Serenity – Flucht in neue Welten (Serenity, USA 2005)
Regie: Joss Whedon
Drehbuch: Joss Whedon
Wem die „Guardians of the Galaxy“ zu pompös sind und wer von dem ganzen Familiengedöns beim „Krieg der Sterne genervt ist, sollte unbedingt die „Serenity“ besuchen. Das ist ein eher schrottreifer Weltraumfrachter mit einer bunten Besatzung. Angeführt werden sie, mehr oder weniger, von Captain Malcolm ‚Mal‘ Reynolds (Nathan Fillion im Han-Solo-Modus). Gemeinsam und ihren Dauer-Passagieren, die in „Serenity- Flucht in neue Welten“ für viel Ärger sorgen, erleben sie teils haarsträubende Abenteuer.
Die kurzlebige TV-Serie „Firefly – Der Aufbruch der Serenity“ hat heute Kultstatus. Der humorvolle Weltraum-Western „Serenity – Flucht in neue Welten“, der heute gezeigt wird, ist ein sympathischer Kino-Nachklapp mit der aus der TV-Serie bekannten Crew.
mit Nathan Fillion, Gina Torres, Alan Tudyk, Morena Baccarin, Adam Baldwin, Jewel Staite, Sean Maher, Summer Glau, Ron Glass, Chiwetel Ejiofor, David Krumholtz
Wade Wilson sagt, dass „Deadpool“ der beste Superheldenfilm aller Zeiten ist und dass man, wenn man nur einen Superheldenfilm sehen will, „Deadpool“ sehen muss.
Der Komet Clarke ist auf dem Kurs Richtung Erde und er ist ein echter Planetenkiller. Schon die ersten Einschläge von Clarke-Brocken haben verheerende Folgen. Und es wird noch schlimmer kommen. Wenn Clarke mit der Erde fertig ist, wird es auf der Erde kein Leben mehr geben.
Bereits vor dem ersten Einschlag werden daher ausgewählte Menschen vom US-Präsidenten angerufen. Sie sollen sich zu einem Militärstützpunkt begeben.
Einer dieser Auserwählten ist John Garrity. Ein stinknormaler verheirateter Bauingenieur mit einem kleinen Sohn, der Diabetiker ist.
Sie machen sich auf den Weg. Auf der Basis werden sie getrennt. Als die Soldaten bemerken, dass Nathan Diabetiker ist, wird der Flug für ihn und seine Eltern gestrichen. Denn chronisch Kranke gehören nicht zu den geplant zufällig ausgewählten Personen, die evakuiert werden dürfen.
Vor der Basis machen die Garritys sich auf getrennten Wegen zu Allisons Vater. Auf dem Weg dorthin erfährt John, dass die Auserwählten in ehemalige Atombunker in Grönland gebracht werden sollen und dass aus Kanada Flugzeuge, die jeden mitnehmen, dorthin fliegen.
Ric Roman Waughs Katastrophenfilm „Greenland“ konzentriert sich auf die Familie Garrity, die auf dem Weg nach Grönland, bei dem sie mal getrennt, mal zusammen sind, gleichzeitig ihre Eheprobleme löst. Das unterscheidet sein Drama schon auf der Story-Ebene von anderen Katastrophenfilmen, in denen mit Hilfe einer Gruppe höchst unterschiedlicher Charaktere, ein umfassendes Bild der Katastrophe und menschlicher Eigenschaften, immer nah am Klischee, gezeichnet wird. In „Greenland“ wird auch auf die großen Schauwerte und die große Pathoskeule verzichtet.
Dafür ist Roland Emmerich zuständig.
„Greenland“ ist ein ordentlicher, sehr bodenständiger Katastrophenfilm, der dem Publikum ziemlich genau das liefert, was er verspricht. Mit gedämpftem Katastrophen-Eskapismus, einem Multi-Kulti-Cast netter und sehr netter Menschen und einigen wenigen weißen Bösewichtern. Es gibt auch einige sehr gelungene Szenen. Zum Beispiel wenn Garrity und seine Familie, beobachtet von den Nachbarn, ihr Haus verlassen. Beklemmend wird diese in einem typischen US-Suburb spielende Szene, weil die Nachbarn wissen, dass die Garritys auserwählt wurden, während sie wahrscheinlich bald sterben werden.
