R. i. P. Konrad Heidkamp

Januar 14, 2009

R. i. P. Konrad Heidkamp (5. August 1947 – 11. Januar 2008)

Seit 1988 war er der Jazzkritiker der „Zeit“. Davor schrieb er für die taz. Er veröffentlichte Bücher wie „In the mood – Literarische Jazzgeschichten“,  „It’s all over now – Musik einer Generation, 40 Jahre Rock und Jazz“ und „Sophisticated Ladies – Junge Frauen über 50“, und er war der Kinder- und Jugendbuchredakteur der „Zeit“.

Seine Kritiken waren immer eine Verführung zum Musikhören.

Nachrufe gibt es in der Berliner Zeitung (Christian Broecking – ein anderer guter Jazzkritiker) und im Tagesspiegel (Kai Müller). „Die Zeit“ hat anstelle eines Nachrufs nur eine Pressemitteilung veröffentlicht.

Nachtrag: In der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ vom 15. Januar 2009 ist ein sehr schöner und ausführlicher Nachruf von Claus Spahn: Leidenschaft aus tiefer Ruhe.


Cover der Woche

Januar 13, 2009

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TV-Tipp für den 13. Januar: Im Auftrag des Drachen

Januar 13, 2009

Das Vierte, 20.15

Im Auftrag des Drachen (USA 1975, R.: Clint Eastwood)

Drehbuch: Hal Dresner, Warren Murphy (als Warren B. Murphy), Rod Whitaker

LV: Trevanian (Pseudonym von Rod Whitaker): The Eiger Sanction, 1972 (Im Auftrag des Drachen)

Jonathan Hemlock soll im Auftrag einer Geheimorganisation zwei Killer töten. Von einem ist nur bekannt, dass er an einer Besteigung der Eiger-Nordwand teilnimmt. Hemlock schließt sich den Bergsteigern an.

Thriller, bei dem die Landschaftsaufnahmen (Monument Valley, Schweizer Alpen) mehr beeindrucken als die Story. Was auch Clint Eastwood zugibt. Trevanians Debüt mit dem Superspion Hemlock war ein weltweiter Bestseller.

Mit Clint Eastwood, George Kennedy, Heidi Brühl, Reiner Schöne

Hinweise

Homepage von Trevanian

Wikipedia über Trevanian

L. A. Times: Nachruf auf Rod Whitaker (19. Dezember 2005)


Kinky Friedman hat Hausarrest

Januar 12, 2009

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Als vor über zwanzig Jahren das erste Kinky-Friedman-Abenteuer „Greenwich Killing Time“ erschien, war es etwas ganz neues. Denn der Held war gleichzeitig der Autor, und dieser verarbeitete große Teile seiner Biographie (seine Herkunft aus Texas, seine Karriere als respektloser Country-Musiker mit Hits wie „They ain’t making Jews like Jesus anymore“ und „Asshole from El Paso“, seine Freunde, seine quer zum Mainstream liegenden politischen Ansichten) in größtenteils fiktiven Detektivgeschichten, die vielleicht nicht immer den besten Plot, aber dafür immer sehr witzig waren. Später nutzten sich die Witze ab (der Totenkopf, die zwei gleichzeitig klingelnden Telefone) und die löchrigen Plots störten immer mehr die Lektüre. Kinky Friedman kandidierte für das Amt des Gouverneurs von Texas. Er besuchte sogar Deutschland, sein zweitliebstes Land nach allen anderen.

Auch das neue Abenteuer „Der Gefangene der Vandam Street“ des Kinkster ist, wie die vorherigen, mau. Nach einer Sauftour mit McGovern (dessen Gehör rapide nachlässt) landet Kinky im Krankenhaus. Er hat die tödlich verlaufende Form der Malaria. Nach einigen Tagen im Krankenhaus geht Kinky zurück in sein Apartment in der Vandam Street 199b. Der Arzt hat ihm strengste Bettruhe verordnet. Seine Freunde McGovern, Ratso, Brennan und Piers Akerman wollen ihren Freund pflegen, sind aber die meiste Zeit damit beschäftigt, die Wohnung zuzumüllen und sich zu betrinken.

Als Kinky eines Nachts im gegenüberliegenden Haus einen häuslichen Streit beobachtet, ruft er die Polizei. Doch die Polizisten finden die Wohnung nicht. Kinkys Freunde ermitteln halbherzig etwas herum. Denn sie glauben, dass Kinky einen weiteren Fieberanfall mit Wahnvorstellungen hatte.

Kinky beginnt, soweit es seine nicht vorhandenen Kräfte zulassen, selbst zu ermitteln.

Auf den ersten Blick klingt „Der Gefangene der Vandam Street“ nach der Kinky-Variante von „Das Fenster zum Hof“. Aber im Gegensatz zu Alfred Hitchcocks Film, blickt Kinky nicht auf einen belebten Hinterhof, sondern auf ein altes Lagerhaus und die Inspiration für Hitchcocks Film ist eine Kurzgeschichte von Cornell Woolrich, die für den Film zu einem Panorama des Lebens erweitert wurde. Ein solches Panorama gibt es in „Der Gefangene der Vandam Street“ nicht und der Plot in dem siebzehnten Kinky-Abenteuer taugt höchstens für eine Kurzgeschichte. Denn der Erzähler liegt größtenteils passiv und delirierend im Bett. Erst als Kent Perkins, ein befreundeter Privatdetektiv aus Kalifornien, in der zweiten Hälfte des Romans auftaucht, bekommen die Ermittlungen so etwas wie eine Struktur. Doch auch jetzt konzentriert Friedman sich vor allem auf das sich scheinbar endlos wiederholende Geblödel der Village Irregulars, die Kinkys Wohnung als fürsorgliche Pfleger besetzt halten und sich gegenseitig beleidigen. Das ist allerdings nur mäßig komisch. Auch dass McGovern immer wieder die Hälfte falsch versteht und Kinky immer wieder behauptet, dass diese oder jene Person aus Katzenscheiße bestehe, ist spätestens nach der dritten Wiederholung nicht mehr witzig.

