Die Braut trug Schwarz (La Mariée était en noir, Frankreich/Italien 1967)
Regie: François Truffaut
Drehbuch: François Truffaut, Jean-Louis Richard
LV: William Irish (Pseudonym von Cornell Woolrich): The Bride wore black, 1940 (Die Braut trägt Schwarz)
Wenige Sekunden vor der Hochzeit wird der Mann von Julie Kohler erschossen. Sie beschließt, seine Mörder umzubringen.
François Truffauts Hommage an Alfred Hitchcock und eine fast schon chabrolhafte Abrechnung mit der Bourgeoisie.
„Truffaut auf einem ersten Höhepunkt seines Könnens“ schreibt Willi Winkler in „Die Filme von Francois Truffaut“ über „Die Braut trug Schwarz“. Davor drehte Truffaut „Sie küssten und sie schlugen ihn“, „Schießen Sie auf den Pianisten“, „Jules und Jim“, „Die süße Haut“ und „Fahrenheit 451“.
Heute wird „Die Braut trug Schwarz“, wegen einiger Plot-Ähnlichkeiten, oft als Vorbild für „Kill Bill“ genannt. Quentin Tarantino sagt zwar, dass er Truffauts Film nie gesehen habe, was angesichts seines Filmkonsums unwahrscheinlich erscheint. Wahrscheinlich hat er nur vergessen, dass er den Film vor langer, langer Zeit einmal gesehen hat.
Anschließend, um 22.00 Uhr zeigt mit „Der Wolfsjunge“ (Frankreich 1969) einen weiteren Truffaut-Film.
Mit Jeanne Moreau, Claude Rich, Jean-Claude Brialy, Michel Bouquet, Michel Lonsdale, Charles Denner
Das Geheimnis der falschen Braut (La sirène du Mississipi, Frankreich/Italien 1969)
Regie: François Truffaut
Drehbuch: François Truffaut
LV: Cornell Woolrich (als William Irish): Walz into darkness, 1947 (Walzer in die Dunkelheit)
Ein reicher Tabakhändler verliebt sich in eine wunderschöne Frau. Aber diese ist mehr an seinem Geld interessiert.
Damals war der Film bei der Kritik und an der Kasse ein Flop. Kein Wunder: Belmondo – ausgestattet mit einem betonharten Image als Draufgänger – spielt ein Weichei und Deneuve eine eiskalte Mörderin. Inzwischen hat sich Meinung zu Truffauts bösem Märchen im Hitchcock-Stil geändert: „Truffaut nutzt die Vorlage eines ´schwarzen´ Romans von Cornell Woolrich zu einer reizvollen Variation über das Thema der ‚amour fou‘ und spickt sie mit zahlreichen Verweisen auf die französische und amerikanische Kinotradition (Renoir, Hitchcock); ein hervorragend gespieltes Drama, das nie als ´Wirklichkeit´ verstanden werden will, vielmehr als Spiel mit Chiffren und Zeichen.“ (Lexikon des internationalen Films)
Anschließend, um 22.15 Uhr, zeigt Arte die spielfilmlange Doku „Belmondo, der Unwiderstehliche“ (Frankreich 2017)
Am Montag, den 19. Oktober, präsentiert Arte einen François-Truffaut-Abend mit „Die Braut trug schwarz“ (Frankreich/Italien 1968; ebenfalls nach einem Roman von Cornell Woolrich) (um 20.15 Uhr) und „Der Wolfsjunge“ (Frankreich 1969) (um 22.00 Uhr).
mit Jean-Paul Belmondo, Catherine Deneuve, Michel Bouquet, Nelly Borgeaud, Marcel Berbert
Das ist, wenn ich mich jetzt nicht sehr irre, der einzige Film, der im Fernsehen zum dreißigsten Todestag von Francois Truffaut (21. Oktober) gezeigt wird.
Servus TV, 22.20 Die Braut trug Schwarz (Frankreich/Italien 1967, Regie: Francois Truffaut)
Drehbuch: Francois Truffaut, Jean-Louis Richard
LV: William Irish (Pseudonym von Cornell Woolrich): The Bride wore black, 1940 (Die Braut trägt Schwarz)
Wenige Sekunden vor der Hochzeit wird der Mann von Julie Kohler erschossen. Sie beschließt, seine Mörder umzubringen.
Truffauts Hommage an Alfred Hitchcock und eine fast schon chabrolhafte Abrechnung mit der Bourgeoisie.