Es gibt immer wieder Szenen die vollkommen lächerlich sind, ohne dass die Filmemacher das begreifen. Dazu gehört die Mitteilung an Garrity, dass er auserwählt wurde. Das geschieht über einen Anruf auf sein Handy. Eine altmodische Tonbandstimme sagt ihm, dass das eine Nachricht des Präsidenten sei und er sich mit seiner Familie an einen bestimmten Ort begeben solle. Zur gleichen Zeit erscheint diese Nachricht als Videotexteinblendung in seinem Fernseher. In einer TV-Show aus den fünfziger Jahren wäre diese Form der Information noch akzeptabel gewesen. Heute wirkt sie vollkommen anachronistisch. Auch weil in keinster Weise gewährleistet ist, dass die Botschaft ihren Empfänger erreicht und von ihm richtig verstanden wird. Garrity beendet im Supermarkt das Telefonat etwas irritiert. Wie jeder vernünftige Mensch, denkt er nicht daran, den Anweisungen der Tonbandstimme zu folgen.
Es gibt immer wieder Szenen, die einfach idiotisch sind und damit die Glaubwürdigkeit des gesamten Films gefährden. So verlässt Garrity am Anfang, wenige Minuten vor dem Abflug seines Flugzeugs, den rettenden Militärstützpunkt, um sich durch den vor dem Stützpunkt tobenden Mob zu seinem in einer endlosen Schlange stehendem Auto durchzuschlagen, um die dort vergessene Insulinpackung zu holen. Als gäbe es nicht in der Militärstation und ihrem in dem Moment noch unbekannten Fluchtort eine Arztstation und Insulin.
Später wird Allison von Ralph Vento, der sie mitgenommen hat, aus dem Auto gezerrt. Er hat bei ihr und ihrem Sohn Nathan die Armbänder entdeckt, die ihnen den Zutritt zu den rettenden Militärstützpunkten gewähren. Er will jetzt das Armband für seine Frau haben und mit ihr und Nathan zu dem nächsten Stützpunkt fahren. Allison wehrt sich, aber weder seine Frau, noch Nathan greifen in das längere Handgemenge ein. Stattdessen bleiben sie im Auto sitzen und beobachten die Schlägerei.
Aber Logik und ein durchdachtes Drehbuch sind normalerweise die ersten Opfer bei einem Katastrophenfilm. Diese gut gepflegte Tradition will „Greenland“ nicht durchbrechen, wenn er Gerard Butler durch die USA schickt, um seine Ehe zu retten und dabei auch einige andere ganz normale Menschen zu retten. Das gelingt ihm ganz gut.
Greenland (Greenland, USA 2020)
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Chris Sparling
mit Gerard Butler, Morena Baccarin, David Denman, Hope Davis, Roger Dale Floyd, Holt McCallany, Scott Glenn
Wade Wilson sagt, dass „Deadpool“ der beste Superheldenfilm aller Zeiten ist und dass man, wenn man nur einen Superheldenfilm sehen will, „Deadpool“ sehen muss.
mit Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein, T. J. Miller, Gina Carano, Brianna Hildebrand, Leslie Uggams, Stan Lee (sein Cameo)
Wiederholung: Montag, 24. September, 00.50 Uhr (Taggenau!) (dann wahrscheinlich ungeschnitten. Denn „Deadpool“ ist ein FSK-16-Film und nach der Ankündigung dürften heute Abend etliche Minuten fehlen.)
Vor zwei Jahren war „Deadpool“ ein Überraschungserfolg. Ein R-rated-Superheldenfilm, der Gewalt zelebriert, respektlos über alles herzieht und der einen sehr robusten Humor hat, das klang in der gepflegten Marvel-, X-Men-, Spider-Man- und Supermansuperheldenwelt nach dem Rezept für ein kommerzielles Desaster. An dieser kommerziellen Prognose änderte auch die Beliebtheit der quasi unverfilmbaren Deadpool-Comics nichts. Wer will auf der Leinwand schon einen Helden sehen, der ständig mit dem Publikum redet, kein Interesse an Weltrettung hat und dessen Zimmer wie eine Studentenbude aussieht?
