Wiederaufführung wegen des großen Erfolges: Blogs als das Ende der Filmkritik

Vergangenen Donnerstag erschien in der Berliner Zeitung von Josef Schnelle der Artikel „Warum wir Filmkritik brauchen – Die Internet-Blogs zersetzen das informierte und unabhängige Urteil“. Ich ärgerte mich über den dummen Artikel, atmete tief durch und legte ihn zur Seite. Ekkehard Knörer schrieb eine Antwort, Thomas Groh schrieb ebenfalls eine lesenswerte Antwort, bei Rivva gibt’s noch mehr Kritik an Schnelles Text (Ah, heilige Selbstbeherrschung!) und heute schreibt Christina Nord in der taz darüber. Besonders die ersten Zeilen gefallen mir gut:

Das Kino war einmal ein neues Medium. Bei den einen rief es Verunsicherung, bei den anderen Begeisterung hervor. Weil es in seinen Anfängen dem Jahrmarkt und der Spelunke nahe war, begegnete ihm das bürgerliche Publikum mit Dünkel und kulturkritischen Vorbehalten. Wer sich für das Kino verwandte, hatte viele Gegner und das gute Gefühl, etwas gegen Widerstand durchzusetzen. Diese Zeiten sind vorbei; längst hat sich das Kino als Gegenstand der Akademien und des seriösen Feuilletons etabliert.

Wenn ich jetzt das Wort „Kino“ durch „Blog“ oder „Internet“ ersetze, dann beschreibt Nord die derzeitigen Kampflinien und die wahrscheinliche Zukunft sehr genau. Wenn sie später auf die Renditewünsche der Verleger hinweist (siehe den derzeitigen Sparkurs bei der „Berliner Zeitung“), dann thematisiert sie genau den Punkt, den Schnelle links liegen lässt. Denn aus Sicht eines Verlegers ist eine fundierte und intellektuell anspruchsvolle Filmkritik nicht unbedingt ein Verkaufsargument.

Außerdem, diesen Punkt erwähnen Knörer und Nord, werden im Internet auch DVD-Premieren und vergessene Filme (teilweise auch Klassiker) besprochen. Die Zeitungskritiker besprechen dagegen fast nur noch die Kinopremieren (schließlich gibt es alle paar Wochen eine Alibi-DVD-Kritik). Einmal und dann nie wieder. Dabei ändert sich – manchmal – beim wiederholten Sehen die Meinung zu einem Film.

Jetzt muss ich aber weiter an meiner Besprechung der neuen Bücher von Ed Brubaker arbeiten.

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