„Truffaut auf einem ersten Höhepunkt seines Könnens“ schreibt Willi Winkler in „Die Filme von Francois Truffaut“ über „Die Braut trug Schwarz“. Davor drehte Truffaut „Sie küssten und sie schlugen ihn“, „Schießen Sie auf den Pianisten“, „Jules und Jim“, „Die süße Haut“ und „Fahrenheit 451“.
Mit Jeanne Moreau, Claude Rich, Jean-Claude Brialy, Michel Bouquet, Michel Lonsdale, Charles Denner
Schon wieder stapeln sich die gesehenen Filme auf meinem Schreibtisch, einige habe ich schon vor Wochen und Monaten gesehen, aber ich kam aus verschiedenen Gründen (Okay, der Hauptgrund ist, dass ich meine Kritik nicht sofort geschrieben habe) nicht dazu, etwas über die Filme zu sagen. Dabei sind sie fast alle einen Blick wert.
Beginnen wir mit den Spielfilmen.
„Santiago, der Verdammte“ von „Detour“-Regisseur Edgar G. Ulmer wurde für ein Taschengeld gedreht und, nachdem er seinen Lauf durch die Kinos beendete, in irgendein Archiv versenkt. Jedenfalls ist die Bildqualität lausig. Auch die Story ist nicht gerade besonders glaubwürdig.
Denn der bis zum gehtnichtmehr gutherzige Bandit Santiago flüchtet nach einem Diebstahl, bei dem sein Freund tödlich verwundet wurde, in Richtung Grenze. Auf seiner Flucht begegnet er einem jungen Farmerehepaar, das sich kaum über Wasser halten kann und deren Ehe kriselt. Während sie mit ihm flüchten möchte, möchte er Santiagos Geld und Santiago benimmt sich nicht wie ein hartgesottener Bandit, sondern wie die Vulgärversion von Jesus.
Aber die Schauspieler sind mit soviel Energie bei der Sache und die von Ulmer gezeichneten Charaktere, vor allem die Hassliebe des Ehepaares und ihre Gier nach Geld, reißen mit in diesem Mysterienspiel unter südlicher Sonne, das zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, als der gute alte Wilde Westen schon Geschichte war, spielt und bei dem kein Charakter ohne Makel ist. Im Gegenteil!
Santiago, der Verdammte (The Naked Dawn, USA 1954)
Regie: Edgar G. Ulmer
Drehbuch: Nina Schneider, Herman Schneider (Pseudonym von Julian Zimet)
mit Arthur Kennedy, Betta St. John, Eugene Iglesias, Charlita, Roy Engel
Und noch ein Großer, der hier einen kleinen Film inszenierte. Die Budgetbeschränkungen und das – höflich formuliert – verwirrende Drehbuch machte er durch Stil- und Experimentierwillen wett.
Also die Story: in Frankreich während der Terrorherrschaft der Jakobiner wollen alle das titelgebende „Schwarze Buch“ haben. In ihm notierte Robespierre die künftigen prominenten Kandidaten für die Guillotine. Und weil sich alle herzlich misstrauen, aufs Kreuz legen und mit falschen Identitäten operieren, gibt es einem ziemlich verwirrenden Kampf um das Buch, bei dem das Interesse schnell erlahmt.
Denn es gibt überall Lug und Trug, Logik eher wenig und Anthony Mann inszenierte das alles in schönster Noir-Ästhetik, was dann auch die Aufnahme in die „Film Noir“-Reihe rechtfertigt. Trotzdem ist „Das schwarze Buch“ eher ein Film für Komplettisten.
Das schwarze Buch (Reign of Terror/The Black Book, USA 1949)
Regie: Anthony Mann
Drehbuch: Philip Yordan, Æneas MacKenzie
mit Robert Cummings, Richard Basehart, Arlene Dahl, Norman Lloyd
Das kann von „Zeuge gesucht“, einem Noir-Klassiker, der bei uns seit Ewigkeiten nicht mehr im TV lief, nicht gesagt werden. Denn Robert Siodmaks erster Noir, nach einem Roman von Cornell Woolrich, war gleich ein Volltreffer.
„Der hard-boiled Roman Woolrichs und Siodmaks Anleihen beim Expressionismus erweisen sich als eine geglückte Kombination.“ (Paul Werner: Film Noir)
Die Geschichte ist ein wahrer Alptraum. Jedenfalls für Scott Henderson, der als gehörnter Ehemann eine Nacht mit einer unbekannten Schönheit verbringt, die ihm ihren Namen nicht verraten will. Als er am nächsten Tag in seine Wohnung zurückkehrt, erwartet ihn die Polizei. Seine Frau wurde ermordet und natürlich ist Henderson der Hauptverdächtige. Sein Alibi, mit einer Unbekannten eine Show besucht zu haben, ist vollkommen unglaubwürdig. Vor allem nachdem die Polizei es überprüfte und niemand sich an die Schönheit erinnerte.