„Der Gefangene der Vandam Street“ ist meilenweit von der Qualität der ersten Kinky-Friedman-Abenteuer entfernt und setzt den Trend der vorherigen Kinky-Romane nach unten fort.

Kinky Friedman: Der Gefangene der Vandam Street

(übersetzt von Gunnar Kwisinski)

Haffmans Verlag bei Zweitausendeins, 2008

240 Seiten

16,90 Euro

Originalausgabe

The Prisoner of Vandam Street

Simon & Schuster, 2004

Hinweise

Homepage von Kinky Friedman

Evolver über Kinky Friedman (6. November 2006)

Thrilling Detective über Kinky Friedman

Krimi-Couch über Kinky Friedman

Nachtrag (23. Januar 2009): Gunnar Kwisinski über das Buch


TV-Tipp für den 12. Januar: Blood Work

Januar 12, 2009

ZDF, 22.15

Blood Work (USA 2002, R.: Clint Eastwood)

Drehbuch: Brian Helgeland

LV: Michael Connelly: Bloodwork, 1997 (Das zweite Herz)

FBI-Mann Terry McCaleb sucht auf Bitten von Graciella nach dem Mörder ihrer Schwester. Immerhin hat er jetzt ihr Herz.

Ausgezeichnete Adaption des dicken Buches von Michael Connelly, bei dem einige für einen Film sehr sinnvolle Änderungen vorgenommen wurden.

„I am very happy with it. I think it is a solid cop story and I think it captured the character and spirit of the book.” (Michael Connelly, auf seiner Homepage)

Mit Clint Eastwood, Jeff Daniels, Wanda De Jesus, Anjelica Huston

Hinweise

Homepage von Michael Connelly

Meine Besprechung von Michael Connellys „Der Mandant“ (The Lincoln Lawyer, 2005)

Meine Besprechung von Michael Connellys „Vergessene Stimmen“ (The Closers, 2005)

Meine Besprechung von Michael Connellys “L. A. Crime Report“ (Crime Beat, 2004)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Kalter Tod” (The Overlook, 2007)


TV-Tipp für den 11. Januar: Golden Globe Awards 2009

Januar 11, 2009

Pro 7, 02.00

Golden Globe Awards 2009

Ganz ungeduldige Nachteulen können die Verleihung der Golden Globes live (und mit einer deutschen Synchro) erleben. Die weniger Ungeduldigen können später die Preisträger nachlesen (auch hier) und sich auf der HFPA-Seite (Äh, Hollywood Foreign Press Association, die verleihen den Preis, der als Indikator für die Oscars gilt.) einige Videos ansehen.

Nachtrag: Die Gewinner 2009

Cecil B. DeMille Award: Steven Spielberg

Best Motion Picture – Drama

Slumdog Millionaire

Best Performance by an Actress in a Motion Picture – Drama

Kate Winslet – Revolutionary Road

Best Performance by an Actor in a Motion Picture – Drama

Mickey Rourke – The Wrestler

Best Motion Picture – Musical Or Comedy

Vicky Cristina Barcelona

Best Performance by an Actress in a Motion Picture – Musical or Comedy

Sally Hawkins – Happy-Go-Lucky

Best Performance by an Actor in a Motion Picture – Musical Or Comedy

Colin Farrell – In Bruges

Best Performance by an Actress In A Supporting Role in a Motion Picture

Kate Winslet – The Reader

Best Performance by an Actor In A Supporting Role in a Motion Picture

Heath Ledger – The Dark Knight

Best Animated Feature Film

Wall-E

Best Foreign Language Film

Waltz With Bashir (Israel)

Best Director – Motion Picture

Danny Boyle – Slumdog Millionaire

Best Screenplay – Motion Picture

Slumdog Millionaire, Written by Simon Beaufoy

Best Original Score – Motion Picture

Slumdog Millionaire, Composed by A. R. Rahman

Best Original Song – Motion Picture

„The Wrestler“ – The Wrestler, Music & Lyrics By: Bruce Springsteen

Best Television Series – Drama

Mad Men (AMC)

Best Performance by an Actress In A Television Series – Drama

Anna Paquin – True Blood (HBO)

Best Performance by an Actor In A Television Series – Drama

Gabriel Byrne – In Treatment (HBO)

Best Television Series – Musical Or Comedy

30 Rock (NBC)

Best Performance by an Actress In A Television Series – Musical Or Comedy

Tina Fey – 30 Rock (NBC)

Best Performance by an Actor In A Television Series – Musical Or Comedy

Alec Baldwin – 30 Rock (NBC)

Best Mini-Series Or Motion Picture Made for Television

John Adams (HBO)

Best Performance by an Actress In A Mini-series or Motion Picture Made for Television

Laura Linney – John Adams (HBO)

Best Performance by an Actor in a Mini-Series or Motion Picture Made for Television

Paul Giamatti – John Adams (HBO)

Best Performance by an Actress in a Supporting Role in a Series, Mini-Series or Motion Picture Made for Television

Laura Dern – Recount (HBO)

Best Performance by an Actor in a Supporting Role in a Series, Mini-Series or Motion Picture Made for Television

Tom Wilkinson – John Adams (HBO)


TV-Tipp für den 10. Januar: Jenseits der Träume

Januar 10, 2009

ARD, 23.10

Jenseits der Träume (USA 1999, R.: Neil Jordan)

Drehbuch: Bruce Robinson, Neil Jordan

LV: Bari Wood: Doll´s eyes

Eine Kinderbuchautorin hat nachts Visionen von Verbrechen.

