TV-Tipp für den 12. November

November 12, 2007

Arte, 20.40

2001: Odyssee im Weltraum (GB/USA 1968, R.: Stanley Kubrick)

Drehbuch: Stanley Kubrick, Arthur C. Clarke

LV: Arthur C. Clarke: The Sentinel, 1951 (Der Wachposten, Kurzgeschichte, abgedruckt unter anderem in “Verbannt in die Zukunft” und “2001: Aufbruch zu verlorenen Welten“)

Buch zum Film: Arthur C. Clarke: 2001: A Space Odyssey, 1968 (2001: Odyssee im Weltraum)

Buch über die Dreharbeiten: Arthur C. Clarke: The lost worlds of 2001, 1972 („2001“ Aufbruch zu verlorenen Welten – Das Logbuch der Kapitäne Clarke und Kubrick)

Auf dem Mond wird ein schwarzer Monolith entdeckt. Er sendet Signale zum Jupiter. Die „Discovery“ wird losgeschickt, um das Rätsel zu lösen. Doch während des Flugs beginnt der Bordcomputer HAL sich über seine menschliche Besatzung so seine Gedanken zu machen.

Ein zeitloser Klassiker und ein Film, der für die große Leinwand gemacht wurde.

„2001: Odysse im Weltraum war ohne Zweifel der einflussreichstes Science-Fiction-Film der sechziger Jahre. Von nun an gewann das Science-Fiction-Kino einen wahrhaft spekulativen Aspekt und folgte damit der Science-Fiction-Literatur.“ (Phil Hardy, Hrsg.: Die Science Fiction Filmenzyklopädie) Denn: „Nach all dem Kinoschwachsinn, den Heerscharen unbedarfter SF-Filmer dem Publikum bis 1969 vorgesetzt hatten, ging 2001: Odyssee im Weltraum den SF-Fans herunter wie die reinste Götterspeise.“ (Ronald M. Hahn/Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction Films).

Mit Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, Daniel Richter

Wiederholung:

Dienstag, 13. November, 14.30 Uhr

Hinweise:

Homepage der Arthur C. Clarke-Foundation (aka Homepage von Arthur C. Clarke)

Arthur C. Clakre-Bibliographie bei Fantastic Fiction (gewohnt umfangreich und mit vielen Bilder

Phantastik-Couch über Arthur C. Clarke (deutsch, die fantastische Schwester der Krimi-Couch)

„2001“-Seite von Warner Brothers

Und – endlich, endlich – erscheinen am 7. Dezember einige Kubrick-Filme in einer angemessenen Neuauflage als Doppel-DVD mit umfangreichem Bonusmaterial. Es sind „2001“, „Uhrwerk Orange“, „Shining“, „Full Metal Jacket“ und „Eyes Wide Shut“.


TV-Tipp für den 11. November

November 10, 2007

Heute war die Wahl des TV-Tipps wieder schwierig: Tatort-Kommissar Ehrlicher nimmt endlich seinen Abschied, es gibt eine Bogart-Reihe, Sydney Pollacks Politthriller „Die Dolmetscherin“, Terry Georges Politdrama „Hotel Ruanda“ (zur Geisterstunde) und Warren Beattys Monumentalfilm „Reds“ (über 25 Jahre nach seinem Kinostart) werden erstmals ausgestrahlt.

Im Hinblick auf künftige Wiederholungen geht der TV-Tipp des Tages deshalb wieder an Arte. Im Rahmen des Themenabends „1917 – Die Russische Revolution“ gibt es ein Epos, wie es heute von Hollywood nicht mehr produziert wird.

Arte, 20.45

Reds (USA 1981, R.: Warren Beatty)

Drehbuch: Warren Beatty, Trevor Griffiths, Peter S. Feibleman (ungenannt), Elaine May (ungenannt), Jeremy Pikser (ungenannt)

Über dreistündiges Biopic über den Journalisten John Reed, der die Oktoberrevolution miterlebte, darüber den Bestseller „Zehn Tage, die die Welt erschütterten“ schrieb, mit 33 Jahren starb und als einziger Amerikaner an der Kremlmauer beerdigt wurde.

