Alfred Hitchcock wagte in seinen Filmen immer wieder Experimente. Ein Film, der in einem Rettungsboot spielt. Ein Film, der in Echtzeit spielt und ohne Schnitt inszeniert wurde. Ein Film, der aus der Perspektive eines an seinen Rollstuhl in seinem Zimmer gefesselten Mannes inszeniert wurde.
In der Episode „Scheintot“, die Alfred Hitchcock für „Alfred Hitchcock präsentiert“ inszenierte, treibt er dieses Spiel weiter. Joseph Cotten spielt einen hartherzigen Unternehmer, der auf einer Autofahrt verunglückt. Er liegt so unglücklich, dass er sich überhaupt nicht mehr bewegen kann. Der halbe Film sieht wie ein Standbild aus. Denn die Kamera beobachtet Cotten, der nicht mit der Wimper zuckt und im Voiceover erzählt, was er fühlt und wie er sich (erfolglos) bemerkbar machen will.
In „Die Schlange im Bett“ erzählte Hitchcock eine ähnliche Geschichte. Dieses Mal behauptet Harry Pope, dass in seinem Bett eine Giftschlange ist. Sein Kumpel beschließt, leicht amüsiert, ihm zu glauben. Denn Pope ist ein Trinker.
Die meisten anderen Geschichten, die auf der DVD „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“ versammelt sind, beschränken sich nicht nur auf einen Raum und einen so kurzen Zeitraum. Aber spannend sind sie alle und die Pointe ist auch immer gelungen, oft schwarzhumorig und meistens überraschend. Denn einige Endtwists sind heute doch schon zu bekannt oder, wie in „Der Kristallgraben“, arg vorhersehbar. Einige Geschichten, wie „Der geheimnisvolle Nachbar“ enden auch überraschend harmlos (Nein, ich werde jetzt keine Enden verraten!).
In der sehr Hitchcock-typischen Episode „Nasser Samstag“ zeigt ein Familienoberhaupt auf einem noblen Landsitz, was er alles zum Schutz seiner Familie unternimmt.
In vielen Geschichten soll allerdings nicht der gute Ruf der Familie geschützt werden, sondern ein Ehepartner will den anderen umbringen. Mal geht es um die persönliche Freiheit, aber oft auch nur um den schnöden Mammon, und am Ende macht immer wieder um einen kleinen Fehler, der den schönen Plan zunichte. In „Das zweite Inserat“ zerstört dagegen ein von einem älteren Arbeiter (Oskar Homolka) gefundener, prall gefüllter Geldbeutel seine glückliche Ehe.
Und wenn die Geschichte mal nicht so toll ist, gibt es immer noch die Möglichkeit für einen schauspielerischen Glanzauftritt, wie in „…und so starb Riabouchinska“. In dieser Episode, nach einer Geschichte von Ray Bradbury, spielt Claude Rains einen in seine Puppe verliebten Bauchredner. In „Draußen in der Dunkelheit“ hat Bette Davis als ältliche, allein mit ihrem Pudel in einem Apartment lebende Witwe diesen Auftritt. Es ist, wie viele Geschichten in „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“ auch die Geschichte eines Irrtums mit fatalen Folgen.
Als Bonusmaterial gibt es eine informative, kurze Doku über die Serie „Alfred Hitchcock präsentiert“ und zwei weitere TV-Arbeiten von Alfred Hitchcock, die er für andere Reihen inszenierte. „Zwischenfall an der Straße“ ist eine harmlose, etwas längliche Geschichte mit einem interessanten Anfang (der Zwischenfall wird aus mehreren Perspektiven gezeigt) über falsche Anschuldigungen und das Einstehen für sein Recht. Harmlos ist die Geschichte allerdings nur, weil niemand ermordet wird. Denn üble Nachrede (ein alter Mann, der als Schülerlotse arbeitet, wird anonym beschuldigt, ein Kind unsittlich berührt zu haben) und die Angst des Betroffenen und seiner Familie, sich dagegen zu wehren, sind für eine Gemeinschaft letztendlich viel zerstörerischer.
