Für die zweite Staffel von „Ihr Auftritt, Al Mundy!“ wurde an dem bewährten Rezept aus lockeren Sprüchen, schönen Frauen, etwas Jetset und gewagten Einbrüchen nichts geändert. Immer noch wird Profieinbrecher Al Mundy (Robert Wagner) von Secret-Intelligence-Agency-Chef Noah Bain (Malachi Throne) erpresst für die amerikanische Regierung zu arbeiten. Nicht als Spion, sondern als Einbrecher. Denn, so Bain, für bestimmte Aufgaben braucht man jemand, der wie ein Einbrecher denkt und dafür nimmt man dann am Besten gleich einen Einbrecher. Vor allem wenn dieser Einbrecher gerade in einem amerikanischen Knast eine Haftstrafe absitzt. Zähneknirschend nimmt Al Mundy das Angebot „Freigang für Einbrüche“ an.
Während er in der ersten Staffel oft hinter den Eisernen Vorhang geschickt wurde, darf er in der ersten Hälfte der zweiten Staffel (Polyband splittete die zweite, aus 26 Folgen bestehende Staffel in zwei Boxen auf, von denen bislang nur die erste Hälfte mit zwölf Folgen erschienen ist) seiner Arbeit öfters auf heimischem Boden, unterbrochen von Ausflügen nach Europa und Südamerika, nachgehen.
Ein Höhepunkt ist dabei das Treffen mit Nick Grobbo (Ricardo Montalban), einem sehr vermögendem, international tätigem Hehler. In der von Jack Arnold inszenierten Episode „Die Hitze bringt es an den Tag“ soll Al Mundy einen Gegenstand, von dem er nicht weiß, wie er aussieht, aus dem gut geschütztem Anwesen von Grobbo stehlen. Al bietet ihm einen wertvollen Stein, den er gerade gestohlen hat, an und gelangt so auf Grobbos Anwesen. In „Zwei alte Freunde im Ring“ treffen sie sich zufällig in Rom. Grobbo glaubt, dass Al Mundy dort einen Diamanten stehlen will. Al hat zwar einen anderen Auftrag, aber zur Tarnung muss er auch diesen Diebstahl durchführen und so Grobbo wieder betrügen. Gleichzeitig wird in dieser Episode noch deutlicher als in „Die Hitze bringt es an den Tag“ das Thema „Ehre unter Verbrechern“ behandelt. Denn obwohl Al und Grobbo sich gegenseitig betrügen wollen, respektieren sie sich. In dieser Folge spielt auch Richard Kiel, der später als Bond-Bösewicht Jaws in „Der Spion, der mich liebte“ und „Moonraker“ auftrat, mit.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Zweiteiler „Flitterwochen in Berlin“. Das liegt weniger an der komplizierten Geschichte über Spionage, Doppelspionage, Geheimnisse und Verrat und schon gar nicht an den Bildern aus Berlin und der DDR (Hey, damals wurde nicht vor Ort gedreht und trotzdem sehen Berlin und die DDR mehr nach Berlin und DDR aus, als einige Filme, die vor Ort gedreht werden), sondern an Als Gegner: Colonel Heinreich, Leiter des ostdeutschen Geheimdienstes, ein schlauer Fuchs und gespielt von Joseph Cotten.
In „Der Musik-Liebhaber“, wieder in Italien, wird es musikalisch. Denn in dem Safe eines Klassik-Liebhabers sind wichtige Dokumente. Al gelingt es als Begleiter einer Opernsängerin (Suzanne Pleshette [Die Vögel]) auf das Landhaus eingeladen zu werden.
In „Der große Zauber“ tarnt Al sich, um in einen Palast zu gelangen, als Zauberer. Dummerweise hat er von der Zauberei keine Ahnung, der echte Zauberer ist deutlich älter als Al Mundy und er trifft dort auf eine Kollegin. Das gibt genug Stoff für zahlreiche witzige Szenen.
In „Eine Kiste rote Rüben“ gibt es einen satirischen Blick auf das Milieu von mehr oder weniger avantgardistischen Filmemacher und deren Gehabe, das an Rockstars erinnert. Noel Harrison, der damals als Sidekick aus der Spionageserie „The Girl from U.N.C.L.E.“ (aka Stefanie Powers, die später mit Robert Wagner „Hart, aber herzlich“ wurde) bekannt war, gefiel die Rolle als arrogant-schnöseliger Regisseur Lester V. Griffin sichtbar.
Wahrscheinlich gab es für „Rätselhafte Transaktionen“, obwohl ich es mir nicht vorstellen kann, aber andererseits traue ich Banken fast alles zu, ein wahres Vorbild. Denn den Safe, den Al dieses Mal knacken soll, ist in einer Bank (soll vorkommen) und die Safetür ist auf eine sehr belebte Straße gerichtet. Das inspiriert Al zwar zu einer durchaus aufwändigen Tarnaktion, aber andererseits ist diese Konstruktion des Safes (und einige Teile von Als Charade) doch arg unglaubwürdig.
