Selten ist der letzte Film eines Künstlers ein Klassiker. Auch Brittany Murphys letzter Film „Ohne jede Spur“ – sie starb 32-jährig am 20. Dezember 2009 an einer Lungenentzündung – wäre, wenn er nicht die Adelung des letzten Films hätte, ein vollkommen unerhebliches Nebenwerk, bei dem die teilweise ziemlich namhafte Besetzung erstaunt. Denn die Story – Eine junge Frau sucht ihren spurlos im Krankenhaus verschwundenen Freund. Dabei ist sie, weil niemand den Verschwundenen gesehen hat, auf sich allein gestellt. – versackt nach einer bekannt-bewährten Prämisse zuerst im dramaturgischem Leerlauf (dafür darf die erstaunlich schlecht aussehende Frau Murphy durch die Gänge des Krankenhauses wandeln) und, nachdem nach einer knappen Stunde der Grund für das Verschwinden ihres Freundes enthüllt wird, endet alles in einem kläglich vorhersehbarem Showdown.
Mit knapp neunzig Minuten vergeht die Zeit bei diesem Direct-to-DVD-Werk halbwegs schnell, aber nicht angenehm.
Denn wenn es nicht etliche, wahrscheinlich ungewollte, Irritationen gäbe (wie holprige Dramaturgie, Logiklöcher von epischen Ausmaßen, schlecht ausgelegte falsche Fährten, banalste Dialoge, uneinheitliche Charakterzeichnungen und Darstellungen [wobei Regisseur und Filmhistoriker Peter Bogdanovich in einem Kurzauftritt als Psychiater grandios neben der Spur spielt; fast wie einer der verrückten Wissenschaftler aus der goldenen Zeit der B-Pictures], eine uneinheitlicher Erzählhaltung [Soll es eine Pseudo-Doku sein? Ein Noir? Ein Thriller? Eine Psycho-Thriller? Ein Drama über eine Frau, die den Kontakt zur Realität verliert? – Es ist mal dieses, mal jenes, am Ende nichts von allem, aber dafür gibt es immer wieder bedeutungsschwanger eingeblendete Überwachungsaufnahmen], uneinheitliche Kameraarbeit und Schnitt), wäre „Ohne jede Spur“ Malen nach Zahlen. Aber dann wäre am Ende wenigstens ein rundes Bild herausgekommen.
„Ohne jede Spur“ dürfte nur den Die-Hard-Brittany-Murphy-Fans gefallen. Alle anderen können das mit einem Minimal-Budget gedrehte Werk getrost ignorieren.
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Weil der Trailer den Film ziemlich gelungen zusammenfasst, gibt es ihn erst jetzt
Ohne jede Spur (Abandoned, USA 2010)
Regie: Michael Feifer
Drehbuch: Peter Sullivan (nach einer Geschichte von Jeffrey Schenck und Peter Sullivan)
mit Brittany Murphy, Dean Cain, Mimi Rogers, Peter Bogdanovich, Jay Pickett, Tim Thomerson, Scott Anthony Leet, America Young, Tara Subkoff
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DVD
Sunfilm
Bild: 1:1,85 (16:9)
Ton: Deutsch (DTS 5.1, DD 5.1), Englisch DD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: –
Länge: 85 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Hinweis