Frank Noack schrieb vollkommen zutreffend: „Jordans bester Film seit Jahren ist ein Genre-Mix aus Horrorfilm und Melodram…Harte Kost ist der Film nicht deshalb, weil viel Blut fließt, sondern weil es keinen Hoffnungsschimmer gibt…Ziemlich deprimierend diese Geschichte, aber Jordan hat sie mit solch einem Enthusiasmus inszeniert, dass man ihm gern folgt.“ (Rheinische Post, 24. September 1999)

Mit Annette Bening, Aidan Quinn, Robert Downey jr., Stephen Rea, Paul Guilfoyle


WGA gibt Nominierungen bekannt

Januar 9, 2009

Die Drehbuchautorenvereinigung „Writers Guild of America“ (WGA) hat die Nominierungen für das beste Drehbuch in einer unüberschaubaren Zahl von Kategorien bekannt gegeben. Die wichtigsten Kategorien sind:

ORIGINAL SCREENPLAY

Burn After Reading, Written by Joel Coen & Ethan Coen, Focus Features

Milk, Written by Dustin Lance Black, Focus Features

Vicky Cristina Barcelona, Written by Woody Allen, The Weinstein Company

The Visitor, Written by Tom McCarthy, Overture Films

The Wrestler, Written by Robert Siegel, Fox Searchlight Pictures

ADAPTED SCREENPLAY

The Curious Case of Benjamin Button, Screenplay by Eric Roth; Screen Story by Eric Roth and Robin Swicord; Based on the Short Story by F. Scott Fitzgerald, Paramount Pictures and Warner Bros. Pictures

The Dark Knight, Screenplay by Jonathan Nolan and Christopher Nolan; Story by Christopher Nolan & David S. Goyer; Based on Characters Appearing in Comic Books Published by DC Comics; Batman Created by Bob Kane, Warner Bros. Pictures

Doubt, Screenplay by John Patrick Shanley, Based on his Stage Play, Miramax Films

Frost/Nixon, Screenplay by Peter Morgan, Based on his Stage Play, Universal Pictures

Slumdog Millionaire, Screenplay by Simon Beaufoy, Based on the Novel Q and A by Vikas Swarup, Fox Searchlight Pictures

TELEVISION NOMINEES

DRAMATIC SERIES

Dexter, Written by Scott Buck, Daniel Cerone, Charles H. Eglee, Adam E. Fierro, Lauren Gussis, Clyde Phillips, Scott Reynolds, Melissa Rosenberg, Tim Schlattmann; Showtime

Friday Night Lights, Written by Bridget Carpenter, Kerry Ehrin, Brent Fletcher, Jason Gavin, Carter Harris, Elizabeth Heldens, David Hudgins, Jason Katims, Patrick Massett, Aaron Rahsaan Thomas, John Zinman; NBC

Lost, Written by Carlton Cuse, Drew Goddard, Adam Horowitz, Christina M. Kim, Edward Kitsis, Damon L. Lindelof, Greggory Nations, Kyle Pennington, Elizabeth Sarnoff, Brian K. Vaughan; ABC

Mad Men, Written by Lisa Albert, Jane Anderson, Rick Cleveland, Kater Gordon, David Isaacs, Andre Jacquemetton, Maria Jacquemetton, Marti Noxon, Robin Veith, Matthew Weiner; AMC

The Wire, Written by Ed Burns, Chris Collins, David Mills, David Simon, William F. Zorzi, Richard Price, Dennis Lehane, George Pelecanos; HBO

EPISODIC DRAMA – any length – one airing time

“Don’t Ever Change” (House), Written by Doris Egan & Leonard Dick; Fox

“Double Booked” (Burn Notice), Written by Craig O’Neill & Jason Tracey; USA

“Gray Matter” (Breaking Bad), Written by Patty Lin; AMC

“Pilot” (Breaking Bad), Written by Vince Gilligan; AMC

“Pilot” (Eli Stone), Written by Greg Berlanti & Marc Guggenheim; ABC

“There’s Something About Harry” (Dexter), Written by Scott Reynolds; Showtime

LONG FORM – ADAPTATION – over one hour – one or two parts, one or two airing times

Generation Kill, “Episode 6,” Teleplay by Ed Burns, Story by David Simon & Ed Burns, Based on the book by Evan Wright; “Episode 7,” Teleplay by David Simon, Story by David Simon & Ed Burns, Based on the book by Evan Wright; HBO

John Adams, “Episode 1, Join or Die,” Teleplay by Kirk Ellis, Based on the book by David McCullough; “Episode 2, Independence,” Teleplay by Kirk Ellis, Based on the book by David McCullough; HBO

NEW SERIES

Breaking Bad, Written by Vince Gilligan, Peter Gould, Patty Lin, George Mastras, J Roberts; AMC

Fringe, Written by JJ Abrams, Jason Cahill, Julia Cho, David H. Goodman, Felicia Henderson, Brad Caleb Kane, Alex Kurtzman, Darin Morgan, J.R. Orci, Roberto Orci, Jeff Pinkner, Zack Whedon; Fox

In Treatment, Written by Rodrigo Garcia, Bryan Goluboff, Davey Holmes, William Meritt Johnson, Amy Lippman, Sarah Treem; HBO

Life on Mars, Written by Josh Appelbaum, Andre Nemec, Scott Rosenberg, Becky Hartman Edwards, David Wilcox, Adele Lim, Bryan Oh, Tracy McMillan, Sonny Postiglione, Phil M. Rosenberg, Meredith Averill; ABC

True Blood, Written by Alan Ball, Brian Buckner, Raelle Tucker, Alexander Woo, Nancy Oliver, Chris Offutt; HBO

Die vollständige Liste gibt es hier. Die Preisverleihung ist am Samstag, den 7. Februar 2009 in Los Angeles.

Viele Drehbücher, vor allem von den Spielfilmen, gibt es  online. Einfach die „Suchen“-Funktion der Kriminalakte benutzen und Sie kommen direkt zu den meisten Drehbüchern. Ansonsten bietet Simply Scripts einen guten Einstieg.

