R. i. P. James Crumley (12. Oktober 1939 – 17. September 2008)
Via The Rap Sheet erreichte mich die Meldung von dem Tod des Hardboiled-PI-Autors. Zuletzt erschien in Deutschland sein Milo-Milodragovitch-Roman „Land der Lügen“ (The final country, 2001). Crumleys literarischer Output ist überschaubar (sieben PI-Krimis in dreißig Jahren), aber dafür verehrten ihn (wie jetzt auch die Nachrufe im Internet zeigen) viele Krimiautoren als begnadeten Stilisten.
Nachrufe und Würdigungen gibt es von The Missoulian (Crumleys Lokalzeitung mit der ersten Meldung), Duane Swierzcynski(„We saw Crumley approaching the hotel bar, and part of me so very badly wanted to say hello, buy him a drink, tell him how much his work meant to me. But I couldn’t bring myself to do it. He was JAMES CRUMLEY for God’s sake, and who was I to bother him?„), Sarah Weinman, David Montgomery, James W. Hall ( „A wonderful writer, a great friend, and one-of-a-kind character who made Hunter Thompson seem tame and puritanical.“), Sean Doolittle(“ the hard-nosed, soft-sided, two-fisted, open-armed author/cult icon whose novels are routinely cited by many of today’s top writers in and out of crime fiction circles“), Dave White („The man meant a lot to me, though I only met him once.„), Robert Ferrigno („David Thompson, had called a week earlier and asked if I minded if they made it a joint appearance, me and Crumley. I told him I felt like Tiny Tim being asked to do a concert appearance with Pavoroti.“), Lee Goldberg („He wrote some of my favorite private eye novels.“) und Ed Gorman („I’ve read most of his novels at least three times. I agree with Otto Penzler that he was the finest hardboiled writer of the last three decades. His literary skills were enormous and all his own. When the dust settles on our time I expect it will be Crumley future readers and writers will acknowledge as the master.„).
„It was nice to revisit the story and pace it the way I wanted to. I think the original story in the Times had a lot of velocity but I think it has more in what I call the final version. The second level of enjoyment I got out of this is that I got a chance to revisit a story about eight months after it was supposedly finished”, sagt Michael Connelly in einem “Q & A” in der US-amerikanischen Taschenbuch-Ausgabe von “The Overlook”. Diese Harry-Bosch-Geschichte erschien zuerst zwischen September 2006 und Januar 2007 als sechzehnteiliger Fortsetzungsroman im New York Times Magazin. Für die Buchausgabe überarbeitete und erweiterte Connelly den Roman. Trotzdem ist „The Overlook“ immer noch um ein gutes Drittel kürzer als ein normaler Harry-Bosch-Roman. Wahrscheinlich hat der Heyne Verlag deshalb „The Overlook“, als „Kalter Tod“, gleich als großzügig gelayoutetes Taschenbuch veröffentlicht. Als Bonusmaterial gibt es das bereits aus Connellys Reportageband „L. A. Crime Report“ bekannte Nachwort „Das schwarze Herz“ von Jochen Stremmel und das seitdem nicht überarbeitete Werkverzeichnis. Fehlen tut in der deutschen Ausgabe dagegen Connellys für seine Mailingliste geschriebene und in der US-amerikanischen Taschenbuch-Ausgabe abgedruckte Bonuskapitel.
Soviel zu den verschiedenen Versionen, die es bei diesem Werk locker mit dem Versionenwirrwarr bei einigen DVDs aufnehmen kann. Die Geschichte ist dagegen in allen Buchveröffentlichungen gleich geblieben.
Sie beginnt mit einem nächtlichen Anruf bei Harry Bosch. Sein Supervisor bei Homicide Special schickt ihn, nachdem der „Echo Park“-Fall (deutsche Ausgabe im Februar 2009) chaotisch endete und er die Abteilung für ungelöste, alte Mordfälle verlassen musste, zu seinem ersten Außeneinsatz in seiner neuen Dienststelle.
An einem Aussichtspunkt am Mulholland Drive wurde Dr. Stanley Kent erschossen aufgefunden. Noch bevor Bosch und sein neuer Partner Ignacio „Iggy“ Ferras mit ihren Ermittlungen beginnen können, taucht FBI-Agentin Rachel Walling auf. Denn Kent war Medizinphysiker und hatte Kontakt zu radioaktivem Material, das auch für Terroristen interessant ist.
