Harry Dresden ist auf den ersten Blick der typische Hardboiled-Privatdetektiv, der zwar kein Geld auf der Bank, aber dafür immer eine hübsche Frau im Arm hat. Ungewöhnlich ist nur, dass er mit einem Holzstock, der eher zu einem Magier passt, durch das heutige Chicago wandert. Und das ist der von Jim Butcher vor gut zehn Jahren erfundene Charakter auch: ein Privatdetektiv, Berufsmagier und Berater der Polizei für übernatürlcihe Fälle.
Butcher schrieb in den vergangenen Jahren elf Romane (sechs davon sind inzwischen übersetzt) und mehrere kurze Geschichten mit Harry Dresden als Helden. 2007 gab es eine kurzlebige, aber in Fankreisen beliebte TV-Serie „The Dresden Files“ mit Paul Blackthorne („24“, „Lipstick Jungle“) in der Hauptrolle. Und jetzt den Comic „Willkommen im Dschungel“ mit einem Harry Dresden, der verdächtig nach Blackthorne aussieht.
Auch dass die Geschichte in vier Teilen erzählt wird, erinnert an die 4-Akt-Struktur des Fernsehen. Die zahlreichen Kämpfe mit verhexten Tieren, Monstern und Hexen und eine unfallträchtige Jagd durch die innerstädtischen Straßen von Chicago sprengen dagegen das Budget jedes TV-Serienfilms.
Und die Entstehungsgeschichte von „Willkommen im Dschungel“ war auch eine ganz andere. Jim Butcher erzählte auf der Comic-Con 2008 (Part 1, ab Minute 2.30), dass er ursprünglich nur eine 22-seitige Geschichte schreiben sollte und der Verlag dann nach immer mehr fragte. Zuerst nach einer 36-seitigen Geschichte, dann nach einem Zweiteiler und letztendlich nach einem Vierteiler in dem Harry Dresden den Mord an einem Wachmann im Zoo aufzuklären soll. Die Polizei hat keine Ahnung, aber die offizielle Erklärung lautet, dass der Gorilla es war. Dresden weiß in diesem Moment zwar noch nicht, wer der Täter ist, aber er erkennt sofort, dass es nicht der Gorilla und auch kein Mensch war.
Als er und die hübsche Will von einem unter einem Bannzauber stehendem Löwen angefallen werden, weiß Dresden, dass er es mit einem sehr mächtigen Gegner zu tun hat. Denn kaum hat er den Löwen besiegt, werden sie von einer Horde Tiger angefallen.
In diesem Moment sind wir erst am Ende des ersten Heftes.
Fans der Dresden-Romane werden in dem gelungenen und kurzweiligem Hardboiled-Fantasy-Mix „Willkommen im Dschungel“ lieben. Und einige neue Fans dürfte Harry Dresden mit diesem spannenden, vor den Ereignissen des ersten Dresden-Romans „Sturmnacht“ spielenden und von einem Dialog aus der TV-Serie inspirierten Abenteuer auch gewinnen.
Jedenfalls hat Jim Butcher, der sich in seinem Vorwort als Comic-Fan outet und sagt, die Dresden-Romane seien in seinem Kopf schon immer Zeichentrickfilme gewesen, Comicluft geschnuppert und die nächste Graphic Novel (wie es ja inzwischen heißt) der „Dresden Files“ ist in den USA für 2010 angekündigt.
„Willkommen in Dschungel“ war für den ersten Hugo Award for Best Graphic Story nominiert.
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Jim Butcher (Text), Ardian Syaf (Zeichnungen): The Dresden Files: Willkommen im Dschungel
(übersetzt von Oliver Hoffmann und Astrid Mosler)
Panini Comics, 2009
148 Seiten
16,95 Euro
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Originalausgabe
The Dresden-Files: Welcome to the jungle
Dabel Brothers, 2008
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Die deutschen Ausgaben der Dresden-Romane erscheinen bei Knaur.
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Hinweise
Wikipedia über Jim Butcher (deutsch, englisch)