Nur seine Sekretärin Carol Richman glaubt ihm. Sie beginnt die titelgebende „Phantom Lady“ zu suchen – und auch den Mörder von Hendersons Frau.
Zeuge gesucht (Phantom Lady, USA 1943)
Regie: Robert Siodmak
Drehbuch: Bernard C. Schoenfeld
LV: William Irish (aka Cornell Woolrich): Phantom Lady, 1942
mit Francot Tone, Ella Raines, Alan Curtis, Aurora Miranda, Elisha Cook jr.
Ja, „Paranoia“ lief auch einige Tage im Kino. Aber nachdem er in den USA grandios floppte, sekundiert von desaströsen Kritiken, wollte der Verleih wohl nicht mehr Geld als nötig in die Kinoauswertung stecken, hofft jetzt aber auf ein erfolgreicheres Leben auf DVD. Immerhin ist die Vorlage von Bestsellerautor Joseph Finder (obwohl das in der Werbung eher verschwiegen wird), Regie führte Robert Luketic, der mit „21“ einen hübschen Gaunerfilm inszenierte, Liam Hemsworth und Amber Heard für das jüngere und Gary Oldman, Harrison Ford und Richard Dreyfuss (der kaum erwähnt wird) für das ältere Publikum sind dabei. Auch die Story wirkt auf den ersten Blick spannend: Nicholas Wyatt (Gary Oldman) schickt den jungen, ehrgeizigen Software-Programmierer Adam Cassidy (Liam Hemsworth) undercover in die Firma von seinem Konkurrenten Jock Goddard (Harrison Ford). Wyatt will so an dessen neueste Entwicklung kommen, die erstens bahnbrechend und zweitens den Markt in den kommenden Jahren bestimmen soll.
Trotzdem ist „Paranoia“ ein erschreckend unspannender Thriller bei dem die bahnbrechende Entwicklung (die eh nur der MacGuffin ist, aber ungefähr so aussieht, wie eine zehn Jahre alte Entwicklung) nie überzeugt, der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Firmen ein Hahnenkampf zwischen den Chefs ist und wir nichts substantielles über Industriespionage erfahren.
Paranoid ist höchsten, wer glaubt, dass „Paranoia“ ein Thriller sei.
Paranoia – Riskantes Spiel (Paranoia, USA/Frankreich 2013)
Regie: Robert Luketic
Drehbuch: Jason Dean Hall, Barry Levy
LV: Joseph Finder: Paranoia, 2004 (Goldjunge, Paranoia)
mit Liam Hemsworth, Amber Heard, Gary Oldman, Harrison Ford, Josh Holloway, Julian McMahon, Richard Dreyfuss
–
DVD
Studiocanal
Bild: 2,40:1 (anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch (5.1 DD)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Featurettes, Geschnittene Szenen, Hinter den Kulissen, Trailer, Wendecover
Dagegen erscheint „Errors of the Human Body“ verdammt gut. Eron Sheean drehte mit einem überschaubarem Budget einen hübschen kleinen Thriller, der über weite Strecken wie ein Medizin-Thriller in der „Coma“-Tradition aussieht, der nicht thrillen will, und am Ende zu einem ausgewachsenem Noir wird.
Der Genetiker Geoff Burton (Michael Eklund) war ein Starforscher, der mit einer neuen Therapie seinen Sohn heilen wollte. Die Therapie schlug nicht an, sein Sohn starb und Burton ertrinkt seitdem im Selbstmitleid. Da erhält er einen Ruf an das Institut für Genetik in Dresden. Dort steht seine frühere Assistentin und Geliebte Rebekka (Karoline Herfurth) kurz vor einer bahnbrechenden Entdeckung: nämlich einem auf seinen Forschungen basierendem Regenerations-Gen, das Krankheiten heilen und das Altern verhindern kann. Burton soll ihr bei den abschließenden Arbeiten helfen. Aber es gibt auch andere Forscher an der Universität, die sich seltsam verhalten, Konkurrenten von Rebekka sind und Burton seltsame Angebote machen. Außerdem sieht Burton das winterliche Dresden mit den Augen eines Fremden, der glaubt, dass an dem Institut auch geheime Forschungen durchgeführt werden. Schlimmer noch: mit der Zeit glaubt er sogar, selbst Teil eines genetischen Experiments zu sein.