Nachdem Beatty in den Siebzigern als Schauspieler und Produzent enorm erfolgreich war, erhielt er für dieses Projekt völlig freie Hand. Die nutzte er beim Dreh für einen nicht auf die Kosten achtenden Perfektionismus und danach für eine unkommerziell lange Fassung. Dennoch waren in den USA die Kritiker begeistert, der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert, erhielt unter anderem drei Oscars, und, zur Wiederaufführung 2006, waren die Kritiker immer noch begeistert. „“Reds” remains a superior history lesson.“ (A. O. Scott, New York Times) „Reds wird seinen eigenen hohen Ansprüchen nicht immer gerecht, doch insgesamt ist es ein imponierendes Werk voll grandioser Bilder und exzellenter Darstellungen.“ (TV Spielfilm: Das große Filmlexikon)

In Deutschland ist „Reds“ dagegen fast unbekannt. „Der immense Erfolg von ‚Reds“ in den USA, der sich in der Bundesrepublik nicht wiederholte, hat wohl auch mit dieser Konstellation zu tun: Reed ist zwar Kommunist, aber doch in erster Linie Amerikaner.“ (Fischer Film Almanach 1983)

Heute erlebt der Monumentalfilm für denkende Menschen, wenn wir von einer nicht angekündigten Ausstrahlung in „Das Vierte“ absehen, seine TV-Premiere.

Mit Warren Beatty, Diane Keaton, Edward Hermann, Jerzy Kosinski, Jack Nicholson, Paul Sorvino, Maureen Stapleton, M. Emmett Walsh, Gene Hackmann

Hinweise:

Arte zum Film

A. O. Scott, New York Times, zur DVD (mit einem Gespräch mit Warren Beatty)

Jay C. Steinberg zum Film (Turner Classic Movies)

John Reed: Zehn Tage, die die Welt erschütterten

Warren Beatty bei Charlie Rose (bei YouTube gibt es noch einige weitere Clips mit Beatty, teilweise auch zu „Reds“)


TV-Tipp für den 10. November

November 10, 2007

ARD, 22.10 (VPS 01.10)

James Bond: Lizenz zum Töten (GB 1989, R.: John Glen)

Drehbuch: Richard Maibaum, Michael G. Wilson

LV: Figur von Ian Fleming

Nachdem Drogenbaron Sanchez seinen Freund Felix Leiter während der Hochzeit schwer verletzt und dessen Künftige umbringt, sieht Bond rot. Im Alleingang bringt er Sanchez um seine Existenzgrundlage.

Der zweite Einsatz von Timothy Dalton war realistischer und härter als die vorherigen Bonds. An der Kasse war er damit nicht so erfolgreich – und die Bond-Macher legten eine mehrjährige Pause ein. Pierce Brosnan beendete die Produktionspause 1995 mit dem kommerziell äußerst erfolgreichen „GoldenEye“.

In „Lizenz zum Töten“ ist die Mischung aus klassischem Bond und modernem us-amerkanischen Action-Kino nicht überzeugend. In Erinnerung bleiben vor allem, dass alles viel brutaler als gewohnt ist. Der nächste Versuch eines härteren Bonds gelang mit „Casino Royale“ wesentlich besser.

Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert.

Mit Timothy Dalton, Robert Davi, Talisa Soto, Benicio Del Toro


Vorratsdatenspeicherung – die Beerdigung eines Grundrechts

November 10, 2007

Während im Bundestag die Regierung die Vorratsdatenspeicherung beschloss, trafen wir von der Humanistischen Union uns bei der feierlichen Beerdigung des davon betroffenen Grundrechts.

Einige Aufnahmen (einige Aufnahmen wurden von mir geschossen) gibt es hier.

Weitere Infos zur Debatte und den Positionen verschiedener Verbände bei ARD (sogar mit Bilder der HU-Aktion), Spiegel Online oder beim Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung. Die beruhigenden Worte der Justizministerin klingen überhaupt nicht beruhigend, wenn just heute bekannt wird, dass Polizisten die Post von vier Berliner Tageszeitungen durchsuchte und Gespräche beim NDR abhörte.


TV-Krimi-Buch-Tipps online

November 9, 2007

Bei den Alligatorpapieren (immer einen Klick wert) sind die neuen TV-Krimi-Buch-Tipps online. Wie üblich präsentiere ich hier meine ersten Zeilen und dann geht’s ab zum Alligator (denn Alfred hat wieder viele, viele schöne Bilder ausgegraben):