WGA-Bonushinweis: Ein Interview mit Eric Roth über sein Drehbuch „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ (The Curios Case of Benjamin Button). David Fincher verfilmte die Novelle von F. Scott Fitzgerald mit Brad Pitt und Cate Blanchett. Deutscher Kinostart ist der 29. Januar 2009.


Zwei Rebus-Nebenwerke von Ian Rankin

Januar 9, 2009

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Nach der Lektüre der inzwischen vollständig auf Deutsch vorliegenden Rebus-Romane von Ian Rankin gibt es für den Fan nur noch die kurzen Auftritte des Detective Inspector aus Edinburgh. Vor allem für ihn ist Ian Rankins „Rebus’s Scotland“ ein inspirierendes Buch. Bei der Kurzgeschichtensammlung „Eindeutig Mord“ können auch Rebus-Novizen und Fans spannender Kurzgeschichten bedenkenlos zuschlagen. Denn in diesen zwölf, in den frühen Neunzigern entstandenen, Geschichten löst Rebus mehrere Morde und wird auch in einige andere Fälle verwickelt. Insofern ist der deutsche Titel etwas irreführend.

Nach den ersten beiden Rebus-Romanen probierte Rankin in den im Original bereits 1992 publizierten Kurzgeschichten seinen Charakter in verschiedenen Situationen aus. So erleben wir einen nicht ganz typischen, arbeitsfreien „Sonntag“ mit John Rebus. Er verfolgt in „Not Provan“ den Schläger Willie Provan, der dank eines falschen Alibis wahrscheinlich wieder freigesprochen wird. In „Frank und frei“ hilft ihm ein verrückter Obdachloser dank seiner Beobachtungen einige Verbrecher zu verhaften. In „Monströse Trompete“ soll er dem französischen Kollegen Cluzeau die Stadt zeigen. Vor der Stadtführung klären sie den Diebstahl einer Bronzeplastik auf. Bei den Mordermittlungen ist John Rebus dann auf vertrautem Gelände. In „Playback“ kann er nachweisen, wie der Mörder mit damals moderner Technik (wir reden hier von der Vor-Handy-Zeit) sein Alibi fälschte. In „Gut gehängt“ bietet das jährliche Fringe-Festspiel den Hintergrund für einen Mord im Theatermilieu. In „Auld Lang Syne“ ist es die Silvesternacht auf der Tron. „Der Fluch des Hauses Dean“ erzählt von einer ähnlich verfluchten Familie wie die Dain-Familie bei Dashiell Hammett. Sowieso sind die meisten Titel bei Ian Rankin literarische und popkulturelle Anspielungen. Bei den Rebus-Romanen nahm er oft Liedtitel.

„Eindeutig Mord“ ist ein feines Buch mit zwölf spannenden Kurzgeschichten, die das kriminalliterarische Feld vom Rätselkrimi über komödienhafte Stücke bis hin zu Thrillern beschreitet. Öfters sogar innerhalb einer Geschichte.

Ebenfalls ein feines Buch ist „Rebus’s Scotland – A Personal Journey“. In ihm erzählt Ian Rankin von sich, wie er Rebus erfand, wie viel von ihm in John Rebus steckt und wie die Rebus-Romane zu einer Chronologie von Edinburgh und Schottland wurden. Ergänzt wird der Text durch die atmosphärischen Schwarz-Weiß-Bilder von Tricia Malley und Ross Gillespie, deren Aufnahmen inzwischen auch auf den englischen Ausgaben der Rankin-Romane sind. „Rebus’s Scotland“ ist vor allem ein Buch für langjährige Ian-Rankin-Leser, die jetzt mehr über den Autor und seinen Seriencharakter John Rebus erfahren wollen.

Ian Rankin: Rebus’s Scotland – A Personal Journey

(Photographed by Tricia Malley and Ross Gillespie)

Orion, 2005

160 Seiten (+ 64 Seiten Fotografien)

20,00 Pfund (gebundene Ausgabe)

7,99 Pfund (Taschenbuch-Ausgabe)

Ian Rankin: Eindeutig Mord – Zwölf Fälle für John Rebus

(übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini)

Goldmann, 2008

320 Seiten

7,95 Euro

Originalausgabe

A Good Hanging

Century, London, 1992

Enthält

Playback (Playback)

Der Fluch des Hauses Dean (The Dean Curse)

Frank und frei (Being Frank)

Eine Leiche im Keller (Concrete Evidence)

Ansichtssachen (Seeing Things)

Gut gehängt (A good Hanging)

Von Meisen und Menschen (Tit for Tat)

Not Provan (Not Provan)

Sonntag (Sunday)

Auld Lang Syne (Auld Lang Syne)

Der Gentlemen’s Club (The Gentlemen’s Club)

Monströse Trompete (Montrous Trumpet)

Hinweise

Homepage von Tricia Malley und Ross Gillespie

Homepage von Ian Rankin

Deutsche Homepage von Ian Rankin (Goldmann-Verlag)

Meine Besprechung von Ian Rankins “Ein Rest von Schuld“ (Exit Music, 2007)

Meine Besprechung von Ian Rankins „Im Namen der Toten” (The Naming of the Dead, 2006)

Meine Besprechung von Ian Rankins „Die Seelen der Toten“ (Dead Souls, 1999)

Meine Besprechung von Ian Rankins „Der diskrete Mr. Flint“ (Watchman, 1988)


TV-Tipp für den 9. Januar: The Hot Spot

Januar 9, 2009

Tele 5, 20.15

The Hot Spot – Spiel mit dem Feuer (USA 1990, R.: Dennis Hopper)

Drehbuch: Nona Tyson, Charles Williams

LV: Charles Williams: Hell hath no fury, The Hot Spot, 1953 (Bis dass der Mord euch scheidet, Spiel mit dem Feuer, The Hot Spot – Spiel mit dem Feuer)

Aus dem Nichts taucht Harry Maddox in einem texanischen Provinzkaff auf. Er will nur die Bank überfallen. Aber nachdem er mit zwei Frauen ein Verhältnis beginnt, gerät sein einfacher Plan aus dem Ruder.