Regisseur Eron Sheean gelingt es in „Errors of the Human Body“ eine unheimliche Atmosphäre zu beschwören, indem er Dresden und das Universitätsinstitut (gedreht wurde am dortigen „Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik“) aus Burtons Perspektive filmt, der zunehmend den Kontakt zur Wirklichkeit verliert. Deshalb scheinen sich auch alle immer etwas seltsam zu benehmen. Veles deutet Sheean nur an, kann aber nach dem Genuss von einigen Medizinthrillern mühelos entschlüsselt werden. Dadurch erscheint der Film aber im Mittelteil unnötig langsam.
Aber das düstere Ende entschädigt dafür.
Genrejunkies sollten einen Blick riskieren.
Als Bonus gibt es ein sehr informatives, zwölfminütiges Interview mit Eron Sheean.
Errors of the Human Body (Errors of the Human Body,
Regie: Eron Sheean
Drehbuch: Shane Danielsen, Eron Sheean
mit Michael Eklund, Karoline Herfurth, Tómas Lemarquis, Rik Mayall, Caroline Gerdolle
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DVD
Pandastorm
Bild: 1,85:1 (16:9)
Ton: Deutsch (DTS 5.1, DD 5.1), Englisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial: Interview mit dem Regisseur, Originaltrailer
Keinen Blick muss man bei „Das Frauenhaus“ und „Die Sklavinnen“ riskieren, zwei weiteren Filmen aus der Kooperation zwischen Jess Franco und Erwin C. Dietrich in den siebziger Jahren, die mühelos das Niveau der anderen Filme der „Jess Franco Golden Goya Collection“ halten: viel nackte Haut, wenig Story, kein Anspruch.
Wobei „Die Sklavinnen“ fast eine nacherzählbare Geschichte erzählt, weil Jess Franco sich hier des Kunstkniffs bediente, einfach den größten Teil als Rückblende zu erzählen.
Der Millionär Amos Radeck entführt nach einem Gefängnisaufenthalt (der durch ihre Flucht frühzeitig beendet wurde) die Bordellbetreiberin Arminda. Radeck glaubt, dass Arminda seine Tochter entführt hat. Er lässt sie foltern und Arminda erzählt aus ihrem Leben, das in Franco-Mainier illustriert wird. Dennoch zeigt er in „Die Sklavinnen“ verhältnismäßig wenig nackte Haut.
In „Das Frauenhaus“ ist dann alles wieder beim alten. In dem Film werden dann epische Tanzszenen aus einem Nachtclub (ich würde es nicht „Striptease“ oder „Pole Dancing“ nennen) und ebenso epische Folterszenen aneinandergeklatscht. Denn der Nachtclub „Blue Rita“ ist die Fassade für eine Frauenverbrecherbande, die hochrangige Barbesucher entführt und erpresst. Sie betreiben dabei auch etwas Industriespionage und – oh Wunder! – Interpol jagt sie.
Bei diesem Werk hat Jess Franco sich etwas von trashigen Science-Fiction-Filmen inspirieren gelassen, was immerhin zu einigen absurden Bildern – nackte Frauen mit Gasmasken! – und debilen Folterszenen führt, wenn die nackten Frauen eine farbige Flüssigkeit auf ihr Opfer kippen und er aber so etwas von Sexgeil wird, dass er am liebsten die Ketten sprengen würde. In der richtigen Stimmung ist das ziemlich witzig.
Die Schauspieler sind aus den anderen Franco-Filmen bekannt. Die herrlich durchgeknallte Musik in beiden Filmen ist von Walter Baumgartner und, mal wieder, das Beste an den Filmen.
Die Sklavinnen (Schweiz 1977)
Regie: Jess Franco
Drehbuch: Erwin C. Dietrich
mit Lina Romay, Martine Stedil, Eric Falk, Peggy Markoff, Vitor Mendes
auch bekannt als „Die Sexhändler“ und „Die Verschleppten“ (waren anscheinend in der Schweiz die Video-Titel)
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DVD
Ascot Elite
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Englisch
Bonusmaterial: Originaltrailer, Fotogalerie, Audio-Interview mit Jess Franco
Länge: 74 Minuten
FSK: ab 18 Jahre
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Das Frauenhaus (Schweiz 1977)
Regie: Jess Franco
Drehbuch: Jess Franco
mit Martine Fléty, Sarah Strasberg, Dagmar Bürger, Eric Falk
auch bekannt als „Blue Rita“
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DVD
Ascot Elite
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Japanisch
Bonusmaterial: Originaltrailer, Fotogalerie, Featurette „Sklave im Frauenhaus“ (Interview mit Eric Falk)