Hallo liebe Krimifreunde,

zu zwei unspektakulären Fernsehwochen. James Bond macht einiges kaputt und es gibt erstmals im Free-TV den TV-Krimi „LA County 187“, nach einem Drehbuch von James Ellroy. Zu den empfehlenswerten, teils selten gezeigten Wiederholungen gehören die beiden Humphrey Bogart-Filme „Der versteinerte Wald“ und „Entscheidung in der Sierra“ (nach einem Roman von W. R. Burnett), Ulu Grosbards John Gregory Dunne-Verfilmung „Fesseln der Macht“, Don Siegels Glendon Swarthout-Verfilmung „Der letzte Scharfschütze“ (Natürlich John Wayne), Charles Laughtons Davis Grubb-Verfilmung „Die Nacht des Jägers“, Stanley Kubricks Lionel White-Verfilmung „Die Rechnung ging nicht auf“ (im Rahmen der Arte-Kubrick-Reihe), die Noir-Liebeserklärung „Der unauffällige Mr. Crane“ der Coen-Brüdern, Dominik Grafs „Eine Stadt wird erpresst“ (nach einem Drehbuch von Rolf Basedow) und Robert Altmans Raymond Chandler-Verfilmung „Der Tod kennt keine Wiederkehr“.


TV-Tipp für den 9. November

November 9, 2007

RTL II, 20.15

Mars Attacks (USA 1996, R.: Tim Burton)

Drehbuch: Jonathan Gems, Tim Burton (ungenannt)

LV: Topps Company: 55-teilige Sammelkartenserie aus den Sechzigern (Neuauflage 1994)

Außerirdische besuchen die Erde. Der Präsident und einige Wissenschaftler glauben an ein friedliches Zusammenleben der Welten, aber die Marsmenschen wollen einfach nur alles kaputtmachen.

Schön schräge, respektlose Satire und Liebeserklärung an die S-F-Filme der Fünfziger. Burtons Werk wurde damals als Gegenentwurf zu dem patriotisch-ironiefreien Roland Emmerich-Werk „Independence Day“ gesehen. Einmal dürfen sie raten, welcher Film der bessere ist. Und einmal, welcher Film das bessere Einspielergebnis hat.

„Eine der kompromisslosesten Demontagen des Hollywood-Kinos.

Zuerst wären da die Schauspieler zu nennen, eine Crew voller Berühmtheiten, denen nacheinander Schreckliches passiert: Sie alle scheiden in kürzester Zeit dahin, sterben einen wenig ruhmreichen Tod. (…) Mars Attacks! Karikiert nicht nur die patriotische, militaristische Variante des Invasionsfilms, sondern auch die ‚liberale’ Spielart, die den Außerirdischen mit pazifistisch und neuerdings esoterisch motiviertem Wohlwollen begegnet.“ (Helmuth Merschmann: Tim Burton)

Mit Jack Nicholson, Glenn Close, Annette Bening, Pierce Brosnan, Danny DeVito, Martin Short, Sarah Jessica Parker, Michael J. Fox, Rod Steiger, Tom Jones (als er selbst), Lukas Haas, Natalie Portman, Jim Brown, Sylvia Sidney, Pam Grier, Joe Don Baker, Christina Applegate, Jerzy Skolimonkski (Regisseur, als Dr. Zeigler), Barbet Schroeder (Regisseur, als französischer Präsident),

Wiederholung:

Samstag, 10. November, 14.15 Uhr (wahrscheinlich wird eine gekürzte Fassung gezeigt)

Hinweise:

Die Vorlage für den Film: die Sammelkarten der Topps Company 

Tim Burton bei Film-Zeit

Senses of Cinema-Artikel von Ben Andac über Tim Burton (2003)

Schnittbericht


Stachlige Argumente mit „Big Brother“-Schwerpunkt online

November 8, 2007

In der Ausgabe 5/2007 der „Stachligen Argumente“ sind im Schwerpunkt „Big Brother“ auch zwei Texte von mir abgedruckt. Einmal über die Rationalität der Schäubleschen Innenpolitik, einmal über die abgebrochene Evaluierung der Videoaufzeichung in den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).

Die anderen Schwerpunktartikel sind von Biggi Bender über die elektronische Gesundheitskarte, Markus Beckedahl über die Vorratsdatenspeicherung, Benedikt Lux über die erste Demo gegen die Vorratsdatenspeicherung, Volker Ratzmann über den § 129a Strafgesetzbuch (der mit den terroristischen Organisationen) und Dirk Behrendt über die Berliner Knäste.

Die „Stachligen Argumente“ ist die Mitgliederzeitschreift von Bündnis 90/Die Grünen, Landesverband Berlin. Sie ist kein Hurra-Parteiblatt, sondern ein von einer unabhängigen Redaktion erstelltes Diskussionsblatt.

Ein Download lohnt sich.


