
Adrian Monk war, wie wir in „Mr. Monk in Germany“ erfahren haben, von Berlin begeistert. Es war alles so schön symmetrisch und gleich. Paradiesisch eben. Doch Berlin war nur ein kurzer Abstecher. Die meiste Zeit war er in Lohr (ein Synonym für Vorhölle) und löste Mordfälle (was die Gegend erträglich machte). Jetzt, nachdem sein Psychiater Dr. Kroger (der Grund für Monks Reise von San Francisco nach Deutschland) wieder nach Hause zurückkehrt, möchte auch Monk den nächsten Flieger in die USA besteigen. Aber seine Sekretärin Natalie Teeger erpresst ihn zu einem Abstecher nach Paris; – was sie besser nicht getan hätte.
Schon im Flugzeug klärt Monk den ersten Mord auf.
Die ersten Stunden in Paris verlaufen dann fast normal. Es gibt zwar ein Problem mit der zweiten Etage im Hotel (die Franzosen zählen die Stockwerke falsch) und dass er die Nacht in einem Zimmer mit Natalie verbringen muss, ist auch nicht okay. Dafür darf er am nächsten Tag die Kanalisation besichtigen und in den Katakomben entdeckt Monk unter den Millionen von Knochen einen nagelneuen Schädel. Damit ist, auch weil dieser Ermordete eine Verbindung nach San Francisco hatte, für Natalie der geplante Urlaub vorbei.
Aber Monk tröstet sie. Jetzt werde sie von Paris Seiten kennen lernen, die sie als Touristin niemals gesehen hätte. Dazu zählen Besuche bei Künstlern (schlimm), Hausbesetzern (noch schlimmer) und einer im Untergrund lebenden Gruppe von Freeganern (barbarisch). Sie ernähren sich von Abfällen. Weil sie den Abfall von Nobelrestaurants plündern, ist ihr Lebensstandard gar nicht so schlecht. Jedenfalls nach normalen Standards. Für Monk gehören sie selbstverständlich alle eingesperrt.
Lee Goldbergs siebtes Monk-Abenteuer schließt unmittelbar an „Mr. Monk in Germany“ an und bietet all das, was auch die vorherigen Monk-Romane zu einem Lesegenuss machte: ein verzwickter Kriminalfall (Der hier allerdings nicht so verzwickt ist. Immerhin ist Monk im Urlaub.), Situationskomik (Monk im Hotel, Monk im Untergrund, Lt. Randy Disher in Paris), witzige Dialoge auf jeder Seite und für den genialen Ermittler ungeahnte Herausforderungen. Denn natürlich konfrontiert Lee Goldberg den neurotischen Detektiv immer wieder mit Situationen, die für normale Menschen einfach zu bewältigen sind, aber Adrian Monk vor teilweise kaum zu überwältigende Herausforderungen stellen und überraschend löst.
Gleichzeitig liefert Goldberg genug Impressionen von Paris, um einen Paris-Ausflug auf das nächste Jahr zu verschieben. Denn die interessantesten Seiten von Paris lernen wir in „Bonjour, Mr. Monk“ kennen.
Lee Goldberg: Bonjour, Mr. Monk
(übersetzt von Caspar D. Friedrich)
Panini Books, 2009
336 Seiten
9,95 Euro
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Originalausgabe
Mr. Monk is miserable
Obsidian, 2008
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Hinweise
Thrilling Detective über Adrian Monk
Meine Besprechung von Lee Goldbergs “Mr. Monk besucht Hawaii“ (Mr. Monk goes to Hawaii, 2006)
Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk in Germany“ (Mr. Monk goes to Germany, 2008)