TV-Tipp für den 27. Juni: Spy – Susan Cooper undercover

Juni 26, 2023

Kabel Eins, 20.15

Spy – Susan Cooper Undercover (Spy, USA 2015)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Paul Feig

Die Waffenhändlerin Rayna Boyanov (Rose Byrne) will eine Mini-Atombombe verkaufen. Und weil sie die Identitäten von allen CIA-Feldagenten kennt, kann nur Susan Cooper (Melissa McCarthy) das Geschäft verhindern. Denn bislang ist die CIA-Agentin, die noch keinen einzigen Außeneinsatz hinter sich hat, ein unbeschriebenes Blatt. Mit einer falschen Identität nähert sie sich in Paris Boyanov, die dort gerade die Atombombe verkaufen will.

Köstliche Agentenfilm-Parodie und Liebeserklärung an die James-Bond-Filme.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Melissa McCarthy, Jason Statham, Jude Law, Rose Byrne, Miranda Hart, Bobby Cannavale, Allison Janney, Peter Serafinowicz, Morena Baccarin, 50 Cent, Ben Falcone

Wiederholung: Mittwoch, 28. Juni, 03.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Spy“

Metacritic über „Spy“

Rotten Tomatoes über „Spy“

Wikipedia über „Spy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Ghostbusters“ (Ghostbuster, USA 2016)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Nur ein kleiner Gefallen“ (A simple Favor, USA 2018) und der DVD

Meine Besprechung von Paul Feigs „Last Christmas“ (Last Christmas, Großbritannien 2019)

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Arielle, die Meerjungfrau“, jetzt als Disney-Realverfilmung

Mai 26, 2023

Lange vor dem Filmstart erscholl im Internet der Klagechor über die Besetzung von Arielle. Denn Disney besetzte im Realfilmremake ihres gleichnamigen Trickfilms von 1989 die Rolle der Meerjungfrau mit einer Schwarzen. Zugegeben, eine hellhäutige Schwarze, aber nichtsdestotrotz eine Schwarze und für einige Fans der 1989er Version von „Arielle, die Meerjungfrau“ (The little Mermaid) war das zu viel.

Dabei ist es doch vollkommen egal, welche Hautfarbe oder auch Geschlecht eine Meerjungfrau hat. Wir wissen es nicht. Ihre Haut könnte auch Gelb, Grün, Braun oder Silbern sein. Sie könnte weiblich, männlich, bi-, trans- oder asexuell sein; – wobei in der Literaturwissenschaft die Theorie verfochten wird, dass in dem Märchen „Die kleine Meerjungfrau“, der Vorlage für diese beiden Disney-Filme, Hans Christian Andersen seine Homosexualität und seine zum Scheitern verurteilte Liebe zu Edvard Collins verarbeitete. Uups.

Die Hautfarbe der Hauptdarstellerin sagt auch nichts über die Qualität eines Films aus. Regie, Drehbuch und, immerhin ist „Arielle, die Meerjungfrau“ ein Musical, die Musik sind wichtiger.

Und weil „Arielle, die Meerjungfrau“ die neueste Disney-Realverfilmung ist, hat sie die gleichen Probleme, wie die vorherigen Disney-Realverfilmungen. Wieder einmal wurde ein alter, erfolgreicher und immer noch beliebter Trickfilm genommen und die Geschichte, mit all ihrem ideologischem Ballast, 1-zu-1 neu verfilmt. Nur dieses Mal mit Schauspielern und CGI-Tricks. Einige dieser Realverfilmungen, wie „Der König der Löwen“, sind letztendlich hundertfünfzigprozentige CGI-Filme. Deshalb ist die Rede von Realverfilmung etwas irreführend, aber etabliert. Auch in „Arielle, die Meerjungfrau“ sind die meisten Bilder am Computer entstanden und wahrscheinlich wurden nach dem Dreh alle Bilder umfangreich nachbearbeitet.

Die Meerjungfrau Arielle lebt mit ihren Schwestern in einem von ihrem Vater König Triton gutmütig regiertem Unterwasserreich. Im Gegensatz zu ihren Schwestern ist Arielle von den Menschen fasziniert. Bei einem ihrer Ausflüge entdeckt sie auf einem Segelschiff Prinz Eric. Sofort verliebt sie sich in den jungen Mann, der gut aussieht und ein echter Traumprinz ist. Aber ihre Liebe kann nicht erwidert werden. Sie leben in verschiedenen Welten und können in der anderen Welt nicht leben. Er kann unter Wasser nicht atmen. Sie kann sich mit ihrem Schwanz an Land nicht voran bewegen.

Da bietet die Meerhexe Ursula ihr eine Verwandlung an. Im Tausch für ihre wunderschöne Stimme bekommt sie Beine und kann die Welt der Menschen erkunden. Wenn sie innerhalb von drei Tagen geküsst wird, kann sie ein Mensch bleiben. Wenn nicht, wird sie bis in alle Ewigkeit eine von Ursulas Sklavinnen sein. Arielle willigt ein und kann danach die Insel betreten, auf der Eric lebt. Jetzt muss der Traumprinz sie nur noch wahrhaft lieben und küssen.

Für den Film wurden neben R&B-Sängerin Halle Bailey, die Arielle spielt, Jonah Hauer-King als Prinz Eric, Javier Bardem als König Triton und Melissa McCarthy als Meerhexe Ursula gecastet. Bardem ist blass wie noch nie. McCarthy ist bis zum Ende, wo sie endlich durchdrehen darf, vollkommen und sträflich unterfordert.

Die erstaunlich altmodisch klingende Musik ist wieder Alan Menken. Die bekannten Songs aus der Trickfilmversion, wie „Under the Sea“, „Kiss the Girl“, „Part of your World“ und „Poor unfortunate Souls“ werden wieder, teils mit aktualisierten Texten, gesungen. Für drei neue Songs und eine Reprise schrieb „Hamilton“ Lin-Manuel Miranda die Texte.

Die CGI-Effekte sind gelungen, aber auch ein großes Manko des Films. Während bei einem Zeichentrickfilm immer offensichtlich ist, dass das Gezeigte nicht real, sondern bestenfalls nur eine abstrakte Version der Realität ist, suggeriert eine Realverfilmung das Gegenteil. Tiere sehen wie Tiere aus. Sie bewegen sich wie die gezeigten Tiere. Und dann fällt auf, dass die Proportionen der Meereslebewesen immer etwas falsch sind; dass sprechende Krabben, Fische und Basstölpel als Sidekicks seltsam sind, dass die durchgehend wohlproportionierten Meerjungfrauen einerseits keinen Kontakt zur Menschheit haben, andererseits immer züchtig ein Bikini-Oberteil anhaben und, dieser Punkt nervte mich am meisten, dass die Haare der Meerjungfrauen und von König Triton im Wasser immer schweben und offensichtlich trocken sind, während sie sich an Land, auf der windumtosten Karibik-Insel, nicht mehr bewegen. Auch nicht bei einer wilden Fahrt in einer Kutsche.

Mit über 135 Minuten ist das Musical eindeutig zu lang geraten. Der gelungenere Trickfilm erzählt seine Geschichte in 85 Minuten.

Arielle, die Meerjungfrau (The little Mermaid, USA 2023)

Regie: Rob Marshall

Drehbuch: David Magee

LV: Hans Christian Andersen: Den lille Havfrue, 1837 (Die kleine Meerjungfrau)

mit Halle Bailey, Daveed Diggs, Jacob Tremblay, Awkwafina, Jonah Hauer-King, Art Malik, Noma Dumezweni, Javier Bardem, Melissa McCarthy

Länge: 136 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Arielle, die Meerjungfrau“

Metacritic über „Arielle, die Meerjungfrau“

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Meine Besprechung von Rob Marshalls „Mary Poppins‘ Rückkehr“ (Mary Poppins return, USA 2018)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „The Kitchen: Queens of Crime“ schlagen zu

September 19, 2019

New York in den Siebzigern. Das Hell’s Kitchen war noch nicht gentrifiziert. Der „Taxi Driver“ fuhr durch die von irischen Gangstern beherrschten Straßen. Einige von ihnen sind die Berufsverbrecher Jimmy Brennan, Kevin O’Carroll und Rob Walsh. Nachdem sie 1978 nach einem Überfall auf einen Schnapsladen verhaftet und zu längeren Haftstrafen verurteilt werden, stehen ihre Frauen Kathy Brennan (Melissa McCarthy), Ruby O’Carroll (Tiffany Haddish) und Claire Walsh (Elisabeth Moss) nicht vor dem Nichts. Immerhin erhalten sie als die Ehefrauen der Mob-Gangster, solange ihre Männer im Gefängnis sind, etwas Geld. Es sind Almosen, die sie ruhig stellen sollen. Zum Leben ist es zu wenig. Also übernehmen die drei Ehefrauen das Geschäft ihrer Männer: sie treiben die Schulden und das Schutzgeld selbst ein.