TV-Tipp für den 8. November

November 8, 2007

Arte, 20.40

Wege zum Ruhm (USA 1957, R.: Stanley Kubrick)

Drehbuch: Jim Thompson, Stanley Kubrick, Calder Willingham

LV: Humphrey Cobb: Paths of glory, 1935

Erster Weltkrieg: Der französische Colonel Dax erhält den aussichtslosen Befehl, die Höhe 19 einzunehmen. Als der Angriff gegen die Deutschen stockt und die Soldaten den Befehl des ehrgeizigen Generals Mireau, auf die eigenen Leute zu schießen, verweigern, befiehlt Mireau, dass aus den beteiligten Regimenter drei zufällig ausgewählte Soldaten wegen Feigheit vor dem Feind erschossen werden soll. Dax versucht ihr Leben zu retten.

Krasser Antikriegsfilm, der auch nach einem halben Jahrhundert nichts von seiner Wirkung verloren hat.  In Frankreich wurde der Film erst 1975 gezeigt. Bis dahin hatte kein Verleiher den Mut gehabt „Wege zum Ruhm“ zu präsentieren.

„’Wege zum Ruhm’ ist eine Studie über Macht. Kubrick zeigt eine Welt, in der die Mächtigen die Untergebenen zu Schachfiguren degradieren, in der aber auch jeder, der in der Hierarchie weiter oben steht, mit dem Wissen leben muß, selbst nur Schachfigur zu sein.“ (Christoph Haas in Andreas Kilb, Rainer Rother u. a.: Stanley Kubrick)

Mit Kirk Douglas, Ralph Meeker, Adolphe Menjou, George MacReady

Wiederholungen:

Mittwoch, 14. November, 14.55 Uhr

Dienstag, 20. November, 14.55 Uhr

Arte zum Film


„Bis zum Hals“ in der S…

November 7, 2007

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Privatdetektive sind in Krimis oft die edlen Ritter, die eine unbefleckte Prinzessin vor dem bösen Drachen retten wollen. Im Märchen kriegt der Ritter die Schöne. Im Krimi, wenn wir an „Der Malteser-Falke“, „Der große Schlaf“, „Ich, der Richter“ undundund denken, endet die Geschichte oft anders. Auch Jörg Juretzkas Ruhrpott-Privatdetektiv Kristof Kryszinski ist so ein edler Ritter, der das schwache Geschlecht beschützen möchte. Allerdings ein mächtig ramponierter. „Verschwitzt, verquollen, stoppelbärtig, die Glubschkugeln rot geädert und schwarz umrandet, die Hosenfront pissegelb, die ganze Gestalt schwankend wie ein Mast in der Dünung und zittrig wie eine Pflasterramme, fehlte eigentlich nur noch, dass mir der Sabber vom Kinn tropfte“ beschreibt sich Kryszinski nach einer ermittlungstechnisch erfolglosen Nacht.

Er steht vor Anoushka Jalnikow, die vor seiner Tür kauernde Schöne aus dem Osten. Drei Tage davor hat er ihren Mann, nach einem nächtlichen Besuch bei einem zahlungsunwilligen Klienten, überfahren. Die Polizei, vertreten durch die Kryszinski abgrundtief hassenden Kommissare Hufschmidt und Menden, glaubt an einen tödlichen Unfall. Dass Kryszinski behauptet, zwei Männer hätten Dimitrij Jalnikow vor sein Auto gestoßen, halten sie für eine Ausrede. Also muss Kryszinski die Mörder auf eigene Faust suchen. Bis Anoushka bei ihm auftaucht, sind seine Ermittlungen ein einziges Desaster. Er wird geschlagen. Er wird von trinkfesten Russen eingeladen und trinkt mehr Alkohol, als er verträgt.

Doch jetzt begibt er sich mit der schönen Russin auf die Suche nach den Mördern ihres Mannes. Sie mischen die Ruhrpott-Unterwelt kräftig auf. Viel zu spät erkennt Kryszinski, dass Anoushka nicht so unschuldig ist, wie sie aussieht.

Nach einer dreijährigen Pause, in der Jörg Juretzka für das Fernsehen arbeitete, erschien jetzt mit „Bis zum Hals“ der siebte Kryszinski-Krimi. Es ist, wie die vorherigen, ein schnoddrig erzählter Privatdetektivkrimi, bei dem der Plot sich ebenso chaotisch wie die Ermittlungen des Erzählers entwickelt. Dass er dabei am Ende die Mörder überführen kann ist in erster Linie das Glück des Dummen. Denn seine Ermittlungen sind im Wesentlichen eine Abfolge von meist peinlichen Misserfolgen. Er schlittert von einem Desaster in das nächste, weil er – meist aufgrund eigener Unfähigkeit – nie einen seiner Pläne planmäßig bis zum Ende durchführt.

