die Reise zum nächsten Ziel zunächst mit einem alten Fischerboot tuckernd begonnen, bevor Aquaman und Mera den Rest des Weges superflott im Wasser zurücklegen und so im Sturm den sie attackierenden Seemonstern entkommen. Da gibt es in Atlantis einen eigentümlichen Mix aus High Tech und tiefster Urzeit. Da ist die Gesellschaft immer noch wie ein uraltes Königreich aufgebaut, das sich in den vergangenen Jahrhunderten nicht veränderte. Das ist der verstaubte Mythenquark, der vor Jahrzehnten in den Zimmern pubertierender Jungs abgeladen wurde.

Da hilft auch kein muskelbepackter Jason Momoa als breit grinsender Aquaman.

Am Ende des mit gut zweieinhalb Stunden viel zu lang geratenen Wasserfilms bleibt eine große Frage: Warum ist es so schwer, einen gescheiten Superheldenfilm zu drehen? Oder anders formuliert: Was macht Marvel so viel besser als DC bei seinen Filmen?

Aquaman (Aquaman, USA 2018)

Regie: James Wan

Drehbuch: David Leslie Johnson-McGoldrick, Will Beall (nach einer Geschichte von Geoff Johns, James Wan und Will Beall) (nach einem Charakter von Mort Weisinger und Paul Norris)

mit Jason Momoa, Amber Heard, Willem Dafoe, Patrick Wilson, Nicole Kidman, Dolph Lundgren, Yahya Abdul-Mateen II, Temuera Morrison, Michael Beach, Randall Park, Graham McTavish, Leigh Whannell

Länge: 144 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche WarnerBrosDC-Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Aquaman“

Metacritic über „Aquaman“

Rotten Tomatoes über „Aquaman“

Wikipedia über „Aquaman“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Wans „Insidious: Chapter 2“ (Insidious: Chapter 2, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring“ (The Conjuring, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „Fast & Furious 7″ (Furious 7, USA 2015)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring 2″ (The Conjuring 2, USA 2016)

 


Neu im Kino/Filmkritik: Nach dem Tod von Superman muss die „Justice League“ ran

November 16, 2017

Am Anfang von „Justice League“, dem neuen Film aus dem DC Extended Universe, ist Superman immer noch tot. ‚Batman‘ Bruce Wayne und „Wonder Woman“ Diana Prince bekämpfen weiterhin Bösewichter. Insofern läuft alles seinen gewohnten Gang. Seltsam ist nur die auch für Batman-Verhältnisse Häufung seltsamer Bösewichter, die in letzter Zeit vermehrt auftauchen. Wayne glaubt, dass sie die Vorboten einer irgendwo aus dem Weltall kommenden großen Attacke auf die Menschheit sind.

Deshalb will er ein Team talentierter Personen (also Männer) zusammenstellen. Die titelgebende „Justice League“. Am Ende besteht das Team aus Aquaman (der mit den Fischen reden kann), Flash (der unglaublich schnell ist, weniger schnell ißt und für den Humor zuständig ist), Cyborg (der im Zweifelsfall irgendwie alles kann), Wonder Woman, Batman und einem Überraschungsgast, der dann doch nicht so super überraschend ist. Sie müssen gegen Steppenwolf kämpfen, der die drei Mother Boxes zusammenfügen will. Das wäre der Untergang der Welt, wie wir sie kennen. Deshalb wurden die Mother Boxes vor Ewigkeiten, nach einer großen Schlacht, an verschiedenen Orten versteckt. Eine in der Welt von Wonder Woman, eine in der von Aquaman und eine an einem unbekannten Ort.

Das ist die mühsam über den halben Film entwickelte Prämisse, die dann schnell in dem unvermeidlichen Finale mündet, bei dem höchstens überrascht, dass nichts überrascht. Bis dahin ist der Film voller Exposition, in der zwei Charaktere, meistens bewegungslos, sich erklären, was sie gerade fühlen und dabei den Plot zum nächsten Plot Point schieben. Das ist dann ungefähr emotional so involvierend wie das Studium eines Bauplans.

Entsprechend zäh gestalten sich die zwei Filmstunden, in denen die Mitglieder der Justice League blasse Gesellen bleiben. Im Gegensatz zu den Avengers von der deutlich unterhaltsameren Marvel-Konkurrenz.

Davon abgesehen erzählt „Justice League“ die Geschichte von „Batman v Superman: Dawn of Justice“ fort und baut darauf, dass man auch die DCEU-Filme „Man of Steel“ und „Wonder Woman“ (jau, der war gut) gesehen hat. Dann versteht man einige Anspielungen und Szenen besser und man weiß, warum so viele bekannte und großartige Schauspieler, wie Amy Adams, Jeremy Irons, Diane Lane und J. K. Simmons (in seinem Debüt als Commissioner Gordon), teilweise in Minirollen dabei sind.

Ben Affleck schaut als Bruce Wayne so missmutig in die Kamera, dass man förmlich hört, wie er sich die ganze Zeit fragt, was er in dem Scheiss sucht. Vielleicht weil der Ärger mit seinem Batman-Film sich während dem Dreh von „Justice League“ kontinuierlich steigerte. Der Hauptdreh für „Justice League“ war von April bis Oktober 2016. Im Frühjahr gab es, nachdem Zack Snyder im März wegen dem Suizid seiner Tochter die Arbeit niederlegte, zwei Monate Nachdrehs. Joss Whedon hatte die Regie übernommen und auch das Drehbuch überarbeitet. Es hieß auch, dass nach dem überragenden Erfolg von „Wonder Woman“ die Tonalität des Film geändert werden sollte.

Affleck, der den nächsten Batman-Film nach seinem Drehbuch inszenieren sollte, trat zwischen diesen beiden Drehs von der Regie für den geplanten Batman-Film zurück. Matt Reeves übernahm die Regie. Ihm gefiel Afflecks Drehbuch (Hey, gibt es das irgendwo im Netz?) nicht und anscheinend wird jetzt ein vollkommen neues Drehbuch geschrieben. Es gab auch Gerüchte, dass Warner überlegte, Afflecks Batman aus dem DCEU herauszuschreiben. Das alles ist bei einem Big-Budget-Film, vor allem vor Drehbeginn, nicht unbedingt ungewöhnlich, aber dass Affleck nach dem ganzen Ärger nach einem Weg aus dem Franchise sucht, ist nachvollziehbar. In aktuellen Interviews spricht er, ohne irgendetwas genaues zu sagen, über ein mögliches Ende seines Batmans. Es würde auch sein lustlos-verbissenes Spiel erklären.

Gal Gadot stahl in „Batman v Superman“ in ihren wenigen Szenen als Wonder Woman den Superhelden-Jungs mühelos die Show. In ihrem Solofilm „Wonder Woman“ war sie eine in jeder Beziehung willkommene Überraschung. In „Justice League“ wird sie hoffnungslos unter Wert verkauft.