Das ist allerdings leichter gedacht, als getan. Trotzdem sind sie, nach kurzen Anlaufschwierigkeiten, sehr erfolgreich im Geschäft. Ein Mafiaboss bietet ihnen eine Zusammenarbeit an. Andere Gangster sind über die drei Frauen weniger erfreut. Schließlich sollen Frauen nicht Gangster spielen, sondern Wäsche waschen und Essen kochen. Und dann sind da auch noch ihre Männer, die irgendwann aus dem Gefängnis entlassen werden.

Das hört sich – auch wenn die drei Damen bruchlos von liebevoller Hausfrau zu skrupellosem Gangster und Gangsterboss umschalten – nach einem zünftigen Gangsterfilm mit viel Retro-Charme an. Dass in den späten siebziger Jahren, außerhalb eines Blaxploitation-Films, niemals drei Hausfrauen den Macho-Gangstermännern Befehle erteilt hätten, stört nicht weiter. Es ist eine wunderschöne Selbstermächtigungsfantasie vor einem ausnehmend pittoresken Hintergrund.

Die Idee für diese Geschichte hatten Ollie Master, Ming Doyle und Jordie Bellaire, die 2015 den Hardboiled-Noir-Gangstercomic „The Kitchen“ bei DC/Vertigo veröffentlichten.

Andrea Berloff, die für ihr Buch zum NWA-Biopic „Straight Outta Compton“ für einen Drehbuch-Oscar nominiert wurde und die Drehbücher zu „World Trade Center“, „Blood Father“ und „Sleepless“ schrieb, nahm für ihre Verfilmung den Comic als Handlungsskizze. Sie fügte einige Figuren dazu, veränderte bei anderen Figuren einiges und auch das Ende ist anders. Dem Geist der Vorlage blieb sie dabei treu.

Aber es gelingt ihr bei ihrer ersten Regiearbeit nicht, ihn in den Film zu übertragen. Trotz aller Änderungen wirkt der Film, als habe man den Comic 1-zu-1 abgefilmt und dabei vergessen, dass Comic und Film zwei verschiedene Medien sind.

So bleiben im Film alle Figuren austauschbare Abziehbilder ohne ein erkennbares Innenleben und nachvollziehbare Motive. Sie sind alle böse Verbrecher, die sich ohne erkennbare Skrupel notfalls gegenseitig betrügen und töten. Nirgendwo ist ein moralischer Kompass erkennbar, der aus „The Kitchen“ mehr als ein banales Gangster-bringen-Gangster-Werk machen würde.

The Kitchen“ ist ein Langweiler und angesichts der Besetzung – Melissa McCarthy (wieder in einer ernsten Rolle), Tiffany Haddish (dito) und Elisabeth Moss in den Hauptrollen -, der Ausstattung, den Kostümen, den Frisuren (es sieht wirklich wie in den Siebzigern aus), der Kamera (Maryse Alberti [„The Wrestler“, „Creed“]) und der zeitgenössischen Musikauswahl eine große Enttäuschung.

Im Gegensatz zur Vorlage.

The Kitchen:Queens of Crime (The Kitchen, USA 2019)

Regie: Andrea Berloff

Drehbuch: Andrea Berloff

LV: Ollie Masters/Ming Doyle/Jordie Bellaire: The Kitchen, 2015 (The Kitchen)

mit Melissa McCarthy, Tiffany Haddish, Elisabeth Moss, Domhnall Gleeson, James Badge Dale, Brian d’Arcy James, Margo Martindale, Bill Camp, Common, Annabella Sciorra

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage

Ollie Masters/Ming Dolye/Jordie Bellaire: The Kitchen

(übersetzt von Carolin Hidalgo)

Panini, 2019

180 Seiten

18,99 Euro

Originalausgabe

The Kitchen

DC/Vertigo, 2015

Hinweise

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Wikipedia über „The Kitchen“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 3. März: Ghostbusters

März 3, 2019

RTL, 20.15

Ghostbusters (Ghostbuster, USA 2016)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Paul Feig, Katie Dippold

TV-Premiere einer Komödie, die schon lange vor der Premiere die Fanboys auf die Palme brachte. Denn dieses Mal werden die „Ghostbusters“, die in New York Geister jagen, von Frauen gespielt.

Zum Kinostart schrieb ich: „„Ghostbusters“ ist eine launige Sommerkomödie mit vier Frauen, die ihren Mann stehen, und einem Mann, der als Blondinenwitz hundertfünfzigprozentig überzeugt, einer ordentlichen Portion Retro-Feeling und einem Humor, der einen lächelnd und wohlgestimmt aus dem Kinosaal entlässt.“

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth, Charles Dance, Michael Kenneth Williams, Matt Walsh, Ed Begley Jr., Andy Garcia, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, Ozzy Osbourne, Sigourney Weaver

Wiederholung: Montag, 4. März, 00.20 Uhr

Hinweise

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Rotten Tomatoes über „Ghostbusters“

Wikipedia über „Ghostbusters“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Ghostbusters“ (Ghostbuster, USA 2016)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Nur ein kleiner Gefallen“ (A simple Favor, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: Melissa McCarthy fragt „Can you ever forgive me?“

Februar 21, 2019

Im Gegensatz zu den meisten Kinogängern lernte ich Melissa McCarthy nicht als alle Grenzen austestende Slapstick-Ulknudel, sondern als ernste Schauspielerin kennen. Daher ist für mich ihr neuester Film auch keine Überraschung, sondern die lange erwartete, erhoffte und auch überfällige Rückkehr in das dramatische Fach.

Melissa McCarthy spielt Lee Israel, eine 1939 geborene, 2014 verstorbene Autorin von Star-Biographien, eine Nervensäge und Trinkerin. Ihr neues Buchprojekt über Fanny Brice ist unverkäuflich. Aber die Rechnungen müssen auch im New York der frühen neunziger Jahre bezahlt werden.

Als die Einundfünfzigjährige einen Stapel Bücher antiquarisch verkaufen will (was ungefähr das Doppelte von Nichts einbringt), bemerkt sie, dass für Briefe von Schriftstellern Unsummen bezahlt werden. Für einen von Katherine Hepburn an sie gerichteten und signierten Brief werden ihr 175 Dollar geboten. Sie verkauft den Brief und kann damit einen Teil der Rechnung beim Tierarzt für ihre über alles geliebte, kranke Katze Jersey bezahlen.

Israel beginnt, auch immer wieder angestiftet durch ihren Trinkkumpel Jack Hock (Richard E. Grant), Briefe von bekannten Schriftstellern wie Dorothy Parker, Lilian Hellman, Noel Coward und Ernest Hemingway zu fälschen. Und sie ist verdammt gut darin. Sie trifft den unverwechselbaren Ton der Schreibenden und sie streut immer wieder kleine persönliche Bemerkungen ein. Ihre Abnehmer, Händler, die die Briefe gewinnbringend an Sammler weiterverkaufen, sind begeistert. Nur: wie lange kann das Spiel gut gehen?