In Kents Haus finden Bosch und Walling dessen Frau Alicia nackt und gefesselt auf dem Bett liegend. Sie sagt, dass zwei maskierte Männer sie überwältigten. Sie schickten ihrem Mann ein Bild von ihr und forderten ihn auf, Caesium zu stehlen. Kent stahl das Caesium aus der St.-Aggy-Krebsklinik und brachte es den Erpressern zum Aussichtspunkt am Mulholland Drive.
Nach dem Caesium-Diebstahl wird Kents Tod für das FBI nur noch als Teil einer terroristischen Bedrohung gesehen. Für Harry Bosch bleibt es hingegen in erster Linie ein Mordfall. Er ist überzeugt, dass er das verschwundene Caesium findet, wenn er die Mörder von Kent gefunden hat.
In „Kalter Tod“ muss Harry Bosch sich erstmals in einer langen Nacht mit dem Problem des internationalen Terrorismus auseinandersetzen. Innerhalb von zwölf Stunden klärt er den Mordfall auf. Neben den Mordermittlungen muss er dieses Mal an mehreren Fronten kämpfen. Das FBI will ihm den Fall hinterrücks aus den Händen nehmen. Captain Don Hadley, der überforderten Leiter der Heimatschutz-Abteilung des LAPD und intern Captain Done Badley genannt, will sich wieder einmal vor der Presse als erfolgreichen Kämpfer gegen die terroristische Gefahr inszenieren. Und Harry Boschs neuer Partner ist überhaupt nicht begeistert von Boschs ruppigem und einzelgängerischem Ermittlungsstil. Denn Bosch ist inzwischen in dem Alter angelangt, in dem er die Vorschriften noch lässiger ignoriert als früher.
„Kalter Tod“ ist, wie die vorherigen Harry-Bosch-Romane, ein spannender Polizeithriller. Der einzige wirklich erkennbare Unterschied ist die Länge. „Kalter Tod“ ist deutlich kürzer als die anderen Bosch-Romane von Michael Connelly. Damit kann er gut als Einstiegsdroge in die Welt von Harry Bosch funktionieren. Für die Michael-Connelly-Fans verkürzt „Kalter Tod“ nur das halbe Jahr bis zum Erscheinen der schon lange überfälligen deutschen Ausgabe von „Echo Park“.
Le Train – Nur ein Hauch von Glück (F/I 1973, R.: Pierre Granier-Deferre)
Drehbuch: Pierre Granier-Deferre, Pascal Jardin
LV: Georges Simenon: Le train, 1961 (Der Zug)
1940 in Frankreich verbringen Julien und Anna auf der Flucht vor den Nazis in einem Zug einige gemeinsame Stunden. Zwei Jahre später hat diese Begegnung ein Nachspiel.
Hervorragend gespieltes, menschlich anrührendes Liebesdrama mit Jean-Louis Trintignant und Romy Schneider
Die Dreharbeiten für die Andrea-Maria-Schenkel-Verfilmung von „Tannöd“ haben begonnen. 2009 soll der Film ins Kino kommen – und ich bin schon sehr gespannt, wieviel von Schenkels Geschichte für den Film geändert wurde (denn Eins-zu-Eins kann „Tannöd“ nicht verfilmt werden). Petra Lüschow (Küstenwache, Der Bulle von Tölz) schrieb das Drehbuch. Bettina Oberli (Die Herbstzeitlosen) führt Regie. Julia Jentsch, Monica Bleibtreu, Volker Bruch und Lisa Kreutzer spielen die Hauptrollen.
Mein erster Eindruck war: sieht gut aus und ist informativ.
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Der Noir of the Week ist „Der Mann mit der Narbe“ (The Scar/Hollow Triumph, USA 1948, Regie: Steve Sekely, Drehbuch: Daniel Fuchs, nach einem Roman von Murray Forbes, mit Paul Henreid und Joan Bennett).
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Der Grafit-Verlag hat jetzt „Die Macht des Mr. Miller“ von Charles den Tex als Taschenbuch veröffentlicht. Mir gefiel der Thriller. Im Frühjahr 2009 erscheint „CEL“, der zweite Thriller mit dem Helden von „Die Macht des Mr. Miller“.