Die anderen, ähem, Charaktere sind dann nur noch Staffage. Henry Cavill als Superman hat letztendlich nur eine Nebenrolle. Auch weil er die meiste Filmzeit tot ist. Und wenn er dann wiederbelebt wird, liefert er sich erst einmal eine Klopperei mit der Justice League, ehe er tiefsinnig über riesige Maisfelder blicken darf. Jason Momoa als Aquaman Arthur Curry und Ray Fisher als Cyborg Victor Stone sind blass. Ezra Miller als The Flash Barry Allen ist für den in Richtung des letzten Spider-Man-Films „Homecoming“ gehenden stubenreinen Pennäler-Humor zuständig. Schnell nervt dieser Humor und man wünscht sich noch langen vor dem Abspann Jesse Eisenberg zurück. In „Batman v Superman“ spielte er den bekannten Superman-Antagonisten Lex Luthor. Seine Spiel war zwar in Fankreisen umstritten, aber auch absolut bizarr und kurzweilig.

Dieses Mal ist der Bösewicht Steppenwolf, ein zweieinhalb Meter großer Krieger von der Alptraumwelt Apokolips. Viel mehr gibt es über ihn nicht zu sagen. Es ist eine CGI-Gestalt, die im Original von Ciarán Hinds gesprochen und wohl auch etwas gespielt wurde.

Und damit kommen wir zu Zack Snyder, dem Mastermind im DCEU-Filmkosmos. Wieder hat er die Regie übernommen und wieder gibt es Michael Bay für griesgrämige Comic-Nerds. Daran ändert der Wechsel des Regisseurs nichts. Whedon drückte dem Film nicht seinen Stempel auf, sondern er ergänzte in Snyders Sinn. Auch wenn man sich nach dem Erfolg von „Wonder Woman“ um eine andere Tonalität bemüht und alles bunter ist, ist der Grundton immer noch düster und schwermütig. Wie eine missglückte Pseudo-Doom-Metal-Version eines Beatles-Songs. – – Hm, im Abspann gibt es mit dem Beatles-Cover „Come together“ von Junkie XL, feat. Gary Clark Jr., so etwas ähnliches.

Die Bilder erinnern, wie man es von Zack Snyder gewohnt ist, an Comic-Panels. Das sieht unbestritten gut aus. Aber der gesamte Film sieht, abgesehen von einem kurzen „Watchmen“-Selbstzitat in den ersten Minuten, wie eine Abfolge von Panels aus. Nur ergibt eine Abfolge von Standbildern keinen Film. Das zeigt sich in den Actionszenen, die alle wenig dynamisch sind. Dialoge sind banale Schuss-Gegenschuss-Montagen, die mit einer Bräsigkeit zelebriert werden, die ihnen jedes Leben aussagen bis sie zu einem Standbild gefrieren. Da hat sogar ein Dialog in einer 08/15-TV-Serie oder einer TV-Show mehr Dynamik. Alles in „Justice League“ ist statisch. Nichts hat einen eigenständigen Rhythmus.

Das Drehbuch ist nur eine Abfolge von Plot Points, die eine niemals überraschende Geschichte erzählen. Im Gegensatz zu „Batman v Superman“ ist die Geschichte wenigstens immer nachvollziehbar und in sich schlüssig. Die Charaktere sind durchgehend eindimensional. Ihre Dialoge banal. Für keinen Schauspieler gibt es etwas, mit dem er arbeiten könnte. Sie müssen nur die Stichworte für den nächsten Plot Point geben. Entsprechend blass bleiben sie.

Wie bei Marvel gibt es im Abspann zwei Szenen, wobei die zweite die gelungenere ist. Sie teast auch den nächsten Film an, der – die Hoffnung stirbt zuletzt – besser als „Justice League“ sein könnte. Wenn sie bei DC endlich einmal Geld für ein schlüssiges, überraschendes, wendungs- und facettenreiches Drehbuch ausgeben. Bis dahin wird man diesen Langweiler, der nichts aus seinem Budget von dreihundert Millionen US-Dollar macht, vergessen haben.

Justice League (Justice League, USA 2016)

Regie: Zack Snyder, Joss Whedon (ungenannt)

Drehbuch: Chris Terrio, Joss Whedon (nach einer Geschichte von Chris Terrio und Zack Snyder)

mit Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Gal Gadot, Ezra Miller, Jason Momoa, Ray Fisher, Jeremy Irons, Diane Lane, Connie Nielsen, J. K. Simmons, Ciarán Hinds, Amber Heard, Joe Morton, Lisa Loven Kongsli, Ingvar Sigurdsson, David Thewlis, Sergi Constance

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Warner/DC-Facebook-Seite

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Justice League“

Metacritic über „Justice League“

Rotten Tomatoes über „Justice League“

Wikipedia über „Justice League“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Zack Snyders „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (Batman v Superman: Dawn of Justice, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: „The Danish Girl“ ist ein Junge, der ein Mädchen ist