Damit ist er der typische kleine Mann, der ständig mit der Tücke des Objekts kämpft und sein Leid lakonisch erträgt. „Ich bin ein Flüchter.“ Dass Kryszinski am Ende der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen kann, gönnen wir ihm – stellvertretend für uns – von ganzem Herzen.

In seinem nächsten Abenteuer muss Kryszinski im Auftrag von seinem Freund Scuzzi auf Mallorca ermitteln. Die ersten Seiten hat Jörg Juretzka schon geschrieben und sie sind genauso witzig wie „Bis zum Hals“.

 

P. S.: Wenn Jörg Juretzka in Ihrer Nähe liest, sollten Sie hingehen. Denn die ohnehin schon witzigen Romane werden so noch witziger.

 

 

Jörg Juretzka: Bis zum Hals

Ullstein, 2007

304 Seiten

7,95 Euro

 

Hinweise:

Weil Jörg Juretzka immer noch keine Homepage hat, gibt es einige Hinweise auf bio-/bibliographische Informationen und schon ältere Interviews:

Alligatorpapiere – Befragung

Krimi-Couch

Krimi-Couch – Interview

Kaliber .38 – Interview

Lexikon deutscher Krimiautoren


TV-Tipp für den 7. November

November 7, 2007

Arte, 23.25

Die Rechnung ging nicht auf (USA 1956, R.: Stanley Kubrick)

Drehbuch: Jim Thompson, Stanley Kubrick

LV: Lionel White: Clean Break, 1955 (später „The killing“, deutsch “Der Millionencoup“)

Ex-Sträfling Johnny Clay will mit einigen Amateuren die Wettgelder während eines Pferderennens klauen. Der minutiös geplante Coup läuft nach Plan ab. Dann geht alles schief.

Grandioses, düsteres Caper-Movie und der endgültige Durchbruch für Kubrick. Im Gegensatz zu anderen Caper-Movies wird die Handlung im Buch und im Film nicht chronologisch, sondern mit zahlreichen Vor- und Rücksprüngen erzählt. Und der Überfall wird, zusammengehalten von einer atemberaubenden Montage, aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Mit seinen Diskontinuitäten und Dekonstruktionen ist „Die Rechnung ging nicht auf“ ein Vorläufer des postmodernen Kinos.

Einer von Kubricks Schülern ist Quentin Tarantino, der diesen Film in „Reservoir Dogs“ ausführlich würdigte. Im Drehbuch ist sogar eine – im Film nicht gezeigte – Widmung an Lionel White enthalten.

Mit Sterling Hayden, Coleen Gray, Vince Edward, Jay C. Flippen, Elisha Cook jr.

Wiederholungen:

Donnerstag, 15. November, 14.55 Uhr

Mittwoch, 21. November, 14.55 Uhr

Hinweis:

Die Stanley Kubrick-Reihe von Arte im Überblick


Vorratsdatenspeicherung – nach der Demo

November 7, 2007

Die angekündigte Demo gegen die Vorratsdatenspeicherung ist gelaufen. Heise berichtet mit Text und Bild, Spiegel mit Text und Video – und sicher findet sich auch in der Tageszeitung ihres Vertrauens ein Artikel darüber.


Kleinkram: Cain und Christie, Carnahan und Hollywood

November 6, 2007

Vor einigen Tagen postete ich Elmore Leonards Schreibregeln. Die Tage hat im „Outfit“ Krimiautorin Barbara D’Amato über das gleiche Thema geschrieben. Sie bemerkt, dass „James M. Cain and Agatha Christie“ die gleichen literarischen Techniken benutzen:

In structure and technique James M. Cain and Agatha Christie are very much alike. (…) For example, it is told mostly through dialogue, as are Christie’s novels. Both authors are far more “show, don’t tell” than was most fiction of the period.

The sentences are direct, using nothing that a friend of mine used to call „fancy writin“. (…) Or elaborate scene setting. Like Christie, Cain gives you only as much setting as you need. It has been said about Christie that she never includes a scene just for atmosphere or padding. Every scene advances the plot. Cain too.

Both writers are deceptively plain and forthright. Robert Barnard has said about Christie that her writing seems simple, and yet is very subtle. Both authors are so declarative that the reader takes the information as simply true, a useful deception in Christie’s puzzles.

Christie believed a novel should be capable of being read in one day. Cain’s novels can be gobbled in an evening.“

Ups, das ist ein Unterschied.

Es wird zwar noch verhandelt, aber anscheinend darf Joe Carnahan (so blogt er) zuerst „Killing Pablo“ verfilmen und dann „White Jazz“. (Hier geht’s zu den Drehbüchern.)