I am addicted to thrillers, I read at least one a week, so this also is my favorite genre in writing. I´ve never thought about my style. I just wanted to write exiting books I would like to read myself – hoping I´d not stay the only reader. Nonetheless I have some preferences – I love mysterious „what-if“ scenarios (like the beginning of „Therapy“ where a sick girl dissapears in a crowded doctor’s office and everybody tells the father she had never even been there), but I want a logical explanation at the end. I love short chapters, where one must continue reading to find out how the story will continue. And I always try finding a surprising and completely unexpected end.
Nachdem David Mamets vorletzter Spielfilm „Spartan“ (immerhin mit Val Kilmer in der Hauptrolle) in Deutschland nur eine DVD-Premiere erlebte, findet sein neuster Spielfilm „Redbelt“ den Weg in die Kinos. Und während „Spartan“ eindeutig ein Krimi war, ist „Redbelt“ ein Drama im Sportlermilieu und, wie immer bei Mamet, ein Schauspielerfilm.
Die Story: Kampfsport-Experte Mike Terry hat in einem heruntergekommenen Stadtteil von Los Angeles ein Jiu-Jitsu-Studio. Er ist dort der tugendhafte Krieger, der den Armen und Schwachen hilft und nicht an sich selbst denkt. Deshalb will er zunächst bei einem Wettkampf nicht mitmachen, aber seine Schulden zwingen ihn zu ungeliebten Entscheidungen.
Mit Chiwetel Ejiofor, Tim Allen, Rodrigo Santoro, Alice Braga, Emily Mortimer, Alice Braga, Ricky Jay, Max Martini, Ed O’Neill, Cathy Cahlin Ryan, Dominic Hoffman, Joe Mantegna, Jennifer Grey
Alonzo – The Man Who Shot Chinatown (D/USA/GB 2007, R.: Axel Schill)
Drehbuch: Stephanie Bahr, Axel Schill
Sehenswerte 75-minütige Doku über den 2001 verstorbenen Kameramann John A. Alonzo. Zu seinen Filmen gehören neben „Chinatown“ auch „Scarface“, „Infernal Affairs“, „Das fliegende Auge“, „Ich, Tom Horn“, „Schwarzer Sonntag“, „Die Bären sind los“, „Harold und Maude“, „Fluchtpunkt San Francisco“ und „Fahr zur Hölle, Liebling“.
Mit Richard Dreyfuss, Roger Ebert, Mike Figgis, William Friedkin, Sally Field, Michael Crichton, Haskell Wexler
Auf das Cover von Sebastian Fitzeks neuestem Buch „Der Seelenbrecher“ klebte der Knaur-Verlag bereits vor der Veröffentlichung den Aufkleber „Der Bestseller“. Keine sieben Tage nach dem Erscheinen bewahrheitet sich die Vorhersage der Werbeabteilung. Amazon verkaufte bereits jetzt über 75.000 Exemplare und, mit den restlichen Buchläden, ist damit die 100.000er Grenze deutlich überschritten. Dabei ist die Geschichte von Fitzeks neuestem Roman im Kern nicht besonders originell. Es geht um eine in einem Gebäude eingeschlossene Gruppe, die von einem Killer gejagt wird.
Aber natürlich ist es, wie sich die Leser von Fitzeks vorherigen Bestsellern „Die Therapie“, „Amokspiel“ und „Das Kind“ denken können, nicht so einfach. Denn die Geschichte spielt am Vorweihnachtsabend in einer abgelegenen, eingeschneiten Klinik für psychosomatische Störungen, vulgo Nobelirrenanstalt. Der Klinikleiter Professor Samuel Raßfeld hat vor einigen Tagen Caspar, einen interessanten Fall von vollkommenem Gedächtnisverlust, aufgenommen. Als die Caspar behandelnde Psychiaterin Dr. Sophia Dorn ihn mit dem Foto eines Mädchens konfrontiert, ist er überzeugt, dass das seine Tochter ist, sie in Lebensgefahr schwebt und er sie retten muss. Zur gleichen Zeit jagt in Berlin der „Seelenbrecher“ junge Frauen. Er versetzt sie in einen komatösen Zustand und legt ihnen einen kryptischen Zettel in die Hand.
Als Caspar aus der Klinik flüchten will, verunglückt an der Einfahrt ein Krankenwagen. Der schwerverletzte Dr. Jonathan Bruck wird in die Klinik gebracht. Kurz darauf flüchtet Bruck aus dem Krankenbett und Caspar findet Dorn als das neueste Opfer des Seelenbrechers.
