Schöner Bildband über das Kino des Grauens

duncan-horror-cinema

„Horror ist das Gegenwärtige, die Vergegenwärtigung. Die Tatsache, der man ins Auge sehen muss. Der Mörder, der vor dir steht, mit gefletschten Zähnen und erhobenem Messer. Die tote Ehefrau am Boden. Das schlaffe Fleisch im Spiegel – das Kind, das hinter einem Ball herläuft und dabei den Lastwagen nicht wahrnimmt, den du kommen siehst. Horror ist die Wanze, die dir aus dem Ohr kriecht. Horror sind die Nazis an der Macht.

Worin besteht der Unterschied zwischen Horror und Terror? Horror ist die zweite Stufe. Terror ist die Ungewissheit, die Angst. (…) Horror ist, wenn deine Befürchtungen wahr werden. Horror ist die Erfüllung.“ schreiben Jonathan Penner und Steven Jay Schneider in der Einleitung zu dem von Paul Duncan herausgegebenen, gewohnt prächtig gelayouteten Band „Horror Cinema“ der „Film series“ des Taschen Verlages.

In neun Kapitel zeichnen Penner und Schneider in knappen Texten die Geschichte des Horrorfilms von den Anfängen bis zur Gegenwart nach. Sie fassen die Genregrenzen, wie man nach den einleitenden Worten vermuten kann, großzügig. Es geht um Slasher und Serienmörder, Kannibalen und Hinterwäldler, die Rache der Natur, Science-Fiction-Horror, lebende Toten, Geister und Spukhäuser, Besessene und teuflische Bösewichte, Voodoo und Satanisten, Vampire und Werwölfe, und Ungeheuer in Frauengestalt.

Die ersten Kapitel sind umfangreicher und auch für Genrekenner gewinnbringend zu lesen. Ab der Mitte des Buches werden sie kürzer und erschöpfen sich teilweise in einer kaum kaschierten Aufzählung von Filmtiteln, die, auch weil sie zu unsortiert sind, nicht mehr als Ansehempfehlungen taugen.

Doch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Denn insgesamt bietet „Horror Cinema“ auf wenigen Seiten einen gelungenen Überblick über das Genre. Jonathan Penner und Steven Jay Schneider gelingt es, die Entwicklung des Genres von den Stummfilmen über die klassischen Horrorfilme der dreißiger Jahre und die Zombie- und Slasherfilme hin zu den aktuellen Werken nachzuzeichnen.

Die Texte werden, wie gewohnt, durch zahlreiche Fotos, kundige Bildunterschriften und prägnante Zitate ergänzt. Dabei beeindruckt – wie schon bei den früheren Veröffentlichungen in der Filmreihe des Taschen-Verlages – die Auswahl der Bilder. Denn neben den wenigen bekannten Filmfotos gibt es zahlreiche selten bis nie abgedruckte Filmfotos und Bilder von den Dreharbeiten.

Paul Duncan (Hrsg.): Horror Cinema

(Texte von Jonathan Penner und Steven Jay Schneider)

Taschen Verlag, 2008

192 Seiten

19,99 Euro


Hinweis

Taschen-Verlag über „Horror Cinema“ (in dem Buch kann geblättert werden)

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..