Drehbuchautorin Lisa Kling sagt, was sie derzeit in Hollywood tut: Sie geht mit einem Schild auf den Bürgersteig – und trifft alte Kollegen.


TV-Tipp für den 6. November

November 6, 2007

Das Vierte, 20.15

Countdown in Manhattan (USA 1980, R.: Robert Butler)

Drehbuch: Bill Norton, Rick Natkin

LV: William P. McGivern: Night of the Juggler, 1975 (Dunkle Nächte)

Psychopath Gus Soltic entführt die Tochter des Fuhrunternehmers und Ex-Polizisten Sean Boyd. Das war eine Verwechslung. Aber Boyd zeigt noch einmal, was er bei der Polizei gelernt hat.

Ein an der Kinokasse ziemlich gefloppter, bis heute nicht als DVD veröffentlichter und erst vor wenigen Wochen erstmals im TV gezeigter Film. Die damalige Filmkritik meinte: Der Film „verliert, das kaputte New York mit seinen Trümmer- und Pornovierteln zum Hintergrund degradierend, schnell das Interesse für die gesellschafts- und sozialpolitische Komponente zugunsten einer, zugegeben, spannenden Verfolgungsjagd und reiht sich so ein in die Reihe der Selbstjustizfilme des Jahres 1982.“ (Fischer Film Almanach 1983) Die katholische Filmkritik sekundierte: „Spannender Actionfilm vor dem Hintergrund verfallender Viertel und urbaner Gewalttätigkeit; stellenweise fungiert der soziale Hintergrund jedoch nur noch als Kulisse.“ (Lexikon des internationalen Films). Und einige halten Brolins Darstellung für die beste seiner langen Karriere.

„Countdown in Manhattan“ ist ein dialagarmer Actioner mit hohem Retro-Faktor. Da wird nicht viel Zeit für die Psychologie verschwendet. Stattdessen gibt’s lange Verfolgungsjagden durch die Straßen von New York. Halt spannende Unterhaltung für Genrefans und dank der vielen Außenaufnahmen auch ein Blick zurück auf das New York der späten Siebziger als eine einzige Vorhölle voller Verrückter. Ein, weil fast unbekannter Film, auch ein sträflich unterschätzer Film. 

Die Dreharbeiten begannen bereits im Sommer 1978. Es wurde vor Ort gedreht. Die Premiere war erst am 6. Juni 1980 in New York. Der bewährte TV-Routinier Robert Butler übernahm die Regie von Sidney J. Furie.

Mit James Brolin, Cliff Gorman, Abby Bluestone, Dan Hedaya

Auch bekannt als “Die Ratte” (neuer Verleihtitel im Kino ein Jahr nach der Premiere)

Hinweise:

Meine Besprechung von „Von Angst gepeitscht“ (Odds against tomorrow, 1957)

Kirjasto über William P. McGivern (englisch)

Mordlust über William P. McGivern (deutsch)


Ein bisschen Luxus – Kapitel 25 online

November 6, 2007

Hier geht’s weiter.


Vorratsdatenspeicherung: Dienstag Demo dagegen

November 5, 2007

Kurz bevor der Bundestag über die Vorratsdatenspeicherung (die Speicherung von allen Telefon- und Internetdaten von allen in und aus Deutschland getätigten Verbindungen für ein halbes Jahr, denn es könnte ja für die Strafverfolgung wichtig werden) beschließt, reagiert die Justizministerin dünnhäutig und beschimpft den Bundesbeauftragten für Datenschutz als wenig sachkundig. Ist ja auch nervig, wenn nicht nur die üblichen Verdächtigen stänkern, sondern tausende Bürger auf die Straße gehen und Bürgerrechtsorganisationen, Unternehmen, Journalistenverbände, die evangelische Telefonseelsorge, Psychologen- und Ärztevereinigungen die Vorratsdatenspeicherung ablehnen.

Das Nerven der Politiker geht weiter. Am Dienstag gibt es in zahlreichen Städten Demos dagegen. Die Berliner versammeln sich ab 17. 00 Uhr vor dem Bundestag (naja, fast direkt davor) und lauschen den Worten von

  • Martin Buchholz, Kaberettist
  • Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, MdB FDP
  • Petra Pau, MdB Die Linke
  • Hans-Christian Ströbele, MdB Bündnis90/Die Grünen
  • Prof. Rosemarie Will, Humanistische Union

TV-Tipp für den 5. November

November 5, 2007

Das Vierte, 23.30

Der Einzelgänger (USA 1981, R.: Michael Mann)

Drehbuch: Michael Mann

LV: Frank Hohimer: The home invaders: Confessions of a Cat Burglar, 1975

Musik: Tangerine Dream

Ganove Frank will mit dem letzten, großen Coup seine Verbrecherlaufbahn beenden. Dafür lässt sich Frank auch mit einem Gangstersyndikat ein. Und das hätte er nicht tun sollen.