Schwüler Film Noir mit einem glänzenden Soundtrack (Miles Davis, John Lee Hooker) und grandios aufspielenden Schauspielern. Eine gelungene Liebeserklärung an die Klassiker.

Mit Don Johnson, Virginia Madsen, Jennifer Connelly, Charles Martin Smith, William Sadler, Jerry Hardin

Wiederholung: Montag, 12. Januar, 03.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über Charles Williams

Mysteryfile: Bill Crider über Charles Williams

NoirZine: Ed Lynskey über Charles Williams



Hard-Case-Crime-Macher Charles Ardai redet

Januar 8, 2009

Hard-Case-Crime-Macher Charles Ardai beantwortet in einem langem Interview die Fragen von Scott D. Parker. So nennt er die ersten Bücher, die ihn zu einem Krimifan machten:

When I read Lawrence Block’s SUCH MEN ARE DANGEROUS, it chilled me to the bone. It was perhaps the first crime novel that made me fully aware of the potential of writing a book in which the nominal bad guy gets away with his crimes. No one has ever crept into the heads of criminals and made them sympathetic the way Block has. I also remember being blown away by James M. Cain’s THE POSTMAN ALWAYS RINGS TWICE (heart-stopping) and by Raymond Chandler’s THE BIG SLEEP (heartbreaking). Then there was Bernard Malamud’s THE ASSISTANT, which floored me. Reading masterpieces like those four woke me up to just how powerful a crime story could be.

Und über Christa Faust (Hardcore Angel/Money Shot) sagt er:

There’s been a lot of talk about how Christa was our first female author, and that’s true, and I’m proud of her for breaking this barrier, but the truth is that things would have played out exactly the same regardless of her gender. If I’d seen the same post on a male author’s blog I’d have sent him a note just the same, and if he’d sent in the manuscript of MONEY SHOT I’d have bought it just the same. I probably wouldn’t have been able to get a sexy photo of him into Penthouse magazine when the time came to do PR for the book the way I did with Christa, but in terms of the book itself, the only question was quality of writing, not configuration of genitalia.

Ardai spricht auch über Donald E. Westlake. Aber ausführlicher schreibt Charles Ardai hier über ihn:

People love his books and can’t get enough of them. I am one of those people. It breaks my heart that after one more book coming this summer I’ll never get to read a new Donald Westlake novel. I’d settle for a new short story. Hell, I’d settle for an email. Don wrote great emails.


Kleinkram

Januar 8, 2009

Bei Raindance gibt es einige Drehbücher zu aktuellen Filmen:

Mike Johnson: Sherlock Holmes (Fassung vom 14. März 2008 – der neue Film von Guy Ritchie mit Robert Downey jr. in der Hauptrolle soll wohl ein Bourne-lastiges Update werden. The Playlist bespricht das Drehbuch.)

Melissa Rosenberg: Twilight (Fassung vom 11. Februar 2008 – die Verfilmung des Jugendbestsellers von Stephenie Meyer über einen verliebten jungen Vampir  startet als „Twilight – Biss zum Morgengrauen“ am 15. Januar in Deutschland.)

Ethan Reiff/Cyrus Voris: Nottingham (Fassung vom 13. November 2006 – Ridley Scott verfilmt das Buch mit Russell Crowe als Robin Hood und Sienna Miller als Maid Marion.)

Ricky Gervais/Matthew Robinson: This Side of the Truth (Fassung vom 8. Juni 2007 – ist natürlich eine Komödie, die noch dieses Jahr ins Kino kommen soll.)

Jonathan Nolan/Christopher Nolan: The Dark Knight

Die Januar-Ausgabe der Krimi-Couch ist online.

„Lesen!“ von und mit Elke Heidenreich gibt’s jetzt im Internet und die zweite Folge ist doch ziemlich gruselig. Die altdeutsche Kneipe (vielleicht ein Szeneschuppen), die Tanne, die störend ins Bild gestellten Biere und die ständige Aufforderung, einen kräftigen Schluck Bier zu trinken.

Niveau sieht anders aus. Zum Beispiel so.

Der Noir of the Week ist „Der eiskalte Engel“.


TV-Tipp für den 8. Januar: Prison Break (Staffel 3)

Januar 8, 2009

RTL, 22.15

Prison Break: Nichts geschieht ohne Absicht/Unerträgliche Glut (USA 2007, R.: Kevin Hooks/Bobby Roth)

Drehbuch: Paul Scheuring/Matt Olmstead

Erfinder: Paul Scheuring

Am Ende der zweiten „Prison Break“-Staffel landeten die Ausbrecher Michael Scofield und Theodore ‚T-Bag’ Bagwell und deren Jäger Alexander Mahone und Brad Bellick unschuldig in Panama im Gefängnis. „Sona“ ist allerdings kein gewöhnliches Gefängnis, auch nicht nach dem Dritte-Welt-Standard, sondern eine von den Gefangenen geleitete Vorhölle in der das Recht des Stärkeren gilt. Also müssen sie sich irgendwie zusammenraufen und einen Ausbruch aus dem Gefängnis planen.

„Prison Break“ ist eine weitere spannende US-Serie mit folgenübergreifenden Geschichten, zwiespältigen Charakteren (In der ersten Staffel waren die Gefängnisinsassen die Sympathieträger. In der schwächsten Folge der ersten Staffel wurde dann gezeigt, dass die Knackis alle zu Unrecht verurteilt wurden. „Die Sopranos“, „24“, „The Shield“ und „Dexter“ haben ähnliche Sympathieträger – und keine der Serien ist hier ein Quotenknüller.), überraschenden Geschichten und einem Kinolook.