Caspar und die anderen Insassen sind überzeugt, dass Bruck der Seelenbrecher ist und sie in dieser Nacht alle umbringen will. Gleichzeitig kehrt Caspars Gedächtnis schubweise zurück. Das ärztliche Vokabular ist ihm vertraut und er hat irgendeine Beziehung zu Bruck.
Wie diese Beziehung aussieht, soll hier nicht verraten werden. Aber sie ist anders, als es auf den ersten Blick scheint. Auch die Rahmengeschichte, in der zwei Studenten als Experiment die Patientenakte 131071/VL über die tödliche Nacht in der Klinik lesen, wartet mit einigen hübschen Überraschungen auf.
Keine Überraschung sind dagegen, – auch bedingt durch das Genre, den Plot und das Echtzeit-Element -, die stereotypen Figuren, die bekannten Handlungselemente (Natürlich bleiben die Eingeschlossenen nicht zusammen, sondern begeben sich immer wieder grundlos in Lebensgefahr. Natürlich gibt es Streit in der Gruppe.), die eher auf Überraschungen als auf sich aus den einzelnen Charakteren heraus entwickelnden Konflikte setzende Geschichte und die im Nachhinein teilweise unlogische Handlung (Ein kompletter Gedächtnisverlust? Ein zufälliger Unfall genau vor der Klinik, bei dem der Mörder sich fast selbst umbringt? Der Mann ohne Gedächtnis als Anführer?); – obwohl das alles auch an dem unzuverlässigen Schreiber der Patientenakte liegen könnte. Es könnte auch ein Teil des Versuchs sein, den der Psychiater mit den beiden Studenten macht. Er befiehlt ihnen: „Sie müssen die gesamte Akte lesen und dürfen dabei nur wenige kurze Pausen machen.“
Diesem Befehl sollten die Leser von Sebastian Fitzeks neuestem Buch ebenfalls folgen. Dann ist „Der Seelenbrecher“ ein spannender Thriller für eine schlaflose Nacht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Am Donnerstag, den 18. September, stellt Sebastian Fitzek sein neues Buch „Der Seelenbrecher“ um 20.00 Uhr in der Thalia-Buchhandlung „Das Schloss“ (Schlossstraße 34, S/U-Bahnhof Rathaus Steglitz) vor.
Der Obrist und die Tänzerin (USA/E 2002, R.: John Malkovich)
Drehbuch: Nicholas Shakespeare
LV: Nicholas Shakespeare: The Dancer upstairs, 1995 (Der Obrist und die Tänzerin)
Irgendwo in den Anden: Polizist Augustin soll eine Gruppe von Terroristen bekämpfen und gerät zwischen die Fronten.
Malkovichs Regiedebüt ist ein, trotz gewisser Schwächen, beeindruckender Politthriller.
„Die Verfilmung von Nicholas Shakespeares gleichnamigem Roman ist eine politisch und psychologisch spannende Auseinandersetzung mit Gewalt und Gegengewalt, Terror und Gegenterror. In jedem Moment spürt man die Spirale der Hoffnungslosigkeit, auch die Ursachen des Übels werden nicht verschwiegen. Javier Bardem brilliert als zwischen Staatsloyalität und Liebe zerrissener Mann.“ (Margret Köhler, Film-Jahrbuch 2004)
„There are no rules. You can write a story, if you wish, with no conflict, no suspense, no beginning, no middle, or end. Of course, you have to be regarded as a genius to get away with it, and that’s the hardest part—convincing everybody you’re a genius.“
(aus Walt Sheldon: My Friend Fredric Brown, nachgedruckt in Ed Gorman, Lee Server und Martin H. Greenberg [Hrsg.]: The Big Book of Noir)
Übersetzung: Es gibt keine Regeln. Du kannst eine Geschichte schreiben, wenn du willst, ohne Konflikt, ohne Spannung, ohne Anfang, ohne Mitte, oder Ende. Selbstverständlich musst du dafür als Genie angesehen werden, um damit davonzukommen, und das ist der schwerste Teil – alle anderen zu überzeugen, dass du ein Genie bist.
„Ein Mosaik breit ausgespielter Brutalitäten und gesellschaftlicher Unmoral in einer auf Authenzität und Entromantisierung bedachten, aufwendigen Inszenierung.“ (Lexikon des internationalen Films)
Howard Browne schrieb vor seiner Hollywood-Karriere auch einige Krimis, unter anderem die vierbändige Serie mit Privatdetektiv Paul Pine (erschien zuletzt in der Schwarzen Serie von Bastei-Lübbe) und war Herausgeber des S-F-Magazins „Amazing Stories“. In Hollywood schrieb er hauptsächlich für Serien wie „Maverick“, „77 Sunset Strip“, „Die Leute von der Shiloh Ranch“, „Auf der Flucht“, „Kobra, übernehmen sie“, „Mannix“ und „Detektiv Rockford – Anruf genügt“.
