Mechtild Borrmanns „Morgen ist der Tag nach gestern“ wurde von etlichen Kollegen gelobt (hier, hier, hier, hier, hier, hier). Deshalb quälte ich mich durch die ersten Seiten und hoffte, dass es besser würde. Borrmann schreibt nämlich im nicht nur von mir sehr ungeliebten Präsens. Denn es ist schwierig ist, in dieser Erzählzeit elegant und natürlich zu formulieren. Darum sind die meisten Geschichten in der Vergangenheitsform geschrieben. Sie eröffnet einen viel größeren sprachlichen Raum. Allein schon das Ankündigen von zukünftigem Unheil ist ein wirksames Mittel die Spannung zu steigern und die Lesenden emotional in die Geschichte einzubinden.
Im weiteren Verlauf der Geschichte geht Borrmann mit dieser nicht sehr lesefreundlichen Erzählzeit ganz gut um. Aber dafür ist die aus drei Perspektiven erzählte Geschichte langweilig und immer wieder nicht besonders plausibel.
Das Ferienhaus des vermögenden Gustav Horstmann brennt ab. Als in der Brandruine nacheinander zwei Leichen gefunden werden, beginnt Kommissar Peter Böhm den Mörder zu suchen. Kurz darauf werden auf Horstmanns im Keller stehenden PC pornographische Bilder von vermissten Kindern gefunden. Zur gleichen Zeit beobachtet Nachbar Frank Zech die Aufräumarbeiten und Unternehmer Wolfgang Wessel schreibt ein Geständnis auf.
Diese drei Erzählstränge plätschern, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen, vor sich hin und treffen erst am Ende so halbwegs aufeinander. Die Lösung, also wer warum die Morde verübte und den Brand verursachte, ist letztendlich nicht sonderlich überraschend, wenn man erfährt, dass Zech das abgebrannte Haus hütete und Wessels minderjährige Tochter seit Jahren verschwunden ist. Beides verrät Borrmann schon sehr früh.
Weil ich bei einem Roman allerdings in erster Linie unterhalten werden möchte, wäre auch das nicht so schlimm, wenn die drei Handlungsstränge wenigstens ein interessantes Eigenleben hätten. Wenn also jeder einzelne Charakter ein klar erkennbares Ziel (Und wenn es nur ein Glas Wasser ist.) erreichen möchte. Doch dem ist nicht so. Sie haben keine Ziele, damit gibt es auch keine Konflikte, die die Geschichte voranbringen, und deshalb sind sie mir alle ziemlich egal.
Dafür gibt es Klischees (Warum müssen die Polizisten immer Essen, wenn eine Leiche entdeckt wird?), dramaturgischen Leerlauf (Zum Beispiel der erste Auftritt der Polizisten.) und unglaubwürdige Szenen (Wenn das Geständnis der Prostituierten nicht auf den letzten Seiten des Romans gewesen wäre, hätte ich das Buch verärgert in eine Ecke geworfen.).
„Morgen ist der Tag nach gestern“ mit seiner missglückten Mischung aus Polizei- und Psychokrimi hielt am Ende genau das, was mir die ersten Seiten signalisierten: Das ist kein Buch für mich.
Mechtild Borrmann: Morgen ist der Tag nach gestern
Pendragon, 2007
224 Seiten
9,90 Euro

[…] führt, ist auch nicht gerade neu. Zuletzt durfte ich das in den vergangenen Wochen in Mechtild Borrmanns „Morgen ist der Tag nach gestern“ (2007) und Nick Stones „Voodoo“ (Mr. Clarinet, 2006) […]