Verkorkster „Bruderdienst“

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Jacques Berndorf hat mit seinen Eifelkrimis ein Millionenpublikum erobert. In den vergangenen Jahren gönnte er sich immer wieder Ausflüge in den Politthriller. Aber sein zweiter BND-Roman mit Geheimagent Karl Müller, „Bruderdienst“, ist einfach schlecht.

Die Geschichte ist nicht plausibel (Die Koreaner haben wahrscheinlich eine Atombombe verkauft. Der BND will herausfinden, ob’s stimmt.). Die Dialoge sind unterste CSI-Schublade. Im Fernsehen kann ich damit leben, dass der eine Forensiker dem anderen erklärt, was er gerade macht. Aber in einem Roman gibt es, – Berndorf als erfahrener Autor sollte das Wissen -, elegantere Möglichkeiten. Dann menschelt es ohne Pause im BND und in Gesprächen mit mehr oder weniger befreundeten Geheimdiensten. Denn bevor sich den Weltproblemen zugewandt wird (Hey, wahrscheinlich haben irgendwelche durchgeknallten Terroristen eine Atombombe.),  wird sich erst einmal in epischer Breite über die verschiedenen Zipperlein und Krankheiten der Ehefrauen ausgetauscht und die Küche nach Essbarem inspiziert. Das hat mit der Geschichte nichts zu tun und verrät uns auch nichts Wichtiges über die Charaktere. Aber das ist immer noch besser, als wenn die supertollen BND-Agenten in Aktion treten, sich dabei ziemlich hirnrissig verhalten und wieder einmal im Smalltalkmodus geheime Informationen an dubiose Charaktere ausplaudern. Der löchrige Plot liest sich dann wie eine ungewollte Parodie auf einen schlechten Agentenkrimi. Aber Berndorf meint es Ernst. In Interviews erzählt er von seinen Besuchen beim BND und den Einblicken die er in die Arbeit der Agenten erhielt. Doch in „Bruderdienst“ findet sich nichts davon in einer literarisch angemessenen Form. Das Werk ist ein unrealistischer Langweiler, der anscheinend als „Das große TV-Ereignis“ konzipiert wurde.

Nein, da ist sogar das schwächste Buch von John le Carré um Klassen besser. „Bruderdienst“ ist höchstens unterste Regionalliga.

 

Jacques Berndorf: Bruderdienst

Heyne, 2007

416 Seiten

19,95 Euro

 

Homepage von Jacques Berndorf

Interview mit Jacques Berndorf zu „Bruderdienst“, seinem Verlagswechsel und den Nicht-Verfilmungen seiner Eifel-Krimis

2 Responses to Verkorkster „Bruderdienst“

  1. […] Jacques Berndorf: Bruderdienst (Taschenbuch-Ausgabe) […]

  2. […] 22 weitere Regiokrimis mit Siggi Baumeister. Zwischen 2005 und 2015 schrieb er fünf Romane um den BND-Agenten Karl Müller. Und er schrieb einige […]

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