Wer den Fall kennt oder Lee Israels Biographie „Can you ever forgive me?“ gelesen hat, weiß, dass Israel sehr lange Fälschungen verkaufte, ehe sie verhaftet wurde. Und auch wer das nicht weiß, dürfte über das Ende nicht sonderlich überrascht sein. Aber der Weg dahin ist höchst vergnüglich. Dank des Drehbuchs, der Regie, der Schauspieler und der Ausstattung, die stimmig die Patina einer computerlosen Zeit, ruhiger Bibliotheken, verrauchter Kneipen und mild verstaubter Antiquariate heraufbeschwört.

Melissa McCarthy ist, nachdem sie für „Brautalarm“ (Bridesmaids, USA 2011) als beste Nebendarstellerin für den Oscar nominiert war, dieses Mal als beste Schauspielerin nominiert. Angesichts der starken Konkurrenz dürfte sie ihn nicht erhalten (meine Wette geht auf „The Favourite“ Olivia Colman). Das ändert nichts daran, dass sie dieses biestige und dennoch liebesbedürftige Weib grandios spielt. Man möchte diese rechthaberische Nervensäge gleichzeitig hochkantig aus der Wohnung werfen und in den Arm nehmen. Das tut dann der ebenfalls Oscar-nominierte Richard E. Grant als flamboyanter Jack Hock, der sich immer noch eine kindliche Unschuld bewahrt hat. Er ist ein Dieb, Trickbetrüger und Schnorrer, dessen Image seine Situation kaum noch tarnen kann. Aber mit dem man viel Spaß haben kann.

Und mehr wollen sie auch nicht von ihm haben. Denn Hock ist, wie Israel, homosexuell und er hat, was gegen Ende unübersehbar wird, AIDS.

Sie bilden ein seltsames, sich gegenseitig stützendes Paar.

Als Verbrecherin wird sie einem sogar zunehmend sympathisch. Einerseits, weil Melissa McCarthy immer mehr Facetten von Lee Israel zeigt. Andererseits weil man sich nie des Eindrucks erwehren kann, dass die Käufer von Israels Briefen ziemlich genau wissen, dass es sich um Fälschungen handelt. Und sie richtet keinen wirklichen Schaden an. Ihre Taten sind harmloser als die von Earl Stone (gespielt von Clint Eastwood in „The Mule“) und Forrest Tucker (gespielt von Robert Redford in „Ein Gauner & Gentleman“ [Kinostart 28. März]) begangenen Taten. Stone war Kartell-Drogenkurier im sehr großen Umfang. Tucker war sein Leben lang ein höflicher Bankräuber und ein ebenso notorischer Ausbrecher aus Gefängnissen. Diese drei jetzt und demnächst im Kino laufenden Filme basieren auf wahren Geschichten und alle drei Filme sympathisieren mit ihren Protagonisten. Es sind gewitzte, keine Gewalt ausübendem Verbrecher, deren Taten und Leben in einem amüsierten, leicht ungläubige ‚Das kann doch nicht wahr sein‘-Tonfall geschildert werden. Das trifft natürlich besonders auf Lee Israel und ihre Fälschungen zu, die sie an die kleine Szene der Händler verkaufte.

Die Drehbuchautoren Jeff Whitty (sein Debüt) und Nicole Holofcener erhielten für ihr Drehbuch ebenfalls eine Oscar-Nominierung. Holofcener schrieb und inszenierte vorher unter anderem „Enough said“. Das feinfühlige Wohlfühl-Drama war der vorletzte Film des früh verstorbenen James Gandolfini.

Inszeniert wurde das Drama feinfühlig von Marielle Heller. Sie überzeugte bereits mit ihrem Spielfilmdebüt, der Komödie „Diary of a Teenage Girl“ über ein sich auch künstlerisch betätigendes Mädchen in San Francisco in den siebziger Jahren.

Can you ever forgive me?“ ist wundervolles Schauspielerkino über ein überhaupt nicht vorbildliches Paar und einige hundert gefälschte Briefe.

Can you ever forgive me? (Can you ever forgive me?, USA 2018)

Regie: Marielle Heller

Drehbuch: Nicole Holofcener, Jeff Whitty

LV: Lee Israel: Can you ever forgive me?, 2008

mit Melissa McCarthy, Richard E. Grant, Dolly Wells, Jane Curtin, Anna Deavere Smith, Stephen Spinelli, Ben Falcone

Länge: 107 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

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Rotten Tomatoes über „Can you ever forgive me?“

Wikipedia über „Can you ever forgive me?“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood fragt, wer hier mehr geschummelt hat

Meine Besprechung von Marielle Hellers „Diary of a Teenage Girl“ (Diary of a Teenage Girl, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „The Happytime Murders“ – zerfetzte Puppen und mittendrin Cop Melissa McCarthy

Oktober 11, 2018

Los Angeles, Gegenwart, mit einem kleinen Unterschied: in diesem L. A. leben Puppen, mehr geächtet als geachtet, unter Menschen. Vor Jahren waren die Puppen in einer Familien-TV-Serie sehr beliebt. Phil Philips durfte als Polizist arbeiten. Bis es zu einem Unfall kam. Jetzt ist er ein Privatdetektiv der allseits bekannt-beliebten Hardboiled Schule irgendwo zwischen Sam Spade und Philip Marlowe. Für die Menschen sind die Puppen nur ziemlich verachteter Abschaum. Und die Puppen, nun, sagen wir es mal so: sie haben ähnliche Bedürfnisse wie die Menschen und sie benehmen sich in ihrer Welt der Drogenhöhlen, illegalen Spielclubs und Porno-Videotheken auch genauso schlecht wie die Menschen in ihrer Welt.

Als ein Killer Puppen umbringt, die alle eine Verbindung zu der aus dem TV allseits beliebten Happytime-Gang haben, müssen Phil und sein Ex-Partner Connie Edwards (Melissa McCarthy) notgedrungen zusammen arbeiten.

Das ist die Ausgangslage für eine Abfolge vulgärer Zoten, die witzig sein sollen. Es aber nicht sind. Dafür sind sie zu dumm. Die Geschichte selbst ist ein 08/15-Buddymovie, gekreuzt mit einer Noir-Parodie. Und die Idee, dass Puppen in dieser Welt leben, wurde, auch wenn es da Cartoonfiguren sind, in „Falsches Spiel um Roger Rabbit“ vor dreißig Jahren schon viel besser verwirklicht. Hier, immerhin geht es um die nicht jugendfreie Version dieser Idee, kommt noch eine Portion „Meet the Feebles“ hinzu.

Das ist so unwitzig und zäh, dass die knapp neunzig Minuten (mit Abspann, ohne Abspann müssten es unter achtzig Minuten sein) einem wie eine Ewigkeit vorkommen.

Und die eigentlich immer zuverlässige Melissa McCarthy spult hier auf Autopilot und spürbar gelangweilt ihre altbekannten Sprüche ab.

Als eine halbstündige Episode „Muppets Show“-Episode könnte die Idee von „The Happytime Murders“ funktionieren. Als Spielfilm nicht.

The Happytime Murders“-Regisseur Brian Henson ist der Sohn von „Muppets Show“-Erfinder Jim Henson. Mit seinen Geschwistern führt er seit Jahren den Familienbetrieb fort. Unter anderem bei „Muppets – Die Schatzinsel“ und „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ übernahm er die Regie.

The Happytime Murders – Kein Sesam, nur Straße (The Happytime Murders, USA 2018)

Regie: Brian Henson

Drehbuch: Todd Berger (nach einer Geschichte von Todd Berger und Dee Austin Robertson)

mit Melissa McCarthy, Elizabeth Banks, Maya Rudolph, Joel McHale, Leslie David Baker, Bill Baretta, Ben Falcone (Cameo)

Länge: 92 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „The Happytime Murders“

Metacritic über „The Happytime Murders“

Rotten Tomatoes über „The Happytime Murders“

Wikipedia über „The Happytime Murders“

 


TV-Tipp für den 7. August: St. Vincent

August 7, 2018

ARD, 22.45

St. Vincent – Mein himmlischer Nachbar (St. Vincent, USA 2014)

Regie: Ted Melfi (aka Theodore Melfi)

Drehbuch: Ted Melfi

Weil die gerade eingezogene Maggie (Melissa McCarthy) jemand braucht, der auf ihren Sohn Oliver (Jaeden Lieberher) aufpasst, engagiert sie den misanthropischen Nachbarn Vincent (Bill Murray). Der ist als Aufpasser eine denkbar schlechte Wahl.