Januar 9, 2016

Es beginnt, wie so oft, als harmloser Spaß: Gerda Wegener (Alicia Vikander) bittet ihren Mann Einar (Eddie Redmayne) für eines ihrer Gemälde Modell zu stehen. In Frauenkleidern, weil das ursprüngliche Modell nicht gekommen ist. Einar, selbst ein erfolgreicher Landschaftsmaler, tut es – und irgendetwas lösen die Frauenkleider bei ihm aus. Er zieht sich ab jetzt öfter Frauenkleider an. Zuerst nur in ihrer großen Künstlerwohnung in Kopenhagen. Mit Gerdas Hilfe schminkt er sich und man könnte ihn für eine Frau halten.
Aus Spaß, so wie Teenager versuchen, mit Verkleidungen und verstellter Stimme andere zu narren, gehen sie kurz darauf auf einen großen Empfang in der Kunstakademie. Einar, der sich als Lili Elbe vorstellen lässt, ist zwar schüchtern und unsicher, aber es gefällt ihm auch, zu sehen, wie die Leute ihn als Frau hofieren und zu hören, was die Leute über ihn sagen. Denn Einar Wegener ist ja nicht zu dem Fest gekommen. Und, falls ihr Scherz aufgeflogen wäre, hätten sie sich auch Mitte der Zwanziger (der Film beginnt 1926) damit herausreden können, dass sie als Künstler, die eine naturgegebene Narrenfreiheit genießen, sich einen Spaß erlaubten.
Nun, niemand erkennt Einar, obwohl seine Maskierung aus heutiger Sicht gar nicht besonders gut ist.
Im folgenden erzählt „The King’s Speech“-Regisseur Tom Hooper, mit einigen Freiheiten (aber weniger Freiheiten als sich David Ebershoff in seinem Roman „Das dänische Mädchen“ nahm) diese wahre Geschichte von Einar Wegener nach. Denn Einar Wegener ist bekannter als Lili Elbe, die eine der ersten Menschen war, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. In ihrem Lebensbericht „Fra mand til kvinde“ (Ein Mensch wechselt sein Geschlecht) hielt sie diese Erfahrungen fest. Sie starb nach Komplikationen bei einer dritten Operatiom am 12. September 1931.
Im Mittelpunkt des Films steht allerdings nicht ihre Geschlechtsumwandlung, sondern die Liebe zwischen Einar, die zunehmend ihrer weiblichen Seite, ihrem wahren Geschlecht, verfällt, und Gerda Wegener, die ihrem Mann immer unterstützt, auch wenn er dadurch immer weniger der Mann ist, den sie heiratete. Ihre lesbischen Neigungen ignoriert der Film, der so in den beruhigenden Gewässern einerr normalen heterosexuellen Liebe, die vor einer Prüfung steht, bleibt.
Diese Abweichungen von der historischen Wahrheit sind allerdings nicht das Problem des Films, sondern dass die Geschichte, obwohl es eine wahre Geschichte ist, sich nie wahr anfühlt, sondern immer wie die Fantasie eines Drehbuchautors wirkt, der einige populäre Topoi (Transgender, Zwanziger Jahre, Künstlerleben) zusammenwirft. So kommt Lili Elbes sexuelles Erwachen zu schnell. Gerdas bedingungslose Liebe zu ihr und auch die mangelnde Irritation über die seltsamen Gefühle ihres Ehemannes sind zu groß, um glaubhaft zu sein. Das gesamte Umfeld bleibt erstaunlich passiv. So als fiele niemandem die Veränderung bei dem Landschaftsmaler Einar Wegener auf und auch die Ähnlichkeiten zwischen Einar, Lilli und den Porträts, die Gerda von Lilli zeichnet werden nicht wahrgenommen. Letztendlich reagieren alle auf Einars Wunsch, eine Frau zu werden, als ob er sich seine Haare anders schneiden lassen möchte. Und das ist nichts, über das man groß diskutieren muss oder man mit seinen Ansichten über Geschlechter und ihre Rollen in Frage stellen muss.
Letztendlich ist „The Danish Girl“, auch wenn die Frage, ob Einar oder Gerda das titelgebende Mädchen ist, gut gespieltes und gut inszeniertes Kino, das auf der einen Seite nichts wirklich falsch macht, aber auf der anderen Seite auch nicht wirklich begeistert oder, Gott bewahre!, verunsichert. Das würde beim Erzählen seiner großen Liebesgeschichte stören.

The Danish Girl - Plakat

The Danish Girl (The Danish Girl, Großbritannien/Deutschland/USA 2015)
Regie: Tom Hooper
Drehbuch: Lucinda Coxon
LV: David Ebershoff: The Danish Girl, 2000 (Das dänische Mädchen)
mit Eddie Redmayne, Alicia Vikander, Amber Heard, Matthias Schoenaerts, Ben Whishaw, Sebastian Koch
Länge: 120 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Moviepilot über „The Danish Girl“
Metacritic über „The Danish Girl“
Rotten Tomatoes über „The Danish Girl“
Wikipedia über „The Danish Girl“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „The Danish Girl“

Ein Gespräch mit Tom Hooper, Eddie Redmayne und Alicia Vikander (aufgenommen beim TIFF)

Und DP/30 unterhält sich mit Tom Hooper über seinen Film und den ganzen Rest


TV-Tipp für den 29. September: The Rum Diary

September 28, 2015

Tele 5, 20.15
Rum Diary (USA 2011, Regie: Bruce Robinson)
Drehbuch: Bruce Robinson
LV: Hunter S. Thompson: The Rum Diary, 1998 (Rum Diary)
Puerto Rico, 1960: der erfolglose US-Journalist Paul Kemp ergattert auf der Insel einen Reporterjob, der ihn schnell in Kontakt mit den schmutzigen Geschäften seiner Landsleute und Drogen, vielen Drogen, sehr vielen Drogen bringt.
Bruce Robinsons „Rum Diary“ ist die sehr brave Version von „Fear and Loathing in Las Vegas“ (Angst und Schrecken in Las Vegas), das ebenfalls auf einem Buch von Thompson basiert. „Rum Diary“, ein lange verschollen geglaubter Roman von Thompson, ist zwar ein Roman, aber man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass er mehr als nur inspiriert von Hunter S. Thompsons Erlebnissen als Journalist auf Puerto Rico ist.
Die dank vieler gelungener Episoden durchaus kurzweilige, aber auch etwas belanglose Verfilmung selbst hat mit einem plätscherndem bis nicht vorhandenem Plot zu kämpfen. Johnny Depp als dreißigjähriger Journalist ist zu alt für die Rolle (was besonders bei seinen Szenen mit Aaron Eckhart, der einen deutlich erfahreneren und “älteren” Mann spielt, auffällt) und der Journalist Kemp ist auch etwas zu naiv für einen Dreißigjährigen gezeichnet. Er wirkt eher wie ein Zwanzigjähriger, also wie ein Alter Ego des 1937 geborenen Hunter S. Thompson, der 1960 auf der Insel arbeitete.
mit Johnny Depp, Aaron Eckhart, Michael Rispoli, Amber Heard, Richard Jenkins, Giovanni Ribisi, Amaury Nolasco, Marshall Bell, Bill Smitrovich

Wiederholung: Mittwoch, 30. September, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
Rotten Tomatoes über „Rum Diary“
Wikipedia über „Rum Diary“ (deutsch, englisch)
Heyne-Verlag über Hunter S. Thompson

Der Roman „Rum Diary“ ist bei Heyne als Taschenbuch erschienen. Zum Filmstart gab es auch ein Movie-Tie-In.

Thompson - The Rum Diary

Hunter S. Thompson: The Rum Diary
(übersetzt von Wolfgang Farkas)
Heyne, 2012
288 Seiten
8,95 Euro