Das Kino-Debüt des „Miami Vice“-Machers ist ein perfekt durchgestylter Gangsterthriller.

Mit James Caan, Tuesday Weld, Willie Nelson, James Belushi (Spielfilm-Debüt), Dennis Farina (Debüt), William Petersen (Debüt)

Hinweise:

Senses of Cinema (Anna Dzenis) über Michael Mann (2002)


Kleinkram mit Elmore Leonard – und anderen

November 4, 2007

The Rap Sheet hat die vergangenen Tage das Erscheinen von „Elmore Leonard’s 10 Rules of Writing“ mit mehreren Artikeln und einem Wettbewerb begleitet. Sehr interessant ist das Interview mit Elmore Leonard über das Schreiben.

Eine ältere und kürzere Fassung seiner zehn Schreibregeln kann bei der New York Times gelesen werden. Für das kurze Buch (96 illustrierte Seiten) hat Leonard seine für einen Vortrag schnell hingeschriebenen Regeln noch einmal überarbeitet und erweitert. Wer kein Englisch kann, die Regeln aber trotzdem kennen möchte:

1. Beginne ein Buch niemals mit dem Wetter.

2. Vermeide Prologe.

3. Benutze niemals ein anderes Verb als “sagte” um einen Dialog voranzubringen.

4. Benutze niemals ein Adverb um “sagte” zu verändern.

5. Benutze keine Ausrufezeichen.

6. Benutze niemals die Worte “plötzlich” und “die Hölle brach los”.

7. Benutze Dialekte sparsam.

8. Vermeide genaue Beschreibungen von Personen.

9. Beschreibe Plätze und Gegenstände nicht zu detailliert.

10. Versuche die Teile wegzulassen, die der Leser überlesen wird.

Ohne eine längere Erklärung klingen diese Regeln etwas harsch, aber ich halte sie für zutreffende Regeln. Denn meistens ist ein Buch, das mit einer ausführlichen Beschreibung des Wetters oder einem Prolog beginnt einfach langweilig. Denn das Wetter hat nichts mit der Geschichte zu tun (jedenfalls meistens) und mit einem Prolog sagt uns der Autor, dass er noch nicht mit seiner Geschichte beginnen will (bei „Lolita“ sind die Vorworte allerdings ein Teil der Geschichte). Die meisten anderen Regeln fordern Autoren auf, etwas mit wenigen und einfachen Worten zu sagen. Denn alles andere lenkt von der Geschichte ab. Das gleiche gilt für den Hinweis, möglichst keine Personen, Orte und Gegenstände zu beschreiben. Denn auch diese Teile haben normalerweise nichts mit der Geschichte zu tun und, wenn der Roman in der Gegenwart spielt, weiß der Leser, wie ein Mercedes aussieht.

 

Krimiautor John Rickards macht sich seine Gedanken über das Genre: Our Genre has no clothes.

 

David Geffner schreibt im Hollywood Magazine über Jim Thompson in Hollywood.

 

Regisseur Joe Carnahan ließ es zuletzt mit „Smokin’ Aces“ mächtig krachen. Seine nächsten Projekte „Killing Pablo“ und „White Jazz“ gehen dagegen wieder in Richtung seines Debüts „Narc“, einem düster-realistischen Polizeifilm. Schon vor dem Drehbeginn sind die Drehbücher online. „Killing Pablo“ basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch-Bestseller von Mark Bowden. Er erzählt die Geschichte von Pablo Escobar. „White Jazz“, das er zusammen mit seinem Bruder Matthew Michael Carnahan („Operation: Kingdom“, „Von Löwen und Lämmern“) schrieb, ist die seit langem erwartete James Ellroy-Verfilmung. In seinem Blog sagt Carnahan, dass er mit einem baldigen Drehbeginn rechnet.

 

Die aktuellen Informationen zum WGA-Streik gibt es hier – und hier gibt es einen Artikel von Pat Sierchio über die Anfänge der WGA (hmhm, im kapitalistischen Amerika haben die Autoren eine Gewerkschaft, im sozialdemokratischen Deutschland…)

 

Und mit „Tatort Krimi“ gibt es einen weiteren Blog, der sich der einzig wahren Literatur widmet (neben all den anderen).


