„Die Donnerstagswitwen“ und „Elena weiß Bescheid“ von Claudia Piñeiro sind einerseits-andererseits-Bücher. Einerseits sind sie gut geschrieben und gut konstruiert, andererseits sind sie zäh zu lesen. So ist bei „Elena weiß Bescheid“ die Pointe bereits sehr früh erahnbar. Nur Elena leugnet die offensichtliche Wahrheit. So könnte „Die Donnerstagswitwen“ als Sammlung thematisch miteinander verknüpfter Kurzgeschichten locker hundert Seiten kürzer oder länger sein.
Denn bereits nach den ersten Kapiteln hat man verstanden, dass in der Gated Community unter der prächtigen Oberfläche die üblichen Probleme von Neid, Hass, Gier, Selbstverleugnung, der Angst vor dem Statusverlust und der damit verbundenen gesellschaftlichen Ächtung lauern. Claudia Piñeiro zeichnet das Bild einer Gesellschaft, in der nur der äußere Schein zählt, mit jedem der 48 Kapitel (wobei jedes Kapitel eine eigene Kurzgeschichte mit wiederkehrenden Charakteren ist) nur immer detaillierter. Aber an der Aussage ändert sich nichts.
„Die Donnerstagswitwen“ wirkt letztendlich wie der übermäßige Verzehr von guten Pralinen. Die ersten sind noch richtig lecker, aber danach ist man irgendwann satt und hat keine große Lust mehr auf die nächste. Genau dieser Effekt stellt sich nach den ersten zehn Kapiteln von Piñeiros episodischem und, wegen der zahlreichen thematischen Wiederholungen, schnell ermüdendem Roman ein.
Auch das wesentlich kürzeren Charakterporträt „Elena weiß Bescheid“ wirkt schnell ähnlich ermüdend. Die titelgebende, 63-jährige Elena hat Parkinson. Vor kurzem brachte ihre Tochter Rita sich um. Sie ist überzeugt, dass Rita ermordet wurde. Weil die Polizei ihr nicht glaubt, macht sie sich auf den Weg in die Stadt zu einer Frau, der sie vor zwanzig Jahren geholfen haben. Während Elena sich langsam ihrem Ziel nähert, erinnert sie sich an ihre Tochter. Schnell wird deutlich, dass Elena eine sehr herrischer Frau ist, die über das Leben ihrer Tochter bestimmte und damit auch wer sie „ermordete“.
Nach Claudia Piñeiros gelungenem Debüt „Ganz die Deine“ sind „Die Donnerstagswitwen“ und „Elena weiß Bescheid“ (für den sie auf der Frankfurter Buchmesse den LiBeraturpreis erhält) Enttäuschungen.
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Claudia Piñeiro: Die Donnerstagswitwen
(übersetzt von Peter Kultzen)
Unionsverlag, 2010
320 Seiten
19,90 Euro
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Originalausgabe
Las viudas de los jueves
Alfaguara Argentina, 2005
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Verfilmung
Las viudas de los jueves (Argentinien/Spanien 2009)
Regie:: Marcelo Piñeyro
Drehbuch: Marcelo Figueras, Marcelo Piñeyro
mit Ernesto Alterio, Juan Diego Botto, Gloria Carrá, Ana Celentano, Camilo Cuello Vitale, Pablo Echarri, Adrián Navarro, Leonardo Sbaraglia, Vera Spinetta, Gabriela Toscano, Juana Viale
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Claudia Piñeiro: Elena weiß Bescheid
(übersetzt von Peter Kultzen)
Unionsverlag, 2009
192 Seiten
16,90 Euro
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Originalausgabe
Elena sabe
Alfaguara Argentina, 2007
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Claudia Piñeiro besucht Deutschland – und liest
Donnerstag, 30. September, Köln
Freitag, 1. Oktober, Bönen
Sonntag, 3. Oktober, Hagen
Sonntag, 3. Oktober, Frankfurt
Sonntag, 3. Oktober, »Die Donnerstagswitwen« – im Bayerischen Rundfunk 2
Sonntag, 3. Oktober, »Die Donnerstagswitwen« im WDR 3
Montag, 4. Oktober, Bad Berleburg
Dienstag, 5. Oktober, »Die Donnerstagswitwen« – in München
Dienstag, 5. Oktober, Frankfurt
Mittwoch, 6. Oktober, Frankfurter Buchmesse
Freitag, 8. Oktober, Frankfurter Buchmesse
Freitag, 8. Oktober, ARD-Radionacht der Bücher
Sonntag, 10. Oktober, Frankfurter Buchmesse
Sonntag, 10. Oktober, Marburg
Dienstag, 12. Oktober, Leipzig
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Hinweise
Unionsverlag über Claudia Piñeiro
Meine Besprechung von Claudia Piñeiros „Ganz die Deine“ (Tuya, 2003)