Mit Ben Gazzara, Harry Guardino, Susan Blakely, Sylvester Stallone, John Cassavetes
Der Glöckner von Notre Dame (USA 1923, R.: Wallace Worsley)
Drehbuch: Edward T. Lowe Jr., Perley Poore Sheehan
LV: Victor Hugo: Notre Dame de Paris, 1831 (Der Glöckner von Notre Dame)
Nach offizieller Zählung die erste Verfilmung des Stoffes (es scheint noch drei frühere, verschollene Verfilmungen zu geben) und ein „Meisterwerk der Stummfilmzeit“ (TV Spielfilm: Das große Filmlexikon). Christa Maerker schrieb im Spandauer Volksblatt sogar: „Bei weitem die beste Verfilmung. Star Lon Chaney schlägt Charles Laughton…und über Anthony Quinn – den Dritten – muss man nichts sagen.“ (Zitiert nach Manfred Hobsch: Mach’s noch einmal!)
Michael Connelly auf der LA Book Expo über sein neuestes Buch „The Brass Verdict“ (Veröffentlichung in den USA am 14. Oktober; mit Harry Bosch und Mickey Haller)
Michael Connelly über „The Brass Verdict“
The Brass Verdict – The Hit (Verfilmung eines Ausschnittes aus dem Buch)
The Brass Verdict – Night Drive (und noch ein verfilmter Teil des Buches)
Michael Connelly über „Kalter Tod“ (The Overlook, 2007 – erscheint im Oktober bei Heyne Taschenbuch; Connelly redet hier auch über seine Arbeit als Reporter und wie er Harry Bosch erfand)
Tony Shepherd redet mit Michael Connelly über „Kalter Tod“ (Connelly redet auch über seine Arbeit als Schriftsteller)
Tatort: Das schwarze Grab (D 2008, R.: Gregor Schnitzler)
Drehbuch: Thomas Kirchner
LV: Martin Conrath: Das schwarze Grab, 2005
Kommissar Kappl möchte bei einer unterirdischen Feier einen Bergmann über den Tod seiner Frau informieren. Bevor er das tun kann, stürzt der Schacht ein und Kappl ist mit über dreißig Menschen über 1000 Meter unter der Erde eingesperrt. Dumme Situation, die eskaliert, als Kappl herausfindet, dass einer von ihnen sie umbringen will.
Einerseits klingt, das nach der hunderttausendsten „Stirb langsam“-Variante, andererseits ist Conraths Roman alles, nur das nicht und der Saarländische Rundfunk ist nicht gerade für spannungsgeladene Kost bekannt.
„„Das schwarze Grab“ ist klassischer Detektiv-Krimi, Actionfilm, Familien- und Bergwerksdrama in einem. Eine der ungewöhnlichsten „Tatort“-Folgen seit langem.“
Mit Maximilian Brückner, Gregor Weber, Hartmut Volle
Dreckige Hunde (USA 1978, R.: Karel Reisz)
Drehbuch: Judith Rascoe, Robert Stone
LV: Robert Stone: Dog Soldiers, 1974 (Unter Teufeln)
Zwei Gangster und ein korrupter Polizist jagen einen Vietnam-Soldaten, der zwei Kilos Heroin in die USA schmuggelte, nach Mexiko.
Spannendes Actiondrama über den Verlust von Hippie-Idealen.
Mit Nick Nolte, Tuesday Weld, Michael Moriarty, Anthony Zerbe, Richard Masur, Ray Sharkey, Gail Strickland
Hallo liebe Krimifreunde,
die besonders sehenswerten Krimiverfilmungen der kommenden zwei Wochen sind Karel Reiszs Robert-Stone-Verfilmung „Dreckige Hunde“, Jacques Derays Derek-Raymond-Verfilmung „Mörderischer Engel“, John Malkovichs Nicholas-Shakespeare-Verfilmung „Der Obrist und die Tänzerin“, Orson Welles‘ Whit-Masterson-Verfilmung „Im Zeichen des Bösen“, Scott McGehees und David Siegels Elisabeth-Sanxay-Holding-Verfilmung „Deep End“, René Clements Patricia-Highsmith-Verfilmung „Nur die Sonne war Zeuge“, Tim Metcalfes Gaddis/Long-Verfilmung „Killer – Tagebuch eines Serienmörders“ und viele Romy-Schneider-Filme, wie „Le Train“ (dreimal), „Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen“ und „Das Mädchen und der Kommissar“.