TV-Premiere einer herzigen und sehr witzigen Komödie.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Bill Murray, Melissa McCarthy, Naomi Watts, Jaeden Lieberher, Chris O’Dowd, Terrence Howard

Wiederholungen

ARD, Mittwoch, 8. August, 02.15 Uhr (Taggenau!)

One, Freitag, 10. August, 21.00 Uhr

One, Samstag, 11. August, 01.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
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Film-Zeit über „St. Vincent“
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Rotten Tomatoes über „St. Vincent“
Wikipedia über „St. Vincent“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ted Melfis „St. Vincent“ (St. Vincent, USA 2014)

Meine Besprechung von Ted Melfis „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ (Hidden Figures, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: „How to party with Mom“ Melissa McCarthy

Juli 6, 2018

Deanna ist Melissa McCarthy und Melissa McCarthy spielt diese Mutter einer College-Schülerin, die nach über zwanzig Jahren von ihrem Mann verlassen wurde, genau so, wie man sie aus ihren zahlreichen anderen Komödien kennt: laut, schamlos und ohne Hemmungen. Ständig plappernd und mit einer Kleiderauswahl, die in ihrer Trutschigkeit schon vor einem halben Jahrhundert unter ‚geschmacklos‘ lief. Vor allem wenn man sie mit Kinderpullovern und Oma-Frisuren kombiniert wird.

Nachdem Deanna von ihrem Mann verlassen wurde, entschließt sie sich, ihr Studium zu beenden. Das hatte sie kurz vor ihrem Abschluss für ihren Mann und ihr Kind abgebrochen. Die letzten Uni-Scheine will sie mit allem machen, was zu einem Studium dazugehört, wie dem Einzug in ein Zwei-Bett-Zimmer in einem Verbindungshaus (Oder müssen in den USA Studierende auf dem Campus in nach Geschlechtern getrennten Häusern leben?).

Diese Prämisse ist für Melissa McCarthy (auch Drehbuch und Produktion) und ihren Mann Ben Falcone (wieder Regie, Drehbuch, Produktion und ein Cameo als Uber-Fahrer) die Ausgangslage für einige Slapstick-Einlagen, die üblichen Uni-Witze, etwas Sex-Klamauk, einige mütterliche Ratschläge und elterliche Peinlichkeiten. Zum Beispiel wenn Deanna den Mitbewohnerinnen ihrer Tochter ein Jugenderlebnis ihrer Tochter erzählt, das für sie extrem peinlich ist.

Diese Szene ist auch eine der wenigen Szenen in „How to party with Mom“, die auf jeder Ebene das Potential der Geschichte andeuten. Es hätte ein Film über verlorene Träume, zweite Chancen, Mutter-Tochter-Beziehungen und wie sich der Blick auf Dinge mit zunehmendem Alter verändert, sein können. Es hätte auch ein Film sein können, der zeigt, wie sich die USA in den vergangenen zwanzig, dreißig Jahren veränderte. Aber nichts davon wurde auch nur versucht.

Es wurde stattdessen ein Starvehikel, das weit unter seinen Möglichkeiten bleibt und der immer, reichlich lustlos und ohne irgendwelche Ambitionen, die offensichtlichen Gags abgreift, während Melissa McCarthy Melissa McCarthy ist. So wirkt „How to party with Mom“ wie eine Geldkuh, die pflichtschuldig noch einmal gemolken wird, indem den Fans das gegeben wird, was sie erwarten.

How to party with Mom (Life of the Party, USA 2018

Regie: Ben Falcone

Drehbuch: Melissa McCarthy, Ben Falcone

mit Melissa McCarthy, Gillian Jacobs, Maya Rudolph, Julie Bowen, Matt Walsh, Molly Gordon, Jessie Ennis, Adria Arjona, Debby Ryan, Chris Parnell, Damon Jones, Stephen Root, Jacki Weaver, Ben Falcone

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „How to party with Mom“

Metacritic über „How to party with Mom“

Rotten Tomatoes über „How to party with Mom“

Wikipedia über „How to party with Mom“

Meine Besprechung von Ben Falcones „Tammy – Voll abgefahren“ (Tammy, USA 2014)

Meine Besprechung von Ben Falcones „The Boss“ (The Boss, USA 2016)


SNL: Melissa McCarthy spielt Sean Spicer – wieder

Februar 12, 2017

Als ich letzte Woche Melissa McCarthys – zu Recht! – abgefeierte Sean-Spicer-Pressekonferenz bei Saturday Night Live (SNL) sah musste ich lauthals lachen:

Bei jedem Sehen gewann ihre Performance und ich fragte mich, wie das gesteigert werden könnte.

Nun, so parodierte sie gestern in einem noch gemeinerem Auftritt den Pressesprecher des Weißen Hauses:

(wegen Geoblocking nicht von SNL, aber dafür mit fast dem gesamten Auftritt von dem echten, echten Donald Trump).


Neu im Kino/Filmkritik: „Ghostbusters“ – neue Gesichter, vertraute Geschichte

August 5, 2016

Lange bevor der Film in die US-Kinos kam, hatten sich im Netz die ‚Hater‘ schon ihre Meinung gebildet: der Film kann nur Scheiße sein, weil in dem neuen „Ghostbusters“-Film nicht die originalen Ghostbusters-Schauspieler wieder die Hauptrollen spielen, sondern die Ghostbusters von anderen Schauspielern gespielt werden (was schon schlimm ist) und diese auch noch von Frauen, Ja Frauen!!!, gespielt werden (was noch viel schlimmer ist).

Es gab dann zum Filmstart noch eine besonders unappetitliche Kampagne gegen Leslie Jones. Eine Afroamerikanerin; – muss ich noch mehr sagen?

Diesen Idioten kann ich nur empfehlen, sich in ihrer Wohnung einfach noch einmal die zwei alten „Ghostbusters“-Filme anzusehen. Es gibt sie noch. Sie wurden nicht verändert und sie stehen in eurer Filmsammlung. Den neuen Film könnt ihr ja getrost ignorieren.

In Hollywood war ein neuer „Ghostbusters“-Film seit Ewigkeiten im Gespräch. Immerhin waren die ersten beiden Filme von 1984 und 1989 mit Bill Murray (wieder dabei in einer gänzlich anderen Mini-Rolle), Dan Aykroyd (wieder dabei in einer gänzlich anderen Mini-Rolle), Ernie Hudson (wieder dabei in einer gänzlich anderen Mini-Rolle) und Harold Ramis (2014 verstorben) enorm erfolgreich. Entsprechend naheliegend sind da in der Hollywood-Logik Pläne für einen weiteren Film, der wieder die Kasse klingeln lässt,

Für den neuen „Ghostbusters“-Film übernahm jetzt Paul Feig die Regie und er machte eigentlich alles richtig. Er und seine Mit-Drehbuchautorin Katie Dippold (sie schrieb auch das Drehbuch für Feigs „Taffe Mädels“ [The Heat, USA 2013]) versuchten sich nicht an einem Reboot, der die alte Geschichte mehr oder weniger neu schreibt, mehr oder weniger düster ist und letztendlich nur ein Remake das Originals ist. Nur schlechter. Sie nahmen sich den alten „Ghostbusters“-Film vor, der ja nicht so genial ist, wie heute manchmal behauptet wird, entstaubten ihn liebevoll und verfilmten ihn wieder mit eigenen Akzenten, wie es von einem Song mehrere Versionen geben kann, die gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Dabei ist auf der erzählerischen Ebene der genialste Schachzug der Macher, dass sie einerseits vieles aus dem alten Film verwenden (was für den Wiedererkennungswert gut ist und das Herz des Fans erfreut oder, siehe oben, auch nicht), aber es andererseits die New York erschütternden Ereignisse aus den alten „Ghostbusters“-Filmen nicht gab und es daher auch keine Ghostbusters gab. Sogar das allseits bekannte Logo wird neu erfunden. In der U-Bahn von einem Sprayer.

