Straßen in Flammen

Streets of Fire, USA 1984, R.: Walter Hill

Drehbuch: Walter Hill, Larry Gross

Die Story ist ein luftiges Nichts: Gang-Boss Raven Shaddock entführt während eines Konzertes die Sängerin Ellen Aim. Ihr Ex Tom Cody kommt zurück, rettet sie aus dem Club des Bösen, bringt sie zurück und trifft sich mit Raven zum abschließenden Kampf.

Aber die Story ist Walter Hill auch ziemlich egal. Ihm geht es in seiner Rockfantasie „Straßen in Flammen“ um die amerikanische Populärkultur: Rockmusik, Fünfziger-Jahre-Filme, Western, Actionfilme und Comics. Denn „Straßen in Flammen“ spielt in einer zeitlosen Gegenwelt, in der alles nach den Fünfzigern aussieht, die Waffen und die Musik aber aus den Achtzigern sind. Ähnlich zeitlos sind die „Spiderman“-Filme von Sam Raimi. In diesen Straßen einer nicht genannten Großstadt (Wer denkt bei den Brücken und Schluchten nicht an New York in einer seiner zahlreichen Inkarnationen?) wird noch einmal der Kampf zwischen Motorradgangs und Polizei inszeniert. Psychologisiert wird dabei nichts. Alles ist reine Oberfläche. Cody ist dabei natürlich der direkt aus einem Western entsprungene aus der Fremde kommende Heilsbringer. Als Ex-Soldat verdient er jetzt sein Geld als einsilbiger Söldner. Der Manager der Sängerin denkt nur an seine Investition. Die Frauen sind schmückendes Beiwerk. Der Bösewicht ist vor allem böse. Die Rocksongs wummern ordentlich. Ry Cooder füllt den Rest mit einem geschmackvollen Höllenritt durch die amerikanische Musikgeschichte. Andrew Laszlo fand die passenden, nach einer großen Leinwand schreienden Bilder. Die Szenenübergänge sind wie bei einem Comic gestaltet. Die Schauspieler präsentieren die Gaga-Dialoge, die direkt aus einem Comic stammen könnten, mit dem nötigen Ernst. Dabei sind die Nebendarsteller glaubwürdiger, als der blasse Cody-Darsteller Michael Paré. Ein besonders Highlight ist Amy Madigan als Codys Kampfgefährtin McCoy. Sie ist – als Frau – der härteste Kerl auf den Straßen dieser Rock-City und sie nimmt, obwohl sie ihre Rolle in den Dialogen eher kumpelhaft anlegt und kaum Action-Szenen hat (immerhin ist sie nur der Sidekick), einige der starken Frauen der vergangenen Jahre vorweg.

„Straßen in Flammen“ ist ein typischer 80er-Jahre Actionfilm, der bemerkenswert gut gealtert ist. Damals war er als überlanger Videoclip seiner Zeit weit voraus. Heute ist der Genrehybrid immer noch gut genießbar. Damals war Walter Hill einer der heißesten und besten Regisseure von intelligenten Actionfilmen. Heute liegt sein letzter guter Film auch schon über zehn Jahre zurück.

Mit Michael Paré, Diane Lane, Rick Moranis, Amy Madigan, Willem Dafoe, Deborah Van Valkenburgh, Richard Lawson, Rick Rossovich, Bill Paxton

One Response to Straßen in Flammen

  1. […] Meine ausführliche Besprechung von „Streets of Fire“ […]

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