„Die Bombe im Keller“ ist, nach einer Geschichte von Cornell Woolrich, Suspense pur. Ein Mann will mit einer Bombe, die um vier Uhr losgeht, seine Frau umbringen. Er wird im Keller eingesperrt und versucht nun verzweifelt vor der Explosion aus dem Haus zu entkommen.
„Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“ enthält mit den beiden Bonusfilmen 27 spannende Krimis, die öfters auch ohne einen Mord auskommen und heute immer noch gut unterhalten können. Denn die Charaktere sind genau gezeichnet, die Geschichten stringent zur finalen Überraschung hin entwickelt, die Kamera angenehm zurückhaltend und die Schauspieler spielen gut. Wie schon bei den vorherigen Episoden von „Alfred Hitchcock präsentiert“ und „Alfred Hitchcock zeigt“ gefallen mir die älteren Schauspielerinnen und Schauspieler etwas besser als die damals noch jungen Stars. So bleibt Roger Moore als Ermittler sehr blass und Charles Bronson hat noch nicht seine spätere stoische Form gefunden. Wie bei den vorherigen Hitchcock-Boxen sind auch in „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“ etliche Episoden enthalten, die bislang im deutschen Fernsehen noch nicht gezeigt wurden. Die gibt es dann als Original mit Untertitel.
Außerdem sind jetzt alle Fernseharbeiten von Alfred Hitchcock auf DVD erhältlich.
Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2
Laufzeit: 732 Minuten
Bild: 1,33:1 (4:3)
Sprachen: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Zwischenfall an der Straße (Incident at a corner), Die Bombe im Keller (Four O’Clock), Alfred Hitchcock präsentiert: Ein Blick zurück, deutsche Intros, Booklet
FSK: ab 12 Jahre
enthält
Rache (Revenge, USA 1955)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Francis M. Cockrell
LV: Samuel Blas
mit Ralph Meeker, Vera Miles, Frances Bavier, Ray Montgomery
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Scheintot (Breakdown, USA 1955)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Francis M. Cockrell, Louis Pollock (auch Geschichte)
mit Joseph Cotten, Aaron Spelling (einer der wenigen Leinwandauftritte des später erfolgreichen TV-Produzenten, hier als Straßenarbeiter)
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Massarbeit (Back for Christmas, USA 1956)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Francis M. Cockrell
LV: John Collier
mit John Williams, Isobel Elsom
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Nasser Samstag (Wet Saturday, USA 1956)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Marian B. Cockrell
LV: John Collier
mit Cedric Hardwicke, John Williams, Tita Purdom
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Der geheimnisvolle Nachbar (Mr. Blanchard’s Secret, USA 1956)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Sarett Rudley
LV: Emily Neff
mit Robert Horton, Meg Mundy, Mary Scott
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Das perfekte Verbrechen (The perfect crime, USA 1957)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Stirling Silliphant
LV: Ben Ray Redman
mit Vincent Price, James Gregory, Gavin Gordon
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Post Mortem (Post Mortem, USA 1958)
Regie: Arthur Hiller
Drehbuch: Robert C. Dennis
LV: Cornell Woolrich
mit Steve Forrest, Joanna Moore, James Gregory
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Ein riskanter Sprung (A dip in the pool, USA 1958)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Robert C. Dennis
LV: Roald Dahl
mit Keenan Wynn, Fay Wray, Philip Bourneuf
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Die Schlange im Bett (Poison, USA 1958)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Casey Robinson
LV: Roald Dahl
mit Wendell Corey, James Donald, Arnold Moss
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Draußen in der Dunkelheit (Out there, darkness, USA 1959)
Regie: Paul Henreid
Drehbuch: Bernard C. Schoenfeld
LV: William O’Farrell
mit Bette Davis, Frank Albertson, James Congdon, Arthur Marshall
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Der Schmuck der Lady Avon (The Avon Emeralds, USA 1959)
Regie: Bretaigne Windust
Drehbuch: William Fay
LV: Joe Piddock
mit Roger Moore, Hazel Court
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Der Kristallgraben (The Crystal Trench, USA 1959)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Sterling Silliphant
LV: A. E. W. Mason
mit James Donald, Patrick Owens, Werner Klemperer, Patrick Macnee
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Mama, darf ich schwimmen gehen? (Mother, May I go out to swim?, USA 1960)
Regie: Herschel Daugherty
Drehbuch: James P. Cavanagh
LV: Q. Patrick
mit William Shatner, Gia Scala, Jessie Royce Landis
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Die Wette (The Horse player, USA 1961)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Henry Slesar
LV: Henry Slesar
mit Claude Rains, Ed Gardner
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Die richtige Medizin (The right kind of medicine, USA 1961)
Regie: Alan Crosland Jr.