Entsprechend lange musste Hauptdarsteller Ryan Reynolds nach seinem ersten, kurzen Auftritt als Deadpool in „X-Men Origins: Wolverine“ (2009) für den Film kämpfen. Letztendlich erhielt er ein überschaubares Budget, setzte alles auf eine Karte und gewann. Denn schon die ersten Minuten von „Deadpool“ zeigten: der Kampf hat sich gelohnt und der Comic-Deadpool wurde ohne große Veränderungen zum Film-Deadpool. Das weltweite Einspielergebnis von über 750 Millionen Dollar machte die Fortsetzung zu einen No Brainer. Und weil „Deadpool“ damit auch der R-rated-Film mit dem höchsten Einspiel war, wurde das Erfolgsrezept nicht geändert. Man liefert einfach das gleiche noch einmal ab. Nur eine Nummer größer.
Dieses Mal will Deadpool, nach dem gewaltsamen Tod seiner schwangeren Freundin, einen Teenager beschützen. Im Broadstone House, Essex School for the Young, wird ‚Firefist‘ Russell (Julian Dennison) von allen gemobbt. Vor allem der Direktor dieser Mutantenschule (Eddie Marsan!) malträtiert ihn. Er verfolgt auch ein gänzlich anderes Erziehungskonzept als Professor Xavier mit seiner noblen X-Men-Mutantenschule.
Als Russell ausflippt und Feuerkugeln durch die Luft schleudert, versucht Deadpool ihn zu beruhigen. Die eh schon chaotische Situation gerät vollkommen außer Kontrolle und Deadpool und Russell werden in ein Hochsicherheitsgefängnis gesteckt. Dort besucht Cable, der Soldat aus der Zukunft (Josh Brolin), sie. Er will Russell töten – und schon sind wir mitten drin in einer wunderschönen Endlosklopperei, in der Deadpool auch ein Superheldenteam, die X-Force (weil X-Men ein so laaangweiliger Name ist), zusammenstellt. Dessen erster Einsatz verläuft dann auch wie der erste Einsatz der Avengers. Nur anders. Außer für Domino (Zazie Beetz), deren Superkraft „Glück“ ist.
‚Nur anders‘ bezeichnet ziemlich treffend, was „Deadpool 2“ von anderen Superheldenfilmen unterscheidet. Es ist zwar alles da, was man aus den Marvel-Filmen kennt, aber „John Wick“- und „Atomic Blonde“-Regisseur David Leitch und die Drehbuchautoren Rhett Reese, Paul Wernick und Ryan Reynolds bürsten alles hemmungslos gegen den Strich und runden es mit einem Pennälerwitz und einem Insider-Witz ab.
Das ist, wie die „Deadpool“-Comics, ein großer Spaß für Fans von Superheldengeschichten, die sich eine wohltuende Distanz und ein kindliches Gemüt bewahrt haben. Denn alle kriegen ihr Fett weg. Auch „Green Lantern“, der Film. Und es gibt, nach dem Tod von ‚Deadpool‘ Wade Wilson (Keine Panik. Deadpool ist unsterblich.) eine wunderschöne James-Bond-Titelsequenz, mit Deadpool als Objekt des Begehrens.
Bei dieser ununterbrochenen Abfolge von Gags und Action bemerkt man kaum, dass sogar eine ziemlich komplizierte Geschichte erzählt wird, die auch einige überraschende Wendungen hat. Und dass nebenbei einige sehr ernste Themen angesprochen werden. Nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern im Deadpool-Stil.