Neu im Kino/Filmkritik: „Magic Mike XXL“ für die Mädels

Juli 23, 2015

Als „Magic Mike“ vor drei Jahren in die Kinos kam, war es ein kleiner Indie-Film. Ein weiterer Steven-Soderbergh-Film mit einem Thema, das so unkommerziell war, dass wirklich niemand mit dem anschließenden Kassenerfolg rechnete. Denn Soderbergh erzählte aus dem Leben einiger Stripper aus Tampa, Florida. Die beiden Hauptdarsteller, Channing Tatum und Matthew McConaughey, waren damals beide nicht so angesagt wie heute. McConaugheys Karriere steckte, höflich formuliert, in einer Sackgasse und Tatums große Kinoerfolge lagen noch vor ihm.
Nach dem Erfolg von „Magic Mike“ lag natürlich eine Fortsetzung nahe. Steven Soderbergh übernahm zwar nicht die Regie, weil er keine Spielfilme mehr drehen will. Matthew McConaughey, zuletzt „True Detective“ und „Interstellar“, ist derzeit mit anderen Projekten beschäftigt und verlangte als Oscar-Gewinner mehr Geld. Aber viele, die bei dem ersten Film dabei waren, sind jetzt auch dabei. Soderbergh ist einer der Produzenten. Außerdem übernahm er als Peter Andrews die Kamera und als Mary Ann Bernard den Schnitt. „Magic Mike“-Drehbuchautor Reid Carolin schrieb das Buch für „Magic Mike XXL“. Die Regie übernahm Gregory Jacobs, ein langjähriger Mitarbeiter von Soderbergh. Oft als Second Unit Regisseur. Er kennt also Soderberghs Stil und künstlerischen Ansatz. Bei „Magic Mike“ war er „First Assistant Director“. Und etliche der Darsteller von „Magic Mike“ sind bei „Magic Mike XXL“ wieder dabei.
Das weckt die Hoffnungen auf einen gelungenen zweiten Film. Und „Magic Mike XXL“ gehört zu den Fortsetzungen, die nicht einfach nur die Geschichte des ersten Films noch einmal erzählen. Nur mit einem höheren Budget (okay, es ist höher, aber mit geschätzten 15 Millionen immer noch gering), mehr von den Attraktionen des ersten Teils (hm, jetzt habe ich die Tanzszenen nicht gezählt, aber es dürften mehr sein, mit neuen Tänzern an neuen Orten) und schlechter. Das kann jetzt nicht unbedingt gesagt werden, denn „Magic Mike“ und „Magic Mike XXL“ sind doch zwei sehr verschiedene Filme.
„Magic Mike“ war eine Bestandsaufnahme der US-Gesellschaft. Das Strippen diente als Spiegel der kapitalistischen Gesellschaft und Soderbergh lieferte, wie schon in „The Girlfriend Experience“ (über ein von einer Pornodarstellerin gespieltes Callgirl) einen quasi soziologischen und dokumentarischen Blick in ein unbekanntes Milieu. Neben den nackten Männerkörpern für’s Auge gab es auch etwas für den Verstand. Gregory Jacobs erzählt in „Magic Mike XXL“ einfach die Geschichte eines Wochenendes.
Mike Lane (Channing Tatum) hat inzwischen seine Schreinerei. Er schlägt sich so durch, bis er einen Anruf seiner alten Kumpels erhält. Die „Kings of Tampa“ wollen in Myrtle Beach bei einer Stripper-Convention noch einmal auftreten. Ihr alter Chef, ist zwar nicht dabei, aber, hey, sie werden eine Menge Spaß haben und es noch einmal richtig krachen lassen.
„Magic Mike XXL“ erzählt dann, wie die Jungs sich an die Vergangenheit erinnern, über ihr jetziges Leben und ihre Pläne reden, und einige Abenteuer auf dem Weg zur Convention erleben, wo sie mit einer neuen Show auftreten.
Mehr passiert nicht in den zwei Stunden, in denen vor allem die Gespräche der Stripper sehr natürlich klingen. Aber oft auch einen Tick zu lang sind. So als seien sie improvisiert. Und so wahnsinnig interessant sind die Gespräche über damals, heute und demnächst, inszeniert im schönsten quasi-dokumentarischen New-Hollywood-Stil, dann doch nicht.
Die Hauptattraktion sind sowieso die Stripper, die immer wieder, an den unmöglichsten Orten mehr oder weniger unbekleidet auftreten und in einer Mischung aus Softporno (ersetzt einfach die Männer durch Frauen) und Musical ihre durchtrainierten Körper zeigen. Das ist ein hundertprozentig auf die Zielgruppe Frauen und homosexuelle Männer zugeschnittenes Werk, das genau jene soziale Relevanz vermissen lässt, die „Magic Mike“ hatte.
„Magic Mike XXL“ ist nur das Äquivalent zu einem Jungswochenende. Inszeniert für ein weibliches Publikum. In den USA bestand das Publikum in der ersten Woche fast nur aus Frauen.
Für uns Jungs gibt es ja das „World’s End“, das zwischen Bier und Außerirdischen-Invasion sogar etwas tiefgründiger ist.

Magic Mike XXL - Plakat

Magic Mike XXL (Magic Mike XXL, USA 2015)
Regie: Gregory Jacobs
Drehbuch: Reid Carolin
mit Channing Tatum, Matt Bomer, Joe Manganello, Kevin Nash, Adam Rodriguez, Gabriel Iglesias, Amber Heard, Donald Glover, Andie MacDowell, Jada Pinkett Smith, Elizabeth Banks
Länge: 115 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (immerhin in den USA gab es ein R-Rating)

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Magic Mike XXL“
Moviepilot über „Magic Mike XXL“
Metacritic über „Magic Mike XXL“
Rotten Tomatoes über „Magic Mike XXL“
Wikipedia über „Magic Mike XXL“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Magic Mike“ (Magic Mike, USA 2012)


TV-Tipp für den 27. September: Rum Diary

September 27, 2014

RTL II, 20.15
Rum Diary (USA 2011, Regie: Bruce Robinson)
Drehbuch: Bruce Robinson
LV: Hunter S. Thompson: The Rum Diary, 1998 (Rum Diary)
Puerto Rico, 1960: der erfolglose US-Journalist Paul Kemp ergattert auf der Insel einen Reporterjob, der ihn schnell in Kontakt mit den schmutzigen Geschäften seiner Landsleute und Drogen, vielen Drogen, sehr vielen Drogen bringt.
Bruce Robinsons „Rum Diary“ ist die sehr brave Version von „Fear and Loathing in Las Vegas“ (Angst und Schrecken in Las Vegas), das ebenfalls auf einem Buch von Thompson basiert. „Rum Diary“, ein lange verschollen geglaubter Roman von Thompson, ist zwar ein Roman, aber man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass er mehr als nur inspiriert von Hunter S. Thompsons Erlebnissen als Journalist auf Puerto Rico ist.
Die dank vieler gelungener Episoden durchaus kurzweilige, aber auch etwas belanglose Verfilmung selbst hat mit einem plätscherndem bis nicht vorhandenem Plot zu kämpfen. Johnny Depp als dreißigjähriger Journalist ist zu alt für die Rolle (was besonders bei seinen Szenen mit Aaron Eckhart, der einen deutlich erfahreneren und „älteren“ Mann spielt, auffällt) und der Journalist Kemp ist auch etwas zu naiv für einen Dreißigjährigen gezeichnet. Er wirkt eher wie ein Zwanzigjähriger, also wie ein Alter Ego des 1937 geborenen Hunter S. Thompson, der 1960 auf der Insel arbeitete.
mit Johnny Depp, Aaron Eckhart, Michael Rispoli, Amber Heard, Richard Jenkins, Giovanni Ribisi, Amaury Nolasco, Marshall Bell, Bill Smitrovich

Hinweise
Rotten Tomatoes über „Rum Diary“
Wikipedia über „Rum Diary“ (deutsch, englisch)
Heyne-Verlag über Hunter S. Thompson

Der Roman „Rum Diary“ ist bei Heyne als Taschenbuch erschienen. Zum Filmstart gab es auch ein Movie-Tie-In.