Da sind die in der Karibik spielenden Episoden „Eine Nacht auf Solidad“ und „Sechs für die Revolution“ wesentlich glaubwürdiger. In „Eine Nacht auf Solidad“ soll Al die Leiche eines Diktatorensprösslings zur Schnellautopsie aus den Katakomben stehlen. Es ist zwar spaßig anzusehen, wie die Leiche dann mehrmals über das Anwesen des Diktators geschleppt wird. Aber eigentlich hätte der S.-I.-A.-Doktor doch einfach die Leiche in der Leichenkammer obduzieren können. Aber in den Swinging Sixties waren Spione und ihre Gegner für ihre elaborierten Pläne berüchtigt.
In „Sechs für die Revolution“ planen ein General und ein mächtiges Kartell einen Umsturz. Al soll den zwischen ihnen aufgesetzten Vertrag stehlen. Der ist in einem Safe, der nur mit sechs verschiedenen Schlüsseln, die sich bei den Verschwörern befinden, geöffnet werden kann.
Und in „Ein leiser Löwe“, der letzten Folge der Halbstaffelbox, hilft Al einem Freund. Denn in einem afrikanischem Kleinstaat wurde eine wertvolle, die Macht des Herrschers begründende Reliquie gestohlen. Al will sie zurückstehlen und wie ihm, buchstäblich in letzter Sekunde, der Austausch gelingt, ist ein kleines Kabinettstück, das einen sehnlich auf die weiteren Folgen warten lässt.
Auffallend bei der deutlich von der damaligen James-Bond-Manie beeinflussten Serie „Ihr Auftritt, Al Mundy!“ ist, dass die Mischung aus spannenden Fällen, technischen Spielereien (wobei Al Mundy im Gegensatz zu James Bond immer der altmodische Handwerker war, der auch aus Prinzip auf eine Pistole verzichtete), coolen Sprüchen (ich beziehe mich auf die Originalfassung. Die deutsche Fassung wurde von Schnodderschnauze Rainer Brandt gemacht.), heißen Frauen (ich meine FRAUEN, keine dieser im Schönheitsstudio optimierten, hirnlosen Kampfamazonen), jazziger Musik (für einige Folgen wurden sogar die bekannten Jazzer Benny Golson und Oliver Nelson engagiert) heute immer noch – Nostalgiebonus hin, Nostalgiebonusher – glänzend unterhält.
Die „Staffel 2.1“-Box hat, wie die beiden Boxen für die erste Staffel, ein informatives zwanzigseitiges Booklet und das Bild wurde überarbeitet. Während bei der ersten Aufnahme die Archivaufnahmen teilweise eine deutlich schlechtere Qualität hatten, ist jetzt das Bild der über vierzig Jahre alten Serie einheitlich gut.
Ihr Auftritt, Al Mundy! – Staffel 2.1 (It takes a Thief, USA 1968)
Idee: Roland Kibbee
mit Robert Wagner (Al Mundy), Malachi Throne (Noah Bain)
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DVD
Polyband
Bild: 1,33:1 (4:3)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: Booklet
Länge: 590 Minuten (12 Episoden auf 4 DVDs)
FSK: ab 12 Jahre
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Al Mundys neue Einsätze
Eine Nacht auf Solidad (One Night on Soledade)
Regie: Don Weis
Drehbuch: Alan Caillou
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Der Musik-Liebhaber (A Sour Note)
Regie: Don Weis
Drehbuch: Gene L. Coon (nach einer Geschichte von Mort Zarcoff und Gene L. Coon)
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Der große Zauber (The Bill is in Committee)
Regie: Don Weis
Drehbuch: Elroy Schwartz
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Die Hitze bringt es an den Tag (The Thingamabob Heist)
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Burt Styler
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Sechs für die Revolution (Get me to the Revolution in time)
Regie: Leonard J. Horn
Drehbuch: Paul Tuckahoe, Glen A. Larson
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Hände weg von der Dame (The Packager)
Regie: Leonard J. Horn
Drehbuch: Leonard Stadd
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Flitterwochen in Berlin – Teil 1 (Hans across the border – Part 1)
Regie: Don Weis
Drehbuch: Glen A. Larson
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Flitterwochen in Berlin – Teil 2 (Hans across the border – Part 2)
Regie: Don Weis
Drehbuch: Glen A. Larson
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Eine Kiste roter Rüben (A case of red turnips)
Regie: Don Weis
Drehbuch: Mort Zarcoff
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Zwei alte Freunde im Ring (The galloping skin game)
Regie: Michael T. Caffey
Drehbuch: Gene L. Coon (nach einer Geschichte von Leigh Chapman und Gene L. Coon)
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Rätselhafte Transaktionen (Glass riddle)
Regie: George Tyne
Drehbuch: B. W. Sandefur
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Ein leiser Löwe (To catch a roaring lion)
Regie: Marc Daniels
Drehbuch: Robert M. Young
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Hinweise
Wikipedia über „It takes a thief“
Cinema Retro über „It takes a thief“
Meine Besprechung von „Ihr Auftritt, Al Mundy!“ (Staffel 1)