Der zweite Geniestreich ist die Besetzung – und dass das im Film nicht weiter thematisiert wird.

In der aktuellen „Ghostbusters“-Version, die im heutigen New York spielt, das allerdings in jedem Bild ein heimeliges Retro-Gefühl verströmt, gründen Abby Yates (Melissa McCarthy), Erin Gilbert (Kristen Wiig) und Julian Holtzmann (Kate McKinnon) die Ghostbusters. Kurz darauf stößt Patty Tolan (Leslie Jones) zu ihnen. Sie arbeitet in der U-Bahn, hat dort eine Begegnung mit einem Geist und hält eine Arbeit bei den Ghostbusters für aufregender als ihre derzeitige Arbeit. Außerdem organisiert sie das Ghostbusters-Mobil, ein 1981-83 Cadillac-Leichenwagen. Als Telefonistin stellen sie Kevin (Chris Hemsworth) ein. Er ist zwar komplett ungeeignet für den Job, aber gutmütig und gutaussehend ist. Vor allem Erin verliebt sich sofort in das propere Mannsbild.

Sie glauben, dass es Geister gibt und ihr Glaube wird durch Schleim spuckende Geister bestätigt, die sich in alten Häusern und U-Bahnen herumtreiben und am Ende sogar die ganze Stadt vernichten wollen.

Bis dahin gibt es eine schöne Kameradie zwischen den Geisterjägerinnen, einen eher zum schmunzeln einladenden Humor, etwas jugendfreien Klamauk und ein schönes Retro-Feeling. Schon der 1984er „Ghostbusters“-Film war ja eine Liebeserklärung an die klassischen Fünfziger-Jahre-Horrorfilme und auch der 2016er „Ghostbusters“-Film scheint eher in einem Fünfziger-Jahre-New-York zu spielen, was nicht nur an den historischen Gebäuden, den betont unhippen, aber praktischen Kleidern und den ebenso unhippen, aber praktischen Waffen zum Fangen und Vernichten von Geistern, sondern auch, im Finale, an der Rekonstruktion des Times Square im Stil der siebziger Jahre liegt.

Nur die ziemlich retro aussehenden Geister wurden mit modernster Tricktechnik in Szene gesetzt.

Ghostbusters“ ist eine launige Sommerkomödie mit vier Frauen, die ihren Mann stehen, und einem Mann, der als Blondinenwitz hundertfünfzigprozentig überzeugt, einer ordentlichen Portion Retro-Feeling und einem Humor, der einen lächelnd und wohlgestimmt aus dem Kinosaal entlässt.

Bis man dem ersten schleimspuckendem Geist begegnet.

Ghostbusters - Plakat

Ghostbusters (Ghostbuster, USA 2016)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Paul Feig, Katie Dippold

mit Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth, Charles Dance, Michael Kenneth Williams, Matt Walsh, Ed Begley Jr., Andy Garcia, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, Ozzy Osbourne, Sigourney Weaver

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Moviepilot über „Ghostbusters“

Metacritic über „Ghostbusters“

Rotten Tomatoes über „Ghostbusters“

Wikipedia über „Ghostbusters“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, USA 2015)

Im AOL Building stehen die Ghostbusters Rede und Antwort

DP/30 unterhält sich mit Paul Feig über den Film

DP/30 unterhält sich mit Katie Dippold über den Film

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Central Intelligence“ – nicht so wahnsinnig intelligent

Juni 16, 2016

Vor zwanzig Jahren war Calvin (Kevin Hart) an der Schule der allseits beliebte Überflieger, dem alle eine glänzende Karriere prophezeiten und Robbie Weirdicht war der übergewichte Watschenmann und Außenseiter.

Jetzt hat Weirdicht einen anderen Namen, dem er alle Ehre macht. Denn er heißt Bob Stone, sieht aus wie Dwayne ‚The Rock‘ Johnson, arbeitet undercover für den Geheimdienst und er braucht die Hilfe von Calvin, der ein langweiliges Leben als Buchhalter führt. Immerhin hat er ein eigenes kleines Büro und muss nicht nebenan im Großraumbüro arbeiten. Dank dieser Buchhalterkenntnisse kann er Bob helfen bei der Jagd nach den von dem geheimnisvollem Black Badger gestohlenen Verschlüsselungscodes für das US-amerikanische Spionage-Satelittensystem (okay, das ist nur der MacGuffin), die in wenigen Stunden meistbietend verkauft werden sollen (und das ist die berühmte Ticking Clock).

Dummerweise wird Bob von seiner Firma, angeführt von CIA-Agent Harris (Amy Ryan, hübsch biestig), als abtrünniger Agent gejagt und sie nehmen dabei Kollateralschäden und Gesetzesübertretungen billigend in Kauf.

Central Intelligence“ ist eine weitere Buddy-Komödie, die dieser Formel folgt, ohne wirklich eigene Akzente zu setzen. Denn die Story, die in einer Buddy-Komödie sowieso nebensächlich ist, ist hier noch dünner geraten und ohne irgendeinen Funken Plausibilität und frei von Überraschungen, aber mit etlichen unglaubwürdigen Momenten. Das beginnt schon bei der Prämisse.

Die Action, auch wenn man nicht gerade „Lethal Weapon“-Zerstörungsorgien erwartet, ist eher dünn gesät.

Dafür redet Kevin Hart, mal wieder, ohne Punkt und Komma; was allerdings selten witzig, meistens nervig ist. Dwayne Johnson hat dagegen, nachdem er schon vor Jahren in der Elmore-Leonard-Verfilmung „Be Cool“ sein Image persiflierte, seinen Spaß als geistig minderbemittelter, immer optimistischer, supertaffer, unzerstörbarer Geheimagent mit einem Hang zu unpassenden Kleidern. Bei ihm, vor allem nachdem er in einer Szene durchaus glaubwürdig einen Psychiater spielt, hätte man sich eine Entwicklung oder die Enthüllung, dass Bob nur den Trottel spielt, gewünscht.

So ist „Central Intelligence“ nur ein Starvehikel, das gerade so seinen Dienst nach Vorschrift erfüllt. Immerhin sind die meisten Gags oberhalb der Gürtellinie angesiedelt und der Film behauptet auch nie, mehr zu sein als ein harmloser, schnell vergessener Spaß für die ganze Familie.

Wer dagegen eine gelungene Buddy-Komödie sehen will, sollte sich Shane Blacks „The Nice Guys“ ansehen.

Central Intelligence - Plakat

Central Intelligence (Central Intelligence, USA 2016)

Regie: Rawson Marshall Thurber

Drehbuch: Ike Barinholtz, David Stassen, Rawson Marshall Thurber (nach einer Geschichte von Ike Barinholtz und David Stassen)

mit Kevin Hart, Dwayne Johnson, Danielle Nicolet, Amy Ryan, Jason Bateman, Aaron Paul, Tim Griffin, Ryan Hansen, Timothy John Smith, Thomas Kretschmann, Melissa McCarthy (Cameo)

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Central Intelligence“

Metacritic über „Central Intelligence“

Rotten Tomatoes über „Central Intelligence“

Wikipedia über „Central Intelligence“


Neu im Kino/Filmkritik: Melissa McCarthy ist „The Boss“

April 21, 2016

In den USA eroberte „The Boss“, der neue Film von und mit Melissa McCarthy, gleich den zweiten Platz der Kinocharts, in der zweiten Woche den dritten Platz und die Kosten dürften damit schon jetzt vollständig eingespielt sein. Dass sich die Begeisterung der Kritiker in Grenzen hielt, hat im Moment keinen Einfluss auf ihre Beliebtheit. Auch wenn sie einen auf den ersten Blick unsympathischen Charakter spielt, den sie vor fünfzehn Jahren bei der Impro-Theatergruppe „The Groundlings“ erfand. Sie ist Michelle Darnell, ein Waisenkind, das von jeder potentiellen Pflegefamilie verstoßen wurde und die sich dann ganz allein ganz nach oben arbeitete. Sie ist eine erfolgreiche, großkotzige, allein lebende Unternehmerin mit mehr Geld als Heu. Sie ist der personifizierte amerikanische Traum ohne den Hauch eines sozialen Gewissens oder Empathie für ihre Mitmenschen.

Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wegen Insiderhandel in einem Luxusgefängnis steht sie vor dem Nichts. Also quartiert sie sich bei ihrer ehemaligen, allein lebenden Sekretärin Claire (Kristen Bell) und deren Tochter Rachel (Ella Anderson) ein.

Als sie zu einer Schulversammlung mitgeht, legt sie sich gleich mit einer anderen Mutter an. Aus einer geplanten wohltätigen Keksverkaufsaktion, in der den Schülerinnen in schönster Pfadfindertradition Gemeinschaftswerte beigebracht werden sollen, initiiert sie einen knallharten kapitalistischen Verkaufswettbewerb. Bei ihr erhalten die Schülerinnen keine Fleißpunkte, sondern für jeden verkauften Brownie eine Provision. Schnell baut sie mit den von Claire nach einem Spezialrezept gebackenen Brownies ein Unternehmen auf, das sich über die gesamten USA erstrecken soll. Ihr Ex-Freund und Intimfeind Renault (Peter Dinklage) will ihr Geschäft übernehmen.

The Boss“ ist allerdings keine Wirtschaftssatire. McCarthy versucht das in ihrem Film noch nicht einmal. Denn außer den offensichtlichsten Wirtschaftsgags ignorieren sie und Regisseur Ben Falcone dieses humoristische Potential ihrer Geschichte vollkommen. Die besten Gags, wenn Melissa McCarthy nicht gerade verbal dem Affen Zucker gibt oder in waghalsigen Stunts Treppen herunterfällt, drehen sich dann folgerichtig um, ähem, Frauenbelange, wie einer exzessiven Bräunungsaktion in Claires Badezimmer oder einem langwierigen Bekleidungsratschlag von ihr. Denn Claire will für ein Date ihren ausgewaschenen Lieblingspullover und einen betont unerotischen, aber bequemen BH anziehen. Das sind dann Gags, die in jedem Umfeld funktionieren, aber die Filmgeschichte in keinster Weise voranbringen oder irgendetwas zum Thema des Films beitragen. Dafür verstärken sie das Gefühl, dass man gerade eine Episode aus einer Sitcom sieht. Allerdings eine mit nicht besonders glaubwürdigen Charakteren. Oder glaubt jemand wirklich ernsthaft, dass Claire in punkto Beziehungen Ratschläge von Michelle Darnelle nötig hat?

So wird vieles zwar angesprochen, aber nichts konsequent zu Ende erzählt. Entsprechend lieblos wird die Geschichte von der Läuterung des Ekels erzählt. Anstatt nämlich Michelle Darnells Lebensphilosophie, dass Geld ein Ersatz für Familie, Liebe und Geborgenheit ist, konsequent in jeder Szene zu prüfen und immer wieder die verschiedenen Werte von Familie, Gemeinschaft und Kapitalismus aufeinanderprallen zu lassen, schweifen die Macher immer wieder ab in letztendlich belanglose Episoden und einen ziemlich absurden dritten Akt, in dem dann Michelle, Claire und ihr Freund wie Dick & Doof in Renaults riesiges Bürohaus einbrechen.

Einen großen Teil an dieser so entstandenen ziemlich umfassenden Enttäuschung liegt dabei an Melissa McCarthy, die als Schauspielerin und Komikerin überzeugt, aber als Mit-Drehbuchautorin sich einfach zu sehr auf den Star und die Sketche verlässt, während sie die erzählerische Logik links liegen lässt. Insofern ist „The Boss“ nach „Tammy – Voll abgefahren“, wo sie ebenfalls Mit-Drehbuchautorin war, ein Schritt zurück in seichte Gewässer. In „Tammy“ versuchte sie in der zweiten Hälfte des Films aus dem Komödienfach mit festgelegter Rolle in das dramatische Fach aufzubrechen. In „The Boss“ ist von solchen Ambitionen nichts zu spüren. Genaugenommen ist noch nicht einmal von irgendwelchen Ambitionen etwas zu spüren. Dafür ist „The Boss“ einfach zu selbstgenügsam in der Präsentation von Melissa McCarthy als Fixstern in einem sich nur um sie drehendem Kosmos.

The Boss - Plakat

The Boss (The Boss, USA 2016)

Regie: Ben Falcone

Drehbuch: Melissa McCarthy, Ben Falcone, Steve Mallory

mit Melissa McCarthy, Kristen Bell, Peter Dinklage, Ella Anderson, Tyler Labine, Kathy Bates, Cecily Strong, Mary Sohn,Tim Simons, Kristen Schaal, Ben Falcone

Länge: 99 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „The Boss“

Metacritic über „The Boss“

Rotten Tomatoes über „The Boss“

Wikipedia über „The Boss“

Meine Besprechung von Ben Falcones „Tammy – Voll abgefahren“ (Tammy, USA 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: Melissa McCarthy ist „Spy – Susan Cooper Undercover“

Juni 5, 2015

Die Idee ist so einfach, wie genial: wir lassen einfach eine Frau das tun, was normalerweise ein Mann macht. In „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013) durfte Melissa McCarthy, unter der Regie von Paul Feig, als harter Straßenbulle böse Jungs jagen, verkloppen und erschießen. Weil es die feministische Version eines Buddy-Movies war, half ihr eine stocksteife, aktenfressende Sandra Bullock. Der Film war ein Hit.
Jetzt schickt Paul Feig Melissa McCarthy als Geheimagent um die halbe Welt und sie muss das tun, was normalerweise James Bond tut: das Ende der Welt verhindern. Und ein beträchtlicher Teil des Vergnügens von „Spy – Susan Cooper Undercover“ ist eben das liebevolle Spiel mit den sattsam bekannten James-Bond-Klischees, wobei dieses Mal die Frauen die Hosen an haben, während die wenigen Männer nur noch Trottel sind.
Die blasse Büromaus Susan Cooper, die nach ihrer Agentenausbildung in der CIA-Zentrale bislang die Missionen im Hintergrund steuerte, darf, nachdem Bradley Fine (Jude Law) von dem Bösewicht Rayna Boyanov (Rose Byrne) erschossen wird, ihren ersten Außeneinsatz machen. Denn Boyanov kennt alle CIA-Agenten und sie will sie auch alle umzubringen. Aber sie kennt Cooper nicht.
Also schickt die CIA-Chefin Cooper auf ihren ersten Außeneinsatz. Die erste Station ist Paris. Cooper soll Boyanov nur beobachten und so herausfinden, wo sie die in einen Koffer passende Atombombe, die sie an Terroristen verkaufen will, versteckt hat. Natürlich nimmt Cooper gleich Kontakt zu ihr auf und die ungefährliche Beobachtungsmission wird zu einer James-Bond-Aktion mit Schlägereien, liebestollen Schönlingen, taffen Frauen auf beiden Seiten des Gesetzes und abenteuerlichen Aktionen, die ein Minimum an Planung mit einem Maximum an Improvisation vereinigen.
Das ist dann, auch wegen der vielen Referenzen (allein schon die Pre-Title-Sequenz mit Jude Law als ferngesteuertem James Bond auf einem mondänem Anwesen und der mit Maurice-Binder-würdigen Bildern unterlegte Titelsong), die feministische Unterwanderung des James-Bond-Agentenfilmgenres, die daran leidet, dass die Bond-Filme auch immer eine Parodie von sich und dem Agentenfilmgenre sind (weshalb es so schwer ist, eine überzeugende Bond-Parodie zu drehen), dass die Bond-Filme ein wesentlich größeres Budget haben (was man spätestens bei der lustvollen Zerstörung der überdimensionierten Zentrale des Bösewichts sieht) und dass die Idee „eine unscheinbare Frau als taffe Agentin“ schon in der TV-Serie „Agentin mit Herz“ (Scarecrow and Mrs. King, USA 1983 – 1987) verarbeitet wurde.
Deshalb bleibt bei „Spy – Susan Cooper Undercover“ immer das Gefühl vorhanden, dass man das alles schon einmal gesehen hat und Feigs durchaus kurzweiliger und witziger Film, bei all seinen Gags und Anspielungen, dem nichts wesentliches hinzufügt.