„Re-invent, just like we did in season 2. The only thing I will say at this stage is that it will be a much more stripped-down, brutal, violent version of the show than we’ve seen in the past. Seasons one and two will seem tame in comparison.“ (Paul Scheuring zur dritten Staffel)

Zum Auftakt zeigt RTL zwei Folgen. Die nächsten Folgen werden an den kommenden Donnerstagen um 23.15 Uhr ausgestrahlt und später in der Nacht wiederholt.

Wegen des Autorenstreiks besteht die dritte „Prison Break“-Staffel nur aus 13 Folgen. Die vierte und wahrscheinlich letzte Staffel läuft derzeit in den USA.

Mit Dominic Purcell (Lincoln Burrows), Wentworth Miller (Michael Scofield), Amaury Nolasco (Fernando Sucre), Wade Williams (Bradley ‚Brad‘ Bellick), Robert Knepper (Theodore ‚T-Bag‘ Bagwell), William Fichtner (Alexander Mahone), Chris Vance (James Whistler), Robert Wisdom (Lechero), Danay Garcia (Sofia Lugo), Jodi Lyn O’Keefe (Susan B. Anthony), Laurence Mason (Sammy), Carlo Alban (McGrady)

Hinweise

Fox über „Prison Break“

RTL über „Prison Break“

Der Prison Break Report (deutsche Fanseite)

Prison Break Page (noch eine deutsche Fanseite)

Blogcritics Magazine: Interview mit Paul Scheuring (4. Juni 2006 – zur zweiten Staffel)

Digital Spy: Interview mit Paul Scheuring (14. März 2007 – hauptsächlich zur zweiten Staffel)


Enttäuschender Western von Brian Azzarello

Januar 7, 2009

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Mit “Jonny Double” und “100 Bullets” erschrieb Brian Azzarello sich bei den Fans von harten Noir-Crime-Comics einen guten Namen. In beiden Fällen wurden die Geschichten von Eduardo Risso gezeichnet. Für den Western „Loveless“ übernahm Marcelo Frusin, ein ehemaliger Assistent von Risso, diese Arbeit. Entsprechend gespannt war ich auf den dem ersten „Loveless“-Band „Blutrache“ – und war beim ersten Lesen enttäuscht. Denn „Loveless“, so das Fazit nach der ersten Lektüre, ist ein konfuses Werk, das auch nach den in „Blutrache“ zusammengefassten ersten fünf „Loveless“-Heften immer noch mit dem Set-Up beschäftigt ist.

Auch nach der zweiten Lektüre krankt „Blutrache“ immer noch an der nicht vorhandenen Geschichte. Zwei Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs kehrt Wes Cutter in seine Südstaaten-Heimat zurück. Aber der Frieden hat Blackwater noch lange nicht erreicht. Die Nordstaatler versuchen erfolglos mit ihren Soldaten das Gesetz durchzusetzen. Südstaatler, die die Niederlage nicht akzeptieren wollen, haben sich in die Wälder zurückgezogen und ziehen als Vigilanten durch das Land. Für die befreiten Neger hat sich auch nichts geändert. Sie schuften immer noch auf den Feldern, die ihnen nicht gehören, und werden ohne Gerichtsverhandlung gehängt.

Aber Cutter ist nicht zurückgekehrt, um sein früheres Leben als Farmer wieder aufzunehmen. Er will sich an den Einwohnern von Blackwater rächen. Wofür ist auch nach 130 Seiten noch sehr unklar. Aber bis dahin hat er einige Süd- und Nordstaatler umgebracht. Seine Begleiterin Ruth (die sich als Mann verkleidet hat) hat ebenfalls einige Morde begangen und der unehrenhaft aus der Armee entlassene Afroamerikaner Atticus wird sicher auch für Probleme sorgen.

Am Ende von „Blutrache“ hat Wes Cutter, weil er sich so besser rächen kann, den Job als neuer Sheriff von Blackwater angenommen.

Bis dahin springt die Geschichte, ohne einen wirklich erkennbaren Rhythmus (was allerdings auch ein Kennzeichen von Flashbacks ist) zwischen Gegenwart und Vergangenheit und verschiedenen Erzählsträngen hin und her. Manchmal wird das gut gelöst. Dann werden Vergangenheit und Gegenwart, nur durch verschiedene Farbtöne differenziert, in einem Bild lebendig. Manchmal wird von einer Seite auf die nächste, von einem Bild zum nächsten, auch die Zeit gewechselt, ohne dass dieser Wechsel deutlich wird. Einige Puzzlestücke fügen sich beim zweiten Lesen in eine rudimentäre Chronologie. Andere nicht. Störend beim Lesen ist auch, dass einige Charaktere sich sehr ähnlich sehen; – was mit dem Wechseln von der Gegenwart in die Vergangenheit natürlich potenziert wird. Ist der Charakter jetzt tot? Ist es ein ähnlich aussehender Charakter? Ist es eine Rückblende mit dem in der Gegenwart gestorbenen Charakter? Und einige Fragen (besonders zu Ruth, der Beziehung zwischen Wes Cutter und seinem Bruder und was Cutter in Blackwater will) bleiben unklar.

Interessant ist aber, wie prägnant Azzarello und Frusin die Folgen des Bürgerkriegs thematisieren. Das Grundgerüst der Geschichte und die opernhafte Inszenierung erinnern natürlich an die Italowestern von Sergio Leone. Doch Azzarello/Frusin erzählen „Loveless“ als düsteres Drama, bei dem alle Charaktere in verschiedenen Graden schuldig und Gefangene der gesellschaftlichen Konventionen sind.

Nach der zweiten Lektüre ist der erste „Loveless“-Band „Blutrache“ nicht so schlecht. Er hat seine Momente. Er hat gute Episoden. Aber auch nach fünf Heften ist außer der Einführung der verschiedenen Charaktere, gut zwei Dutzend Toter und einer Vergewaltigung noch nichts passiert.