Thompson - The Rum Diary

Hunter S. Thompson: The Rum Diary
(übersetzt von Wolfgang Farkas)
Heyne, 2012
288 Seiten
8,95 Euro


Neu im Kino/Filmkritik: Kevin Costner hat „3 Days to kill“ in Paris

Mai 9, 2014

Warum sollte bei Kevin Costner nicht das funktionieren, was Luc Besson mit Liam Neeson gelang? Einen älteren Schauspieler zu einem veritablen Actionhelden ummodeln? Nun, dafür gibt es drei Gründe: das Drehbuch, der Regisseur und die Actionszenen. Denn „3 Days to kill“ kommt dem Ideal eines Actionfilms ohne Action erstaunlich nahe. Dafür sehen wir Kevin Costner auf einem Fahrrad durch Paris radeln.
Aber beginnen wir am Anfang: Kevin Costner spielt Ethan Renner, einen US-Geheimagenten. Sein neuester Auftrag führt ihn nach Belgrad. Dort soll er den „Wolf“, den gefährlichsten Terroristen der Welt, dessen Gesicht niemand kennt, und dessen rechte Hand, den „Albino“, bei einem Waffendeal ausschalten. Der Auftrag geht gründlich schief, sein Team wird dezimiert und weil Renner während der Verfolgung des Albinos hustend zusammenbricht, wird er von einem Arzt untersucht, der ihm sagt, dass er einen Gehirntumor habe und innerhalb der nächsten drei bis fünf Monate sterben werde.
Renner, für den der Beruf immer an erster Stelle stand, will sich jetzt mit seiner Ex-Frau (Connie Nielsen) und seiner Tochter (Hailee Steinfeld), die in Paris leben, versöhnen.
Ehe er so richtig mit der Familienzusammenführung beginnen kann, bietet die geheimnisvolle CIA-Agentin Vivi Delay (Amber Heard im Femme-Fatale-Modus) ihm ein Heilmittel an. Er muss dafür in den nächsten drei Tagen nur einige Morde begehen, wobei er auch seine Scharte in Belgrad ausbügeln kann. Denn „Der Wolf“ und „Der Albino“, stehen auch auf dieser Liste.
Wen er umbringen soll, sagt ihm Vivi immer sehr kurzfristig. Was natürlich zu ständigen Konflikten mit seiner Frau und seiner Tochter, die beide nichts davon erfahren sollen, führt. Außerdem hat er von Vivi ein Medikament erhalten hat, das in den ungünstigsten Momenten zu Bewusstseinstrübungen führt,
„Der Wolf“. „Der Albino“. Nein, das ist definitiv nicht die Geheimagentenwelt von John le Carré. Es ist auch nicht die Geheimagentenwelt von Ian Fleming. Das ist die Welt des Pulps, des fröhlichen Trashes, der keine Gedanken an Wahrscheinlichkeit und Logik opfert. Was okay wäre, wenn die Geschichte wenigstens in sich schlüssig wäre. Aber „3 Days to kill“ klatscht einfach einen Thriller an ein Familiendrama und tut so, als handele es sich um zwei vollkommen verschiedene Filme. Das funktioniert nie, aber spätestens nach dieser Szene ist das gedankenlos zusammengeschusterte Drehbuch nur noch ärgerlich: Renner bringt in einer der raren Actionszenen des Films in einem Besson-hektisch geschnittenem Faustkampf einen auf ihn angesetzten Killer um und findet bei ihm Bilder von seiner Frau und seiner Tochter. Anstatt jetzt seine Liebsten in Sicherheit zu bringen, bringt er seiner Tochter erst einmal das Fahrradfahren bei, während wir gerade vor Ärger die vordere Stuhlreihe auffressen.
So gemacht, stehen sich Thriller und Familiendrama ständig im Weg. Dass das Familiendrama dann auch noch eines der banalen Art ist, hilft nicht.
Garniert wird diese Verbindung mit etwas klamaukigem Witz. Denn selbstverständlich ruft das Töchterchen ihren Vater immer in den unpassendsten Momenten an, gerät in dumme Situationen und selbstverständlich lässt Daddy sich in Erziehungsfragen von einem Verbrecher, dem glücklich verheirateten Buchhalter des Terroristen, beraten, den der davor und danach verprügelt.
Die Actionszenen sind durchgängig Post-Action-Szenen. Entweder gibt es viel Wackelkamera und genug Schnitte, um auch einen asthamatischen Großvater zu einem Bruce-Lee-Verschnitt zu machen, oder es gibt die schönen Vorher-Nachher-Szenen, in denen wir zuerst einen Raum voller Bösewichter sehen und Sekunden später einen Raum voller toter Bösewichter mit einem Kevin Costner in der Mitte, der für die Leichen verantwortlich ist, aber keine Falte in seiner Jeans hat. Das ist beim ersten Mal witzig. Schon beim zweiten Mal verpufft der Witz.
Regisseur von diesem cineastischem Zugunglück ist McG. Genau der McG, der die beiden „3 Engel für Charlie“-Filme und „Terminator: Die Erlösung“ (Terminator: Salvation) ruinierte. Da wird „3 Days to kill“ zu seinem bislang besten Werk. Denn die Familienszenen sind gar nicht so schlecht inszeniert. Da verlässt er sich auf Kevin Costner, Connie Nielsen und Hailee Steinfeld, die alle viel zu gut für diesen Film sind.
Und die Aufnahmen von Paris sind schön, weil Paris eine schöne Stadt ist.
Nein, so wird das nichts mit Kevin Costner als Action-Helden. Dabei überzeugte er kürzlich in „Jack Ryan: Shadow Recruit“ und in zahlreichen Western, wie dem immer noch unterschätzten „Open Range“,zeigte er, dass er Action kann. Auch in dem Thriller „No Way Out“ machte er eine gute Figur. Er braucht allerdings einen Regisseur, der ihn als letzten Cowboy inszenieren kann. McG ist dafür eindeutig der falsche Mann.

3 Days To Kil - Plakat

3 Days to kill (3 Days to kill, USA/Frankreich 2014)
Regie: McG
Drehbuch: Luc Besson, Adi Hasak
mit Kevin Costner, Amber Heard, Hailee Steinfeld, Connie Nielsen, Tómas Lemarquis, Richard Sammel, Marc Andréoni, Bruno Ricci
Länge: 116 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „3 Days to kill“
Moviepilot über „3 Days to kill“
Metacritic über „3 Days to kill“
Rotten Tomatoes über „3 Days to kill“
Wikipedia über „3 Days to kill“ (englisch, französisch)


DVD-Roundup, Teil 1: Spielfilme, Spielfilme und nochmal Spielfilme, größtenteils sehenswert

März 17, 2014

Schon wieder stapeln sich die gesehenen Filme auf meinem Schreibtisch, einige habe ich schon vor Wochen und Monaten gesehen, aber ich kam aus verschiedenen Gründen (Okay, der Hauptgrund ist, dass ich meine Kritik nicht sofort geschrieben habe) nicht dazu, etwas über die Filme zu sagen. Dabei sind sie fast alle einen Blick wert.