TV-Tipp für den 4. November

November 4, 2007

ARD, 02.00

Die zwölf Geschworenen (USA 1957, R.: Sidney Lumet)

Drehbuch: Reginald Rose

LV: Reginald Rose (Story, Bühnenstück)

Hat der angeklagte Puertoricaner seinen Vater ermordet? Die Geschworenen beraten.

Lumets erster Spielfilm ist ein Klassiker des Gerichtsfilms: ein Raum, zwölf Personen, die eine Entscheidung fällen müssen: unerträgliche Spannung. Ausgangspunkt für den Spielfilm war ein einstündiges Fernsehspiel von Reginald Rose, der dafür von eigenen Erfahrungen als Geschworener inspiriert wurde. Beim Start wurde der Film von der Kritik gelobt, für zahlreiche Preise nominiert und floppte – trotz des niedrigen Budgets – an der Kasse. „Sidney Lumets Erstlingsfilm verleiht dem Geschehen durch die Begrenzung des Ortes und der Personen eine große Dichte und Spannung. Die Wahrheitsfindung entsteht aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Menschentypen, Ideologien und Interessen – ein Modellfall ´demokratischer´ Aufklärungsarbeit. Hervorragend besetzt, gespielt und fotografiert (Preis der OCIC in Berlin)“ (Lexikon des Internationalen Films)

Mit Henry Fonda, L. J. Cobb, Ed Begley, E. G. Marshall, Jack Warden, Martin Balsam, Jack Klugman, Joseph Sweeney


TV-Tipp für den 3. November

November 3, 2007

ARD, 01.55

Ich – Die Nummer eins (F/I 1972, R.: Claude Pinoteau)

Drehbuch: Claude Pinoteau, Jean-Loup Dabadie

LV: Francis Ryck: Drôle de pistolet, 1968 (später nach dem Film “Le Silencieux”)

Ein sowjetischer Kernforscher gerät in London zwischen die Fronten der Geheimdienste.

Spannender, ungewöhnliche Spionagethriller mit einem schweigsamen Helden, der das Opfer von Strukturen wird, und einem Finale in den Alpen.

Damals und heute gelobt: „Brillant inszeniert und gespielt, mit unterschwelliger Ironie und menschlichen Momenten, bietet dieser Erstlingfilm spannende Unterhaltung.“ (Katholischer Filmdienst);

„Spannender kleine Thriller“ (TV Spielfilm: Das große Filmlexikon)

Der Roman erhielt 1969 den „Grand prix de littérature policière“.

Mit Lino Ventura, Léa Massari, Leo Genn, Robert Hardy

Videotitel: Wettlauf mit dem Tod


TV-Tipp für den 2. November

November 2, 2007

Die dritte von drei Leonard-Verfilmungen, wieder nach einem Drehbuch von Scott Frank:

RTL II, 20.15

Out of sight (USA 1998, R.: Steven Soderbergh)

Drehbuch: Scott Frank

LV: Elmore Leonard: Out of sight, 1996 (Zuckerschnute, Out of sight)

Auf der Flucht verbringt Jack Foley einige Zeit mit der FBI-Agentin Karen Sisco im Kofferraum. Zwischen ihnen funkt es gewaltig. Aber als Jack in Detroit seinen letzten Coup plant, erscheint auch Karen auf der Bildfläche.

Hochgelobte und uneingeschränkt empfehlenswerte Leonard-Verfilmung mit George Clooney, Jennifer Lopez, Ving Rhames, Don Cheadle, Dennis Farina, Luis Guzman

Von Elmore Leonards Homepage: “Out of Sight, like Get Shorty, was a totally happy film experience for Elmore. The Get Shorty production team and writer: Danny DeVitos Jersey Films and screenwriter Scott Frank, once again collaborated on an Elmore Leonard project. Jersey signed Steven Soderbergh to direct and he cast George Clooney and Jennifer Lopez in the lead roles. (…) Clooney and Lopez added considerable sizzle to Out of Sight. Steve Zahn is hilarious as a stoner car thief; Ving Rhames, Don Cheadle and Isaiah Washington are all deadly and cool. Albert Brooks was a pleasant surprise. He makes the most out of the Ripley character. It was Scott Frank who took Ripley, off-stage in the book, and made him a key character. After Scott finished his screenplay, Elmore disagreed with the Ripley move and the ´happy´ movie ending, but admitted he was right after seeing the finished film. Out of Sight has a great look thanks to Steven Soderberghís masterful direction and Scott Frank’s savvy script. The film was a critical success but a box office so-so because of an unfortunate summer release date.”

Wiederholung: Samstag, 3. November, 14.00 Uhr

Hinweise:

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von „Gangsterbraut“ (The Hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006