Nach all dem Werbeoverkill in den letzten Tagen und Wochen, wo Deadpool anscheinend überall war und auf YouTube ein „Deadpool 2“-Clip nach dem nächsten auftauchte, kann ich euch beruhigt versichern, dass „Deadpool 2“ den Hype aushält Es gibt immer noch etliche Gags und Plotwendungen, die man aus den Trailern und Clips nicht ahnt. Die Gags im Film sind besser als die aus den Clips und der Film ist in jeder Beziehung besser als die ganze Werbemaschinerie für das Franchise, dessen nächsten Filme schon, mehr oder weniger offiziell, angekündigt sind.
Deadpool: Gut gemacht, du XXXXX.
Deadpool 2 (Deadpool 2, USA 2018)
Regie: David Leitch
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Ryan Reynolds
LV: Charaktere von Rob Liefeld und Fabian Nicieza
mit Ryan Reynolds, Josh Brolin, Zazie Beetz, Julian Dennison, Morena Baccarin, Brianna Hildebrand, Shioli Kutsuna, Karan Soni, Leslie Uggams, Eddie Marsan, T. J. Miller, Andre Tricoteux, Jack Kesy, Terry Crews, Lewis Tan, Bill Skarsgård, Rob Delaney
Wade Wilson sagt, dass „Deadpool“ der beste Superheldenfilm aller Zeiten ist und dass man, wenn man nur einen Superheldenfilm sehen will, „Deadpool“ sehen muss.
mit Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein, T. J. Miller, Gina Carano, Brianna Hildebrand, Leslie Uggams, Stan Lee (sein Cameo)
Wiederholung: Mittwoch, 3. Januar, 22.25 Uhr (dann ohne Schnitte. Denn „Deadpool“ ist ein FSK-16-Film und nach der Ankündigung dürften heute Abend etliche Minuten fehlen. Möglicherweise sogar über zehn Minuten!)
Der Film war jahrelang, mal mehr, mal weniger, in Planung. Er war ein Traumprojekt von Hauptdarsteller Ryan Reynolds, dessen „Green Lantern“ bei den Fans, der Kritik und dem Publikum nicht besonders gut ankam. In den vergangenen Jahren trat er, nachdem er schon einen kurzen Auftritt als Deadpool in „X-Men Origins: Wolverine“ hatte, in mehreren guten Filmen auf. Zuletzt in dem Spieler-Drama „Dirty Trip – Mississippi Grind“ (Besprechung folgt; DVD erschien bei Ascot Elite), „The Voices“, „Woman in Gold“ und „Self/Less“.
Trotzdem blieb „Deadpool“ sein Traumprojekt und wie das mit Träumen so geht. Meistens bleiben sie besser Träume.
Entsprechend skeptisch hoffnungsvoll sah ich mir den Film an und es ist wirklich ein „Deadpool“-Film, der das Wesen der Comicfigur und der Comics trifft. Was, ironischerweise, ein Vor- und Nachteil ist.
Die Filmgeschichte ist, mit zahlreichen Rückblenden (was in Comics ja ein gern benutztes Stilmittel ist), eine Origin-, Rache- und Liebesgeschichte, die von dem titelgebendem Söldner mit der großen Klappe ständig und in jeder Beziehung respektlos kommentiert wird, was dazu führt, dass die Handlung immer wieder stoppt, weil Deadpool uns im Kinosaal noch schnell irgendetwas erklärt, das mehr oder weniger wichtig für die Handlung ist.
Nachdem der Söldner Wade Wilson (Ryan Reynolds) erfährt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist, verlässt er seine große Liebe Vanessa Carlysle (Morena Baccarin) und nimmt an einem geheimen Programm teil, das ihn heilen soll. Mad-Scientist Ajax (Ed Skrein, hier wesentlich überzeugender als in „The Transporter Refueled“) verantwortet mit sadistischer Lust die schmerzhafte Operation. Danach ist Wilson vom Krebs geheilt, hat übermenschliche Selbstheilkräfte und sieht absolut abstoßend aus. Nur seine große Klappe übersteht die Operation unverändert. Er will, dass Ajax das mit dem Aussehen rückgängig macht und er will sich an ihm für die ihm zugefügten Schmerzen rächen; was eigentlich zwei sich widerstrebende Ziele sind. Und dann, als Zugabe, entführt der Bösewicht auch noch Wilsons Freundin.