Beginnen wir mit den Spielfilmen.

Santiago, der Verdammte“ von „Detour“-Regisseur Edgar G. Ulmer wurde für ein Taschengeld gedreht und, nachdem er seinen Lauf durch die Kinos beendete, in irgendein Archiv versenkt. Jedenfalls ist die Bildqualität lausig. Auch die Story ist nicht gerade besonders glaubwürdig.

Denn der bis zum gehtnichtmehr gutherzige Bandit Santiago flüchtet nach einem Diebstahl, bei dem sein Freund tödlich verwundet wurde, in Richtung Grenze. Auf seiner Flucht begegnet er einem jungen Farmerehepaar, das sich kaum über Wasser halten kann und deren Ehe kriselt. Während sie mit ihm flüchten möchte, möchte er Santiagos Geld und Santiago benimmt sich nicht wie ein hartgesottener Bandit, sondern wie die Vulgärversion von Jesus.

Aber die Schauspieler sind mit soviel Energie bei der Sache und die von Ulmer gezeichneten Charaktere, vor allem die Hassliebe des Ehepaares und ihre Gier nach Geld, reißen mit in diesem Mysterienspiel unter südlicher Sonne, das zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, als der gute alte Wilde Westen schon Geschichte war, spielt und bei dem kein Charakter ohne Makel ist. Im Gegenteil!

Santiago, der Verdammte - DVD-Cover

Santiago, der Verdammte (The Naked Dawn, USA 1954)

Regie: Edgar G. Ulmer

Drehbuch: Nina Schneider, Herman Schneider (Pseudonym von Julian Zimet)

mit Arthur Kennedy, Betta St. John, Eugene Iglesias, Charlita, Roy Engel

DVD

Koch Media – Edition Western-Legenden # 25

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial: Bildergalerie, Originaltrailer

Länge: 78 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Santiago, der Verdammte“

Turner Classic Movies über „Santiago, der Verdammte“

Wikipedia über „Santiago, der Verdammte“

Wikipedia über Edgar G. Ulmer (deutsch, englisch)

Senses of Cinema über Edgar G. Ulmer

Meine Besprechung von Edgar G. Ulmers „Detour – Umleitung“ (Detour, USA 1945)

Und noch ein Großer, der hier einen kleinen Film inszenierte. Die Budgetbeschränkungen und das – höflich formuliert – verwirrende Drehbuch machte er durch Stil- und Experimentierwillen wett.

Also die Story: in Frankreich während der Terrorherrschaft der Jakobiner wollen alle das titelgebende „Schwarze Buch“ haben. In ihm notierte Robespierre die künftigen prominenten Kandidaten für die Guillotine. Und weil sich alle herzlich misstrauen, aufs Kreuz legen und mit falschen Identitäten operieren, gibt es einem ziemlich verwirrenden Kampf um das Buch, bei dem das Interesse schnell erlahmt.

Denn es gibt überall Lug und Trug, Logik eher wenig und Anthony Mann inszenierte das alles in schönster Noir-Ästhetik, was dann auch die Aufnahme in die „Film Noir“-Reihe rechtfertigt. Trotzdem ist „Das schwarze Buch“ eher ein Film für Komplettisten.

Das schwarze Buch - DVD-Cover

Das schwarze Buch (Reign of Terror/The Black Book, USA 1949)

Regie: Anthony Mann

Drehbuch: Philip Yordan, Æneas MacKenzie

mit Robert Cummings, Richard Basehart, Arlene Dahl, Norman Lloyd

DVD

Koch Media (Film Noir Collection # 14)

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: Bildergalerie

Länge: 86 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das schwarze Buch“

Turner Classic Movies über „Das schwarze Buch“

Wikipedia über „Das schwarze Buch“ (deutsch, englisch)

Das kann von „Zeuge gesucht“, einem Noir-Klassiker, der bei uns seit Ewigkeiten nicht mehr im TV lief, nicht gesagt werden. Denn Robert Siodmaks erster Noir, nach einem Roman von Cornell Woolrich, war gleich ein Volltreffer.

Der hard-boiled Roman Woolrichs und Siodmaks Anleihen beim Expressionismus erweisen sich als eine geglückte Kombination.“ (Paul Werner: Film Noir)

Die Geschichte ist ein wahrer Alptraum. Jedenfalls für Scott Henderson, der als gehörnter Ehemann eine Nacht mit einer unbekannten Schönheit verbringt, die ihm ihren Namen nicht verraten will. Als er am nächsten Tag in seine Wohnung zurückkehrt, erwartet ihn die Polizei. Seine Frau wurde ermordet und natürlich ist Henderson der Hauptverdächtige. Sein Alibi, mit einer Unbekannten eine Show besucht zu haben, ist vollkommen unglaubwürdig. Vor allem nachdem die Polizei es überprüfte und niemand sich an die Schönheit erinnerte.

Nur seine Sekretärin Carol Richman glaubt ihm. Sie beginnt die titelgebende „Phantom Lady“ zu suchen – und auch den Mörder von Hendersons Frau.

Zeuge gesucht - DVD-Cover

Zeuge gesucht (Phantom Lady, USA 1943)

Regie: Robert Siodmak

Drehbuch: Bernard C. Schoenfeld

LV: William Irish (aka Cornell Woolrich): Phantom Lady, 1942

mit Francot Tone, Ella Raines, Alan Curtis, Aurora Miranda, Elisha Cook jr.

DVD

Koch Media (Film Noir Collection # 15)

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: Bildergalerie, Originaltrailer

Länge: 83 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Zeuge gesucht“

Turner Classic Movies über „Zeuge gesucht“

Wikipedia über „Zeuge gesucht“ (deutsch, englisch)

Noir of the Week über „Zeuge gesucht“

Wikipedia über Cornell Woolrich (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Cornell Woolrich

Mordlust über Cornell Woolrich

DetNovel (William Marling) über Cornell Woolrich

Cornell Woolrich in der Kriminalakte

Ja, „Paranoia“ lief auch einige Tage im Kino. Aber nachdem er in den USA grandios floppte, sekundiert von desaströsen Kritiken, wollte der Verleih wohl nicht mehr Geld als nötig in die Kinoauswertung stecken, hofft jetzt aber auf ein erfolgreicheres Leben auf DVD. Immerhin ist die Vorlage von Bestsellerautor Joseph Finder (obwohl das in der Werbung eher verschwiegen wird), Regie führte Robert Luketic, der mit „21“ einen hübschen Gaunerfilm inszenierte, Liam Hemsworth und Amber Heard für das jüngere und Gary Oldman, Harrison Ford und Richard Dreyfuss (der kaum erwähnt wird) für das ältere Publikum sind dabei. Auch die Story wirkt auf den ersten Blick spannend: Nicholas Wyatt (Gary Oldman) schickt den jungen, ehrgeizigen Software-Programmierer Adam Cassidy (Liam Hemsworth) undercover in die Firma von seinem Konkurrenten Jock Goddard (Harrison Ford). Wyatt will so an dessen neueste Entwicklung kommen, die erstens bahnbrechend und zweitens den Markt in den kommenden Jahren bestimmen soll.