Spy - Plakat

Spy – Susan Cooper Undercover (Spy, USA 2015)
Regie: Paul Feig
Drehbuch: Paul Feig
mit Melissa McCarthy, Jason Statham, Jude Law, Rose Byrne, Miranda Hart, Bobby Cannavale, Allison Janney, Peter Serafinowicz, Morena Baccarin, 50 Cent, Ben Falcone
Länge: 120 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
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Film-Zeit über „Spy“
Moviepilot über „Spy“
Metacritic über „Spy“
Rotten Tomatoes über „Spy“
Wikipedia über „Spy“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)
Melissa McCarthy in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „St. Vincent“ ist ein seltsamer Heiliger

Januar 8, 2015

Das ist die Magie des Kinos. Ich meine nicht die großen Weltraumschlachten, Monster und sich durch Großstadtschluchten schwingende Superhelden. Das erinnert eher an eine Geisterbahn, die man auf einem Jahrmarkt besucht, um sich erschrecken zu lassen und man schon beim Lösen der Eintrittskarte seinen Unglauben über die kommenden Ereignisse ignoriert.
Nein, es geht um Charaktere wie Vincent. Ein Stinkstiefel, Spieler und Alkoholiker, mit dem wir im wirklichen Leben keine fünf Minuten verbringen möchten. Aber im Kino freuen wir uns auf zwei Stunden mit ihm. Dass er von Bill Murray gespielt wird, hilft. Und dass „St. Vincent“ als Komödie angelegt ist, ebenfalls. So sind seine Ausfälle gegenüber Mitmenschen, seine katastrophale finanzielle Situation (Pleite ist gar kein Ausdruck), seine vollkommen vermüllte Wohnung und seine stockbesoffene Heimfahrt, bei der er beim Einparken seinen Gartenzaun überfährt und er anschließend in seiner Wohnung slapstickhaft hinfällt, gut für einige Lacher.
Auch als er am nächsten Morgen von zwei ununterbrochen redenden Möbelpackern geweckt wird, die beim Einparken auf dem Nachbargrundstück seinen Baum touchieren. Ein Ast fällt krachend auf Vincents Rostlaube, die er als Antiquität bezeichnet. Selbstverständlich will er eine finanzielle Wiedergutmachung für seinen Schaden haben und er lernt gleich seine neuen Nachbarn kennen: Maggie (Melissa McCarthy) und ihren elfjährigen Sohn Oliver (Jaeden Lieberher). Sie befindet sich gerade in einem Scheidungsverfahren, das später zu einem Sorgerechtsstreit wird.
Während sie im Krankenhaus als Schwester Überstunden schiebt, bittet sie – aus reiner Verzweiflung – Vincent, auf ihren Sohn aufzupassen – und selbstverständlich entwickelt sich, zwischen Rennbahn (wegen den Wetten), Bar (wegen dem Alkohol), Strip-Club (wegen einer „Lady of the Night“), Altersheim (wegen einer anderen Frau) und Schule (wegen Olivers Klassenkameraden) eine Beziehung zwischen den Beiden. Vincent wird für Oliver zu einem Vater, den er nie hatte, und einem Onkel, mit dem man Abenteurer erleben kann.
Ted Melfi erzählt, nach einem TV-Film, mehreren Kurz- und Werbefilmen (unter anderem der „Pizza Guy“-MTV-Spot), diese Geschichte in seinem Kinodebüt flott in vielen pointierten Szenen, die gelungen die Tiefen des Stoffes umschiffen. Die Charakterstudie „St. Vincent“ ist als Komödie angelegt, die vor allem ein Bill-Murray-Showcase ist.
Naomi Watts darf als Freundin und schwangere Prostituierte (im Original mit einem dicken russischen Akzent) etwas Gossencharme versprühen.
Und wer Melissa McCarthy nur aus ihren letzten Filmen als großkotzig aufspielendes, wandelndes Katastrophengebiet kennt, wird erstaunt sein, wie zurückgenommen sie hier eine alleinerziehende Mutter spielt, weshalb in ihrer großen dramatischen Szene, wenn sie vor dem Schuldirektorund Olivers Klassenlehrer ihre Probleme schildert, kaum geschnitten wird.
Aber solche Szenen sind rar. Normalerweise sucht und findet Melfi immer eine Pointe, einen witzigen oder absurden Aspekt. Und wenn es nur Vincents bewegungslos in die Kamera blickende Katze oder Bill Murrays ebenso bewegungsloser Blick ist.
Dennoch – oder gerade deswegen – ist „St. Vincent“ ein herzerwärmender Film, der mit der titelgebenden Heiligsprechung von Vincent endet.
Nächste Woche zeigt Rupert Wyatt in dem Drama „The Gambler“ mit Mark Wahlberg in der titelgebenden Hauptrolle die andere Seite der Spielsucht.

St Vincent - Plakat

St. Vincent (St. Vincent, USA 2014)
Regie: Ted Melfi
Drehbuch: Ted Melfi
mit Bill Murray, Melissa McCarthy, Naomi Watts, Jaeden Lieberher, Chris O’Dowd, Terrence Howard
Länge: 103 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

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Film-Zeit über „St. Vincent“
Moviepilot über „St. Vincent“
Metacritic über „St. Vincent“
Rotten Tomatoes über „St. Vincent“
Wikipedia über „St. Vincent“ (deutsch, englisch)

