Die Inhaltsangabe klingt bescheuert: ein Typ taucht bei einer Zeitung auf und sagt, er habe sechs Menschen in eine Sauna gesperrt. Die Temperatur in der Sauna erhöhe sich ständig und die Menschen werden in einigen Stunden sterben, außer die Zeitung drucke seinen Artikel ab, in dem vor der Klimakatastrophe gewarnt werde. Der Chef vom Dienst ruft die Polizei an. Der Polizist glaubt, dass der Irre wirklich einige Menschen in einer Sauna eingesperrt hat. Er will die Gefangenen vor dem sicheren Tod zu retten.
Ein Mann will die Menschheit vor der Klimakatastrophe warnen? Wissen wir nicht alle, dass die Temperatur steigt? Haben nicht auch alle Untergangspropheten für „2012“ wieder einmal aus allen Rohren geschossen – und im Zweifelsfall hat Roland Emmerich, für alle, die es nicht so mit dem Lesen haben, nicht schon zwei Blockbuster zum Thema gedreht? Muss da wirklich ein Durchgeknallter bei einem Provinzblatt in Grand Rapids, Michigan, auftauchen und die frohe Botschaft verkünden?
Aber in den ersten Minuten von „Das Chaos-Experiment“ stellt sich dann doch eine leichte Beruhigung ein. Die Klimakatastrophe ist nur ein MacGuffin für einen gewöhnlichen Thriller, in dem ein Erpresser einige Geisel nimmt, um an sein Ziel zu gelangen, ein Polizist ihn daran hindern will und die Gefangenen versuchen, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Außerdem spielt Val Kilmer den Erpresser bereits von der ersten Minute an als den Durchgeknallten von nebenan; der Typ, der ihnen in der U-Bahn, am Marktstand oder in der Kneipe ohne eine Miene zu verziehen die unglaublichsten Geschichten erzählt. Gerne über staatliche Verfolgung von KGB/CIA/BND und wie sie versuchen ihn mit Strahlen in den Wahnsinn zu treiben.
Dafür sind die von dem Erpresser in der Sauna gefangen gehaltenen Menschen nur austauschbares Schlachtvieh mit ebenso vorhersehbaren Konflikten und einer fast ebenso vorhersehbaren Sterbereihenfolge. Und weil Regisseur Phillipe Martinez auf die bekloppte Idee verfiel, die in der Sauna spielenden Szenen in ein goldgelbes Licht zu tauchen, erinnern diese Bilder ein einen missglückt-verklemmten Softporno mit Kamasutra-Touch. Dieser Plot ist zum Weglaufen. Da hilft auch kein fast nackter Eric Roberts.
„Das Chaos-Experiment“ ist ein kleiner, durchaus unterhaltsamer Thriller, der eine erstaunlich hochkarätige Besetzung hat und den man sich vor allem wegen der Szenen von Val Kilmer und Armand Assante (der den harten Straßencop spielt) durchaus irgendwann im TV ansehen kann. Aber auch dann erhält man keine Antwort auf die Frage, warum Val Kilmer derzeit sein Talent in so vielen kleinen Filmen, die nicht umsonst direkt auf DVD landen, verschleudert. Auch „Das Chaos-Experiment“ wurde mit einem sehr überschaubarem Budget, bis auf einige kurze Szenen, in zwei Räumen an vierzehn Tagen gedreht.
Das Chaos-Experiment (The Steam Experiment, USA 2009)
Regie: Phillipe Martinez
Buch: Robert Malkani
mit Val Kilmer, Armand Assante, Eric Roberts, Megan Brown, Patrick Muldoon, Cordelia Reynolds, Eve Mauro, Quinn Duffy
–
DVD
Sunfilm
Bild: 16:9 (1:2,35)
Ton: Deutsch (DTS, Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Trailer (deutsch, englisch)
Länge: 87 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
–
Hinweise