Trotzdem ist „Paranoia“ ein erschreckend unspannender Thriller bei dem die bahnbrechende Entwicklung (die eh nur der MacGuffin ist, aber ungefähr so aussieht, wie eine zehn Jahre alte Entwicklung) nie überzeugt, der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Firmen ein Hahnenkampf zwischen den Chefs ist und wir nichts substantielles über Industriespionage erfahren.

Paranoid ist höchsten, wer glaubt, dass „Paranoia“ ein Thriller sei.

Paranoia - DVD-Cover

Paranoia – Riskantes Spiel (Paranoia, USA/Frankreich 2013)

Regie: Robert Luketic

Drehbuch: Jason Dean Hall, Barry Levy

LV: Joseph Finder: Paranoia, 2004 (Goldjunge, Paranoia)

mit Liam Hemsworth, Amber Heard, Gary Oldman, Harrison Ford, Josh Holloway, Julian McMahon, Richard Dreyfuss

DVD

Studiocanal

Bild: 2,40:1 (anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (5.1 DD)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Featurettes, Geschnittene Szenen, Hinter den Kulissen, Trailer, Wendecover

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Paranoia“

Moviepilot über „Paranoia“

Metacritic über „Paranoia“

Rotten Tomatoes über „Paranoia“

Wikipedia über „Paranoia“ (deutsch, englisch)

Homepage von Joseph Finder

Dagegen erscheint „Errors of the Human Body“ verdammt gut. Eron Sheean drehte mit einem überschaubarem Budget einen hübschen kleinen Thriller, der über weite Strecken wie ein Medizin-Thriller in der „Coma“-Tradition aussieht, der nicht thrillen will, und am Ende zu einem ausgewachsenem Noir wird.

Der Genetiker Geoff Burton (Michael Eklund) war ein Starforscher, der mit einer neuen Therapie seinen Sohn heilen wollte. Die Therapie schlug nicht an, sein Sohn starb und Burton ertrinkt seitdem im Selbstmitleid. Da erhält er einen Ruf an das Institut für Genetik in Dresden. Dort steht seine frühere Assistentin und Geliebte Rebekka (Karoline Herfurth) kurz vor einer bahnbrechenden Entdeckung: nämlich einem auf seinen Forschungen basierendem Regenerations-Gen, das Krankheiten heilen und das Altern verhindern kann. Burton soll ihr bei den abschließenden Arbeiten helfen. Aber es gibt auch andere Forscher an der Universität, die sich seltsam verhalten, Konkurrenten von Rebekka sind und Burton seltsame Angebote machen. Außerdem sieht Burton das winterliche Dresden mit den Augen eines Fremden, der glaubt, dass an dem Institut auch geheime Forschungen durchgeführt werden. Schlimmer noch: mit der Zeit glaubt er sogar, selbst Teil eines genetischen Experiments zu sein.

Regisseur Eron Sheean gelingt es in „Errors of the Human Body“ eine unheimliche Atmosphäre zu beschwören, indem er Dresden und das Universitätsinstitut (gedreht wurde am dortigen „Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik“) aus Burtons Perspektive filmt, der zunehmend den Kontakt zur Wirklichkeit verliert. Deshalb scheinen sich auch alle immer etwas seltsam zu benehmen. Veles deutet Sheean nur an, kann aber nach dem Genuss von einigen Medizinthrillern mühelos entschlüsselt werden. Dadurch erscheint der Film aber im Mittelteil unnötig langsam.

Aber das düstere Ende entschädigt dafür.

Genrejunkies sollten einen Blick riskieren.

Als Bonus gibt es ein sehr informatives, zwölfminütiges Interview mit Eron Sheean.

Errors of the Human Body - DVD-Cover

Errors of the Human Body (Errors of the Human Body,

Regie: Eron Sheean

Drehbuch: Shane Danielsen, Eron Sheean

mit Michael Eklund, Karoline Herfurth, Tómas Lemarquis, Rik Mayall, Caroline Gerdolle

DVD

Pandastorm

Bild: 1,85:1 (16:9)

Ton: Deutsch (DTS 5.1, DD 5.1), Englisch (DD 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial: Interview mit dem Regisseur, Originaltrailer

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Errors of the Human Body“

Rotten Tomatoes über „Errors of the Human Body“

Wikipedia über „Errors of the Human Body“

Keinen Blick muss man bei „Das Frauenhaus“ und „Die Sklavinnen“ riskieren, zwei weiteren Filmen aus der Kooperation zwischen Jess Franco und Erwin C. Dietrich in den siebziger Jahren, die mühelos das Niveau der anderen Filme der „Jess Franco Golden Goya Collection“ halten: viel nackte Haut, wenig Story, kein Anspruch.

Wobei „Die Sklavinnen“ fast eine nacherzählbare Geschichte erzählt, weil Jess Franco sich hier des Kunstkniffs bediente, einfach den größten Teil als Rückblende zu erzählen.

Der Millionär Amos Radeck entführt nach einem Gefängnisaufenthalt (der durch ihre Flucht frühzeitig beendet wurde) die Bordellbetreiberin Arminda. Radeck glaubt, dass Arminda seine Tochter entführt hat. Er lässt sie foltern und Arminda erzählt aus ihrem Leben, das in Franco-Mainier illustriert wird. Dennoch zeigt er in „Die Sklavinnen“ verhältnismäßig wenig nackte Haut.

In „Das Frauenhaus“ ist dann alles wieder beim alten. In dem Film werden dann epische Tanzszenen aus einem Nachtclub (ich würde es nicht „Striptease“ oder „Pole Dancing“ nennen) und ebenso epische Folterszenen aneinandergeklatscht. Denn der Nachtclub „Blue Rita“ ist die Fassade für eine Frauenverbrecherbande, die hochrangige Barbesucher entführt und erpresst. Sie betreiben dabei auch etwas Industriespionage und – oh Wunder! – Interpol jagt sie.