Gut, das ist nicht wirklich die stärkste „Deadpool“-Geschichte. Denn gerade die Origin-Story und Liebesgeschichten interessierten „Deadpool“-Fans nie wirklich. Im Gegensatz zu anderen Superhelden hat Deadpool auch keine immer wiedergekäute Origin-Story und was man als Comicleser über Deadpools Vergangenheit weiß, kann auch ein Hirngespinst von Wade Wilson sein. Eine Nachwirkung der Operation, die ihn zu Deadpool machte.
Aber diese beiden Geschichten und auch alles andere wird in Tim Millers Spielfilmdebüt „Deadpool“ angenehm konsequent gegen den Strich gebürstet. Jedes Superheldenklischee, das es gibt, wird durch den Kakao gezogen und mit mindestens drei Sprüchen von Deadpool garniert. Dabei ist sein Humor meist pubertär, immer respektlos und damit auch erfrischend. Vor allem natürlich im bierernsten Superheldengenre, das schon in der Titelsequenz ordentlich parodiert wird und auch dem Hauptdarsteller gleich einige Klatschen gibt. Und so geht es weiter. Wade Wilsons große Liebe ist eine Prostituierte, die ihre Arbeit liebt. Seine Wohnung ist kein Abklatsch von Wayne Manor, sondern eine billige Mietwohnung, in der er Untermieter ist. Seine Gehilfin ist kein distinguierter Batman-Butler Alfred, sondern eine alte, blinde Afroamerikanerin, die auf jeden Cent angewiesen ist. Die Söldner treffen sich in einer quasi frauenfreien Kellerspelunke, die „Sister Margaret’s Home for Wayward Girls“ heißt. Undsoweiterundsofort wird Szene an Szene, Witz an Witz gereiht, während die eh schon nebensächliche Geschichte immer mehr zur absoluten Nebensache wird. „Deadpool“ funktioniert vor allem als Abfolge von Episoden und Szenen, in denen die Beteiligten sich ebenso kräftig wie liebevoll über das Superheldengenre lustig machen.
Dieser Spaß ist in jeder Sekunde spürbar und macht „Deadpool“ zu einem kurzweiligen Jungs-Vergnügen. Bis hin zur Marvel-typischen Szene nach dem Abspann dieses etwas anderen Superheldenfilms mit einem latent unzurechnungsfähigem, von psychischen Problemen und hehren Zielen angenehm unbelasteten Helden, der mindestens in jedem zweiten Satz eine popkulturelle Referenz unterbringt.
P. S.: Der läuft auch im IMAX in 2D. Und das ist gut so.
Aber das ist noch nicht alles. Ergänzend, aber vollkommen unabhängig vom Film, hat Panini „Die Deadpool-Anthologie“ (Untertitel) herausgeben. „Deadpool – Greatest Hits“ enthält elf Geschichten mit dem Söldner mit der großen Klappe, die eine gute, ziemlich kurze und sehr kurzweilige Einführung in die Welt von Deadpool sind. Denn die Bildergeschichten, die eine Bogen spannen von Deadpools erstem Auftritt (1991 in „The New Mutants 98: Der Anfang vom Ende“) bis zur Gegenwart („Deadpool 27: Die Hochzeit von Deadpool“ [wer’s glaubt]) werden ergänzt durch informative Vorbemerkungen, die die Geschichten in jeder Beziehung in die Deadpool-Welt einordnen. Vorbildlich und für Neueinsteiger und Altfans sehr informativ.
Wer es kürzer haben will, kann sich „Das Film-Special“ zulegen, das die ebenfalls in „Deadpool: Greatest Hits“ enthaltene Geschichte „Der große Kinofilm“ enthält. Thriller-Autor Duane Swierczynski schrieb 2010 diese Geschichte, in der Wade Wilson sein Leben gerne als Hollywood-Film sehen möchte. Dafür erzählt er einem Drehbuchautor seine Lebensgeschichte und wir erfahren einiges über Hollywood und auch einiges über die Herkunft von Wade Wilson. Denn das ist für einen Hollywood-Film wichtig.