Außerdem gibt es drei TV-Premieren: Gregor Schnitzler verfilmte Martin Conraths „Das schwarze Grab“ als saarländischen Tatort, Judith Kennel Petra Hammesfahrs „Die Lüge“ und Carlo Rola nahm sich Johannes Mario Simmels „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ vor.
Halloween, 1963, ein kleines Kaff im Nirgendwo des Mittleren Westens: jedes Jahr gibt es dort ein seltsam-archaisches Ritual. Die männlichen Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren werden fünf Tage eingesperrt und hungern gelassen. Dann, an Halloween, müssen sie den October Boy, eine mit Süßigkeiten behängte Vogelscheuche, jagen. Wer ihn tötet, bevor dieser um Mitternacht die Kirche erreicht, darf die Stadt verlassen und seine Familie erhält viel Geld. Die anderen Jungs müssen weiterhin in der Stadt bleiben.
Dieses Jahr will Peter McCormick den Lauf gewinnen. Allerdings gerät der Lauf, weil sich keiner mehr an die Spielregeln hält, schnell vollkommen außer Kontrolle.
„Die dunkle Saat“ von Norman Partridge wurde von Publishers Weekly in die Liste der hundert besten Romane des Jahres aufgenommen und erhielt den Bram-Stoker-Preis in der Kategorie „Long Fiction“. Dieser zu Recht erhaltene Preis zeigt, auch wenn der Bram-Stoker-Preis manchmal an Thriller vergeben wird, die Marschrichtung der Geschichte an. Denn obwohl es in „Die dunkle Saat“ etliche Morde gibt, ist die Jagd nach dem October Boy letztendlich ein übernatürliches Ritual, das dafür sorgt, dass auch im kommenden Jahr der Mais geerntet werden kann. Für diese Fruchtbarkeit des Bodens müssen Opfer gebracht werden.
Partridge versucht in seiner Horror-Geschichte überhaupt nicht, das jährliche Erscheinen des October Boys rational zu erklären. Er ist als ein Bote aus vergangenen Zeiten einfach immer schon da. Die Erwachsenen halten sich an die an sein Erscheinen geknüpften Regeln. Die meisten Jungen auch. Nur Peter McCormick und Kelly Haines, die er während des Laufs trifft und entgegen der Regeln mitnimmt, wollen ein neues, freieres Denken. Diese Geschichte erzählt Partridge spannend aus der Sicht eines allwissenden Erzählers.
Gleichzeitig fällt es beim Lesen nicht schwer, politische Botschaften in „Die dunkle Saat“ hinein zu interpretieren. Denn Partridge hat sicher nicht zufällig die Halloweennacht von 1963 gewählt. Wenige Tage später, am 22. November, wurde John F. Kennedy ermordet, am 28. August 1963 hielt Martin Luther King, als Abschluss des Marsches auf Washington, seine berühmte „I have a dream“-Rede, die 1964 zum Civil Rights Act und der erstarkenden Bürgerrechts- und Hippiebewegung führten. Insofern markiert das Jahr 1963 in der amerikanischen Geschichte einen wichtigen Markstein zwischen der heilen und geordneten Welt der Fünfziger und der aufkommenden neuen Freiheit. Dass diese heile Welt in den USA, wie auch in Deutschland, nicht so heil war, zeigt er in „Die dunkle Saat“, selbstverständlich in einer abstrakten Form, sehr nachdrücklich.
Mit 192 großzügig bedruckten Seiten ist „Die dunkle Saat“ eher eine Novelle, die bequem in einem Rutsch gelesen werden kann. Allerdings werden die in ihr aufgeworfenen Fragen zum Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft, von Tradition und Erneuerung, einen länger verfolgen.
Hochgelobte Verfilmung von Savianos auf Tatsachen basierendem gleichnamigem Roman. Garrone zeichnet in fünf unabhängigen Handlungssträngen ein unglamouröses Bild der Camorro in Neapel.
Der Film erhielt in Cannes den Großen Preis der Jury.
Mit Salvatore Abruzzese, Maria Nazionale, Toni Servillo