Bei diesem Werk hat Jess Franco sich etwas von trashigen Science-Fiction-Filmen inspirieren gelassen, was immerhin zu einigen absurden Bildern – nackte Frauen mit Gasmasken! – und debilen Folterszenen führt, wenn die nackten Frauen eine farbige Flüssigkeit auf ihr Opfer kippen und er aber so etwas von Sexgeil wird, dass er am liebsten die Ketten sprengen würde. In der richtigen Stimmung ist das ziemlich witzig.

Die Schauspieler sind aus den anderen Franco-Filmen bekannt. Die herrlich durchgeknallte Musik in beiden Filmen ist von Walter Baumgartner und, mal wieder, das Beste an den Filmen.

Die Sklavinnen - DVD-CoverDas Frauenhaus - DVD-Cover

Die Sklavinnen (Schweiz 1977)

Regie: Jess Franco

Drehbuch: Erwin C. Dietrich

mit Lina Romay, Martine Stedil, Eric Falk, Peggy Markoff, Vitor Mendes

auch bekannt als „Die Sexhändler“ und „Die Verschleppten“ (waren anscheinend in der Schweiz die Video-Titel)

DVD

Ascot Elite

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: Originaltrailer, Fotogalerie, Audio-Interview mit Jess Franco

Länge: 74 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Das Frauenhaus (Schweiz 1977)

Regie: Jess Franco

Drehbuch: Jess Franco

mit Martine Fléty, Sarah Strasberg, Dagmar Bürger, Eric Falk

auch bekannt als „Blue Rita“

DVD

Ascot Elite

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Japanisch

Bonusmaterial: Originaltrailer, Fotogalerie, Featurette „Sklave im Frauenhaus“ (Interview mit Eric Falk)

Länge: 76 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Wikipedia über Jess Franco (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Mein Nachruf auf Jess Franco

Meine Besprechung von Jess Francos „Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London“ (Jack, the Ripper, Deutschland/Schweiz 1976)

Meine Besprechung von Jess Francos „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ (Schweiz 1975)

Meine Besprechung von Jess Francos „Voodoo Passion – Ruf der blonden Göttin“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Frauen für Zellenblock 9“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Ilsa – The Mad Butcher“ (Schweiz/Deutschland/USA 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Die teuflischen Schwestern – Sexy Sisters“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Wicked Women – Das Haus der mannstollen Frauen“ (Schweiz 1977)


Neu im Kino/Filmkritik: „Machete Kills“ everything

Dezember 19, 2013

 

Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Deshalb bittet der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika den ehemaligen Federal Agent Machete Cortez um Hilfe. Der Mexikaner soll einen durchgeknallten Ex-Kartellboss, der derzeit auf Revolutionär macht und an einer heftigen bipolaren Störung leitet, ausschalten. Denn Marcos Mendez bedroht Washington, D. C., mit einer Nuklearrakete.

Machete nimmt den Auftrag an. Immerhin macht ihm der Präsident ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: amerikanische Staatsbürgerschaft und keine Anklage für seine zahlreichen Straftaten.

Der schweigsame Mexikaner begibt sich auf ein Himmelfahrtskommando, das ihn zuerst über die Grenze nach Mexiko zu Mendez führt. Aber Machete kann ihn nicht töten, weil Mendez den Zünder für die Rakete mit seinem Herz verbunden hat. Nur der stinkreiche Waffenhersteller Luther Voz kann den Zünder abstellen. Also begibt Machete sich, mit dem Kartellboss als Geisel, auf den Rückweg in die USA in die Firmenzentrale von Voz. Dort entdeckt er, dass Voz einen wahrhaft teuflischen und finalen Weltvernichtungsplan hat.

Vor drei Jahren schlug Machete, kongenial verkörpert von Danny Trejo, in dem Mexploitation „Machete“ zum ersten Mal zu. Vorher gab es nur einen grandiosen Fake-Trailer, der bei den Grindhouse- und Trash-Fans den Wunsch nach einem Film weckte.

Mit seinem Arsenal an Macheten und einigen sehr seltsamen Verbündeten (ein Padre war dabei) räumte er in Texas unter dem Rassistenpack auf. Das war auch die Rache der mexikanischen Einwanderer an den weißen Tea-Party-Texanern.

Machete Kills“ ist jetzt die Machete-Version eines James-Bond-Films, vor allem von „Moonraker“, mit noch mehr Stars in Kleinstrollen, die ihren Spaß an den durchgeknallten Rollen hatten. Robert Rodriguez verteilt ihre Auftritte, wie schon in „Irgendwann in Mexico“, elegant über den gesamten Film und so fällt kaum auf, dass die meisten Stars nur wenige Drehtage hatten.

Unter dem Staraufgebot leidet, wie schon in „Irgendwann in Mexico“ die Filmstory. Sie ist nur noch eine episodische Ansammlung von Zitaten und mehr oder weniger gelungenen Witzen, denen allerdings der politische Stachel des ersten „Machete“-Films fehlt.

Gleichzeitig zeigt sich in den Action-Szenen, dass der 1944 geborene Danny Trejo nicht mehr der Jüngste ist.

Der größte Downer der Nummernrevue ist dann allerdings das Ende des Films, das mit einem großen Kampf in der Firmenzentrale von Luther Voz, der als durchgeknallter James-Bond-Schurke mit seinen Jüngern ins Weltall flüchten will, beginnt und mitten im Kampf abbricht. So als hätte man im Kino vergessen, die letzte Filmrolle einzulegen. Das ist, als ob man bei dem Bond-Film „Moonraker“ die Vernichtung der Weltraumstation des Bösewichts nicht sieht, weil der Film mit dem Start der Rakete des Bösewichts endet.

Gegen diesen Coitus Interruptus hilft auch nicht der schon vor dem Filmbeginn gezeigte Fake-Trailer „Machete Kills again…in Space!“, der einen dritten „Machete“-Film ankündigt.

So ist „Machete Kills“, wie Robert Rodriguez‘ dritter „El Mariachi“-Film „Irgendwann in Mexico“, ein anspielungsreiches Chaos mit vielen Stars und einer allzu selbstgenügsamen Haltung. Fanservice eben.

Machete Kills - Plakat

Machete Kills (Machete Kills, USA 2013)

Regie: Robert Rodriguez

Drehbuch: Kyle Ward (nach einer Geschichte von Marcel Rodriguez und Robert Rodriguez)

mit Danny Trejo, Michelle Rodriguez, Sofia Vergara, Amber Heard, Antonio Banderas, Cuba Gooding, Jr., Walt Goggins, William Sadler, Demian Bichir, Mel Gibson, Carlos Estevez (auch bekannt als Charlie Sheen), Jessica Alba, Lady Gaga, Vanessa Hudgens, Alexa Vega

Länge: 107 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Machete Kills“

Moviepilot über „Machete Kills“

Metacritic über „Machete Kills“

Rotten Tomatoes über „Machete Kills“

Wikipedia über „Machete Kills“ (deutsch, englisch)

Robert Rodriguez in der Kriminalakte