Als „Deadpool“ Wade Wilson den Geheimagenten Jace Burns (bzw. „Burns. Jace Burns.“) umbringen will, geht einiges schief. Zunächst einmal, wusste Deadpool nicht, dass er einen Spion ermorden soll. Dann wehrt dieser sich, der Tatort (ein Nobelhotel) geht in Flammen auf, Burns und Wilson sterben. Aber während Burns verbrennt, wird Wilsons Körper geborgen und, weil die Ärzte keine Ahnung von Deadpools Selbstheilungskräften haben, halten sie den entstellten Körper, den sie aus den Flammen bergen konnten, für Burns.
Leicht verdattert fühlt Deadpool sich in die neue Rolle ein. Immerhin war Jace Burns ein James-Bond-Verschnitt und die Annehmlichkeiten dieses Geheimagentenlebens gefallen ihm. Es sind Geld, Waffen, Gadgets und Frauen.
Außerdem will er erfahren, wer ihn mit dem Mord an Burns beauftragt hat.
Deadpool, der Söldner mit der großen Klappe, als Geheimagent. Das klingt vielversprechend. Und dass er keinen unauffälligen Geheimagenten, sondern einen James-Bond-Geheimagenten verkörpert, ist naheliegend.
Allerdings ist „Geheimagent Deadpool“ nur ein gebremstes Vergnügen. Die größte Überraschung der von Autor Christopher Hastings und Zeichner Salva Espin erfundenen Geschichte ist, dass Wilson bei Burns‘ Kollegen – der Sekretärin, dem Waffenentwickler – beliebt ist, weil er sie nicht herablassend behandelt. Und sie natürlich deshalb ahnen, dass der neue Burns nicht der alte Burns ist.
Die Probleme sind dagegen zahlreich. So agiert Wilson äußerst gebremst. Es gibt zwar die Deadpool-Momente voll infantilem Humor. Aber es sind, abseits der Kämpfe, wenige.
Die Story hat nicht die Naivität und klare Struktur einer alten Bond-Geschichte. Ziemlich konfus geht es um den Zugang zu einem paradoxem Parallel-Universum, Betrug und Doppelbetrug, Verrat und falsches Spiel, bis die Motive der verschiedenen Gruppen kaum noch nachvollziehbar sind.
Das größte Problem von „Geheimagent Deadpool“ ist allerdings, dass Garth Ennis zusammen mit Zeichner Russ Braun mit „Jimmys Bastarde“ bereits eine rotzfreche Bond-Parodie vorlegte, die auch einige Fragen an die Figur, ihr Verhalten gegenüber Frauen und ihr Wertesystem stellte.
In „Geheimagent Deadpool“ wird dagegen nur ein wenig herumgespielt. Garantiert jugendfrei.
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Christopher Hastings/Salva Espin: Geheimagent Deadpool
(übersetzt von Michael Strittmatter)
Panini Comics, 2021
140 Seiten
17 Euro
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Originalausgabe
Secret Agent Deadpool (2018) # 1 – 6
Marvel, September – November 2018
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Hinweise
Wikipedia über Christopher Hastings und Deadpool
Meine Besprechung von Tim Millers „Deadpool“ (Deadpool, USA 2016)
Meine Besprehung von David Leitchs „Deadpool 2“ (Deadpool 2, USA 2018)