Der Komet Clarke ist auf dem Kurs Richtung Erde und er ist ein echter Planetenkiller. Schon die ersten Einschläge von Clarke-Brocken haben verheerende Folgen. Und es wird noch schlimmer kommen. Wenn Clarke mit der Erde fertig ist, wird es auf der Erde kein Leben mehr geben.
Bereits vor dem ersten Einschlag werden daher ausgewählte Menschen vom US-Präsidenten angerufen. Sie sollen sich zu einem Militärstützpunkt begeben.
Einer dieser Auserwählten ist John Garrity. Ein stinknormaler verheirateter Bauingenieur mit einem kleinen Sohn, der Diabetiker ist.
Sie machen sich auf den Weg. Auf der Basis werden sie getrennt. Als die Soldaten bemerken, dass Nathan Diabetiker ist, wird der Flug für ihn und seine Eltern gestrichen. Denn chronisch Kranke gehören nicht zu den geplant zufällig ausgewählten Personen, die evakuiert werden dürfen.
Vor der Basis machen die Garritys sich auf getrennten Wegen zu Allisons Vater. Auf dem Weg dorthin erfährt John, dass die Auserwählten in ehemalige Atombunker in Grönland gebracht werden sollen und dass aus Kanada Flugzeuge, die jeden mitnehmen, dorthin fliegen.
Ric Roman Waughs Katastrophenfilm „Greenland“ konzentriert sich auf die Familie Garrity, die auf dem Weg nach Grönland, bei dem sie mal getrennt, mal zusammen sind, gleichzeitig ihre Eheprobleme löst. Das unterscheidet sein Drama schon auf der Story-Ebene von anderen Katastrophenfilmen, in denen mit Hilfe einer Gruppe höchst unterschiedlicher Charaktere, ein umfassendes Bild der Katastrophe und menschlicher Eigenschaften, immer nah am Klischee, gezeichnet wird. In „Greenland“ wird auch auf die großen Schauwerte und die große Pathoskeule verzichtet.
Dafür ist Roland Emmerich zuständig.
„Greenland“ ist ein ordentlicher, sehr bodenständiger Katastrophenfilm, der dem Publikum ziemlich genau das liefert, was er verspricht. Mit gedämpftem Katastrophen-Eskapismus, einem Multi-Kulti-Cast netter und sehr netter Menschen und einigen wenigen weißen Bösewichtern. Es gibt auch einige sehr gelungene Szenen. Zum Beispiel wenn Garrity und seine Familie, beobachtet von den Nachbarn, ihr Haus verlassen. Beklemmend wird diese in einem typischen US-Suburb spielende Szene, weil die Nachbarn wissen, dass die Garritys auserwählt wurden, während sie wahrscheinlich bald sterben werden.
Es gibt immer wieder Szenen die vollkommen lächerlich sind, ohne dass die Filmemacher das begreifen. Dazu gehört die Mitteilung an Garrity, dass er auserwählt wurde. Das geschieht über einen Anruf auf sein Handy. Eine altmodische Tonbandstimme sagt ihm, dass das eine Nachricht des Präsidenten sei und er sich mit seiner Familie an einen bestimmten Ort begeben solle. Zur gleichen Zeit erscheint diese Nachricht als Videotexteinblendung in seinem Fernseher. In einer TV-Show aus den fünfziger Jahren wäre diese Form der Information noch akzeptabel gewesen. Heute wirkt sie vollkommen anachronistisch. Auch weil in keinster Weise gewährleistet ist, dass die Botschaft ihren Empfänger erreicht und von ihm richtig verstanden wird. Garrity beendet im Supermarkt das Telefonat etwas irritiert. Wie jeder vernünftige Mensch, denkt er nicht daran, den Anweisungen der Tonbandstimme zu folgen.
Es gibt immer wieder Szenen, die einfach idiotisch sind und damit die Glaubwürdigkeit des gesamten Films gefährden. So verlässt Garrity am Anfang, wenige Minuten vor dem Abflug seines Flugzeugs, den rettenden Militärstützpunkt, um sich durch den vor dem Stützpunkt tobenden Mob zu seinem in einer endlosen Schlange stehendem Auto durchzuschlagen, um die dort vergessene Insulinpackung zu holen. Als gäbe es nicht in der Militärstation und ihrem in dem Moment noch unbekannten Fluchtort eine Arztstation und Insulin.
Später wird Allison von Ralph Vento, der sie mitgenommen hat, aus dem Auto gezerrt. Er hat bei ihr und ihrem Sohn Nathan die Armbänder entdeckt, die ihnen den Zutritt zu den rettenden Militärstützpunkten gewähren. Er will jetzt das Armband für seine Frau haben und mit ihr und Nathan zu dem nächsten Stützpunkt fahren. Allison wehrt sich, aber weder seine Frau, noch Nathan greifen in das längere Handgemenge ein. Stattdessen bleiben sie im Auto sitzen und beobachten die Schlägerei.
Aber Logik und ein durchdachtes Drehbuch sind normalerweise die ersten Opfer bei einem Katastrophenfilm. Diese gut gepflegte Tradition will „Greenland“ nicht durchbrechen, wenn er Gerard Butler durch die USA schickt, um seine Ehe zu retten und dabei auch einige andere ganz normale Menschen zu retten. Das gelingt ihm ganz gut.
Greenland (Greenland, USA 2020)
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Chris Sparling
mit Gerard Butler, Morena Baccarin, David Denman, Hope Davis, Roger Dale Floyd, Holt McCallany, Scott Glenn
Länge: 120 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Rotten Tomatoes über „Greenland“ (aktuell mit 100 % hoffnungslos überbewertet)
Meine Besprechung von Ric Roman Waughs „Snitch – Ein riskanter Deal“ (Snitch, USA 2013)
Meine Besprechung von Ric Roman Waughs „Angel has fallen“ (Angel has fallen, USA 2019)