Drehbuch: Henry Slesar
mit Robert Redford
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Ohne jede Spur (Into thin air, USA 1955)
Regie: Don Medford
Drehbuch: Marian B. Cockrell
mit Patricia Hitchcock, Geoffrey Toone, Alan Napier
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…und so starb Riabouchinska (And so died Riabouchinska, USA 1956)
Regie: Robert Stevenson
Drehbuch: Mel Dinelli
LV: Ray Bradbury
mit Claude Rains, Charles Bronson, Claire Carleton
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Tödliches Rezept (The perfect murder, USA 1956)
Regie: Robert Stevens
Drehbuch: Victor Wolfson
LV: Stacy Aumonier
mit Mildred Natwick, Hurd Hatfield, Philip Coolidge
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Ein Portrait von Jacqueline (Portrait of Jocelyn, USA 1956)
Regie: Robert Stevens
Drehbuch: Harold Swanton
LV: Edgar Marvin
mit Philip Abbott, Nancy Gates, John Baragrey
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Das zweite Inserat (Reward to finder, USA 1957)
Regie: James Neilson
Drehbuch: Frank Gabrielson
LV: F. J. Smith
mit Oskar Homolka, Jo Van Fleet, Claude Akins
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Die ganz Zarte (The young one, USA 1957)
Regie: Robert Altman
Drehbuch: Sarett Rudley
LV: Phillip S. Goodman, Sandy Sax
mit Vince Edward, Carol Lynley, Stephen Joyce, Jeanette Nolan
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Der Unwiderstehliche (The Deadly, USA 1957)
Regie: Don Taylor
Drehbuch: Robert C. Dennis
LV: Lawrence Treat
mit Phyllis Thaxter, Lee Philips, Craig Stevens
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Das ideale Haus (The right kind of house, USA 1958)
Regie: Don Taylor
Drehbuch: Robert C. Dennis
LV: Henry Slesar
mit Robert Emhardt, Jeanette Nolan, James Drury
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Treue um Treue (Mrs. Bixby and the Colonel’s Coat, USA 1960)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Halsted Welles
LV: Roald Dahl
mit Audrey Meadows, Les Tremayne, Sally Hughes
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Mrs. Chistel – das ist keine Lösung (You can’t trust a man, USA 1961)
Regie:Paul Henreid
Drehbuch: Helen Nielsen
LV: Helen Nielsen
mit Polly Bergen, Frank Albertson, Joe Maross
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Bonusfilme
Zwischenfall an der Straße (Incident at a corner, USA 1960)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Charlotte Armstrong
LV: Charlotte Armstrong
mit George Peppard, Vera Miles
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Die Bombe im Keller (Four O’Clock, USA 1957)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Francis M. Cockrell
LV: Cornell Woolrich
mit E. G. Marshall, Harry Dean Stanton
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Hinweise
Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 1“
Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1“
Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 2“
[…] Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“ […]
toller Film!
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