Doktor Friedbert Pflüger, Fraktionsvorsitzender der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied im Rundfunkrat des RBB (bester Hauptstadtsender Deutschlands), meinte in der Bild am Sonntag: „Keine TV-Morde mehr vor 20 Uhr – das muss ein Ehrenkodex werden. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern können wir politisch darauf drängen, und ich werde das in meiner Funktion als Rundfunkrat beim rbb auch tun. Bei den Privaten sollen Firmen nicht mehr werben, wenn sich die Sender nicht an den Ehrenkodex halten.“
Denn: „Wir leiden unter einer zunehmenden Brutalisierung des Fernsehens. Viele Kinder schauen tagsüber allein fern. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Hemmschwellen für Gewalt sinken, wenn Kinder Hunderte von Morden erleben.“
Hmhm, beim RBB muss er wenig tun. Heute wird im „Tatort“ um 22.35 Uhr gemordet, morgen überhaupt nicht, Mittwoch dito, Donnerstag, dito, Freitag wahrscheinlich in dem Western „Der Mann von Del Rio“ um Mitternacht, Samstag geht’s rund: um 14.30 Uhr der Western „Die erste Kugel trifft“ und um 23.30 Uhr „Ladykillers“ (Das Original!) und am Sonntag gibt’s um 15.40 Uhr „Pfarrer Braun: Adel vernichtet“ mindestens einen Mord.
Doch er kann sich ja um ARD und ZDF kümmern. „Soko 5113“, „Großstadtrevier“, „Soko Rhein-Main“, Die Rosenheim-Cops“, „Küstenwache“, „Notruf Hafenkante“, „Soko Kitzbühel“ werden diese Woche gezeigt. Diese nach Pflügers Meinung für Jugendliche bedenklichen Sendungen sollen alle weg. Stattdessen wird dann – ja, was eigentlich? – gezeigt. Wiederholungen von Schmonzetten? Soaps? Talkshows? Beratungssendungen? Reportagen?
Aber – und das ist die gute Meldung – Pflüger will ja nur für das Fernsehen einen Ehrenkodex schaffen. Jugendliche dürfen weiterhin Bücher lesen (Was wäre meine Jugend ohne die Bücher von Edgar Wallace, Agatha Christie, Ian Fleming, Mickey Spillane, James Hadley Chase gewesen?). Sie dürfen weiterhin historische Dokumentarfilme sehen. Sie dürfen weiterhin ins Theater gehen.
Und damit ist es der übliche, aus dem Bauch heraus argumentierende populistische Unfug, der hier von einem wichtigen Politiker präsentiert wird.