Ein Q&A zum Film von eher historischem Wert


Neu im Kino/Filmkritik: „Tammy – Voll abgefahren“, aber etwas ziellos

Juli 3, 2014

„Tammy – Voll abgefahren“ ist eine Mogelpackung. Denn der neue Film von und mit Melissa McCarthy ist nur am Anfang eine Komödie. Da wird ihr Auto von einem Hirsch gestoppt. Das Tier überlebt, Ihr Auto ist dagegen ziemlich demoliert. Kurz darauf wird sie von ihrem Chef (Ben Falcone) gefeuert. In einem sinnlosen Wutanfall wirft sie mit Lebensmitteln (soweit das über Fastfood-Kost gesagt werden kann) um sich. Sie fährt nach Hause und erwischt ihren Göttergatten mit einer anderen Frau.
Tammy hat genug. Sie will abhauen, aber nur ihre Oma Pearl (Susan Sarandon, auf steinalt frisiert) verfügt über genug Geld und, was noch wichtiger ist, ein Auto. Die beiden gegensätzlichen Frauen, die in den vergangenen Jahrzehnten wahrscheinlich keine drei Worte miteinander wechselten, machen sich auf den Weg zu den Niagara-Fällen, die Pearl schon immer besuchen wollte. Sagt sie. Außerdem ist Pearl Trinkerin, sexuellen Freuden nicht abgeneigt und sie vergisst schon einmal ihre Tabletten. Einige Tabletten hat sie auch durch wirksamere Medikamente bei dem jugendlichen Drogenhändler um die Ecke eingekauft. Kurz: sie ist vollkommen verantwortungslos.
Bei dieser Prämisse könnte „Tammy“ eine weitere „Hangover“-Variante mit Frauen werden. Auch der Trailer schlägt in diese Kerbe und damit weit daneben. Denn ziemlich schnell wird „Tammy“ immer ernster und zu einer sehr interessanten Variante von Alexander Paynes grandiosem Road-Movie „Nebraska“. Denn beide Male geht es bei dieser Reise, die ein Kind mit einem Elternteil (beziehungsweise Großelternteil) unternimmt, um ein letztes Kennenlernen der Generationen, um Versöhnung und auch um neue Lebensperspektiven. In „Nebraska“ sagt der Sohn auch ausdrücklich, dass diese Reise die letzte Gelegenheit sei, um mit seinem zunehmend dement werdendem Vater, der auch ein Alkoholiker ist, noch einige Tage zu verbringen. In „Tammy“ ist die Reise für Tammy wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, aus ihrem Leben auszubrechen. Denn bislang endete jede ihrer Fluchtversuche an der Stadtgrenze. Für Pearl ist es die letzte Möglichkeit, noch einmal etwas anderes zu sehen. Dabei geht es in beiden Filmen um die Reise und die Selbsterkenntnisse der Charaktere. Denn das Ziel – ein falscher Lottogewinn, ein Besuch der Niagara-Fälle – ist nebensächlich. Beide Male geht es auch um Familienbeziehungen. So treffen Tammy und Pearl auf ihrer Reise auch Pearls Cousine Lenore (Kathy Bates), die als bekennende Lesbe ein Leben weitab der Konventionen von Tammys Leben führt.
Aber während „Nebraska“ ein in sich geschlossenes melancholisches SW-Drama ist, ist „Tammy“ eine Komödie, die zu einem Drama wird und die mehr aus Einzelteilen als aus der Summe der Teile besteht. So ist „Tammy“ nie so gut, wie er sein könnte, aber die Komödie ist doch ein Schritt weg von dem inzwischen bekannten Melissa-McCarthy-Fahrwasser. Ich sage nur „Brautalarm“, „Voll abgezockt“ und „Taffe Mädels“.
Wieder beweist Melissa McCarthy einen herrlichen Hang zu unvorteilhaften Kleidern, wilden Frisuren und Schminkkatastrophen. Hässlicher sah wohl schon lange kein Star mehr aus. Wenn man weiß, dass sie zusammen mit ihrem Ehemann Ben Falcone das Drehbuch schrieb, sie den Film mitproduzierten und Falcone hier sein Regiedebüt gab, dann sagt das einiges über die Eitelkeit von Melissa McCarthy aus. Und wohin sie sich in kommenden Filmen bewegen könnte. Denn unter der Komödie scheint auch immer eine gesellschaftskritische und liberale Agenda durch, die auch einen Traum von einem anderen Amerika zeigt.
Insofern ist „Tammy“ ein sehr interessanter filmischer Bastard, den ich trotz seiner Fehler mag. Dazu trägt auch die gute Besetzung bei. Neben Susan Sarandon und Kathy Bates spielen auch Dan Akroyd, Toni Colette und Sandra Oh in kleinen, aber wichtigen Rollen mit. Und „The Descendants“- und „Ganz weit hinten“-Drehbuchautor Nat Faxon spielt Tammys Ehemann, der für die falsche Frau Essen kocht.

Tammy - Plakat

Tammy – Voll abgefahren (Tammy, USA 2014)
Regie: Ben Falcone
Drehbuch: Melissa McCarthy, Ben Falcone
mit Melissa McCarthy, Susan Sarandon, Allison Janney, Gary Cole, Dan Akroyd, Kathy Bates, Nat Faxon, Toni Colette, Sandra Oh, Ben Falcone
Länge: 97 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
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Film-Zeit über „Tammy“
Moviepilot über „Tammy“
Metacritic über „Tammy“
Rotten Tomatoes über „Tammy“
Wikipedia über „Tammy“
Meine Besprechung der Melissa-McCarthy-Filme „The Nines – Dein Leben ist nur ein Spiel“ (The Nines, USA 2007), „Voll abgezockt“ (Identity Thief, USA 2013) und „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Zwei Interviews mit Melissa McCarthy über „Tammy“


Neu im Kino/Filmkritik: „Taffe Mädels“ räumen auf

Juli 4, 2013

 

Die Buddy-Cop-Komödie erfindet „Taffe Mädels“ von Paul Feig nicht neu und auch wenn im Presseheft steht, der Film stehe in der Tradition von „Nur 48 Stunden“, „Red Heat“, beide von Walter Hill, und „21 Jump Street“ (Ähem?), dann ist das doch mehr als nur etwas hoch gegriffen. Denn eine Walter-Hill-typische Actionszene fehlt. Und der Rest der Walter-Hill-Mythologie wird noch nicht einmal angekratzt.

Drehbuchautorin Katie Dippold nennt dann „Diese zwei sind nicht zu fassen“ (Running Scared, USA 1986, Regie: Peter Hyams) mit den Plappermäulern Billy Crystal und Gregory Hines als ihr Lieblings-Buddy-Cop-Movie und das ist eine durchaus treffender Vergleich. Auch wenn es, wie gesagt, in „Taffe Mädels“ mit der Action hapert.

Dafür sind die Sprüche von Sandra Bullock und Melissa McCarthy, die eigentlich alle guten Sprüche hat und noch lustvoller als Eddie Murphy in „Nur 48 Stunden“ und „Beverly Hills Cop“, teils in ebenfalls improvisierten Schimpftiraden, gegen alle Regeln, Dienstvorschriften und Etikette verstößt. McCarthy spielt Shannon Mullins, einen harten Boston-Straßencop, der jeden Grashalm in ihrem Revier kennt, flüchtige Straßendealer mit einer Wassermelone erledigt, ein Verhör mit einem Telefonbuch beginnt und einem geladenem Revolver in den Weichteilen des Verdächtigen beendet. Dirty Harry würde die Dame, die prinzipiell ohne Partner ermittelt, gefallen.

Für die FBI-Agentin Sarah Ashburn (Sandra Bullock) ist sie der fleischgewordene Alptraum. Denn Ashburn ist eine wandelnde Dienstvorschrift in hässlichen, asexuellen, schlecht sitzenden, grauen Anzügen, ohne soziale Kompetenzen, aber mit einer bestechenden Aufklärungsrate. Sie ist der Klassenstreber, der niemand abschreiben lässt, andere verpetzt und sich dann wundert, dass ihre Klassenkameradinnen sie nicht mögen. Jetzt soll sie in Boston einen großen Drogenhändler, dessen wahre Identität niemand kennt, schnappen – und muss dafür mit Mullins zusammenarbeiten.

Und wir können uns an einer weiteren Buddy-Cop-Variante erfreuen, der musikalisch mit Funk’n’Soul in Richtung siebziger Jahre schielt und storytechnisch irgendwo zwischen den Siebzigern und den Achtzigern landet. Die Verbrecherjagd ist, wie schon in den bekannt-beliebten Achtziger-Jahre-Buddy-Cop-Filmen, die notdürftige Klammer für die Comedy und sollte nicht auf Logik überprüft werden. Schließlich haben sich die Macher auch nicht darum gekümmert. Stattdessen haben sie hemmungslos improvisiert und das Duo McCarthy/Bullock gefällt.

Dieses Duo ist auch die einzige Neuerung im Buddy-Cop-Movie-Genre: anstatt Jungs heizen hier Mädels den Bösewichtern mit einer Mischung aus unorthodoxen Ermittlungsmethoden, blöden Sprüchen und hemmungslosem Waffengebrauch kräftig ein.

Taffe Mädels“ ist kein grandioser Film. Auch kein Film, den man sehen muss. Aber für Fans des Genres ein entspannender Abend, der tausendmal besser als das komplett vergurkte Buddy-Movie „Cop Out – Geladen und entsichert“ (USA 2010) mit Bruce Willis und Tracy Morgan und auch deutlich unterhaltsamer als „Hollywood Cops“ (USA 2003) mit Harrison Ford und Josh Hartnett ist. Denn die Chemie zwischen McCarthy und Bullock und den anderen Schauspielern stimmt und das ist schon mehr als die halbe Miete in einem Buddy-Movie, das nie vorgibt mehr zu sein als es ist: zwei Stunden harmloser Spaß, der sich mit ziemlich wenig zufriedengibt.

Taffe Mädels - Plakat

Taffe Mädels (The Heat, USA 2013)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Katie Dippold

mit Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Demian Bichir, Marlon Wayans, Michael Rapaport, Spoken Reasons, Bill Burr, Nathan Corddry

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Film-Zeit über „Taffe Mädels“

Metacritic über „Taffe Mädels“

Rotten Tomatoes über „Taffe Mädels“

Wikipedia über „Taffe Mädels“ (englisch)

Und noch einige Filmausschnitte, wobei ich andere Ausschnitte gewählt oder die ganze Szene gezeigt hätte