Deadpool: Greatest Hits – Die Deadpool-Anthologie Panini, 2016 324 Seiten
24,99 Euro Duane Swierczynski (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner): Deadpool: Das Film-Special (übersetzt von Jürgen Petz) Panini, 2016 52 Seiten
3,99 Euro
– Originalausgabe
X-Men Origins: Deadpool: The Major Motion Picture
Marvel, September 2010
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P. P. S.: Die beiden „Deadpool“-Drehbuchautoren Rhett Reese und Paul Wernick sitzen bereits am Drehbuch für den zweiten „Deadpool“-Film. Regisseur Tim Miller soll auch wieder dabei sein. Ryan Reynolds sowieso.
Die Idee ist so einfach, wie genial: wir lassen einfach eine Frau das tun, was normalerweise ein Mann macht. In „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013) durfte Melissa McCarthy, unter der Regie von Paul Feig, als harter Straßenbulle böse Jungs jagen, verkloppen und erschießen. Weil es die feministische Version eines Buddy-Movies war, half ihr eine stocksteife, aktenfressende Sandra Bullock. Der Film war ein Hit.
Jetzt schickt Paul Feig Melissa McCarthy als Geheimagent um die halbe Welt und sie muss das tun, was normalerweise James Bond tut: das Ende der Welt verhindern. Und ein beträchtlicher Teil des Vergnügens von „Spy – Susan Cooper Undercover“ ist eben das liebevolle Spiel mit den sattsam bekannten James-Bond-Klischees, wobei dieses Mal die Frauen die Hosen an haben, während die wenigen Männer nur noch Trottel sind.
Die blasse Büromaus Susan Cooper, die nach ihrer Agentenausbildung in der CIA-Zentrale bislang die Missionen im Hintergrund steuerte, darf, nachdem Bradley Fine (Jude Law) von dem Bösewicht Rayna Boyanov (Rose Byrne) erschossen wird, ihren ersten Außeneinsatz machen. Denn Boyanov kennt alle CIA-Agenten und sie will sie auch alle umzubringen. Aber sie kennt Cooper nicht.
Also schickt die CIA-Chefin Cooper auf ihren ersten Außeneinsatz. Die erste Station ist Paris. Cooper soll Boyanov nur beobachten und so herausfinden, wo sie die in einen Koffer passende Atombombe, die sie an Terroristen verkaufen will, versteckt hat. Natürlich nimmt Cooper gleich Kontakt zu ihr auf und die ungefährliche Beobachtungsmission wird zu einer James-Bond-Aktion mit Schlägereien, liebestollen Schönlingen, taffen Frauen auf beiden Seiten des Gesetzes und abenteuerlichen Aktionen, die ein Minimum an Planung mit einem Maximum an Improvisation vereinigen.
Das ist dann, auch wegen der vielen Referenzen (allein schon die Pre-Title-Sequenz mit Jude Law als ferngesteuertem James Bond auf einem mondänem Anwesen und der mit Maurice-Binder-würdigen Bildern unterlegte Titelsong), die feministische Unterwanderung des James-Bond-Agentenfilmgenres, die daran leidet, dass die Bond-Filme auch immer eine Parodie von sich und dem Agentenfilmgenre sind (weshalb es so schwer ist, eine überzeugende Bond-Parodie zu drehen), dass die Bond-Filme ein wesentlich größeres Budget haben (was man spätestens bei der lustvollen Zerstörung der überdimensionierten Zentrale des Bösewichts sieht) und dass die Idee „eine unscheinbare Frau als taffe Agentin“ schon in der TV-Serie „Agentin mit Herz“ (Scarecrow and Mrs. King, USA 1983 – 1987) verarbeitet wurde.
Deshalb bleibt bei „Spy – Susan Cooper Undercover“ immer das Gefühl vorhanden, dass man das alles schon einmal gesehen hat und Feigs durchaus kurzweiliger und witziger Film, bei all seinen Gags und Anspielungen, dem nichts wesentliches hinzufügt.