„Die kleinen Freuden des Lebens“ von Stefan Maiwald ist ein Toilettenbuch.
Das klingt jetzt vielleicht etwas abfällig, aber „Die kleinen Freuden des Lebens“ ist eine Sammlung von hundert kurzen Texten, in denen Maiwald jeweils einen Augenblick des Glücks beschreibt. Die kürzesten Texte sind, bei „Ihr Tisch ist jetzt frei“, nur einen Satz lang: „Tiefes Ausatmen.“ Einige glückliche Momente kennen nur junge Eltern, wie „Ein Kleinkind, das mal von 8 bis 8 durchschläft“. Und einige, wie „Ein Computer, der nie abstürzt“, hat wahrscheinlich noch niemand erlebt. Dabei sind auch die längsten Texte nicht länger als vier Seiten; die meisten sind ein bis zwei Seiten. Und das ist genau die ideale Textlänge für einen kurzen Zwischenstopp auf dem stillen Örtchen.
Geschrieben sind die einhundert Glücksmomente – ich verlasse mich hier gutgläubig auf den Untertitel von „Die kleinen Freuden des Lebens“ – in einem lockeren Plauderton, der im besten Fall zum Schmunzeln anregt. Es ist halt in diesen Heinz Erhardt-Tonfall, den alle gut finden, weil niemand wirklich etwas dagegen sagen kann, geschrieben.
Deshalb ist Maiwalds leicht humoreskes, etwas selbstironisches Buch das ideale kleine Geschenk für Spontankäufer und einfallslose Menschen, die jemanden, den sie nicht näher kennen, beschenken müssen (beispielsweise den Neuen heute Abend bei der Firmenfeier). Das Geschenk wird auf der Toilette landen. Dort kann beim Erleben von einem Glücksmoment viel über andere glückliche Augenblicke gelesen werden – und so wird „Die kleinen Freuden des Lebens“, am richtigen Ort ausgelegt, viele Leser finden.
Danach kann einer von Maiwalds glücklichen Momenten ausprobiert werden: „In einem Elektrogroßhandel die Stereoanlage bis zum Anschlag austesten.“ Denn: „Ein bisschen Spaß muss sein. Und wer mit Slogans wie ‚Geiz ist geil’ oder ‚Ich bin doch nicht blöd’ jeden denkenden Menschen beleidigt, der hat jedes Recht auf Verschonung verspielt.“
Als Testmusik empfehle ich „Fantomas“, „Mr. Bungle“, zur Not auch „Faith No More“, ein Frühwerk von John Zorn (oder etwas von „Painkiller“), Lou Reeds „Metal Machine Music“, Peter Brötzmanns „Machine Gun“ oder irgendetwas aus der Heavy Metal-Abteilung mit einem besonders abschreckenden Cover.
Stefan Maiwald: Die kleinen Freuden des Lebens – 100 Glücksmomente
dtv, 2008
192 Seiten
7,95 Euro
