Arte, 21.00
Die Nacht (I/F 1960, R.: Michelangelo Antonioni)
Drehbuch: Michelangelo Antonioni, Ennio Flaiano, Tonino Guerra
„La Notte beschreibt, wie Lidia und Giovanni Pontano in dieser Zeit [gemeint ist ein Sommewochenende in Mailand, A. d. V.] verschieden intensiv und bewusst erfahren, dass sie sich nicht mehr oder vielleicht in anderer Weise lieben als zuvor. Partikel ihrer langen Geschichte tragen sie nur mit Gesten, Blicken und Bemerkungen in den Film hinein; es sind Zeichen von Enttäuschung, für Differenzen oder Borniertheit. Eine Kette von Episoden gibt Raum für die Kontrastierung ihrer Wahrnehmungsweisen und emotionalen Anteilnahme. Ihre Begegnungen mit anderen Menschen beschreiben ambivalent die äußere Ablenkung von der Krise, aber zugleich deren innere Eskalation in einer verhaltenen Spiralbewegung. (…)
Diese Beobachtungen beschreiben Antionionis Mittel, paradox zu erzählen und einen Zustand der Agonie in Bewegung zu zeigen: den Fluss der Bilder gegen die Dedramatisierung von Sprache und Sprechsituationen zu setzen. (…)
La Notte erzählt eine Liebesgeschichte an ihrem Ende.“ (Claudia Lenssen in Peter W. Jansen/Wolfram Schütte, Hrsg: Michelangelo Antonioni – Hanser Reihe Film 31, 1984)
Spätestens mit seiner Trilogie „Die mit der Liebe spielen“ (L’Avventura), „Die Nacht“ (La Notte) und „Liebe 1962“ (L’Eclisse) über das Leben von jungen Paaren im Nachkriegseuropa und dem Ende ihrer Beziehung hatte Antonioni den Durchbruch beim intellektuellen Kinopublikum (heute würde es Arthaus-Publikum heißen), das genug vom „Förster im Silberwald“ und „Bettgeflüster“ hatte. Und es gab die in Europa im Filmgeschäft die kreativen Talente, die diese Bedürfnisse abseits konventioneller Muster befriedigen wollten. Zur Erinnerung: in Frankreich gab’s die „Neue Welle“, in England die „Spülstein-Filme“, in Deutschland den „Neuen deutschen Film“ und die anderen Länder, auch jenseits des eisernen Vorhangs, lieferten eine nie gekannte Zahl bahnbrechender Werke von höchst individuellen Regisseuren.
Mit Marcello Mastroianni, Jeanne Moreau, Monica Vitti, Bernhard Wicki
Wiederholung: Dienstag, 29. Juli, 14.55 Uhr
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