Am 24. November 1910 wurde Jean Meckert in Paris geboren. Am 7. März 1995 starb er in Paris. Er schrieb unter seinem Namen und unter verschiedenen Pseudonymen zahlreiche Romane. Als Jean Amila schrieb er von 1950 bis 1985 gut zwei Dutzend Krimis für die Série noire des Gallimard-Verlages.
In Deutschland veröffentlicht der Conte-Verlag inzwischen die Krimis von Jean Amila als deutsche Erstveröffentlichungen. Denn zu Lebzeiten wurden nur zwei Bücher von Amila ins Deutsche übersetzt. Auch der vor wenigen Tagen veröffentlichte Gangsterkrimi „Auf Godot wartet keiner“ ist eine Erstveröffentlichung und obwohl (oder weil?) das Buch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ist es eine sehr vergnügliche Lektüre. Denn bei all ihren unmoralischen Handlungen, wie Brandstiftung, Diebstahl, Einbruch, Mord und Schläge, bewahren sich alle Charaktere eine kindliche Unschuld. Es wird zwar gestorben, aber so schlimm ist das nicht. Nur einer trauert. Félix heißt dieser Tropf, dessen zweiter Vorname „Harmlosigkeit“ und sein dritter „Vertrauensseligkeit“ ist. Seine von ihm über alles geliebte Frau starb vor drei Jahren bei einem Kaufhausbrand bei dem insgesamt vierzig Menschen starben. Am Ende der Gerichtsverhandlung stand ein Freispruch, weil dem Besitzer keine Schuld nachgewiesen werden konnte. Es war, so das Gericht, einfach Pech gewesen. Wie auch bei einigen anderen Kaufhäusern des gleichen Besitzers. Und die Versicherung deckte ihn immer.
Jetzt ist Félix, Beamter bei der Bahnpost, in Paris. Er will einen Killer engagieren oder eine Schusswaffe kaufen und den Bösewicht zur Strecke bringen. Hilfe erwartet er dabei von seiner Ex-Frau Angèle Maine, die gute Verbindungen zur Halb- und Unterwelt hat. Auch ihr derzeitiger Geliebter Riton Godot ist ein Gangster, der gerade mit einem kleinem Gangsterkrieg mit der Paconibande vollauf beschäftigt ist.
Maine hält von dem Ansinnen ihres Ex-Mannes absolut nichts und will ihn am liebsten sofort wieder zurück in die Provinz schicken. Aber Godot wittert die Chance auf ein gutes Geschäft. Und Maines Tochter Colette verknallt sich in Godots Schergen Jo, der irgendwann die Lust am Verbrecherhandwerk verliert.
Es ist also einiges los im Paris der fünfziger Jahre.
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Jean Amila: Auf Godot wartet keiner
(übersetzt von Helm S. Germer)
Conte, 2010
200 Seiten
10 Euro
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Originalausgabe
Sans attendre Godot
Editions Gallimard, 1956
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Hinweise
Deutsche Seite über Jean Amila
Wikipedia über Jean Amila (deutsch, englisch, französisch)