In den USA wurde „Loveless“ nach 24 Heften eingestellt. Sie erschienen gesammelt in zwei weiteren „Loveless“-Bänden, die demnächst auch auf Deutsch erscheinen sollen.

Brian Azzarello/Marcello Frusin: Loveless 1 – Blutrache

(übersetzt von Bernd Kronsbein)

Panini Comics, 2008

132 Seiten

14,95 Euro

Originaltitel

Loveless: A Kin’ of Homecoming

Vertigo/DC Comics, 2006

Enthält

Loveless 1 – 5, Vertigo/DC Comics 2005/2006

Hinweise

News A Rama: Interview mit Brian Azzarello (Oktober 2006)

UGO: Interview mit Brian Azzarello (circa 2006)

Comics Bulletin: Interview mit Brian Azzarello (circa 2006/2007)

Meine Besprechung von Brian Azzarellos “Jonny Double” (Jonny Double, 2002)


TV-Tipp für den 7. Januar: Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten

Januar 7, 2009

Arte, 23.15

Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten (D/F 1989, R.: Wim Wenders)

Drehbuch: Wim Wenders

Neben seine Spielfilmen (für die Älteren „Im Lauf der Zeit“, für die Krimifans „Der amerikanische Freund“ und „Hammett“, für die Berliner „Der Himmel über Berlin“) dreht Wim Wenders auch immer wieder Dokumentarfilme. Der erfolgreichste war „Buena Vista Social Club“, der für Filmfan interessanteste „Nick’s Film – Lightning Over Water“ mit und über Nicholas Ray. Wenders drehte aber auch für das Pariser Centre Pompidou die selten gezeigte Auftragsarbeit „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“ über den japanischen Modeschöpfer Yohji Yamamoto.

„Natürlich ist es kein üblicher Modefilm und auch kein üblicher Portraitfilm geworden. (…) Es ist ein Film geworden, in dem die Bilder zur Projektionsfläche von Wenders’ Innerem Monolog werden. Yamamoto zum Alter Ego von Wenders stilisiert wird, Tokio und Paris im Filmschnitt zur Megapolis transformiert werden und die vielen disparaten Fahrt- und Modeaufnahmen durch die Musik von Laurent Petitgand dramatisiert werden.“ (Reinhold Rauh: Wim Wenders und seine Filme)

Mit Yohji Yamamoto, Wim Wenders

Hinweise

Homepage von Wim Wenders

Arte über „Aufzeichungen zu Kleidern und Städten“ (DVD)


Cover der Woche: Donald-E.-Westlake-Sonderausgabe

Januar 6, 2009

Donald E. Westlake ist tot. Aber sein Werk lebt weiter. Heute gibt es einen kleinen Überblick über sein umfangreiches Werk:

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coe-auf-totem-gleis

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R. i. P. Pat Hingle

Januar 6, 2009

R. i. P. Pat Hingle (19. Juli 1924 – 3. Januar 2008)

Hoffentlich geht das nicht so weiter. Hollywood-Schauspieler Pat Hingle starb am Samstagsabend in seinem Haus in Carolina Beach. Er hatte Blutkrebs.

Hingle ist vor allem als Nebendarsteller aus zahlreichen Filmen und TV-Serien bekannt. Seinen ersten, ungenannten Auftritt hatte er in „Die Faust im Nacken“. Marlon Brando traf er wieder in „Der häßliche Amerikaner“. Hingle spielte in „Hängt ihn höher“, „Bloody Mama“, „Die Supercops – Zwei irre Hunde“, „Der Mann, der niemals aufgibt“, „Dirty Harry kommt zurück“ (sein dritter Spielfilm mit Clint Eastwood), „Der Falke und der Schneemann“, „Rhea M. – Es begann ohne Warnung“ (das Regiedebüt von Stephen King), „The Grifters“ (Donald Westlake schrieb das Drehbuch), „Batman“, „Batmans Rückkehr“, „Batman Forever“ und „Batman & Robin“ (immer als Commissioner James Gordon) und „Shaft – Noch Fragen?“ mit. Sein letzter Film „Undoing Time“ hat noch keinen deutschen Starttermin.

Nachrufe gibt es bei Ain’t it cool, L. A. Times, Times Online und der New York Times.


Besprechung von John le Carrés „Marionetten“ online

Januar 6, 2009

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In der Berliner Literaturkritik kann meine Besprechung von John le Carrés neuestem Roman „Marionetten“ (A most wanted man, 2008) gelesen werden.  Es ist sicher nicht sein bester Roman, aber für mich ist es sein bester Roman seit vielen, vielen Jahren.


TV-Tipp für den 6. Januar: Jesse Stone – Eiskalt

Januar 6, 2009

ZDF, 23.10

Jesse Stone – Eiskalt (USA 2005, R.: Robert Harmon)

Drehbuch: John Fasano, Michael Brandman

LV: Robert B. Parker: Stone Cold, 2003

Das Städtchen Paradise hat zwei neue Einwohner: die Lincolns. Sie sind Serienkiller und der Polizeichef von Paradise, Jesse Stone, beginnt sie zu jagen.

Neben der erfolgreichen Spenser-Serie und der unter Fans gehassten Sunny-Randall-Serie schreibt Robert B. Parker auch die Jesse-Stone-Romane. In ihnen ist ein geschiedener L.-A.-Cop mit einem Alkoholproblem, der in der Kleinstadt Paradise bei Boston zur Ruhe kommen will, der Held. Gerade die ersten Romane waren düsterer als von Robert B. Parker gewohnt und sorgfältiger konstruiert als die Spenser-Romane, die von Parker teilweise per Autopilot geschrieben werden.

„Stone Cold“ ist der vierte Jesse-Stone-Roman, aber die erste Jesse-Stone-Verfilmung. Der Film wurde positiv aufgenommen und bis jetzt wurden drei weitere Jesse-Stone-Filme im US-TV ausgestrahlt. Der fünfte „Thin Ice“ ist fertig und sechste Film „No Remorse“ wird gerade produziert.

Das ZDF zeigt – leider etwas versteckt im Programm – heute und an den kommenden Tagen die ersten drei Jesse-Stone-Filme.

Mit Tom Selleck, Jane Adams, Reg Rogers, Mimi Rogers

Wiederholung: Donnerstag, 8. Januar, 03.30 Uhr (VPS 03.45, Taggenau!)

Hinweise

Homepage von Robert B. Parker

Mein Porträt der Spenser-Serie und von Robert B. Parker

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Die blonde Witwe“ (Widow’s walk, 2002)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der stille Schüler“ (School Days, 2005)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der gute Terrorist“ (Now & Then, 2007)

Die weiteren Jesse-Stone Filme

Knallhart: Mittwoch, 7. Januar, 23.15 Uhr (Wiederholung: Freitag, 9. Januar, 02.55 Uhr, Taggenau!)

Totgeschwiegen: Donnerstag, 8. Januar, 23.00 Uhr (Wiederholung: Samstag, 10. Januar, 02.35 Uhr, VPS 03.15, Taggenau!)


Alter Scheiß? Michael Molsner – Rote Messe

Januar 5, 2009

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Wie sich die Zeiten ändern. Als Michael Molsners „Rote Messe“ 1973 erschien, hatte es vor der Veröffentlichung bereits hinter den Kulissen Ärger gegeben. Molsners ursprünglicher Verlag rororo (mit dem legendären Lektor Richard K. Flesch) wollte das Buch nicht veröffentlichen. Flesch meinte, er werde keinen Roman mit einem Marxisten als Sympathieträger veröffentlichen. Molsner legte den Roman in die Schublade. Später erschien der Roman im S.-Fischer-Verlag und Molsners Schilderung der Provinz als Hort des Reaktionären traf den Nerv der Zeit.

Denn „Rote Messe“ ist ein paradigmatischer Soziokrimi, bei dem die Geschichte hinter der laut in die Welt hinausgebrüllten Botschaft und einigen literarischen Spielereien verschwindet. Die beiden Morde sind nur ein Vehikel für die Gesellschaftsanalyse aus dezidiert linker Perspektive, in der die Provinz als ein Ort voller verkappter Nazis, Rassisten und Anpasser geschildert wird. Damals wurde diese Analyse akzeptiert. Heute ist sie in ihrem einfachen Gut-Böse-Schema ermüdend plakativ.

Die Guten sind der Journalist Jakob Nestor, der bei der bürgerlichen Presse auch aus studentischer Sicht die Wahrheit schreibt, und Hermann Marwitz, der Führer einer Gruppe Studierender, die mit ihren Protestaktionen die Landwirtschaftsmesse in der baden-württembergischen Provinz stören wollen. Kurz vor der Messe wird der italienische Gastarbeiter Bracchi ermordet. Einige Kinder haben den die Stadt beherrschend Unternehmer August Tschaut bei der Tat heimlich beobachtet. Sie schweigen. Die Polizei ermittelt nicht gegen Tschaut.

Während der Messe, die von den Studis mit verschiedenen Aktionen zur titelgebenden „Roten Messe“ umfunktioniert wird, wird die von den Studierenden als Vorbild verehrte Journalistin Hanna Kahmm von einem wütendem Mob ermordet.

Die Bösen sind, nun, der gesamte Rest, aber vor allem die im Ort lebenden Spießer, die Polizei und die örtliche Tageszeitung (stellvertretend für die bürgerlichen Medien), die Nestor nach einem unbotmäßigen Artikel über die Messe nicht weiter beschäftigt.

Einige Wochen nach der Messe wird Nestor von einem befreundeten Polizisten eingeladen, ihn zu der Verhaftung von Bracchis Mörder zu begleiten. In den Stunden vor der Verhaftung liest Nestor eine von Marwitz geschriebene romanhafte Schilderung der Ereignisse der vergangenen Wochen. Diese Schilderung nimmt, mit kurzen Unterbrechungen in denen Nestor zu Wort kommt, den größten Teil des Romans ein.

„Rote Messe“ ist heute nur noch als Sittenbild einer längst vergangenen gesellschaftlichen Stimmung interessant. Es ist ein als Kriminalroman verkleideter Kommentar zur Gesellschaft. Das war das literarische Programm des Soziokrimis: Analyse und Kritik der Gesellschaft mit Hilfe eines populären Genres. Maj Sjöwall und Per Wahlöö hatte es mit der von Band zu Band immer politischer und zynischer werdenden zehnbändigen Polizeiromanserie um Martin Beck vorgemacht.

Aber die Beck-Romane funktionieren, wie die Verfilmung des Romans „Endstation für neun“ als „Massenmord in San Francisco“ zeigt, auch einfach als spannende Krimis. „Rote Messe“ funktioniert dagegen nur als einseitige Gesellschaftsanalyse. Es gibt keine Rätsel. Es gibt keine Ungewissheiten. Es gibt keinen Humor. Es gibt nur die absolute, selbstgerechte Gewissheit der beiden Erzähler Nestor (weniger) und Marwitz (mehr) über die Gesellschaft. „Rote Messe“ ist heute ähnlich verstaubt wie die Pamphlete der Studentenbewegung.

Und deshalb ist Molsners Frühwerk „Rote Messe“ als Bericht aus einer uns heute seltsam fremd erscheinenden Welt eine gute Wahl für die von Frank Göhre herausgegebenen „Kriminellen Sittengeschichte Deutschlands“.

Michael Molsner: Rote Messe

(mit einem Nachwort von Jürgen Alberts – Band 5 der „Kriminelle Sittengeschichte Deutschlands“)

Edition Köln, 2008

240 Seiten

12,80 Euro

Originalausgabe

S. Fischer Verlag, 1973

Hinweise

Homepage von Michael Molsner

Lexikon deutscher Kriminalautoren über Michael Molsner